Erinnerungen sind das stärkste Band an einem Ort. Erlebnisse, Erfahrungen. Da ist auch viel Kraft der Verwandlung für das Jetzt. Schönheit und auch Traurigkeit greift über Zeiten hinweg zu Dasein und Inspiration. In Leben und Kunst.
Orte haben eine große Bedeutung für mich. Es ist das Zurückkommen, der besondere Moment des Wiedersehens auch des Wiederentdeckens. Das sind wichtige Bezugs- und Inspirationspunkte in meinem Leben. Hier in Wien und weltweit.
Das Erinnerte, Geschehene hat einen großen Wert. Immer.
Erinnerungen sind wie Jahreszeiten. Abschnitte des Lebens. Des Lebensprozesses. Es gilt anzuerkennen was war und was ist. Was sein kann.
Die Einblicke, die wir in das Leben Alma Mahler_Werfels nehmen können, sind faszinierend wie herausfordernd. Da sind Konstanten von Entscheidung und Weg, sehr direkt, sie hatte keine Scheu davor. Das ist auch eine Ansprache für heute. Für die Kunst wie das Leben. Für das Frausein.
Liebe ist für Alma Direktheit. Du und Ich. Es ist ein ganz oder gar nicht. Da hat sie nicht gefackelt. Sentimentalitäten kannte sie nicht. Geben was zu geben ist. Festhalten was festzuhalten ist. Und loslassen. Gehen, wenn zu gehen ist.
Alma hat von einem Mann alles gefordert. Sie war kompromisslos und entscheidungsfreudig. Egoistisch. Alma hat vielleicht von der Liebe mehr verstanden als wir alle.
Die Angst vorm Alleinsein war ebenso wesentlich bei Alma.
Es sind Bilder des gesellschaftlichen Lebens der Zeit hier zu erahnen. Die Feste bis zum Morgen. Der Sonnenaufgang im Garten und über den Dächern hier. Die Ruhe des Winters. Auch sehr persönliche, tieftraurige Phasen. Der Tod der Tochter Manon 1935. Auch das Verlassen des Hauses, der Stadt im Jahre 1938.
Kunst war für Alma eine wesentliche Intention. Gerade auch in der Liebe. Dieser Schönheit folgte sie. Bis zum Tod. Dieses Haus, dieser Ort stehen dafür und drücken dies stark aus.
Kunst ist etwas Besonderes. Nicht auf Knopfpunkt abrufbar. Das ist aber auch das Spannende. Der Moment des Lebens und das Moment der Entwicklung. Kunst ist da die Blüte und der Pfeil und Bogen.
Mein Kunstweg, das ist Vielfalt, Bewegung, Überraschung.
Dagmar Strobl, Künstlerin, Station bei Alma Mahler-Werfel, Wien, 22.11.2019
Interview_alle Fotos _ Walter Pobaschnig