„Kunst und Literatur werden die Leuchttürme der freien Individualität bleiben“ Volker Kaminski, Schriftsteller _ Berlin 30.4.2023

Lieber Volker Kaminski, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Sehr unspektakulär, fürchte ich. Vor dem Frühstück eine Gymnastikeinheit auf der Matte und ein wenig Hanteltraining, gefolgt von einem längeren Spaziergang (zwecks Bewegung und Einfällesammeln).

Anschließend die Vormittagssitzung (Lektüre von Rezensionstiteln oder Masterarbeiten mit anschließendem Verfassen eines Gutachtens o. Ä.).

Nach der Mittagspause ab 16Uhr Nachmittagssitzung: Arbeit am Eigenen! Höhepunkt des Tages!

Abends Privates, Lesung, Konzert, Theater, Vernissage oder Tummeln auf dem Berliner Parkett (z.B. in Botschaften und Landesvertretungen) mit einem Entspannungsgläschen Rotwein.

Volker Kaminski, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Sich nicht verdüstern und einschüchtern lassen von der aktuellen Weltlage. Rückgriff auf Ressourcen und Erfahrungswissen. Pläne schmieden, Ziele ins Auge fassen. Als Künstler sich nicht entmutigen lassen, immer den Kopf oben behalten und ansonsten dem folgen, wohin der eigene Antrieb dich steuert. Ganz wichtig auch: sich vernetzen und mit anderen austauschen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Das ist schwer einzuschätzen. Vermutlich wird es wesentlich darum gehen, unser freiheitliches Leben auf der Basis demokratischer Grundrechte und eines funktionierenden Parlaments mit Meinungsvielfalt und Parteienpluralität aktiv zu verteidigen. Kunst und Literatur werden dann die Leuchttürme der freien Individualität bleiben, Ausdruck selbstbewussten Bürgersinns, selbst extreme Kunstwerke muss es weiter geben dürfen – da erwarten uns noch kontroverse Diskussionen.

Was liest Du derzeit?

Den wundervollen Roman „Fünf Minuten vor Erschaffung der Welt“ meines Verlagskollegen Wolf Christian Schröder (PalmArtPress). Eine verrückt-liebenswerte Lektüre, jedoch mit erstaunlich viel negativer Energie, ohne dass sich dabei Hoffnungslosigkeit ausbreitet.

Die Romane von Patrick Modiano, z. B. „Im Café der verlorenen Jugend“ oder „Eine Jugend“. Ein äußerst ökonomisch arbeitender Autor, dessen Romane Geheimnisse enthalten und in ihrer scheinbaren Harmlosigkeit menschlich ins Herz treffen.

Toll und spannend ist auch: „Die Anomalie“, von Hervé Le Tellier. Eine Spur Science Fiction, formal ungewöhnlich. Ein Flugzeug verdoppelt sich auf rätselhafte Weise, samt aller Passagiere und der Crew. Wie ist so etwas möglich? Darauf wird im Roman eine Antwort gesucht. Herrlich verrückt!

Ansonsten mische ich gerne unter die neuen Titel auch immer wieder Älteres, Bewährtes wie zuletzt: „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse oder Aufsätze von Thomas Mann (gerade gelesen: „Deutsche Hörer“, Manns Abrechnung mit Hitler-Deutschland in einer Vielzahl von BBC-Reden).

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Reisen hat keinen Reiz, wenn du nirgendshin heimkehren kannst.“ Stanislaw Lem.

Vielen Dank für das Interview lieber Volker, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Volker Kaminski, Schriftsteller

Zur Person_

VOLKER KAMINSKI, geb. 1958 in Karlsruhe, Studium Germanistik/Philosophie, lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Er veröffentlicht Kurzgeschichten, Glossen (Berliner Zeitung), zahlreiche Romane, z.B. „Herzhand“ 2021, „Der Gestrandete“ 2019, „Auf Probe“ 2018, „Rot wie Schnee“ 2016. Im Herbst 2023 erscheint der Roman „RUA17“ bei PalmArtPress Berlin.

Kaminski rezensiert Romane aus dem arabisch-persischen Kulturraum für die Deutsche Welle. Seit 2014 ist er Lehrbeauftragter an der Alice Salomon Hochschule in Berlin und unterrichtet dort Creative Writing in einer Romanwerkstatt. Außerdem bildet er Autor*innen aus über das Institut für kreatives Schreiben (IKS). Stipendien: Alfred Döblin-Stipendium. Stipendium Kunststiftung Baden-Württemberg, Stipendium Künstlerhaus Edenkoben.

www.volkerkaminski.wordpress.com

Foto_privat

29.3.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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Buchmesse Leipzig: „Ich freue mich über jeden Menschen, der sich mit Herz und Hirn einem Buch widmet, egal woher er kommt“ Theodora Bauer, Schriftstellerin_Wien 30.4.2023

Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023

Interview _ Theodora Bauer, Schriftstellerin_Wien

Theodora Bauer, Schriftstellerin_Wien

Ist Österreich als Gastland die vorauseilende Revanche für den deutschen (Sommer) Gast?

Ich hoffe nicht

Was liest ein österreichischer Gast in Deutschland?

Ein Buch eines deutschen Autors, das mich unlängst sehr beeindruckt hat, war „Freudenberg“ von Carl-Christian Elze

Wird Leipzig das Literatur-Cordoba für Österreich?

Hoffentlich ist es nur der Beginn einer Reihe von außergewöhnlichen Erfolgen

Ist „Meaoiswiamia“ als majestetischer Plural gemeint mit dem WIR geschickt Deutschland narzisstisch überlisten?   

Ich denke, meaoiswiamia ist ein spannender Zugang zu der Vielfältigkeit und Vielgestaltigkeit eines Landes, das diese viel zu oft und ohne ersichtlichen Grund zu verstecken versucht.

Was kann Österreich aus Deutschland und Deutschland aus Österreich gestohlen bleiben? 

Gegenseitige Vorurteile.

Wer kann besser lesen – Deutschland oder Österreich?

Ich freue mich über jeden Menschen, der tatsächlich bereit ist, sich mit Herz und Hirn einem Buch zu widmen, egal woher er kommt

Herzlichen Dank!

Aktueller Roman_ „Chikago“. Roman. Wien: Picus Verlag. 2017.

Theodora Bauer, „Chikago“. Roman. Wien: Picus Verlag. 2017.

Einband gebunden

Umfang 256 Seiten

Format 13,5 x 21,0

ISBN 978-3-7117-2052-8

Ersch.Datum August 2017

€24,00kaufen

E-Book €18,99E-Book kaufen

Zur Person_Theodora Bauer, Schriftstellerin_Wien

Theodora Bauer, Schriftstellerin_Wien

Kurzbio

*1990 in Wien, Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (Magisterium) und der Philosophie (Bachelor) an der Universität Wien.

Publikation des Debütromans „Das Fell der Tante Meri“ (2014) und des zweiten Romans „Chikago“ (2017) im Picus Verlag. Mit ihren Theaterstücken steht Theodora Bauer seit 2016 bei Schultz & Schirm unter Vertrag.

Teilnahme am 20. Klagenfurter Literaturkurs im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Preises mit dem Manuskript von „Chikago“ (2016). „papier.waren.pospischil“ gewinnt den 1. Preis beim Festival „Die Freiheit des Lachens“ am Salzburger Landestheater (2017) und wird im März 2019 dort uraufgeführt. Theodora Bauer erhält den Anerkennungspreis der Burgenlandstiftung Theodor Kery für „Chikago“ (2018) und das DramatikerInnenstipendium des Bundes für ein in Arbeit befindliches Theaterstück (2018). Die Süddeutsche Zeitung setzt den Roman auf die Liste der „10 Bücher des Jahres“ (2017). Mit „Chikago“ kommt sie ins Finale des Alpha-Literaturpreises 2018. 2019 erhält Theodora Bauer den Förderungspreis für Literatur der Stadt Wien. 2019-2020 verbringt sie zwei Monate am Deutschen Haus der New York University in NYC im Rahmen eines Schreibaufenthaltes. Im Spring Term 2022 ist Theodora Bauer Writer in Residence und Gastdozentin an der BGSU (Bowling Green State University) in Ohio. 2022 erhält sie sowohl das Projektstipendium des Bundes für ihren neuen Roman als auch den rotahorn-Literaturpreis.

Sie moderiert die Literatursendung „literaTOUR“, die im österreichischen Sender ServusTV ausgestrahlt wird.


Short Biography in English

Born in Vienna in 1990, Theodora Bauer studied Philosophy (Bachelor) and Communication Science (Master) at the University of Vienna. Her debut novel „Das Fell der Tante Meri“ („Aunt Meri’s Fur“) was published in 2014, followed by her second novel „Chikago“ in 2017, both with Picus Verlag / Vienna. Her plays have been represented by Verlag Schultz & Schirm / Vienna since 2016.

Theodora Bauer participated in the „20th Klagenfurt Literaturkurs“ being organised parallel to the Ingeborg-Bachmann-Preis in 2016, working on the manuscript of „Chikago“. The German paper Süddeutsche Zeitung listed „Chikago“ among the 10 best books of the year 2017. Her reading trips presenting the book took her, amongst others, to the US and Canada.

Her play „papier.waren.pospischil“ won the first prize at a competition called „Die Freiheit des Lachens“ at Salzburg State Theatre (Salzburger Landestheater) in 2017 and premiered there in March 2019.

In 2018, Theodora was awarded a prize by the Burgenland Foundation Theodor Kery for „Chikago“ and a scholarship for playwrights by the Austrian Ministry of Culture for a play that she recently finished. She was nominated for the Alpha Literary Prize 2018 for her second novel. In 2019 she got a literary award from the City of Vienna. In 2019/2020, Theodora spent two months in NYC at the Deutsches Haus at New York University on a writer’s residency. Theodora spent the spring term of 2022 as a writer in residence and guest lecturer at BGSU (Bowling Green State University) in Ohio. In 2022 she received a scolarship by the Austrian government to finish her current novel and the prestigious rotahorn literary award.

Theodora is hosting the show „literaTOUR“ on the Austrian TV station ServusTV.


Romane:

Zahlreiche Lesungen und wohlwollende mediale Berichterstattung nach der Publikation von „Chikago“ in deutschen und österreichischen Medien. Die Süddeutsche Zeitung setzt den Roman auf die Liste der „10 Bücher des Jahres“ (2017). Lesereisen mit „Chikago“ nach Paris, nach Budapest und zwei Mal in die USA (2018). Förderung von Lesungen aus „Chikago“ an österreichischen öffentlichen Bibliotheken im Rahmen des Programmes „Geschichte in Geschichten“ des BVÖ (2018). Theodora Bauer erhielt den Anerkennungspreis der Burgenlandstiftung Theodor Kery für “Chikago” (2018) und wurde mit dem Buch für den Literaturpreis Alpha nominiert (2018). Im Oktober 2018 wurde „Chikago“ in einer dramatisierten Fassung auf die Bühne gebracht.

„Das Fell der Tante Meri“ erscheint als Taschenbuch im Aufbau Verlag (2016)

Recherchereise nach Chicago, nach Hamburg und Bremerhaven (2015)

Lesereise durch Deutschland und Österreich anlässlich der Veröffentlichung von „Das Fell der Tante Meri“ (2014). Umfangreiche mediale Berichterstattung zur Veröffentlichung u.a. im ORF, auf WDR und BR. Rezensionen in nahezu allen wichtigen österreichischen Medien. Lesereisen nach Serbien, Belgien, in die Türkei und nach Luxemburg. (2014 – 2016)


Theater:

Uraufführung von „papier.waren.pospischil“ am Landestheater Salzburg (2019)

Dramatisierung von „Chikago“ und Aufführung im Rahmen von „Szene Österreich“ (2018)

Aufführung des Theaterstücks „Am Vorabend“ anlässlich des Sommertheaters „thalhof wortwiege“ am Thalhof in Reichenau an der Rax unter der Regie von Anna Maria Krassnigg und Jérôme Junod (2018).

Aufführung des Theaterstücks „papier.waren.pospischil“ als Szenische Skizze beim Festival Neues Wiener Volkstheater (2017), bei den Österreichischen Theatertagen in Paris (2018) und beim Festival „Hin & Weg“ in Litschau am Herrensee (2018). „papier.waren.pospischil“ gewinnt den 1. Preis beim Festival „Die Freiheit des Lachens“, ausgeschrieben vom Salzburger Landestheater (2017).

Auswahl für das Projekt „Schreib’ Drama“ des Theaterzentrums Deutschlandsberg; Premiere des dort entstandenen Stückes (2013)

Entwicklung des Stückes „Und wir, die Neuen. Eine Tragödie“ im Rahmen des vom bm:ukk geförderten Projekts „macht.schule.theater“ am Offenen Haus Oberwart. Regie: Angelika Messner (2013)


Literaturpädagogik:

Kontinuierliche Betreuung von literarischen Workshops für Kinder und Jugendliche am Literaturhaus Mattersburg (verstärkt ab 2017), in Eisenstadt und für KulturKontaktAustria in Kooperation mit dem UNHCR (2018).

Teilnahme an zahlreichen Schreibwerkstätten und Workshops, u.a. der Literaturwerkstatt Graz, der Jungen Literaturwerkstatt Wien, des Offenen Hauses Oberwart und des Schauspielhauses Wien. (2001-2013)


Andere Betätigungsfelder:

Moderation der Fernsehsendung „literaTOUR“ auf ServusTV (ab 2018)

Moderation von Diskussionsveranstaltungen (ab 2015)

Austauschsemester an der University of Illinois at Urbana-Champaign in den USA. Teilnahme ermöglicht durch ein Stipendium der Universität Wien (SS 2014). Im Rahmen davon Internship beim “Ebertfest: Roger Ebert’s Film Festival” in Champaign, IL. (2014)

Teilnahme am Europäischen Forum Alpbach mit einem Stipendium des Club Alpbach Burgenland (2013 – 2015, 2017). 2019 ist Theodora Bauer als „Art Scholar“ am Forum Alpbach vertreten.

Studium in klassischem Gesang bei Eva Lindqvist, Wien (2008 –  2013)

Tutoriatsauftrag an der Universität Wien, Betreuung der Seminare von Univ.-Prof. Dr. Alfred Pfabigan am Institut für Philosophie. Thema: Politische Philosophie (2011 – 2012)

Praktikum in der Kulturredaktion des ORF Burgenland (2010)

http://theodorabauer.at/?page_id=64 28.4.2023

Fotos_Walter Pobaschnig

Interview_Walter Pobaschnig 28.4.2023

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Buchmesse Leipzig: „Liebe aus Österreich“ Andreas Unterweger, Schriftsteller, Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte_ Graz 29.4.2023

Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023

Interview _ Andreas Unterweger, Schriftsteller, Graz

Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte_ Wien 

http://www.manuskripte.at/wordpress/

 Andreas Unterweger, Schriftsteller,
Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte_ Graz

Lieber Andreas Unterweger, wie verhält sich ein Gastgeber als Gast zum Gastgeber als Gast im Gastland?

Sowohl die Gäste als Gastgeber als auch die Gastgeber als Gäste erwiesen sich als Ehrenleute! Und es war mir auch eine Ehre, die Leipziger Buchmesse mit dem Gastland Österreich mitzuerleben – als Ehrengastarbeiter, sozusagen.

Leipzig: der manuskripte-Poesieautomat „Liebe aus Österreich“ und manuskripte 239 zur freien Entnahme!

Wie lange bleibst Du? – wird Österreich in Leipzig dies zuerst gefragt?

Ich bin sicher nicht der Einzige, der den Auftritt von Gastland Österreich, kuratiert von Katja Gasser, als ausgesprochen gelungen empfindet. Bestimmt wird er in der Stadt in positiver Erinnerung bleiben, angefangen mit der großartigen Rede unseres Bundespräsidenten bei der Eröffnung im Gewandhaus. Welch seltenes Vergnügen, dass ein österreichischer Politiker einmal im Ausland für Aufsehen sorgt, ohne dass man sich dafür schämen muss.

Dazu kommen die zahlreichen Kontakte zwischen österreichischem und deutschem Literaturbetrieb, die auf der Messe und in ihrem Umfeld vertieft oder erst geknüpft wurden. Sie werden in Zukunft sicherlich für viel Freude sorgen. Diese Erfahrung habe ich als Autor und mit den manuskripten wieder und wieder gemacht. Ein geselliger Nachmittag im Zeichen der Poesie mit den richtigen Leuten, und man kann sich nicht nur die Agentur sparen, sondern findet darüber hinaus auch Freunde fürs Leben.

Ich hoffe, dass auch die manuskripte ihre Spuren hinterlassen haben. Mit dem manuskripte-Poesieautomaten „Liebe aus Österreich“, der im Herzen des österreichischen Standes für 50 Cent 14 Liebesgedichte aus Österreich ausgab, und den Tausenden Freiexemplaren der Ausgabe 239 mit dem ebenso ironischen wie ikonischen Cover von Anna Jermoalewa, stehen die Chancen dafür, vermute ich, gar nicht einmal so schlecht. Sowohl Gedichte als auch Hefte gingen jedenfalls weg wie die warmen Buchteln aus dem Österreich-Café, vom Bio-Weißwein (Weingut Nievoll), den wir zu besonderen Gelegenheiten ausschenkten, ganz zu schweigen.

Ist „Meaoiswiamia“ eine Aussage bei einem Scheidungsrichter?

…oder Selbstkritik des Literaturbetriebes?

Mir gefällt der Claim „mea ois wia mia” von Thomas Stangl sehr gut. Scheidung sehe ich darin keine heraufdämmern, im Gegenteil: der Spruch, in dem das wohl typischste Merkmal der österreichischen Literatur, die Sprachmusikalität, anklingt, entgrenzt und umarmt die Welt. Zugleich handelt es sich freilich auch um eine deutliche Absage an ein scheuklappenhaftes „mia san mia“-Denken, auch die Biederkeit des ORF-Slogans „ORF. Wie wir“ wird entlarvt und aufgebrochen. Österreich ist ja weder in der Literatur noch im Allgemeinen jene eindimensionale und -sprachige wintertouristische Alpenfestung, auf die es jeden Wahlkampf wieder, und nicht einmal nur von einer Partei, reduziert wird.

Was nimmt ein österreichischer Gast Österreich aus Deutschland mit? Offiziell und inoffiziell.

Offiziell den neuen Gedichtband des slowenischen Dichters Aleš Šteger, einen Block und einen Kugelschreiber von der Pressekonferenz. Inoffiziell eine Mischung aus Hochgefühl und Kopfweh, die Erfüllung monatelanger Vorarbeit und die dazugehörige Erschöpfung, dazu noch Tassen vom Katzenkaffee Katzentempel für meine Kinder.

Ansonsten: Mehr als ich jetzt schon wissen kann. Reden wir doch in ein paar Jahren wieder darüber!

Herzlichen Dank!

Aktuelle Ausgabe_manuskripte_239/2023

Literaturzeitschrift _manuskripte_Gegründet 1960.
Erschien zum ersten Mal zur Eröffnung der Forum Stadtpark. Zuerst dreimal im Jahr, dann viermal. Die manuskripte bringen nur Erstveröffentlichungen.

Ab 1962 bildete sich um die manuskripte ein Kreis von jungen Autoren:
Wolfgang Bauer, Barbara Frischmuth, Peter Handke, Gunter Falk, Klaus Hoffer, Alfred Kolleritsch. Man nannte diesen Kreis “Grazer Gruppe”.

Seit dem Heft 2 1961 sind in den manuskripten die Autoren der “Wiener Gruppe” mit ihren Arbeiten vertreten:
HC Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner, Oswald Wiener, dann für viele Jahre Ernst Jandl und Friederike Mayröcker, Gert Jonke, Raoul Hausmann, in zwei Heften auch Heimito von Doderer.

In mehreren Folgen (1965-68) bestimmte Oswald Wiener Roman “Die Verbesserung von Mitteleuropa” die Hefte. Wegen dieses Romans wurde gegen Alfred Kolleritsch ein Pornographieprozess angestrengt. Viele Medien und deutschsprachige Autoren setzten sich damals erfolgreich für den Weiterbestand der manuskripte ein.

Von Jahr zu Jahr erweiterte sich der Kreis der Autoren: Gerhard Roth, R.P. Gruber, Helmut Eisendle, Peter Waterhouse, Michael Donhauser, Felix Philipp Ingold, Jürg Laederach, Ilma Rakusa, Elfriede Jelinek, Robert Menasse, Kathrin Röggla, Raoul Schrott, Werner Schwab, Paul Wühr, Peter Rühmkorf, J. Zoderer, Birgit Kempker, Olga Martynova, Ingeborg Horn, Urs Widmer, u.v.a.

Im Haus Forum Stadtpark trafen sich viele Autoren zu Lesungen, enge Kontakte wurden geknüpft. Ab 1976 fanden Symposien statt.

Seit 1995 sind die manuskripte unabhängig vom Forum Stadtpark und werden vom manuskripte Literaturverein herausgegeben.

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Fotos_Andreas Unterweger _manuskripte

Interview_Walter Pobaschnig 29.4.2023

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Buchmesse Leipzig: „Ich finde die Vorstellung von Österreich als literarisches Ei zum Ausblasen, Eierpecken und schälen ganz schön“ Elias Hirschl, Schriftsteller _ Wien 29.4.2023

Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023

Interview _Elias Hirschl, Schriftsteller _ Wien _
BKS Publikumspreisträger 2022
Klagenfurt_ Wien 

Elias Hirschl, Schriftsteller _ Wien _
BKS Publikumspreisträger 2022
Klagenfurt_
Foto _ Preisverleihungstag Tage der deutschsprachigen Literatur Klagenfurt 6_22

Lieber Elias Hirschl, ist Österreich als Gastland die vorauseilende Revanche für den deutschen (Sommer) Gast?

Die Touristen jetzt? Ja das wär eigentlich schön, wenn mal mehr Österreicher in den Off-Monaten nach Deutschland kämen, November-Urlaub in Duisburg, die leerstehenden Zechentürme bewundern, hat doch auch was richtig Entspannendes.

Was zeichnet den österreichischen Gast aus?

Wenn der Selbsthass den Fremdhass übersteigt und die Selbstunterschätzung die Selbstüberschätzung. Wenn man sich, sogar wenn es in Deutschland einen Österreich-Fokus gibt, darüber beschwert wie irrelevant Österreich in Deutschland ist.

Wird Leipzig das Literatur-Cordoba für Österreich?

Ich mit meiner nahezu fanatischen Fußball-Indifferenz sage da ganz klar: Jein.

Ist „Meaoiswiamia“ als majestetischer Plural gemeint, um Deutschland geschickt narzisstisch zu überlisten, oder als Selbstkritik am Literaturbetrieb?

Ich habs bisher eine ganz coole Taktik gefunden, um mit Deutschland ins Gespräch zu kommen. Üblicherweise fragt mich jemand, was das bedeuten soll und ich antworte dann ehrlich gesagt keine Ahnung und schon ist man mitten in einer Diskussion über die Österreichische Sprache und Literatur.

Henne oder Ei? Wer zuerst? Wer war literarisch zuerst da? Österreich oder Deutschland – Wer ist literarische Henne oder literarisches Ei?

Keine Ahnung, aber ich finde die Vorstellung von Österreich als literarisches Ei zum Ausblasen, Eierpecken und schälen ganz schön.

Herzlichen Dank!

Zur Person_Elias Hirschl wurde 1994 in Wien geboren, ist Romanautor, Slam Poet, Musiker und schreibt fürs Theater.

Zuletzt erschienen die Romane „Salonfähig“ (August 2021, Zsolnay) und „Hundert schwarze Nähmaschinen (2017, Jung und Jung)

2014 wurde er österreichischer Meister im Poetry Slam und ist seit mehreren Jahren erfolgreich mit Spoken Word-Texten auf Bühnen in ganz Europa unterwegs. Er schrieb Texte für die Theaterstücke „Swing – Dance to the right“ und „Die wunderbare Zerstörung des Mannes“ vom Aktionstheater Ensemble und tourte 2017 und 2019 zusammen mit dem Wiener Musiker Jimmy Brainless lesend und singend durch Ostasien Im Sommer 2018 war er Stipendiat am Literarischen Colloquium Berlin. 2020 wurde er für sein bisheriges Schaffen mit dem Reinhard-Priessnitz-Preis für Literatur ausgezeichnet.

Seit 2020 schreibt und spricht er zusammen mit Antonia Stabinger, Berni Wagner und Leopold Toriser für die Hörspielreihe „Das Magische Auge“ auf Radio FM4. Zusammen mit dem Rapper Selbstlaut bildet er das Musikduo „Ein Gespenst“ Elias Hirschl lebt in Wien. 2022 gewann er mit dem Text „Staublunge“ den Publikumspreis beim Bachmannpreis.

https://eliashirschl.com/#

Aktueller Roman_ „Salonfähig“ Elias Hirschl. Zsolnay Verlag. 2021

Roman _ „Salonfähig“ Elias Hirschl. Zsolnay Verlag. 2021

  • Erscheinungsdatum: 23.08.2021
  • 256 Seiten
  • Zsolnay
  • Fester Einband
  • ISBN 978-3-552-07248-0
  • Deutschland: 22,00 €
  • Österreich: 22,70 €
  • ePUB-Format
  • E-Book ISBN 978-3-552-07263-3
  • E-Book Deutschland: 16,99 €

Foto_Walter Pobaschnig

Interview _ Walter Pobaschnig 29.4.2023

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 Buchmesse Leipzig: „Österreichische Literatur ist wie ein Kind, das auf der Straße niederkniet und einen überfahrenen Hasen inspiziert“Veronika Bauer, Schriftstellerin _Niederösterreich/AT 29.4.2023

Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023

Interview _ Veronika BauerSchriftstellerin _ Wien 

Veronika Bauer, Schriftstellerin

Liebe Veronika Bauer, ist Österreich als Gastland die vorauseilende Revanche für den deutschen (Sommer) Gast?

Ich habe die Animositäten gegenüber unseren Nachbarn nie verstanden. Ja, Touristen können lästig sein, wenn sie in Scharen auftreten oder sich daneben benehmen. Aber das trifft auf alle Nationen zu. Die Deutschen sind nicht schlimmer als wir – es gibt nur mehr davon.

In meiner Gegend beginnt das schon beim Nachbardorf. Die „drentn“ (drüben) sind suspekt und dann die „Weaner“ (Wiener) erst. Und von den Ausländern gar nicht zu reden …

Obwohl meine Mutter aus dem Ort, in dem ich heute lebe, stammte, werde ich skeptisch beäugt, weil ich keinen Dialekt spreche, sondern nach der Schrift. Anfangs hat man mich gefragt: „Bist du a Deitsche oda warum redst du wia a Schreibmaschin?“

Ja, ich bin eine Schreibmaschine.

Was macht den österreichischen Gast aus?

Egal ob im Pauschalurlaub oder bei einem Ausflug kultureller Natur gibt es eine große Bandbreite: Zwischen „I wü a auf Hawai mei Schnitzel und mei Bier“ und Offenheit für andere Geschmäcker und Sichtweisen. Pauschal würde ich sagen: eine Mischung aus Neugier und Skepsis, gewürzt mit ein wenig Nörgelei.

Wird Leipzig das Literatur-Cordoba für Österreich?

In der Literatur geht es nicht ums Gewinnen. Gut, ich gebe zu, einen Preis will fast jeder von uns. Trotzdem ist es keine Schlacht der Nationen. Uns eint die Sprache. Es ist ein Spiel, würde ich sagen. Und es wird mit Begeisterung gespielt.

Aber: Wie im Fußball gibt es einige Player, die gehypt werden. Der Rest kann mehr schlecht als recht vom Schreiben leben.

Ist „Meaoiswiamia“ als majestetischer Plural gemeint mit dem Österreich geschickt narzisstisch Deutschland überlistet?

Ich weiß nicht recht. Ich finde es nicht gut, dass wir Österreicher uns immer auf den Dialekt reduzieren. Das Land ist so kleinteilig – zwischen dem Burgenländischen und dem Vorarlbergerischen ist ein gewaltiger Unterschied.

Für mich definiert sich das Österreichische in der Literatur und im Film mehr dadurch, dass es eine Lust am Zwiespältigen, am Grauslichen und an den Grenzbereichen des Lebens.

Wir sind wie ein Kind, das auf der Straße niederkniet und einen überfahrenen Hasen inspiziert.

…oder als Kritik am Literaturbetrieb?

Ich glaube nicht, dass das Motto darauf abzielt. Obwohl: Der Literaturbetrieb muss laufend kritisiert werden. Die einen schimpfen, er wäre zu abgehoben. Die anderen meinen, er sei zu kommerziell. Die literarische Öffentlichkeit darf nicht den Kontakt zum Publikum mit seinen vielfältigen Vorlieben verlieren. Die Messe verbindet Schreibende und Lesende – egal ob E oder U.

Wer kann besser lesen – Deutschland oder Österreich?

Ich schätze mal, das hält sich die Waage. Beim Vorlesen sind die Deutschen schneller – mit Ausnahme der Bayern vielleicht.

Herzlichen Dank!

Zur Person_Veronika Bauer arbeitet als freie Schriftstellerin und lebt in Niederösterreich. Ehemals Grafikerin hat sie sich mehr und mehr dem Texten zugewandt und der Werbung schließlich ganz den Rücken gekehrt. Unter einem Pseudonym schreibt sie heute Krimis und Thriller, unter ihrem Klarnamen Romane – und zu ihrem Vergnügen Gedichte.

Aktueller Roman_„Die Liebe macht vor keinem Halt“ Veronika Bauer, dtv 2023

EUR 11,95 [DE] – EUR 12,30 [AT]

ISBN: 978-3-423-21859-7

Erscheinungsdatum: 16.03.2023
1. Auflage

352 Seiten, Format: 12,2 x 19,1 cm

Sprache: Deutsch

https://www.dtv.de/buch/die-liebe-macht-vor-keinem-halt-21859

Foto_privat.

Interview _ Walter Pobaschnig 29.4.2023

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Buchmessse Leipzig: „Das sind Stammgäste. Die kommen jedes Jahr“ Eva Holzmair, Schriftstellerin _ Wien 29.4.2023

Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023

Interview _ Eva Holzmair, Schriftstellerin_ Wien 

Eva Holzmair, Schriftstellerin

Liebe Eva Holzmair, was macht den österreichischen Gast aus?

In einem Hotel in Italien fiel uns eine österreichische Familie unangenehm auf, weil sie ständig etwas auszusetzen hatte. Als ich die Hotelbesitzerin fragte, wie sie solche Leute aushalten könne, antwortete sie lachend: „Das sind Stammgäste. Die kommen jedes Jahr.“

Sind wir so? „So sind wir nicht“, meinte Bundespräsident Van der Bellen nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos, das ebenfalls österreichische Gäste im Ausland zeigte und so einiges über deren (Politiker)Seele verriet.

Zusammenfassung: DEN österreichischen Gast gibt es nicht. Wir decken wohl die gesamte Palette von unauffällig bis goschert, von freundlich bis nervtötend ab.

Ist Österreich für Deutschland nicht immer (nur) ein Gastland?

Es mag sein, dass wir Ösis von den Wessis mehr als Urlaubsland gesehen und nicht für voll genommen werden. Wir sind ihnen aber auch als Studienort und Arbeitsstätte willkommen, ebenso den Ossis, die wiederum selbst mit den Vorurteilen ihrer westlichen Landsleute zu kämpfen haben. Denken wir nur an die zuletzt publik gewordenen Chats des Springer-Chefs Mathias Döpfner. Deshalb sollte die Leipziger Buchmesse stolz darauf sein, dass sie als die kleine, bunte Schwester der Messe in Frankfurt gilt. Klein und bunt, das sind wir doch gerne, Ösis wie Ossis.

Wird Leipzig das Literatur-Cordoba für Österreich?

Ach Cordoba, daran erinnern sich bloß in Österreich noch ein paar Leute. Und nein, österreichische und deutsche Literatur treten nicht gegeneinander an, außer in Freundschaftsspielen, bei denen unsere autochthone Fußballsprache so recht zur Geltung kommt: Corner versus Eckstoß, Penalty (bitte aussprechen, wie geschrieben) bzw. Elfer versus Strafstoß. Besonders zur Geltung kommt sie, sobald sich das Publikum einmischt: „Wast wos? Geh in Oasch bis zum Zwölffingerdarm, du Gsöchta! Bevor i mi söba vagiss. Soll i da die Hedi-Tant aufn Plotz schickn, mitn Plastik in da Hüftn links und rechts, damit s’ da zagt, wia ma flankt?“ (Zitat Johanna Sebauer, Der Standard, 12. Dezember 2022).  

Ist „Meaoiswiamia“ Ausdruck des österreichischen Minderwertigkeitskomplexes?

Nein. Eher ein Sprachspiel, das mehrmals laut gelesen werden muss, damit es auch in Westösterreich verstanden wird. Der Osten Österreichs vergisst allzu oft, dass es im Westen völlig andere Sprachinseln gibt.

…oder auf den Literaturbetrieb selbst bezogen?

Wieder nein. Ich denke, die österreichische Literatur wird in Deutschland ernst genommen, nicht so an österreichischen Germanistikinstituten, die mittlerweile fest in deutscher Hand sind und wo eine deutsche Literaturprofessorin an der Wiener Universität es ablehnte, eine Dissertation über Heimito von Doderer zu betreuen, mit der Begründung, sie mache „keine Regionalliteratur“. (Zitiert nach Egyd Gstättner, Die Presse, Spectrum, 22.4.2023)  

Was hat Österreich, was Deutschland nicht hat?

Die Österreicher sind „die Latinos des deutschsprachigen Raums.“ Das sagte der Australier Mark Garrett (Noch-Aufsichtsratspräsident der OMV) in einem Interview mit der NZZ (17.5.2021). Ich denke, da ist viel Wahres dran. Wir sind lockerer als die Deutschen und können, gerade in der Literatur, mit (Sprach)Witz und leiser Ironie punkten.

Herzlichen Dank!

Zur Person_Eva Holzmair wurde in Korneuburg geboren und ist in Wien aufgewachsen, wo sie nach Abschluss eines Dolmetschstudiums lebt und arbeitet. Seit mehreren Jahren ist sie auch literarisch tätig mit Veröffentlichungen von Romanen, Erzählungen, Krimis und Theaterstücken. Darin wechselt sie gerne die Sprachebenen und streut fremdsprachige Elemente ein. Die Welt ist bunt, und mit ihr die Sprache!

Mitglied der GAV, der Mörderischen Schwestern, im Literatukreis Podium sowie in der
Plattform Österreichischer Kriminalschriftstellerinnen und -schriftsteller.

Publikationen

  • Verwandte Seelen, 5-Minuten-Krimi in MordsZeit, Mörderische Geschichten für Zwischendurch
    Karina Verlag, Wien 2022, der Reinerlös aus dem Verkauf dieses Sammelbands geht an die Kinderkrebshilfe
  • Ali Chen Afumba, Kurzkrimi in Tatort Marktamt
    Falter Verlag, Wien 2021
  • Die Giftmischerin, Ländliches Kriminalstück
    Kaiser Verlag, Wien 2021 / http://www.kaiserverlag.at/apollo?METHODE=SHOP_KV_STUECK&IDSTUECK=3124
  • Helena – Ilona, Erzählung in Wien morbid
    Lychatz Verlag, Leipzig 2021
  • Der Verdrüssliche, Roman
    Gmeiner-Verlag, Meßkirch/Deutschland 2021
  • Der Bildermacher, Eine Kleinstadttragödie
    Kaiser Verlag, Wien 2018 / http://www.kaiserverlag.at/apollo?METHODE=SHOP_KV_STUECK&IDSTUECK=3026  
  • Doppelter Gewinn, Hörkrimi
    Hörmordkartell, Melle/Deutschland 2017
  • Hansi und MonaBlue, zwei Erzählungen
    Edition Taschenspiel, Wien 2016
  • Das Wassermännlein, Kurzkrimi in Tatort Gemeindebau 
    Falter Verlag, Wien 2016
  • Memento, Kurzkrimi in Tatort Burgtheater 
    Falter Verlag, Wien 2015
  • Lapis Lazuli – ein Versprechen, Tragikomödie
    edition moKKa, Wien 2014
  • Heimkommen, Erzählband
    edition moKKa, Wien 2014
  • Rose, Löwe Rosmarin, Kriminalroman
    Spittelberg Verlag, Wien 2014
  • Mir träumte, du lägest im Grab, Kriminalroman
    edition moKKa,Wien 2012

sowie Kurzprosa in diversen Literaturzeitschriften.

Foto_privat.

Interview_Walter Pobaschnig 29.4.2023

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Buchmessse Leipzig: „meaoiswiamiad.“ Silvia Pistotnig, Schriftstellerin _ Wien 29.4.2023

Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023

Interview _ Silvia PistotnigSchriftstellerin _ Wien 

Silvia PistotnigSchriftstellerin _ Wien

Liebe Silvia Pistotnigist Österreich besser als Wirtin oder Gast?

Gast-wirtin natürlich.

Wird Leipzig das Literatur-Cordoba für Österreich?

Ich weiß nicht genau, was da in Cordoba passiert ist, es muss was Großes für Österreich gewesen sein, irgendwas mit Fußball, glaub ich.

Aber ich weiß gar nicht, ob das gut war oder schlecht. Also kurze Antwort: Ich hab keinen blassen Schimmer.

Ist „Meaoiswiamia“ als Selbstkritik am Literaturbetrieb gemeint?

Ich halt mich an Kollegin Isabella Straub, die daraus mein neues Lieblingswort kreiert hat, das auf mich 100% passt und das nicht nur, weil ich gestern getanzt hab bis 2 Uhr früh im Felsenkeller (Danke Barbara Kadletz fürs Mittanzen!): meaoiswiamiad.

Wer kann besser lesen – Deutschland oder Österreich?

Mein Mann kann lesen, er ist aus Deutschland. Ich kann auch lesen und bin aus Österreich. Wir haben noch nicht verglichen, wer es besser kann. Ich glaub, wir können es beide ganz akzeptabel.

Henne oder Ei. Was zuerst? Wer ist literarische Henne wer literarisches Ei? Deutschland oder Österreich?

Wie so vieles in diesem „Österreich – Deutschland- Ding“ (das irgendwie vorwiegend von Ö ausgeht, wie mir scheint): Es ist sowas von Wurscht.

Herzlichen Dank!

Zur Person: Silvia Pistotnig, 1977 in Kärnten geboren, ist Autorin und Redakteurin. Sie hat Kommunikations- und Politikwissenschaften in Wien studiert, wo sie heute mit ihrer Familie lebt.

»Die Wirtinnen« ist ihr vierter Roman. Zuvor veröffentlichte sie »Teresa hört auf« (2021) und »Tschulie« (2017, beide im Milena Verlag). 2010 erschien ihr Debüt »Nachricht von Niemand« (Skarabaeus Verlag).

Pistotnig wurde u. a. mit dem Projektstipendium des Bundes und dem Literaturförderpreis des Landes Kärnten ausgezeichnet.

Aktueller Roman_ Silvia Pistotnig: Die Wirtinnen _ Wien: Elster & Salis, 2023.

Silvia Pistotnig: Die Wirtinnen _ Wien: Elster & Salis, 2023.

360 Seiten, Hardcover, € 24,70.

ISBN 978-3-03930-046-4.

Silvia PistotnigSchriftstellerin _ Wien

Fotos_Walter Pobaschnig 6/21 _ Wien/Kreuzgasse

Interview_Walter Pobaschnig  29.4_23

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Buchmessse Leipzig: „Ich kenne keine Österreicherin oder Österreicher, die Minderwertigkeitskomplexe haben.“ Eva Reichl, Schriftstellerin  _ Ried/Riedmark 29.4.2023

Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023

Interview _ Eva Reichl, Schriftstellerin  _Ried/Riedmark

Eva Reichl, Schriftstellerin  

Liebe Eva Reichl, was macht den österreichischen Gast aus?

Er ist gut drauf und meckert nur, wenn es nichts „Gscheites“ zum Essen gibt. Dann ist es allerdings besser, man geht ihm aus dem Weg.

Ist Österreich für Deutschland nicht immer (nur) ein Gastland?

So wie die Deutschen die Österreicher lieben, lieben die Österreicher die Deutschen. Ob wir nun Gastland oder selber Gäste sind, spielt – so glaube ich – nur in den Köpfen von ein paar Wenigen eine Rolle.

Wird Leipzig das Literatur-Cordoba für Österreich?

Das hoffe ich nicht. Es ist erstaunlich, dass Cordoba noch immer nachwirkt.

Ist „Meaoiswiamia“ Ausdruck des österreichischen Minderwertigkeitskomplexes?

Ich kenne keine Österreicherin oder Österreicher, die Minderwertigkeitskomplexe haben – die Politiker mal ausgenommen. 

…oder auf den Literaturbetrieb selbst bezogen?

„Meaoiswiamia“ schaut für mich über den literarischen Tellerrand. Den eigenen und den der anderen.

Was hat Österreich was Deutschland nicht hat?

Wir haben in Cordoba gewonnen. Und wir haben ausgezeichnetes Trinkwasser.

Herzlichen Dank!

Zur Person:

Zur Person_Eva Reichl wurde in Oberösterreich geboren und lebt mit ihrer Familie im unteren Mühlviertel. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und neben ihrer Beschäftigung als Controllerin entdeckte sie schon früh ihre Leidenschaft fürs Schreiben. Mit ihrer Mühlviertler Krimiserie mit Chefinspektor Oskar Stern und den Thrillern rund um Diana Heller verwandelt sie ihre Heimat, das wunderschöne Mühlviertel, in einen Tatort getreu dem Motto: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse liegt so nah.

www.eva-reichl.at

Foto_Lisa Reichl

Neuerscheinung _ Eva Reichl, RACHEDORF, Thriller 2023

Der 2. Band mit Diana Heller

Rachedorf, Eva Reichl, 280 Seiten

EUR 15,50 [D] / EUR 16,00 [A]

ISBN 978-3-8392-0403-0

Erscheinungstermin: 8. Februar 2023

https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/rachedorf.html

28.4.2023_Interview_Walter Pobaschnig.

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Buchmesse Leipzig: „Es könnte auch ein Literatur-Waterloo werden“ Martin Amanshauser, Schriftsteller_Wien 29.4.2023

Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023

Interview _ Martin Amanshauser, Schriftsteller_Wien

Martin Amanshauser, Schriftsteller

Lieber Martin Amanshauser, ist Österreich als Gastland die Revanche für den deutschen Gast?

Sicherlich, Österreich ist bekanntlich das Synonym für Revanche, Revanchefouls, Revanchismus.

Was macht einen österreichischen Gast aus?

Österreichische Gäste fordern schon am Frühstücksbuffet brutal starken Kaffee, interessieren sich weniger für Literatur als für die lokalen halluzinogenen Drogen und schlagen einen hysterischen Wirbel, wenn das Schnitzel mit Tunke serviert wird. Dabei ist sächsische Tunke, besonders dann, wenn man sie vollständig auftunkt, im Grunde tierisch gut, ich meine abartig, ich meine krass, ich meine knorke!

Wird Leipzig das Literatur-Cordoba für Österreich?

Es könnte auch ein Literatur-Waterloo werden, vor allem, wenn meine Kollegen vom Österreichischen Autorenfußballteam beim Match gegen die deutsche „Autonama“ keinen hohen Sieg einfahren, wie sie es aus der 3. Halbzeit gewohnt sind, allerdings bisher vor allem aufgrund meiner aktiven Teilnahme. Durch eine plötzlich auftauchende Senf-Pressereise nach Dijon, die ich in meiner Kolumne „Amanshausers Album“ in der „Presse“ veröffentlichen werde („Brotjob“), ist mir diesmal das Dabeisein verwehrt, und seit meine Abwesenheit ruchbar wurde, schreiben mir sämtiche Mitspieler jammernd, dass sie ohne mich am End gar kein Goal erzielen werden können. Aber Kopf hoch, immerhin treten bei uns Präsident Kurt Leutgeb und Schriftführer Clemens Berger an, beides zertifizierte Spitzenautorenkicker! Und vielleicht zaubert Trainer Wilhelm Kaipel diesmal wieder eine gute Aufstellung auf den Rasen, allerdings eben ohne meine Wenigkeit. Normalerweise will ich ja Stürmer spielen, aber Kaipel stellt mich konsequent auf den Posten des Sechsers, er kalkuliert vermutlich, ich könne dort weniger Schaden anrichten. Jedenfalls sende ich unseren Gegnern metaphorisch senfdurchtränkte Rote Karten aus Dijon!

Ist „Meaoiswiamia“ als majestätischer Plural gemeint mit dem Wir geschickt Deutschland narzisstisch überlisten?

Ich hab ewig lange buchstabieren müssen, bis ich dieses komplizierte Wort „auseinanderdröseln“ konnte, wie die Sachsen sagen. Ich hielt den Claim zunächst für den onomatopoetischen Aufschrei einer Katze, der jemand auf den Schwanz tritt. Der angesprochene Narzissmus steht Autoren/innen beider – ja aller – Länder gleichermaßen nahe, daher sehe ich absolut kein Überlistungspotential.

…oder ist „Meaoiswiamia“ auf den Literaturbetrieb bezogen?

Als könnte es je mehr als wir bzw. als uns geben! Ich trau mir zu sagen, und dieses Selbstbewusstsein muss man als kleine Nation haben, sonst droht der Müllhaufen der Geschichte, es gibt vor allem weniger als uns. Wenn Sie das auch glauben, sage ich nur zustimmend: Ich denke das ebenfalls – i a. Wer jetzt genau?, meinen Sie? Na eh i!

Wer kann besser lesen – Deutschland oder Österreich?

Ich befürchte, dass Deutschland deutlich besser lesen kann, deren Schuls<stem ja halbwegs funktioniert, während Österreich per Pisastudie regelmäßig partieller Analphabetismus bescheinigt wird. Ich hab ein bisschen Angst vor dem Wort Analphabetismus, denn die ersten vier Buchstaben, betont auf der zweiten Silbe, weisen I-Tüpfelreiter wie mich auf die zwängliche Komponente schriftstellerischer Sprachgenauigkeit hin. Wir müssen ja immer genauer, sein als die Deutschen, weil wir uns beim Lesen schwertun, wir Analphabeten.

Herzlichen Dank!

Zur Person _ Martin Amanshauser (1968, Salzburg)

Studium von Geschichte bzw. Portugiesisch/Spanisch/Afrikanistik in Wien. Diplomarbeit Al-Garb und Galicien, Die ´Reconquista´ in Portugal (711-1147), Wien 1994. Dissertation: Taifas und Condados, Die mittelalterliche Stadt im Westen der Iberischen Halbinsel, Wien 2001.

http://www.amanshauser.at/

Aktuelles Buch_ Martin Amanshauser, Es ist unangenehm im Sonnensystem. Verlag Kremayr & Scheriau

„In Martin Amanshausers Universum ist jeder Tag eine neue Chance. Eine Chance, um zu lachen, zu weinen, zu lieben, zu staunen und manchmal auch grandios zu scheitern. Ob Liebesfreud, Liebesleid, politische Ärgernisse, eigenartige Reisen, nervtötend gleichförmiger Alltag oder Selbstreflexion – alles findet seinen Platz in Amanshausers ureigenem Sonnensystem, in dem manchmal nach klassischen Vorlagen gereimt wird, oftmals alles im Chaos versinkt und immer irgendetwas zwickt und zwackt.

Ich hätte meinen Schmerz am liebsten idiotisch.

Ich würde mit ihm um die Wette schrein.

Den Nachbarn würd ich sagen, ich lern Gotisch.

Und meine Katzen (sag ich) quietschen oft allein.

Amanshauser schickt seine literarischen Miniaturen, in denen er Großes verhandelt, aus allen Ecken der Welt, bleibt in Herz und Feder aber immer österreichisch – also skeptisch – und auf dem Boden, den Artmann, Jandl &Co. einst bereitet haben. Durchzogen von feinem Witz, einer guten Portion Selbstironie, realistischer Melancholie, immer scharf beobachtend, schreibt er sich durch die Welt und lässt die Lesenden teilhaben am Allgemeingültigen aus seinem Gefühlskosmos. Was dabei entsteht, sind Texte, die auf jedem Planeten verständlich sind. Aber keine Sorge: Martin Amanshausers Lyrik bleibt stets erfrischend erdverbunden. Wenn sie uns nicht gerade einen Schlag auf den Kopf versetzt.

Hardcover mit Schutzumschlag

176 Seiten, Format 13,5 x 21,5

1.Auflage, Kremayr & Scheriau 2019

19,90 € inkl. MwSt.

ISBN: 978-3-218-01163-1

Es ist unangenehm im Sonnensystem

Weitere Bücher:

Im Magen einer kranken Hyäne, Wiener Stadtkrimi, 1997.

Erdnussbutter, Roman, 1998.

in der todesstunde von alfons alfred schmidt, Gedichte, 1999.

Der Sprung ins Dritte Jahrtausend, 2 Stories zur Jahrtausendwende, gemeinsam mit Gerhard Amanshauser, 1999/2000.

NIL, Roman, 2001.

100.000 verkaufte Exemplare, Gedichte, 2002.

Chicken Christl, Roman, 2004.

Alles klappt nie, Roman, 2005.

LOGBUCH WELT, 52 Reisegeschichten, 2007.

Viel Genuss für wenig Geld, Sachbuch, 2009.

Das Rogner Bad Blumau, Reiseführer, 2013.

Falsch Reisen, Alle machen es, 100 Geschichten, Reisebuch, 2014.

Der Fisch in der Streichholzschachtel, Roman, 2015.

Pedro und der Drachen, Kinderbuch 2016.

Typisch Welt, 111 Geschichten zum weiter Reisen, 2016.


Übersetzungen

aus dem Portugiesischen:

Hotel Lusitano (Roman) von Rui Zink, 1998.

Apokalüpse Nau (Roman) von Rui Zink, 1999.

Afghanistan! (Roman) von Rui Zink, 2001.

aus dem Englischen:

What is told (Roman) von Askold Melnyczuk, 2006.

Das Witwenhaus (Roman, gemeinsam mit Andrea Marenzeller) von Askold Melnyczuk, 2008.

Musik:

Amanshauser & Wenzl, Auf der falsche Seite von Ikebukuro, CD, 2006.

Foto_privat

Walter Pobaschnig 28.4.2023

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Buchmesse Leipzig: „Ich hoffe das Beste und setze lieber keinen Beistrich“ Anna Baar, Schriftstellerin_Preisträgerin des Großen Österreichischen Staatspreis 2022 _ Klagenfurt 29.4.2023

Anna Baar, Schriftstellerin_
Foto_
Rede_Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises 2022

Liebe Anna Baar, wie verhält sich ein Gastgeberland als Gast zum Gastgeber als Gast im Gastland?

Selbst wenn ich die Frage verstünde, gäbe es zum Glück keine richtige Antwort.

Wie lange bleibst Du? – wird Österreich in Leipzig dies zuerst gefragt?

Will Leipzig Österreich loswerden oder länger dabehalten?

Was macht einen österreichischen Gast aus?

Ist das ein Psychotest?

Ist „Meaoiswiamia“ eine Aussage bei einem Scheidungsrichter?

U.U. „Jetz schanzn´s mei´m Oltn a no mea ois wia mia zua, Eicha Ean.“

…oder eine Selbstkritik des Literaturbetriebes?

Eher nicht.

Was nimmt der Gast Österreich aus Deutschland mit? Offiziell und inoffiziell.

Ich hoffe das Beste und setze lieber keinen Beistrich.

Herzlichen Dank!

Zur Person_Anna Baar, geb. 1973 in Zagreb (ehem. Jugoslawien). Kindheit und Jugend in Wien, Klagenfurt und auf der dalmatinischen Insel Brac. Ihr Debütroman »Die Farbe des Granatapfels« und der Erzählungsband »Divân mit Schonbezug« standen je drei Monate, ihr Roman »Nil« zwei Monate auf der ORF-Bestenliste. 2020 wurde sie mit dem Humbert-Fink-Literaturpreis der Stadt Klagenfurt ausgezeichnet. 2022 erhält sie den Großen Österreichischen Staatspreis. Anna Baar lebt in Klagenfurt und Wien.

https://www.wallstein-verlag.de/autoren/anna-baar.html

Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises 2022 an Anna Baar, Schriftstellerin_ Anna Baar (rechts), Staatssekretärin für Kunst und Kultur Andrea Mayer

Aktuelles Buch_Anna Baar, Divân mit Schonbezug
Erzählungen,
Wallstein 2022
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Anna Baar, Divân mit Schonbezug
Erzählungen,
Wallstein 2022

153 S., geb., Schutzumschlag, 12 x 20 cm
ISBN 978-3-8353-5194-3 (März 2022)

ISBN 978-3-8353-5194-3
€ 20,00 (D) | € 20,60 (A)

https://www.wallstein-verlag.de/autoren/anna-baar.html

Fotos_Walter Pobaschnig _Staatspreisverleihung _ Künstlerhaus Wien 23.1.2023

Interview_Walter Pobaschnig 29.4.2023

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