„Regenschatten“ Seraina Kobler. Roman. Kommode Verlag

Der suchende Blick zu den Staren am Himmel. Es ist schon November. Sie kommen nicht. Ihre Bewegung, das Einssein, das Weiter ohne tägliche Gedanken. Das fehlt jetzt. Wie die Wolken…Und wie weiter jetzt in der umgebenden Katastrophenlandschaft? In der Hitze. Das warme Wasser überall. Die dampfenden Wälder…

Sie blickt aus dem Fenster und denkt nach. Denkt zurück. An die Welt und ihre Wege. Damals. Die Liebe. Die Bewegung. Das Einssein. Das Weiter ohne tägliche Gedanken…David. Jetzt der Riss. Sein Verschwinden….

Doch noch einmal erinnern. Den Anfang. Den süßen Wein. Das immergleiche Lied. Das Wort am Sofa – „Wir sprangen über die Sätze, beendeten sie füreinander, dass es bald egal schien, von wem sie kamen…“.

Lebensfarben. Liebesfarben. Rausch der Tage und Nächte…

Und die neue Wohnung. Ein Neubeginn. Neues Leben. Überall. Auch in ihr. Und nun Herausforderungen. Entscheidungen. Wege…und die Welt geht unter…

Seraina Kobler legt mit „Regenschatten“ einen spannenden Roman zur Zeit vor, der das Leben in aller Leichtigkeit und Dramatik von Mensch, Liebe und zerbrechender Welt am Hals und Kragen zu packen weiß. Die in Zürich lebende Autorin setzt die Unabwägbarkeiten von Tag und Nacht eines Lebens vor den kraftvollen Spiegel der Sprache und lässt Licht und Schatten von Bewegung und Ereignis mitreißend darauf fallen und prallen. Jedes Wort trifft ins Herz von Traum und Hoffnung, Sonnenstrahlen und Regenschatten über einer untergehenden Welt.

„Ein Roman, der Wert und Zeit des Lebens fulminant am Kragen packt.“

Walter Pobaschnig 9_20

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„Literatur beschreibt die Welt, und sie kann das auch komplexer als im Vampir- und Kettensägen-Epos“ Martina Bergmann, Schriftstellerin_ Borgholzhausen_30.9.2020

Liebe Martina, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Wie immer: Ich stehe um ungefähr halb acht Uhr auf, trinke Kaffee und erledige etwas Hausarbeit. Ich müsste um neun Uhr im Buchladen sein, was aber nie so ganz auf den Punkt klappt. Egal, schließlich bin ich da der Chef. Ich packe die Warenlieferungen aus, fahre den Computer hoch und gehe nochmal kurz außer Haus, um mit dem Nachbarn weiter Kaffee zu trinken. Bis um zehn lese ich Zeitung oder schaue an die Wand. Und dann geht der Tag los. Ich bediene Kunden und schreibe Seiten. So gegen neunzehn Uhr wundere ich mich, dass ich tatsächlich ungefähr erledigt habe, was für den Tag anlag. Dann fahre ich nach Hause und bin privat.

Martina Bergmann 2

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

 Dass wir uns nicht verdrießen lassen. Wir haben immer noch Strom, Wasser, Telefon und genug zu essen im Kühlschrank. Solange das gegeben ist, rege ich mich aus Prinzip nicht auf und bekomme auch schlechte Laune, wenn andere es mit ihrem Gemecker übertreiben.

 

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Literatur beschreibt die Welt, und sie kann das auch komplexer als im Vampir- und Kettensägen-Epos. Da wir in aufregenden Zeiten gehen, freue ich mich auf weniger langweilige Bücher. Ich gebe mir auch wirklich Mühe, selbst keinen Blödsinn zu schreiben.

 

Was liest Du derzeit?

Ich lese gerade verschiedene Bücher von Frauen, die an der Seite eindrucksvoller Männer gelebt haben, zum Beispiel Karola Bloch und Marlene Hobsbawm. Und die sind auch jeweils eindrucksvoll! Das ist für meine Arbeit. Und privat amüsiere ich mich mit Lily King, Writers & Lovers. Da geht es ja um eine Frau, die um absolut jeden Preis Bücher schreiben will. Als ich fünfzehn war, wollte ich selber auch schon mal Schriftstellerin werden. Papa hat mir dann einen Job beim Haller Kreisblatt organisiert. Morgens die Zeitung austragen. Man musste dazu um vier Uhr oder so aufstehen. Er meinte, wieso, ist doch mit Geschriebenem. Ich meinte, ich mach garantiert nie wieder eine Arbeit, wo man so früh aufstehen muss und wurde erst mal Buchhändlerin. Im Buchhandel zu arbeiten, heißt nämlich auch (Nebeneffekt), man muss um neun oder zehn da sein. Als ich bei Thalia war, sogar oft erst um halb zwölf. Das fand ich toll. Ich bin gar keine Langschläferin, aber ich mochte den Verlauf eines Arbeitstages, der nicht so früh zu Ende ist. Ich schreibe meine Bücher auch eher nachmittags und abends.

 

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

 Das Leben ist schön.

Vielen Dank für das Interview liebe Martina, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

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Martina Bergmann, Schriftstellerin

9.8.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Die Verarmung des Gemeinsamen – Kunst und Literatur kann hier themenführend sein“ Renate Silberer, Schriftstellerin_Linz _ 29.9.2020

Liebe Renate, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Im Sommer war es fast genauso, wie in der ersten Lockdown-Phase. Meine beiden Kinder waren ferienbedingt zu Hause, wir verbrachten den Tag gemeinsam. Zwischendurch hatte ich meine Schreibzeiten. Ich arbeite an meinem Roman, der sich mit den Auswirkungen der NS-Pädagogik auf die Folgegenerationen befasst, und im März 2021 erscheinen wird.

Renate Silberer

 Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Für uns alle, keine Ahnung. Für mich ist wichtig, dass die Schulen wieder geöffnet sind und alle Kinder einer Klasse gemeinsam unterrichtet werden. Die Zeiten des monatelangen homeschoolings sind hoffentlich vorbei.

 

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich glaube die Isolation des Einzelnen wird ein größeres Thema werden und die Frage, wie sich diese Vereinsamung in unserer Gesellschaft auswirken wird, gerade auch in Kombination mit dem sich verbreitenden Narzissmus. Die Verarmung des Gemeinsamen, Kunst und Literatur kann hier schon themenführend sein.

 

Was liest Du derzeit?

Sympathiezauber, Texte zur Ethnografie von Michale Taussnig. Von Rosmarie Waldrop, Reproduktion von Profilen. Von Byung-Chul Han, Kapitalismus und Todestrieb und die Essays von Asli Erdogan, Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch. Zwischendurch lese ich immer wieder Gedichte und Texte von Elke Erb.

 

 Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Schon seit Jahren eines meiner Lieblingszitate von Fredric Jameson: „Es scheint für uns heute leichter zu sein, uns den endgültigen Ruin der Erde und der Natur vorzustellen als den Zusammenbruch des Kapitalismus; vielleicht liegt das an einer Schwäche unserer Einbildungskraft.“

Vielen Dank für das Interview liebe Renate, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

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Renate Silberer, Schriftstellerin

Willkommen

9.8.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Viele beklagen das Fehlen gesellschaftlicher Utopien, zu Recht“ Jayne-Ann Igel, Schriftstellerin_ Leipzig_28.9.2020

Liebe Jayne-Ann, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Nicht anders als zuvor, abgesehen davon, dass ich vor der Pandemie öfters in die Stadt gefahren bin und Leute getroffen habe, was jetzt leider seltener passiert. Meistens bin ich vor sechs Uhr morgens schon auf, drehe per Rad eine Runde (ein Vorteil der Stadtrand-Lage), schreibe Tagebuch, arbeite an Texten, lektoriere, am Vormittag. Der Nachmittag gehört eher der Vereinstätigkeit (als Vorstandsvorsitzende in einem Landeskulturverband), da ist etliches zu regeln, von Stellenbesetzungen bis hin zur Neu-Planung von Veranstaltungen, von denen die meisten im ersten Halbjahr ja ausgefallen sind. Abends komme ich zum Lesen, Radio hören …

Jayne-Ann Igel

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Gegenseitige Rücksichtnahme, solidarisches Verhalten, Hilfe anbieten, wo man die Notwendigkeit sieht – das gilt für mich im privaten wie öffentlichen Raum. Und daran sollten sich auch die Akteurinnen und Akteure in der Politik orientieren, im Sinne des Gemeinwohls, nicht am Gewinnstreben.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich wäre glücklich, könnte es diesen Neubeginn geben, statt des „Weiter so“, das sich ja schon wieder abzeichnet. Wir haben in den letzten Monaten immer wieder wahrnehmen können, wie wichtig beispielsweise eine funktionierende Öffentliche Daseinsvorsorge ist, und wie sehr sie unter der neoliberalen Ausrichtung der gesellschaftlichen Belange schon gelitten hat. Wie viele Menschen unterm Gebot von Selbstoptimierung und Selbstausbeutung leiden, der marktförmigen Verfasstheit, die in alle Lebensbereiche Einzug gehalten hat.

Viele beklagen das Fehlen gesellschaftlicher Utopien, zu Recht, doch in der künstlerischen Weltsicht, Wirklichkeitsaneignung und Perspektive ist ein Hauch davon noch zu spüren. Hier kommt „Undenkbares“ ins Spiel, hat eine Entgrenzung statt, ist der Mut zum Wagnis noch vorhanden.

 

Was liest Du derzeit?

Es sind mehrere Bände, die ich parallel lese: Uwe Preuss „Katzensprung“, Ro

 

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Apropos Neubeginn, ich denke in diesem Zusammenhang an ein paar Zeilen von Marion Poschmann:  „Die politische Idee des Industriegebiets, dessen Bodenbelag von weitem wie Teppich wirkt, wäre ganz Innenraum: Bar jeden Wetters, bar jeder Obdachlosigkeit: Wo es in allen Lagerhallen ebenso aussieht wie außerhalb. Dazu kommen Automobile, auf Teppichen ausgestellt, hoher Komfort für Geräte, die lediglich über geliehene Intelligenz verfügen. Gerät, dessen Bilder verbreitet werden wie Herrscherporträts.“ (aus: Niedere Arbeiten, divenhaft ausgeführt. In: All dies hier, Majestät, ist deins. Lyrik im Anthropozän. Hrsg. Anja Bayer u. Daniela Seel, kookbooks, 2016).

Vielen Dank für das Interview liebe Jayne-Ann, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

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Jayne-Ann Igel, Schriftstellerin

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„In einer komplizierten Beziehung mit Österreich“ Martin Peichl. Kremayr&Scheriau Verlag

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A love story. Apfelstrudelgeruch. Schweineblutgeruch. Regenwasser. Schlittschuhlaufen am Löschteich. Kühlschrank und Aschenbecher. Marta. Der Acht-Finger-Ferdi. Der Blick zurück und dann in das Schnapsglas…

Wir lieben uns mit Messer, Gabel, Schere, Licht. Jelena. „Wenn Jelena von offenen Beziehungen spricht, dann stelle ich mir ein Pflaster vor, das man nicht schnell gut herunterzieht…“. Donaukanal. Bar. Und der Blick auf den Rücken in der Dusche. Keine Besitzansprüche nur eine geeignete Landestelle…

In meinem Bier hängt ein Haar von Dir. Drinking with benefits. Die Fotoalben. Der Blick auf den Vater. Später der Gang in den Wald „…ich betrete ihn mit dem Gefühl als müsste da etwas warten auf mich, eine Antwort zum Beispiel, aber da ist nichts, nur ein Specht, der das tote Holz einer Birke bearbeitet…“. Die Runde durchs Dorf. Schreibtischlampe und Schatten…

„Wir haben Angst vor der politischen Entwicklung in Österreich, vor der nächsten Wahl. Wir haben Angst…und Du hättest gerne ein zweites Kind, diesmal von mir…“

Die Welt, die Gedanken. Alles passt auf einen Bierdeckel. Schwer und leicht. Da und dort. Und es geht weiter…

Martin Peichl, vielfach ausgezeichneter österreichischer Autor, legt mit „In einer komplizierten Beziehung mit Österreích“  eine rasante Textreise in das unmittelbare Erleben einer bruchstückhaften Welt im Kleinen und Großen vor, die in sprachlicher wie persönlicher Direktheit Zeit und Leben gnadenlos an der Seele packt und erschüttert. Der Autor versteht es beeindruckend Textmontage als Stilmittel zu Ansprache und Reflexion zu setzen und schließt damit an große Traditionen moderner Literatur an – Mut zu Sprache und Experiment, um sich dem Leben zu stellen. Und das gelingt – und wie!

„Martin Peichl führt eine einzigartig variantenreiche wie direkte Sprachklinge und trifft damit ins rasende Herz der Welt“

 

Walter Pobaschnig 9_20

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„Kunst und Literatur sind vielleicht auch Orte des Trostes“ Kaska Bryla, Schriftstellerin _ Wien 27.9.2020

Liebe Kaśka, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Nach über zwei Monaten eines komplizierten Covid-19-Verlaufs, ziehe ich jetzt seit Wochen eine Krähe groß. Sie stand plötzlich da, verirrt und verwirrt. Ich hatte bisher keine Ahnung von Vögeln. Mein Mitbewohner, der Tierarzt ist, sagt sie sei im Teenageralter. Übrigens heißt sie Karl. Allerdings erinnere ich mich nicht mehr, wie es zu dieser Namenswahl kam. Ihr Geschlecht kennen wir nicht.

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Auch Tiere sind ja als Teenager sehr eigen. Jetzt, da es so heiß ist, hat Karl zwei Lieblingsbeschäftigungen: Mit offenem Schnabel im Schatten schlafen oder mich von der Arbeit abhalten. Auf den Laptop einhacken, über die Tastatur laufen, sich auf meinen Kopf setzen, meine Haare kämmen oder nach Essen schreien, das sie zuerst im Kropf, dann in Blumentöpfen versteckt.

Seit Karl ist mein Blick sehr oft in den Baumwipfeln, wo ich nach ihr suche, wenn sie nicht um mich herum hüpft.

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Im August erschien mein Debütroman „roter Affe“ im Residenz Verlag und im Oktober kommt die sechste Ausgabe der Literaturzeitschrift PS – Politisch Schreiben heraus. Ihr Thema ist das Prosadebüt. Für beide Projekte bin ich gespannt, was der Restsommer und Herbst ihnen bieten wird.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Die Pandemie ist ja noch nicht vorbei. Was für unterschiedliche Auswirkungen sie auf unsere Leben haben wird, im einzelnen wie im kollektiven, wird sich erst zeigen. Jetzt heißt es noch aushalten, durchhalten und den Humor nicht verlieren. Trotz allem.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich denke, die Kunst und die Literatur werden die Rolle haben, die sie immer haben: Orte der Reflexion, der Kritik, der Kreativität, Orte an denen man miteinander lacht oder sich streitet. Vielleicht auch Orte des Trostes.

Was liest Du derzeit?

Vor mir aufgestapelt liegen:

Sharon Dodua Otoo „die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle…“, Jamal Tuschick „Bis zum Ende der B-Seite“, Ika Elvau „Identitätskrise 2.0“, Marion Messina „Fehlstart“, Lene Albrecht „Wir, im Fenster“, Raphaela Edelbauer „Das Flüssige Land“, Ivana Sajko „Familienroman“, Maxim Biller „Sechs Koffer“, Sabine Scholl „O“, Sylwia Chutnik „Weibskram“, Nora Wicke „Vierstromland“, Alex Riedel „Sonne Mond Zinn“, Olivia Wenzel „1000 Serpentinen Angst“, Christine Koschmieder „Trümmerfrauen“, demnächst auch „Die Sommer“ von Ronya Othmann.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Beständigkeit ist die letzte Zuflucht des Fantasielosen.

Vielen Dank für das Interview liebe Kaśka, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

Danke dir für diesen schönen Blog!

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Kaśka Bryla, Schriftstellerin

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10.8.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Die Kunst, die Literatur ist das, was sie immer ist: ein Experimentierfeld des Lebens“ Stefan Kutzenberger, Schriftsteller_Wien_26.9.2020

Lieber Stefan, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Lieber Walter, bei mir hat sich glücklicherweise am Tagesablauf praktisch seit Corona nichts geändert. Ich sehe die Kinder mehr, was ja sehr positiv ist, aber schreiben ist ohnehin immer home office, also ist von dem her alles gleich.

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Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Jetzt ist es wichtig auf die Wissenschaft zu hören. Wenn diese oft mal verwirrend ist und verschiedene Lösungsvorschläge gibt, sich selbst widerspricht, etc., dann ist das der Beweis, dass sie funktioniert. Wissenschaft hat nämlich die Fähigkeit dazuzulernen, sich zu korrigieren, feiner und besser zu werden. Alles Eigenschaften, die Verschwörungstheorien nicht bieten können, denn diese wissen immer auf alles eine Antwort, und diese ist in Stein gemeißelt, kann nicht adaptiert werden, sich nicht anpassen, nicht dazulernen – und ist deshalb immer falsch.

 

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Die Kunst, die Literatur ist das, was sie immer ist: ein Experimentierfeld des Lebens. In der Naturwissenschaft kann man einen Versuch so lange wiederholen, bis man ein Ergebnis hat. Im Leben geht das nicht. Alles kann man nur einmal machen, es ist unmöglich zu fragen, was wäre gewesen, wenn ich einen anderen Job hätte, sogar, was wäre, wenn ich heute Früh mit dem anderen Fuß aufgestanden wäre. Man weiß es einfach nicht, und wird es nie wissen. Die Literatur kann aber diese Möglichkeiten aufzeigen und durchspielen, und dafür werden wir sie immer brauchen.

 

Was liest Du derzeit?

 „Gift“ von Tove Ditlevesen, ein ganz wunderbarer, schonungsloser, harter, aber immer auch witziger autofiktionaler Roman aus dem Dänemark von 1971.

 

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Wird schon wieder.

 

 Ebeltoft, 5.8.2020

Vielen Dank für das Interview lieber Stefan, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen vielfältigen Literaturprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Stefan Kutzenberger, Schriftsteller

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5.8.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Literatur kann einfühlen, aufrühren, Utopien und Zusammengehörigkeit entwerfen“ Werner Rohner_Schriftsteller_Zürich _ 25.9.2020

Lieber Werner, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ausschlafen!

Frisches Croissant holen (bin fürn Monat in Paris), Verlagskorrekturen für meinen neuen Roman („Was möglich ist“) durchschauen, durchs touristenleere Quartier spazieren, Apèro, im Tagebuch den Tag noch einmal auferstehen lassen.

Träumen!

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Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Das wir nicht für andere festlegen, was besonders wichtig sein soll.

 

 

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich glaub`, die Literatur feiert den Aufbruch und Neubeginn schon seit Jahrhunderten. Begleitet diese kritisch und setzt sie in Zusammenhänge. Das soll die Literatur auch jetzt tun. Dabei nicht vergessen, dass sie noch nie ganz mit der Zeit gegangen ist.

Aber sie kann natürlich auch ganz anders: Ablenken, Aufrühren, Einfühlen, querdenken, Utopien und Zusammengehörigkeit entwerfen, Nachdenken und Musik sein.

Und dann wieder, die Literatur tut ja von selbst nix – da müssen schon die Autorinnen und Autoren die Verantwortung für übernehmen.

 

Was liest Du derzeit?

Baudelaire: Le Spleen de Paris

 

 Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Von Ilse Aichinger: Und hätt ich keine Träume / so wär ich doch kein anderer / ich wär derselbe ohne Träume / wer rief mich heim?

 

 

Vielen Dank für das Interview lieber Werner, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

 

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Werner Rohner, Schriftsteller

Foto_ Christoph Oeschger

 

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„Georg Trakl _ Dichtungen und Briefe“ Herausgegeben von Hans Weichselbaum. Otto Müller Verlag.

Es ist eine poetische Stimme, die das 20.Jahrhundert im Angesicht des Weltkrieges und den Prozessen von Untergang und Orientierung erschütterte und bis in die Gegenwart nichts an dramatischer wie kritischer Ansprache verloren hat.

Der Dichter Georg Trakl (*1887 Salzburg +1914 Galizien) war Kriegsteilnehmer und damit unmittelbar mit den täglichen Schrecken konfrontiert wie auch mit dem Zerfall eines Imperiums. Diesem großen Drama der Welt korrespondierte die persönliche Seelenerschütterung. Beides findet in seinen Gedichten Ausdruck, die in unvergleichlicher Bildsprache Dunkelheiten, Schmerz und Ausweglosigkeiten poetisch thematisieren. So ist die Dichtung Georg Trakls ein lebendiges Mahnen wie Reflektieren von Krieg und Frieden in Welt und Seele. Und eine Ansprache an die Kraft und Schönheit von Sprache auch in schwärzester Nacht von Mensch und Gesellschaft.

Der Dichter Georg Trakl war aber auch ein Briefschreiber an Familie, Freunde, Verleger und Kunstkollegen. Diese geben einen sehr anschaulichen Eindruck der künstlerischen Etappen wie Herausforderungen eines Dichterlebens der Zeit.

Die vorliegende bibliophile Neuausgabe des Gesamtwerkes von Georg Trakl (Gedichte, Nachlass/Fragmente/Dramen, Briefe, Lebenschronik) des renommierten Trakl Kenners und Leiter der Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte in Salzburg, Hans Weichselbaum, ist nun eine kompakte Zusammenfassung von Dichtung und Lebenszeugnissen eines der wesentlichsten Dichter der Moderne. Zudem bietet es sensationelle bisher nie veröffentlichte Gedichte. Es ist Herausgeber wie Verlag herzlich zu danken, dass dies ermöglicht wurde!

Ein ganz wichtiger editorischer Meilenstein in herausfordernden Zeiten!

Walter Pobaschnig 10_20

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„Ich werde jetzt im Moment öfter gefragt zwei Konzerte an einem oder mehrere Abende mit gleichem Programm für die gleiche oder sogar weniger Gage zu spielen“ Sophie Abraham, Cellistin _ Wien 24.9.2020

Liebe Sophie, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Tagesablauf schaut generell immer anders aus, Routine gibt’s fast nicht!! Aber im Moment nehme ich mein Soloalbum in meinem Wohnzimmer auf. Das bedeutet: 

7:00 aufstehen

8:00 Frida in den Kindergarten bringen

9:00-15:00 intensivst aufnehmen

Nachmittags bis abends Zeit im Garten/Sandkiste/Schwimmteich/… verbringen 

Nachts aufnehmen, durchhören und editieren

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig? 

Vertrauen in einander.

Mut zu Reformen.

Mut zu Perspektivenwechsel.

Zeit nutzen um gute Musik zu erfinden oder zu proben.

Gesammelt für finanzielle Fairness kämpfen, Vermögensverteilung statt arm wird ärmer und reich wird reicher. 

Mir ist auch wichtig den Fokus auf Gleichberechtigung zu legen, auf die Frauen, die in Zeiten von COVID-19 doch öfter Doppelrollen (Kinderbetreuung und Arbeit) einnehmen und damit finanziell geschwächt werden und dies nicht automatisch ausgeglichen wird.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Musik, der Kunst an sich zu? 

Ich hoffe, dass wir, unsere Gesellschaft aus dieser Krise lernt, und ich bin mir sicher, dass wir das tun.

Ich finde Musik und Kunst sind ein Barometer wie es einer Gesellschaft geht. Wie frei man denken darf, wie kreativ man sein darf, wie innovativ man sein darf. Aber auch ein Barometer des Glücklichseins, der Zufriedenheit, der Schönheit, des Aufarbeitens von Gesellschaftlichen Traumata.

Wir Künstler&Musiker müssen, wie wahrscheinlich sehr viele andere Berufsgruppen auch, hart einstecken wenn’s ums Finanzielle geht, wenn’s um Arbeitsbedingungen geht. Ich werde jetzt im Moment öfter gefragt 2 Konzerte an einem oder mehrere Abende mit gleichem Programm für die gleiche oder sogar weniger Gage zu spielen.

Das ist von Veranstalter Seite aus verständlich, für Künstler aber ein wesentlicher Mehraufwand, der wenigstens mit gleicher Gage vergütet werden soll.

Da müssen wir auch stark bleiben, sodass es kein bodenloses Preisdumping gibt.

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(Sophie Abraham_Cellistin _ Trio Frühstück _ Clara Frühstück, Klavier _ Maria Sawerthal, Violine)

Was liest Du derzeit?

Der Hase mit den Bernsteinaugen von Edmund de Waal

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Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

There is a Crack in everything, That is wäre the light comes in.

L.Cohen

Vielen Dank für das Interview liebe Sophie, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Musikprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

Alles liebe!

Sophie

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5 Fragen an KünstlerInnen:

Sophie Abraham, Cellistin, Musikerin

Foto_Sophie Abraham/Trio Frühstück _Ferdinand Schmalz _ Muth 7.11.2017

Fotos_Walter Pobaschnig

22.8.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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