„Herkunft“ Sasa Stanisic. Roman. Luchterhand Verlag.

 

„Herkunft“ Sasa Stanisic. Roman. Luchterhand Verlag.

 Der Schrei vom Balkon. Über die eigene Lebensspanne und die der Zeit hinweg. Das Beschützen lässt heute und damals, Zeit und Raum, eins werden. Geborgenheit, darum geht es. Das bleibt. Jetzt am Weg auf die Straße hinunter. Die Großmutter und das fremde Mädchen. Das Da-Sein und das Fort-Sein. Immer das Allein-Sein. Meine Großmutter ist am Weg zurück. Zum Anfang und zum Ende. Und ich bin es auch. Am Weg in die Welt. Es ist der 7.März 1978. Visegrad, Bosnien.

Der Weg in die Welt ist nie leicht. Ich musste gezogen werden. Raus aus der Geborgenheit. Wohin? Ankommen? Jetzt bei der Behörde dreißig Jahre später geht es um meine Staatsbürgerschaft. Deutschland. Lebenslauf, Schulbildung, Elternhaus. Geborgenheit. Das Aufzählen wird der Anstoß zum Erzählen. Die Tabelle wird zum Ablauf der Ereignisse. Wie die Saugglocke bei der Geburt. Wie das Werden eines Dorfes, einer Familie, eines Lebens. Und das Verschwinden. Das Vergessen.

Und ich schrieb auf das Formular – Hier ist eine Reihe von Dingen, die ich hatte…Eine Kindheit in einer kleinen Stadt an der Drina. Und jetzt die Erinnerungen. Worte. Poesie und Saugglocke. Es beginnt…

Sasa Stanisic, ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019, legt mit Herkunft einen Roman vor, der in sehr direkter Sprache und Ansprache Lebensursprünge und Identitätssuche im persönlichen wie zeitgeschichtlichem Kontext reflektiert. Die Reflexionsebene ist dabei eine sehr poetisch wie rasant narrativ, die in Ereignis und Bewegung mitreißt. Es ist ein Sog der Worte, der in außergewöhnlicher Weise Autobiographie, Gegenwart und Ausblick verdichtet. Ein Autor, welcher der Sprache alles abverlangt. Und damit dem Leben, der Hoffnung und der Phantasie.

„Ein Roman, der das nackte Leben fulminant auf die Waagschale der Sprache und damit des Hier und Jetzt wirft. Ein Ereignis.“

 

Walter Pobaschnig 11_19

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„Wir Juden“ Schriften 1932 bis 1966. Hannah Arendt. Piper Verlag

 

„Wir Juden“ Schriften 1932 bis 1966. Hannah Arendt. Piper Verlag

Da ist der weite Horizont der Bildung in Kindheit und Jugend. Der Blick in die Geisteswelt großer Traditionen. Königsberg, Immanuel Kant. Das Elternhaus fördert den Weg zu Fragen und Reflexion von Geist und Zeit. Das kritische Denken. Doch dunkle Wolken ziehen auf. Die Werte von Vernunft und Toleranz geraten in den politischen Sturm. Aber die junge Studentin der Philosophie und Evangelischen Theologie hält an den Grundgedanken von Freiheit und Demokratie fest. Stellt sich gegen den dunklen Reigen von Masse und Macht. In Gespräch, Solidarität, Hilfe und vor allem im Wort – „Wichtiger als die Wahrheit, ist der Mensch, der sie sucht“. Es geht um den Menschen. Das unantastbare Sein. Die Verteidigung der Freiheit mit dem Wort. Doch es bleibt nur die Flucht – „Wer eine neue Existenz aufbauen möchte, muss stark sein und ein Optimist dazu…“. Der Weg führt nach Frankreich, dann in die USA. Immer nahe an Angst, Ungewissheit und Tod. Immer auf der Suche nach Kraft am ungewissen Weg. Immer aufblickend zu Horizonten des Geistes. Und zu neuen Möglichkeiten des Lebens. Einer neuen Rolle in einem fremden Land. Das Wort ist ein Stern am Weg – „Doch eine neue Persönlichkeit zu gewinnen, ist so schwierig und so hoffnungslos wie die Neuerschaffung der Welt…“. Es ist jetzt das Überleben und dann ein lebenslanges Ringen mit Herkunft, Erfahrung und Erinnerung. Neue Horizonte von Freiheit gewinnen und festigen. Die Hoffnung, die Kraft der Vernunft, den Wert des Menschen, aller Menschen – dem Dunklen in allem entgegensetzen. Nur das kann das Ziel sein. Und das Wort ist der Weg dazu…

Die vorliegende Ausgabe der wesentlichen Publikationen und Schriften der Philosophin und Journalistin Hannah Arendt (1906 – 1975) in der Zeit von 1932 – 1966 zur Frage gesellschaftlich-religiöser Identität öffnet in einzigartig eindrücklicher Weise den Zusammenhang von Philosophie und Leben in dunkelster Lebenszeit und den Aufbruch in neue Existenzhorizonte. Es geht dabei immer um gesellschaftliche Zusammenhänge, Voraussetzungen und Möglichkeiten wie Notwendigkeiten.

„Ein Werk, das die Fragen nach Mensch und Freiheit reflektiert wie eindringlich zu stellen weiß und jede Generation neu dazu herausfordert.“

 

Walter Pobaschnig 11_19

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„In der Kunst geht es um Horizonte und die Vermessung der Möglichkeiten“ Dagmar Strobl, Künstlerin. Station bei Alma Mahler-Werfel, Wien, 22.11.2019

 

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Erinnerungen sind das stärkste Band an einem Ort. Erlebnisse, Erfahrungen. Da ist auch viel Kraft der Verwandlung für das Jetzt. Schönheit und auch Traurigkeit greift über Zeiten hinweg zu Dasein und Inspiration. In Leben und Kunst.

 

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Orte haben eine große Bedeutung für mich. Es ist das Zurückkommen, der besondere Moment des Wiedersehens auch des Wiederentdeckens. Das sind wichtige Bezugs- und Inspirationspunkte in meinem Leben. Hier in Wien und weltweit.

 

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Das Erinnerte, Geschehene hat einen großen Wert. Immer.

 

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Erinnerungen sind wie Jahreszeiten. Abschnitte des Lebens. Des Lebensprozesses. Es gilt anzuerkennen was war und was ist. Was sein kann.

 

 

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Die Einblicke, die wir in das Leben Alma Mahler_Werfels nehmen können, sind faszinierend wie herausfordernd. Da sind Konstanten von Entscheidung und Weg, sehr direkt, sie hatte keine Scheu davor. Das ist auch eine Ansprache für heute. Für die Kunst wie das Leben. Für das Frausein.

 

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Liebe ist für Alma Direktheit. Du und Ich. Es ist ein ganz oder gar nicht. Da hat sie nicht gefackelt. Sentimentalitäten kannte sie nicht. Geben was zu geben ist. Festhalten was festzuhalten ist. Und loslassen. Gehen, wenn zu gehen ist.

 

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Alma hat von einem Mann alles gefordert. Sie war kompromisslos und entscheidungsfreudig. Egoistisch. Alma hat vielleicht von der Liebe mehr verstanden als wir alle.

 

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Die Angst vorm Alleinsein war ebenso wesentlich bei Alma.

 

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Es sind Bilder des gesellschaftlichen Lebens der Zeit hier zu erahnen. Die Feste bis zum Morgen. Der Sonnenaufgang im Garten und über den Dächern hier. Die Ruhe des Winters. Auch sehr persönliche, tieftraurige Phasen. Der Tod der Tochter Manon 1935. Auch das Verlassen des Hauses, der Stadt im Jahre 1938.

Kunst war für Alma eine wesentliche Intention. Gerade auch in der Liebe. Dieser Schönheit folgte sie. Bis zum Tod. Dieses Haus, dieser Ort stehen dafür und drücken dies stark aus.

 

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Kunst ist etwas Besonderes. Nicht auf Knopfpunkt abrufbar. Das ist aber auch das Spannende. Der Moment des Lebens und das Moment der Entwicklung. Kunst ist da die Blüte und der Pfeil und Bogen.

 

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Mein Kunstweg, das ist Vielfalt, Bewegung, Überraschung.

 

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Dagmar Strobl, Künstlerin, Station bei Alma Mahler-Werfel, Wien, 22.11.2019

Interview_alle Fotos _ Walter Pobaschnig

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Kinder der Poesie“ Österreichische AutorInnen in Schwarzweiß. Alan Barbero&Barbara Rieger. Kremayr&Scheriau Verlag.

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„Kinder der Poesie“ Österreichische AutorInnen in Schwarzweiß. Alan Barbero&Barbara Rieger. Kremayr&Scheriau Verlag.

Es sind Bilder der Kindheit, die lebenslang begleiten. Orte, Ereignisse, Begegnungen. Blitzlichter eines beginnenden Lebens. Dicht und konzentriert. Klar und ausdrucksstark. Das Schwarzweiß des Anfangs. Des Beginnens. Des Losgehens in Zeit und Raum. Wünsche, Träume und die Möglichkeiten…

Dann geht es weiter. Lebensfarben und Geschwindigkeit. Bunt, grell. Und auch ganz weich. Besonders mit den Jahren. Das Innehalten lässt Farben wieder zurücknehmen. Lebensmomente. Zum Ausgangspunkt zurückblicken. Zu Ort und Stille. Zum Beginnen. Zum klaren Schwarzweiß…

Die Kindheit ist ein wesentlicher Ausgangspunkt. Für alles. Besonders auch für das Schreiben – „Alles Wesentliche passiert in der Kindheit…danach eigentlich nicht mehr viel…“. Schreibt Ingeborg Bachmann über die Kindheit als Inspiration und Erzählstoff.

Also beste Gründe um SchriftstellerInnen wieder vor die Kamera zu bitten. Mit ihren Fotos der Kindheit. Und dazu eine Brücke der Erinnerungen und Gedanken als Ausgangspunkt für ein Foto in der Gegenwart zu schlagen. Ein spannender Blickwechsel.

Ein wunderbares Buch in Bild und Wort, das in seiner poetisch behutsamen Ansprache von Porträtfotografie und Text begeistert. Eine ganz besondere Erzählweise zu der Alan Barbero&Barbara Rieger wie dem Verlag nur zu gratulieren und auch für die Organisation und den Aufwand zu danken ist.

„Persönliche Lebensmomente, Erinnerungen und Ausblicke von SchriftstellerInnen – ein sehr poetisches Geschenk nicht nur für Literatur und Fotografie Interessierte.“

 

Walter Pobaschnig 11_19

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„Heimat und Kunst. Das heißt Aufmerksamkeit und Wahrheit.“ Daniela Turner, Schauspielerin_Station bei Bachmann_16.11.2019

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Ihre Themen der Literatur betreffen mich auch sehr, es sind ja grundsätzlich starke Lebensthemen über die Ingeborg Bachmann schreibt.

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Etwa mein Weg zum Schauspiel, die innere und äußere Form der Intention und der Konfrontation, da kann ich mich in der Literatur Ingeborg Bachmanns wiedererkennen.

 

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Es geht immer um Herausforderung und Stellungnahme in Bachmanns Schreiben. Das ist unser Leben. Unsere Kunst. 

 

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Heimkommen ist ein Thema, das mich selbst derzeit in persönlicher wie künstlerischer  Auseinandersetzung bewegt und hier bei Ingeborg Bachmann ist dies ja unmittelbar in der Erzählung „Drei Wege zum See“ gesetzt.

 

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Aufmerksamkeit und Wahrnehmung sind ganz wesentlich in der Verbundenheit, Auseinandersetzung und auch Konfrontation mit Herkunft, Heimat. Es ist eine kritische Luzidität gefordert, ein Wachsein im Ankommen. 

 

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Heimatlosigkeit ist ja auch ein wichtiges Thema bei Ingeborg Bachmann. Gerade die Kunst spielt in diesem Prozess des Aufbrechens, Wiederkehrens oder gänzlich Neu-Ankommens eine bedeutende Rolle. Es geht da um die Sichtbarkeit des Inneren – um Verstehen, Empathie und ganz persönliche Lebenswerte und Lebenspositionen. Kunst kann da eine Tür zum Weg sein. Innen und Außen. 

 

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Es gibt immer einen Ort, der unverwechselbar Dein Ort ist. Der Fluss meiner Heimatstadt hat da eine ganz starke Wirkung. Wenn ich an Heimat denke, sehe ich das Flussufer in der Kindheit und die großen Steine, die Mauer. Für Bachmann war dies wohl hier in Klagenfurt auch so –  auch das Schauspiel braucht Orte wie Ortswechsel, um eine Tiefe der Seele zu erreichen. 

Als ich jetzt zum Haus Ingeborg Bachmanns kam, war es eine ganz große Ergriffenheit. Ich hatte das Bedürfnis mich auf die Stufen hier zu setzen und den Ort, die Menschen damals und jetzt gleichsam zu spüren. Eine Freude und Neugierde der Begegnung. 

 

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Kunst, ob etwa in Literatur, Malerei, Schauspiel oder Musik, kann einen starken inneren Heimatort schaffen. Es ist sehr wichtig diesen zu finden. Als Prozess und als persönliches „Heimkommen“.  Es gilt diese Tür zur inneren Heimat zu finden und den Mut zu haben diese zu öffnen.

 

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Kunst hat mir die Tür zu meiner inneren Heimat geöffnet

 

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Der Weg Ingeborg Bachmanns in Literatur und Leben hat mich schon früh ergriffen. Es ist bis heute ein Finden und Entdecken. Nicht zuletzt meiner selbst. Es hat für mich etwas Großes geöffnet und ich weiß, ich stehe hier erst am Anfang.

 

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Orte sind ganz wichtig. Aber es sind immer Menschen, die Orte beseelen. Die erleben, erinnern und festhalten lassen.

 

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Bei Texten von Ingeborg Bachmann stehen wir als LeserInnen und KünstlerInnen immer am Anfang. Es ist der Anfang des Staunens über die Kraft und den Anspruch von Sprache. Und damit über die Erkenntnis des Lebens, des eigenen und des Lebens mit und um uns.

 

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Da ist in den Texten soviel Bewegung in Sprache, Reflexion und Emotion – das ist unverwechselbar Ingeborg Bachmann.

 

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Kunst führt in einen besonderen Raum, der ganz bei sich sein lässt.

Schauspiel, Tanz sind da ganz wichtige Kunstformen für mich. Im Improvisation- und Ausdruckstanz etwa ein Thema erarbeiten, entwickeln und zu erleben, das bedeutet für mich auch Freiheit – einen Raum zu haben und gestalten, inszenieren zu können.

Ich bin sehr dankbar die Inspiration und Intention der Kunst in mir entdeckt und auch zugelassen zu haben.

Ich bin sehr neugierig auf meine weitere Reise in der Kunst, gerade auch zu Ingeborg Bachmann und damit zu mir selbst. 

 

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Daniela Turner, Schauspielerin_ Station bei Bachmann_Klagenfurt 16.11.2019.

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig-

Herzlichen Dank an Heinz Bachmann für das so freundliche Willkommen!

 

 

 

 

 

 

 

„Quichotte“ Salman Rushdie. Roman. Bertelsmann Verlag.

 

„Quichotte“ Salman Rushdie. Roman. Bertelsmann Verlag.

Ein erfolgreicher Geschäftsmann, ein Reisender, für den das Hotelzimmer zum Zuhause geworden ist. Und in diesem das Fernsehen. Es funkelt und glitzert darin. Die Shows bei Tag und Nacht und ihre grellen Wettbewerbe der Darstellung in allem. Er sitzt jetzt täglich mitten drin. In der Welt der rasenden Bilder, der Geschichten, im „Treibsand“ des „unreal Realen“…

Und da ist auch die große Bewunderung für Miss Salma. Eine Schönheit, die ihn mitreißt und träumen lässt. Von Abenteuern und der Verbindung des „unreal Realen“. Er muss nun aufbrechen. Zu einer besonderen Reise. So viel schon hat er vergessen. Was war. Jetzt sollte das was sein könnte, kommen. Die Liebe sollte diese Kraft haben, welche die Welt wieder vereint. Das eine Bild und das Leben…

Jetzt gilt es noch in all den täglich umgebenden Bildern eine Geschichte zu finden, die ihn anleiten würde und auch Miss Salma beeindrucken sollte. Er greift jetzt in seine Vinyl Musiksammlung und zieht eine Schallplatte heraus – „Don Quichotte“ Jules Massenet. Ja, das ist es. Das ist das geistreiche Pseudonym und der mögliche Schlüssel zum Herz von Miss Salma. Das soll ihn leiten auf diesem Abenteuer in einer Welt voll greller Bilder, die ihn im Hotelzimmer verschwinden ließen…Die Reise beginnt. Phantasie und Leben. Jetzt malt er sein Bild und bricht auf…

Der vielfach international ausgezeichnete Schriftsteller Salman Rushdie legt mit seinem neuesten Roman „Quichotte“ eine große Parabel der Zeit und ein Plädoyer für Phantasie und Individualität vor, das in seiner Erzählkraft mitreißt und begeistert. Es ist ein Rushdie in Bestform zu erleben/erlesen. Eine Erzählgabe, die einfach großartig ist.

 

„Ein Meister des Erzählens, der hier sein opus magnus zur Kraft und Hoffnung der Phantasie im Anspruch der Zeit vorlegt.“

 

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„Gebrauchsanweisung fürs Scheitern“ Heinrich Steinfest. Piper Verlag.

 

„Gebrauchsanweisung fürs Scheitern“ Heinrich Steinfest. Piper Verlag.

Am Anfang. Ein erfolgreicher Schriftsteller mit einer Idee. Ein Reiseführer zu Leben und Tod und darüber hinaus – „Eine Gebrauchsanweisung für das Jenseits“. Mit Freude wird der Verlag informiert. Doch da kommt die Rückmeldung, dass es schon so ein Schreibprojekt gebe. Also erst mal nix mit dem Wort zum Ende hier und jenseits davon. Da ist aber schnell ein neues Thema gefunden – „Niederlage“. In Gespräch mit Freunden gibt es aber immer wieder ein phonetisches Problem und so wird der Reiseführer „Niederlande“ daraus, was ganz und gar nicht im Sinn des Schriftstellers ist…

Da ist es nun mal eine Pause gut und das Schreibzimmer zu fotografieren. Eine Bestandsaufnahme zu machen. Von den gestapelten Skripten. Und auch von dem Christus an der Wand und der Schutzmantelmadonna – und die Mutter ist erstaunt ob der christlichen Symbolik, da das Heranwachsen des Sohnes im Elternhaus von Glaubens-Distanz geprägt ist. Und jetzt Christus? Warum? Was ist der Grund dafür? – Sein Leiden? Also das Scheitern in der Welt. Die Schönheit des Scheiterns. Jetzt bekommt das Thema eine Richtung, die gleichsam eine Übung für Leben und Tod ist. Das Scheitern als Ende und Beginn. Fortwährend…

In 14 Kapiteln öffnet einer der beeindruckendsten und innovativsten Schriftsteller der Gegenwart, Heinrich Steinfest, Blitzlichter des Lebens und seiner bunten Ideen- und Gedankenwelt im Prozess von Ziel und Scheitern. Ob es nun um die ersten Segelerfahrungen geht, die im Erinnern zum Projekt eines unbändigen Seglers weiterführen, der an seiner Idee der Weltumseglung unter größten Herausforderungen, Widrigkeiten und Einsatz festhält. Oder um Fragen des Aberglaubens, des Tischtennis oder des Kochens mit einer Herdplatte. Der Autor versteht es mit außergewöhnlicher Erzählgabe in Intellekt, Witz und Phantasie das Leben in Glück und Niederlage zu öffnen und Leserin/Leser in Staunen, Lächeln und Nachdenken daran teilhaben zu lassen – an der unerträglichen Leichtigkeit der Schönheit des Scheiterns.

„Ein Buch, das Scheitern als wesentliche Lebenskraft in Humor, Tiefsinn und positivem Impuls öffnet“

 

Walter Pobaschnig 10_19

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„Gebrauchsanweisung fürs Museum“ Konrad O.Bernheimer. Piper Verlag.

 

„Gebrauchsanweisung fürs Museum“ Konrad O.Bernheimer. Piper Verlag.

Der Tag im Museum. Lange geplant oder spontan beim Spaziergang zuhause oder auf Reisen. Etwas Besonderes und so viele Eindrücke, die nun umgeben. Aus dem Alltag nehmen und zum Sehen wie Nachdenken einladen. Aber auch eine Fülle, die Möglichkeiten des Wahrnehmens und Verstehens einfordert. Eine Welt, die Eingänge und Wege hat, die nun zu gehen sind. Wunderbare wie große Weite. Doch gibt es grundsätzliche Wegweiser für diese besonderen Orte und Wege? Gibt es so etwas wie eine Gebrauchsanweisung für das Museum?

Konrad O.Bernheimer, langjähriger Galerist und Kunsthändler, unter anderem in London, ist ein Kenner von Museen und ihren Schätzen, Geheimnissen und vielfältigen Wegen und Inspirationen. Der Autor ist schon von Kindesbeinen an mit Kunst und deren Präsentationen vertraut. Sein Großvater besuchte mit ihm regelmäßig die Museen in München und bald war das selbstbewusste Interesse geweckt. Berührungsängste waren abgebaut und der Junge suchte sich seine Orte, Wege und Augen-Blicke im großen Kosmos der Kunst von Gemälden, Skulpturen…

Das vorliegende Buch Gebrauchsanweisung fürs Museum ist nun ein Nachdenken über den ganz persönlichen Weg des Kunstinteresses in Räumen der Präsentation weltweit. Es sind persönliche Lebensstationen, die mit Kunsterfahrungen verbunden sind und dem Autor gelingt es in einem großen Erzählbogen vom Gemälde zur persönlichen Wahrnehmung einzuladen und sich der Ansprache von Kunst zu öffnen. Es ist eine abwechslungsreiche Reise, die in Museumsräume weltweit eintreten lässt und dabei immer den Spielraum persönlichen Interesses offenlässt und zu einer individuellen wie mutigen Entdeckungsreise einlädt.

 

„Ein Buch, das Kunsträume und –wege spannend und facettenreich öffnet und zu persönlichen Entdeckungen einlädt.“

 

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Mauer – Uraufführung 7.11.2019, Theater Arche, 1060 Wien.

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Und da stehen Sie jetzt. Im Licht. Vor der Mauer. Geschlagen. Zusammen. Gebunden.

Dann beginnen die Erzählungen. Sprechen was zerstört, wenn eine Mauer gebaut wird. Da und dort. Damals und heute. 1961 oder 2019. Die Mitte einer Mauer ist immer dieselbe. Das Zerrissene ist dahinter. Das Verschwindende. Das Stürzende.

 

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Und das blind Tanzende. Das Begehrende. Vernichtende. Vor und hinter Mauern.

 

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Und die Flucht. Der Tunnel? Das Ankommen? Wo?

 

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Regisseur Jakub Kavin setzt in seiner Uraufführung MAUER ganz auf den Spannungsbogen von Schauspiel und Raum. Der Text wird dabei gleichsam zum Blitzlicht und fordert die starke körperliche Spielkraft des Ensembles in Bewegung und Figur. Ein Kunstgriff der Inszenierung, der sich so der historischen wie gegenwärtigen Thematik von Mauern/Grenzen zu stellen versucht. Und dies gelingt hervorragend! Das Theater wird zum packenden Möglichkeitsraum, der historische wie zeitgeschichtliche Dimensionen von MAUERN anhand von biographischen Skizzen und Assoziationen, von Lebensversuchen und Scheitern, öffnet. Es entsteht eine Aufmerksamkeit, die emotional anspricht wie mit- und nachdenken lässt. Das hervorragende Ensemble erzeugt ein Ereignisfeld, das erzählt wie konfrontiert. Ein Abend, der zeigt was Theater in Regie, Ensemble, Bühne/Technik zu leisten vermag, wenn es darum geht vom Menschen in Geschichte und Gegenwart und den Mauern aus Stein, Kopf und Herz zu erzählen.

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„Ein Theaterabend von gewaltiger Inszenierungs- und Spielkraft. Zweifellos ein Meisterstück.“

 

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MAUER

Regie und Dramaturgie: Jakub Kavin

Kostüme: Erika Farina

Musik: Bernhardt Jammernegg, Tom Jost und Maksymilian Suwiczak

Regieassistenz und dramaturgische Mitarbeit: Odilia Hochstetter

Regiehospitanz: Christina Schmidl

mit Pegah Ghafari, Eszter Hollosi, Bernhardt Jammernegg, Tom Jost, Jakub Kavin, Nagy Vilmos, Manami Okazaki, Agnieszka Salamon, Maksymilian Suwiczak und Ivana Veznikova

 

Theater Arche

Münzwardeingasse 2a, 1060, Wien.

 

Weitere Spieltermine:

7., 8., 9., 14., 25., 26., 28., 29., 30. November um 19:30

Zusatzvorstellung: am 3 Dezember um 19:30

 

Besprechung und alle Fotos_Walter Pobaschnig

 

 

„Munkey Diaries – Die privaten Tagebücher“ Jane Birkin, Penguin Verlag.

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„Munkey Diaries – Die privaten Tagebücher“ Jane Birkin, Penguin Verlag.

  1. Der Krieg und der Tod. Das Unvorstellbare Grauen, das Ende und doch auch die Hoffnung. Die Liebe und die Schönheit. Judy und David. Die Schauspielerin und der Soldat, der verwegen zwischen der Küste Englands und der Normandie kreuzt und das Leben von so vielen rettet. 1945 kommt ihr erstes Kind auf die Welt – Andrew.

Im Dezember 1946 kommt ihre erste Tochter. Es ist eine sehr schwere Geburt. Das Baby kommt viel zu früh. Es wird in eine Schachtel gelegt und auf die Heizung gestellt. Eine nasse Windel deckt es zu. Das Mädchen hat Kraft und Wille. Es überlebt. Und sie wird es so oft wieder tun…

Munkey, ein Plüschaffe in Jockeykleidung, ein Onkel hatte diesen bei einer Tombola gewonnen und dann Jane geschenkt – er wird nun zum ständigen Begleiter einer Kindheit, Jugend und dem Eintritt in die Welt des Films und der Musik. Der großen Liebe und der letzten Stunden dieser. Jane legt Munkey zu ihrem verstorbenen Mann dem Musiker Serge Gainsbourg mit in den Sarg. Es ist ein großer Teil von ihr, ein stiller Zuhörer in Erfahrungen und Herausforderungen eines bewegten Lebens. Doch die Erinnerungen an Munkey, der im Tagebuch-Schreiben über die Schulter blickt, bleiben. Und Munkeys Erinnerungen bleiben und können so vom Starleben und ganz persönlichen Momenten erzählen. Über die Lebensstationen von Jane Birkin, Schauspielerin („swimming pool“ 1969 mit Romy Schneider/Alain Delon) und Sängerin, die mit dem Duett „Je tàime moi on plus“ 1969 mit ihrem Mann und Komponisten Serge Gainsbourg für einen Skandal sorgte und einen Meilenstein moderner Pop Musik setze.

All darüber weiß Munky zu erzählen…

Eine fulminante autobiographische Lebens- und Zeitreise in Wort, Zeichnungen und Fotos. Stilistisch sehr aufmerksam gesetzt und mitreißend erzählt.

 

„Je tàime moi on plus – Leben und Liebe der Jane Birkin, großartig!“

 

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