„Und alles wie aus Pappmachè“ Yannic Han Biao Federer. Roman. Suhrkamp Verlag.

 

„Und alles wie aus Pappmachè“ Yannic Han Biao Federer. Roman. Suhrkamp Verlag.

Es ist das Verschwinden und das Wiedersehen. Im Kopf. Die Bilder der Jugend. Eine Galerie der jungen Meister. Das rasante Leben. Sarah. Jetzt als Model auf allen Plakaten. Er muss immer wieder hinsehen. Auf sie und seine Jugend. Alles fern jetzt und nah…

Und da sind Anna und Bobby in Bonn. Ein Unfall stellte für den Motocross Rennfahrer alles auf den Kopf. Von London nach Deutschland. Anna ist an seiner Seite, jetzt, im neuen Leben. Das dritte Zimmer in ihrer Wohnung ist in Untermiete vergeben. Auch ein Bild für ihre Liebe. Das ist Mascha und Anna. Und Bobby und Anna. Das Zimmer der Nähe. Die offene und die versperrte Tür. Und das Gehen oder Bleiben im Kopf. Das Geschrei im Anblick der nackten Körper. Erwischt. Sich selbst?…

Und dann die Bilder von der Schule natürlich. Frau Wagner. Und Georg und Frank. Zwischen Tafel, Aschenbecher und Schwimmbad. Die Gedanken sind immer irgendwo. Bei Anna, bei den Brüsten von Georgs Mutter, bei Annkathrin zwischen Po und Todesstrafe und natürlich Sarah, die vielleicht jetzt im Bikini vorm Fernseher sitzt…

Und die Welt dreht sich im Kopf. Da und dort. Und alles wie aus Pappmachè

 

Der 3sat Preisträger 2019, Yannic Han Biao Federer, legt mit seinem Debütroman „Und alles wie aus Pappmachè“ eine rasante Zeitreise vor, die das fliehende Herz einer Generation, einer Epoche wie des Menschen an sich im mitreißendem narrativen Verve lebendig macht. Der Autor setzt stilistisch ein interessantes cut up und referiert damit auf eine Welt der Bilder, die assoziativ zum existentiellen Schicksal einer Generation wird, die im unruhigen Blickwechsel nach Selbstvergewisserung sucht. Ein Roman, der über das Erdbeben der Seele einer Generation im außergewöhnlichen Sprachexperiment zu erzählen weiß.

„Ein Roman als mitreißende Galerie junger Meister – das Porträt einer Generation als großer Wurf von Welt und Literatur.“

 

Walter Pobaschnig, Wien, 9_2019

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Foto_Cover Suhrkamp; Bachmannpreis 2019 _ Walter Pobaschnig.

„Ambivalenz ist ein Wesenszug des modernen Menschen.“ Victoria Hauer, Schauspielerin. Porträt_Station bei Bachmann, 20.9.2019

 

Ich bin mit Ingeborg Bachmann schon in frühen Jahren vertraut geworden. Die Einladung zum Interview hat jetzt wieder zu intensiverer Beschäftigung geführt. Das ist sehr spannend.

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Ich denke, Ingeborg Bachmann war eine Suchende, eine mutig und unermüdlich Suchende. Im Leben wie im Schreiben. Da war immer Interesse und Wunsch nach der Welt, nach der Liebe da. Das war sehr direkt und unmittelbar  – aber auch immer in einem umfassenden Sinne. Literarisch wie gesellschaftlich.

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Sie war wohl auch persönlich sehr ambivalent. Sie hatte zwar die Hoffnung und den Glauben an die Liebe, sie hat das nie aufgegeben, aber andererseits war da auch eine Seite, die etwas Zerstörerisches hatte und damit dagegen gewirkt hat.

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Ich merke das auch in der Gegenwart. Ambivalenz ist ein Wesenszug des modernen Menschen.

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Ambivalenz ist wohl letztlich nicht zu begreifen. Es ist wohl einfach zu akzeptieren.

 

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Ingeborg Bachmann hat sich wohl auch jemanden gewünscht, der für Sie da ist und für den Sie auch da sein kann.

 

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Ich bin in Wien aufgewachsen, im Bezirk Josefstadt. Bin aber jetzt gerade umgezogen und mitten in der Wohnungsrenovierung, einer Herausforderung ganz alltäglicher wie umfassender Art.

 

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Wenn mich die Leute fragen, warum ich Schauspielerin geworden bin, sage ich – ich habe das schon immer gewusst, dass ich das machen will.

 

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Ich wollte immer zum Schauspiel, zum Theater, Film. Aber auch die Musik hat mich immer interessiert. Ich singe auch.

 

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Meine Großeltern waren auch am Theater. Meine Großmutter war Tänzerin. Mein Großvater war Schauspieler und Regisseur, er schrieb auch ein eigenes Stück. Ich würde es gern einmal auf die Bühne bringen.

 

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Ich bin die nächste Generation in meiner Familie, die das Schauspiel wieder aufgenommen hat. Aber auch die einzige in dieser. Meine Brüder gehen ganz andere berufliche Wege.

 

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Das Theater, das ist wie eine Stimme in mir – „das machst Du , das ist das wozu Du auch hier bist. Und es wird Dich hoffentlich auch glücklich machen“.

 

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Ich habe jetzt wieder ein Tagebuch als Begleiter für Gedanken und Gefühle. Bin aber zurückhaltend im Schreiben. Vielleicht, weil das Aussprechen oder Niederschreiben von Erlebnissen und Erfahrungen alles wieder so real macht. Es konfrontiert wieder. Das hält mich dann doch manchmal wieder davon ab. Und ich schiebe meine Gedanken und den Stift beiseite.

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Im Beruf als Schauspielerin ist es oft so, dass ein Schritt zurück notwendig ist, um zwei Schritte nach vor zu kommen.

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Sich Zeit nehmen zu schreiben, ist etwas Wunderbares.

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Auf Wünsche zugehen und daran arbeiten wie an ihre Erfüllung glauben, hoffen. Ich denke, ich teile dies auch mit Ingeborg Bachmann.

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Station bei Bachmann_Wien.

Interview_Fotoporträt Victoria Hauer, Schauspielerin, 20.9.2019

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„Once upon a time . . . in Hollywood“ Quentin Tarantino. Film. 21.9.2019

 

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Filmzeit. Wir schreiben die 1960er Jahre. Sie gehen zu Ende und damit auch eine Fernsehepoche mit ihren rasanten Karrieren, die nun abflugbereit in den Kurven liegen wie der cremefarbene Cadilliac Coupede Ville (1966) des Bildschirmstars Rick Dalton auf den Straßen von Los Angeles und den Hollywood Hills. Dalton kämpft jetzt um seine Möglichkeiten wieder auf die Spur seiner Karriere in sich verändernden Zeiten zu kommen. Doch zu viele andere sind jetzt auf der Überholspar im Hollywood Business. Der Anspruch neuer Herausforderungen setzt ihm zu, das Selbstbewusstsein leidet jetzt in den Produzentengesprächen und Rollenangeboten. Der Alkohol wird zum ständigen Begleiter. Wie auch der Stuntman Cliff Booth, der viel mehr als sein chaffeur ist und zum Halt in diesen harten Zeiten wird.

Dem beruflichen Ringen des alternden Stars steht der Aufstieg der jungen Filmgeneration gegenüber. Da ist der erfolgreiche Regisseur in der Nachbarschaft und seine junge Frau, die ihre ersten Filmrollen im Kinosaal genießt und sich über jeden Zuspruch freut. Doch die Spannung zwischen Untergang und Ruhm ist nicht nur in den Studios zu spüren. Da ist die Kommune der Spahn Ranch, deren junge Frauen und Männer sich um einen Anführer scharen, der vor Gewalt nicht zurückschreckt. Als es Nacht wird über den Hollywood Hills kommt es zur Katastrophe und zu überraschenden Wendungen…

 

Der 56jährige Kultregisseur Quentin Tarantino will es in seinem neunten Film „Once upon a time . . . in Hollywood“ genau wissen. Es geht ihm um die zeitübergreifende Frage: Was bleibt noch von Film und Schauspiel in den rasanten Bilderwelten damals und heute? Das „once upon a time“ ist als eine stilistische Doppelung zu verstehen, die beispielhaft anhand eines filmischen Epochenbruches (1960/70er Jahre) über ein Schauspielleben erzählt wie die Möglichkeiten von Film und Kino über die Zeit an sich reflektiert.

Es ist eine wunderbare melancholische hommage und Verneigung an große Regie- und Schauspielkunst in Charakter, Inspiration und Experiment. An das Spiel des Menschen, um den Menschen und für den Menschen als wesentliche Selbstvergewisserung und Kritik seiner selbst. Als notwendigem Spiegel von hybris und Fall zu aller Zeit. Und als zeitlose Utopie menschlicher Hoffnung auf und vor der Leinwand.

Das innere Ringen einer Schauspielseele zwischen Anpassung und Anspruch wird dabei von Leonardo DiCaprio grandios gespielt. Die Filmszene im Versagen in einem Dreh und der folgende Wutausbruch gehören schon jetzt zu den Meilensteinen moderner Filmgeschichte. Er zieht dabei alle Register eines packenden Psychogramms. Die knappen Dialoge und die ruhige Inszenierung – Brad Pitt setzt den Stuntman Cliff Booth wunderbar in die filmische Umbruchphase der 1960/70 Jahre, Margot Robbie spielt Sharon Tate großartig ausdrucksstark – laden zur Aufmerksamkeit ein, welche die ZuschauerInnen fordert wie im furiosen Finale belohnt wird.
Tarantino spielt mit Andeutungen und Bildverweisen und hebt damit das menschliche Ringen im Hollywood Business zur großen Metapher der Existenz des Menschen an sich zwischen Traum und Wirklichkeit – Vision und Abgrund. Dem Regisseur gelingt da ein besonderer Kunstgriff. Es ist großes Kino in einer Zeit, die großes Kino braucht, weil es um den Menschen geht. Damals und heute. Da und dort.

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Once Upon a Time in Hollywood, 2019
Regie: Quentin Tarantino
Schauspiel:
Leonardo DiCaprio: Rick Dalton
Brad Pitt: Cliff Booth
Margot Robbie: Sharon Tate
Emile Hirsch: Jay Sebring
Margaret Qualley: Pussycat Al Pacino: Marvin Schwarz
Kurt Russell: Randy/„Erzähler“ – weitere.

Aktuell zu sehen im HOLLYWOOD MEGAPLEX GASOMETER Kino,
Guglgasse 11; 1110 Wien
https://www.megaplex.at/kino/hollywood-megaplex-gasometer

Fotos_ Film sony Pictures.

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„Messer. Ein Fall für Harry Hole“ Jo Nesbo. Neuerscheinung Ullstein Verlag.

 

„Messer. Ein Fall für Harry Hole“ Jo Nesbo. Neuerscheinung Ullstein Verlag.

Da ist das Wasser. Der wilde Fluss. Und das zerrissene Kleid an der morschen Kiefer. Es wird mitgerissen. Stück für Stück. Die Kraft der Natur holt sich jetzt die Leere. Das letzte Weiß im Frühling…Der alte Mann blickt starr hin. Aus dem Schaufenster seines Geschäftes. Sein Schwiegersohn tritt zum Kunden. Der Blick des alten Mannes fällt jetzt leer ins Wasser. Ein Auto. Ein Mann. Ein Todeskampf. Die Stille…

Andernorts das Weiß in den Augen der gequälten Frau. Tränen. Doch Mitleid kennt der Mann davor nicht. Er blickt zu den Messern. Seine Worte sind kalt wie die dunklen Klingen. Ein Todeskampf beginnt…

Und hier das kleine dunkle Zimmer. Die Whiskeyflasche neben dem Bett. Die Erinnerung an Rakel. Die Angst sie zu verlieren. Und so kam es. Wie der Alkohol danach. Und jetzt ist das Weiß der Haut wieder zu sehen. Der Körper fühlt den Schmerz und die Leere. Kann er noch kämpfen? Hat Harry noch Kraft und Mut?…

Auch die Welt draußen liegt im Weiß und Dunkel. In Schatten der Vergangenheit. Den eigenen, den gejagten, den wiederkehrenden. Und Harry nimmt wieder eine Fährte auf. Dem Dunkel dieser Welt hinterher. Mitten im reißenden Fluss von Leben und Tod…

Der norwegische Bestsellerautor Jo Nesbo legt einen neuen Harry Hole Krimi vor, der an seine vielfach gelobte und ausgezeichnete Krimireihe anknüpft. Der Autor versteht es meisterhaft psychologische Narrative und überraschende Handlungsstränge zu verbinden und so einen Kosmos entstehen zu lassen, der in allen menschlichen Rissen und Brüchen in Spannungsschauer folgen lässt.

„Jo Nesbo, zweifellos einer der besten Krimi Autoren der Zeit“

 

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„Ich finde Ironie und Selbstironie in der Kunst sehr erfrischend.“ Lola Lindenbaum, Künstlerin. Station bei Hansi Lang, 15.9.2019

 

 

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Die 1980er Jahre waren ein sehr mutiges Jahrzehnt. Da war viel Bewegung und Experiment in Mode, Musik, Film, Kunst, in der Gesellschaft an sich – das war sehr spannend. Es war aber auch eine Selbstironie, eine Leichtigkeit dabei, eine Persiflage im Spiel der Verwandlung. Meine Wurzeln als Künstlerin liegen in dieser Zeit. In meinen Collagen wird  dies unmittelbar sichtbar. 

 

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Ich finde Ironie und Selbstironie in der Kunst sehr erfrischend. Warum sollte Kunst nicht erfrischen?

 

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Die Gestik war in den 1980er Jahren sehr signifikant. Die Unterarme wurden etwa sehr in Szene gesetzt.

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Der Perfektionismus und Optimierungswahn war in den 1980er nicht so signifikant. Spannend war auch, dass KünstlerInnen mit Genres experimentiert haben.

In meinen Collagen und Selbstbildnissen – da ist viel von den 1980ern.

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Es waren Filme wie 9 1/2 Wochen, Flashdance oder Top Gun, die diese Epoche prägten und impulsgebend waren.

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In den Filmen waren auch viel Psychologie und Projektionsfläche zu sehen. Sowohl im skript wie auch in der Ansprache. Ein Film wie 9 ½ Wochen würde heute nicht mehr gedreht werden. Aber er ist ein gutes Beispiel dafür. Ein Psychogramm über die Zeit hinweg.

 

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Die Gestik, die Mimik, der Tanzstil waren ganz anderes. Ruckartig, improvisiert. Aber damit sehr unmittelbar. Sehr direkt und sehr nahe. In den Videos ist dies gut zu sehen. Es waren einfache Mittel – aber das Ganze der Inszenierung packt.

 

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Die Videos der Zeit waren Sehnsuchtsorte wie escape Szenarios.

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Projektion ist immer ein Teil der Liebe und des Menschseins. Es ist ein Wachstumsimpuls. Gegen die Stagnation. Ich denke, das zeigen die 1980er Jahre sehr gut. Eigentlich in allem.

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Ich kehre immer wieder zu den 1980er zurück. Nicht nur in der Kunst. Sie sind ein Teil meines Lebens. Ein wichtiger Kunst- und Freiraum über und in der Zeit.

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Lola Lindenbaum, Künstlerin   

http://www.lolalindenbaum.com

Station bei Hansi Lang , Sänger, Schauspieler (1955 – 2008), Wien. Fotos am Wohnort von Hansi Lang.

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„Der Hammer“ Dirk Stermann, Roman. Neuerscheinung Rowohlt Verlag.

 

„Der Hammer“ Dirk Stermann, Roman. Neuerscheinung Rowohlt Verlag.

Graz. 18.Jahrhundert. Der Weg in und aus der Welt ist der Schmerz. Hier wie überall. Ninette ist allein als sie in den Wehen liegt und sich zur Tür der Nachbarin schleppt, um Hilfe zu erbitten. Diese macht sich auf den Weg, doch Ninette kann ihr nicht vertrauen. Neid und Missgunst regieren hier im Kleinen wie im Großen. Als ihr Sohn in der Morgendämmerung in die Welt drängt, zerreißt ihr Schmerzensschrei die Gassen der Stadt. Die junge Mutter blickt jetzt nach Osten. Der Weg ihres Sohnes wird jener eines Reisenden sein. Die Morgensonne hat nach ihm gerufen…

Als der Vater von seinen Amtsaufgaben als Steuereinnehmer zurückkehrt, hält er stolz seinen Sohn in den Händen. Sieben Geschwister sollen noch folgen. Der erste Sohn soll Joseph heißen und zunächst in Wien auf Welt und Weite vorbereitet werden. „Je mehr Sprachen Du sprichst, desto mehr bist Du ein Mensch“ mag sein Vater wohl gehört haben. Joseph soll die Welt der Worte kennenlernen und diese bereisen. Weiter als der Vater je kam. Weg auch aus der Enge des Lebens hier. Des Vertrauten und des Misstrauens. Der Osten soll eine neue Freiheit sein. Und sein Sohn wird diesen Weg in Mut, Ausdauer und voller Überraschungen gehen. In einer Zeit der großen gesellschaftlichen Umbrüche, in welcher der Mensch die Rahmen des Lebens- und Weltbildes neu setzt. Und Joseph wandelt in dieser Galerie einer neuen Zeit….

Der Schriftsteller, Kabarettist und Radiomoderator Dirk Stermann legt mit „Der Hammer“ einen Roman vor, der in mitreißendem Sprachspiel und Wortwitz zu einer Zeitreise im kritischen Blick von Selbst- und Gegenwartsreflexion genial einlädt. Ein Roman, der in Biographie und Geschichte über die Schwächen und Stärken des Menschseins zu allen Zeiten bestens zu erzählen weiß.

„Dirk Stermann weiß um die Facetten, Kraft und Möglichkeiten von Sprache wie kaum ein anderer“

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„Und ich war da“ Martin Beyer. Roman. Neuerscheinung Ullstein Verlag.

 

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„Und ich war da“ Martin Beyer. Roman. Neuerscheinung Ullstein Verlag.

  1. Er steht auf dem Acker. Die kalte, schlammige Erde des Frühjahrs. Wenn er auf seine Füße sieht, sieht er den Tod auf den Schlachtfeldern. Sieht er die Schläge des Vaters. Sieht er den Drill der Jugend. Sieht er das Weglaufen und das Zurückkommen. Dazwischen die Entscheidungen und jetzt die Fragen…

Die Pistole ist in der Tasche. Und der Tod ist überall. Dieser Meister aus Deutschland. Stumm, mit all seinen Gesellen. In Stahlhelm und Gewehr oder Frack und Zylinder. Ich war dabei. Die zerfetzten Körper im Schnee Russlands und jene unter dem Fallbeil…

Und ich bin da. Es war ein Weg hierher. Aus der Erde der Herkunft. Nur kurz zum Himmel geblickt. Immer fort oder hinterher. Den Anderen, hier und dort. Lasst mich erzählen. Vom Dasein im da sein. Alles kommt daher. Auch der Tod auf dem und vor dem ich jetzt stehe. Und ich war – da. Auf dem Acker des Meisters. Des Sämanns aus Deutschland…

Martin Beyer, Bachmannpreisteilnehmer 2019, beeindruckt in seinem neuen Roman „Und ich war da“ mit einer sprachlich sehr feinen wie inhaltlich mutigen Schriftstellerklinge. Der Autor scheut sich nicht vor einer historischen Textmontage im existentiellen Narrativ und hebt damit die Krisis der Innenschau und Rückblenden eines Lebens auf die moralische Ebene der Frage einer Generation wie über Generationen hinweg nach Entscheidung und Verantwortung. Beyer zieht diese Klinge impliziter direkter zeitübergreifender Ansprache und er macht es sehr gut.

Ein textliches Wagnis. Doch das braucht es ja. In Wort und Mut zu allen Zeiten. Was haben wir sonst?

 

„Ein Roman, der in seiner Konstruktion und Erzählkraft mutig überrascht.“

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„Die Tauben von Brünn“ Bettina Balaka. Roman. Neuerscheinung Deuticke Verlag.

 

„Die Tauben von Brünn“ Bettina Balaka. Roman. Neuerscheinung Deuticke Verlag.

„Sie leben unter den Menschen wie Geister…“ Eine Stadt hat viele Gesichter. Im oben und unten, hüben und drüben. Manche sehen wir und manche bleiben im Dunkeln. Kommen und verschwinden. Beobachten. Und manchmal werden diese Unsichtbaren sichtbar – die Tauben. Sie leben in den Zwischenräumen. Berta kennt sich gut aus mit diesen. Mit den Tauben und den Zwischenräumen des Lebens. Den Möglichkeiten und den Notwendigkeiten. Den Tatsächlichkeiten und den Wendungen, die möglich sind. Da können Tiere ein Vorbild sein. Der Biber etwa, der nur im Dunkel der Nacht sein Werk verrichtet. Und die Taube, die zur Wasserstelle kommt, wenn niemand dies sieht. Es geht um das Überleben. Das Überleben in der Stadt. Wien. Das Überleben in der Zeit. Es ist das 19.Jahrhundert und alles ist in Bewegung…

Seit dem Tod des Vaters, der Brieftaubenzüchter war, ist für die Geschwister Berta und Eduard alles anders geworden. Der Nachbar, Johann Karl von Sothen, bringt beide nach Brünn zu Verwandten. Berta nimmt die Brieftaubenzucht wieder auf. Doch wie die Tauben hoch oben auf Palästen und Schlössern spazieren, tut dies jetzt auch von Sothen. „Das Glück is a Vogerl“ – und diese abgründige Wahrheit findet nun immer mehr in das Bewusstsein von Berta und Eduard. Und es gilt für Sie zu handeln…

Die in Salzburg geborene Schriftstellerin Bettina Balaka legt mit Ihrem neuen Roman „Die Tauben von Brünn“ eine mitreißende Spiegelschau der hinter- und abgründigen Facetten zeitlosen Menschseins vor. Der aufmerksame Sprach- und Erzählstil öffnet eine feine Balance zwischen Spannungsaufbau und Persönlichkeits- wie Zeitanalyse. Die Autorin nimmt in ein historisches Ringen von Skrupellosigkeit und Ohnmacht mit und stellt darin ganz dezidiert die Frage nach Glück, Gerechtigkeit und Selbstbewusstsein über die Zeit hinweg.

„Ein Roman, der in Spracheleganz und Spannung mitreißt und zeitlose Fragen nach Maske und Wahrheit des Menschen stellt“.

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„Die Zeit, die es dauert“ Hanne Orstavik. Roman. Neuerscheinung Rauch Verlag.

 

„Die Zeit, die es dauert“ Hanne Orstavik. Roman. Neuerscheinung Rauch Verlag.

Es ist tiefer Winter. In vier Tagen ist Weihnachten. Ein Tannenbaum steht auf dem Vorplatz und Ellen ruft nach ihrer Mutter Signe, um nach dem Pfefferkuchen zu sehen. Dann bringen sie Einar einige Kostproben. Signes Mutter ruft wegen ihrem Besuch an. Alles scheint wie im Bilderbuch. Das lang ersehnte Leben auf dem Land für Einar und Signe, ihre Tochter, die sich im stillen Dasein wohlfühlt. Doch da ist auch viel an nicht erfüllter Erwartung bei Einar und Signe da. Jetzt vor Weihnachten ist es besonders zu spüren. Die Worte zwischen ihm und Signe werden lauter. Er setzt sich hin und dreht eine Zigarette…Es wird besser, sagt er.

Doch das sagt Einar schon so lange, denkt Signe. Doch so ist es nicht. Jetzt fällt Signe ihr Bruder in den USA ein. Wie er wohl mein Leben hier sieht, malt Signe Gedanken an den Bruder in den gespiegelten Mond im Fenster. Dann der Besuch, Vater und Mutter, ihr Bruder. Ein Teil der Kindheit kehrt zurück. Die Rollen von damals und der neue Weg Signes stehen sich gegenüber. Es sind Spannungen zu spüren bei jedem Schritt im Haus, dem Knarren der Tür und dem Klang der Gabel am Stück Kuchen am Keller.

Doch sind jetzt alle bereit für Fragen des Lebens? Für Richtungen und Ziele? Wie geht es weiter hier und dort….ja, es ist „Die Zeit, die es dauert“…

 

Hanne Orstavik legt einen Roman vor, in dem es um tiefe Selbstreflexion des modernen Menschseins im Spannungsfeld von Familie, Individualität und Selbstbestimmung geht. Die Autorin versteht es Aufmerksamkeit und Sensibilität mit situativem Spannungsaufbau zu verbinden. Das Familientreffen wird so zu einem fulminanten Erzählszenario moderner Lebensfragen.

 

„Ein Roman, der in einzigartiger Weise vom Leben und dessen wiederkehrenden wie ungelösten Fragen zu erzählen weiß“

 

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„Gugelhupf_Geschwader“ Ein Provinzkrimi, Rita Falk. Neuerscheinung dtv Verlag.

 

„Gugelhupf_Geschwader“ Ein Provinzkrimi, Rita Falk. Neuerscheinung dtv Verlag.

Dicke Luft im Dorf. Der Bürgermeister ist außer sich und das heißt dann, dass sein Ärger über den Köpfen aller wie ein schweres Gewitter liegt. Worte prasseln nieder wie Hagel. Da heißt es in Deckung gehen. Alle und auch der Eberhofer weiß das. Aber ihn trifft es jetzt, er muss ins Rathaus und der Bürgermeister lässt es krachen in Eitelkeit und Ärger…

Und ist dieses Donnerwetter im Bürgermeisteramt nicht genug liegt auch weitere Spannung über dem Dorf. Das große Geld ist jetzt im Lotto zu haben. Ein Jackpot steht an. „Siebzehn Millionen“ sagt die Oma „während sie Kreuzchen für Kreuzchen macht“. Und auch viele Geschichten machen jetzt die Runde im Dorf. Der Lotto_Otto weiß da so einiges und ein menschliches Gewitter beginnt sich über all den Geldträumen so vieler zusammenzuziehen. Die Stimmung ist am Explodieren wie an einem heißen Sommertag. Und dann passiert es tatsächlich. Eine Explosion…

Und Eberhofer ist jetzt gefordert in all dem Rauch und Qualm menschlicher Abgründe klaren Blick zu finden und eine Spur aufzunehmen…

 

Rita Falk, die bayrische Bestseller Autorin, legt mit „Gugelhupf Geschwader“ ihren zehnten Krimi vor und sie trifft zu diesem runden Jubiläum wiederum ins Herz ihrer großen Fangemeinde. Es ist ein Falk-Krimi, der all die unverwechselbaren Kennzeichen ihres erfolgreichen Schreibens bietet – Sprachwitz, Direktheit und ein augenzwinkernder Spannungsaufbau, der von der ersten Seite an mitreißt.

 

„Ein Krimi, der die menschliche Seele unverwechselbar abgründig wie einfühlsam offenlegt“

 

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