„Dass Poesie in sehr vieler guter Hinsicht auf Lebewesen wirkt, berührt“ Melanie Katz, Schriftstellerin_Zürich 21.3.2021

Liebe Melanie, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich beginne mit dem Auffädeln von, sagen wir: Glasperlen..hundskommun, kennt jede_r und kosten wenig.

Ich  habe derzeit eine intensive Arbeitsphase und lebe relativ streng getaktet (eine für mich eher ungewöhnliche Form, aber anders kriege ich das Auffädeln im HO-Lockdown nicht hin): Aufwachen, sich vom Schlaf verabschieden, aufstehen, bewegen, mich und die Haare schönmachen, essen, lesen, kochen, essen, allein oder zu zweit neben dem Fluss gehen, sitzen, schreiben, telefonieren, dehnen, essen, irgendwas Nutzloses tun oder mit Freund_innen sprechen, schlafen, aufwachen, Träume aufschreiben, weiterschlafen usf.

Das ist ja aber alles relativ gemütlich. In der Schweiz gibt es viel weniger rigide Restriktionen, wie zum Beispiel die Ausgangssperre, die eine Freundin in Paris oder Freunde in Belgien erlebt haben, nicht zu denken an die Situationen, die diverse Freund_innen in südamerikanischen Ländern durchzumachen hatten. Auch in meiner Berliner Heimat ist’s grad glaub weniger gemütlich. Ich lebe relativ nah an urbanen Naturräumen und habe einen grossen Garten; ich kann Freund_innen und Nachbarn besuchen, auch zuhause.

Melanie Katz, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Der Faden, hier: Ich glaube, Berührung ist jetzt für uns alle wichtig. Physische Berührung aber auch psychische – es ist viel die Rede von Einsamkeit und auch von Solidarität. Ich denke bei psychischer Berührung, Berührbarkeit vor allem an das Üben von Empathie, die zwar als Konzept immer gern ganz hochgehalten und in Anspruch genommen wird. De facto scheint es aber schwierig zu sein, sich wirklich in die Lebensentwürfe hinzuversetzen zu können, die fernab von Klein- oder Grossfamiliengefügen bestehen und diese Situation jetzt wahrscheinlich weniger dezent zu spüren kriegen. Noch dazu, wenn es Menschen betrifft, die finanziell weniger gut dastehen, denen macht diese Zeit unter Garantie mehr zu schaffen. Dies lässt sich im Mikro- wie im Makrokosmos sehen. Solidarität hiesse da sicher: berührbar bleiben, nicht aus der eigenen Sicht urteilen, zuhören und miteinander aushalten. Niemand hat ja jetzt Lösungen parat. Einsamkeit entsteht aber sicher aus dem Umstand, dass niemand da ist, der einfach mal die Situation mitschultert. Was ja Solidarität wäre.

Ach, gutes Essen ist wichtig. Schlafen ist wichtig. Träumen (tags und nachts), würde Bettina sagen, ist auch wichtig. Nadine würde sagen: gute Gespräche, Essen UND Bücher. Simonetta, Tova und Vero würden sagen: tanzen! Bernd würde sagen: Aufräumen und Adrian vielleicht Leipzig. Thats all true und noch mehr! Ich bin immer wieder auch sehr dankbar für diese Gespräche und die kleinen Dinge im Alltag, die mir Freude machen und die doch auch immer noch möglich und vielleicht sogar an manchen Stellen wieder mehr möglich sind. Die Rückbesinnung auf das Einfache, all die Möglichkeiten unserer sinnlichen Existenz. Einander nachsichtig, kraftvoll, sanft und gut sein. Auch wenn das ein bisschen altmodisch klingt und natürlich immer eine Übung ist.

Schlussendlich bleibt aber jederzeit und gerade jetzt die Möglichkeit, über das eigene allzu menschliche Gehabe, die persönlichen Verfasstheiten zu lachen.

Ich trage daher immer einen Schwamm bei mir und bin sehr dankbar, dass ich mit Galgenhumor wirklich reichlich gut ausgestattet bin.

Ansonsten geht auch mal Heavy Metal.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich habe dazu vor zwei Jahren einen Beitrag für das schweizerische Radio gemacht. Tatsächlich ist das eine Frage, die mich sehr umtreibt. Was kann ich beitragen, was kann Kunst, Literatur leisten, wie kann ich Literatur für alle und jeden spürbar, wirksam, zugänglich machen. Ich finde das sehr wichtig, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass Poesie in sehr vieler guter Hinsicht auf Lebewesen wirkt, von allen verstanden und rezipiert, erlebt werden kann. Und eben: berührt. Und da wollen wir ja hin (womit jetzt auch hier der rote Faden geknüpft wäre).

 An den gesellschaftlichen Aufbruch glaube ich allerdings nicht. Ich glaube, das ist ein Mythos, der sich aus dem Wunsch nach etwas Halt, etwas Greifbarem in einer erschütterten Zeit geboren wurde. Und ich glaube, dieser Mythos ist das Produkt einer sehr satten Gesellschaft mit, die meinte, ihre Schäflein ins Trockene gebracht zu haben und jetzt sieht, wie ihr so manche fetten Felle davonschwimmen. Wenn man in Schwellen- und Entwicklungsländer schaut, dann fallen derart Spekulationen kaum ins Auge.

Was liest Du derzeit?

Verwobenes Leben von Merlin Sheldrake.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Einleitung

Wie fühlt man sich als Pilz?

„In der feuchten Liebe gibt es Augenblicke, da beneidet uns der Himmel für das, was wir auf Erden können.“ ­–Hafiz

Vielen Dank für das Interview liebe Melanie, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Melanie Katz, Schriftstellerin

minipli

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20.2.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Zusammen als Künstler:innen zeigen, wer wir sind“ Gitta Edelmann, Schriftstellerin_ Bonn 20.3.2021

Liebe Gitta, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Eigentlich fast wie immer, wobei es bei mir derzeit keinen Unterschied zwischen Werktag und Wochenende gibt.  Nach dem Frühstück setze ich mich mit dem Laptop auf mein Schreibsofa und beginne zu arbeiten – das heißt meistens zuerst einmal Schreiben am Manuskript. Anderes, wie Bürokram und Ehrenamtliches für meine Autor:innennetzwerke, erledige ich dann später, außer an den Tagen, an denen ich nachmittags noch Kinder in einer Grundschule betreue.

Lesungen und Workshops fallen ja derzeit alle aus, also fällt die Vorbereitung dafür weg. Das ist schade und finanziell natürlich ein heftiger Einschnitt, aber auch gut, weil ich so mehr schreiben kann.

Videokonferenzen habe ich mehrmals die Woche – das ist oft anstrengender als live zusammenzusitzen, aber andererseits spare ich die Anreise. Und es ist schön, wenigstens so unter Leute zu kommen.

Insgesamt tut mir diese zurückgezogene Zeit gut.

Gitta Edelmann, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Durchhalten. Den Humor nicht verlieren. Schönes suchen – mit den Augen, mit den Ohren, mit dem Herzen. Kontakte pflegen. Zum Glück haben wir ja all die technischen Möglichkeiten, vor 30 Jahren hätte eine Pandemie mit Lockdown noch ganz anders ausgesehen. Ausbrechen aus dem Gewohnten – kreativ werden. Und auch schon mal darüber nachdenken, was jetzt gut ist und beibehalten werden sollte.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich weiß nicht, ob es gesellschaftlich so schnell einen wirklichen Neubeginn geben wird, zu sehr sehnen sich die meisten Menschen nach dem „vor Corona‟. Zu sehr steht „die Wirtschaft‟, wie sie bisher war, im Mittelpunkt des politischen Denkens. Doch längerfristig, glaube ich, wird eine Veränderung stattfinden. Ich weiß, dass sich viele danach sehnen, dass Veränderungen im persönlichen Bereich jetzt schon stattfinden. Und dabei sollte auch die Literatur eine Rolle spielen. Eine künstlerische, aber nicht ausschließlich.

Literatur spiegelt die Gesellschaft. Sie bildet sie nicht nur ab, sondern deutet Ängste und Hoffnungen der Menschen, ihre Wünsche und Träume. Sie zeigt Wege auf, mit der Welt und ihren Herausforderungen umzugehen. Sie bildet, lenkt ab, unterhält, tröstet, weckt Ideen, fordert heraus.

Und – Literatur und Kunst an sich wird in der Öffentlichkeit hoffnungslos unterschätzt, was ihre Bedeutung für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft bedeutet, vielleicht, weil der Begriff „Literatur‟ im Deutschen für viele ein wenig abgehoben klingt und zu sehr an alte Dichter erinnert. Doch gerade jetzt in der Pandemie zeigt sich deutlich, wie wichtig die Arbeit von Autor:innen für unseren Alltag ist. Schließlich schreiben wir nicht nur alle Arten von Büchern für alle Altersgruppen – ohne uns gäbe es auch keine Hörbücher, Hörspiele, Drehbücher, Songtexte …

Und wie würden wir dann einen Lockdown überstehen?

Ich wünsche mir, dass die Arbeit, die Schriftsteller:innen, Musiker:innen und andere Künstler:innen leisten, in Zukunft mehr Anerkennung findet. Dass sie gerechter entlohnt wird. Es kann nicht sein, dass eine Autorin gebeten wird, eine Lesung ohne Honorar zu geben, weil das „doch Werbung‟ für sie sei. Die meisten Menschen – natürlich auch in der Politik – haben keine Ahnung von unserer Arbeit als Soloselbständige und unserem Einkommen.

Ich glaube, daran müssen wir arbeiten, zusammen als Künstler:innen zeigen, wer wir sind. Auch laut und politisch tätig werden. Uns wehren dagegen, dass immer zuerst im Kulturbereich gespart wird. Dass immer noch über das Urheberrecht diskutiert wird, anstatt es endlich so anzuwenden, dass  Urheber:innen gerechter (oder überhaupt mal) für ihre Arbeit entlohnt werden. Damit wir ohne Existenzangst das tun können, was unsere Aufgabe ist: Gesellschaft abzubilden, Ängste und Hoffnungen der Menschen, ihre Wünsche und Träume zu deuten. Wege aufzuzeigen, mit der Welt und ihren Herausforderungen umzugehen. Zu bilden, abzulenken, zu unterhalten, zu trösten, Ideen zu wecken und herauszufordern.

Was liest Du derzeit?

Ich lese gerade ein noch unveröffentlichtes Manuskript einer kanadischen Autorin, mit der ich seit meiner Kindheit befreundet bin. Es gefällt mir sehr und ich hoffe, sie findet schnell einen Verlag.

Außerdem schmökere ich in Sachbüchern und im Internet zum Thema London um 1850 für meinen nächsten historischen Roman.

Und ich lese meine eigenen Worte beim Überarbeiten meines Manuskripts und die meiner Co-Autorin für ein Buchprojekt, das wir kapitelweise abwechselnd schreiben.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ich experimentiere seit einiger Zeit mit Haikus, mal erbaulich, mal trivial, mal kriminell und mal witzig. Das konzentriert meine Gedanken und macht Spaß – kann ich nur empfehlen. Dieser hier ist für euch:

Frühling kommt wieder

ein blaues Band der Hoffnung

Schreibt Haikus, Leute!

Vielen Dank für das Interview liebe Gitta, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Gitta Edelmann, Schriftstellerin

Start – www.gitta-edelmann.de (gitta-edelmann.de)

Foto_privat.

20.2.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Es gibt in der Kunstbranche ebenso wenig Gleichheit wie in anderen Berufssparten“ Alexander Strömer, Schauspieler_Wien 20.3.2021

Lieber Alexander, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich habe das große Glück zurzeit zumindest am Theater proben zu dürfen, wenn auch der Spielbetrieb der Pandemie leider komplett zum Opfer fällt. Somit gelingt es mir meine Familie mit meiner „Berufung“, trotz zeitweiser Kurzarbeit, zu ernähren.

Da auch zu Zeiten der Schulschließungen und Lockdowns, vieles ungewohnt und neu war, stiegen natürlich die Anforderungen an das Zeitmanagement, aber wir nehmen es, wie es ist.

Portrait_Alexander Strömer, Schauspieler

Es ist ein Glück künstlerisch tätig sein zu dürfen, und ein Privileg an einem derartigen Haus wie dem Theater in der Josefstadt in Wien, aber das war nicht immer so: Ich weiß, wie es ist, in prekärer Lage zu arbeiten. Ich war nach einigen wertvollen, erfahrungsreichen Jahren im Engagement, auch fast 10 Jahre freiberuflich tätig, mit Familie, da lernt man einiges kennen.

Der Alltag als Ensemblespieler ist aber durchaus herausfordernd. Wir bereiten die Basis, damit ein Protagonist glänzen kann. Es ist viel Teamwork notwendig, und an unserem Haus herrscht eine familiäre Atmosphäre. Zusätzlich haben mich in den letzten Jahren einige langwierige körperliche Verletzungen beschäftigt, ich weiß also auch dadurch, dass nichts selbstverständlich ist, ich weiß, was es bedeutet sich zurück zu kämpfen, und, dass der Weg zurück auf die Bühne, ähnlich dem Comeback eines Sportlers, harte Arbeit bedeutet und viele Höhen und Tiefen mit sich bringt.

Alexander Strömer  als Trauerweidenwalter in „Die Dreigroschenoper“, Josefstadt/Kammerspiele_Wien

Wie gesagt, komme ich gerade aus den Endproben zu Brechts “ Die Dreigroschenoper“, die ursprünglich am 11.3. Premiere feiern sollte,- in der aktuellen Situation leider ohne Publikum-  ich bin also, vor allem in den letzten Tagen, fast rund um die Uhr im Theater gewesen.

Die brennende Aktualität des Stückes muss ich hier ja gar nicht erst hervorheben. Unter der aufmerksamen, feinfühligen Regie Torsten Fischers spiele ich die Rolle des „Trauerweidenwalter“ und, als eine meiner exotischsten seit je, – eine der Huren.

Die Kolleginnen, die das lesen, werden vielleicht sagen: „Jetzt spielt er uns wieder eine Rolle weg, wo es so schon wenige gibt…“ aber in dem Fall kann ich beruhigen: Die Huren in der Dreigroschenoper sind bei Schauspielerinnen, ob ihrer rein dramaturgischen Bedeutung und einfachen Skizzierung weniger beliebt. Es waren vielmehr die Gründe das Ensemble klein zu halten, aufgrund der ständigen Lage durch Covid, obwohl wir 2x die Woche getestet werden. Des Weiteren war es ein bewusster Schritt seitens des Regieteams, anhand dieser Form der Besetzung, Sexismus und Ungleichbehandlung zu thematisieren. Ganz im Sinne Brechts, wie ich meine, durch Verfremdung.

Alexander Strömer als Hure  in „Die Dreigroschenoper“, Josefstadt/Kammerspiele_Wien

Mich hat diese Rolle, obwohl sie nur aus wenigen Worten, aber viel Körpersprache und Bewegung besteht, derart beeindruckt und mir die Möglichkeit gegeben, einmal vieles aus der weiblichen Sicht zu betrachten, und mir einmal mehr gezeigt, dass es nicht darauf ankommt, was du tust, sondern wie du es tust: „It’s not the Singer, it’s the Song!“

In der Früh bringen wir, nach einem zeitigen Frühstück unseren Sohn in die Schule, danach bereite ich mich kurz auf die Probe vor, und gehe ins Theater. Dazwischen und an Sonntagen, steht die gemeinsame Zeit mit meiner Familie im Vordergrund. Gemeinsame Aktivitäten oder das gemeinsame kochen. Obwohl meine Frau, die Schauspielerin Dessi Urumova, eine hervorragende Köchin ist, und mich gerne der Küche verweist. Wenn dann noch freie Zeit bleibt, arbeite ich noch etwas an mir, indem ich ein wenig Körperübungen oder Gesangsübungen mache. Und dann ist da ja auch noch der Alltag: Es gibt immer etwas zu tun …

Alexander Strömer, Schauspieler und Dessi Urumova, Schauspielerin_Filmball 2016

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Wichtig ist erst einmal das Auf-Sich-Zurückgeworfen-Sein zu akzeptieren und es sinnstiftend zu erleben.

Das hört sich nicht leicht an vor allem, wenn existentielle Probleme, finanzielle Einbußen, oder gar Jobverlust das Leben bestimmen. Aber es wäre doch wichtig, jetzt darin eine Gelegenheit zur Beschäftigung mit dem Selbst zu sehen. Zu erkennen, dass nichts unumstößlich ist und danach zu leben.

Dass wir „endliche Geschöpfe“ sind, nicht für die Ewigkeit gebaut. In unserer westlichen Gesellschaft wird das, was Covid aufwirft (Tod, Krankheit, Leid, Endlichkeit, Armut) ja fast professionell ausgeblendet. Die Aufgabe eine neue, gedankliche Solidarität zu finden kommt hinzu. Es trifft letztlich nahezu alle Bevölkerungsschichten.

Rücksicht nehmen, Geduld üben, an sich glauben, nicht verzagen, um nur noch einiges zu nennen …

Angstgefühle kommen da hoch, und es gelingt uns schwer diese zu verdrängen, da wir vieler Verdrängungs- und Ablenkungsmechanismen beraubt sind. Es hängt von Individuum ab, wie damit umgegangen wird, aber es ist für jeden womöglich eine Chance vieles neu zu definieren.

Wir sehnen uns nach unserem „alten Leben“…eine baldige Rückkehr in den alten Trott jedoch, wäre wohl fatal. Da bin ich aber leider nicht allzu optimistisch, denn in vielen Bereichen kündigt sich an, dass ein Umdenken in der Praxis nicht oder wenn, dann nur in Teilbereichen stattfinden wird: Die Schulpolitik spricht schon davon die verlorenen Monate „aufholen zu wollen“, unsere Kinder werden wenig geschont, trotz großer Belastungen, ganz im Gegenteil. Die Wirtschaft bläst aus immenser Not in dasselbe Horn, und alle gutgemeinte Nachhaltigkeit und Klimaaktivität wird, sobald die Pandemie gebrochen ist, fürchte ich, vergessen sein. Es geht, wie immer ums Geld. –  Der Kampf darum, wir in Zukunft noch härter geführt werden, meine ich.

Man wird versuchen alles aufzuholen, was in der Zeit nicht möglich war, ohne zu erkennen, dass es nichts aufzuholen gibt, vor allem nicht Lebenszeit, und, dass man das auch nicht könnte, wenn es etwas aufzuholen gäbe, sondern das Covid dem bisherigen Leben und Treiben eine absolute, schmerzhafte Zäsur gesetzt hat.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater, der Kunst an sich zu?

Kunst ist Nahrung für die Seele. Kunst bietet die Auseinandersetzung mit dem Ich und Du, und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Kunst stellt Fragen und bietet keine Antworten oder gar Lösungen an sich an, – sollte das zumindest nicht.

Wenn wir es nicht schaffen vieles der „alten Ordnung“ loszulassen, wird es uns schwieriger gelingen uns neu zu er-finden und zu positionieren.

Zurück in „das Alte, Gewohnte“ wird es nicht mehr geben.

Alexander Strömer als Richard Burbage in „Shakespeare in Love“ _Kammerspiele _ Wien

Es gibt zwei Möglichkeiten die Kunst betreffend:

Es wird schon ein allgemeiner Kunst-Hunger offenbar. Viele Leute sehnen sich zutiefst nach Unterhaltung, Inspiration, Kunst und Kulturleben und Begegnungen mit anderen.

Es könnte aber auch durch eine noch länger andauernde Spannung in der Gesellschaft, das Verständnis gegenüber der Kunst weiter schwinden, sodass wir uns zugunsten des Materiellen, für eine geistig verarmte Gesellschaft entscheiden. Das möchte ich mir gar nicht vorstellen.

Wir Künstler können aus uns heraus eine neue Kraft finden. Die Verwerfungen und die Schieflage, die bereits in der Branche bestanden haben, und in dem, wie die Künstlerschaft von außen wahrgenommen wird, werden ja durch Covid nur verdeckt.

Die Kunstbranche ist im Allgemeinen nicht viel anders als jede andere Branche. Es sollte aber mittlerweile klar sein, sich nicht immer nur in der Position des fairen, menschlichen, Gerechten zu sehen, obwohl ja leider die gleichen Gesetzmäßigkeiten und sagen wir, menschlichen Mechanismen herrschen wie anderswo. Nur vielleicht mit etwas anderen Vorzeichen.

Es gibt ebenso wenig Gleichheit wie in anderen Berufssparten. Einige wenige Agenturen scheinen die Marktlage zu dominieren. Die Newcomer und Senkrechtstarter scheinen nicht vom Himmel gefallen, und mit der vielbesungenen Frage, dass Herkunft keine Rolle spielt, ist es in der Praxis auch nicht weit her. Beispielsweise ist es wirklich nicht leicht überhaupt bzw. zu guten Castings zu kommen, da muss man die richtige Agentur haben. Es kommt wohl in unserer Sparte, speziell Film/Fernsehschauspielerei, vielmehr darauf an, wer kennt wen, als anderswo. Und auch Migration ist in unserer Sparte der Benachteiligung unterworfen.

Meine Frau, beispielsweise, die bulgarisch-stämmige, österreichische Schauspielerin Dessi Urumova gehört zu den schönsten, versiertesten Schauspielerinnen hierzulande, und hat das mit einem sensationellen „Tatort“ unter Beweis gestellt.

Eine Agentur, die zu den Big-Playern gehört, wollte sie aber nicht in ihrem Agentur-Pool aufnehmen, sondern nur „unter der Hand“ vermitteln, das stellte sich meine Frau aber nicht unter einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe vor. Daraufhin blieben plötzlich Angebote am gesamten österreichischen Markt nahezu komplett aus. Glücklicherweise liegen aber, nach langer Durststreck, Aufträge im Ausland in der Projektlade.

Was ich meine: Natürlich sind das ganz grundlegende wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten und leider übliche Vorgangsweisen, aber dann dürfen wir bitte nicht so tun, als ob außerhalb der Kunst und Kulturszene alles verroht, verrottet und aufs Geld aus wäre.

Ich möchte all jenen, die sich benachteiligt fühlen, aber doch in höchster künstlerischer Qualität arbeiten, Mut machen durchzuhalten und sich nicht unterkriegen zu lassen! Stark zu bleiben! Sich nicht erpressen lassen! Und nicht dem „Lohndumping“ in die Hände zu arbeiten!

Also wir, die Kunstschaffenden selbst sind gefordert und müssen einmal innerhalb unseres Kreises für faire, korrekte, transparente Verhältnisse sorgen,- für jene Gleichbehandlung und Chancengleichheit, wie wir sie uns immer von der Politik wünschen-, um erst dann, mit einer neuen Vorbildwirkung, eine neue Gesellschaft einzufordern. 

Was liest Du derzeit?

Vieles …die meisten Bücher mehrmals, beispielsweise begleitet mich „Truth“ schon seit vielen Jahren …

Ken Mogi – Ikigai – Die japanische Lebenskunst – Dumont

John Strelecky – The Big5 of Life – DTV

Susan Batson –Truth – Rugged Land

Sheldon B. Kopp – Mach Schluss mit der Unschuld – Rode

Brecht, Weill,  – Die Dreigroschenoper

…und so vieles auf einmal ….

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ich bin ein Zitate-Sammler. Es gibt so viele gute! Für jede Lebenslage!

Hier ein paar wenige, dabei hätte ich so viele mehr …

„Was immer Du kannst oder Dir vorstellst, dass Du es kannst, beginne es. Kühnheit trägt Genius, Macht und Magie in sich. Beginne jetzt.“

Johann Wolfgang von Goethe

„Wenn du kritisiert wirst, dann musst du irgendetwas richtig machen. Denn man greift nur denjenigen an, der den Ball hat.“

Bruce Lee

„Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden.“

Jacques Tati

Portrait _Alexander Strömer, Schauspieler

Vielen Dank für das Interview lieber Alexander, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

Vielen Dank!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Alexander Strömer, Schauspieler

Fotos_1, 2, 3, 5 Alexander Strömer; 4, Harald Klatt; 6, Dimo Dimov.

14.3..2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Die Corona-Zeiten zeigen deutlich wie sehr unsere Beziehung zum Tod sich geändert hat“ Aaron Whittington, Schriftsteller_ Berlin 19.3.2021

Lieber Aaron, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich stehe meistens sehr früh auf, um 4 Uhr. Ich freue mich immer auf die erste Zigarette und eine Tasse Tee und kann deswegen nicht länger im Bett bleiben. Dann lese ich ca. 2 Stunden. Um 6 Uhr mache ich Apps auf, mit denen ich Fremdsprachen lerne oder Eartraining mache. Ich versuche dabei die Intervalle erkennen zu können und meinen Rhythmus zu verbessern. Bei den Fremdsprachen, übe ich chinesisch, wenn ich mich übermütig fühle, oder Latein, wenn ich etwas Einfacheres brauche.

Nachher kommt  kreative Arbeit. Ich komponiere Musik oder schreibe in meinem Blog oder arbeite an einem Gedicht. Wenn ich keine Lebensmittel im Kühlschrank habe, gehe ich um 7 zum Supermarkt. Zu dieser Uhrzeit ist sehr wenig los und man kommt schnell rein und raus.

Dann habe ich meinen Dayjob. Ich arbeite 5 bis 8 Stunden, aktuell ausschließlich im Homeoffice. Wenn nicht so viel Schnee am Boden liegt, gehe ich gerne Joggen zu Mittag ein paar mal in der Woche.

Nach dem Dayjob manchmal bin ich so gestresst, dass ich nicht weiter an die kreative Arbeit ran kann. Solche Tage sind schwer, und ich lese weiter oder schaue Videos über Musik auf YouTube. An besseren Tagen geht es weiter mit dem Musikmachen bis 20 oder 21 Uhr. Am Samstag mache ich die kreative Arbeit den ganzen Tag, und Sonntag ruhe ich mich aus, manchmal in dem ich durch Berlin wandere und Photos mache. Ich habe angefangen als Dichter, mache aber eine Transition nach Musik, und hoffe dieses Jahr den ersten Track zu veröffentlichen.

Aaron Whittington, Schriftsteller, Musiker


Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich denke, dass viele Menschen den Sinn fürs Mysterium des Lebens verloren haben. Die Corona-Zeiten zeigen deutlich wie sehr unsere Beziehung zum Tod sich geändert hat: der Tod ist jetzt versteckt, während vorher der Tod allgegenwärtig erschien. Ich denke, dass wir versuchen sollen, den Tod als Teil des Leben zu anerkennen. Auf der anderen Seite, scheint dies schwer, wenn wir alle Zeichen des Mysteriums oder Spiritualität verloren haben. Das Projekt meiner Schriften und Musik ist die Wiedererweckung des Mysteriums. Ich halte dies für eine wichtige Aufgabe und würde es sonst nicht unternehmen.

Wenn du Künstler bist, dann ist das Wichtige dabei jeden Tag mindestens ein wenig was zu machen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Die Effekte von Corona auf die Wirtschaft werden länger dauern. Viele Menschen, die zum ersten Mal während der Pandemie das Lebensmittel oder sonst was online bestellt haben, werden dies weiter tun. Auf der anderen Seite werden Firmen hoffentlich mehr Homeoffice erlauben.

Ich hoffe, dass das Ende der Pandemie eine neue Sozialität einbringen wird, dass wir anerkennen, wie wichtig es ist, die Anwesenheit von anderen Menschen zu genießen. Mir fehlen die Lesungen in Buchläden, die Schauspielkurse, die Nächte im Club oder der Kneipe, Theater, Oper, und Reisen.

Ich denke, dass viele von diesen Sachen dann mit neuem Eifer genossen werden. Wir werden hungrig auf Kunst sein, und mehr davon essen. Wir werden auch mehr davon kreieren – obwohl Corona Zeiten fast ideal sind für einsame Schriftsteller oder Musiker. Ich erwarte besonders gute Stücke in den Berliner Theatern 2021 und 2022.

Was liest Du derzeit?

Ich lese immer mehrere Bücher gleichzeitig. Ich kann mehr lesen, wenn ich jede Stunde oder so die Gattung oder Autor wechsele. Gerade bin ich bei George Orwells The Road To Wigan Pier, Prousts À la recherche du temps perdu, die Gedichte von Wordsworth, Masse und Macht von Elias Canetti, und ein Fachbuch über die Komposition von Musik.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ich habe letztens Walden gelesen. Echt ein Klassiker! Thoreau ist ein prototypischer Free Spirit aber mit Niveau. Hier ein Zitat, das mich besonders bewegt hat. Es ist eine Formulierung des alltäglichen Gedanken, dass wir im Moment leben sollen. Das besondere daran liegt aus meiner Sicht in die Evokation vom Mysterium der Zeit, und die Unendlichkeiten, die vor und nach unserem Leben stattfinden.

“In any weather, at any hour of the day of night, I have been anxious to improve the nick of time, and notch it on my stick too; to stand on the meeting of two eternities, the past and future, which is precisely the present moment; to toe that line.” (Seite 24 in meiner Aufgabe)

[Vielleicht findet man irgendwo eine deutsche Übersetzung. Ich kann die Stelle selbst nicht übersetzten]

Vielen Dank für das Interview lieber Aaron, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literatur-, Musikprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Aaron Whittington, Schriftsteller, Musiker

Aaron Whittington (aaron-whittington.com)

Foto_privat.

19.3.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Kulturförderprogramme im großen Stil sind gefragt“ Michaela Maria Müller, Schriftstellerin_Berlin 19.3.2021

Liebe Michaela Maria, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Früh aufstehen, Kaffeetrinken, zwei bis drei Stunden Schreibarbeit. Dann Homeschooling, Online-Konferenzen, Meetings, Büroarbeit. Zwischendurch Spazierengehen oder Laufen, um den Kopf freizubekommen. Manchmal auch ein Eisbad in der Havel.

Michaela Maria Müller_Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich glaube, ist es wichtig, so nah bei sich wie möglich zu bleiben. Bei seinen Bedürfnissen. Und zugleich auf andere achten, empathisch sein. Klingt vielleicht ein bisschen nach Spagat, aber ich versuche, beides im Blick zu behalten. Das letzte Jahr waren eine Anstrengung und ein Einschnitt, der uns unser Leben lang begleiten wird. Vielleicht deshalb: Jetzt nicht zu viel zu schnell wollen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Der Literatur und der Kunst kommt keine neue Rolle zu, würde ich sagen. Kunstschaffende verbinden alles mit allem. Dann tritt etwas Neues zutage, dem man versucht, eine Form, einen Ausdruck zu geben. Sehen, erkennen, verstehen, benennen. Aber es geht für die Kunstschaffende auch darum, erstmal wieder finanziell auf die Füße zu kommen, und da sind Kulturförderprogramme im großen Stil gefragt, vielleicht wie zu Zeiten des New Deals in den USA.

Was liest Du derzeit?

Ich lese gerade: „Ellbogen“ von Fatma Aydemir, ein Tipp von Nadire Biskin, „Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo, „Dave“ von Raphaela Edelbauer und „Was man sät“ von Marieke Lucas Rijneveld, ein Tipp von Katja Bohnet. Und aus einem Büchertausch mit einem guten Freund: Eva von Redeckers „Revolution für das Leben“. Ich habe es im Tausch für Simone Scharberts „du, alice: Eine Anrufung“ bekommen, und halte es für einen sehr gelungenen Tausch. Zurzeit lese ich sehr langsam und sorgfältig (also hoffentlich!). Manchmal lese ich ein Buch nach dem anderen, jetzt rufen meine Gedanken in die Texte rein, nicht störend, eher produktiv, und ich muss oft pausieren. Vielleicht hat es damit zu tun, dass sich ein neuer Stoff entwickelt und ich ihn erschließe.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Eine Aussage der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk. Sie sagte in einem Interview, dass Nicht-Schreibende manchmal denken, dass es beim Schreiben nur um die Tätigkeit des Schreibens an sich ginge. Aber es ist mehr, es geht ums Denken, ums Erfinden. Die Gedanken ruhen nie. So gesehen, sagte sie, hätten Schreibende keinen Urlaub, keine freie Zeit, keine leeren Tage. Alles ist verbunden. Manchmal, berichtete sie, liege sie einfach nur in ihrem Bett. Aber sie arbeite hart, und zwar liegend. Das hatte ich mir so noch nie klargemacht, und es gefällt mir.

Vielen Dank für das Interview liebe Michaela Maria, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Buchprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Michaela Maria Müller, Schriftstellerin

Foto_Uwe Hauth

18.2.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Für mich ist die Kunst – und insbesondere die Literatur – eine Art Mikroskop“ Annette Mingels, Schriftstellerin_ Sausalito_USA 18.3.2021

Liebe Annette, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Da unsere Kinder hier in Kalifornien seit vergangenem September wieder Präsenzunterricht haben können, sieht mein Alltag fast so aus wie vorher: die halben Tage nutze ich zum Schreiben und Lesen. Was fehlt, ist das Reisen. Aber immerhin ist die Natur hier so schön, dass es sich manchmal anfühlt wie reisen, auch wenn man nur einen Nachmittag in den Hügel unterwegs war oder an einem der Strände.

Annette Mingels, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Durchzuhalten. Die eigene Situation zu relativieren, das wertzuschätzen, was man hat. Sich innerlich und äußerlich gegen jede Verschwörungstheorie zu wappnen – und zu erkennen, was dahinter steckt: Ängste, Unwissen, Vorurteile.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und
persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle
kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Für mich ist die Kunst – und insbesondere die Literatur – eine Art Mikroskop: Menschen, Situationen, Interaktionen werden, wenn Literatur gelingt, anschaulicher. Wir erfahren etwas darin über uns und unsere Zeit – dies auch, wenn Literatur nicht dezidiert politisch ist, denn der Mensch ist immer auch ein gesellschaftlich geformtes Wesen, und dies drückt sich in seinem, Handeln, Sprechen, Denken aus. Ich denke, die Pandemie wird ihre Spuren in Literatur, auch in bildender Kunst hinterlassen – in beiden Fällen, hoffe ich allerdings, nicht auf programmatische, sondern eher selbstverständliche Weise.

Was liest Du derzeit?

Ich habe gerade beendet „Das Verschwinden der Erde“ von Julia Philipps. Und ich lese außerdem „Mendocino Fire“ von Elizabeth Tallent.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Sie würde von niemandem auf der Welt jetzt sagen, er sei dies oder er sei das.“
Virginia Woolf: Mrs Dalloway

Vielen Dank für das Interview liebe Annette, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Annette Mingels, Schriftstellerin

Annette Mingels

Foto_privat

18.2.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Wir müssen die Gegensätze überbrücken“ Peter Pausz, Schauspieler_ Wien 18.3.2021

Lieber Peter, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Tag verläuft relativ strukturiert. Ich stehe früh auf. Nach dem Waschen, Schnäuzen und Kampln wird einmal Kaffee getrunken. Dann setze ich mich an die nächsten Projekte. Meine letzte Inszenierung haben wir bis zur Generalprobe erarbeitet. Jetzt hanteln wir uns von Verschiebung zu Verschiebung und hoffen, dass wir in nicht all zu ferner Zukunft auf die Bühne dürfen. Ich lese und schaue fern. Der mit den Einschränkung einhergehende Rückzug bringt auch mehr Zeit zum Entdecken von Neuland, Musik zum Beispiel. Ich telefoniere auch viel und habe wieder mehr Kontakt mit Freundinnen und Freunden, die weiter weg wohnen.

Peter Pausz_Schauspieler

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Dass wir uns nicht vollkommen einkapseln. Wir müssen uns austauschen können. Damit wir mit unserem Unverständnis, unseren Sorgen und unserer Wut nicht alleine gelassen werden. Damit wir unsere Ängste auch hinterfragen und uns gegenseitig herausfordern. Und uns auch miteinander freuen.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Schauspiel/Theater, der Kunst an sich zu?

Die Bedeutung der Begriffe Freiheit und Verantwortung sind schon länger verschwommen. Hin zum Anspruch, seinen Egoismus uneingeschränkt ausleben zu dürfen. Der Austausch zwischen unterschiedlich Denkenden wurde immer mehr vermieden. Die Pandemie, die uns eine gewisse Distanzierung von einander abverlangt, hat dies verstärkt. Aber auch sichtbarer gemacht. Das ist natürlich auch eine Chance. Wir müssen die Gegensätze überbrücken und die Scheu vor dem Anderen wieder verlieren. Das Theater, die Kunst verleiten uns dazu, festgefahrene Denkmuster zu verlassen und neue Wege zu erkunden. Und das alles in einem geschützten Rahmen. Wie weit man sich der Gefahr ausliefert, vom Baum der Erkenntnis zu naschen, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

Was liest Du derzeit?

Die Freiheit der Fische von Sophie Reyer

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„There is a crack, a crack in everything. That‘s how the light gets in.“  Leonhard Cohen

Peter Pausz_Schauspieler

Vielen Dank für das Interview lieber Peter, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Peter Pausz, Schauspieler

www.peterpausz.com

Fotos__Fabian Steppan.

18.2.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

„Malina hat etwas Kathartisches“ Marion Rottenhofer, Schauspielerin_ Station bei Bachmann _ Wien 18.3.2021

Marion Rottehofer_Schauspielerin_Wien

Ich bin in Kärnten, in der Nähe von St.Veit geboren und aufgewachsen. Von Kindesbeinen an wollte ich Schauspielerin werden. An den Samstagnachmittagen sah ich mit meiner Mutter die Filme mit Marika Rökk, sie war mein erstes großes Vorbild. Im Eindruck und der Begeisterung davon wollte ich Tänzerin und Sängerin werden. Ich habe dann die Handelsakademie in Klagenfurt abgeschlossen und ging der Liebe wegen nach Wien.

Ich habe in Wien zunächst verschiedene Jobs mit meiner kaufmännischen Ausbildung gemacht und dann die Aufnahmsprüfung für die Schauspielschule. Mit 24 Jahren schloss ich die Schauspielausbildung ab. Mein zweites Engagement war dann gleich wieder eine Verbindung mit Kärnten, ich hatte ein Engagement an der Studiobühne in Villach.  Damals war Alfred Meschnigg Intendant, der auch Gründer der Studiobühne war.  

Ein weiteres Engagement hatte ich zu der Zeit im neu gegründeten Klagenfurter Ensemble. Martin Kusej, der aktuelle Direktor des Burgtheaters, hatte hier eine seiner ersten Inszenierungen, in der ich spielte. Weitere Theaterstationen führten mich dann nach Graz, Salzburg, Wien, Deutschland. Ein Engagement endete dann und ich kam 1996 wieder nach Wien. Da war auch Angst über die Zukunft dabei. Aber als ich in Wien aus dem Zug stieg, wusste ich, dies ist die beste Stadt der Welt.

Es gab für mich dann einige Theaterproduktionen in Wien und ab 1998 sehr spannende Filmproduktionen. Eine sehr gute berufliche Zeit bis heute für mich. Auch meine Tochter kam in Wien zur Welt und ich lebe mit meiner Familie hier.

Die Atmospähre der Stadt war sehr positiv, dies erinnert mich auch an den Roman Malina. Das Wichtigste war für mich in dieser wunderbaren Stadt die Liebe. In aller Hingabe und Begeisterung. Das war ja auch bei Bachmann so. Diese kamikazehafte Hingabe. Dieses 1000 Prozent oder gar nicht. Da kann ich mich wiedererkennen in Roman und Leben Bachmanns.

Ingeborg Bachmann ist eine Ikone. Ein absoluter charismatischer Superstar mit einer Leucht- und Strahlkraft wie ein Filmstar.

Ingeborg Bachmann_Schriftstellerin_Foto_Heinz Bachmann 1962_Rom

Ingeborg Bachmann ist immer präsent, vor allem in Wien. Es ist ihre Stadt.

Dieses unbedingte Lieben und Leben, dieses ohne Rücksicht auf Verluste im Moment sein, das hat mich immer angezogen bei Bachmann.

Ich liebe Menschen, die sich hingeben können. Es gibt nichts Berührenderes und Bewundernswerteres, wenn ein Mensch seinem inneren Ruf folgt. Das braucht Mut!

Das Lesen des Romans „Malina“ ist auch „heilsam“, es hat etwas „Kathartisches“. Die Schriftstellerin, die Literatur durchlebt gleichsam diese Liebes-, und Lebenskrisen stellvertretend für Dich und Du brauchst Dich nicht in den Abgrund stürzen. Ihr Werk wird da auch in dieser Perspektive als Frau vor/am Abgrund immer wichtig bleiben.

Ich glaube auch heute an das Unbedingte in Liebe und Leben. Ich erschrecke, wenn ich die Abgeklärtheit der jungen Generation erlebe. Ich wusste bei meiner ersten großen Liebe wann wir heiraten (lacht). Liebe war ein Zelebrieren in allem. Wir haben uns jeden Tag einen Brief geschrieben.

Es wäre mir in meiner ersten Liebe nie in den Sinn gekommen, auch wenn er in Wien war, dass ich betrogen werde. Ich habe ganz unschuldig geliebt. Da war dieses „wir sind für einander bestimmt“ und wie schön ist das. Diese Naivität und Glauben an die Liebe sollten wir nicht verlieren.

Ich bin Schauspielerin aber mein Hauptberuf war und ist die Liebe.

Unbedingte Liebe ist lebbar aber es wird Wunden geben. Es werden immer Dinge zu Bruch gehen dabei.

Es ist es immer wert, den Zauber der Liebe auszukosten. Was macht das Leben sonst lebenswert?

Ich glaube nach wie vor, dass es unglaubliche Dinge im Leben zwischen Menschen gibt. Aber man muss hinschauen und wahrnehmen.

Heutige Männer sind schwer überfordert. Da ist auch eine Riesenverwirrung. Die Männer müssen wieder an Selbstbewusstsein, an kathartischem Selbstbewusstsein, gewinnen. Malina lädt da sehr gut zum Reflektieren ein.

Das Bedürfnis an Beschütztwerden und Beschützen ist ein genetischer Code.

Wir sind alle Frauen und Männer, Väter und Mütter in einem. Wir wechseln nur die Rollen.

Auch dieses Nach- und Weglaufen in der Liebe ist immer (noch) in uns. Wir müssen dieses Spiel der Liebe bedienen. Vielleicht ändert es sich in 100 000 Jahren.

In Malina geht es wesentlich um die Ehrlichkeit, Offenheit in der Liebe. Sprache und Aussprache. Diesen Wunsch danach und auch die Überforderung des Gegenüber.

Liebe auf den ersten Blick gibt es, wie in Malina. Das entscheidet sich, bevor Du es bemerkt hast.

Ich will als Frau Respekt in der Liebe. Das beginnt beim ersten Kaffee.

Wenn ich begehre, möchte ich geben. In allem. Anders geht es nicht. Sprichwörtlich – wie im Roman.

Partnerschaft ist eine Kommunikation, eine Auseinandersetzung, im besten Fall ein Finden und Leben von Persönlichkeitsanteilen. Oder ein Gehen, Durch-Die-Wand-Gehen, ein Kämpfen und ein Verschwinden – wie in Malina. Dies ist wohl das Hauptthema des Romans. Was kann, darf, soll – wann und wie endet Liebe? Bachmann spricht ja von „Todesarten“.

Es gibt auch diese fatalen Männer, auch leider diesen Hang als Frau dazu. Das ist eine Frage des Selbstbewusstseins, des Selbstwertes, der persönlichen Entwicklung.

Wir sind nicht dafür da, ständig glücklich zu sein. Glück sind die Ausreißer (lacht).

Marion Rottenhofer_Schauspielerin_Wien

50 Jahre Malina _ Roman _ Ingeborg Bachmann _ im Gespräch:

Marion Rottenhofer, Schauspielerin _Station bei Ingeborg Bachmann_ Wien_Romanschauplatz „Malina“.

MARION ROTTENHOFER •••

Alle Fotos/Interview_Walter Pobaschnig _ Romanschauplatz „Malina“ _Wien_12.3.2021

Walter Pobaschnig _ 3_2021

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„Einige Kollegen können es sich schlicht und ergreifend nicht mehr leisten Künstler zu sein“ Jakob Pinter, Schauspieler_ Wien 17.3.2021

Lieber Jakob, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Kommt immer drauf an: Wenn ich in Kärnten bin, verbring ich viel Zeit mit meiner Familie und im Büro, mach Buchhaltung etc. Hab vor Kurzem begonnen mein Eigenes Projekt auf die Beine zu stellen und da muss man viel organisieren.

Wenn ich in Wien bin, geh ich gern spazieren, spiele viel Klavier und singe (nicht immer zur Freude meiner Nachbarn), lese oder lerne Text.

Und ab Montag fang ich wieder an zu proben, also da wird sich dann alles ändern.

Jakob Pinter, Schauspieler

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich glaube, dass es wichtig ist, sich nicht verrückt machen zu lassen. Zurzeit wird man medial derartig mit Corona News bombardiert, dass man nur schwer davon wegkommt.

Ich bemerke das auch oft in meinen Freundeskreis wie schnell man immer wieder auf dieses Thema zu sprechen kommt. Und da glaub ich, ist es manchmal gut, bewusst dagegen zu steuern und absichtlich nicht Corona zu thematisieren. Und das tut zuweilen richtig gut.

Aber vor allem finde ich, ist es wichtig, sich eine Struktur im Leben zu erhalten. Sich selbst Ziele zu setzen und darauf hinarbeiten. Ich merke, dass ich das brauche um nicht komplett zu versumpern, wie man so schön sagt.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Ich glaube und hoffe, dass uns diese Pandemie auch Möglichkeiten aufgezeigt hat die wir vor 2 Jahren noch für unvorstellbar gehalten haben. Die Grenzen des Unvorstellbaren haben sich erweitert. Und das macht diese Zeit auch so spannend. Die Frage ist nur, in welche Richtung wir als Gesellschaft uns entwickeln wollen.

Für die Kunstbranche wird es aber schwer. Ich befürchte, dass es viele geben wird, die eine Zeit brauchen werden, um sich von diesem Drama wieder zu erholen. Einige Kollegen können es sich schlicht und ergreifend nicht mehr leisten Künstler zu sein.

Die Krise hat sicherlich nochmal eine Lupe auf alle Defizite gelegt, die wir in dieser Branche haben. Und ich hoffe inständig, dass sich da etwas tut, vor allem in der Kommunikation mit der öffentlichen Hand.

Aber künstlerisch wird es meiner Meinung nach, sobald dieses ganze Theater abgespielt ist, wieder voll vorangehen. Ich hoffe, ich lebe nicht in einer Utopie, aber ich glaube, dass der Hunger nach Kunst bei den Menschen gerade sehr groß ist und die Menschen, sobald sie sich wieder sicher fühlen, ins Theater strömen werden. Aber es liegt auch an uns ihnen diese Sicherheit zu geben.

Was liest Du derzeit?

Habe gerade „Tyll“ von Daniel Kehlmann beendet. Ein toller Roman über einen mutigen Künstler zur Zeit des 30-jährigen Krieges.

Zurzeit führe ich eine On Off Beziehung mit Lisa Eckerts „Omama“.

Außerdem lese ich gerade „Meine Erlebnisse in dem furchtbaren Weltkriege 1914-1918“. Die Tagebücher des jungen Soldaten, auf österreichischer Seite, Franz Arneitz, der seine Erinnerungen so plastisch erzählt, dass einen manchmal die Haare zu Berge stehen.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Kunst ist schön macht aber viel Arbeit.“

Eine Tatsache die allzu gerne vergessen wird.

Jakob Pinter, Schauspieler

Vielen Dank für das Interview lieber Jakob, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Jakob Pinter, Schauspieler

Schauspieler | Jakob Pinter

Foto_1 Barbara Hutter; 2_3 Kurt Pinter.

20.2.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Das Theater, die Kunst, haben die Kraft einen Diskurs zu eröffnen“ Luka Dimic, Schauspieler _ Bern 17.3.2021

Lieber Luka, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Zu Beginn des Jahres ließ ich mich von meiner inneren Uhr und nicht vom Wecker wecken. Ich genoss es, die Zeit für ein ausgiebiges Frühstück zu haben.

Seit Mitte Februar lernte ich wieder Text für die Proben ab dem 1.3, außerdem bereitete ich ein weiteres Projekt vor, für das sehr viel körperliche Fitness verlangt wurde. Da kam mir die Zeit gelegen. Ansonsten hütete ich mich davor, mir selbst Produktivitätsdruck aufzuerlegen und das zu machen worauf ich gerade Lust hatte/habe und das unter den aktuellen Bedingungen möglich war/ist. Und dann geh ich spät ins Bett 😉

Luka Dimic, Schauspieler

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Natürlich Hände waschen und sonnnnneeeee;) Aber ich denke, dass jeder von uns individuell für sich Wege finden muss, um in dieser Zeit nicht zu verzagen

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Ich hoffe sehr, dass wir in gewissen Dingen vor einem Neubeginn stehen. Kunst und Theater haben die Kraft einen Diskurs zu eröffnen und vielleicht die Gesellschaft, ohne sie zu belehren, dazu zu animieren darüber nachzudenken, wie dieser Neubeginn aussehen soll.

Was liest Du derzeit?

Bonita Avenue von Peter Buwalda

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Es ist eine Regieanweisung: „mit Würde ab.“

Vielen Dank für das Interview lieber Luka, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Schauspielprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler*innen:

Luka Dimic, Schauspieler

Foto_Stefan Klüter

27.2.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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