Bachmannpreis 2020
Rede zur Literatur_“Dürfen Schwarze Blumen Malen?“
Sharon Dodua Otoo – Bachmannpreisträgerin 2016, Berlin
„Verehrtes Publikum,
erlauben Sie mir bitte eine Anmerkung, bevor ich mit der Rede beginne. Es geht um die Schreibweise des Wortes »Schwarz« in meinem Titel. Sie werden vielleicht festgestellt haben, dass er zweideutig ist, je nachdem, ob »Schwarz« groß oder klein geschrieben wird. Eventuelle Irritationen deswegen möchte ich zunächst aus dem Weg räumen.
Es wäre mir eine große Freude, Ihnen von malenden schwarzen Blumen zu erzählen. Von ihren Duftnoten und Farbtönen, ihrer Resilienz und ihrem Großmut, ihrer Nahrhaftigkeit, von ihren heilenden Kräften. Was wir alles von diesen seltenen Blumen lernen könnten!…
…Die Verwendung der Großbuchstaben am Anfang des Wortes kann zeigen, dass wir der Community angehören oder, wenn dem nicht so ist, dass wir uns mit der Bewegung solidarisieren. Das hat auch in deutschsprachigen Ländern Tradition. Seit über dreißig Jahren bemühen sich Communitys der jüngeren Schwarzen Generation, ihre Eigenbezeichnungen auch in diesem Kontext durch Organisationen wie ADEFRA (Schwarze Frauen in Deutschland), ISD (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland), Pamoja (die Bewegung der jungen afrikanischen Diaspora in Österreich) und Bla*Sh (das Netzwerk Schwarzer Frauen in der Deutschschweiz) zu prägen. Somit werden Schwarze Erfahrungen in den jeweiligen Ländern dokumentiert. Es werden Treffen koordiniert, es werden Veranstaltungen organisiert, es werden Netzwerke gebildet, es wird Theoriearbeit geleistet. Für einen respektvollen Umgang mit unserer gemeinsamen deutschen Sprache gibt es Lösungen und Angebote….
Wenn Sie nicht verwechselt werden wollen mit einer Person, die Selbstbestimmung für überflüssig hält, oder gar mit einer Person, die eine alleinige Deutungshoheit für sich beansprucht, plädiere ich doch dafür, Sprache als eine Postit-Note zu begreifen: als ständige Erinnerung daran, dass Diskriminierung existiert und dass unsere eigene Haltung dazu in der Wortwahl oder der Schreibweise deutlich werden kann…
So zu handeln ist eine Wahl. Ich möchte behaupten, dass es möglich ist. Ich möchte nicht behaupten, dass es leicht ist…
…Denn durch die Rezeption einer ganzen Palette an Arbeiten werden
Positionen und Problematiken deutlicher, komplizierter, herausfordernder. Wir Schwarzen Menschen können uns in unserer Diversität begreifen und die Bürde der Repräsentation wird leichter. Außerdem wird die deutsch- sprachige Literaturlandschaft daran wachsen,
davon lernen, und wenn sie sich traut, wird sie ihren Horizont erweitern. So oder so schreiben wir Menschen der afrikanischen Diaspora weiter – denn es gibt unendlich viel zu erzählen….“
Redeauszug
Vollständige Rede:
https://bachmannpreis.orf.at/stories/3050322/
„Gerade heute kann man vom Bachwettbewerb viel lernen, die ganze Gesellschaft“ Egon Christian Leitner, Schriftsteller
„Jörg Piringer – über seine Bewerbung, die Leseaufzeichnung und Textinspirationen beim Bachmannpreis“
„Mein Ziel ist es, die Ausdrucksformen der Poesie zu erweitern“ Jörg Piringer, Schriftsteller – Bachmannpreisteilnehmer 2020 _ Station bei Bachmann _ Wien 9.6.2020
„Begeisterung für die Sprache(n), dies war schon für den Schüler Peter Handke ein Charakteristikum“ Station bei Peter Handke_Gespräch mit Schuldirektor HR Dir.Mag.Gerhard Hopfgartner_Klagenfurt 4.2.2020
„In einem selbst kann’s sehr leise werden“
Valerie Fritsch_Interview 2_20
„Es muss beim Schreiben um alles gehen“
Birgit Birnbacher, Bachmannpreisträgerin 2019, im Gespräch mit Katja Gasser, Staatspreisträgerin für Literaturkritik 2019, Konzerthaus Wien, 15.1.2020.
Bachmannpreis 2019
„Eine bejahende, freiheitsliebende Message“ Bachmannpreis 2019
Paul Celan _ Lebensorte Wien

dav
„Über die Ferne der finsteren Fluren hebt mich mein Stern…“ Paul Celan, Lebensorte _ Wien