„Freiheit muss sich von einem Schuldgefühl lösen“ Ina Solea, Schauspielerin_ Romanjubiläum Malina_Wien 31.7.2021

Ina Solea_Schauspielerin _
Romanschauplatz „Malina“ Wien

Orte sind Möglichkeiten der Ruhe und Ideensammlung, der persönlichen Energiegewinnung.

Orte haben immer auch viel Erinnerung, ihre je einzigartige Geschichte. Ich erinnere mich etwa gerne an Frankreich, wo ich einen Teil meiner Schulzeit verbracht habe. Ich lebte da an der Cote d`Azur. Das war eine sehr schöne Erfahrung, die Welt sehen und erste Freiheit. Es ist ein starker innerlicher Bezug bis heute.

Ich suche mir immer wieder gerne neue Orte der Inspiration. Dabei geht es mir um Überraschung, um eigene Erfahrungen, das Entdecken von Orten, Wegen. Meist mache ich das ohne Reiseführer.

Ich bin in Wien Hernals aufgewachsen. Maturierte dann in Döbling an einem wirtschaftskundlichen Realgymnasium. Wir zogen dann nach Klosterneuburg. Ein wunderbarer Ort an der Donau.

Mit Wien verbinde ich den reichen Schatz von Kunst und Kultur. Wenn ich durch die Stadt gehe, denke ich auch an die Künstler*innen, die hier gelebt haben. Etwa an Stefan Zweig oder eben Ingeborg Bachmann und ihren Roman Malina, der ja ein Wien Weg ist. Literatur hat ein gutes Gedächtnis. Worte verschwinden nicht.

In der Freiheit der Frau hat sich in den letzten 50 Jahren einiges verändert. Gerade auch als Mutter. Zu arbeiten als Ehefrau und Mutter war ja zur Zeit der Romanentstehung praktisch nicht möglich. Auch die Möglichkeiten persönlicher Interessen, etwa Kultur waren eingeschränkt. Die Rolle war klar vorgegeben, der Mann bestimmte. Der Platz der Frau war Zuhause. Es gibt heute mehr Freiheit, Entscheidungsfreiheit für die Frau aber es ist noch viel gesellschaftlich zu tun.

Väter sind heute in der Kindererziehung präsenter. Das ist eine positive Entwicklung. Allerdings ist die Karriereentscheidung größtenteils beim Mann und die Frau muss da zurückstecken.

Das Selbstbewusstsein, die Selbständigkeit der Frau jagt den Männern oft Angst ein. Es geht darum ehrlich und authentisch zu sein, auf beiden Seiten. Das ist ein gemeinsamer Weg.

Frau und Mann brauchen sich gegenseitig.

Freiheit muss sich auch von einem Schuldgefühl lösen. Da lastet die patriarchale Geschichte schwer auf uns.

Ein Mann muss nicht immer stark sein. Er darf auch Schwäche zeigen. Ehrlich sollte es sein.

Jeder Mann und jede Frau haben eine Kindheit und Rollenbilder, Erfahrungen in sich. Daran kommt man nicht vorbei. Es gilt diesen offen ins Auge zu sehen.

Eine eigene Existenz aufzubauen war mir immer sehr wichtig. Da waren auch viele Anstrengungen, Widerstände dabei. Das Wirtschaftsstudium war nichts für mich. Da brauchte ich bei den Vorlesungen Zahnstocher für die Augen (lacht). Zum Theater, Schauspiel kam ich durch Zufall. Ich bin da reingerutscht.

Theater und Leben stehen einander sehr nahe. Empathie, Reflexion, Ausdruck, Interaktion. Vieles aus dem Alltag, aus Lebenssituationen finde ich auf der Bühne wieder. Das reflexive Arbeiten ist sehr wichtig.

Eine Rolle ist ein Hineinfühlen. Es ist zunächst das Auflegen einer Schablone für die Rolle. Dann beginnt die Arbeit daran. Da ist natürlich immer viel Persönliches dabei. Bekanntes und Unbekanntes.

Zur Zeit des Romans Malina war auch die Liebe ein Teil des vorgegebenen gesellschaftlichen Rollenbildes von Frausein. Liebe war ein von außen definierter Ort. Die Liebe selbst war für die Frau größtenteils unerfüllte Sehnsucht.

In der Liebe, in einer Beziehung müssen Erwartungen kommuniziert werden. Das ist oft schmerzvoll aber ganz wichtig, wenn es Zukunft haben soll.

Das Leben, die Liebe stellen immer Entscheidungsfragen. Wo geht es hin mit Ivan, oder Malina, oder alleine? Die Frau trifft eine solche im Roman.

Menschen haben oft eine scheinbare Unnahbarkeit. Es gibt dann Geschichten über sie, von nebenan. Auch darüber erzählt der Roman, auch mit viel Humor.

Jede Seite im Roman ist Zeugnis von einer Liebe zu Wien.

Ingeborg Bachmann ging mutig ihren Weg als Schriftstellerin und Frau. Sie hat viel eröffnet. Der Roman ist ihr Vermächtnis an Kunst, Leben und die Stadt. Und das Gedächtnis davon.

Ina Solea_Schauspielerin _
Romanschauplatz „Malina“ Wien

50 Jahre Malina _ Roman _ Ingeborg Bachmann _ im Gespräch und szenischem Fotoporträt:

Ina Soléa_Schauspielerin_Wien 

Station bei Ingeborg Bachmann_Romanschauplatz_Malina.

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _Wien_6_2020.

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„Dass sich der Kunst- und Literaturbetrieb endlich öffnet“ Katharina Schaller, Schriftstellerin_Innsbruck 31.7.2021

Liebe Katharina, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Tagesablauf hat sich vor allem dahingehend geändert, dass ich nicht mehr so viel persönlichen Kontakt mit Autor*innen und ganz generell mit Menschen habe. Ich arbeite in einem Verlag, und mittlerweile bin ich auch wieder die meiste Zeit im Büro. Aber: Die Reisen, um sich mit potentiellen Autor*innen usw. zu treffen, gehen erst langsam wieder los. Vieles fand in den letzten eineinhalb Jahren online statt. Auch das klappt. Trotzdem ist es schön, sich zu sehen und kennenzulernen. Ansonsten: schreibe ich abends, das ist auch nach wie vor so. Nur: Mir fehlt der menschliche Kontakt. Schreiben an sich hat zwar immer etwas Einsames, aber ich brauche den Austausch, die Nähe, Erlebnisse, Gespräche, Gerüche, Gefühle von anderen, die sich in meine eigenen mischen. Ich bin keine Autorin, die zwei Monate in einer Holzhütte sitzen könnte. Und ich spüre, gerade jetzt, da sich alles wieder öffnet, wie sehr mir das gefehlt hat.

Katharina Schaller, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich denke, dafür gibt es keine pauschale Antwort. Wir sind verschieden. Eine Gesellschaft ist nie homogen. Was vielen Menschen in privilegierten Situationen abhandengekommen ist, ist die Sicherheit. Der Glaube daran, dass schon alles gut wird. Leute, die nicht so privilegiert sind, kennen dieses Gefühl. Deshalb empfinde ich das Gerede über Solidarität oft als anmaßend. Natürlich braucht es Solidarität. Aber es macht eben einen Unterschied, ob ich in meiner Wohnung mit Garten in Innsbruck sitze – oder ob eine Familie mit wenig Geld auf wenigen Quadratmetern eingesperrt wird. Deshalb macht es auch einen Unterschied, von wem wir diese Solidarität einfordern. Dieses „Wir sitzen alle in einem Boot“ ist dermaßen lächerlich, dass ich oft kaum glauben kann, dass manche Menschen wirklich dieser Ansicht sind. Jedenfalls: werden wir alle erst herausfinden, was für uns wichtig ist. Ich könnte jetzt sagen: ein Systemwechsel. Aber das scheint zu weit weg von der Realität. Trotzdem denke ich: Wir brauchen menschliche Politik. Und mit menschlich meine ich: wirklich nahe am Menschen. Nicht nur nahe an denen, denen es bereits gut geht.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Für mich ganz wesentlich ist Empathie. Das Aushalten von Ambivalenzen in Menschen. Darüber habe ich in letzter Zeit viel nachgedacht. Was braucht es, um empathisch sein zu können? Fähigkeiten? Bereitschaft? Wieso ist es für manche so schwierig, andere Positionen, Diskriminierung und Marginalisierung anzuerkennen? Gefühle sind immer valide. Mir ist bewusst, dass das Hineinfühlen in andere Menschen oft nicht nur schwierig, sondern auch anstrengend ist. Aber es ist etwas, was uns ausmacht, in gewisser Weise. Und ja, Empathie braucht es auf individueller wie auf gesellschaftlicher Ebene.

Ich glaube nicht, dass es absehbar ist, was diese Krisenzeit wirklich für Folgen nach sich ziehen wird. Das war und ist eine Erschütterung auf allen Ebenen. Individuell bedeutet das auch, dass Menschen unterschiedlich darauf reagieren werden. Das sollten wir akzeptieren. Unsere eigenen Ansprüche nicht immer auf andere projizieren. Ich glaube, das ist wichtig. Und ich würde mir wünschen, dass diese Zeit wirklich einen Umbruch auslöst. Die Krise hat auf vieles ein sehr eindeutiges Licht geworfen. Und es wäre schön, würden wir das nutzen, um grundlegende Veränderungen loszutreten.

Literatur (und Kunst im Allgemeinen) wird dabei dieselbe Rolle zukommen, die sie schon immer innehatte – meiner Meinung nach. Gesellschaftliche Änderungen zeigen sich in kreativen Tätigkeiten, Prozessen, Werken. Deshalb ist es auch so essentiell, dass sich der Kunst- und Literaturbetrieb endlich öffnet (noch weitaus mehr als bisher). Dass wir verschiedene Perspektiven, Blickwinkel, Positionen abbilden. Literatur kann antreiben, aber vor allem kann man in ihr sehen, was in Menschen passiert, welche Veränderungen stattfinden. Literatur und Kunst sind immer auch politisch, egal in welcher Form. Wir müssen nur hinschauen. Deshalb bin ich unglaublich wütend über manche Feuilleton-Diskussionen zu Büchern, die als Identitätskitsch abgetan werden. Wie kann sich ein Kritiker so etwas herausnehmen? Fehlender Weitblick? Fehlende Empathie, vielleicht. Deshalb wieder zum Anfang: Wir brauchen Empathie auf allen Ebenen.

Was liest Du derzeit?

Gerade beendet habe ich „Lust“ von Elfriede Jelinek. Ich habe es geliebt, aber ich glaube, man könnte es noch zehnmal lesen und immer etwas Neues darin entdecken. Außerdem habe ich „Kink“ von den Herausgeber*innen R.O. Kwon und Garth Greenwell angefangen: Kurzgeschichten von mehreren Autor*innen, u.a. Roxane Gay, Kim Fu usw., in denen es um Liebe, Sex, Fetische geht. Das musste ich allerdings kurz zur Seite legen, da ich von Angela Lehner ihren neuen Roman „2001“ zugeschickt bekommen habe. Und ich freue mich sehr darauf, weil Angela Lehner, wie ich finde, eine der besten österreichischen Schriftstellerinnen ist. Und ansonsten stehen sowieso immer einige Manuskripte an.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ich habe mich für eine Gedichtzeile von May Ayim entschieden. Es ist eine Zeile aus zeitenwechsel (aus: weitergehen, orlanda verlag), und ich glaube, sie passt wunderbar als Abschluss dieses Interviews:

um mitternacht

bröckelte hagel

aus den wolken herab

zerplatzte meine einsamkeitsstille

das echo klang bis zu dir

Vielen Dank für das Interview liebe Katharina, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Katharina Schaller, Schriftstellerin

Katharina Schaller – Haymon Verlag : Haymon Verlag

Foto_(c) emanuel aeneas photography

26.7.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Momente der Erinnerung“ Literaturkalender und literarischer Küchenkalender 2022 – edition momente

Erinnerungen sind verlässlichste Wegbegleiter. Es sind Menschen, Orte, Erfahrungen und Erlebnisse, die unser Leben kennzeichnen, bewegen und Spuren hinterlassen. Worte und Bilder lassen uns dann zurückblicken auf Glück wie Herausforderung und Leid.

Der Literaturkalender 2022 der edition momente trägt den Jahrestitel „Momente der Erinnerung“. Der Untertitel „Texte und Bilder aus der Weltliteratur“ umreißt in Bescheidenheit diesen ganz besonderen literarischen Schatz, der sich nun hier Woche für Woche über ein Jahr auftut. Es ist eine außergewöhnliche Fotoauswahl, die Schriftsteller*innen wie Simone de Beauvoir, Sylvia Plath oder Truman Capote im ausdrucksstarken Porträt vieler seltener Aufnahmen wie thematischen Textzitaten vorstellt. Dieses literarische Wochenkalenderblatt ist dabei ein Impuls, der nachdenken, staunen oder lachen lässt und den Wochenbeginn so überraschend wie neugierig gestaltet. Ein Geschenk der Literatur an die Liebe zu Mensch und Welt in allen Jahreszeiten unseres Lebens und wohl eines der schönsten vademecum durch ein Jahr.

Erinnerungen, das bedeutet auch gemeinsames Erinnern. Und dies ist wohl kaum besser möglich als bei einem besonderen gemeinsamen Essen. Auch dazu hat die edition momente eine literarische Kücheninspiration anzubieten, die Schriftsteller*innen wie Ella Ferante oder Theodor Fontane deren kulinarischen Geheimnisse, von süß bis sauer, in Text und Bild entlockt.

Der literarische Küchenkalender 2022 hat das jeweilige literarische Rezept am Wochenkalenderblatt abgedruckt und es steht somit dem inspirierenden literarischen Kochen und Backen nichts im Wege. Natürlich auch alleine ein Text- und Gaumenschmaus

Walter Pobaschnig 8_21

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„Ohne Kultur hat alles keinen Sinn“ Uschi Schmidt, Schriftstellerin_Erfurt 30.7.2021

Liebe Uschi, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Meinen Tag bestimmt meine Stelle an der Uni, also besteht der größere Teil der Woche aus Arbeit. Die findet fast nur digital oder online statt, auch mein Schreib-Seminar, das ich einmal wöchentlich gebe. Ich habe viele Veranstaltungen als Online-Format erlebt, Hochschullehre, Wissenschaftstagungen, Musikfestivals und natürlich Lesungen. Das Publikum vermisse ich da sehr, es fehlt dieses interessierte Zuhören, die Blicke, der Applaus. Ich verbringe noch mehr Zeit am Bildschirm und pendle nicht mehr jeden Tag, bin aber auch insgesamt viel weniger unterwegs. Deshalb habe ich als Ausgleich zu dem Übergewicht an Digitalem nach analogen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht und die Liebe zur Analogfotografie entdeckt, mit 35mm-Film und DDR-Kameras aus den Jahren 1958 bis 1985. Beim Fotografieren mit dem Smartphone werden etliche Metadaten gespeichert, Ort, Zeit, Personen usw. Bei analogen Bildern gibt es das nicht, wodurch die eigene Erinnerung wertvoller wird. Das möchte ich für die Zukunft beibehalten. Ansonsten sehen meine freien Tage recht gleichförmig aus, sie beginnen mit einer Tasse Earl Grey, danach lese ich oder gehe in die Natur und fotografiere. Schreiben kann ich vormittags nicht, jedenfalls keine Literatur. Das kommt erst im Laufe des Tages. Dann lese und schreibe ich viel, manchmal bis tief in die Nacht. Nach der Pandemie werde ich hoffentlich wieder sagen dürfen: die Nacht gehört ganz der Kultur, den Lesungen, Konzerten und dem Theater.

Uschi Schmidt, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Solidarität mit denen, die sie brauchen. Solidarität mit denen, die vergessen wurden. Unterstützung für Künstler*innen und für die Kulturszene überhaupt. Wir müssen gemeinsam dafür kämpfen, sie zu erhalten. Ohne Kultur hat alles keinen Sinn.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Als Gesellschaft sollten wir unsere Lehren aus dieser Zeit ziehen. Bei der „ersten Welle“ gab es ein paar Wochen leere Straßen, kaum Flugverkehr und dafür saubere Luft über Millionenstädten, die sonst in eine Smogwolke gehüllt waren. Die Natur schien sich etwas zu erholen. Viele möchten jetzt nur schnell wieder zur „Normalität“ zurückkehren. Aber manches von dem, was sich normal nannte, waren ökologisch katastrophale Zustände. Ich wünsche mir in Zukunft weniger Auto, weniger Plastik, weniger Konsum, weniger Fleisch, weniger Schadstoffemissionen. Dafür mehr Bewusstheit bei der Lebensführung, mehr regionale Produkte und auch mehr Beachtung für die Kunst- und Kulturszene. Es war schon immer Aufgabe der Kunst, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und das ist jetzt wichtiger denn je. Kunst muss unbequem, muss Störfaktor sein, damit nicht einfach unwidersprochen zum Status Quo zurückgekehrt werden kann.

Was liest Du derzeit?

Für mich hat jedes Buch seine Zeit und seinen Ort. Zu Beginn der Pandemie war das „Die Wand“ von Marlen Haushofer. Diese Leseerfahrung, die auf die Realität überzugreifen schien, hat mich tief beeindruckt und begleitet mich bis heute. Eine andere erschütternde Lektüre war „Midnight in Chernobyl“ von Adam Higginbotham, ein Sachbuch erschreckender als alles, was mir in den Genres Horror und Science-Fiction je begegnen könnte. Im Moment lese ich „Verzeichnis einiger Verluste“ von Judith Schalansky. Überhaupt interessiert mich am meisten, was mich nicht kalt lässt, was mich aufwühlt und verändert. So möchte ich auch schreiben.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Vielleicht ein Zitat von Hans Keilson, das mir erst kürzlich begegnet ist und mit dem ich sehr resoniere: „Die Literatur ist das Gedächtnis der Menschheit. Wer schreibt erinnert sich, und wer liest hat an Erfahrungen teil. Bücher kann man wieder neu auflegen. Von Büchern gibt es schließlich Archivexemplare. Von Menschen nicht.“

Vielen Dank für das Interview liebe Uschi, viel Freude weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Uschi Schmidt, Schriftstellerin

Uschi Schmidt – Schriftstellerin (kosmodrom2323.de)

Foto_privat.

30.6.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Jeder Ort hat eine bestimmte sinnliche Ansprache“ Lisa Schrammel_Schauspielerin_ Romanjubiläum Malina_Wien 29.7.2021

Lisa Schrammel_Schauspielerin _am Romanschauplatz „Malina“ _ Wien

Orte sind in jedem Fall sehr stark mit Emotionen verbunden. Bewusst wie unbewusst. Wenn ich träume und mich dabei in Bildern in einem Haus bewege oder aufhalte, ist es sehr oft das Haus meiner Kindheit. Obwohl es keine bewusste Erinnerung gibt und ich auch nur sehr unregelmäßig jetzt dort zu Gast bin.

Ich habe selten Albträume, es sind meist Verarbeitungen aktueller Geschehnisse. Vielleicht ein Indiz, dass ich keine unaufgearbeiteten Traumata mit mir trage (lacht).

Während dem ersten Lockdown letzten Jahres begann ich erstmals ein Traumtagebuch zu schreiben. Ich hatte am Morgen das Bedürfnis dies aufzuschreiben. Diese Träume waren größtenteils sehr unterhaltsam (lacht). Anfangs war es ein regelmäßiges Notieren, dann trat es wieder in den Hintergrund.

Jeder Ort hat eine bestimmte sinnliche Ansprache. Das betrifft das Sehen, Hören, Riechen. Es ist ganz unmittelbar.

Der Theaterort, Theaterraum selbst ist natürlich ganz speziell. Da ist das Einverständnis zwischen Darsteller*innen und Publikum zentral, das man sich gibt für einen gewissen Zeitraum.

Ich bin in Tirol geboren. Mein Vater ist Tiroler, meine Mutter aus der Steiermark. Vor meinem Besuch der Volksschule zogen wir nach Niederösterreich. Zu Tirol habe ich heute noch einen starken Heimatbezug, ein Heimatgefühl. Ich bezeichne mich auch selbst als Tirolerin obwohl ich selbst ja an anderen Orten länger gelebt habe, etwa in Wien jetzt. Den Tiroler Dialekt spreche ich allerdings im Alltag kaum. Meist nur mit meinem Papa. Aber ich kann es natürlich („I kunt schon a“ – lacht).

Mein künstlerischer Werdegang ist stark mit Wien verbunden. Ich habe früher getanzt und wollte Tänzerin werden, habe mich aber dann für das Schauspiel entschieden. Habe dann auch eine Gesangsausbildung gemacht und Musical studiert. Spielte dann auch einige Produktionen, konnte aber darin meine Zukunft nicht sehen. Über glückliche Zufälle bin ich dann ins Sprechtheater gestolpert (lacht) und sehr glücklich über diese Entscheidung und diesen Weg, der mich gefunden hat.

Vieles findet sich im Leben, auch im künstlerischen Leben, oft selbst. Es braucht oft mehr Gelassenheit, Vertrauen.

Wien ist die tollste Stadt der Welt. Was Lebensqualität wie Kunst betrifft. Es hat auch die perfekte Größe, nicht zu groß und nicht zu klein. Die Wiener sind eigen aber nicht zu eigen. Wien hat die perfekte Mischung von allem was ich mir von einer Stadt wünsche. Auf die nächsten zwanzig Jahre in Wien (lacht).

Ich habe den Roman Malina vor längerer Zeit gelesen. Künstlerisch war das Werk Ingeborg Bachmanns bisher kein künstlerischer Schwerpunkt.

Den Bachmannpreis in Klagenfurt finde ich sehr spannend und das Entdecken, Kennenlernen neuer Literaten*innen dabei.

Als Kind habe ich selbst sehr viel geschrieben. Ich wollte da Autorin werden. Das waren etwa Kriminalgeschichten. Mein Papa hat das dann gelesen und auch ausgedruckt. Vor ein paar Jahren bekam ich bei einem Besuch meine Frühwerke auf Diskette (lacht). Ich war damals so zehn, elf Jahre alt.

In den letzten 50 Jahren hat sich vieles für Frauen in der Gesellschaft verändert. Aber es gibt noch sehr viel zu tun. Hoffen wir auf eine weitere positive Entwicklung.

Ich habe den Eindruck, dass jetzt etwa auch in meinem Beruf Machtverhältnisse aufbrechen und eine neue Generation von Männern heranwächst, die anderes an die Dinge herangeht. Das hat auch mit der #MeToo Bewegung zu tun und ich kenne auch Kolleginnen, die da Schauriges zu berichten wissen.

Frauen, Künstlerinnen haben jetzt ein größeres Selbstbewusstsein. Aber der Blick im Theaterbereich auf Intendanzen, Regie, Drehbuch zeigt schon, dass man Frauen mit der Lupe suchen muss. Eine Studie von 2018 in Deutschland über leitende Berufe im Theaterbereich zeigte da, dass das Geschlechter Verhältnis bei ca. 80/20 zugunsten der Männer liegt.

Als eine Schauspielchefin in Deutschland konsequent Frauen als Regisseurinnen in ihrer Eröffnungssaison forcierte gab es einen riesigen Aufschrei, warum keine Männer dabei sind und was für ein extrem feministisches Statement das sei. Das Absurde ist, bei Männern, welche seit Jahren Spielpläne dominieren, wird dies einfach hingenommen. Da gibt es keinen Aufschrei. Dies sagt sehr viel aus und gibt es definitiv noch einiges zu tun.

In unseren Beziehungswirklichkeiten haben sich die Grundstrukturen nicht wesentlich verändert. Es gibt natürlich heute mehr Freiheiten, die man sich nehmen kann. Das Korsett ist da nicht mehr so eng.

Für jedes Individuum ist es eine lebenslange Suche was einem in der Liebe erfüllt. Ich denke man muss da auch immer Abstriche machen. Liebe, Beziehung mit dem Alltäglichen zu vereinen, ist eine zeitlose Herausforderung.

Es ist für uns Menschen schwierig jemanden zu finden, mit dem man alles teilen kann. Das Aufteilen, Zuteilen und leben von Bedürfnissen, etwa von körperlichen ist heutzutage leichter, da sehr schnell online greifbar. Aber das Leben als Ganzes und eine gemeinsame Zukunft anzugehen und zu gestalten, dies scheint schwieriger geworden zu sein.

Liebe auf den ersten Blick? Spontane Begegnungen im Alltag sind heute erschwerter. Der Blick aufs Handy bestimmt den Alltagsweg in einer Stadt, der U-Bahn etwa. Aber ich halte diese Anziehung in erster Begegnung für nicht ausgeschlossen (lacht).

Es ist ein Irrglaube, dass es den perfekten Menschen in der Liebe gibt, der alle Bedürfnisse gleichermaßen erfüllen kann. Das halte ich etwas für naiv gedacht. Aber sag` niemals nie (lacht).

Erinnerung ist wichtig. Als Kind war ich eine extreme Tagträumerin und das vermisse ich manchmal etwas im hektischen Alltag.  Wenn es mir heute gelingt, schwelge ich sehr gerne in Erinnerungen. Es ist dabei interessant, welche Erinnerungen gespeichert sind, wiederkehren oder verblassen.

Erinnerungen sind in jeder Form wesentlich, auch sich diesen zu stellen. Wenn Erinnerung Hilfe braucht, gibt es zum Glück professionelle Möglichkeiten.

Die vollständige gesellschaftliche Gleichstellung von Frau und Mann ist eine ganz wichtige Utopie. Wir diskutieren ja im Kontext noch immer Themen, die vor zwanzig Jahren schon diskutiert wurden. Es ist Zeit für nachhaltigere Veränderungen. Das ist ein großer Wunsch.

Der Roman macht darauf aufmerksam, sich die Tatsache einzugestehen, dass man gewisse Bedürfnisse hat, sei es körperlicher oder intellektueller Natur. Und dass man sich zugesteht, diese Bedürfnisse auch erfüllen zu lassen. Dies ist ein sehr wichtiger, inspirierender Punkt.

Ich bin für die Liebe in meinem Leben, Familie, Freunde, sehr dankbar. Erfüllende Liebe kann sehr vielfältig sein.

Lisa Schrammel_Schauspielerin _am Romanschauplatz „Malina“ _ Wien

50 Jahre Malina _ Roman _ Ingeborg Bachmann _ im Gespräch und szenischem Fotoporträt:

Lisa Schrammel_Schauspielerin_Wien _

Lisa Schrammel (lisa-schrammel.com)

Station bei Ingeborg Bachmann_

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _ Romanschauplatz_Malina_Wien_9_2020.

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„Poesie und Sprache sind für mich auch eine Art Zuflucht“ Sigune Schnabel, Schriftstellerin_Düsseldorf 29.7.2021

Liebe Sigune, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich fange gegen sieben mit der Arbeit an. Das Arbeitsende lässt sich in der Regel nicht planen. Seit ich nicht mehr pendeln muss, habe ich insgesamt viel Zeit gewonnen und kann mich hin und wieder noch für einen Spaziergang am Abend verabreden. Da im Mai mein neues Buch „Auf Zimmer drei liegt die Sehnsucht“ im Geest-Verlag erschienen ist, war ich im Frühjahr an den Abenden auch häufig mit Organisatorischem rund um den Band beschäftigt. Das wäre früher kaum möglich gewesen.

Mit dem Schreiben neuer Texte befasse ich mich vor allem an den Wochenenden. Der kreative Prozess findet bei mir außerhalb eines kontrollierten Zeitablaufs statt, daher ist es für mich wichtig, nicht auf die Uhr schauen zu müssen, sonst kann ich mich dem Sog nicht hingeben und bleibe mit einem Teil des Denkens jenseits der Texte. Das hat zur Folge, dass mir der Wechsel zwischen rationalem und nicht durch den Verstand kontrolliertem Arbeiten kaum gelingt. Gerade diese Trennung ist jedoch bei mir für die Entstehung von Lyrik entscheidend.

Im Moment beteilige ich mich außerdem an mehreren Literaturprojekten. So bin ich Teil des Redaktionsteams der Wuppertaler Zeitschrift „neolith“ und der Vorjury für den Bonner Literaturpreis. Das Team von „neolith“ trifft sich meistens abends in Videokonferenzen, hin und wieder auch an den Wochenenden. Der Lockdown hat für mich die Teilnahme deutlich erleichtert, da auch hier lange Fahrzeiten wegfallen.

Sigune Schnabel, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

„Alle“ finde ich ein sehr großes Wort. Vielleicht ist es leichter, bei mir selbst anzufangen, aus meiner kleinen Lebensperspektive die Frage zu beantworten. Für mich wäre wichtig, dass Menschen nicht wieder in Staus und in Züge zurückgeschickt werden, wenn keine Notwendigkeit dafür besteht, und dass wir langfristig andere Modelle suchen. Wobei „wir“ in dem Fall etwas ist, was außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegt, also als totum pro parte zu verstehen ist. Selbst in diesen Satz passt die Gesellschaft als Ganzes nicht hinein, wie wahrscheinlich in fast keine Aussage.

Hier in der Gegend ist es seit Jahrzehnten üblich, dass morgens ein regelrechtes Verschieben an Menschenmassen stattfindet – von einer Stadt in die andere, und am Abend wieder zurück. Ich denke, nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Lebensqualität wäre es gut, diesen Irrsinn auch in Zukunft auf das Nötigste zu beschränken.

Wir haben gesehen, dass in vielen Bereichen eine andere Alltagsgestaltung möglich ist. Wir sollten alteingefahrene Strukturen häufiger überdenken und das Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen. Es wäre wichtig, jetzt und auch später immer wieder die Frage zu stellen: Wie wollen wir leben? Aber auch: Wie wollt ihr leben? Eine größere Hinwendung zu unserem Gegenüber, zu den Menschen, ihren Lebensumständen und Bedürfnissen wäre mein Wunsch. Letztlich wirkt sich das auch positiv auf die Kunst aus – wie auf viele andere Gebiete, die vielleicht schlagkräftigere Argumente darstellen.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich denke, Kunst und Literatur kommt weiterhin nur eine kleine, unbedeutende Rolle in der Gesellschaft zu. Im Lockdown haben wir gesehen, dass für Politiker dieser Bereich nicht entscheidend ist. Es gibt auch keine starke Lobby wie im Fußball, da Kunst schon immer einen viel kleineren Teil der Bevölkerung beschäftigt hat.

Erschreckt hat mich die Einteilung der Tätigkeiten in Gruppen, und nicht nur das: auch der Menschen. Neuerdings gibt es „wichtig“ und „unwichtig“, „nicht systemrelevant“. Dieses Unwort fasst die vorherrschende Denkweise und gesellschaftliche Entwicklung gut zusammen. „System“ allein ist ja bereits so ein aufgeladener Begriff, in dem ganze Ideologien mitschwingen. Es ist ein Irrsinn, Menschen zu sagen, dass sie nicht gebraucht werden. Diese Einstufung mag für ein bestimmtes Ziel und Umfeld vielleicht zutreffen, jedoch hat es für mich immer einen Anstrich von Überheblichkeit, darüber zu urteilen, und zwar nicht nur für sich, sondern auch für andere zu entscheiden. „Ich weiß, was gut für euch ist, was ihr braucht und was nicht.“ Wer wie ich in einem eher autoritären Umfeld aufgewachsen ist, hat hiermit vielleicht besonders große Schwierigkeiten.

Mein Großvater väterlicherseits durfte erst Musik studieren, nachdem er eine Lehre als Korbflechter abgeschlossen hatte. Er musste erst „etwas Richtiges“ lernen. In den letzten eineinhalb Jahren ist bei mir immer mehr der Eindruck entstanden: Kunst ist nach wie vor für die Mehrheit nichts „Richtiges“, sondern bestenfalls ein i-Tüpfelchen, eine Freizeitbeschäftigung, die sich anderem unterzuordnen hat. Das Problem dabei ist: Die Menschen werden über einen Kamm geschert, und die Bewertungskriterien für „wichtig“ und „unwichtig“ stellen andere für uns auf. Die Politik entscheidet über die Bedeutung der Lebensbereiche, und das Individuum in seinem Netz aus Gefühlen, Erfahrungen und Wünschen hat sich unterzuordnen.

Wenn es um eine Rückkehr zur „Normalität“ geht, glaube ich somit auch: „Normalität“ beinhaltet nicht das, was dem Einzelnen in seiner Besonderheit guttut, sondern bezieht sich auf das Gewohnte und hat viel mit einer Verknüpfung des Wortes „gesund“ an das Wort „üblich“ zu tun. Zwar gibt es inzwischen auch den Begriff „neue Normalität“ – dennoch, und ich lasse mich gern positiv überraschen, halte ich nur geringfügige Verbesserungen für denkbar, mit Sicherheit auch gekoppelt an Neuerungen, die nicht jedem zugutekommen – schließlich müssen die Entscheidungen der letzten Monate auch bezahlt werden.

Gerade den nicht geförderten, niederschwelligen Bereich der Kunst jenseits des Mainstreams sehe ich als gefährdet an. Kleine Cafés mussten schließen, Treffpunkte, Räumlichkeiten sind verschwunden, und wo es früher bereits schwierig war, z. B. eine Lyriklesung zu organisieren, sind heute die Hürden noch größer geworden.

Was liest Du derzeit?

Zuletzt habe ich die ersten beiden Bände der Trilogie von Tove Ditlevsen, „Kindheit“ und „Jugend“, gelesen. Ich habe eine Vorliebe für autobiografisch geprägte Erzählungen, und mich fesselt die Sprache der Autorin, die von einer starken Poesie durchzogen ist. Poesie und Sprache sind für mich auch eine Art Zuflucht.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Demokratie heißt: Jeder kann seine Überzeugungen haben, die Fakten werden schon mit ihnen fertig.“ (Roger Willemsen)

Ich denke, dieses Zitat bringt viele Probleme der heutigen Zeit auf den Punkt. Warum nicht toleranter sein, warum sich in zwei Lager aufteilen und sich nur mit Menschen umgeben, die ähnliche Ansichten teilen? Manchmal brauchen wir ein bisschen mehr Gelassenheit und weniger Missionierungsdrang, ein bisschen mehr von der Einstellung „Leben und leben lassen“. Und vielleicht hat die andere Seite ja doch etwas Interessantes mitzuteilen, das den eigenen Horizont erweitert – schließlich nimmt jeder das Leben nur durch seine Erfahrungen wahr, und jede weitere Erfahrung, jeder weitere Aspekt, kann etwas verschieben, kann uns etwas Neues zeigen. Meinungen sind nichts anderes als Fotos – Momentaufnahmen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Sind sie einmal formuliert – ist das Bild fertig – hat das Leben vielleicht schon einen Satz gemacht, ist die Kleidung anders, sind die Falten tiefer, die Lichtverhältnisse schöner oder schlechter. „Ich“ ist nichts Statisches. Aber das ist es ja gerade, was das Leben ausmacht.  

Vielen Dank für das Interview liebe Sigune, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler*innen:

Sigune Schnabel, Schriftstellerin

Autorenseite Sigune Schnabel (sigune-schnabel.de)

Foto_privat

29.6.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Dass für unser System mehr relevant ist als genug zu essen und nicht krank zu werden“ Rebekka Rom, Tänzerin_Wien _ 28.7.2021

Liebe Rebekka, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Wir genießen aktuell die letzten Monate mit Kindergartenkindern und stehen daher „erst“ um 7.30 auf (wir fürchten uns schon vor dem Herbst mit einem Schulkind). Um ca 8.30 bringt mein Freund oder ich die beiden in den Kindergarten und unser Arbeitstag beginnt, wobei ich momentan grad sehr gern von zuhause aus arbeite. Nach dem ersten Lockdown letztes Jahr hab ich noch jede Gelegenheit genutzt, vom Studio aus zu arbeiten, inzwischen genieße ich es wieder sehr, einfach zuhause zu bleiben.

Rebekka Rom, Tänzerin, Tanzpädagogin, Tanzstudioleiterin

Ich klappe also meist bei meinem 2. Kaffee den Laptop aus und beginne mit meinen Mails und Telefonaten. Das nimmt eigentlich meinen kompletten Vormittag ein, oft gibt es zwischendurch auch Meetings (momentan noch viele via Zoom) mit meinem Team oder Kolleg/innen. Während des ersten Lockdowns hab ich mich – nach fast 15 Jahren Studioleitungs-Tätigkeit – mit mehreren anderen Tanzstudio-Leiter/innen zusammengetan und wir haben den längst überfälligen Schritt getan, den Verband der Tanzstudios Österreich zu gründen. Ich glaub, das hat mich gut durch die Corona-Zeit gebracht, weil ich das Gefühl hatte, da etwas langfristig sinnvolles zu tun, das uns allen auch über die Corona-Zeit hinaus von Nutzen sein wird. Allerdings haben wir da auch ein ziemlich großes „Fass“ aufgemacht, denn die Branche der Tanzstudios ist noch recht jung und schwer zu erfassen…


Inzwischen sind meine eigentlichen Arbeiten auch wieder dazugekommen. Ich habe in den letzten Monaten eine Workshop- & Performance-Reihe im öffentlichen Raum geplant und natürlich all die Aufgaben, die in meinem eigenen Verein und den Studios so anfallen. Momentan arbeite ich also parallel an sehr vielen Baustellen.


Nachmittags unterrichte ich nach wie vor selbst 3x wöchentlich. Ab spätestens 15.00 hab ich also meine Kurse mit Kindern und Jugendlichen von 4 bis 14 Jahren, mit denen ich endlich nach dieser langen Pause wieder tanzen darf.
An meinen kursfreien Tagen versuche ich, meine eigenen Kinder möglichst früh abzuholen und noch was mit ihnen zu unternehmen. Wir lieben die alte Donau und verbringen momentan jede freie Minute im Bundesbad. Als Wahl-Wienerin gibt es für mich kaum was schöneres als dieser Blick von Wasser, Natur und im Hintergrund die Hochhäuser und die U-Bahn. Alles in einem.

Dann wird gemeinsam Abend gegessen und die Kinder gehen gegen 21.00 schlafen. Mindestens eine/r von uns schläft dabei meist auch gleich ein…

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Den Moment genießen. Wenn uns Corona etwas gezeigt hat, dann dass alles anders kommen kann. Einfach so, von jetzt auf gleich.
Ich bin an sich ein Mensch, der es liebt zu planen und sehr langfristig plant. Corona war also furchtbar für mich, nie zu wissen wann was wieder möglich sein wird, ständig Dinge zu planen, die dann eh nicht stattfinden können etc. Dafür sind dann aber Dinge ganz spontan passiert, die ohne viel Planung einfach toll waren.
Ich blende alle Gespräche rund um den Herbst und sämtliche XY-Virusvarianten gerade bewusst aus, um einfach die Zeit jetzt gerade zu genießen. Und wir planen mal den Herbst so gut es geht und lassen uns überraschen…

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Tanz, der Kunst an sich zu?

Ich war ja wirklich lange gekränkt über die Aussage, Tanz sei nicht systemrelevant. Bin ich eigentlich noch immer ein bisschen.
Also natürlich ist mir klar, was damit gemeint ist und dass medizinisches Personal in einer Pandemie eine andere Rolle spielt. Aber dennoch war die Message „das was du tust, braucht es eigentlich nicht“.
Nun ist die Zeit, bewusst zu machen, dass für unser System mehr relevant ist als genug zu essen und nicht krank zu werden. Wir brauchen auch vieles, das uns körperlich und psychisch gesund bleiben bzw werden lässt. Dazu gehören Künste aller Art und im speziellen Tanz als Kombination aus Kunstform und körperlicher Betätigung.

Was liest Du derzeit?

Mit 2 kleinen Kindern hab ich ehrlich gesagt schon viel zu lange nicht mehr in Ruhe ein Buch gelesen und bin froh, wenn ich ab und an die Zeitung schaff… Dafür bin ich aber Expertin für Kinderliteratur und oft wirklich begeistert davon, was es da so alles gibt. Momentan lesen wir „Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne“ von Jakob Martin Strid – große Empfehlung.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Und verloren sei uns der Tag, wo nicht einmal getanzt wurde.“
Friedrich Nietzsche

Rebekka Rom, Tänzerin, Tanzpädagogin, Tanzstudioleiterin

Vielen Dank für das Interview liebe Rebekka, viel Freude weiterhin für Deine großartigen Tanzprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Rebekka Rom, Tänzerin, Tanzpädagogin, Tanzstudioleiterin

Rebekka Rom – arriola tanzstudio (arriola-tanzstudio.at)

Alle Fotos_privat

30.6.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

„Wir müssen das Leben wiederentdecken“ Andreas Hutt, Schriftsteller_Marburg 27.7.2021

Lieber Andreas, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Inzwischen ist mein Alltag gar nicht mehr sehr verschieden zum Alltag vor der Pandemie. Ich bin in meinem Brotberuf Lehrer und nach einigen sehr turbulenten Monaten mit ständig wechselnden Rahmenbedingungen in Bezug auf unsere Arbeit sind wir in den Schulen fast bei so etwas wie einem normalen Arbeitsalltag angelangt.

Was meine künstlerische Zweittätigkeit betrifft, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis sich wieder ein Literaturbetrieb etabliert hat. Ich habe Anfang des Jahres meinen zweiten Gedichtband „Schritt auf Schritt“ veröffentlicht und bisher dazu nur Online-Lesungen abgehalten. Ich hoffe, im Herbst in meiner Heimatstadt Marburg eine Veranstaltung mit Publikum durchführen zu können.

Zum Glück gibt es jetzt in Hessen die ersten Lesungen in Präsenz.

Andreas Hutt, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Wir müssen uns aus den Lockdown-Höhlen herauswagen und das Leben wiederentdecken. Das kann auf mehreren Ebenen geschehen – auf der Ebene persönlicher Kontakte, der Ebene des Erlebens, indem man seine Alltagsstrukturen durchbricht, sich Erfahrungen aussetzt, die man noch nicht gemacht hat, und auf der Ebene der Anregung durch Kunst und Kultur. Gleichzeitig ist ein Abwägen und Vorsicht notwendig, damit wir nicht zu übermütig werden und im Spätsommer oder Herbst in der nächsten Corona bedingten Depression landen.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Gesellschaftlich sollte eine Aufarbeitung der letzten fünfzehn Monate einsetzen. Dazu gehört auch eine Reflexion dessen, ob uns die Pandemie nicht teilweise zu Verhaltensweisen bzw. in Strukturen gezwungen hat, die positive Aspekte beinhalten: Ist wirklich jede Konferenz in Präsenz notwendig? Wie viel Innerlichkeit und Entschleunigung tut mir gut? Aber auch: Wie stellen wir unser Gesundheitssystem auf ein solideres Fundament, würdigen Pflegekräfte? Welche Aspekte des Krisenmanagements der Politik waren gelungen, welche nicht?

Die Rolle der Kunst und der Literatur dabei sehe ich auf zwei Ebenen: Zum einen kann sie unseren durch den Lockdown heruntergedimmten Horizont wieder aufhellen und uns zum dem breiten diversifizierten Blick auf die Welt verhelfen, der wünschenswert ist. Zum anderen würde ich mich darüber freuen, wenn zahlreiche Künstler*innen verschiedener Sparten die Pandemie verarbeiten und damit zu dem von mir angesprochenen Reflexionsprozess beitragen. 

Was liest Du derzeit?

Die letzten Romane, die ich gelesen habe, waren „Das Ministerium der Träume“ von Hengameh Yaghoobefarah und das formal sehr interessante und empfehlenswerte Debüt von Mischa Mangel „Ein Spalt Luft“, nebst Essays von Olga Martynova.

In Bezug auf Lyrik befinde ich mich gerade in einer Phase des Neu- und Wiederentdeckens, indem ich Gedichtbände rezipiere, die ich seit einigen Jahren nicht mehr in den Händen hatte: „Dunkelströme“ von Hendrik Jackson, „Picknick mit schwarzen Bienen“ von Karla Reimert, „Spiel * Ur * Meere“ von Christian Schloyer. Was mich dabei verblüfft, ist, dass man einige Bände genauso liest wie vor Jahren und andere unterschiedlich einschätzt/ schätzt. Mein Blick auf Gedichte verändert sich offensichtlich, indem ich mich als Dichter verändere.  

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

I)

„wir nippen am nichts“

Aus: Armin Steigenberger: dies ist der abgesägte lauf der welt

II)

„pioniere dich selbst bevor es die anderen tun“

Aus: Axel Görlach: weil es keinen grund gibt für grund

III)

„vom goldenen berg herab

belächelt

sind gedanken noch

zulässig“

Aus. Siegfried Völlger: Pilzfreund Bielers Posaune

IV)

Gern würde ich mich mit einem eigenen Gedicht verabschieden. Es drückt eine Stimmung aus, die mich während des Lockdowns oft überkam, eines Überdrusses, so stark auf den häuslichen Bereich und damit verbunden – man mag das bei einem Schriftsteller kaum glauben – auf das Lesen zurückgeworfen zu sein, dass ich davon übersättigt war.

Manchmal ist Eis,

manchmal Wasser

oder Dampf.

In den Büchern findest du

nichts als Schrift,

im Tag etwas,

das über die Elemente hinausgeht.

Aus: Andreas Hutt: Schritt auf Schritt

Vielen Dank für das Interview lieber Andreas, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Andreas Hutt, Schriftsteller

Andreas Hutt – Wikipedia

Foto_Magdalena Kaim.

27.6.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Klarheit zu benennen und zu erlangen“ Anna Possarnig, Tänzerin_Romanjubiläum Malina_Wien 27.7.2021

Anna Possarnig_Tänzerin, Performerin _
Romanschauplatz _ Malina _ Wien

Orte manifestieren Erlebtes. Es ist spannend mit Orten zu interagieren und den Körper in den Raum zu setzen und zu sehen wie der Ort über Form, Qualitäten, Sinneseindrücke spricht.

Ich fühle mich zu Orten, die mit Wasser verbunden sind, hingezogen. Wasser gibt mir das Gefühl von Freiheit. Es ist sehr inspirierend und schenkt auch Ruhe.

Ich bin in Kärnten am Wörthersee aufgewachsen. Seit ich denken kann, war ich im Wasser (lacht). Je älter ich werde, um so mehr fängt es mich auch ein.

Mich interessieren persönlich und künstlerisch neue Orte sehr. Ich bin sehr gern unterwegs. Ich mag die Unvoreingenommenheit, wenn man neue Orte betritt und sich mit denen konfrontieren kann.

Die künstlerische Arbeit an einem Ort hat eine gewisse Dauer. Dann kann es auch zu viel werden.

Ich habe Ingeborg Bachmann schon in frühen Jahren gelesen. Das Frauenbild ihres Schreibens fasziniert. Diese unabhängige, starke aber sehr sensible Frau. Damit kann ich mich gut identifizieren.

Auch in Klagenfurt, wo ich aufgewachsen bin, war Ingeborg Bachmann sehr präsent und vor allem in meiner Jugend setze ich mich sehr mit ihrem Schreiben auseinander.

Es hat in den Beziehungswirkleiten der letzten 50 Jahre seit Erscheinen des Romans Entwicklungen gegeben. Das ist nicht zu verneinen. Es gibt aber in der Populärkultur wieder Rückschritte, die mir sehr aufstoßen. Geschlechterrollen werden da wieder sehr zugeordnet.

Es gibt auch gegenwärtig sehr interessante Literatur von Frauen, die wichtige Perspektiven öffnen. Vor kurzem habe ich „I love Dick“ von Chris Kraus gelesen. Es ist eine weibliche Perspektive ohne Klischees.

Ich selbst bin auch mit männlich geprägter Literatur aufgewachsen. Etwa Hemingway. Daher ist mir dieser männliche Blick vertraut, der immer noch sehr präsent ist.

Mein Weg zur Kunst, zum Tanz, erfolgte über Umwege. Ich habe mich für Literatur, für das Schreiben interessiert und weitere Kunstformen, natürlich war da auch schon Tanz im Fokus. Ich hatte dann aber ein Schlüsselerlebnis und wusste, der Tanz, das ist es was ich tun will. Dann ging ich meinen persönlichen Weg in Tanz/Choreographie. Künstlerische Innovationen wie Kooperationen sind mir dabei sehr wichtig.

Die Idee des Gesamtkunstwerkes und das Leben als Gesamtkunstwerk zu begreifen und darzustellen, finde ich sehr interessant. Auch den Menschen da verschiedene Zugänge, Möglichkeiten zu bieten.

Wie kann ich meine Kunst und das was ich erlebe mit den Menschen in Verbindung bringen? Diese Frage/Fragen nach dem Menschen, dem Menschsein hat gerade einen großen Stellenwert für mich. Gerade jetzt in der Corona Zeit ist diese Frage wesentlich: was brauchen die Menschen?

Ich möchte den Menschen in seiner Vielfalt begreifen. Der Mensch ist für mich ein Zusammenspiel von vielen Farben. Und damit möchte ich interagieren. Das ist natürlich eine künstlerische Utopie aber es ist das Ziel.

Ich sehe, das jetzt emotional in dieser Zeit sehr viel um mich und in mir passiert. Konturen von Gesellschaft und Mensch treten klarer zutage. Das ist Herausforderung wie auch Möglichkeit. Dies trifft ja auch den Roman, eine Klarheit zu erlangen bzw. zu benennen. Und da weiter zu gehen. Auch durch Wände.

Es gibt jetzt gesellschaftlich wie persönlich starke Ambivalenzen zwischen einer Hoffnung für Mensch und Welt und „was kommt noch alles auf uns zu?“ in Klimawandel, Gesellschaft. Wie wir damit umgehen, wird unsere Zeit auszeichnen.

Musik ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Es gibt keinen Tag ohne Musik. Auch nicht bei Bachmann (lacht – Anm: im Hintergrund ist Klavierspiel aus einem Fenster zu hören, Hof des Romanschauplatzes). Ich habe von meiner Kindheit an auch Musikinstrumente gespielt. Es ist mir sehr nahe.

Die Musik ist ganz nahe am Herzen. Sie berührt Emotionen und wir haben das Glück, sie mitragen zu dürfen.

Der Körper kann immer mehr sagen als das Wort.

Der Körper kann nicht lügen. Er erzählt, meine, Wahrheit.

Was der Körper empfindet ist oft ehrlicher als das was gesprochen wird, verhandelt wird.

Ich mag an Wien dieses Österreichische, das sich auch in der Literatur wiederfindet. Dieses dem Leben Zugewandte in dunklem Humor, dieses Morbide. Und auch das Raunzen, das Bequeme. Natürlich das Spüren von Kultur überall in dieser Stadt.

Wien hat viel Gedächtnis. Geschichte wie Erlebtes, das umfängt. Es ist für mich ein intensiver Interaktionsraum, von dem ich mir manchmal wünsche, kurz zu verschwinden und dann zurückzukommen als weißes Blatt Papier.

Ideale können gegen Wände führen, prallen lassen.

Was müssen das Leben, in dem Moment nehmen, in dem es stattfindet, ohne es zu beurteilen.

Ich bin gerne Frau. Doch wie man als Frau oft behandelt, nicht gehört wird, das trifft der Roman auf den Punkt.

Eine Gemeinschaft, in der jeder Platz hat. Das ist eine Vision. Es gibt genug Ressourcen auf allen Ebenen, dass jeder in Authentizität seinen Platz finden kann. Dazu braucht es Respekt und weniger Urteil über was ist gut und was ist nicht gut. Dies betrifft Mensch, Gesellschaft wie Kunst.

Jeder sollte seinen Platz als Mensch und Künstlerin/Künstler haben, trotz aller Trends. Niemand muss alles lieben. Es gilt weniger zu kategorisieren, sondern Vielfalt zu respektieren und anzunehmen, weil es das Leben interessant macht. Das ist mein Wunsch, ich weiß nicht ob es für eine Vision reicht (lacht).

Anna Possarnig_Tänzerin, Performerin

50 Jahre Malina _ Roman _ Ingeborg Bachmann _ im Gespräch und Fotoporträt:

Anna Possarnig _Tänzerin, Performerin_Wien _

Station bei Ingeborg Bachmann_Romanschauplatz_Malina.

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _Wien_5_2020.

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„An den wahrscheinlichsten Projekten weiterarbeiten“ David Reumüller_ Künstler_ Graz 26.7.2021

Lieber David, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Kurzes Überlegen, welche Projekte wohl tatsächlich stattfinden werden und welche vermutlich nicht. Dann an den wahrscheinlichsten weiterarbeiten.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Da kann ich nur zitieren: „Immer schön locker bleiben.“

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?

Kunst ist für mich sehr relevant und für mein engstes Umfeld meist auch, aber in den letzten Monaten hatte ich oft das Gefühl, dass sich hier einige ProtagonistInnen etwas zu wichtig nehmen. „Kunst ist ein Lebensmittel“ kann ich nicht mehr hören, bei aller Liebe.

Was liest Du derzeit?

Berufsbedingt Thomas Bernhard. Wir arbeiten gerade am Projekt „Thomas Bernhard Machine“ (Manfred Engelmayr git., Christoph Grissemann voc., David Reumüller drums). Da muss und möchte ich mich unweigerlich vertiefen…

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Am liebsten noch einmal: „Immer schön locker bleiben.“

Vielen Dank für das Interview lieber David, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Kunstprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

David Reumüller_Künstler

Home – David Reumüller – Artist (reumueller.com)

Foto_David Višnjić

30.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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