
HR Dir.Mag.Gerhard Hopfgartner, Schulleiter des Europagymnasiums Klagenfurt seit 2008. Studium der Germanistik und kath:Theologie in Innsbruck. Pädagoge, Pressearbeit, Herausgeber von zwei Büchern in Kooperation.
Zum Schüler/Maturanten Peter Handke:
Peter Handke ist mit 17 Jahren hier an unsere Schule, das Europagymnasium Klagefurt 9020, gekommen und hat zwei Jahre später im Schuljahr 1960/61 hier maturiert. Er war ein ausgezeichneter Schüler (8B Klasse) und maturierte auch mit Auszeichnung.
Unsere Schule wurde bereits 1552 als humanistisches Gymnasium gegründet, damals am Standort Domplatz der Stadt.

Die Begeisterung für Sprache macht ja auch wesentlich das Schreiben Peter Handkes aus.
Sein Interesse für Sprache zeigte sich schon in unserer Schule in seiner Wahl der Freifächer – Slowenisch, Italienisch, Englisch. Dazu kam natürlich das humanistische Pflichtprofil mit Griechisch und Latein, Deutsch.
Es gab auch ein zweistündiges Freifach „Literaturpflege“ zu der Zeit an unserer Schule.

Peter Handke maturierte mündlich in Philosophie/Psychologie, Griechisch und Mathematik. Die Noten waren jeweils ein „Sehr gut“.
In seiner philosophischen Maturaprüfung waren die Diskussion der Geschichtsauffassungen im „idealistischen oder ökonomischen“ Ansatz das Thema wie die psychologische Reflexion von Aufmerksamkeit, Assoziation und Gedächtnis.

Ein Textauszug von „Iphigenie auf Tauris“ von Euripides stellte den Schwerpunkt im Fach Griechisch dar.

Kreis, Kegelschnitte waren Aufgabenstellungen in der Maturaprüfung Mathematik.

Peter Handke, Gert Jonke, Egyd Gstättner (BG 2), alle drei Schriftsteller sind Absolventen unserer Schule, und sie verbindet das Eintreten für das Miteinander, das Mitmenschliche, auch der Blick auf das „Menschln“. Sie tragen sicherlich dazu bei, das Europa als Projekt des Miteinander, als Friedensprojekt wesentliche Impulse bekommt.
Das ist auch unser Ziel als erfolgsorientierte Europaschule. Der Begriff Erfolg ist dabei sehr vielschichtig zu sehen. Es geht um Schritte ins Leben. Selbstbewusst, engagiert und frei. Die Literatur ist ein sehr gutes Beispiel, Vorbild dafür.

Ich bin ja selbst Germanist und Theologe. Es ist immer wichtig darauf zu sehen wie Literatur Wurzeln fassen kann. Dies ist eine ständige pädagogische wie humanistische Aufgabe. Schule und Gesellschaft, Leben an sich, verbinden sich hier wesentlich.
Wie geben wir Literatur Raum, wie wirkt Literatur – das sind ganz wichtige Fragen und Transfer- wie Reflexionsaufgaben.

Die Frage nach den Ursprüngen ist natürlich eine, die Literatur immer begleitet. Forschung und Lehre trifft und bewährt sich ja in der Schule unmittelbar.

Europa zeichnet sich in seiner Sprachenvielfalt aus. Dies zeigt sich unmittelbar in unserer Namensgebung als Europagymnasium und dem vielfältigen Sprachenangebot, derzeit von Griechisch (auslaufend), Latein bis Italienisch, Russisch, Französisch, Spanisch, Deutsch, Englisch – seit Gründung der Schule 1552, der Schulzeit Peter Handkes bis zum heutigen Tage. Sprachen sind eine wesentliche Mitte unserer Schule.
Den Sprachenbegriff selbst sehe ich sehr umfassend. Die Sprache der Musik, der Kunst, der Naturwissenschaft etwa. Sprache bedeutet die Welt. Auch der Musiker und Komponist Thomas Koschat ist Absolvent unserer Schule.
Wir können die Welt nur kennenlernen, erfassen mit der Sprache, mit Sprachen.

Literatur ist wichtig, um seine eigene Position klären zu können, um wertschätzend diskutieren zu können. Um Sichtweisen von anderen verstehen zu können. Wenn es diesen Austausch nicht mehr gibt, geben kann, ist es sehr bedenklich.

Wenn Sprachlosigkeit um sich greift, wird es gefährlich.

Ich selbst schreibe Fachliteratur. Ich habe zwei Bücher in Kooperation herausgegeben. Und Gedichte schreibe ich für mich bzw. sehr vertraute Menschen.

Schule im Lehr- und Lernprozess ist immer über den unmittelbaren Ort hinaus orientiert. Analog oder digital. Sicherlich auch eine Parallele zur Literatur.
Türen zu öffnen, Grenzen zu erweitern, dabei in Erfahrung zu begleiten. Das ist eine wesentliche Aufgabe von Schule. Einen Impuls zu geben, um selbst dann Türen öffnen und Grenzen erweitern zu können.

Literatur bewegt. In verschiedenster Form. Von Roman, Erzählung, Poesie, Journal bis zu Kochbüchern.
Wenn wir uns auf Literatur einlassen, geben wir selbstverständlich neuen Raum. Das ist ganz wichtig.


Unsere Aufgabe in der Schule ist es, Pädagogik wie Literatur hochzuhalten. Raum zu geben – geistig aber auch ganz praktisch als Lern- und Lebensraum, gerade auch in Schularchitektur als Voraussetzung, um Prozesse des Lernens, des Wachsens zu öffnen. Respektvolles Begegnen und Dialog sind dabei der Weg.

Ich habe keinen Lieblingstext von Peter Handke. Aber sein Schreiben und das Lesen bedeutet, sich immer wieder auf Neues einzulassen und Gegenwärtiges im unterschiedlichen Licht wahrnehmen zu wollen. Damit ist auch die Pädagogik treffend beschrieben.

Das Wandern, das Gehen bei Handke. Der bestimmte Ort, das Radln zum See, bei Egyd Gstättner. Die Musik bei Gert Jonke. Die Vielschichtigkeit des Lebens und die Literatur. Die Erfahrung und der Weg. Schule ist einer der wichtigsten, sensibelsten und besten Orte dafür.

Herzlichen Dank Herr HR Dir.Mag.Gerhard Hopfgartner für das Gespräch zum Schulabsolventen und Nobelpreisträger Peter Handke und den beeindruckenden Rundgang durch Ihre traditionsbewusste wie innovative Schule!
http://www.europagymnasium.at/
Alle Fotos_am Standort des Europagymnasiums Klagenfurt.
Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig 4.2.2020_