„Dass ein Weiterso, weil es irgendwie funktioniert hat, nicht mehr möglich ist“ Michael Pietrucha, Schriftsteller_Forchheim/D 30.4.2021

Lieber Michael, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

An 5-6 Tagen die Woche gebe ich Online-Kurse am Nachmittag und an 6-7 Tagen übersetze ich vormittags. Manchmal mehr oder weniger. Ich bin Freelancer, kann mir Pausen erlauben, aber seit einem Jahr ist mein Arbeitspensum in die Höhe geschossen. Ich genieße es, bis zu einem gewissen Grad. Mein Job ist ein sehr einsamer, aber die Isolationen in den Lockdowns fordern auch mich sehr. Vorher schon existente Schlafstörungen sind noch strapazierender geworden. Mein lyrisches Schaffen leidet ein wenig unter diesem Zusammenspiel aus unterschiedlichen Faktoren. Ich gehe mit einer Idee normalerweise meist Tage lang kopfschwanger, bevor ich den ersten Entwurf in einer frühen Morgenstille aufschreibe. Danach wird er meist ein halbes Dutzend Mal überarbeitet. In diesem Jahr habe ich erst ein Gedicht geschrieben. Im letzten Jahr, nicht zuletzt aufgrund der neuartigen Herausforderungen, und meinem Versuch sie zu verarbeiten, meiner noch stärkeren Reflexion der eigenen Entwicklung, schaffte ich etwa 1 Gedicht pro Monat. Lebensqualität geht verloren, wenn ich nicht ein paar schöne Zeilen zu Papier bringe. 

Michael Pietrucha, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Lieb zueinander sein und die Ruhe bewahren. Freundliche Floskeln wechseln in jeder Alltagsbegegnung. Selbst die erste beste Albernheit ist ein Eisbrecher und macht, dass sich das Gegenüber in meiner Gegenwart wohl fühlt. Die kleinen Dinge bewusster genießen, wie ein Lächeln, das liebevoll gebrühte Heißgetränk To Go wertschätzen, einen Flirt, ein Kompliment. Wer beim Spaziergang anhält, merkt beispielsweise, dass Stieglitze immer im Paar unterwegs sind. Solche Dinge wünsche ich mir für uns, neben verantwortungsbewusstem Tun unserer aller Gesundheit gegenüber, versteht sich.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Kunst fehlt generell immer. Derzeit mehr denn je. Ich vermisse es, mit Menschen über Kunstwerke zu sprechen. Das betrifft weniger die Literatur. Ich weiß nicht, maße es mir nicht an zu urteilen, ob Lyrik die gleiche zusammenführende Kraft hat wie die bildenden Künste oder wie die großen Mythen, die sich über teils Jahrtausende überliefert und neue Geschichten und uns alle geprägt haben. Ich bezweifle, dass Lyrik das heutzutage kann; außer bei Lyriker:innen selbst und ihren Leser:innen. Sie wird zur Kenntnis genommen, das ist schon was. Dichterworte wirken über Zoom nicht so nachhallend bei der Zuhörerschaft wie bei einer Live-Lesung. Darüber hinaus bin ich gespannt, wie sich die Gesellschaften und Staatssysteme verändern werden. Vieles ist auf der Welt losgetreten worden. Auch bei uns stellt man fest, dass ein Weiterso, weil es irgendwie funktioniert hat, nicht mehr möglich ist.

Was liest Du derzeit?

Ich war schon immer ein ungeduldiger Leser, der völlig verschiedene Bücher gleichzeitig las. Insgesamt lese ich weniger als je zuvor. Paradox, nicht wahr? Es sind zurzeit sehr viele Verseschmiede aus aller Herren Länder, wie „Barfuß“ von Bela Chekurishvili, „Wildniß“ von Daniela Danz, „weil es keinen grund gibt für grund“ von Axel Görlach, „In Begleitung des Windes“ von Abbas Kiarostami, immer wieder Miłosz und Zagajewski, aber auch der epische Roman „Horcynus Orca“  von Stefano d’Arrigo.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ehrlich gesagt bin ich kein Freund von Zitaten. Und dass nicht nur, weil ich schrecklich darin bin, Text zu memorieren. Aber das von Dürrenmatt stammende „Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden“ lässt sich auf die jetzigen Verhältnisse gut anwenden.

Vielen Dank für das Interview lieber Michael, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Michael Pietrucha, Schriftsteller

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30.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Wir sollten unsere Ängste auf den Tisch legen und offen reden“ Isabel Folie, Schriftstellerin_Wien 30.4.2021

Liebe Isabel, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich arbeite als selbstständige Werbetexterin – ich kenne das Arbeiten im Home Office also nur zu gut. Darum hat sich meine Tagesstruktur auf den ersten Blick gar nicht einmal so stark verändert: Einige Stunden am Tag texte ich, andere widme ich dem literarischen Schreiben und dem Lesen. Neu ist, dass ich seit Kurzem an der Gestaltung eines intermedial angelegten Kunstmagazins arbeite. Am Wochenende bringt dann der Prosecco Schwung ins Leben.

Auch wenn die Tage mit all diesen Aktivitäten gut gefüllt sind, fehlt mir der persönliche Austausch mit anderen Künstlern, das Schreiben im Kaffeehaus oder das Beisammensein im Beisl sehr. Das wirkt sich auch auf mein Schreiben aus: Es ist in diesem ständigen Lockdown sehr viel mühsamer und kräftezehrender für mich, Inspiration zu erhalten und beim Schreiben den ersehnten Elan zu erlangen.

Isabel Folie, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Man sollte sich bewusst sein, dass es gerade für niemanden leicht ist. Wir alle wünschen uns, dass sich rasch etwas zum Besseren ändert. Deswegen ist es besonders wichtig, dass wir zusammenhalten und uns nicht gegenseitig anfeinden und diffamieren. Wir sollten nicht nur die eigenen Ängste, sondern auch die Ängste der anderen ernst nehmen. Und wir sollten darüber ganz offen reden. Denn nur über das, was auf dem Tisch liegt, kann man einen Konsens finden.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich denke die Kunst steht gerade an einem Punkt, an dem sie sich die Frage stellen sollte, wie sie anerkannter und politisch einflussreicher werden kann. Für mich ist es nun an uns Künstlern, die Menschen dermaßen mitzureißen, dass die Kunst gar nicht mehr anders als systemrelevant sein kann.
Es gibt viele Wege, wie die Kunst das erreichen kann und immer wieder hat sie in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass sie in der Lage ist, in schwierigen Zeiten eine gewichtige Position einzunehmen. So kann sie zum Beispiel in ihren Werken hoffnungsvoll in die Zukunft blicken und den Menschen einen möglichen Weg dorthin weisen. Oder sie kann schonungslos den Finger in die Wunde legen und aktuelle Missstände aufdecken.
Ich für meinen Teil arbeite zurzeit – neben meinem sozialkritischen Romanprojekt – auf meiner Website (www.grauergreif.at) an einer Plattform, die das Ziel hat, Künstler intermedial zu vernetzen.

Was liest Du derzeit?

Ich lese meist mehrere Bücher gleichzeitig.
Robert Pfaller – Mit blitzenden Waffen
Anton Tschechow – Die Dame mit dem Hündchen. Erzählungen 1896 – 1903
Martin Buber – Ich und Du
Annie Ernaux – Die Jahre

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ein Zitat von Robert Pfaller: Haltet eure Empörung über Kleinigkeiten möglichst klein. Denn nur dann werdet ihr imstande sein, euch über das zu empören, was euch klein hält.

Vielen Dank für das Interview liebe Isabel, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literatur-, Textprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Isabel Folie, Schriftstellerin

www.grauergreif.at

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2.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Der direkte Austausch zwischen Künstler*innen und Publikum ist für mich unersetzbar“ Martina Sinowatz, Schriftstellerin_ Wien 30.4.2021

Liebe Martina, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Auf alle Fälle bin ich Procastinationsexpertin geworden, wobei mich das Radio sehr effizient unterstützt.

Sonst verbringe ich viel Zeit mit Denken, Schreiben, Lampenfieber haben (nächste Woche findet Lyrik im Mai statt …) Grazer Autorinnen Autorenversammlung – Lyrik im März (gav.at) und meinem neuen Hobby Kochen.

Martina Sinowatz, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Für „uns alle“ ist schwierig zu beantworten. Wer sind denn „wir alle“? Wenn es allgemein zu verstehen ist, finde ich es wichtig, Kontakte zu halten. Die psychische Distanz soll keine soziale sein. Beziehungen zu halten oder zu festigen ist eine schöne – ich nenne es bewusst – Arbeit.

Nur: Gilt das wirklich für alle? Eigentlich kann ich es doch nur für mich selbst beantworten.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur,  der Kunst an sich zu?

Persönlich freue ich mich darauf, Kunst wieder in realen Räumen zu erleben und zu machen. Der direkte Austausch zwischen Künstler*innen und Publikum ist für mich unersetzbar. Wie sehr mir das abgeht, habe ich 2020 im Sommer erfahren, als es kurz, wenn auch eingeschränkt möglich war. Diese Liveereignisse habe ich wie Feste erlebt und genossen.

Einmal konnte ich selbst als Lesende teilnehmen und es war für mich eine Bereicherung, die Reaktionen auf die Texte wieder einmal in der Mimik, in der Körperhaltung der Zuhörenden zu erleben. Das ist virtuell nicht derart unmittelbar spürbar. Bei einer Liveperformance ist das noch vehementer, Lampenfieber inklusive mit der immer wieder hochkommenden Frage: Warum mache ich das eigentlich?

Literatur und jede andere Kunst spielen für die meisten Menschen, die ich kenne, eine große Rolle und sie freuen sich wie ich darauf, sie wieder als gemeinschaftliche Erlebnisse zu genießen. Danach noch auf ein Resümee-Bier zu gehen, gehört für mich dazu.

Was liest du derzeit?

Soeben habe ich die Lektüre abgeschlossen von: Bernadine Evaristo: Mädchen, Frau etc. aus dem Englischen von Tanja Handels.

Das Buch hat mir eine Freundin geschenkt und mir damit eine große Freude bereitet. Der Roman ist witzig, berührend, feministisch, ironisch und spannend. Schade, dass ich ihn schon ausgelesen habe.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Es gibt eine Formation, die das avantgartistische Prinzip der assoziativen Montage in Wort und Aktion verfolgt:

grauenfruppe | startseite

Die grauenfruppe sind Daniela Beuren, Elke Papp, Karin Seidner und ich als alphabetisch letztgereihtes Vierterl. Im September feiern wir im Rahmen einer GAV-Veranstaltung unser 25-jähriges Bestehen unter dem Motto, das wir durchaus als Impuls verstehen:

BILDET KOLLEKTIVE!

Vielen Dank für das Interview liebe Martina, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Martina Sinowatz, Schriftstellerin

Grazer Autorinnen Autorenversammlung – MITGLIEDER (gav.at)

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29.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Dass das Theater noch mutiger wird“ Julia Jenewein, Regisseurin _Innsbruck 29.4.2021

Liebe Julia, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich bin in der glücklichen Situation, proben und arbeiten zu können, was sehr zum
Seelenwohl beiträgt, da die Theatervermissung sonst zu groß wäre. Da ich mich kurz
vor Corona selbständig gemacht habe, bin ich einerseits froh, keine Existenzängste
haben zu müssen. Andererseits ist es ein höchst merkwürdiger Zustand, weil man
die harte Arbeit nie einem Publikum präsentieren darf und ständig mit der Angst
lebt, für die Schublade zu produzieren. Jedes Verschieben und Absagen ist mühsam
und schmerzt.

Julia Jenewein, Regisseurin


Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Auf sich zu achten und gesund zu bleiben, physisch und psychisch. Ich zum Beispiel
brauche regelmäßig Pausen von Nachrichten oder Social Media Diskussionen und
konsumiere viel Kunst und Natur, dann geht es mir besser. Man spürt überall sehr
viel Frust und angestaute Aggressionen, diese Zeit geht den Menschen an die
Substanz. Ich wünsche mir Empathie, Solidarität und Vernunft. Wir sollten nicht nur
diese Pandemie, sondern vor allem auch den Klimawandel, die Asylpolitik und die
Rechtsradikalität bekämpfen, das schaffen wir nur gemeinsam.


Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Hoffentlich! Ein Neubeginn würde der Welt gut tun, obwohl das im Moment
regelrecht utopisch wirkt. Wesentlich wird sein, die Menschen und die Gesellschaft
wieder zu vereinen. Die Kunst und Kultur steht also vor einer verantwortungsvollen
Aufgabe, denn sie war immer schon Vermittlerin des Unaussprechlichen. Ich liebe
das Theater, weil es unmittelbar auf Ereignisse reagieren kann. In Echtzeit und
einmalig können Menschen dort miteinander interagieren, Energien und
Denkprozesse freisetzen. Das geht nur, wenn man endlich wieder unter einem Dach
sein darf. Auf der Bühne muss alles erlaubt sein und ich hoffe, dass das Theater nach
der Krise noch mutiger und unbequemer wird, „systemrelevant“ darf es gar nicht
sein wollen. KünstlerInnen müssen hinsehen, nicht weg, auch hinter der Bühne.
Nach monatelangem Stillstand gibt es hoffentlich genug kritische Stimmen und das
gemeinsam Erlebte kann emotional verarbeitet werden.

Was liest Du derzeit?

„Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ von Mary MacLane und „Ich und die
Anderen. Wie die neue Pluralisierung uns alle verändert“ von Isolde Charim.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ich gebe gern einen Ohrwurm weiter, den ich gerade habe, von Kali Uchis‘ „After the
storm“:
„So if you need a hero, just look into the mirror.
No one‘s gonna save you now, so you better safe yourself.“

Vielen Dank für das Interview liebe Julia, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Julia Jenewein, Regisseurin

Foto__Miriam Thaler

29.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Denn alle werden weiterwurschteln wie bisher“ Monika Vasik, Schriftstellerin _Wien 29.4.2021

Liebe Monika, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Nicht viel anders als sonst, lieber Walter. Ich gehöre zur Hochrisikogruppe, bin seit 13 Monaten in mehr oder minder freiwilliger Abgeschiedenheit und unterbreche diese selten unter Einhaltung aller mir möglichen Vorsichtsmaßnahmen. Ich diszipliniere mich, versuche anzunehmen, was ich nicht ändern kann. Spätestens um 8 Uhr in der Früh sitze ich jeden Tag am Schreibtisch, schreibe, rezensiere, lektoriere. Nachmittags gehe ich oft hinaus, bin allein in der Natur, selten gemeinsam mit Freundinnen. Was mir wie allen anderen fehlt sind Impulse von außen, ist die Atmosphäre wirklicher Lesungen, Theateraufführungen und Konzerte, weil sie durch Online-Formate nicht ersetzbar ist. Aber ich tröste mich damit, dass wieder andere, unbeschwerte Zeiten kommen werden, in denen das Erleben von Kultur, persönliche Begegnungen, Umarmungen und Gespräche face-to-face wieder möglich sein werden.

Monika Vasik, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich kann nicht „für uns alle“, sondern nur für mich sprechen. Derzeit in erster Linie das Überleben von möglichst vielen Menschen, denn die Bedrohung Corona ist konkret. Das heißt Achtsamkeit: Abstand – Maske – Kontaktvermeidung – Hände waschen. Und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Alles andere kommt an zweiter Stelle: Zusammenhalt, das Ringen um Gleichmut, Durchhalten, sachliches Abwägen. Dass ich meinen Mitbewohner*innen zuhöre, ein Lächeln schenke, Augenblicksglück. Dass ich mit Menschen in Kontakt bleibe per Telefon, Mail, auch über soziale Medien. Für mich sind zudem gute Kopfhörer wichtig. Denn wenn die Tochter mehrere Stunden am Tag nun statt an der Uni zu Hause Schlagwerk, der Mann Saxophon übt, kommt man schnell ans Ende von Geduld und Toleranz, wenn man zur gleichen Zeit an Texten arbeitet. Wichtig ist mir auch, das Ende der Pandemie in den Blick zu nehmen, wenn Begegnungen wieder möglich sein werden, ohne dass ich mich vor Ansteckungen fürchten muss. Und schleunigst müssten wir die Klimaprobleme gemeinsam angehen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich fürchte, wir werden weder einen gesellschaftlichen Aufbruch noch einen Neubeginn erleben, denn alle werden weiterwurschteln wie bisher.  Natürlich gibt es Wünsche: dass wir mehr auf die Wahrung der Freiheit und der Staatsbürger*innenrechte achten und uns dafür einsetzen. Wesentlich wäre Solidarität, dass etwa die Corona-Schulden von allen geschultert werden je nach wirtschaftlicher Potenz und nicht wie so oft manche gleicher sind als andere. Und mehr Lohngerechtigkeit, endlich!

Persönlich stehe ich weder vor einem Aufbruch noch vor einem Neubeginn, sondern es geht um ein Weiterschreiben, künstlerische Kontinuität und mein Umsetzen von Ideen. Und ich bin neugierig, wie sich die Auseinandersetzung mit der derzeitigen Ausnahmesituation in der Kunst niederschlagen wird.

Was liest Du derzeit?

Jetzt und immer: Tageszeitungen, medizinische Fachliteratur und Lyrikbände, aktuell:

Klaus Anders: Séptimas. Gedichte (Edition Rugerup 2020)

Maria Stepanova: Der Körper kehrt wieder. Gedichte (Suhrkamp Verlag 2020)

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

.) Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1)

.) Survival is survival and not just a walk through the rain (Audre Lorde 1934-1992)

Vielen Dank für das Interview liebe Monika, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Monika Vasik, Schriftstellerin

Home – Homepage von Monika Vasik

Foto__privat

30.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Mojas Stimmen“ Ruth Loosli. Roman. Caracol Verlag.

Jetzt steht sie auf der Brücke und denkt an ihre Tochter. Der Fluss rauscht darunter. Und das tun auch die Gedanken. Das Fortgerissenwerden so plötzlich. Aus den gewohnten, sicheren Bahnen. Und dann dieses Schweben, diese Balance über den Abgrund. Den gemeinsamen Abgrund. Die Krankheit der Tochter. Das psychische Zerreißen. Da und dort. Hineinfallen? Was hält? Wie geht es weiter?

Jetzt geht die Mutter hinunter zum Fluss. Das Rauschen wird lauter. Die Eierschalen krachen am Baum. Die Zigarette. Und wie begann es?

„Du wirst im Frühling 26 Jahre alt. Als Dein Vater verunglückte, warst Du zwölf. Dein Bruder Jonas war siebzehn…“

Niemand weiß, warum es jetzt begann. Bisher war es so ein selbstbestimmtes Leben der Tochter. Und dann ist es da. Groß, dunkel, mächtig. Und zieht…

Jetzt stehen sie vor dem Krisenzentrum der Stadt. Die Mutter überredete die Tochter. Die Hoffnung auf Hilfe ist da…

Und jetzt gilt es Brücken zu bauen über den reißenden Fluss des Dunkles im Kopf…Tag für Tag….gemeinsam.

Ruth Loosli, Schweizer Schriftstellerin, legt mit „Mojas Stimmen“ ihren ersten Roman vor und dieser begeistert von den ersten Sätzen an in dramatischer Spannung und Sprachvirtuosität! Die Autorin führt die Sprache wie ein Florett in Esprit und Treffsicherheit, die einzigartig ist. Die sehr direkte narrative Form in Verbindung von anschaulichen, sehr zart wie bestimmt gesetzten, Szenencollagen erzeugt für die Leserin/den Leser eine Unmittelbarkeit, die Gefühl und Ergriffensein gleichsam im Sturm loslässt und hineinkatapultiert in Geschehen und Drama. Seite um Seite wird der Roman gleichsam zum Kinosaal, einer Leinwand, die mitreißend staunen, gebannt starren, weinen, lachen und nachdenken lässt.

„Ruth Looslis Sprache ist Dynamit. Eine Sensation!“

Walter Pobaschnig 4_21

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„Die Einzigartigkeit und Echtheit des unmittelbaren Bühnenmoments wieder wertschätzen“ Siri Wiedenbusch, Schauspielerin_ Stendal/ Sachsen-Anhalt 28.4.2021

Liebe Siri, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich hatte das Glück, die letzten Wochen über einen einigermaßen normalen Probenalltag gelebt haben zu dürfen. Die Premiere ist zwar auf das Jahr 2022 verschoben, aber die Zeit während der Proben hat sich immerhin ein bisschen angefühlt, als wär alles wie früher. Jetzt ist erst mal wieder Pause; ich bin viel in der Heimat, verbringe Zeit mit meiner Mutter und meiner besten Freundin. Die hat grade einen keinen Welpen bekommen – das ist ein bisschen wie Therapie für mich. Dieser kleine Hund kriegt von den seltsamen Zeiten, in denen wir gerade leben, vermutlich gar nichts mit. Der ist einfach nur voller Lebensfreude, und das überträgt sich. Da kann man mal für einen Moment die große Ungewissheit der Welt abschalten.

Siri Wiedenbusch, Schauspielerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Zusammenarbeiten, und nicht gegeneinander. Einander zuhören. Für einander da sein. Und nicht die Spaltung zwischen den verschiedenen Gruppen durch Hass noch weiter vorantreiben. Ob Impfgegner oder -befürworter, Querdenker oder Idealist, wir wollen doch eigentlich alle dasselbe – die Rückkehr in den normalen Alltag. Da hilft Kommunikation besser als sich anfeinden – und gemeinsam nach realistischen Wegen suchen, diese Rückkehr möglich zu machen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Die Kunst ist ja nicht weg. Die ist immer noch da und ohne die ging’s nicht. Selbst ein Mensch, der sich selbst gar nicht als kreativ oder kunstinteressiert bezeichnen würde, schaut abends vermutlich Netflix, und bedenkt gar nicht, dass das eine Form von Kunst ist, der er sich da gerade widmet.

Was das Theater betrifft, ist es schwieriger – ich habe das Gefühl, dass das Theater nicht in Vergessenheit gerät, weil wir jetzt in diesem Ausnahmezustand leben, sondern dass es schon weit davor die gesellschaftliche Bedeutung verloren hat, die es irgendwann mal hatte. Die Lockdowns waren nur der Auslöser für die KünstlerInnen, das zu erkennen. Hätten die Menschen gerade gar keinen Zugriff mehr auf Kunst, also auch nicht auf Filme oder Musik, dann würden auch viel mehr Menschen für die Unabdingbarkeit der Kunst, für ihre nicht zu widerlegende Notwendigkeit, einstehen. Aber dank Internet und Fernseher haben wir auch jetzt noch einen künstlerischen Ausgleich, können uns bilden oder ablenken. Das Theater „braucht“ es dazu irgendwie nicht. Das ist eine harte Erkenntnis, aber für mich keine neue. Ich hoffe, nach dieser langen Durststrecke sind auch die nicht Kunstschaffenden irgendwann wieder hungrig auf das soziale Erlebnis Theater – mit anderen gemeinsam in einem Raum sitzen und die Einzigartigkeit und Echtheit des unmittelbaren Bühnenmoments wertschätzen. Der ist vielleicht nicht überlebenswichtig, aber durch keinen Film der Welt zu ersetzen.

Was liest Du derzeit?

„The First and Last Freedom“ von Jiddu Krishnamurti. Meistens irgendwo in der Sonne. Sehr inspirierend!

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„There is no „right time“, there is just time and what you choose to do with it.“ -unbekannt

und, aus dem Buch, das ich gerade lese:

„The revolution is now, not tomorrow.“ -Krishnamurti

Vielen Dank für das Interview liebe Siri, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Schauspielprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Siri Wiedenbusch, Schauspielerin

Siri Wiedenbusch – Wikipedia

Foto_Julia Windischbauer

28.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Ich finde es in Literatur und Kunst wichtig, nicht in eine Blase abzugleiten“ Silvia Pistotnig, Schriftstellerin_Wien 28.4.2021

Liebe Silvia, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich wache, eingeklemmt zwischen meiner vierjährigen Tochter und meinem siebenjährigen Sohn, auf.

Dann bin ich Gepardin (manchmal auch Tigerin), Lokalgast, Tierwärterin, Bahnfahrerin, Wildererin und Forscherin. Zwischendurch versuche ich mich als Lehrerin (1. Klasse Volkschule, schaff ich gerade noch), Kindergärtnerin (anstrengend, die KindergärtnerInnen müssen mehr verdienen!), Köchin (schlecht, bestes Gericht: Nudel mit Butter und Salz), aufräumen und putzen (meist werfe ich das volle Joghurtschüssel hinunter) und meiner eigentlichen Erwerbsarbeit. Am Abend falle ich gegen 21 Uhr ins Bett.

Dabei bin ich keine Alleinerzieherin. Mein Lebensabschnittspartner (als nicht-verheiratet nennt man das so, oder? Kindsvater klingt so unsympathisch) und meine Eltern helfen mir. Wir haben Platz, haben den Job nicht verloren und sind absolut privilegiert. Trotzdem bin ich überfordert. Ich bewundere alle Menschen, die in dieser Situation nicht solche Bedingungen haben und es trotzdem schaffen.

Silvia Pistotnig_Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich kann nicht für alle sprechen. Mir ist wichtig, nicht in Selbstmitleid und Ohnmacht zu verfallen, in ein „ist eh alles Wurscht und umsonst“. Sonst finde ich es wichtig, nicht auf andere zu zeigen mit irgendwelchen plakativen Aussagen. „Wir müssen dies und wir müssen das“. Aber was ist mit meiner Verantwortung? Mit meinem Energieverbrauch? Mit meinem Handy aus wertvollen Rohstoffen und klimaschädigender Herstellung? Mit meiner Bequemlichkeit?

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Stehen wir vor einem Aufbruch? Dieses Virus ist nur ein Resultat unserer Leben – was wir daraus machen? Ich hoffe, etwas Sinnvolles, das den Lebenswert aller ErdbewohnerInnen verbessert.

Die Rolle der Literatur und Kunst: Ich finde es wichtig, nicht in eine Blase abzugleiten, die nur für sich selbst steht und sich zu wichtig nimmt. Die Kunst und Literatur stehen nicht darüber. Sie stehen mittendrin.

Ich freue mich über Literatur aus Ländern und von Menschen, die bis dato unterrepräsentiert waren.

Was liest Du derzeit?

Nachdem ich um 21 Uhr komatös einschlafe: Nix. Meine Leseliste wird dafür länger und länger. Wobei, ich lese Kinder- und Schulbücher (vor). Generell lese ich gern Literatur, die mir andere Lebensweisen näherbringt.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Das macht mich ganz nervös. Natürlich möchte ich sofort etwas besonders Kluges notieren. Etwas Schönes. Etwas Berührendes. Ein bisschen lustig wäre auch gut … „Kauft mein Buch“ trifft das wahrscheinlich nicht, oder? Fände ich aber trotzdem fein.

Vielen Dank für das Interview liebe Silvia, viel Freude weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Silvia Pistotnig, Schriftstellerin

Silvia Pistotnig – Teresa hört auf (milena-verlag.at)

Foto_privat.

8.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Du bist einfach da. Für die kleinen Menschen um dich. Genauso wie für die großen“ Christian Paul, Schauspieler_Wien 28.4.2021

Lieber Christian, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Nachdem ich den glücklichen Umstand eines „Brot“jobs hab, darf ich in der Früh/am Vormittag gleich mal als Anspielmensch, Tröster, IndenArmnehmundzuhörkuscheltier, Windelwechsler, Ansprechperson, Essensausteiler, Zuhörer, Musikmacher, Blödsinntuer und vieles mehr unterwegs sein. Das geht oft bis am Nachmittag. Du bist einfach da. Für die kleinen Menschen um dich. Genauso wie für die großen. Hast ein offenes Ohr. Ein offenes Herz. Und lebst den Ablauf des Kinderalltags. Im Kindergarten.

Ansonst hab ich mein großes, seit etwa gefühlten 10jahrzehnten anhaltendes Projekt des Ausmistens zuhause. Und nein, ich bin noch keine hundert, auch wenn ichs mal als ein Ziel ansehe. (also, den Weg dorthin) Die Frage. Was brauch ich wirklich. (Ich steh halt auf alte Möbel und alte Gegenstände. Danke Opi.)

Hab, mit zuvor testen, auch immer wieder Theater- und Musikproben bzw. treff halt ausgewählte Menschen. Persönlich mit An- und Abstand, am liebsten in der Natur, wie auch via Zoom und Co. Und eine ganz tolle Sache, die Astro-Webinare vom Planetarium Wien. Die kommen dann meistens abends dran. Bzw. auch ein kleiner Serienjunkie.

Christian Paul, Schauspieler, Pädagoge

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Gute Frage. Ich glaub, sich vielleicht wieder mehr auf sich zu besinnen!? Ist vielleicht auch eher eine weitläufige Antwort, aber ich denk, dass es das immer ist. Sich auf sich zu besinnen. Zu atmen. Sich zu spüren. Wahrzunehmen. Und anzunehmen. Wie du bist. Mit allen Facetten, Seiten. Im jetzt. Und sich weiter zu ent-wickeln. Aus den Fäden der Vergangenheit für eine Gegenwart und somit auch für eine Zukunft.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Ich glaub, ein Teil der Antwort steht schon bei der vorigen Frage. Denk mir, dass es das Nachvornschauen ist. Allerdings mit einem hin und wieder nach hinten lugen und Wahrnehmen, Lernen und Leben des Ändern.

Theater. Schauspiel. Die Kunst an sich. Frag dich mal. Hast du ein Radio. Einen Fernseher. Ein Buch. Eine CD. Eine Schallplatte. Eine Kassette. (is so ein altes Ding, das ich mag.) Hörst du Spotify. Gehst du ins Museum. Schaust du dir Bilder an. Skulpturen. Serien. Filme. Menschen. Die andre Menschen darstellen.

Es wird nie ein Leben ohne Unterhaltung, ohne Kunst, ohne Theater und Schauspiel geben. Die Frage ist, wie sich die Kultur weiter entwickeln wird. Anpassung. Modifizierung. Ver-Änderung. Aber auch gleichzeitig sich treu bleiben. Bin ein großer Fan von Nias Theater im Park. Innovativ. Und gerade auch im letzten Jahr haben sich viele Künstler trotz der Misere immer wieder etwas einfallen lassen. Genau das macht die Kunst aus. Die kleinen Löcher, die sich durch gewissen Kot und Umstände auftun, zu füllen. Mit Lebensfreude. Mit Leichtigkeit. Mit Sein. Mit verspieltem und manchmal auch knallhartem Fokus auf das Leben selbst.

Was liest Du derzeit?

Lese oft mehrere Bücher nebeneinander, je nach Lust, Laune, Zeit und Interesse. Derzeit:

„Die Mitternachtsbibliothek“, Matt Heig.

„12 Rules for Life“, Jordan B. Peterson.

„Das Kind in dir muss Heimat finden“, Stefanie Stahl.

„Du muss nicht von allen gemocht werden“, Ichiro Kishimi.

Und im Kindergarten div. Kinderbücher 😉

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Hab vor kurzem auf Ö3 Walek wandert mit Thomas Brezina gehört. Abgesehen davon, dass Brezina seit Jahrzehnten die Kinderbuchwelt und Co in Atem hält, hat er eine Sache gesagt, die mich gerade beschäftigt. Und er hat sie sehr gut auf den Punkt gebracht: „Es geht nicht um Perfektion, sondern um Qualität.“

Und das in jeder Lebenslage.  

Vielen Dank für das Interview lieber Christian, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Schauspielprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Christian Paul, Schauspieler, Pädagoge

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5.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Madrigal“ John Wray. Erzählungen. Rowohlt Verlag

Es ist das Wort, das verbindet. Jenes der Kindheit unter dem großen Elternhimmel. Und jetzt das Wort in der Welt. Im Alleinsein. Am Weg des Wortes. Am Weg des Buches. Des eigenen. Ambitioniert, träumend, zweifelnd und verzweifelnd…

Aber der Mittelpunkt ist das Leben. In der Begegnung. Im Wiedersehen. Wie geht es Dir? Und da geht es Maddy schon länger schlecht. Die Bilder im Kopf werden größer, dunkler. Da verblassen die Bilder des Konkurrenten am Buchmarkt bei Teddy. Dieser erhält die ersehnte Anerkennung und den Erfolg. Auch das nagt…

Und dann plötzlich am Nachhauseweg. Dieses Wesen vor Maddy. Groß, schillernd, furchterregend. Was geschieht hier?…

Sie geht nachhause und erzählt. Doch es beginnt erst…

Da sind Little Burr und sein Vater. Und dieser baut an einem Haus. Wer weiß schon wofür? Es geht etwas vor. Und wer kann das durchschauen? Wer kann schauen auf den Grund von Seele und Dunkelheit…

Da war die Wiese, die Rinder, die Brücke. Und Winkler und Moser. Die Wege und die Abschiede. Von Menschen und Tieren. Und darüber der Himmel. Seine Macht. Und sein Urteil….

John Wray, vielfach ausgezeichneter Schriftsteller, 2017 mit dem Deutschlandfunk Preis in Klagenfurt, legt mit „Madrigal“ einen spannungsreichen wie hintergründigen Erzählband vor, der schon mit der titelgebenden Erzählung mit Raffinesse und Wortkunst begeistert. Der Autor lässt diesem beeindruckenden Auftakt weitere Sprachkunststücke folgen, die von der großen Ideen- wie Formkraft von Wrays Schreiben Zeugnis geben.

„Ein Erzählband, der Spannung und Sprachkunst eindrucksvoll verbindet“

Walter Pobaschnig 4_21

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