Liebe Eva, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ich bin Frühaufsteherin und beginne den Tag mit drei Espressi aus dem italienischen Espressokocher, daneben hör ich Frühjournal oder Morgenjournal.
Momentan gelingt es mir ganz gut, Wichtiges gleich anzugehen. Gerade ist das die Projektdokumentation meiner Lockdown-Miniaturen „Unerhörte Wünsche“. Jänner und Februar werde ich in Italien sein, um einer 90jährigen Wienerin zu helfen, ihre Familiengeschichte aufzuschreiben. In dieser Zeit wird eine Grafikerin mein Haus bewohnen und „bearbeiten“. Es gilt in den nächsten Tagen daher, aufzuräumen und Platz zu schaffen im Büro, das dann ihr Atelier sein wird.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Glücklich ist, wem es angesichts der unfassbaren Dinge, die um uns geschehen, gelingt, „bei sich“ zu bleiben. Es ist wichtig, mit den eigenen Ressourcen sorgsam umzugehen, sich ein offenes Herz zu bewahren und immer etwas zu haben, auf das man sich freut. Und HerzensfreundInnen, ja, die sind jetzt für uns alle auch besonders wichtig.
Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Es ist wichtig, sich gegen Hetze und Ignoranz zu stemmen und endlich das Primat der Wirtschaft zu brechen. Das braucht Kraft und Courage und Ausdauer und Schmäh. Auch die eigene Toleranz ist da ordentlich gefordert. Der Kunst und im Speziellen der Literatur kann es gelingen, dem Gefühl der Hilflosigkeit etwas entgegen zu setzen, andere Allianzen zu schmieden, damit die Resignation nicht überhand nimmt.
Was liest Du derzeit?
Verena Rossbacher, Mon Chéri und unsere demolierten Seelen
Nicoletta Verna, Der Wert der Gefühle
Marco Balzano, Damals am Meer
Siljarosa Schletterer, azur ton nähe, flussdiktate
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Erst kürzlich gefunden: „Wer immer nur funktioniert, entzieht sich dem Abenteuer des Lebens.“ Armin Müller-Stahl, ja Stahl, so ein Zufall, der Name, den ich hier auf facebook in Erinnerung an meine geliebte Stahl-Oma verwende.
Vielen Dank für das Interview liebe Eva, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Eva Schreiber, Schriftstellerin und Fotografin
Foto_Birgit Machtinger
23.12.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.