„Die Habsburger“ Aufstieg und Fall einer Weltmacht. Martyn Rady. Rowohlt Verlag.

Es sind Jahrhunderte und Kontinente, die von ihrer Macht und ihrem Glanz bestimmt werden. Glanzvolle Schlösser, Prachtstraßen und Museen strahlen in Land und Stadt wie auch Dunkelheiten in Krieg und Zerfall. Tragödien ganzer Völker wie persönlich im Herrscherhaus prägen ihre Zeit – die Habsburger, ein Adelsgeschlecht, das Zentraleuropa über Jahrhunderte wesentlich lenkt und bestimmt.

Ein Adelsgeschlecht, das Herrscher wie Karl V in seiner Reihe hat, der von sich sagte „die Sonne gehe in seinem Reich nicht unter“ und sich im 16.Jhdt. dabei auf die Ausdehnung des Reiches bis auf den neuen, amerikanischen Kontinent bezog. Aber auch ein Kaiser, in dessen Regentschaft sich eine Spaltung der Gesellschaft vollzieht in Fragen der Religion. Gegen Ende seines Lebens zieht sich Karl V in ein Kloster in Spanien zurück. Ein Regentschafts- und Lebensweg, der ein Beispiel für Herausforderung, Ruhm und Scheitern einer Dynastie ist.

Martyn Rady, emeritierter Professor für mitteleuropäische Geschichteam University College London, legt einen kompakt übersichtlichen wie sehr flüssig lesbaren Überblick über die Jahrhunderte übergreifenden Geschichte der Habsburger Dynastie dar.

Da verbindet sich fundiertes Fachwissen mit großer historischer wie biographischer Aufmerksamkeit zu einer sehr anschaulichen wie informativen Darstellung. Das verdient große wissenschaftliche wie schriftstellerische Anerkennung. Ein Bogen, der sich hier eindrucksvoll über historische Ereignisse, Eckdaten wie spannende Kapitelschwerpunkte zieht und ins historisch wie schriftstellerisch interessierte Herz von Leserin und Leser trifft.

„Eine historische Darstellung, die besondere Aufmerksamkeit verdient – anschaulich, informativ, spannend.“

Walter Pobaschnig 4_21https://literaturoutdoors.com

„der mut kommt in die schuhe/ der arme kommt zum zoll“ Gerhard Fresacher, Bildender Künstler_ Klagenfurt 21.5.2021

Lieber Gerhard, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Von früh bis spät nur herrlichen Ärger.

Gerhard Fresacher, Bildender Künstler, Bühnenbildner, Regisseur

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Konzentration

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?

rock n roll

die Milch kommt in den Kühlschrank Der Mist kommt auf die straße

die Lampe kommt in die Fassung die Erotik kommt ins Heft ,die melodie kommt in die leute, der fisch kommt in den kübel, das wasser kommt ins glas, das buch kommt ins regal, das lachen kommt in keller, der anzug kommt zum schneider, das gedicht kommt in den mund, die tasse kommt in die abwasch, die frau kommt an den herd , die liege in die garage , der ball kommt in den pool , die frisur kommt in das handy, das gesicht kommt in die falten , das auto kommt in die werkstatt, der falsche kommt ins gefängnis, die arbeit kommt nach hause, die werbung kommt zum wesen , der stolz kommt in den tunnel , das mädchen kommt in den garten , der strumpf kommt an die leine , der hund kommt in die küche, der stift kommt ins sakko, die wärme kommt ins thermometer , der abschlag kommt auf den platz , der rasen kommt auf die rolle, das haus kommt in den katalog , der baum der kommt in die halle , die anmut kommt ins heft , die geschichte kommt zum sieger , der fall kommt zu den akten, die mehrheit kommt zur grenze , der sieger kommt zur macht , der eine kommt zum andern , der leise kommt zum lauten , der alte kommt zu tode , der junge kommt zum grab , der böse kommt ins fernsehen , der spalt kommt in die mitte, der nagel auf den kopf , die beute kommt zur meute , der mut kommt in die schuhe , der arme kommt zum zoll, der reiche in den himmel , das schwein kommt auf den teller, der dreck kommt in die häuser , die liebe kommt zum ende, die leute kommen gar nicht, der kreis kommt in die sitzung , die menschheit in die wiege, der letzte kommt in die hölle, der turm der kommt ins schwanken , das kind kommt in die hölle , der sonntag kommt mit sicherheit,

Was liest Du derzeit?

a.w.grill, humoreske

Welches Zitat, Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

was glaubst du wer du bist!

Gerhard Fresacher, bildender Künstler, Bühnenbildner, Regisseur

Vielen Dank für das Interview lieber Gerhard, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Gerhard Fresacher, Bildender Künstler, Bühnenbildner, Regisseur _ Klagenfurt-Wien

artist and director | Gerhard Fresacher

Gerhard Fresacher – dark-citys Webseite!

Fotos_ 1 C.Fresacher; 2,3 privat.

22.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Weiter in Richtung seiner Träume zu arbeiten“ Amina Merai, Schauspielerin_Berlin 20.5.2021

Liebe Amina, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Bei mir hat sich nicht so viel verändert seit Corona, ich drehe aktuell eine Serie und arbeite auch an eigenen Projekten weiter. Ich bin aber auch ein ziemlich aktiver Mensch, also ich habe viele Träume und verfolge sie weiterhin. 🙂 Es ist natürlich schade kaum soziale Kontakte zu haben, aber das sehe ich gerade auch positiv, so habe ich keine Ablenkung und kann fokussiert arbeiten haha.

Amina Merai _ Schauspielerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich glaube es ist wichtig, die Zeit gerade gut zu nutzen, egal wie, zu sich selbst oder ein neues Hobby zu finden, weiter in Richtung seiner Träume zu arbeiten, vielleicht rauszufinden, welche Träume man überhaupt hat, etc., alles, bloß sich nicht auffressen lassen von negativen Gedanken gegenüber der aktuellen Situation. Das bringt einen nicht weiter, sondern macht bloß unglücklich und ändert im Endeffekt auch nichts an der Lage.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Hmm.. also ehrlich gesagt fühlt es sich für mich aktuell nicht so an, als wären wir kurz vor einem Aufbruch oder Neubeginn, weil ja so unklar ist wie lange diese ganze Situation andauern wird. Im Mai und Juni sollte ich wieder am Staatstheater Stuttgart spielen, aber selbst das ist unsicher. Mir tun die Menschen einfach sehr leid, die ihre Existenzen verlieren oder verloren haben, das ist alles ziemlich hart und ich wünsche ihnen viel Kraft. Ich hoffe, dass Kultur bald wieder als ein wichtiger Teil der Gesellschaft angesehen und ihr mit dem nötigen Respekt entgegen gekommen wird.

Was lest Ihr derzeit?

Ein Freund hat mir „Die Kunst des Liebens“ von Erich Fromm empfohlen, ich finde es bisher toll, aber muss mir für dieses Buch mehr Zeit als sonst nehmen. 🙂

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtet Ihr uns mitgeben?

„Was in unserer Gewalt steht, ist von Natur frei, kann nicht gehindert oder gehemmt werden; was aber nicht in unserer Gewalt steht, ist hinfällig, unfrei, kann gehindert werden, steht unter dem Einfluss anderer. Sei dir also darüber klar: wenn du das von Natur Unfreie für frei, das Fremde dagegen für dein Eigentum hältst, dann wirst du nur Unannehmlichkeiten haben, wirst klagen, wirst dich aufregen, wirst mit Gott und der Welt hadern; hältst du aber nur das für dein Eigentum, was wirklich dein ist, das Fremde dagegen für fremd, dann kann kein Mensch einen Zwang auf dich ausüben, niemand dir etwas in den Weg legen, du wirst niemandem Vorwürfe machen, niemandem die Schuld geben, wirst nichts gegen deinen Willen tun, niemand kann dir dann schaden, du wirst keinen Feind haben, denn du wirst überhaupt keinen Schaden erleiden.“ – Marc Aurel

Vielen Dank für das Interview liebe Amina, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Amina Merai _ Schauspielerin

Foto_Mathias Bothor

22.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Jeden Tag Cowboy“ Viktor Rogy. Der Kunstrebell vom Wörthersee. Wolfgang Koch. Hollitzer Verlag

Kunst geht und findet ihren Weg. An jedem Ort. Kunst ist präsent in unterschiedlicher Form an gesellschaftlichen Begegnungsorten und Schnittflächen. Diese können ganz direkt gesucht und konzipiert werden, als Bühne und Gemeinschaftsereignis. Oder als Aktion, im partizipativen Prozess der Entstehung und Entwicklung. Gleichsam als offenes Kunstwerk, das seinen Platz in Gesellschaft und Welt findet. Je nach der Zeit.

Viktor Rogy (1924 – 2004), österreichischer Aktions- und Performancekünstler, lebte Kunst in diesem Sinne als Erfahrung, Mitteilung und Ereignis und ging dabei einen selbstbewussten, konsequenten Weg. In Kärnten aufgewachsen, seinen Vater gewaltsam im nationalsozialistischen Widerstand verloren, suchte er nach dem Krieg sein künstlerisches Interesse partizipativ in der Mitarbeit an Kunstprojekten weiterzuentwickeln. Dabei kam es im Prozess persönlicher Inspiration und gesellschaftlicher Fragestellungen zu einem außergewöhnlichen ästhetischen Ausdruck, der sich auch unmittelbar in der Stadt Klagenfurt zeigte. Das Cafè „Om“ vor Ort wurde etwa zu einem intellektuellen Treffpunkt und Austausch wie Mittelpunkt des künstlerisch wie gesellschaftlich interessiertem Leben.

Wolfgang Koch, Kulturjournalist, geht in seinem vorliegenden Buch nun umfassend auf Leben und Wirken Viktor Rogys ein und öffnet dabei außergewöhnliche  Lebens-, Werk-, und Bilddokumente des Künstlers. In acht umfassenden Kapitel werden Lebensstationen, Wirkung und Nachwirkungen, ausführlich in Recherche, Berichten und Interviews dargestellt und ergeben so ein künstlerisches Zeitzeugnis, das in Weg und dessen Gesamtdarstellung beeindruckt.

„Eine ganz außergewöhnliche Gesamtdarstellung eines Künstlers, der in seiner Vielfältigkeit und Kompromisslosigkeit beeindruckt“ 

Walter Pobaschnig 4_21

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„Generell wird die Kunst einen großen Hunger nach Leben stillen“ Britta Boerdner, Schriftstellerin_Frankfurt/Main 20.5.2021

Liebe Britta, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

6.15 joggen gehen, anschließend bis zum Nachmittag in meinem ziemlich anstrengenden Brotjob arbeiten. Danach brauche ich mindestens eine Stunde, um wieder normal zu werden. Kochen, essen, Musik hören, draußen herumlaufen. Wenn ich es noch irgendwie hinkriege, arbeite ich abends so lange ich kann am aktuellen Manuskript.

Britta Boerdner, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Dass wir nicht durchdrehen. Geduld, Nachsicht, Zuhören, Zuversicht. Auch, dass wir uns vornehmen, später – nach allem – genau das nicht zu vernachlässigen. Und auch diejenigen nicht vergessen, die draufzahlen mussten, deren Welt stehengeblieben ist.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich fürchte mich vor Corona-Romanen. Ein Auftrag zur Nachbereitung lässt noch lange keine gute Literatur entstehen. Die wird sowieso weiterhin das machen, was sie immer macht: versuchen, die Welt zu verstehen. Aber nicht, uns die Welt zu erklären. Und schon gar nicht programmatisch per zugewiesener Rolle. Wie immer werden Geschichten erzählt werden, in denen der Komplexität von Empfindungen, Ängsten, Widersprüchen nachgegangen wird. Dabei wird das, was wichtig und wesentlich ist, ganz unwillkürlich zutage treten. Literatur wird uns in enge Räume führen, auf weite Strecken schicken, in die Ferne schauen und wunde Stellen erkennen lassen, durchlässiger machen, aber auch Atem schöpfen lassen. Generell wird die Kunst bei allen, die sie sowieso zu schätzen wissen, einen großen Hunger nach Leben stillen, denke ich. Mir zumindest geht es so, dass ich mir vornehme, in Zukunft fast jeden Tag ins Kino, Theater, Konzert zu gehen, weil es mir so fehlt, dieses Große und Weite.

Was liest Du derzeit?

Zum x-ten Mal Marguerite Duras, Der Mann im Flur; Tim Winton, Breath; Ulrich Peltzer, Das bist du; Yevgeniy Breyger, Gestohlene Luft

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtet Du uns mitgeben?

Try to be a mensch! (Oscar Madison zu Felix Ungar in The Odd Couple)

Britta Boerdner, Schriftstellerin

Vielen Dank für das Interview liebe Britta, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Britta Boerdner, Schriftstellerin

Britta Boerdner | Aktuelles, Biografie, Kontakt

Foto_privat.

22.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Wie ist es möglich, da zu sein?“ Rainer Maria Rilke – Lou Andreas Salomè – Uraufführung_Theater Arche Wien 19.5.2021

„Wie ist es möglich, da zu sein?“ Bernhardt Jammernegg, Michaela Khom, Jakub Kavin

19.Mai 2021. Wiedereröffnung der Theater in Österreich. Erinnerungen, Gedanken begleiten auf dem Weg zum ersten Live-Bühnenabend nach dem Lockdown. Wann ging das letzte Mal das Bühnenlicht an? Im November letzten Jahres, oder?

Vor dem Theater Arche in der Münzwardeingasse 2a im sechsten Wiener Gemeindebezirk befinden sich schon Besucher*innen im angeregten Gespräch. Ein Wiedersehen nach langer Zeit. Besondere Augenblicke. Augen und Blicke lachen.

Die so engagierte Theaterleitung, der Theaterdirektor Jakub Kavin und Manami Okazaki, Sopranistin, Schauspielerin, Co-Leitern und musikalische Leiterin des Theaters, begrüßen die vielen Ankommenden und leiten in den Innenbereich zur Registrierung. Eine Routine, die schon selbstverständlich geworden ist. Die Freude auf den ersten Theaterabend ist rundum wahrzunehmen und zu spüren.

Dann der Gang in den Theaterraum. Es sind ganz bewusste Schritte, die alle jetzt in den Raum und zu den Sitzplätzen setzen. Wenig wird gesprochen, die Wirkung, die Aura des Theaters wird gleichsam wieder inhaliert. Ein langer Atemzug der Seele. Tief und fest. Da braucht es nicht viele Worte. Die Sinne haben zu tun und sie genießen es.

Auf der Bühne Dunkelheit. Drei zarte, durchsichtige Vorhänge und ein Keyboard umreißen den Spielraum. Dann ein Lichtkegel. Ein Anfang. Ein Sinnbild auch für die Zeit, das Erlebte. Eine Zeit, die viel an Innerem ins Dunkel wie ins Licht brachte. Fernes und Nahes eines Lebens.

So ist es heute und so war es damals.

Im Leben eines Dichters etwa – Rainer Maria Rilke. Es sind Gedanken an seine Mutter, die ihn jetzt im schmalen Lichtschein in der Dunkelheit umgeben. Die starken Bilder der Kindheit sind es. Und die Fragen – Wie war es? Wer war ich? Wie habe ich erlebt und was blieb?

Und da Lou Andreas-Salomé, Schriftstellerin, Psychoanalytikerin, Philosophin. Ihr Blick fällt auf die Seele des Dichters, des Mannes. Wer bist Du? Wer willst Du sein? Ihr Wort ist aufmerksam und einfühlsam. Du darfst sein. Du Mensch, Mann, Künstler.

Es ist jetzt ein Tanz in Musik, Wort und Stille. Spiegelbilder begegnen sich. Stehen zart in Licht und Schatten. Sagen und fragen. Denken und schweigen. Singen und begegnen. Geben Räume, Wege frei, lassen Erinnerungen zu und lassen Erinnerungen verschwinden. Kosten das Licht und nehmen das Jetzt an. Wie es ist. Eine Suche. Leben und Liebe – Wie ist es möglich, da zu sein?

Die Uraufführung „Wie ist es möglich, da zu sein?“ des Theater Arche Wien am Wiedereröffnungstag der Theater in Österreich ist eine sehr poetische feinfühlige Hommage an die Einsamkeit und Kraft des Lebens und der Liebe. Texte, Erinnerungen von Rainer Maria Rilke und Lou Andreas Salomè sind szenische Ausgangs- und Angelpunkte eines Theaterabends, der Spannungen von Bedürfnis und Identität gleichsam zeitlos begeisternd anschaulich macht.

Das Ringen des Menschen um Erkenntnis und künstlerischen Ausdruck zwischen Begehren und Passion ist die Mitte der Dichtung Rilkes wie des schriftstellerischen Werkes von Andreas-Salomè. Die Inszenierung schafft es mittels einer beeindruckenden schauspielerischen wie musikalischen Präsenz und Variation Poesie wie Reflexion zu verbinden und gleichsam in den Raum fließen zu lassen. Zart und bitter, in aller Kraft und Schönheit des Wortes und der Musik. Das ist ein ganz besonderer Kunstgriff, der auf allen Ebenen aufgeht. Poesie und Sinn werden zur packenden Ansprache, die in das Herz von Mensch und Zeit treffen.

Es ist ein Theaterabend, der meisterhaft erzählend in Wort und Musik nachdenken und träumen lässt.

Die hervorragenden Darsteller*innen Jakub Kavin – brilliante Inszenierung wie Schauspielpräsenz im facettenreichen, auch mehrsprachigen, Spiel – Bernhardt Jammernegg –  wie gewohnt glänzende, kraftvolle wie einfühlsame Darstellung, diesmal auch mit beeindruckendem Gesang und Michaela Khom – einzigartig wie die Schauspielerin und Musikerin in Spiel und Stimme, Wort und Musik, überzeugt, zweifellos eine Entdeckung des Wiener Theaters in seiner variantenreichen Verbindung von Musik und Darstellung – beschenken das Publikum auf allen Theaterlinien. Ebenso ist das Kostümbild, Bühnen-, Musik- wie Lichttechnik zu loben.

Theater als Genuss für alle Sinne. Und das zur richtigen Zeit. Vielen herzlichen Dank!

Wie ist es möglich, da zu sein _ Uraufführung Theater Arche_Wien

eine Collage aus Texten von Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé

Premiere 19.Mai. 2021 um 19:30h

weitere Vorstellungen 20, 21. und 22. Mai sowie 27., 29. und 30. Juni 2021 jeweils um 19:30 Uhr.

Regie: Jakub Kavin.
Musik: Michaela Khom und Bernhardt Jammernegg.
mit: Michaela Khom, Jakub Kavin und Bernhardt Jammernegg.                                        Kostüme: Christian Alfred Kahrer

Theater Arche – Münzwardeingasse 2a, 1060, Wien.

office@theaterarche.at

Wie ist es möglich, da zu sein – TheaterArche

19.5.2021 _Walter Pobaschnig _ literaturoutdoors

Alle Fotos_Walter Pobaschnig.

„Ohne Kunst und Kultur geht gar nichts!“ Tina Rosensprung, Musicaldarstellerin_Wien 19.5.2021

Liebe Tina, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Da ich eine Nachteule bin und erst nachts schlafen gehe, stehe ich dementsprechend spät auf. Nach meinem Frühstücks-Apfel trainiere ich gerne um so gut in den Tag zu starten – von Pilates über HIIT bis hin zu Yin Yoga ist alles dabei.

Danach koche ich auch schon zu Mittag und versuche meinen Nachmittag – sofern ich keine Pilates Klassen unterrichte – so kreativ wie möglich zu verbringen (Singen, Tanzen, Lesen, Basteln, neue Hobbies probieren etc). Hier ist dann auch Zeit für etwaige „Home Office“ Arbeiten wie beispielsweise E-Mails abarbeiten oder Video Auditions filmen und schneiden.

Meinen Tag lasse ich dann nach dem Abendessen ausklingen mit einer Runde lernen für mein Fernstudium und abschließend schau ich noch ein paar Folgen Serien auf Netflix zum Abschalten.

Nicht zu vergessen: all das mache ich, während ich mich um meine zwei jungen Kätzchen kümmere und sie beschäftige.

Tina Rosensprung, Musicaldarstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Positiv und beschäftigt zu bleiben! Für die meisten Menschen ist dies eine besonders schwere Zeit. Wir dürfen uns davon jedoch nicht runter ziehen lassen. Es wird wieder bergauf gehen. Vielleicht nicht so bald und schnell wie erhofft, aber es kann nur noch besser werden. Menschen haben schon weitaus Schlimmeres überstanden!

Deshalb: positiv bleiben! Es wird eine Zeit nach Corona geben.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater, der Kunst an sich zu?

Ohne Kunst und Kultur geht gar nichts!

Gerade in Zeiten wie diesen merke ich, wie sehr Kunst im Alltag bereits integriert ist. Denn was wäre ein Tag ohne Musik im Radio oder auf Youtube, Spotify, …? Was wäre ein Abend ohne den Fernseher und Netflix? All das gehört auch irgendwie zu Kunst dazu. Und ohne ihr hätte ich die Lockdowns beim besten Willen wirklich nicht überstanden.

Ich hoffe, dass sämtliche Kulturformen, jetzt wo sie uns weggenommen wurden, noch mehr wertgeschätzt werden, sobald wir alle endlich wieder ins Theater, Konzert und Museum dürfen. Denn hier geht es nicht nur um Unterhaltung, sondern sie haben auch einen sozialen Aspekt, der nicht außen vor gelassen werden darf.

Wesentlich wird dabei jedoch sein, dass sich diese Kultureinrichtungen auch an die neuen Bedürfnisse seiner Rezipienten anpassen.
Einige Häuser bieten ja beispielsweise schon Online Streams an und ich bin der Meinung, dass die Digitalisierung ein wesentlicher Teil unserer kulturellen Zukunft sein wird.

Was liest Du derzeit?

„Die subtile Kunst des Daraufscheißens“ von Mark Manson

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Fake it ‘till you make it“

Ich weiß, es ist nicht gerade literarisch – zudem ist es nicht mal wirklich ein Zitat sondern eher ein Motto – aber diese sechs Worte begleiten mich schon lange und haben mir oft durch schwierige Situationen geholfen.

Vielen Dank für das Interview liebe Tina, viel Freude weiterhin für Deine großartigen Musicalprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Tina Rosensprung, Musicaldarstellerin

Tina Rosensprung

Foto_Alex Bach.

5.5.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Der Kaiser reist inkognito“ Joseph II. und das Europa der Aufklärung. Monika Czernin. Penguin Verlag.

Es ist die Weite, die sein Leben und seine Regentschaft bestimmen. Die Weite im Kopf – in Gedanken, in Vernunft und Wagnis. Die Weite der Erfahrungen, der Sinne, die gesehen, gerochen, gefühlt haben müssen was sonst nur in Gesetz und fern des Lebens ist. Die Weite der Religion, der Formen christlicher Sinnstiftung. Die Weite menschlicher Arbeit in ihrer Vielfalt und Anstrengung. Und die Weite des Herzens, mit welcher der junge Thronfolger und Monarch sein Leben und seine Herrschaft zu verbinden sucht. Herz und Vernunft, die immer nah beim Menschen sein müssen, um zu verstehen aber auch verändern zu können und zu müssen…

Monika Czernin, Politikwissenschafterin, Philosophin, Filmemacherin und Regisseurin, legt mit „Der Kaiser reist inkognito“ ein beeindruckendes Porträt eines mutigen wie außergewöhnlichen Regenten vor, der in vielem seine Zeit überraschte wie herausforderte und dieser in vielem voraus war.

Das Buch ist chronologisch in neun Kapitel eingeteilt, die jeweils Zeitspannen und die umfassenden Reisen des Monarchen wie die zusammenhängenden Schwerpunkte seines Wirkens mit den Auswirkungen und Folgen darstellen.

Die Autorin schafft es hervorragend, Gesellschaft und Zeit lebendig werden zu lassen und so reisen Leserin und Leser gleichsam mit, sowohl geographisch wie inhaltlich. Dieses bunte wie eindringliche Panoptikum von Epoche, Herrschaft und Mensch führt dabei auch dringende Gegenwartsfragen vor Augen und deren gesellschaftliche Herausforderungen im Zusammenhang globaler Entwicklung und Aufgabe.

Ein mutiger, unkonventioneller, zeitübergreifend impulsgebender Herrscher im beeindruckenden Porträt“

Walter Pobaschnig 4_21

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„Die Arbeit der Suche nach Orientierung, nach Gedanken, welche in die Zukunft tragen werden“ Dragica Rajcic Holzner, Schriftstellerin_ Zürich 19.5.2021

Liebe Dragica, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Wir sind Ende April in Rogoznica in Kroatien angekommen, hier arbeite ich am einfachsten, also wenn die Bücher ausgepackt sind, die Internetverbindung wieder kommt, das Notwendigste erledigt ist, Behörden, Familie; Spargeln suchen, dann über den kommenden Text nachdenken. Zwei Frauen, Wally Neuzil und Simone Weil, beschäftigen mich so sehr, die eine Model, die andere Philosophin, darüber schreibe ich bzw. denke ich nach, Tag für Tag. Ich schaue zurück auf den Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, und die Frauenfragen – aktuell auf andere Art immer noch – ; eventuell verbergen sich dort auch Impulse für heute, sicher aber finden muss ich sie und in einen Text überführen… schreibend.

Dragica Rajčić Holzner _ Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich komme aus einem verlorenen (falschen) ideologischen WIR der sozialistischen Gesellschaft, welches sich dann in ein WIR  einer nationalistischen Gesellschaft übergossen hat, Gott sei Dank war ich dann im Ausland bis heute. Für mich und uns alle ist es besonders wichtig, sich selber nicht im Massenwahn zu ertränken – und da meine ich nicht nur die Extremistischen. Hermann Broch würde  sagen, „Anstand zu wahren“ ist notwendig, auch für  mich selber besonders wichtig, und das darf jede(r) für sich selber entscheiden, was sie/er/es für wichtig findet.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

AUF-/AB-Bruch, – in diesem Verb oder Nomen steht schon auch die Antwort drin, mit vielem muss man abbrechen, da liegt auch die Chance, eine geschenkte durch das Virus fast?

Im UF verbirgt sich die Mühsal und die Arbeit der Suche nach Orientierung, nach Gedanken, welche in die Zukunft tragen werden, ja, auch Rückfälle gehören dazu und das Wissen, früher war nichts besser, und sie haben es auch geschafft.

Der Kunst – wozu auch Literatur hoffentlich gehört – kommt keine besondere Rolle zu, die Kunst unter wechselnden Bedingungen muss und soll nur Herz und Kopf eines jeden Menschen beflügeln auf der Suche nach Glück, Gerechtigkeit und Freiheit für die Umgebung und sich selbst. Kunst ist Teil von jedem und nicht außerhalb als Gebrauchsmaschine und damit ist sie immer dialogisch, auch im Scheitern. Ja, Scheitern ist vielleicht auch ein Weg der Erkenntnis, nicht Siegen in Wettbewerben. Oder?, sagen die Schweizer.

Was liest Du derzeit?

Ich lese zuviel – weil es bei mir  Arbeits-lesen und Vergnügen-lesen gibt, aber ein Lesen leidet immer darunter.

Alleswiederlesen  von Simone Weil, 1909 in Paris als Tochter einer jüdisch-bürgerlichen Familie geboren, hat sich politisch  engagiert als Gewerkschafterin, Marx-Kritikerin und Teilnehmerin am Spanischen Bürgerkrieg. Fand später Orientierung an christlicher Mystik wie auch an platonischem und buddhistischem Denken. Sie starb im Exil 1943 im englischen Ashford, weil sie verhungerte, aus Solidarität mit ihren Landsleuten.

Das beste Buch des Jahrzehnts ist für mich „Löwen wecken“ der israelischen Autorin Ayelet Gundar-Goshen.

Da denkt ein Neurochirurg, welcher einen eritreischen Flüchtling überfährt und vom Tatort flüchtet: „Der kleine Junge, der beim ersten Anblick eines Obdachlosen auf der Strasse dermassen losgeheult hatte, dass seine Grossmutter, die dabei war, ihn bis heute daran erinnerte. Wann hatte er aufgehört, Obdachlose unsicher anzustarren, und angefangen, ihrem Blick um jeden Preis auszuweichen? …“

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Der Verlust der Berührung mit der Wirklichkeit ist das Böse“. Aus:

Schwerkraft und Gnade – Verlag Matthes & Seitz Berlin (Simone Weil)

Vielen Dank für das Interview liebe Dragica, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Dragica Rajčić Holzner _ Schriftstellerin

HOME | dragica-rajcic (dragicarajcic.ch)

ausgezeichnet mit dem Schweizer Literaturpreis 2021

Dragica Rajčić Holzner (schweizerkulturpreise.ch)

Foto_Florian Bachmann.

21.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Ob ein Sonnenstrahl oder ein Lächeln eines Nachbarn, ein leckeres Butterbrot oder der Lieblingssong im Radio“ Isabella Händler, Schauspielerin_Wien 18.5.2021

Liebe Isabella, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Seit April bin ich in Theaterproben, das heißt mein Tagesablauf erinnert an Zeiten vor Covid. Morgendliche Rituale, wie meinen geliebten schwarzen Tee mit  Hafermilch und Honig und dann ab in die Probe. Jedoch steht auch leider bereits für dieses Projekt fest, dass die Premiere verschoben werden muss. Somit genieße ich noch meine zwei Wochen „Alltag“ und sauge dankbar wie ein Schwamm den Kontakt zu meinen Kolleg*Innen und die Freude am gemeinsamen Arbeiten auf. Sonst hatte mein Tagesablauf im vergangen Jahr ganz unterschiedliche Gesichter. Mal sehr strukturiert, an anderen Tagen leger, da habe ich stundenlange Spaziergänge gemacht und nichts „gebraucht“, die Situation auf mich wirken lassen und versucht mit diesen Emotionen umzugehen.

Isabella Händler, Schauspielerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich finde das ist wirklich schwer zu sagen. Ich hatte im vergangenen Jahr so viel Meinung zu so vielen Themen, dass mir momentan irgendwie die Meinung ausgegangen ist. Oder anders gesagt, mein subjektives Empfinden ändert wenig bis nichts an dieser Situation. Jedoch was ich tun kann, ist reflektiert Maßnahmen einzuhalten um für, und als Teil der Gemeinschaft durchzuhalten. Etwas was ich empfehlen kann ist, am Ende meines Tages mich an 3 schöne Dinge zu erinnern die ich erlebt habe. Ob ein Sonnenstrahl oder ein Lächeln eines Nachbarn, ein leckeres Butterbrot oder der Lieblingssong im Radio. Für mich steckt viel Freude in kleinen Dingen- dieses bewusste wahrnehmen von Kleinigkeiten die einem gut tun hat mich positiv gestärkt.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Nach so einer Ausnahmesituation wäre es natürlich toll mit Zuversicht und positiven Glaubenssätzen der Zukunft entgegenzugehen. Altbekannte Missstände konnten durch die Pandemie weniger leicht verschleiert werden. Stimmen wurden laut(er) bzw. mehr gehört, da man es sich nicht „leisten“ konnte, diese unter den Teppich zu kehren, da ja die gesamte Welt zuguckte. Kunst und Kultur unterstützen meiner Meinung nach diese Prozesse, stellen Systeme neu auf, verarbeiten diese, regen zu neuen Denkweisen an und ermöglichen dem Zuseher ein Ventil der Verarbeitung. Verarbeiten werden wir einiges müssen und deshalb freue ich mich schon sehr auf alles was da kommen wird.

Was liest Du derzeit?

Valerie Fritsch „Herzklappen von Johnson und Johnson“ und das Buch „Im Grunde Gut“ von Rutger Bregman.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Mitten im tiefsten Winter wurde mir endlich bewusst, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt“. – Albert Camus

Isabella Händler, Schauspielerin

Vielen Dank für das Interview liebe Isabella, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Isabella Händler, Schauspielerin

Fotos_Florian Lierzer

21.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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