„Wir haben uns dem „nur weiter so!“ verpflichtet, als ob es keine Alternative gäbe“ Edina Sadikovic, Musikerin, Graz 12.1.2021

Liebe Edina, wie sieht jetzt dein Tagesablauf aus?

Ich verbringe gerne Zeit im Gespräch mit FreundInnen, die über den eigenen Tellerrand hinaus schauen können und reflektierte Meinungen zu den globalen Themen haben. Die Tatsache, dass wir aus dem „alten Alltag“  oder dem Hamsterrad: höher, schneller, weiter aussteigen mussten, bringt große Chancen mit sich…Wir haben die Möglichkeit genau hinzuschauen, was alles um uns herum und auf unserem Planeten passiert – und warum. Leider ist der Mensch so gestrickt, dass er auf Ungerechtigkeit, Leid  und  Katastrophen erst dann reagiert, wenn er selbst davon betroffen ist. Mich persönlich stürzt das in die Kreativität, und nicht in die Verzweiflung.

Edina Sadikovic, Musikerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Wir haben uns dem „nur weiter so!“ verpflichtet, als ob es keine Alternative gäbe. Dabei wäre ein Umdenken so notwendig. Besonders wichtig wäre körperlich und geistig in Bewegung zu bleiben und die Kreativität nicht  verlieren. Neue Wege gehen und uns mehr miteinander austauschen und zu verbinden, um die Vision wieder zu bekommen, die etwas Positives in Bewegung bringt.(Höre auf über deine Grenzen nachzudenken und beginne deine Möglichkeiten aufzudecken -Nikola Tesla). 

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Musik, der Kunst an sich zu?

Diesen Planeten gibt es nur einmal. Die Naturgesetze werden sich weiter so verhalten. Es herrscht ein Ungleichgewicht und wir kriegen das zu spüren. Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer. Bei der Verteilung der Ressourcen und des Reichtums läuft etwas falsch. Wir müssen was verändern…
Die Rolle der Kunst ist für mich nicht zu dienen, sondern zu bewegen, die Grenzen zu brechen. Wenn Kunst ein Gesellschaftsspiegel ist, dann braucht man nur beobachten was er derzeit spiegelt. Jetzt ist die Zeit zum Umdenken. Zum Aufwachen.

Was liest Du zurzeit?

Margaret Cheney:Nikola Tesla-Erfinder, Magier, Prophet
Richard David Brecht:Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens

Welches Zitat, Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Wenn man den Hass in Elektrizität umwandeln könnte, wäre ausreichend Energie für die gesamte Welt vorhanden.“Nikola Tesla
„Kommt eine Wende oder ein Ende? Eine Wende wäre: Wiedergeburt der Menschlichkeit, der Renaissance.“
Richard David Precht

Edina Sadikovic, Musikerin

Vielen Dank für das Interview liebe Edina, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Musikprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Edina Sadikovic_Musikerin, Querflöte

Foto_sw _ Jan Balaz. _weitere Fotos_privat.

1.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Es wird spannend zu sehen sein, wie sich die Sehnsucht nach Offline-Kunst auf den Kulturbetrieb auswirkt“ Rhea Krcmarova, Schriftstellerin, Wien 12.1.2021

Liebe Rhea, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Vergleichsweise reduziert – Recherche für meinen neuen Roman, kochen, ein bisschen online unterrichten, Gedichte schreiben, Spazieren gehen, neue kreative Techniken lernen, lesen – ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen.

Rhea Krcmarova, Schriftstellerin und transmediale Textkünstlerin_ Selbstporträt

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Auf unsere mentale Gesundheit zu achten und sie zu stärken – vielleicht bringt die Pandemie eine überfällige Diskussion über Therapien, Depressionen und Psyche in der breiten Bevölkerung in Gang. Außerdem: schauen, was uns Freude bringt, und das zu priorisieren – pleasure research, sozusagen.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich denke, das ist noch zu früh zu sagen – wir stecken gerade mitten im Auseinanderbrechen. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich die Sehnsucht nach Offline-Kunst (Theater, Konzerte, Museen) auf den Kulturbetrieb auswirkt.

Rhea Krcmarova _Foto_Deatailsinn

Was liest Du derzeit?

Hauptsächlich Rechercheliteratur: Die Wolfsfrau von Clarisa Pinkola Estes, Heroine´s Journey von Gail Cariger, Monstress von Marjorie Liu, Salt Slow von Julia Armfield

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

“Art should comfort the disturbed and disturb the comfortable” — Cesar A. Cruz.

Vielen Dank für das Interview liebe Rhea, viel Freude weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Rhea Krcmarova_Schriftstellerin und transmediale Textkünstlerin

Rhea Krcmárová | Texte. Mehr. (rhea-krcmarova.com)

4.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Jemanden von der Marschkolonne wegführen, ist nicht der schlechteste Ansatz in der Kunst.“ Ute Cohen, Schriftstellerin_Berlin 12.1.2021

Liebe Ute, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mit dem Ausstieg aus meiner Traumwelt beginnt der Tag. Ich habe schon immer sehr intensiv geträumt. Jedes Buch, jeder Film, jedes Gespräch verlangt nach einer Fortsetzung im Traum. Gelegentlich plagt mich auch der Alb, ein Succubus, der sich auf meine Brust setzt und mir die Kehle zuschnürt. Dann ein Erinnern meiner Überlebensstrategien: Disziplin und Schreiben. Ich notiere Ideen und verfasse eine To-Do-Liste. Bang! Morgengrauen!

Ute Cohen, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Wer sind wir denn „wir alle“? Diese Frage sollte sich jeder Einzelne stellen. Die Utopie eines „Wir“ birgt Chancen und Gefahren. Eine Gefahr besteht darin, dass wir das „Wir“ auf lauter kleine Mini-Cluster verengen, die sich nicht mit anderen verbinden, sondern abstoßen. Eine Chance erkenne ich in der Überwindung der eigenen Beschränktheit und Vereinzelung. Also: Selbstüberwindung, Grenzüberschreitung und Verschmelzung wagen!

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

L’art de la séduction – das ist mein Plädoyer! Wir sollten die Kunst der Verführung auch in der Kunst wieder erlernen. Sich erschöpfen in politischen Parolen, sich einzwängen in Normenkorsette, sich anpassen an Raster und Kataster ist der Untergang der Kunst. Verführung aber ist verpönt, denn sie macht Angst in einer Gesellschaft, die sich Ratio und Regeln auf die Fahne geschrieben hat. „Aliquem ab agmine seducere“, jemanden von der Marschkolonne wegführen, ist nicht der schlechteste Ansatz in der Kunst.

Was liest Du derzeit?

Ich lese gerade Gilbert Keith Chesterton „Verteidigung des Unsinns, der Demut, des Schundromas und anderer mißachteter Dinge“. Mit Missachtung strafen wir allzu leichtfertig Dinge und Menschen: Klatschzeitschriften, Bierbäuche und Andersdenkende. Höchste Zeit, der Missachtung eine klare Absage zu erteilen und sich anwehen zu lassen von einer „namenlosen Anarchie“ (Chesterton).

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Einen Song, der mich immer wieder daran erinnert, was ich bin: „In a world gone crazy, everything seems hazy, I’m a wild one
Ooh, yeah, I’m a wild one …“ (Iggy Pop/Real Wild Child)

Vielen Dank für das Interview liebe Ute, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Ute Cohen, Schriftstellerin

http://www.septime-verlag.at/autoren/cohen.html

Foto_Lévia Cohen

11.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Without art, how else would we survive beauty“ Lara Konrad, Schriftstellerin_München 11.1.2021

Liebe Lara, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Dear Lara, what’s your routine at the moment?

Since I spend most of my days writing, my daily task to bathe in solitude hasn’t changed all that much. I take a lot of long walks these days; sometimes taking a friend with me by calling them over the phone.

my daily task to bathe in solitude hasn’t changed all that much.

Lara Konrad Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

What’s particularly important for us all in this moment?

The same that has always mattered most: compassion.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

New start, new beginning. What will be essential and which roles will dance, theater and art play?

Without art, how else would we survive beauty.

Was liest Du derzeit?

What are you reading?

I’m reading two books at the moment: Anne Carson’s “Plainwater” and “Heaven” by Emerson Whitney.


Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Which quote, imput or text will you propose?


Every wound is one step closer to home.

Thank you very much for the Interview, dear Lara, much success for your wonderful literature projects, all the best in these days!

Five questions on artists:

Lara Konrad, poet

Lara Konrad

Foto_Lara Konrad

11.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Wir bilden am Wohnzimmertisch ein Klassenzimmer. Während sie lernen, schreibe ich an einem neuen Buch“ Björn Kuhligk, Schriftsteller _ Berlin 11.1.2021

Lieber Björn, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Da meine Frau mehr verdient als ich und ich in meinem Brotjob in Kurzarbeit bin, kümmere ich mich um die dreiköpfige Pubertisten-Kombo. Wir bilden am Wohnzimmertisch ein Klassenzimmer. Während sie lernen, schreibe ich an einem neuen Buch. Naja, manchmal. Ich bin auch Erklärer, Nachhilfe-Kumpel, Motivator, Zoom-Konferenz-Erinnerer, Mittagessen-Zubereiter, schlichtweg der nervige Typ, der in ihrem Wohnzimmer sitzt.

Björn Kuhligk, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Wie immer: Solidarität, Kapitalismus abschaffen, Grenzen öffnen, die Häuser denen, die drin schlafen, und hin und wieder einen selbstgemachten Smoothie.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?  

Die Literatur kann in ihren guten Momenten das Nichtsagbare zur Sprache bringen. Daher einfach weiter im Text, was sonst? In dem Bundesland Berlin, wo ich lebe, ist der derzeitige Lockdown eingeleitet worden, in dem alle Kultureinrichtungen geschlossen wurden und alle hatten sie Hygienekonzepte erarbeitet. Die Kunst findet in der Öffentlichkeit nicht statt, sie ist egal, sie ist überflüssig, etwas, das niemand braucht. Das scheint im Moment ihre Rolle zu sein. In Großraumbüros wird weiterhin gearbeitet. Aber vielleicht hilft die Pandemie, die Postmoderne endlich zu vergessen.

Was liest Du derzeit?

Da die Gegenwart gerade omnipräsent ist, lese ich vielleicht gerade deshalb wieder Klassiker. Ich habe erst Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ gelesen, dann Balzacs „Oberst Chabert“, dann Sylvia Plaths „Glasglocke“ und im Moment lese ich Irmgard Keuns „Nach Mitternacht“.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Die Lyrikerin Barbara Köhler ist vor einigen Tagen gestorben. Ein Text von ihr aus dem Buch „Blue Box“:

„Ich übe das Alleinsein, und ich denke, ich habe es darin schon ziemlich weit gebracht. Ich rede mit der Sprache, manchmal antwortet sie. Manchmal antwortet auch jemand anders. Ich rechne nicht mehr damit, verstanden zu werden. Mathematik ist nicht mein Fach.“

Vielen Dank für das Interview lieber Björn, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Björn Kuhligk, Schriftsteller

Björn Kuhligk – Literatur und Fotografie

Foto_Achim Wagner

11.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Ich bin kein Fan von halben Sachen“ Magdalena Mikesch, Schauspielerin_Wien 11.1.2021

Liebe Magdalena, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Einen fest geregelten Tagesablauf hab ich noch nie gehabt. Aber ich verbringe meine Tage ehrlich gesagt gerade so, wie ich mir früher meine Pension vorgestellt habe. Keinen Wecker und Smartphone öfters mal auf Flugmodus stellen, viel spazieren gehen, lesen, Menschen anrufen, um zu fragen, wie es ihnen geht, Kreuzworträtsel lösen, Reportagen schauen, überrannten Eislaufplätzen und Skipisten aus dem Weg gehen, und mich übers Wetter unterhalten. Ich muss sagen: ich mag und genieße das.

Und beim Beantworten der Frage meines Tagesablaufs hab ich sofort das Gefühl, an dieser Stelle jetzt schnell auch noch mitteilen zu müssen, dass ich an dem einen oder anderen Projekt arbeite. Aber es frustriert mich, nicht planen zu können, ob und wann das ein oder andere Projekt stattfinden kann, und deshalb ziehe ich meine Pensionsstimmung nun vor, bin dankbar für das, was ich hab und lege dann wieder voller Energie los, wenn es im Kulturbereich wieder unter vernünftigen Umständen möglich ist. Ich bin kein Fan von halben Sachen.

Magdalena Mikesch, Schauspielerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Weniger Egoismus – mehr Empathie. Und: Telegram ist ein Messenger, kein Nachrichtendienst.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Mir persönlich ist wichtig, dass Theater gesellschaftskritisch und politisch, klar lesbar und verständlich für jeden Menschen ist und weniger versucht, „Kunst“ zu sein, stattdessen einfach eine klare Botschaft sendet. Wenn wir aktuell schon so oft von Systemrelevanz des Theaters sprechen und hören, ist es daher umso wichtiger, das auch in unserer Arbeit zu zeigen und nicht nur Komödie zu spielen, weil’s halt lustig ist.

Was liest Du derzeit?

„Ein Verheißenes Land“ von Barack Obama und ein zweites Mal „Sisi, Sex und Semmelknödel: Ein Araber ergründet die österreichische Seele“ von Omar Khir Alanam.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Was sind das für Zeiten, wo

Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.

Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!

(Berthold Brecht)

Vielen Dank für das Interview liebe Magdalena, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Theater-, Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Magdalena Mikesch, Schauspielerin

Foto_Volker Schmidt

11.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Dass die Menschen direkt in Kunsterfahrungen involviert und sogar Teil von Kunstwerken sind“ Veronika Tzekova, Künstlerin, Graz 11.1.2021

Liebe Veronika, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich beantworte deine Fragen in einer zehntägigen, selbstüberwachten Heimquarantäne, also es ist nicht viel los. Alles spielt sich bei mir zu Hause und im meinem Kopf ab. Nicht genau das, was eine Künstlerin, die WITHandIN PUBLICandSPACE arbeitet, sich wünscht. Aufwachen, Einstellungsphase vom Träumen zum Nachdenken und Vorstellen mit viel Kaffee, weitermachen mit meiner täglichen Arbeit. Ich kümmere mich um die Bedürfnisse meiner laufenden Projekte, wie z. B. „syllaBLEndings“ und „SchAUGEnuss“, füttere meinen Blog und konzipiere einige zukünftige Projekte und Kooperationen, tägliche kreative Künstlerarbeit, Archivierung, Korrespondenz usw. Im Moment muss ich mich auch den Herausforderungen stellen, um den Einband für einen Gedichtband des bulgarischen Autors Vladimir Sabourin zu gestalten und ein künstlerisches Selbstporträt für IN SITU-European platform for artistic creation in public space zu erstellen. Wenn es schon dunkel ist, nehme ich meinen Afterwork-Drink. Der Rest ist privat.

Selbstporträt_Veronika Tzekova, Künstlerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Die Augen und die Analyse auf das große Gesamtbild, von dem wir ein Teil sind, zu richten und den Sumpf der Konzentration auf sich selbst zu verlassen.

Vielleicht bin ich eine Träumerin, aber ich finde es äußerst wichtig für die Menschheit, für jede einzelne Gesellschaft und jeden von uns, seine Werte zu überdenken und von hier aus einen neuen „contrat social“ und ein System zu schaffen, die der Natur und Menschlichkeit nicht widersprechen und sie nicht vernichten.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?

In Zeiten wie diesen ist es mehr denn je entscheidend, dass die Menschen direkt in Kunsterfahrungen involviert und sogar Teil von Kunstwerken sind, dass sie nicht die Menschlichkeit verlernen und nicht die Fähigkeit, das Bedürfnis und die Lust zu denken, zu fühlen, zu hinterfragen und zu fantasieren verlieren.

Was liest Du derzeit?

Unter anderen:

Verschiedene Wörterbücher

Roland Barthes, „Le plaisir du texte“

Vladimir Sabourin, „Сънищата“

Charles Baudelaires, „Les Fleurs du Mal“

Giorgio Agamben, „Idea della prosa“

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ich habe einige aktuelle Beispiele aus meinen Serien „CDoupbles“ und „syllaBLEndings“ ausgewählt:

Vielen Dank für das Interview liebe Veronika, viel Freude weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Veronika Tzekova_Künstlerin

V e r o n i K A T Z E k o v a

Alle Fotos__Veronika Tzekova

4.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Ich denke, es ist eine gute Gelegenheit alte Muster über Bord zu werfen und sich neue anzueignen“ Patricia Brooks, Schriftstellerin _ Wien 11.1.2021

Liebe Patricia, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Tagesablauf ist ähnlich jenem von früher was die Tagesarbeit betrifft. Ich sitze zuhause an meinem Schreibtisch und schreibe an meinen aktuellen literarischen Projekten. Neu hinzugekommen ist die Aufnahme und Herstellung von Videos für Streamings, was mir Spaß macht, auch wenn ich in Sachen Bild- und Tonschnitt noch viel lernen muss.

Ziemlich begrenzt ist hingegen die Abendgestaltung und das soziale Leben. Keine Lesungen, keine Veranstaltungen, kein Kulturleben und ein eingeschränktes Privateben. Aber ich freue mich drauf, wenn das wieder anders wird.

Patricia Brooks, Schriftstellerin_ Daniela Beranek

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Nicht zu besorgt und nicht zu sorglos zu sein und darauf zu vertrauen, dass es wieder bessere Zeiten geben wird.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Eigentlich weiß ich das nicht genau. Aber ich denke, es ist eine gute Gelegenheit alte Muster über Bord zu werfen und sich neue anzueignen. Das betrifft Umweltpolitik, Flüchtlingspolitik, soziale Gerechtigkeit, etc.

Die Kunst wird dabei natürlich eine Rolle spielen – eine essentielle Rolle, weil die Kunst immer essentiell ist, um sowohl aktuelle Fragen der Zeit als auch die ewigen Fragen des Seins zu beleuchten, zu ergründen, zu hinterfragen, die Wahrnehmung zu schärfen und die Perspektiven zu erweitern.

Was liest Du derzeit?

Die Biographie über Maria Threresia von Barbara Stollberg-Rilinger und  The God of Small Things von Arundhati Roy

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Your mind will answer most questions if you learn to relax and wait for the answer

William S. Burroughs

Vielen Dank für das Interview liebe Patricia, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Patricia Brooks, Schriftstellerin

Patricia Brooks – Home (marp.at)

Foto_Daniela Beranek

23.12.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„mensch kann etwas beitragen, mittragen, verändern, auf unterschiedlichste arten“ Marlene Hachmeister, Schriftstellerin_Wien 10.1.2021

Liebe Marlene, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

mein alltag unterscheidet sich nicht sonderlich von dem der „vor-corona-zeit“. was ich als positiv empfinde: ich kann nach meinem eigenen rhythmus leben und muss dabei den rhythmus der welt nicht wie sonst beachten. ich arbeite am besten nachts. da ist es von vorteil, wenn das aussen die ansprüche herunterschraubt.ich habe aber endlich begonnen schwedisch zu lernen. eine sprache, die mich schon länger fasziniert.

Marlene Hachmeister, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

humor.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?

ich denke, wir sollten uns alle weniger als individuen (die wir ja trotzdem sind und bleiben) begreifen, mehr als ein teil eines grossen ganzen. mensch kann etwas beitragen, mittragen, verändern, auf unterschiedlichste arten.

kunst zeigt andere blickwinkel und eröffnet neue handlungsspielräume.

Was liest Du derzeit?

im moment lese ich ausschliesslich fachliteratur, für die recherche zu meinem neuen buchprojekt.

ganz oben auf dem stapel der bücher, die ich danach lesen werde, liegt  „FALLEN“ von paul auer, einem schriftsteller, den ich sehr schätze.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

(Hermann Hesse „Stufen“)

Vielen Dank für das Interview liebe Marlene, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Marlene Hachmeister, Schriftstellerin

Foto_Markus Piribauer

22.12.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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„Menschen dürfen sich nicht ohnmächtig wähnen, das zerstört sie, macht sie zerstörbar“ Sandra Weihs, Schriftstellerin, Wien 10.1.2021

Liebe Sandra, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Wie vor Beginn der Pandemie. Ich habe einen systemrelevanten Job, das heißt, ich laufe von Wohnung zu Haus zu Wohnung und versuche als ambulant betreuende Sozialarbeiterin im Auftrag der Kinder und Jugendhilfe Gefährdungen in der Familie für Kinder zu entschärfen. Nun gut, ganz wie früher ist es nicht. Ich beobachte  Menschen, deren prekäre Situationen durch psychische oder sozioökonomische Probleme verschärft werden. Die Tagesstrukturen fehlen, somit werden Menschen anfälliger und kommen schwerer wieder aus Krisen heraus.

Meine Söhne tun mir leid – sie leiden sehr unter  der sozialen Isolation (der HTL Schüler verbrachte die letzten 3 Monate im homeschooling).

Und ans Schreiben ist nicht zu denken – nur aus Trotz, Angst, oder Wut, zur Beruhigung, und das werden zu Fatalismus neigende Texte – nichts Zumutbares, nichts Wahres.

Sandra Weihs, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Keine Politik und kein Virus und keine divergierenden Meinungen zwischen die Beziehungen kommen zu lassen. Was zählt, ist die Verbindung, nicht das Trennende. Wir brauchen eine Art generelle Akzeptanz, dass jeder anders mit Angst umgeht, wir aber im Grunde alle auf Angst zurückgeworfen sind und wir darüber reden müssen, um sie zu verarbeiten. Versteht man das, spricht man anders zu Mitmenschen, auch wenn sie gegenteiliger Meinung sind. Urteile, Beschuldigungen, Anzeigen, Herabwürdigungen und Demagogie sind nichts, was uns helfen würde.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich habe zurzeit eher das Gefühl, wir stehen kurz vor der Resignation. Am Anfang war der Wille zur Gestaltung spürbar – die Menschen sehnten sich nach gesellschaftlichem, fast an Utopie grenzenden Wandel – aber es bleibt, wie es war, und die Sprache der Politik kippt sogar ins dystopische. Die Menschen sind müde.

Was wir bräuchten, und das kann Literatur sehr gut, ist eine Vermeidung der Nabelschau, Metaperspektiven aus Erfahrungen aufzeigen. Ich würde mir außerdem wünschen, dass Literatur wieder Autonomie und Eigenverantwortung des Individuums herbeischreibt. Menschen dürfen sich nicht ohnmächtig wähnen, das zerstört sie, macht sie zerstörbar. Ich möchte keinesfalls, dass die Regierung ihren „Law and Order“ – Ton beibehält, den sie nicht erst seit der Pandemie pflegt, ich möchte ein Miteinander statt Gegeneinander und Zwang.

Was liest Du derzeit?

Den Covid Roman von Marlene Streeruwitz. Bulgakov, Meister und Margerita. Orlando von Virginia Woolf. Königin der Berge von Daniel Wisser.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Demnach ist allerdings das Dasein anzusehen als eine Art Verwirrung von welcher zurückkommen Erlösung ist … Als Zweck unseres Daseins ist in der Tat nichts anderes anzugeben als die Erkenntnis, daß wir besser nicht da wären. Dies aber ist die wichtigste aller Wahrheiten, die daher ausgesprochen werden muß; so sehr sie auch mit der heutigen europäischen Denkweise in Kontrast steht.“

(Arthur Schoppenhauer, die Welt als Wille und Vorstellung)

Vielen Dank für das Interview liebe Sandra, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

Ich danke Ihnen!

5 Fragen an KünstlerInnen:

Sandra Weihs, Schriftstellerin

Sandra Weihs, Autorin von „Das grenzenlose Und“ – Home

Foto_privat.

3.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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