Buchmesse Leipzig: „Liebe aus Österreich“ Andreas Unterweger, Schriftsteller, Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte_ Graz 29.4.2023

Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023

Interview _ Andreas Unterweger, Schriftsteller, Graz

Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte_ Wien 

http://www.manuskripte.at/wordpress/

 Andreas Unterweger, Schriftsteller,
Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte_ Graz

Lieber Andreas Unterweger, wie verhält sich ein Gastgeber als Gast zum Gastgeber als Gast im Gastland?

Sowohl die Gäste als Gastgeber als auch die Gastgeber als Gäste erwiesen sich als Ehrenleute! Und es war mir auch eine Ehre, die Leipziger Buchmesse mit dem Gastland Österreich mitzuerleben – als Ehrengastarbeiter, sozusagen.

Leipzig: der manuskripte-Poesieautomat „Liebe aus Österreich“ und manuskripte 239 zur freien Entnahme!

Wie lange bleibst Du? – wird Österreich in Leipzig dies zuerst gefragt?

Ich bin sicher nicht der Einzige, der den Auftritt von Gastland Österreich, kuratiert von Katja Gasser, als ausgesprochen gelungen empfindet. Bestimmt wird er in der Stadt in positiver Erinnerung bleiben, angefangen mit der großartigen Rede unseres Bundespräsidenten bei der Eröffnung im Gewandhaus. Welch seltenes Vergnügen, dass ein österreichischer Politiker einmal im Ausland für Aufsehen sorgt, ohne dass man sich dafür schämen muss.

Dazu kommen die zahlreichen Kontakte zwischen österreichischem und deutschem Literaturbetrieb, die auf der Messe und in ihrem Umfeld vertieft oder erst geknüpft wurden. Sie werden in Zukunft sicherlich für viel Freude sorgen. Diese Erfahrung habe ich als Autor und mit den manuskripten wieder und wieder gemacht. Ein geselliger Nachmittag im Zeichen der Poesie mit den richtigen Leuten, und man kann sich nicht nur die Agentur sparen, sondern findet darüber hinaus auch Freunde fürs Leben.

Ich hoffe, dass auch die manuskripte ihre Spuren hinterlassen haben. Mit dem manuskripte-Poesieautomaten „Liebe aus Österreich“, der im Herzen des österreichischen Standes für 50 Cent 14 Liebesgedichte aus Österreich ausgab, und den Tausenden Freiexemplaren der Ausgabe 239 mit dem ebenso ironischen wie ikonischen Cover von Anna Jermoalewa, stehen die Chancen dafür, vermute ich, gar nicht einmal so schlecht. Sowohl Gedichte als auch Hefte gingen jedenfalls weg wie die warmen Buchteln aus dem Österreich-Café, vom Bio-Weißwein (Weingut Nievoll), den wir zu besonderen Gelegenheiten ausschenkten, ganz zu schweigen.

Ist „Meaoiswiamia“ eine Aussage bei einem Scheidungsrichter?

…oder Selbstkritik des Literaturbetriebes?

Mir gefällt der Claim „mea ois wia mia” von Thomas Stangl sehr gut. Scheidung sehe ich darin keine heraufdämmern, im Gegenteil: der Spruch, in dem das wohl typischste Merkmal der österreichischen Literatur, die Sprachmusikalität, anklingt, entgrenzt und umarmt die Welt. Zugleich handelt es sich freilich auch um eine deutliche Absage an ein scheuklappenhaftes „mia san mia“-Denken, auch die Biederkeit des ORF-Slogans „ORF. Wie wir“ wird entlarvt und aufgebrochen. Österreich ist ja weder in der Literatur noch im Allgemeinen jene eindimensionale und -sprachige wintertouristische Alpenfestung, auf die es jeden Wahlkampf wieder, und nicht einmal nur von einer Partei, reduziert wird.

Was nimmt ein österreichischer Gast Österreich aus Deutschland mit? Offiziell und inoffiziell.

Offiziell den neuen Gedichtband des slowenischen Dichters Aleš Šteger, einen Block und einen Kugelschreiber von der Pressekonferenz. Inoffiziell eine Mischung aus Hochgefühl und Kopfweh, die Erfüllung monatelanger Vorarbeit und die dazugehörige Erschöpfung, dazu noch Tassen vom Katzenkaffee Katzentempel für meine Kinder.

Ansonsten: Mehr als ich jetzt schon wissen kann. Reden wir doch in ein paar Jahren wieder darüber!

Herzlichen Dank!

Aktuelle Ausgabe_manuskripte_239/2023

Literaturzeitschrift _manuskripte_Gegründet 1960.
Erschien zum ersten Mal zur Eröffnung der Forum Stadtpark. Zuerst dreimal im Jahr, dann viermal. Die manuskripte bringen nur Erstveröffentlichungen.

Ab 1962 bildete sich um die manuskripte ein Kreis von jungen Autoren:
Wolfgang Bauer, Barbara Frischmuth, Peter Handke, Gunter Falk, Klaus Hoffer, Alfred Kolleritsch. Man nannte diesen Kreis “Grazer Gruppe”.

Seit dem Heft 2 1961 sind in den manuskripten die Autoren der “Wiener Gruppe” mit ihren Arbeiten vertreten:
HC Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner, Oswald Wiener, dann für viele Jahre Ernst Jandl und Friederike Mayröcker, Gert Jonke, Raoul Hausmann, in zwei Heften auch Heimito von Doderer.

In mehreren Folgen (1965-68) bestimmte Oswald Wiener Roman “Die Verbesserung von Mitteleuropa” die Hefte. Wegen dieses Romans wurde gegen Alfred Kolleritsch ein Pornographieprozess angestrengt. Viele Medien und deutschsprachige Autoren setzten sich damals erfolgreich für den Weiterbestand der manuskripte ein.

Von Jahr zu Jahr erweiterte sich der Kreis der Autoren: Gerhard Roth, R.P. Gruber, Helmut Eisendle, Peter Waterhouse, Michael Donhauser, Felix Philipp Ingold, Jürg Laederach, Ilma Rakusa, Elfriede Jelinek, Robert Menasse, Kathrin Röggla, Raoul Schrott, Werner Schwab, Paul Wühr, Peter Rühmkorf, J. Zoderer, Birgit Kempker, Olga Martynova, Ingeborg Horn, Urs Widmer, u.v.a.

Im Haus Forum Stadtpark trafen sich viele Autoren zu Lesungen, enge Kontakte wurden geknüpft. Ab 1976 fanden Symposien statt.

Seit 1995 sind die manuskripte unabhängig vom Forum Stadtpark und werden vom manuskripte Literaturverein herausgegeben.

http://www.manuskripte.at/wordpress/?page_id=2315

Fotos_Andreas Unterweger _manuskripte

Interview_Walter Pobaschnig 29.4.2023

https://literaturoutdoors.com

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