Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Fotografie und Theater/Performance.
Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.
Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person am biographischen bzw. werksgeschichtlichen Bezugsorten beizutragen.
Den Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.
Liebe Constanze Hojsa, welche Bezüge, Zugänge gibt es von Dir zum Wiener Sänger, Musiker, Schauspieler Hansi Lang (*1955 Wien Hernals +2008 Wien)?
Ich habe Hansi Lang eigentlich erst relativ spät für mich entdeckt. Ich habe den Namen zwar immer schon gekannt, wusste schon wer er war und kannte natürlich Lieder wie Ich spiele Leben, Montevideo oder Josefine, aber das wars dann auch schon. Erst vor ein paar Jahren habe ich mir dann nach einem Besuch einer Ausstellung im Wien Museum über Austropop die Alben Keine Angst und Der Taucher angehört, was seitdem in regelmäßigen Abständen bei mir daheim läuft.
Gibt es einen Song, Film von Hansi Lang, den Du hervorheben möchtest und warum?
Neben Ich spiele Leben und Keine Angst sticht für mich Addio Westwelt besonders hervor. Der Text ist unheimlich klug – allein der Anfang „Viele sind wir – und niemand zu viel“ sagt in seiner Einfachheit eigentlich schon alles.
Was sind die Schwerpunkte Deiner Musik?
Ich habe mich im Moment auf das Ausgraben und Entstauben teilweise sehr alter Wienerlieder spezialisiert. Besonders beschäftige ich mich mit dem Wiener Dudler, das ist die wienerische Form des Jodelns. Seit 2010 ist der Wiener Dudler übrigens offiziell Immaterielles Kulturerbe Österreichs. Thematisch interessieren mich vor allem die Lieder der „Wäschermadln“. Diese vorwiegend jungen Frauen haben im 18. und 19. Jahrhundert im heutigen 9. Bezirk Wäsche im Alserbach gewaschen und waren für die damaligen Verhältnisse sehr emanzipiert, haben ihr eigenes Geld verdient und ließen sich nicht so viel gefallen. Während der Arbeit haben sie gesungen und so sind die Lieder entstanden, die ich heute singe. Das ist zwar ganz was anderes als der Hansi Lang gemacht hat, aber ich weiß zufällig aus einem Interview, dass er das Wienerlied auch sehr geschätzt hat.
Was ist Dir in Deiner Musik wichtig?
Authentizität. Ich möchte mich nicht verstellen und singe nur die Lieder, die ich auch glaubhaft erzählen kann.
Wie war Dein Weg zur Musik?
Ich bin quasi hineingeboren. Ich bin in meiner Familie die 4. Generation, die Musik macht. Vielleicht geht es sogar noch länger zurück. Dennoch wollte ich zuerst etwas anderes machen, habe Germanistik studiert und habe dann am Theater als Regie- und Dramaturgieassistentin gearbeitet. Vor ca. 5 Jahren hat es mich dann aber doch gepackt und ich habe begonnen mit meinem Vater an ein, zwei Liedern zu arbeiten. Das wurden dann immer mehr und mittlerweile treten wir sehr regelmäßig zusammen auf.
Welche kommenden Projekte gibt es?
Im Moment bin ich noch sehr beschäftig mein Repertoire an Wienerliedern ständig zu erweitern. Das ist aber auch irgendwie ein nicht enden-wollendes Projekt, wenn man bedenkt wie viele Lieder es da gibt. Privat höre ich sehr viel Jazz oder französische Chansons. Da fände es spannend auch einmal in diese Richtung zu gehen und das vielleicht auch mit der Wiener Musik zu verbinden.
Wie wichtig ist es für den eigenen Stil vielfältige musikalische Erfahrungen zu machen?
Ich halte es generell für sehr wichtig immer wieder über den Tellerrand zu blicken und Neues auszuprobieren. Nicht nur, aber natürlich auch in der Musik. Nur so kann man sich weiterentwickeln.
Gab es Berührungspunkte zu Werk und Leben Hansi Langs in Deinen bisherigen Musikprojekten? Ist die Musik der 1980er Jahre für Dich Inspiration?
Berührungspunkte mit Hansi Lang gab es in meiner bisherigen Arbeit eigentlich keine. Auch würde ich die Musik der 80er nicht als direkte Inspiration bezeichnen. Allerdings glaube ich, dass alles, was wir konsumieren uns auf eine gewisse Art und Weise auch beeinflusst. Wenn auch oft unbewusst und nicht so augenscheinlich.
Was ist für Dich das typisch Wienerische an Hansi Lang?
Das Schwermütige.
Was bedeutet Dir Wien und welche Erfahrungen hast Du hier im Musikberuf gemacht?
Wien ist mein Zuhause. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich liebe diese Stadt und muss trotzdem in sehr regelmäßigen Abständen aus ihr flüchten. Für die Musik, die ich mache, ist Wien aber natürlich der ideale Ort, bzw. auch der einzige Ort, an dem sie funktioniert. Das Wienerlied ist ja nicht einfach nur ein Musikgenre, wie jedes andere, sondern ein Kulturgut, das untrennbar mit Wien und der Heurigenkultur verbunden ist.
Wie siehst Du die Möglichkeiten als Musikerin in Wien/Österreich?
Es ist natürlich schwer, aber auch nicht unmöglich, in Wien bzw. Österreich als Musiker*in aktiv zu sein. Ob man letztendlich irgendwann ganz davon leben kann, ist die Frage. Man braucht viel Leidenschaft und Ausdauer. Ich denke, das ist in anderen Städten genauso.
Was wünscht Du Dir für den künstlerischen Beruf?
Ich würde mir wünschen, dass Kunst als Beruf auch wirklich anerkannt, mehr gefördert und nicht immer so als Hobby gesehen wird. Egal in welcher Sparte man künstlerisch tätig ist, es ist und bleibt ganz viel Arbeit. Die meisten Leute sehen ja nur das Endprodukt und können sich gar nicht vorstellen, wie lange es bis dahin gedauert hat.
Was möchtest Du jungen Musiker*innen mitgeben?
Ich fühle mich noch selbst zu jung und unerfahren für kluge Ratschläge.
Was würdest Du Hansi Lang sagen, fragen wollen?
Ich würde den Hansi Lang fragen, ob er mir die Ehre erweist und ein Duett mit mir singt.
Was kannst Du von Hansi Langs Werk als Inspiration mitnehmen?
Seine Authentizität und Glaubwürdigkeit.
Darf ich Dich abschließend zu einem Hansi Lang Achrostikon bitten?
Hände an mir.
Angst.
Nie und nimmer.
Schwindsucht.
Ich will wieder gut sein.
Lang vorbei.
A Stronger Love.
Nur Du.
Gima dei haund.
Station bei Hansi Lang _
Constanze Hojsa, Sängerin _ Wien
Hansi Lang, Sänger, Schauspieler (*1955 Wien +2008 ebenda)_
Fotos im/vor dem Kindheits-/Jugendhaus von Hansi Lang_Wien/Hernals.
Alle Fotos&Interview _ Walter Pobaschnig 4/24