„Und alles wie aus Pappmachè“ Yannic Han Biao Federer. Roman. Suhrkamp Verlag.
Es ist das Verschwinden und das Wiedersehen. Im Kopf. Die Bilder der Jugend. Eine Galerie der jungen Meister. Das rasante Leben. Sarah. Jetzt als Model auf allen Plakaten. Er muss immer wieder hinsehen. Auf sie und seine Jugend. Alles fern jetzt und nah…
Und da sind Anna und Bobby in Bonn. Ein Unfall stellte für den Motocross Rennfahrer alles auf den Kopf. Von London nach Deutschland. Anna ist an seiner Seite, jetzt, im neuen Leben. Das dritte Zimmer in ihrer Wohnung ist in Untermiete vergeben. Auch ein Bild für ihre Liebe. Das ist Mascha und Anna. Und Bobby und Anna. Das Zimmer der Nähe. Die offene und die versperrte Tür. Und das Gehen oder Bleiben im Kopf. Das Geschrei im Anblick der nackten Körper. Erwischt. Sich selbst?…
Und dann die Bilder von der Schule natürlich. Frau Wagner. Und Georg und Frank. Zwischen Tafel, Aschenbecher und Schwimmbad. Die Gedanken sind immer irgendwo. Bei Anna, bei den Brüsten von Georgs Mutter, bei Annkathrin zwischen Po und Todesstrafe und natürlich Sarah, die vielleicht jetzt im Bikini vorm Fernseher sitzt…
Und die Welt dreht sich im Kopf. Da und dort. Und alles wie aus Pappmachè…
Der 3sat Preisträger 2019, Yannic Han Biao Federer, legt mit seinem Debütroman „Und alles wie aus Pappmachè“ eine rasante Zeitreise vor, die das fliehende Herz einer Generation, einer Epoche wie des Menschen an sich im mitreißendem narrativen Verve lebendig macht. Der Autor setzt stilistisch ein interessantes cut up und referiert damit auf eine Welt der Bilder, die assoziativ zum existentiellen Schicksal einer Generation wird, die im unruhigen Blickwechsel nach Selbstvergewisserung sucht. Ein Roman, der über das Erdbeben der Seele einer Generation im außergewöhnlichen Sprachexperiment zu erzählen weiß.
„Ein Roman als mitreißende Galerie junger Meister – das Porträt einer Generation als großer Wurf von Welt und Literatur.“
Walter Pobaschnig, Wien, 9_2019
Foto_Cover Suhrkamp; Bachmannpreis 2019 _ Walter Pobaschnig.