„Gemeinsam“ Asta Cink, Bildende Künstlerin _ Give Peace A Chance _ Wien 30.6.2022

GIVE PEACE A CHANCE

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Asta Cink, 15.6.2022

Asta Cink, Bildende Künstlerin

Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:

Asta Cink, Bildende Künstlerin

https://astacink.com/

Fotos_Asta Cink

Walter Pobaschnig _ 15.6.2022

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„Ich freue mich auszuschwärmen, auf Begegnungen und Inspiration“ Eva Wal_Lyrikerin und bildende Künstlerin _ Bonn 30.6.2022

Liebe Eva, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Das ist sehr unterschiedlich und unregelmäßig. Ich lebe mit kontinuierlichem Rhythmuswechsel; bin sozusagen Schichtarbeiterin. Mal fange ich als früher Vogel den Wurm, mal fliege ich mit der Nachteule. Anscheinend entspricht das meiner Natur.

Räume zu künstlerischem Arbeiten in Ruhe und Muße muss ich mir freischaufeln und einrichten. Dann breitet sich darin mein Fächer aus, ich schreibe, male, lese, höre Musik, meistens alles parallel, bis sich eine bestimmte Arbeit herauskristallisiert. Von dieser werde ich dann angesogen wie in einen Tunnel: ein großes Bild, ein Manuskript.

Im Alltag nehmen Korrespondenz, Organisation, Workshops, Projekte und vor allem das Hin- und Her-switchen von einem zum anderen viel Zeit und Energie in Anspruch. Seit diesem Jahr finden Projekte und Veranstaltungen wieder mit Menschen statt, in Gruppen. Das ist anstrengend, ich musste mich erst einmal resozialisieren. Mittlerweile macht es wieder Spaß, gibt mir Kraft und Schwung. Nun sind auch Reisen geplant. Ich freue mich auszuschwärmen, auf Begegnungen und Inspiration. Ich bin aufgeregt wie ein Kind!

Eva Wal_Lyrikerin und bildende Künstlerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Zusammenhalt, sich nicht polarisieren zu lassen, Bescheidenheit im Umgang mit Ressourcen, Dankbarkeit, Verantwortung und Empathie.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Die Lebenswirklichkeit der meisten Kulturschaffenden ist oft schwierig und widrig. Dennoch ist es ein unschätzbares Gut, in Freiheit und Unversehrtheit schaffen zu können. Für den gesellschaftlichen Erhalt oder die Erschaffung solcher Bedingungen sollte jede*r Einzelne sich mitverantwortlich fühlen.

Nichts ist selbstverständlich.

Bildende Kunst, Literatur und Musik sind Brücken, die Menschen aller Kulturen verbinden können. Der Verstand ordnet sich unter, ist wach und verbunden mit seelischem Empfinden. Kunst führt in die Natur. Die Natur, aus der wir kommen, von der wir entfremdet sind, und deren Teil wir sind.

Kunst schafft Gemeinschaft und Begegnungen, auch mit uns selbst.

Sie kann Trost, Halt, Erkenntnis und Widerstandskraft geben, Schwingen verleihen und erden.

Sie ist ein Lebenselixier.

Ihre gesellschaftliche und politische Rolle ergibt sich daraus.

Was liest Du derzeit?

Am liebsten Tomas Tranströmers Gedichte. Wenn ich sie nicht lese, denke ich sehr oft an irgendeine Zeile oder meine, die Atmosphäre eines seiner Gedichte zu spüren, die so ganz einfach aus der Tiefe und dem Klang herauszusteigen scheinen.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Und die Leere kehrt uns ihr Gesicht zu und flüstert:

„Ich bin nicht leer, ich bin offen“.

T. Tranströmer, Vermeer

Vielen Dank für das Interview liebe Eva, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Eva Wal_Lyrikerin und bildende Künstlerin

http://evawal.blogspot.com/

Foto_privat

2.6.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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Bachmannpreis 2022_“Ich brauche im Schreiben den Abstand“ Hannes Stein, Schriftsteller, New York _ Bachmannpreisteilnehmer 2022 _ Klagenfurt 29.6.2022

Am Weg zur Eröffnungslesung _
Hannes Stein, Schriftsteller, New York _ Bachmannpreisteilnehmer 2022

Lieber Hannes, Du hast mit Deinem Text in der Eröffnungslesung des 46.Bachmannpreises sehr beeindruckend. Dieser spannt inhaltlich wie formal einen weiten Bogen.

Wie hast Du Dich auf die Lesung und etwa auch die Passagen in polnischer Sprache vorbereitet?

Ich habe mir von polnischen Freunden erklären lassen, wie man dies ausspricht und dann habe ich es geübt. Wir haben in New York ja eine große polnische Diaspora, etwa in Brooklyn.

Hannes Stein _
Lesung Gartenbühne _ ORF Kärnten

Du bist in München geboren, in Salzburg aufgewachsen und schreibst und lebst jetzt in New York. Wie kam es dazu?

Ich habe in der Green Card Lotterie mitgespielt. Und ich glaube mich zu erinnern, dass ich einmal auf die Wiederholungstaste gedrückt habe (lacht). Und bekam dann, als ich 2006 einen wohlverdienten Nachmittagsschlaf auf meiner Couch in Berlin, damals lebte ich in Berlin, machte, einen Anruf –

„Hello, Mr.Stein“ – „Yes, I believe, that`s me“ –  „Mr.Stein, you are living at Epifornererstraße 24?“ – „Yes, that`s my adress“ – „Mr.Stein, congrats, you won a green card“ –

Ich habe natürlich aufgelegt und gedacht das ist ein Witz.

Ein paar Tage später zog ich aber aus meinem Briefkasten einen sehr großen Umschlag mit Formularen. Denn man gewinnt keine green card. Man gewinnt den langen verwickelten bürokratischen Weg, der zu einer green card führt. Und auf diesem langen verwickelten bürokratischen Weg fliegt die Hälfte der Gewinner raus. Weil sie etwas falsch ausfüllen, weil sie keine high school Diplome haben. Man muss high school Diplome oder etwas Vergleichbares vorweisen.

Ich habe dann sofort 1200 Dollar ausgegeben für Anwälte in New York, die mir geholfen haben, dies zu bewältigen. Das hat einen guten Teil des Jahres 2006 in Anspruch genommen.

Meine Lieblingsgeschichte dabei ist die mit dem polizeilichen Führungszeugnis. Man muss aus jedem Land, in dem man länger als ein Jahr gelebt hat ein polizeiliches Führungszeugnis bringen. Ich habe etwas gemoggelt und nicht erwähnt, dass ich ein Jahr in Großbritannien gelebt habe. Ich musste Deutschland, Österreich und Israel erwähnen. Das stand alles in meinem Pass.

In Deutschland geht man wegen dem Führungszeugnis aufs Amt. Man zahlt 5 EUR. Drei Tage später bekommt man einen Brief, der nach nichts aussieht – „polizeiliches Führungszeugnis – keine Einträge.“

Österreich. Man zahlt 5 EUR. Man hört nichts. Nach drei Wochen bekommt man einen unglaublich höflichen Anruf vom österreichischen Konsulat in Berlin – „Es tut uns leid. Es gab eine Namensgleichheit. Wir schicken Ihnen das jetzt sofort zu.“ Man kriegt dann einen Brief und ein ganz prächtiges Dokument, das aussieht als hätte Kaiser Franz Joseph persönlich dies ausgestellt.

Israel. Man geht zum israelischen Konsulat und sagt, „ich brauche bitte ein polizeiliches Führungszeugnis.“ Die sagen: „לא בעיה“, „kein Problem“. Wenn man Israel kennt, dann weiß man, dies heißt „lasst alle Hoffnung fahren, die Ihr hier eintretet“ (lacht). „You have no fucking chance, fuck off.“ Schließlich klappte es dann doch.

Hannes Stein _
Lesung Gartenbühne _ ORF Kärnten

Und dann hatte ich die green card in der Hand. Die ist übrigens nicht grün sondern gelb. Sie heißt nur green card, weil irgendein Formular vor fünfzig Jahren grün war. Und dann bin ich ausgewandert, habe meine Möbel verschenkt, meine Wohnung aufgelöst in Berlin und bin mit zwei Koffern und einer Gitarre nach Amerika. Und seitdem lebe ich da.

Seit 2012 bin ich amerikanischer Staatsbürger. Ich habe die Staatsbürgerschaft aus verschiedenen Gründen angenommen. Ein Grund war, ich wollte wählen. Die österreichische Staatsbürgerschaft musste ich dann abgeben, da Österreich eine Doppelstaatsbürgerschaft nicht anerkennt. Den Amerikanern ist das völlig wurscht, Powidl (lacht).

Bei der Angelobungszeremonie war ich die einzige Quarknase (Weißer), um mich herum lauter Schwarze, Latinos, Asiaten. Man muss auch vorher eine Prüfung machen.

Welche Fragen gab es da?

What is Abraham Lincoln known for? – Save the union, free the slaves.

What is the power of the president? – To reject bills

Ja, und in der Zeremonie muss man allen Potentaten abschwören. Da Otto von Habsburg gerade das Zeitliche gesegnet hatte, konnte ich das tun (lacht). Und dann muss man „Pledge of Allegiance“ sagen.

„ I pledge allegiance to the flag of the United States of America, and to the republic for which it stands, one Nation under God, indivisible, with liberty and justice for all.“

Die Formel „under God“ wurde in 1950er Jahren eingeführt gegen die gottlosen Kommunisten. Grundsätzlich gibt es aber in den USA eine strikte Trennung zwischen Staat und Religion. Das Wort Gott kommt ja in der amerikanischen Verfassung nicht vor. Und das ist kein Zufall und kein Versehen, sondern so gemeint.

Wenn man fünf Jahre in den USA lebt und keine Sozialhilfe bezieht und nicht straffällig wird, kann man die Staatsbürgerschaft beantragen.

Wie waren die inneren Prozesse in diesem spontanen Ab- und Aufbruch für Dich?

Es war in gewissem Sinne völliger Wahnsinn. Ich war zu der Zeit Redakteur, fest angestellt bei „Der Welt“. Ich hätte weiter mein Berliner Leben leben können. Aber mir gefiel mein Berliner Leben immer weniger. Es kam mir immer sinnloser vor und mir gefiel Amerika und New York sehr, sehr, sehr. Ich habe mich richtig in dieses Land verliebt und inzwischen ist natürlich mein Verhältnis komplizierter geworden. Wenn weiße Polizisten einen schwarzen Jungen erschießen, ist dies meine Verantwortung. Da kann ich nicht sagen, diese blöden Amerikaner. Sondern das sind wir. Das Andere ist natürlich Trump. Trump war für uns alle eine schwere Erschütterung.

Die kürzeste Formel ist jetzt: ich bin nicht mehr ganz sicher, ob ich Amerika liebe, aber ich mag immer noch die Amerikaner. Nicht alle, aber die meisten.

Welche literarischen Schwerpunkte hattest Du bisher und was bedeutete der Umzug in die USA literarisch für Dich?

Mein erster Roman heißt „Der Komet“ (Berlin 2013, Galiani Verlag) und ist eine Alternativ-Weltgeschichte, die auf der Fiktion basiert, dass der Thronfolger Franz Ferdinand nach dem ersten Bombenwurf in Sarajewo umdreht und sagt „I bin doch nit deppat und fahr jetzt wieder zhaus“. Woraufhin der I.Weltkrieg ausfällt, der II.Weltkrieg ausfällt, und es im Jahr 2000 die Habsburger Monarchie noch gibt. Es ist ein sehr österreichischer Roman.

Diesen Roman hätte ich nicht in Deutschland schreiben können. Ich brauchte den Abstand.

Am Weg zur Eröffnungslesung _
Hannes Stein, Schriftsteller, New York _ Bachmannpreisteilnehmer 2022

Lieber Hannes, herzlichen Dank für das Interview und das Dabeisein in Klagenfurt, viel Freude und Erfolg weiterhin!

Im Interview _Hannes Stein, Schriftsteller, New York _ Bachmannpreisteilnehmer 2022

46.Bachmannpreis _ Klagenfurt 22. – 26.6.2022

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _

Walter Pobaschnig 6_22

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Bachmannpreis 2022 _ „Wir überlegten, das gesamte Preisgeld in der Gruppe zu teilen bzw. zu spenden“ Behzad Karim Khani, Schriftsteller _ Bachmannpreisteilnehmer 2022 _ Klagenfurt 29.6.2022

Am Weg zur Preisverleihung 26.6.2022 _
Behzad Karim Khani, Schriftsteller _ Bachmannpreisteilnehmer 2022

Lieber Behzad, Ihr hattet als Lesende vor der Preisverleihung eine interne Beratung. Welche Überlegungen gab es da?

Unser Plan wäre gewesen, die Punkte der Jury anzunehmen und das gesamte Geld aller Preise dann in der Gruppe zu teilen bzw. zu spenden. Dafür haben wir eine Einstimmigkeit vereinbart.

Dies war als Geste eines solidarischen Momentes gedacht, als Respektbezeugung gegenüber allen, die keinen Preis bekommen. Es wäre nicht als systemsprengende Entscheidung gedacht gewesen.

Es kam aber aufgrund der Abstimmung nicht dazu. Es gab eine Gegenstimme.

Wie hast Du das Miteinander in der Gruppe erlebt?

Sehr gut, es ist wie eine Klassenfahrt hier (lacht). Es ist im Miteinander wie textlich ein starker Jahrgang.

Nach der Lesung _
Behzad Karim Khani, Schriftsteller _ Bachmannpreisteilnehmer 2022 _
ORF Gartenbühne

Ist dies wie im Sport zu verstehen, wenn gesagt wird, „wir sind zu einem Wettbewerb gekommen und gehen als Freunde“?

Ja, genau (lacht).

Wie siehst Du den veränderten Preisevergabemodus?

Es ist fairer so, weil es für jede/jeden Punkte geben kann. Ich habe mir schon gedacht, warum dies nicht schon früher so gemacht wurde.

Am Weg zur Preisverleihung 26.6.2022 _
Behzad Karim Khani, Schriftsteller _ Bachmannpreisteilnehmer 2022

Lieber Behzad, herzlichen Dank für das Interview und das Dabeisein in Klagenfurt, viel Freude und Erfolg weiterhin!

Im Interview _ Behzad Karim Khani, Schriftsteller, Bachmannpreisteilnehmer 2022

46.Bachmannpreis _ Klagenfurt 22. – 26.6.2022

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig

Walter Pobaschnig 6_22

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„Ich hätte gedacht, ich bekomme mehr auf die Nase“ Bachmannpreis 2022 _ Juan S. Guse (D), KELAG-Preisträger _ Klagenfurt 29.6.2022

Juan S. Guse (D), KELAG-Preisträger 2022

Lieber Juan, herzliche Gratulation zum Kelag Preis 2022!

Wo liegen Wurzeln, Inspirationen des ausgezeichneten Textes?

Die Wurzeln sind vielleicht das Nachdenken, Fragen über die Vorstellung was wir mit „der Menschheit“ meinen, wenn wir von „der Menschheit“ sprechen.  Als Gegenstück zum Konstrukt des Individuums, das in bestimmten Kontexten relevant gemacht wird. Das ist natürlich eine sehr hohe Flughöhe, von der ich mich dann der Erzählung genähert habe, auf der maximalen Abstraktionsebene dieser Fragen.

Lesung _ Juan S.Guse _ Garten Bühne ORF

Wie siehst Du das Verhältnis von „Ich und Wir“ heute?

Es ist da auch genau diese Frage gestellt, wann adressieren wir uns als „Ich“? Das Individuum ist natürlich eine Konstruktion im Kontext.

Es gibt auch dieses Bild: zehn Menschen werden auf zehn Inseln gesetzt und sie machen alle dasselbe – Feuer, Kokosnüsse, pinkeln. Werden zehn Menschen auf dieselbe Insel gesetzt, denken sie arbeitsteilig und agieren im gesellschaftlichen Kontext.

Das Wir und Ich konstruiert sich aufgrund der Umstände. Der Gegensatz von Wir und Ich ist absurd. Weil es ein Wir gibt, gibt es ein Ich.

Vor der Lesung _ Juan S.Guse

Wann hast Du zu schreiben begonnen?

Als ich angefangen habe zu lesen, mit siebzehn oder so.

Wie hast Du den 46.Bachmannpreis in Klagenfurt erlebt?

Super. Ich hatte nicht so viel Wissen darüber, wie es läuft. Sehr unterhaltsam in allem, das finde ich toll.

Wie hast Du die Jurydiskussion wahrgenommen?

Gut. Ich hätte gedacht, ich bekomme mehr auf die Nase. Gerade weil auch Hannes Stein im Text Phantastik hatte, mehr als ich, dachte ich, da falle ich in denselben Eimer. Das war aber nicht ganz so, oder nur halb.

Juan S. Guse (D), KELAG-Preisträger 2022

Lieber Juan, herzlichen Dank für das Interview und das Dabeisein in Klagenfurt, viel Freude und Erfolg weiterhin!

Im Interview _ Juan S. Guse (D), KELAG-Preisträger 2022

46.Bachmannpreis _ Klagenfurt 22. – 26.6.2022

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _

Walter Pobaschnig 6_22

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Bachmannpreis 2022 _ „Sehr sozial, sehr kommunikativ, sehr schön“ Usama Al Shahmani, Schriftsteller CH/IQ, Bachmannpreisteilnehmer 2022 _ Klagenfurt 29.6.2022

Ankommen am Tag der Preisverleihung _ Usama Al Shahmani, CH/IQ,
Bachmannpreisteilnehmer 2022

Lieber Usama, herzlichen Dank für Deine Lesung und das Dabeisein in Klagenfurt!

Wo liegen Wurzeln, Inspirationen Deines beeindruckenden Textes?

Es sind die zwei Kulturen, mit und zwischen denen ich lebe. Das sind Gefäße, aus denen ich meine Literatur, die Kraft dazu, schöpfe. Die Sprache, die Geschichten meiner Großmutter, die sie mir in meiner Kindheit erzählte, sind ein wesentlicher Teil davon.

Lesung _ Usama Al Shahmani, CH/IQ _ Gartenbühne ORF

Sind die Erzählungen Deiner Großmutter unmittelbarer Impuls, Beginn Deines Schreibens gewesen?

Ich würde sagen, diese Erzählungen sind eine Quelle meines Schreibens. Das Bedürfnis auf diese Art und Weise mündlich zu erzählen, ist in der arabischen Kultur sehr verankert.

Das ist schon eine Qualität, wenn man das als Kind erlebt hat. Es muss nicht zwingend sein, aber es kann die Liebe zur Sprache inspirieren, wie Kommunikation an sich. Bei mir ist das bis heute so.

Wie haben sich in Deinem Schreiben jetzt die Sprachebenen der Herkunft und dann im neuen Ankommen verbunden, entwickelt?

Diese Ebenen stehen natürlich für zwei Kulturen, zwei Sprachen, auch die Spannungen zwischen zwei Sprachen. In diesem „Labor“ kommen immer wieder neue Fragmente, Fakten und stellen zunächst für mich etwas Neues dar. Da sind viele Farben, die zusammenkommen und etwas Neues bilden.

Du schreibst Prosa und Lyrik. In welchen Sprachen?

Prosa schreibe ich in Deutsch, Lyrik auf Arabisch.

Werden Deine Texte auch übersetzt in die jeweils andere Sprache?

Meine Prosa ist nur in Deutsch. Da gibt es keine arabische Übersetzung, keine arabische Version.

Von einem Teil meiner Gedichte, die ich im Arabischen geschrieben habe, habe ich auch deutsche Übersetzungen gemacht. Ein Teil wartet noch auf die Übersetzung.

Im Prozess der Übersetzung meiner Gedichte kommt oft auch ein neues Gedicht heraus (lacht).

Wie hast Du die Jurydiskussion wahrgenommen?

Es hat mir sehr gefallen. Ich finde die Kriterien der Literaturkritik sehr interessant, wie sie sich entwickeln, ausweiten, um Ebenen der Sprache zu betrachten.

Wie hast Du den 46.Bachmannpreis erlebt?

Sehr sozial, sehr kommunikativ, sehr schön.

Ankommen am Tag der Preisverleihung _
Usama Al Shahmani, Elias Hirschl, Juan S.Guse, Behzad Karim Khani, Leona Stahlmann, Andreas Moster _ Bachmannpreisteilnehmer 2022
Im ORF Garten _ Usama Al Shahmani, CH/IQ,
Bachmannpreisteilnehmer 2022

Lieber Usama, herzlichen Dank für das Interview und das Dabeisein in Klagenfurt, viel Freude und Erfolg weiterhin!

Im Interview _ Usama Al Shahmani, CH/IQ, Bachmannpreisteilnehmer 2022

46.Bachmannpreis _ Klagenfurt 22. – 26.6.2022

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig

Walter Pobaschnig 6_22

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„Geduldig zu sein, wenn es keine Lösung zu geben scheint“ Sheida Samyi, Künstlerin _ Villach 29.6.2022

Liebe Sheida, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Da ich noch ein Schulkind für die nächsten 1 1/2 Jahre habe, richtet sich meine „Morgenroutine“ noch nach den Schulzeiten. Es ist auf alle Fälle früh und je nach Jahreszeit auch dunkel. Aber auch ohne diese selbstbestimmte Pflicht, bin ich eine Frühaufsteherin. Ich mag es, wenn es noch ruhig ist, und alles Weitere noch schläft. Da kann ich mir in Ruhe die Zeit nehmen zu denken, zu planen, im Kopf und Notizbuch zu zeichnen und mir alles andere auszumalen.

Ich arbeite selbständig und somit folge ich meiner ganz natürlichen, freien Zeiteinteilung. Ich arbeite immer. Das schon immer von zu Hause aus, wie man Homeoffice früher genannt hat. Scheinbar hat sich meine Arbeitswelt in den letzten zwei Jahren nicht wirklich verändert. Scheinbar… Ich schreibe Texte, Lyrik, Konzepte, Referate für mich und für andere. Ich entwerfe alles, was man von einer Grafikerin so erwartet und kreiere Kunstwerke aus Ideen, die sich so lange aufdrängen, bis sie sich nicht mehr zurückhalten lassen. Meine Pausen bestehen aus ins Grüne, Blaue, Weiße und Schwarze Schauen und darauf zu achten, bei allem, was das Leben so an Anforderungen an mich stellt, die Ruhe zu bewahren, und im besten Fall schlafe ich dabei ein.

Sheida Samyi_Künstlerin, Poetin, Graphik Designerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich glaube nicht, dass nur jetzt für uns alle etwas besonders wichtig ist. Ich glaube eher, dass das, was jetzt so wichtig erscheint, seit jeher seine existentielle Bedeutung gehabt hat und das größer werdende Fehlen dessen zu den heutigen Problemen geführt hat. Es ist wichtig einander zuzuhören und nicht einfach abzuwarten, bis man endlich alles sagen kann, was man will. Nachzudenken, ob das, was man sagen will, immer noch seine Berechtigung hat, nachdem man zugehört hat. Hinzuschauen, wenn etwas nach Veränderung verlangt. Zu handeln, ohne etwas Anderes dabei zu zerstören. Geduldig zu sein, wenn es keine Lösung zu geben scheint und zu fragen, wenn man keine Antwort findet. Zuzugeben, nicht alles zu verstehen. Einander zu umarmen und sich gegenseitig zu unterstützen, wenn Worte keinen Sinn machen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?

Neubeginn und Aufbruch finden gestern, heute, morgen und jeden folgenden Tag aufs Neue statt. Dabei zu bleiben ist das Wichtigste und nicht zu vergessen, dass wir ein wichtiger, unverzichtbarer Teil dieser Gesellschaft sind, ob wir es so sehen und wollen oder nicht und jeder einzelne trägt seine Verantwortung für diese. Bewusst oder unbewusst verändern wir täglich mit unserem Sein und Handeln. In keinem Moment macht es unsere Gesellschaft besser, wenn wir unsere Unterschiede über unsere Gemeinsamkeiten stellen. Und besonders Gleichgültigkeit Unbekanntem gegenüber hilft zu vergessen und steht der Veränderung im Weg. Die Rolle der Kunst ist selbstverständlich vielfältig. Sie kann alles, was wir ihr gestatten mit uns und für uns tun. Als Experiment könnten wir uns nur einen Tag ohne sie vorstellen, ohne Musik, ohne Bilder, ohne Bücher, ohne Kunst. Die Welt wäre leer, wir wären leer und in dieser Leere gäbe es nichts, was eine Rolle spielt. Wir würden aufgeben an eine bessere Welt zu glauben und auch das wäre uns egal.

Was liest Du derzeit?

Da ich sehr viel am Bildschirm arbeite, oder zeichne brauchen meine Augen Pausen und so bin ich ein Fan von Hörbüchern geworden. Da kann mir sogar Rasenmähen nicht lange genug dauern. Zurzeit finde ich gerade nichts, was mich richtig fesselt.  Aber eines der Highlights war Makarionissi von Vea Kaiser, Das Rosie Projekt von Graeme Simsion und alles von Zadie Smith.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„I’ve learned that people will forget what you said, people will forget what you did, but people will never forget how you made them feel.” 
― Maya Angelou

„Don’t walk in front of me… I may not follow
Don’t walk behind me… I may not lead
Walk beside me… just be my friend” 

― Albert Camus

„I am so clever that sometimes I don’t understand a single word of what I am saying.” 
― Oscar Wilde

friedensstifte

zeichnen strich für strich

ein wünschenswertes zeitbild

schreiben wort für wort

zukünftige geschichte

treffen frisch gespitzt erneuert

haarscharf niemals daneben

liegt das ziel in unserer hand

gestreckt entgegen

der erwartung

siegt der gedanke

zählt nicht nur

allein

Sheida Samyi

Vielen Dank für das Interview liebe Sheida, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler*innen:

Sheida Samyi_Künstlerin, Poetin, Graphik Designerin

www.sheidasamyi.com

Foto_privat.

5.5.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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Bachmannpreis 2022 _ „Es war ein völlig cooler Austausch“ Elias Hirschl, Schriftsteller, Wien _ BKS Publikumspreisträger 2022 _ Klagenfurt 28.6.2022

Elias Hirschl, Schriftsteller _ Wien _
BKS Publikumspreisträger 2022

Lieber Elias, herzliche Gratulation zum BKS Publikumspreis 2022!

Wo liegen die Wurzeln, Inspirationen Deines ausgezeichneten Textes?

Es war jetzt offen, wo der Text genau spielt, aber dieser ist inspiriert vom Ruhrgebiet/D, weil ich dort seit Mai des Jahres Stadtschreiber bin. Da kommt so das grobe Setting her.

Dann die Bezüge zu digitalen Firmen generell, auch alles was mit prekären Arbeitsverhältnissen im Internet abgeht, das kam dann eher aus der Pandemie heraus. Weil ich mir in den Lockdowns stundenlang kompletten Schrott im Internet angesehen habe, kam die Frage auf, wer stellt das her? Ich habe dann angefangen, da ein wenig reinzurecherchieren wie diese Firmen aussehen, die diesen völlig sinnbefreiten Content bereitstellen.

Es wurde jetzt darüber gesprochen, ob mein Text eine Kritik daran ist. Das ist es aber selten, ich finde es einfach faszinierend – die Arbeitswelten, die Sprache, die da verwendet wird. Ich finde es faszinierend mich da einzulesen und in diesen Duktus reinzukippen.

Es wäre auch komisch dies zu kritisieren, weil ich ja ein Konsument dessen bin. Ich bestelle ja auch Essen manchmal.

Lesung Gartenbühne ORF _ Elias Hirschl

Wie geht der literarische Prozess, der Transfer dieser unmittelbaren Ausgangspunkte von digitaler Lebenswelt vor sich?

Da war der ausschlaggebende Impuls, dass ich an einem Haus vorbeigegangen bin, das dermaßen zerstört war, die Fenster waren alle eingeschlagen und es sah aus wie ein ehemaliges Lagerhaus eines dieser Eisen-, oder Kohleverarbeitungsbetriebe. Das ist in der Nähe von Bochum – und ich habe mir dann vorgestellt, dass Leute sich einbilden, hier eine riesige tolle Firma aufzubauen und basically aber nur ein Haus besetzen. Diese Diskrepanz fand ich sehr spannend. Auch ist die Menge an leerstehenden Gebäuden im Ruhrgebiet auffällig.

Der Protagonist im Text bezieht auch nicht eindeutig Stellung für die Arbeiter. Es ging mir darum, dass diese Figur völlig apathisch ist, dass ihr alles völlig egal ist und sie einfach auch ihren Job macht. Im Hintergrund spielen sich die Arbeitskämpfe ab, die aber etwas zur Kulisse verkommen.

Elias Hirschl (Fünfter sitzend von links) _ vor der Preisverleihung _ORF Kärnten _ Teilnehmer:innen _
46.Tage der deutschsprachigen Literatur _ Bachmannpreis 2022

Was lässt den Protaginsten in dieser Arbeitswelt der Geschwindigkeit, des gleichsam Mittreibens funktionieren?

Mir macht es Spaß mich mit diesen Sprachwelten zu beschäftigen, das ist immer der erste Impuls. Was an politischer message mitschwingt, ist vermutlich nur meine eigene Meinung. Das ist auch nicht der Hauptgrund, warum ich das schreibe. Es liegt am Spaß mit dem Spiel damit, sonst würde ich es generell gar nicht machen. Spaß an der Sprache.

Wie erlebst Du Klagenfurt?

Jetzt nach der Lesung entspannter (lacht). Die Tage waren sehr nett, ich mochte es auch bei den Lesungen zuzuschauen. Ich wäre da konzentrierter gewesen, wenn ich selbst schon aufgetreten wäre (lacht).

Unter uns Autoren:innen war überhaupt kein Konkurrenzdenken zu spüren. Es war ein völlig cooler Austausch mit den Leuten und so sollte es ja auch sein. Weil es ja auch völlig lächerlich ist, dass es mit Punkten bewertet wird. Obwohl da doch relativ viel dranhängt, stört es jetzt nicht.

Elias Hirschl, Schriftsteller _ Wien _
BKS Publikumspreisträger 2022

Lieber Elias, herzlichen Dank für das Interview und das Dabeisein in Klagenfurt, viel Freude und Erfolg weiterhin!

Im Interview _ Elias Hirschl, Schriftsteller _ Wien _
BKS Publikumspreisträger 2022

46.Bachmannpreis _ Klagenfurt 22. – 26.6.2022

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig

Walter Pobaschnig 6_22

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Bachmannpreis 2022 _ „Das musste aufs Papier“ Clemens Bruno Gatzmaga, Schriftsteller, Wien _ Bachmannpreisteilnehmer 2022 _Klagenfurt 28.6.2022

Clemens Bruno Gatzmaga, Schriftsteller _ Wien _
Bachmannpreisteilnehmer 2022

Lieber Clemens, wo liegen die Wurzeln, Inspirationen Deines Textes?

Ich hatte eine unglaubliche Sehnsucht einen Mann zu erfinden – weil ich diesen eben nicht gefunden habe – der ein alter weißer Mann ist, der Fehler gemacht hat und der diese Fehler vielleicht reflektiert. Da kam der Impuls her und das musste aufs Papier.

Lesung _ Clemens Bruno Gatzmaga,_
Gartenbühne _ ORF Kärnten

Ist Deine Textfigur auf eine reale Person in literarischer Analogie bezogen?

Nein, überhaupt nicht.

Ich finde auch, dass der alte weiße Mann nicht unbedingt alt sein muss oder auch ein Mann sein muss.

Es geht um diese Starrsinnigkeit und das Grundsätzliche des Machterhalts darin. Alles Andere ist egal, da kann die Unterhose voll sein – „Ich muss weitermachen, ich muss…“. Das ist nicht an eine Figur angelehnt, sondern an eine grundsätzliche Starrsinnigkeit, die ich leider beobachte.

Wie hast Du die Jurydiskussionen erlebt?

Da äußere ich mich nicht dazu. Das ist die Jury und ich bin der Autor.

(links) Barbara Zeman, Schriftstellerin, Wien _ Bachmannpreisteilnehmerin 2022,; Brigitte Schwens-Harrant, einladende Jurorin; Clemens Bruno Gatzmaga, Schriftsteller, Wien _
Bachmannpreisteilnehmer 2022

Lieber Clemens, herzlichen Dank für das Interview und das Dabeisein in Klagenfurt, viel Freude und Erfolg weiterhin!

Im Interview _ Clemens Bruno Gatzmaga, Schriftsteller _ Wien _
Bachmannpreisteilnehmer 2022

46.Bachmannpreis _ Klagenfurt 22. – 26.6.2022

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _

Walter Pobaschnig 6_22

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Bachmannpreis 2022 _ „Ich habe keine Konkurrenz empfunden oder Ellebogen, die ausgefahren werden“ Alexandru Bulucz, Schriftsteller, Berlin _Deutschlandfunkpreisträger 2022 _ Klagenfurt 28.6.2022

Alexandru Bulucz, Schriftsteller, Berlin _Deutschlandfunkpreisträger 2022

Lieber Alexandru, herzliche Gratulation zum Deutschlandfunkpreis 2022!

Welche Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse nimmst Du vom 46.Bachmannpreis in Klagenfurt mit?

Es sind die schönsten Eindrücke. Es ist so ein toller Jahrgang, so ein toller Zusammenhalt.

Ich habe keine Konkurrenz empfunden oder Ellebogen, die ausgefahren werden, sondern es war einfach eine tolle Veranstaltung.

(von links) Ana Marwan (Bachmannpreisträgerin 2022), Andreas Moster, Alexandru Bulucz (Deutschlandfunkpreisträger 2022), Leon Engler (3sat Preisträger 2022), Mara Genschel, Hannes Stein

Ich fand die Textanalysen der Jury toll. Ich verstehe die Funktionen jedes Jurymitglieds und habe deshalb auch Verständnis für etwas, das woanders vielleicht anders ankommt.

Alexandru Bulucz, Schriftsteller, Berlin _Deutschlandfunkpreisträger 2022
_ Lesung ORF Gartenbühne _
Preisverleihung _ Alexandru Bulucz, Schriftsteller, Berlin _Deutschlandfunkpreisträger 2022 _ mit Insa Wilke, Juryvorsitzende, Einladende des Preisträgers

Und überhaupt der Wörthersee, das Wasser, die Menschen, Österreich, es war toll.

Ich kann es jedem empfehlen, bewerbt Euch, habt Spaß, kommt hierher.

Alexandru Bulucz, Schriftsteller, Berlin _Deutschlandfunkpreisträger 2022 (rechts im Bild) _ mit Josef Winkler Büchnerpreisträger (2008), Klagenfurt

Lieber Alexandru, herzlichen Dank für das Interview und das Dabeisein in Klagenfurt, viel Freude und Erfolg weiterhin!

Im Interview _ Alexandru Bulucz, D, Schriftsteller _ Berlin _
Deutschlanfunkpreisträger 2022

46.Bachmannpreis _ Klagenfurt 22. – 26.6.2022

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _

Walter Pobaschnig 6_22

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