Dear Mohamed what’s is your routine at the Moment?
I am currently working on my master’s thesis on radical feminism in the Moroccan women’s story. It’s a long and exhausting topic… and it needs a deep analysis… so I’m working hard.
Besides that there is writing stories. I try to maintain a yearly routine in writing stories. I try to be as different as possible in writing. All I do is follow the passion that gives my life meaning.
Mohamed Khalfouf, poet
what’s not particularly important for all of us?
I think stopping wars, in Syria, Ukraine, Yemen, woo… war is terrible. Then deal seriously with real world problems such as climate deterioration, nutrition, international politics… We have to deal seriously. Sometimes I feel the world’s population is living behind phones: on Facebook, Instagram, and TikTok… forgetting the real world problems.
new start, new beginning, what will be essential and wish riles will literature, art play?
The role of literature is important and effective, but I do not believe that literature can change the world. These are exaggerated utopian ideas… But literature will make us more humane, more accepting of each other.. especially in Arab countries, or a country like Morocco, where the influence of literature is almost non-existent. … We in Morocco live in cultural corruption… Literature, or art, must change its owner before thinking of changing the world.
what do you currently reading ?
I am a chaotic reader, I switch from one text to another.. but I read now “ The Norwegian Wood“ by Haruki Murakami, I love this genius. I’m also thinking of re-reading „The Bell jar“ by Sylvia plath.
wish quote, text will you propose to us?
“ I write in order not to forget, to keep things alive in the heart and in the mind“.
Mohamed Khalfouf/ Morocco.
Thank you very much for the Interview, dear Mohamed, much success for your wonderful literature projects, all the best in these days!
Five questions on artists:
Mohamed Khalfouf, poet
Foto_private
29.12.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.
Liebe Sabine, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Irgendwie eingekapselt, da ich wegen meiner (Un)gesundheit und Corona immer noch von zu Hause aus arbeite. Aber vor einigen Monaten bin ich in eine Wohnung umgezogen, die in einem riesigen Park liegt, es gibt sogar einen kleinen Wald… Eichhörnchen und Rotkelche passen sehr gut zum Schreiben… Und es vergeht kaum ein Tag ohne einen Anruf an die Eltern, kaum eine Woche ohne Kontakt zu den weitlebenden Kindern.
Sabine Aussenac, Schriftstellerin
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Wir müssen zusammenhalten. Und einander vertrauen. Innerhalb des intimen Kreises der Familie und Freunde, aber auch weiter: Alles ist heilig, vom Menschenleben bis zum Stein und Baum…
Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Kunst ist das Zentrum. Trotz der abscheulichen Situation in der Ukraine freue ich mich zum Beispiel jeden Tag, wenn ich über Instagram die dynamische Seite des Paul-Celan-Literaturzentrums in Czernowitz lesen kann: Dichter und Künstler, trotz Krieg und Verzweiflung, immer aktiv und hoffnungsvoll, genauso wie „meine“ Rose, Rose Ausländer, als sie wie Celan oder Selma Meerbaum-Eisinger im Czernowitzer Ghetto Gedichte verfasste…
Zwar sind Brot und Strom wichtig, und Medikamente, und Forschung, und und und… Aber Kreativität hilft der Menschheit, das Licht und die Kraft zu finden…
Last but not least: Als Frau fühle ich mich besonders dazu berufen, mich in diesem Sinne zu engagieren, sei es, um zu beweisen, dass Künstlerinnen aus den vergangenen Jahrhunderten eine wichtige Rolle spielten, oder um meine eigene Stimme zu bearbeiten…
Was liest Du derzeit?
Viel Fachliteratur über Worpswede und über die drei Künstlerinnen, die im Zentrum meiner Doktorarbeit stehen, da ich gerade über Paula Modersohn-Becker, Clara Westhoff-Rilke und Martha Vogeler promoviere. Gestern habe ich mich in Marthas Biografie vertieft, und ich musste mal wieder über die unglaubliche Kraft dieser Frau staunen.
Aber irgendwo in der Wohnung liegt immer ein Krimi, diese Woche wieder eine spannende Geschichte von Camilla Läckberg! Und dazu gibt es bei mir immer viel Presse, besonders aus Deutschland, da ich meine zweite Heimat so sehr vermisse. Die Zeit und Der Standard lese ich per Abo digital, und oft kaufe ich mir Spiegel oder Stern, gar Brigitte Woman -bin ja eben eine Frau und nicht mehr die jüngste…- oder Landlust (immer diese Land-und Naturtalgie…)
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
« Impose ta chance, serre ton bonheur et va vers ton risque. À te regarder, ils s’habitueront. »
„Erzwinge dein Glück, umklammere deine Lebensfreude und gehe auf dein Risiko zu. Wenn sie dich ansehen, werden sie sich schon daran gewöhnen.“
Ganz schön schwierig, diesen Aphorismus des französischen Dichters René Char zu übersetzen, da es auf Deutsch ein einziges Wort für Chance und Bonheur gibt, und zwar Glück! Darum spreche ich von „Lebensfreude“… Auf jeden Fall ist dieser Satz seit Jahren mein Motto! Mein Leben gehört mir, und niemand darf mir sagen, was ich zu tun habe…
Vielen Dank für das Interview liebe Sabine, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Sabine Aussenac, Schriftstellerin
Zur Person:
Sabine Aussenac wuchs zwischen Mittelmeerlichtern und Tannenwäldern auf, pendelte oft zwischen Rhein und Garonne. Sie arbeitet als Deutschlehrerin in der „rosa Stadt“ Toulouse und schreibt Gedichte, Romane, Kurzgeschichten… Ihre Richtlinien: Frauenrechte, Lyrik, Shoah und Engagement gegen Antisemitismus, deutsch-französische Beziehungen… Meistens schreibt sie auf Französisch, aber manchmal auch auf Deutsch. Ihr letztes Buch ist ein Essay über Rose Ausländer, die sie auch übersetzt. Sie promoviert gerade über drei Worpsweder Künstlerinnen. Wien gehört zu ihren Lieblingsstädten!
Gone are the brothers who fathered the missiles / In their cathedrals the sisters will rise / Victory tends to her garden once more and / Eris-ová yawns and cuts open her eyes
Pain picks it’s seeds from the blood of the missing / Enemy fire lies shallow and rare / All souls and hallows are orthodox icons / Cold graves hoard secrets they may never share
Earth will lay bare on the belly of Dola / All that is left is what Mokosh will cry / Czernobog turns into open horizons / His brother Belobog threatens the sky
Add one more skull on the fence of the Baba / Night rides and Yaga will straddle her broom / Cauldrons will fill and then empty their visions / Everyone´s daughter will bury her doom
Rhea Krcmarova, 5.12.2022
Rhea Krcmarova, Schriftstellerin und transmediale Textkünstlerin_ Selbstporträt
Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:
Rhea Krcmarova, Schriftstellerin und transmediale Textkünstlerin_ Selbstporträt
Liebe Barbara, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Mein Tag ist seit Jahren eine einzige schlaflose Nacht: Es beginnt, ohne wirklich aufgehört zu haben, mit freudigem Frühstück mit Mann und Kindern. Ein Kind in den Kindergarten und das Baby dreimal die Woche bei der Tagesmutter abliefern macht meistens mein Mann, ich sitze dann an meinen Forschungsprojekten, zwischendrin Vorlesungen und Meetings, alles eng getaktet von Kindergarten- und Tagesmutter-Abholzeiten.
Am Nachmittag mal so, mal so: Entweder Zeit mit den Kindern oder Arbeit. Wenn die Kinder endlich schlafen nochmal Wissenschaft bis circa Mitternacht, dann mit der ersten Stillpause ins Bett bis circa 4 Uhr, nächste Stillpause und dann Prosa in Kolumnen bis 5 oder 6 Uhr, in der Dämmerung nochmal ins warme Bett kriechen und eine Mütze Schlaf bis halb 8 holen.
Dann beginnt’s wieder freudig, ohne wirklich aufgehört zu haben: Tagsüber Wissenschaft, nachts Prosa.
Barbara Plagg, Autorin, Wissenschaftlerin
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Frei nach einem bekannten Spruch: Dass wir gelassen genug sind, das hinzunehmen, was wir nicht ändern können, dass wir mutig genug sind, das zu verändern, was wir dringend verändern müssen und dass wir Grips genug haben, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Wissenschaft, der Kunst an sich zu?
Gesellschaftlicher Aufbruch geht nur ganz — also über alle Bereiche hinweg —oder gar nicht. Wir können z.B. kein kapitalistisches Wirtschaftssystem, aber eine sozial-ökologische Kunst haben, das ist innerhalb desselben Gesellschaftssystems unmöglich. Ist die Wirtschaft kapitalistisch, ist es die Kunst auch, da kann man sich nicht fein rausnehmen und sagen nö, damit hab ich nix zu tun.
Wesentlich empfinde ich deswegen das Verständnis, dass soziale und ökologische Veränderung eine Entscheidung ist, die wir als Zivilgesellschaft kollektiv und graduell fällen und dass wir alle, ob Künstler:in, Kindergärtner:in, Wissenschaftler:in oder Bauarbeiter:in eben die Macht und damit auch die Verantwortung für beiderlei tragen: transformative Prozesse einzuleiten — oder eben in einer vermeintlichen Komfortzone verharren. Die Komfortzone hat aber leider nicht genug Zukunft für alle, deswegen muss da, wo Wissenschaft evidenzbasiert Lösungen aufzeigt, Kunst und Kultur zum kreativen Motivator und Katalysator werden, Menschen zu erreichen und den Prozess der Umsetzung zu begleiten und befördern.
Was liest Du derzeit?
Das ist das Schöne am Stillen: Man ist zum Nichtstun gezwungen und hat endlich Zeit zum Lesen. Momentan habe ich zwei unterschiedlich gepolte Still-Lektüren, die ich abwechselnd lese: Die poetisch tröstlichen Ereignislosigkeit in „Dagegen die Elefanten“ von Dagmar Leupold, im Wechsel mit der tröstlichen Aufbruchstimmung in „Das Ende des Kapitalismus“ von Ulrike Herrmann.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. (Hölderlin)
Barbara Plagg, Autorin, Wissenschaftlerin
Vielen Dank für das Interview liebe Barbara, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Wissenschaftsprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Barbara Plagg, Autorin, Wissenschaftlerin
Zur Person: Barbara Plagg (Wissenschafterin und Autorin) arbeitet als Wissenschaftlerin am Institut für Allgemeinmedizin und Public Health in Bozen und schreibt als Autorin vordergründig sozialkritische Beiträge im Südtiroler online Magazin barfuss. Ihr Theaterstück „72 Stunden – Eine Anklage“, das zum Thema Femizid sensibilisiert, wurde diesen Herbst als Ko-Produktion der Städtetheater Bruneck, Bozen und Meran aufgeführt. Barbara lebt mit ihrer Familie in Südtirol.
Fotos_1 Mati Photography, 2 privat.
27.12.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.
Ich bin Frühaufsteherin und beginne den Tag mit drei Espressi aus dem italienischen Espressokocher, daneben hör ich Frühjournal oder Morgenjournal. Momentan gelingt es mir ganz gut, Wichtiges gleich anzugehen. Gerade ist das die Projektdokumentation meiner Lockdown-Miniaturen „Unerhörte Wünsche“. Jänner und Februar werde ich in Italien sein, um einer 90jährigen Wienerin zu helfen, ihre Familiengeschichte aufzuschreiben. In dieser Zeit wird eine Grafikerin mein Haus bewohnen und „bearbeiten“. Es gilt in den nächsten Tagen daher, aufzuräumen und Platz zu schaffen im Büro, das dann ihr Atelier sein wird.
Eva Schreiber, Schriftstellerinund Fotografin
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Glücklich ist, wem es angesichts der unfassbaren Dinge, die um uns geschehen, gelingt, „bei sich“ zu bleiben. Es ist wichtig, mit den eigenen Ressourcen sorgsam umzugehen, sich ein offenes Herz zu bewahren und immer etwas zu haben, auf das man sich freut. Und HerzensfreundInnen, ja, die sind jetzt für uns alle auch besonders wichtig.
Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Es ist wichtig, sich gegen Hetze und Ignoranz zu stemmen und endlich das Primat der Wirtschaft zu brechen. Das braucht Kraft und Courage und Ausdauer und Schmäh. Auch die eigene Toleranz ist da ordentlich gefordert. Der Kunst und im Speziellen der Literatur kann es gelingen, dem Gefühl der Hilflosigkeit etwas entgegen zu setzen, andere Allianzen zu schmieden, damit die Resignation nicht überhand nimmt.
Was liest Du derzeit?
Verena Rossbacher, Mon Chéri und unsere demolierten Seelen
Nicoletta Verna, Der Wert der Gefühle
Marco Balzano, Damals am Meer
Siljarosa Schletterer, azur ton nähe, flussdiktate
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Erst kürzlich gefunden: „Wer immer nur funktioniert, entzieht sich dem Abenteuer des Lebens.“ Armin Müller-Stahl, ja Stahl, so ein Zufall, der Name, den ich hier auf facebook in Erinnerung an meine geliebte Stahl-Oma verwende.
Vielen Dank für das Interview liebe Eva, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Eva Schreiber, Schriftstellerinund Fotografin
Foto_Birgit Machtinger
23.12.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.
Let us snow roses in the field of this desolate world,
Let’s stop this damned war…
Nobody wants this war,
Nobody wants to fall down Donetsk or Kyiv
Nobody wants war, tanks, missiles, or casualties…
Nobody … nobody…
Little girl in Dunstik:
I think of how scared you are,
how you cry every day,
Who tells you bedtime stories?
Who plays the piano for you?
Oh little princess !
How cruel and dark this world is!
War is a savage, ruthless creature.
does not believe in love and peace,
doesn’t read poetry or hear songs…
The wolf eats the sheep at the end of our story…
I watch TV every day
I receive hot news through tongues about Ukraine
I pray for you, I pray for Ukraine:
Oh my God protect my princess!
Oh my God keep the war away from the good people of Ukraine!
Oh my God, why don’t our prayers reach you?!
I want to write a poem about war:
But I can’t,
My poetry is unable to stop the war
We can’t stop this war…
Nobody wants pure winter snow
To be contaminated with the rotten blood of war…
let the war fall
Mohamed Khalfouf , 13.12.2022
Mohamed Khalfouf, poet
Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:
Mohamed Khalfouf, poet
Zur Person_ Mohamed Khalfouf, Moroccan writer. Born in 1997 in Khouribga. Graduated from the Faculty of Arts, Department of Arabic Language, Fez. Master’s student in women’s writing at the Faculty of Arts, Tetouan. Short story writer and translator. My stories, poems and translations have been published in many cultural arabic and international platforms. My texts have been translated into different languages: Hebrew, Georgian, German, Belarusian, Persian, Greek, Italian, Polish…Winner of the comic story award for Sayidaty magazine. Winner of the Story Award for Nomadic Literature Festival.
Lieber Thomas, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Da ich im Brotberuf bei einer Steuerkanzlei arbeite, ist der Spielraum für Originalität im Tagesablauf eher gering. Ich stehe werktags sehr früh auf, versuche mit Sport meine Vergreisung hinauszuzögern, schreibe ein wenig, und am Abend und Wochenende verfeuere ich meine Restenergie in Projekten, die fast immer mit Schreiben zu tun haben, aber nicht immer mit Literatur.
Thomas Fitzner, Schriftsteller
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Zuhören. Speziell jenen, die in konstruktiver Weise eine andere Sicht formulieren. Ich habe im Auto zwei Radiokanäle unterschiedlicher Ideologien programmiert, und in Facebook lasse ich mich auf „Freundschaften“ mit Personen ein, deren Ansichten ich in wichtigen Fragen nicht teile. Solange der Austausch einigermaßen intelligent, faktenorientiert und respektvoll ist, empfinde ich diese Diskrepanzen als Bereicherung.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Vor dem Aufbruch steht vermutlich der Zusammenbruch, die Frage ist nur, wie der aussehen wird. Apokalyptische Fantasien sind dabei nicht hilfreich, die Auflösung einer Ordnung ist notwendige Voraussetzung für das Entstehen einer neuen. Angst macht mit Recht der Übergang, die Zeit ohne Ordnung. Da kann viel passieren.
Entscheidend wird sein, dass die westliche Kultur, an der man weiß Gott viel kritisieren kann, ihre positiven Werte verteidigt. Ich nehme ein Übermaß an Relativismus wahr. Es ist eben nicht egal, ob Politik und Religion getrennt sind, ob mich Kritik an Mächtigen ins Gefängnis bringen kann oder ein Witz über Religion ins Grab, ob Homosexuelle um ihr Leben fürchten müssen, ob Frauen per Geburt untergeordnet sind …
Und es ist nicht egal, wie wir mit mächtigen autokratischen Regimes umgehen. Ist uns billige Ware wichtiger als die Freiheit unserer Nachkommen? Plötzlich spielt auch wieder eine Rolle, welchem Kollektiv ich angehöre. Welcher Religion. Ob ich Mitglied eines Clans bin, der mich schützt. Das war in Europa weitgehend überwunden. Ein Verdienst der Aufklärung. Darin bestand der Fortschritt, das ist die positive Seite der westlichen Kultur, die wert ist, ohne Wenn und Aber verteidigt zu werden.
Die Literatur, die Kunst, wenn sie überhaupt etwas bewirken kann oder will, muss furchtlos und respektlos sein. Und zwar nicht nur gegenüber dem faschistoiden Muff im eigenen Haus, sondern auch jenen gegenüber, die ideologischen Artenschutz beanspruchen.
Was liest Du derzeit?
Ich lese meist ein Sachbuch und einen Roman nebeneinander. Gerade habe ich den Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ von Manja Präkels zugeklappt, eines dieser Bücher, die man ewig weiterlesen möchte. Daneben liegt „The secret history of food“ von Matt Siegel auf meinem Nachttisch.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Aus meinem Zettelkasten: „Lese gerade, dass die 140-Millionen-Dollar-Yacht eines mexikanischen Multimilliardärs im Hafen von Palma angelegt hat. Da steh ich nun, mit meiner Sammelbüchse für die Dritte Welt …“
Vielen Dank für das Interview lieber Thomas, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
Grausam // ist das // nur // unsre sogenannte träume // da dachten wir // hatten wir //
Immer gedacht // es wird immer so sein // wie es halt jetzt ist // so bescheuert waren wir //
Von heute bis auf morgen // ging doch alles schief // alles durcheinander // aber schau mal // wir
Ernten was // wir säen // fragen uns // als die raketen in unsere häuser einschlagen // womit wirs verdient haben // schulen gesprengt / unsere kinder in panik versetzt / der gesichtslose feind // der darauf aus ist // unseren geist zu töten // systeme // zerstört // bruch // feuer //
Pausen kennen wir nicht // nur wenn die keine munition mehr haben // sag mal // gibt es //
Einen sinn // dafür // das hier? // komm, erzähl doch mal // unsere sogenannte zukunft //
Abgetrieben // was war das? // was ist das hier? // trauen wirs uns zu? // schau, zieh das an //
Camouflage // jetzt schaffste det // raus, versuchs! // unter beschuss! / in deckung! //
Ein erschütterndes // sich wiederholendes grauen // das wir hier // uns in unseren kleine // warmen cafés // kaum vorstellen können // wo //
Alle unsere perfekt // aufeinander // abgestimmten // formate // und systeme // funktionieren // und nichts // improvisiert ist // und wo wir probleme haben wie //
Champignonpflückerlunge // und // die unerwartete verschlimmbesserung der rentenversicherungsbeiträge // und // warum man halt so matzfotzig isch! // während einige hundert km // richtung ost //
Halb erfrorene leichen // die in den wäldern zurückgelassen wurden // bei tauwetter im frühjahr explodieren werden // was? oh! irgendeine niedliche //
Akrostichonscheform // kann die last dieser schrecken // nicht in einzelnen zeilen halten // leider //
Nichts als elend // leere versprechen // propaganda // gleichgültigkeit angesichts des leidens //
Clowns // ein wenig vranyo // ein wenig hoffnung // was wir suchen? // einen ausweg // ein
Ende // aber kein ende in sicht // und schon wissen wir // wenn das ende kommt // und die deals abgeschlossen sind // wird die gleichen alten bescheuerten// fragen gestellt werden // wofür? // weshalb? // weswegen? // warum?
Mark Kanak, 17.12.2022
Mark Kanak _ Autor, Übersetzer und Hörspielkünstler
Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:
Mark Kanak _ Autor, Übersetzer und Hörspielkünstler
Zur Person: Mark Kanak ist Autor, Übersetzer und Hörspielkünstler und lebt in Berlin. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehören „Tractatus illogico-insanus“ (Prosa, Ritter Verlag, 2018), die Übersetzung von Walter Serners Dada-Meisterwerk „Letzte Lockerung“ ins Englische (Twisted Spoon Press, 2020) und die Übersetzung von Blixa Bargelds „EUROPA KREUZWEISE“ (Contra Mundum Press, 2022). Hörspielarbeit: „Tollhaus“ (2021) mit Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten in der Solorolle (Uraufführung Berlin Hörspiel Festival, aktuell Finalist für das Hörspiel des Jahres 2022).