„Wie steht es mit unserem Doppel-Ich?“ Valerie Anna Gruber, Schauspielerin _ Station bei Bachmann _ Wien 31.3.2021

Valerie Anna Gruber, Schauspielerin

Das Wiener Cafèhaus fehlt mir jetzt sehr. Es ist einer der Orte, an dem ich immer sehr gerne bin. Da ist eine ganz große Geschichte von Kunst und Kultur. Es ist eine Wiege der Literatur, der Kunst.

Das Wiener Cafèhaus und die Stadt Wien hängen ganz stark zusammen.

Ich bin gerne hier im Cafè Prückel mit Blick zum „Ungargassenland“ Ingeborg Bachmanns oder im Cafè Bräunerhof, das ja einen starken Bezug zu Thomas Bernhard hat. Und auch in vielen weiteren Cafès der Stadt, die Liste ist sehr lang.

Ich bin in Wien geboren und in Niederösterreich aufgewachsen. In der Kindheit war Wien für mich schon starker kultureller Bezugspunkt, etwa in Museumsbesuchen. Meine Großmutter war da sehr engagiert und prägte wesentlich meinen Sinn für Kunst und Kultur. Da wurden tiefe, feste Verbindungen schon sehr früh geknüpft, die bis heute tragend und bereichernd sind.

Die Theaterlandschaft Wiens ist einzigartig und unglaublich schön und inspirierend.

Auch die Natur, das Grün ist ja wesentlicher Teil dieser Stadt und sehr gut fußläufig erreichbar. Etwa der Kahlenberg, Cobenzl. Ich mag dieses über die Stadt blicken, diese Verbindung von Natur und Stadtleben, sehr gerne.

Wien ist eine wunderschöne Stadt mit unglaublich hoher Lebensqualität. Wien, das ist immer Liebe, unvergänglich.

Ich war immer sehr neugierig und vielseitig interessiert. Es war nie schwer mich für einen Museumsbesuch, Kultur zu begeistern.

Ich erinnere mich da an einen Museumsbesuch mit etwa sieben Jahren als mich ein Deckengemälde so faszinierte, dass ich mich auf die Sitzbank davor legte und es sehr lange aufmerksam betrachtete. Der Wachbeamte sagte damals zu meiner Oma, so ein Kind hat er noch nicht erlebt (lacht).

Der Besuch eines Museums ist auch heute noch sehr wichtig für mich. Auch wenn die Zeit manchmal knapper dazu ist. Anschließend geht es dann ins Cafèhaus, das gehört zusammen. Es ist auch das Ritual eines besonderen Tages. Der Geburtstag war da immer ein Fixpunkt dazu.

Wien inspiriert auch als Schauspielerin. Es ist eine Quelle der persönlichen Kraftquelle wie auch der Menschenwahrnehmung, -beobachtung. Ein Spaziergang, und eben das Cafè, sind da beste Bezugspunkte. Ich erarbeite da auch Rollen.

Ingeborg Bachmann ist mir erstmals in der Gymnasialzeit begegnet. Ich hatte eine sehr engagierte literaturaffine Deutschprofessorin, die uns über den Lehrplan hinaus Literatur, eben auch Bachmann, näherbrachte.

Bei Ingeborg Bachmann habe ich das Bild einer starken Frau vor mir. Auch eine Frau, die der Zeit voraus ist bzw. vorangeht. Und die an Grenzen geht und darüber hinaus. Kompromisslos.

Bachmann ließ keine Facetten des Menschseins im Roman aus. Und gibt ja diese Fragen nach Leben, Liebe, Sinn als Spiegel an jede Leserin/jeden Leser weiter. Wie steht es mit unserem Doppel-Ich?

Leben, Liebe, Kunst sind nicht zu trennen. Da ist eine Wechselwirkung. Bachmann wusste dies wie vielleicht keine zweite.

In den 50 Jahren seit Erscheinen von „Malina“ hat sich als Frau wahnsinnig viel verändert und gleichzeitig viel zu wenig. Es ist noch sehr viel zu tun in der Gleichberechtigung.

Das trifft unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft von Wirtschaft, etwa der Bezahlung, bis zur Bildung, zur Erziehung in starren Rollenbildern, die später schwer abzulegen sind.

Im Schauspielbereich gibt es mehr Frauen als Männer. Männer haben es von daher eine Spur leichter. Aber natürlich spielen viele andere Faktoren mit.

Frauen als Schauspielerinnen haben es im mittleren Alter bei Rollenbesetzungen oft sehr schwer. Bei Männern ist das völlig egal. Sie gelten als attraktiver mit höherem Alter. Das ist ein wesentlicher Punkt.

In der Liebe gibt es in der Gegenwart ein Bedürfnis nach Tradition und gleichzeitig eine Sehnsucht nach modernen Beziehungsformen, nach Erfahrung, Experiment. Da ist eine Zerrissenheit.

Das Beziehungsmodell in Malina, also die Affäre, ist zeitlos. Das ist heute alltäglich und wird immer mehr gesellschaftsfähiger.

In Leben und Liebe gibt es immer die Gegenwart und die Möglichkeit. Den Zweifel und das Andere, das vermeintlich Bessere?  Und die Zerrissenheit darin oder daraus. Persönlich kenne ich beides. Diese Zerrissenheit aber auch die Schönheit von Klarheit, von Halt.

Liebe ist eine Resonanz. Dann kann etwas entstehen.

Die Frau muss in ihren Bedürfnissen wahrgenommen werden. Da braucht es keine Abwägung, keine Rechtfertigung.

Es geht nicht um eine Rolle in einer Beziehung sondern um Menschsein, gleichwertiges Menschsein.

Liebe ist emotionale Intelligenz und Persönlichkeit.

Eine gute Gesprächsbasis ermöglicht in der Liebe alles.

Beziehungen sind heute fragiler. Das hat auch wesentlich mit dem Arbeitsmarkt zu tun.

Eine Affäre verändert immer alle Beteiligten.

Verliebtsein auf den ersten Blick gibt es.

Der moderne Mann ist dabei traditionelle Rollenbilder loszulassen.

Warum braucht es die Befreiung aus einer Beziehung? Das ist für mich die entscheidende Frage. Wohl auch jene des Romans.

Mein Modestil ist sehr individuell und hat sich schon früh geprägt. Das bedeutet mir auch viel.

Als Schauspielerin kannst du nur spielen was in dir da ist. Jede Rolle ist letztlich jene deines Lebens. Es ist sehr spannend die schlummernden Facetten seiner eigenen Persönlichkeit zu entdecken.

Facetten eines individuellen wie möglicherweise repräsentativen Menschseins im künstlerischen Prozess, die im Privaten oft übersehen werden oder denen das Zutrauen, Vertrauen fehlt, diese zu leben.

Ich habe ein Grundvertrauen in Sinn, persönliche Entwicklung. Ereignisse und Erfahrungen versuche ich als Prozess zu verstehen und einzuordnen.

Der Rückblich ist da oft ein wesentlicher Anker des Verstehens, des guten Verstehens im Blick auf Gegenwart und Zukunft.

50 Jahre Malina _ Roman _ Ingeborg Bachmann _ im Gespräch und Fotoporträt:

Valerie Anna Gruber,  Schauspielerin _Wien.

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Alle Fotos/Interview_Walter Pobaschnig _ Cafè Prückel_Wien_5.3.2021

Walter Pobaschnig _ 3_2021

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„Theater ist ein Ort, der mir erzählt, dass auch meine Geschichte noch nicht geschrieben ist“ Julia Maria Ransmayr, Festivalleiterin_Linz 31.3.2021

Liebe Julia Maria, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Nichts und alles hat sich geändert. Nichts, weil ich auch davor schon von zu Hause arbeiten konnte, und alles, weil ich nicht mehr unterwegs bin, um Theaterstücke und Kunst zu sichten, und meine Tage und Abende nicht mehr in Theatern verbringe. Ich vermisse es sehr Publikum zu sein. Mit Körpern.

Ich versuche früher aufzustehen, als vor einem Jahr. Was absurd klingt, weil sich die Gegenwart wie ein Wartezimmer ins Ungewisse streckt, aber mir hilft der Morgen und die damit verbundene Routine und Ruhe des Häferlkaffees. Von Kaffee und Zeitung kommend, steige ich dann über Stufen empor in mein Raumschiff. Manche würden es Schreibtisch nennen. Ich beame mich also konzentriert und so gut es geht in eine Kapsel aus blinkenden Bildschirmen, tönenden Telefonen und freue mich täglich über das Sitzkissen, das mir meine Mutter vor langer Zeit geschenkt hat. Aus dieser Kommandozentrale schicke ich dann Botschaften ins pandemische Universum und hoffe, dass ich meinen Körper nicht ganz verliere.

Ein internationales Theaterfestival (SCHÄXPIR in OÖ) in einer Pandemie zu konzipieren und zu gestalten ist durchaus eine komplexe Aufgabe. Täglich gibt es mehrmals Gespräche über Situationen, Umdenken, Adaptieren, Weiterdenken mit unserem großartigen Team und vielen Künstler*innen, Gruppen, Theaterhäusern. All diese Verschiedenheit findet über einen Bildschirm statt. Gesichter, die dort auftauchen und wechseln. Es ist immer ein merkwürdiges Gefühl nach diesen Terminen den Computer wieder im Ruhezustand zu sehen. Man ist ins Private zurückgeworfen, obwohl noch immer am selben Platz, und sich manchmal nicht sicher, ob all das gerade wirklich stattgefunden hat, oder wir uns lediglich in einer Zeitschleife verfangen haben. Diese Zeit ist geprägt von ständiger Arbeit und Kommunikation. Wir laden uns alle auf— nur findet nie eine Entladung statt. Kein Applaus. Kein Gemeinsam. Kein Dazwischen. Ich will keine Texte mehr beginnen müssen mit: „Dieser Text hätte eigentlich ein anderer werden sollen. (…)“ Seit einem Jahr hagelt es Konjunktive.

Neben dem hohen Maß an Kommunikation, schreibe ich derzeit tippend an Theatertexten und meiner Masterarbeit.

Julia Maria Ransmayr, Festivalleiterin, Regisseurin, Autorin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Die Perspektive. Das Zufällige. Der Optimismus. Die Flexibilität. Das Spontane. Das Vertrauen. Das Zutrauen.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater,  der Kunst an sich zu?

Theater, Kunst – Kultur generell, wird eine wesentliche Rolle spielen, wenn es darum geht, wieder in Bewegung— und zu Begegnung zu kommen. Wieder miteinander Utopien zu verhandeln und kollektive Imagination zu suchen. Durch das Spiel und den Möglichkeitsraum, den Theater aufwirft, kann ich mir überhaupt erst vorstellen, dass die Welt eine änderbare ist. Alles kann. Nichts muss. Theater ist ein Ort, der mir erzählt, dass auch meine Geschichte noch nicht geschrieben ist. Und das ist nicht nur ein sehr befreiendes Gefühl, sondern auch wegweisend, für das Theater, weil es aufzeigt, was wichtig ist und sein wird. Gesellschaftliche und kollektive Phantasie, die so im Theater passieren kann, oder auch erst kreiert wird. Dazu soll das Theater sich und uns weiter befragen, was neben all der Realität, der sich auch das Theater nicht entziehen kann, an Formen, Ästhetik, und Positionen mit der Zukunft noch möglich ist.

Theater, Kunst sollte uns alle herausfordern, aber nicht so, wie das gerade jetzt der Fall ist.

Was liest Du derzeit?

Why Theatre? publiziert vom NT Gent

Zorn und Stille von Sandra Gugić

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„We accept reality so readily – perhaps because we sense that nothing is real.” Jorge Luis Borges, The Aleph

Vielen Dank für das Interview liebe Julia Maria, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Textprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

Danke auch und Grüße nach Wien!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Julia Maria Ransmayr, Festivalleiterin, Regisseurin, Autorin

www.schaexpir.at

Foto__Florian Voggeneder

3.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Das Home Kino ist nicht vergleichbar mit einem live Event“ Sarah Leidl, Schauspielerin_Wien 31.3.2021

Liebe Sarah, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Tagesablauf ist derzeit von Tag zu Tag zeitlich sehr unterschiedlich.
Ich studiere momentan Musical in Wien und habe somit trotz der Corona Situation reichlich zu tun. Unter der Woche bin ich teils online, teils vor Ort aktiv.

Zusätzlich arbeite ich als Museumsführerin im Schokomuseum der Firma Heindl. Da dieses aber derzeit geschlossen ist, helfe ich als Verkäuferin in den Filialen aus. So oder so: Schokolade (und somit auch die Arbeit damit) macht glücklich!

Meine Woche wäre damit eigentlich voll, aber Aufnahmeprüfungen, E-Castings, kleine Projekte und weiteres füllt inklusive der dazugehörigen Vorbereitungen dann auch die letzten Lücken im Wochenplan.

Man müsste eigentlich tot umfallen, bei solch einem Programm, aber wenn man seine Leidenschaft gefunden hat und dafür alles zu geben bereit ist, kann man auch die anstrengendsten Zeiten meistern. 😊

Sarah Leidl_Schauspielerin, Sängerin, Sprecherin , Model

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Man hört in unserer heutigen Welt voller Medien oft mehr Schlechtes als Gutes und in unserem stressigen Alltag neigen wir leider auch dazu, uns viel zu viel zu beschweren. Davon möchte ich mich selbst nicht ausnehmen.

Man muss sich aber am Kragen packen und sich auf das Positive fokussieren. Es sind oft simple Dinge:
Einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen hilft, seine Energie zurückzuholen und den Kopf freizubekommen.
Freunde treffen ist zwar schwierig, aber ich habe mich letztens erst online per Videoanruf mit meinen Volksschulfreundinnen das erste Mal seit langer Zeit getroffen und wir haben ewig getratscht.

Ein kleiner Tipp für positive Gedanken:
Ich schreibe seit über einem Jahr ein „Dankbarkeits-Tagebuch“. Jeden Abend eine Kleinigkeit aufschreiben, für die man dankbar ist. Das kann etwas sein, worauf man stolz ist, dass man gesund ist oder ganz einfach, dass man von einer fremden Person am Bahnsteig angelächelt wurde. Wenn man sich dann unmotiviert fühlt oder schlecht drauf ist, einfach durchblättern und wieder lächeln.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Schauspiel, Theater, der Kunst an sich zu?

Ich hoffe natürlich, dass aus dieser Situation gelernt werden konnte und wir uns zum Positiven verändern können.
Ich möchte hier nicht groß auf Wirtschaft und Politik eingehen, denn davon hört man sowieso schon zu viel.
Persönlich werde ich auf alle Fälle die Gesundheit meiner Mitmenschen viel mehr schätzen und dankbar für meine Familie und meinen Freundeskreis sein.

Kunst und Kultur ist so wahnsinnig wertvoll. Speziell in Lockdown Zeiten wurde das wohl dem Großteil der Menschen bewusst. Ob Bücher, Filme oder Musik hören: Ohne uns wäre es still. Ich hoffe natürlich ebenso wie alle anderen Künstler, dass die Theater und Konzertsäle bald wieder aufsperren können, denn das Home Kino ist eben nicht vergleichbar mit einem live Event.

Vienna 2020

Trotz der schwierigen Situation bin ich aber zuversichtlich, dass sich sowohl durch die zunehmenden Impfungen, sowie durch Eintrittstests zu Veranstaltungen bald wieder die Tore öffnen können.

Das letzte Jahr hat uns gezwungen viele neue Wege zu gehen und mehr der Technik zu vertrauen als zuvor, da persönliche Kontakte nicht möglich waren. Ich bin überzeugt, dass auch hinter den Kulissen für die Zukunft einiges adaptiert werden/bleiben wird. So sind zum Beispiel viele Castings und Vorstellungsgespräche online durchgeführt worden. Das ist zwar speziell für uns Bühnendarsteller eine ganz andere Erfahrung (und ich bevorzuge immer ein persönliches Kennenlernen), aber so läuft alles flexibler und kostengünstiger ab.


 Was liest Du derzeit?

Leider komme ich generell eher wenig zum Lesen, weil ich bei meinem vollen Programm verhindern möchte, dass ich dann vielleicht mehrere Wochen nicht weiterlese und dann nicht mehr weiß, was zuletzt passiert ist. Haha!
Dieses „Problem“ betrifft aber in erster Linie das Lesen von Romanen.

Wenn dann „gelesen“ wird, sind das meist Texte für Castings oder aktuelle Produktionen.

Folgende Bücher nehme ich derzeit aber abwechselnd immer wieder gerne zur Hand:

  • „Musicals – Geschichte und Interpretation“ von Wolfgang Jansen
  • „Singen macht glücklich – Atem-Körper-Stimme“ – von Susanne Amberg Schneeweis
  • „Jetzt! – Die Kraft der Gegenwart!“ von Eckhart Tolle
    (welches mir von einem Kollegen empfohlen wurde und für jeden geeignet ist, der im stressigen Alltag wieder mehr zu sich selbst finden und zur Ruhe kommen möchte)

Was Romane angeht:
Da wartet schon der nächste Band der fantastischen „Lockwood&Co.“-Reihe von Jonathan Stroud auf mich. Für mich als Krimi-Liebhaberin, die aber auch gerne in übernatürliche Geschichten eintaucht, sind die packend geschriebenen Abenteuer einer jugendlich besetzten Agentur, die Geistererscheinungen bekämpft, genau richtig.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Was ich als Darstellerin über die Jahre gelernt habe ist definitiv Folgendes:
„Das kalte Wasser wird nicht wärmer, wenn du später springst!“ – Bodo Schäfer
und „Man kann nicht jedem gefallen!“ – Carey Mulligan

Und was man nie vergessen und sich immer vor Augen führen sollte:

„Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen!“ Oliver Wendell Holmes, Sr.

Sarah Leidl_Schauspielerin, Sängerin, Sprecherin , Model

Vielen Dank für das Interview liebe Sarah, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspiel-, Musikprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Sarah Leidl, Schauspielerin / Sängerin / Sprecherin / Model

Fotos_1,3,4, Sophia Grabner; 8,9,10 Christian Graf; 2, Daniel Schaler; 7, Thomas Lenger;

7.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Lyrik ohne Punkt und Komma“ argelyrik. Mona May _31.3.2021

„Lyrik ohne Punkt und Komma“ Mona May. SoralPRO Verlag

Die österreiche Autorin, Regisseurin, Choreographin Mona May öffnet in ihrem neuen Lyrikband „Lyrik ohne Punkt und Komma“ Horizonte und Sehnsüchte des Seins mit großem Sinn und Aufmerksamkeit wie Augenzwinkern.

Es geht in den Gedichtzyklen immer um den Menschen. Um das Wahrnehmen und Bemühen in Leben und Liebe. Um Sehen und Gesehen-Werden. Um Kraft und Hingabe. Um Ansprache und Dialog. Um Sinn und Annahme.

Die Poesie wird zum „Vademecum“, das begleitet und Impuls im Innehalten des Tages gibt. Ein Impuls, der zu Reflexion wie einfach zum genießenden, lächelnden Augenschließen einlädt. Worte als Gespräch, als Geschenk gleichsam des Zuhörens in so viel Rhythmus und Melodie von Sprache – ganz im wortwörtlichen Sinn von Lyrik .

Als Form wählt die Autorin freie Verse mit freien Rhythmen. Dies verbindet sich sehr gut mit der inhaltlichen Vielfalt der Wortbilder und dem Spielraum der Empfindungen und Assoziationen.

Leserin und Leser begegnen einer sehr ausdrucksstarken direkten Ästhetik, in der das lyrische Ich zwischen Selbst-, Sinn- und Weltaussage ein Erlebnis im Lesen eröffnet, das ein umfassender Genuss im Klangreichtum von Form und Inhalt  ist.

Es ist ein virtuoser poetischer Wortbogen, welchen die Schriftstellerin spannt und dessen Pfeile mit leichten, bunten Federn punktgenau in das Herz von Mensch und Zeit treffen. Ein Erlebnis und Genuss.

Walter Pobaschnig 3_21

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„Nil“ Anna Baar. Roman. Wallstein Verlag.

Sie schreibt für ein Frauenmagazin. Eine Fortsetzungsgeschichte. Da geht es ums Erfinden. Ums Geschichten-Erzählen. Die Fortsetzungsstory soll jetzt zu einem Ende kommen. Die Chefredaktion will es so. Das Zu-Ende-Kommen, ein Verschwinden, ein Erfinden…

Da sind jetzt die vielen Bilder im Kopf. Die Kindheit. Das Erlebte. Der Zoo. Das Krokodil und die zwei Bären. Zuhause die Gespräche mit der Mutter. Das zerbrochene Glas…Was ist der Mensch? Wer ist der Mensch?

Und jetzt ist der Wärter da. Sie hat die Hände vorm Gesicht. Wie damals. Da sind die Bilder und die Worte. Die Geschichten, die nicht loslassen. Träume. Imagination. Hell und dunkel. Fern und nah. Da und dort. Ich und Ich. Und wo bin ich? Wo bin ich ich?

Wie führt der Weg nun weiter? Jeder Tag, jeder Schritt ist Erinnerung, Traum und Wirklichkeit…Zukunft?

Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin Anna Baar legt mit „Nil“ einen Roman vor, der im experimentellen Mut von Sprachkunst wie einem mitreißenden Spannungsaufbau beeindruckt. Die Autorin verwebt sprachspielerisch Welt, Biographie und Sinn in einzigartiger Wortlust, Reflexionskraft und Sprachmacht, die erschüttern und fasziniert staunen lassen.

Es sind ganz große Fragen nach Menschsein und Identität in Rück- und Ausblick eines Lebens, die hier sprachlich innovativ und assoziativ verhandelt werden. Der Imagination und Sprachkonstruktion kommt dabei eine Schlüsselstellung zu. Es sind großartige Textmontagen, eine faszinierende Bildkraft und Rollenspiel (Spiegel-Ich), die Auslotung von Abgründen und der Ausblick in der/die Dämmerung dieser Welt, die begeistern. Anna Baar sitzt hier auch, 50 Jahre nach Malina, mit Ingeborg Bachmann am Schreibtisch und hebt die Welt mit der Sprache aus den Angeln. Aufmerksam, schonungslos – in unendlicher Kraft und Hingabe.

„Innovativ, kompromisslos, genial. Ein Meisterwerk!“

Walter Pobaschnig 3_21

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„Und vor allem weitermachen. Die Projekte nicht liegen lassen“ John Sauter, Schriftsteller, Leipzig 30.3.2021

Lieber Johnny, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich mache viel Musik. Das ist gut für die Seele. Geht so ab neun morgens los, da texte ich meist was, wie jetzt gerade, wenn ich das Interview beantworte. Auf dem Schreibtisch neben mir liegt ein Blatt, wo ich mir Notizen, Schlagworte und Phrasen drauf schreib, die ich später verkette.

John Sauter, Schriftsteller, Sänger

Die LP „Nostromo“ (via Das Label mit dem Hund) ist grad frisch draußen, hab wieder mehr Kopf frei. Gegen 11 geht’s also ab ins Studio, Treffen mit einem Produzenten, mit dem ich gerade neu zusammenarbeite. Sitzen an ein paar spannenden Songs. Der hat echt was drauf. Mein Gitarrist Chris hat uns auch grad neue Spuren zum rumbasteln geschickt. Nach der Session werd ich ein bisschen an Gedichten arbeiten. Bin ich grad wieder angefixt, da mein neuer Band „Zone“ (erscheint unter meinem bürgerlichen Namen John Sauter) endlich vom Schreibtisch ist und in diesem Moment in die Druckerei geht.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Füreinander da sein. Auch wenn die andere Person vielleicht mal nervt. Niemanden allein- oder zurücklassen. Und vor allem weitermachen. Die Projekte nicht liegen lassen und denken, kann ich ja auch morgen (oder übermorgen, oder überüber…) machen. Nein. Man sollte sich klar sein, dass man die Sachen eben nicht für den übergestülpten Terminplan macht, sondern für sich selbst. (Ja!) Und im zweiten Schritt ist der Output ja auch für andere wichtig, die wiederum darauf reagieren (können). Sprich, regelmäßig aufstehen, Bett machen und produktiv/kreativ sein, da lassen sich die eigenen Dämonen am besten im Zaum halten. Ausgetrieben bekommt man sie eh nie ganz, hehe.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Sie wird den Menschen Halt geben, Hoffnung und Perspektive. Das hat sie schon immer getan. Klar können wir das jetzt von ihr ein- und herfordern. Aber sie wird uns ihre weiche Hand auf die Schulter legen, und flüstern, dass sie nie weg war. Sondern immer schon da.

Was liest Du derzeit?

Gerade liegt hier ein Text von Martina Hefter, eine Schriftstellerin, die ich sehr schätze, und die öfters mal auch über meine Texte drüberliest. Es geht in ihrem Text um ein Pferd. Das in der Stadt lebt. Da habe ich direkt eine kleine Skizze dazugekritzelt. Was liegt hier noch. Mmh. Hesse! Meine Mitbewohnerin hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass in unserem Haus auf der Geschenkestufe ein Stapel Hermann Hesse-Bücher liegt. Den hab ich mir instant geholt. Ich lese in den Gedichten herum, wenn ich nervös durch die Wohnung tigere. Ich glaube, ich habe schon wieder zu viel Kaffee getrunken. Aaah. Jedenfalls stehen da gute, aufwühlende aber auch Kraft gebende Dinge drin. Guter Vibe. Kunst-Machen heißt auch Sozialarbeiter*in sein. Hesse ist mir gerade ein guter Sozialarbeiter. Martinas Großstadtpferd aber auch!

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Mein Verleger und Lektor Helge Pfannenschmidt meinte neulich, dass er es krass findet, wie sehr es in meinem neuen Buch um Freundschaft geht. Das ist mir vorher selbst nie aufgefallen. Ich dachte immer, das Buch ist mega düster. Diesen Effekt habe ich aber schon öfter beobachtet, dass Leute was ganz Anderes und Positives mit den geschriebenen Sachen anstellen in ihrem Kopf. Das finde ich knuffig, super und toll. Deswegen:

„Ein kalter Planet kann es sein

Wir müssen uns festhalten“

(aus: „Mädchen am See“, in Zone, 2021, Edition Azur/Voland&Quist, Dresden/Berlin 2021)

Vielen Dank für das Interview lieber Johnny, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literatur-, Musikprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

Danke für deine Zeit, lieber Walter,

Cheers!

5 Fragen an KünstlerInnen:

John Sauter, Schriftsteller, Musiker

Foto_Alena Sternberg

1.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Im Wort Unterhaltung steckt das Wort HALTUNG drinnen“ Eva Filip, Schriftstellerin_ Göppingen/D 30.3.2021

Liebe Eva, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Schreiben geschieht in der Einsamkeit. Man ist allein, also man ist allein mit seinen Figuren, die virtuell sind. Daher hat sich mein Tagesablauf in dieser virtuellbetonten Zeit nicht viel verändert. Ein paar Lesungen wurden abgesagt. Das ist schade, denn die Begegnungen mit den Lesern sind wichtig und schön. Man trifft sich mit Leuten, die das gleiche Thema interessiert, manche kennen bereits die Figuren, die einem im Laufe der Zeit des Schreibens ans Herz gewachsen sind. Es ist, als hätte man gemeinsame Bekannte, also auch sofort Gesprächspartner, die einem irgendwie vertraut sind, obwohl man sich noch nie begegnet ist.

Eva Filip, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

 Auf sich und die anderen aufpassen. Diese Krise lehrt uns, dass wir alle Kinder dieses einen Planeten Erde sind. Zusammenhalten! Vielleicht hilft uns die entschleunigte Zeit, die globale Wirtschaft zu überdenken und uns auf alte Werte zu besinnen, auf das, was wirklich zählt: Menschlichkeit, Respekt, Achtsamkeit.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Wichtig ist, nicht den Mut zu verlieren. Die Geschichte zeigt uns, dass alle Krisen auch wieder vergehen. Die Kunst ist gerade in Krisenzeiten sehr wichtig. „Das Dekameron“ von Boccaccio wurde in einer Krisenzeit geschrieben, um die Menschen zu unterhalten. Die Kunst hat eine tröstende Funktion und die Fähigkeit Unterhaltung und Freude zu bringen. Anderseits steckt im Wort Unterhaltung das Wort HALTUNG drinnen. Vielleicht ist es gerade jetzt wichtiger denn je, was wir schreiben, malen, komponieren…

Die Kunst verändert nicht die Umstände, aber die Wahrnehmung und das Denken der Menschen. Damit aber beginnt Veränderung und Neubeginn.

Was liest Du derzeit?

„Die Unschärfe der Welt“ von Iris Wolff. Der jungen Autorin ist ein wunderbarer Roman gelungen, intelligent, feinsinnig und sprachlich grandios, mit einer guten Mischung Verstand und Humor. Interessant finde ich die Komposition. Auf dem Hintergrund des zusammenbrechenden Ostblocks und der leidvollen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts erzählen  sieben Menschen aus vier Generationen. Es sind Figuren, deren Lebenswege durch eine Hauptperson verbunden sind, die selbst nur durch die Erzählungen der anderen dem Leser bekannt wird. Das ist eine recht gewagte Erzählweise, die aber voll aufgeht und eine interessante Unschärfe in das Geschehen bringt. Der Leser ist dauernd gefordert, die angebotenen Wahrnehmungen zu verarbeiten, weiter zu denken.  

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ich möchte einen Textimpuls, der den Künstlern Mut machen soll, aus meinem Roman „Nichtschweigen. Im rumänischen Gulag“ (KLAK Verlag Berlin, 2018, Seite 269)  mitgeben.

„Glauben Sie, dass Kunst etwas verändern kann?“, fragte ich skeptisch. „Mit Sicherheit“, sagte er. „Sie verändert nicht die politischen Verhältnisse, aber das Denken der Menschen. Die Kunst ist eine große Macht.

Vielen Dank für das Interview liebe Eva, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Textprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Eva Filip, Schriftstellerin

Eva Filip. Autorin | KLAK VerlagKLAK Verlag

Foto__privat

3.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Seuchen begleiten das Wachstum der Menschheit. Wie größenwahnsinnige Phantasien auch“ Angelika Overath, Schriftstellerin, Sent/CH 29.3.2021

Liebe Angelika, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Meine Tage haben sich wenig verändert. Ich lebe in einem Dorf mit 900 Einwohnern auf 1440 Metern über dem Meeresspiegel und etwa 300 Meter über dem Inn. Der Inn fließt ab Passau mit der Donau ins Schwarze Meer. Ich schreibe und denke an das Schwarze Meer, an das Marmarameer, an das Mittelmeer, das auch Weißes Meer heißt, daran, dass die Erde ein blauer Planet ist. Daran, dass wir zu 80 Prozent aus Wasser bestehen. Und wir sind Sternenstaub.

Angelika Overath, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

In meinem Dorf wird am 1. März „Chalandamarz“ gefeiert. Das Dorf hat über 20 Brunnen. Die Schulkinder, es sind 80, 90 Kinder, tragen blaue Kittel und rote Mützen, und sie haben Kuhglocken, kleine und auch sehr große, um den Bauch gebunden, mit denen sie läuten. Sie haben lange geübt. Sie singen an allen Brunnen, zweistimmig, dreistimmig, vierstimmig. Es sind alte rätoromanische Chalandamarzlieder, die schon ihre Eltern und Großeltern und die Eltern ihrer Großeltern gesungen haben.

Dieses Jahr war das Singen verboten.

Aber die Lehrer haben mit den Kindern die Lieder aufgenommen. Und am 1. März 2021 standen um 12.30 Uhr die Dorfbewohner, Ski-Touristen auf den Straßen. Die Kinder hatten die Brunnen geschmückt. Sie läuteten mit den Glocken und aus Fenstern und von Balkonen hörten wir eine halbe Stunde lang in ihren Stimmen „Chalandamarz, chaland’avril“ oder „Sü, sü da cumpagnia“ oder „Viagiar“ oder „Inviern, sta bain“. Die Lehrer, die Kinder haben die Situation für sich verwandelt.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Seuchen begleiten das Wachstum der Menschheit. Wie größenwahnsinnige Phantasien auch. Dabei gibt es, glaube ich, kein Recht auf Unsterblichkeit. Täglich verhungern auf unserem blauen Planeten 10.000 Menschen. Gesunde Jugendliche, die nur eine Zukunft wollen, ertrinken vor südlichen Stränden.

Es kommt wohl immer darauf an, genau zu sein. Möglichst genau hinzusehen, zuzuhören, aufmerksam dazusein. Und davon, ja, Zeugnis abzulegen. Als Einzelne und schöner: gemeinsam. Nursel Gülenaz und ich hatten, organisiert vom Lyrik Kabinett München, eine Zoom-Lesung von türkischen Liebesgedichten einer vergangenen Avantgarde, die wir übersetzt und herausgegeben haben, „So träume und verschwinde ich“. Diese Gedichte der 1960er Jahre sind heute in der Türkei ein Pulsschlag der Demokratie. Sie werden an öffentliche Wände gemalt, photographiert und ins Netz gestellt. Nursel las aus Istanbul, ich aus meinem Engadiner Dorf Sent. Es war ein wenig magisch.

Was liest Du derzeit?

Die Tagebücher von James Cook. Ich schreibe an „Krautwelten“, ein kleines Buch über Kohl, Kraut, Kabis und all ihre wundersamen Verwandten. Die ersten großen Seekarten des 18. Jahrhunderts verdanken sich dem Sauerkraut. Mit dem Sauerkraut begann die Globalisierung.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Wir beide können uns zusammen freuen, komm‘ lass uns in den Himmel schaun!“ (Turgut Uyar)

Vielen Dank für das Interview liebe Angelika, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Angelika Overath, Schriftstellerin

Angelika Overath (Autorin, Herausgeberin, Übersetzerin) – Bücher (penguinrandomhouse.de)

www.schreibschule-sent.ch

Foto__Franziska Barta

7.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Geschichten machen das Dasein aus“ Björn Bischoff, Schriftsteller_Erlangen 29.3.2021

Lieber Björn, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Zu wenig Routine, zu viel Organisation. Dazwischen: Schreiben. Prosa und Journalistisches. Ersteres etwa für das Projekt Erlangen NOIR von Philip Krömer, Michael Jordan und mir. Zweiteres etwa zur eben erschienen Dokumentation »Framing Britney Spears«.

Björn Bischoff, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Für alle mag ich nicht sprechen, zumal es da auch schnell ins Pastorale geht. Für mich persönlich kann ich sagen: Hoffnung, Literatur und Menschen. (Liest sich nicht wirklich weniger pastoral, oder?)

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich würde mich da von Literatur und Kunst lösen: Geschichten generell schaffen Empathie, Leben und Hoffnung. Und das wird es in der nächsten Zeit sehr viel brauchen. Oder braucht es eigentlich immer. Das ist aber natürlich nur mein naiver Glaube. Ob es so kommt? Wer weiß das schon. Geschichten bewegen aber weit mehr, als viele Leute glauben. Sie überdauern Jahrhunderte und habe eine eigene Kraft. Sie begleiten uns ein Leben lang. Sie machen das Dasein aus.

Was liest Du derzeit?

Aktuell liegt hier »Vorbildliche Selbstmorde« von Enrique Vila-Matas. Ansonsten George Saunders für die Seele, Samanta Schweblin für die Stimme, Ottessa Moshfegh für mein Inneres und Franz Kafka für alles und nichts und einfach so.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

»Try and be nice to people, avoid eating fat, read a good book every now and then, get some walking in, and try and live together in peace and harmony with people of all creeds and nations.« (Der Sinn des Lebens frei nach Monty Python)

Vielen Dank für das Interview lieber Björn, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Björn Bischoff, Schriftsteller

Autor – TOR Online.de (tor-online.de)

Foto_Julien Fertl Photography

26.2.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Das Entwerfen und Nachdenken über neue Perspektiven aber auch mal ablenkende Unterhaltung“ Bérénice Brause, Schauspielerin_Celle/D 28.3.2021

Liebe Bérénice, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Zurzeit recht unspektakulär. Ich stehe zwischen 8 und 9 Uhr auf und mache Yoga zum in den Tag kommen. Danach mache ich Musik an, bereite mir mit der Mokkamaschine einen Espresso zu. Bis der fertig ist, gehe ich ins Bad. Mein Espresso-Frühstück genieße ich dann, während ich meine Mails checke und die Nachrichten lese. Danach arbeite ich meine selbstgeschriebenen To-do-Listen ab, die momentan eher kurz sind.

Ich gehe raus, um meinen kleinen Erledigungen nachzugehen und kaufe mir dann noch irgendwas Leckeres zu Essen. Zuhause wieder angekommen, mache ich mir noch einen Kaffee und arbeite an meinen eigenen kleinen künstlerischen Projekten weiter, wie zum Beispiel an UNDINE, ein Langzeitprojekt von mir, in dem ich inspiriert von Ingeborg Bachmanns Undine geht, Jean Giraudouxs Undine und Friedrich de La Motte Fouqués romantischen Undine Märchen einen Text bzw. Monologe entwickle und in Form von Videos, Fotos und Musik als Ausdrucksmittel dessen experimentiere.

Bérénice Brause, Schauspielerin

Öfter veröffentliche ich dann auch mal Videos auf Instagram und Facebook. Es tut mir gut mit meinen Gedanken und Ideen nach außen zu gehen. Auch wenn es die Situation vor Publikum auf der Bühne zu spielen natürlich nicht ersetzt. Aber mir ist es vor allem wichtig weiterhin künstlerisch aktiv zu bleiben. Manchmal habe ich dann aber auch doch keine Motivation daran weiterzuarbeiten und lese dann lieber oder gehe draußen spazieren. Da kommen mir aber manchmal neue Gedanken und Input.

Oftmals begegne ich nach dem Spaziergang meiner Nachbarin von gegenüber, eine ältere Dame, mit der ich dann immer noch ein bisschen plaudere. Neuerdings legt sie mir fast jeden Tag eine Kleinigkeit, wie etwa ein paar Trauben, eine Zwiebel oder einen Apfel vor die Tür, weil sie zu viel davon hat und mir eine Freude bereiten will. Das zaubert mir immer ein Lächeln ins Gesicht. Ich bringe ihr dann am Wochenende mal ein Stück selbstgebackenen Kuchen oder eine Räucherforelle vom Fischladen mit. Abends mache ich dann meistens nochmal Yoga, koche mir danach Abendessen, zünde Kerzen an und schaue mir einen Film auf Mubi an. Gegen 0 Uhr bin ich dann sehr müde und gehe ins Bett.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Positiv bleiben und noch ein bisschen durchhalten. Versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Momentan ist ja schon etwas mehr Licht in Sicht. Auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass ich das aus einer sehr privilegierten Position heraus sage mit meiner Festanstellung hier am Theater. Für viele Menschen ist es wahrscheinlich nicht so einfach positiv zu denken. 

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Das Theater hat zum einen die die Aufgabe thematisch intensiv auf die Pandemie und die vergangenen Ereignisse einzugehen, zu reflektieren, zu verarbeiten und Menschen die Chance zu geben, sich darüber auszutauschen und in Kommunikation darüber zu kommen. Bis vor kurzem haben wir hier im Schlosstheater Celle an dem Stück „Die weisse Krankheit“ von Karel Čapek geprobt. Ein tschechisches Stück aus den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts. In diesem Stück geht es auch um eine Pandemie: die weiße Krankheit, die im Originalstück aber in Zusammenhang gebracht wird mit den Folgen und Auswirkungen des Faschismus und dem Krieg. In unserer Fassung haben wir aber den Fokus vor allem auf einen Abgleich mit aktuellen Zeitgeschehen, zum Beispiel die Gefahr des Zerbröckelns der Demokratie durch Unmut in der Gesellschaft und aufkommende Radikalisierung gelegt. Ich war in der Probenzeit dankbar für die Möglichkeit, mich mit meinen Kolleginnen und dem ganzen Team der Produktion regelmäßig über aktuelle Geschehnisse austauschen und das dann auf die Bühne bringen zu können. Auf Abstand und mit Maske natürlich. Ich bin sehr gespannt wie das Publikum die Inszenierung dann aufnehmen wird, sollte es dann zur Aufführung kommen.

Zum anderen glaube ich, dass sich die Menschen jetzt auch Ablenkung und Erfrischung wünschen. Sie wollen nicht immer wieder mit den Problemen ihres Alltags und der Corona-Krise konfrontiert werden. Ich denke, dass es wichtig ist, einen Ausgleich zwischen Reflexion aktuellen Zeitgeschehens, das Entwerfen und Nachdenken über neue Perspektiven in der Zukunft und aber auch mal ablenkender Unterhaltung zu finden. Denn ich verstehe auch die Sehnsucht nach Ausbruch aus dem Alltag. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass es noch viele andere wichtige Themen und Problematiken zu bearbeiten gibt abgesehen von Corona. Jedoch ist es wichtig sich mit der aktuellen Problematik der Pandemie auseinanderzusetzten. Diese Krisensituation wird wohl sowieso von alleine in die Kunst miteinfließen und unsere Zeit wiederspiegeln, ob wir es wollen oder nicht. Es wird auf jeden Fall viel neuen Stoff und alten Stoff neu zu bearbeiten geben. 

Was liest Du derzeit?

Die Illusion der Gewissheit von Siri Hustvedt

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Ein persisches Sprichwort von Nezami: Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende.

Vielen Dank für das Interview liebe Bérénice, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Schauspielprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Bérénice Brause, Schauspielerin

Foto_Emanuel Droneberger

10.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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