Ihre Themen der Literatur betreffen mich auch sehr, es sind ja grundsätzlich starke Lebensthemen über die Ingeborg Bachmann schreibt.
Etwa mein Weg zum Schauspiel, die innere und äußere Form der Intention und der Konfrontation, da kann ich mich in der Literatur Ingeborg Bachmanns wiedererkennen.
Es geht immer um Herausforderung und Stellungnahme in Bachmanns Schreiben. Das ist unser Leben. Unsere Kunst.
Heimkommen ist ein Thema, das mich selbst derzeit in persönlicher wie künstlerischer Auseinandersetzung bewegt und hier bei Ingeborg Bachmann ist dies ja unmittelbar in der Erzählung „Drei Wege zum See“ gesetzt.
Aufmerksamkeit und Wahrnehmung sind ganz wesentlich in der Verbundenheit, Auseinandersetzung und auch Konfrontation mit Herkunft, Heimat. Es ist eine kritische Luzidität gefordert, ein Wachsein im Ankommen.
Heimatlosigkeit ist ja auch ein wichtiges Thema bei Ingeborg Bachmann. Gerade die Kunst spielt in diesem Prozess des Aufbrechens, Wiederkehrens oder gänzlich Neu-Ankommens eine bedeutende Rolle. Es geht da um die Sichtbarkeit des Inneren – um Verstehen, Empathie und ganz persönliche Lebenswerte und Lebenspositionen. Kunst kann da eine Tür zum Weg sein. Innen und Außen.
Es gibt immer einen Ort, der unverwechselbar Dein Ort ist. Der Fluss meiner Heimatstadt hat da eine ganz starke Wirkung. Wenn ich an Heimat denke, sehe ich das Flussufer in der Kindheit und die großen Steine, die Mauer. Für Bachmann war dies wohl hier in Klagenfurt auch so – auch das Schauspiel braucht Orte wie Ortswechsel, um eine Tiefe der Seele zu erreichen.
Als ich jetzt zum Haus Ingeborg Bachmanns kam, war es eine ganz große Ergriffenheit. Ich hatte das Bedürfnis mich auf die Stufen hier zu setzen und den Ort, die Menschen damals und jetzt gleichsam zu spüren. Eine Freude und Neugierde der Begegnung.
Kunst, ob etwa in Literatur, Malerei, Schauspiel oder Musik, kann einen starken inneren Heimatort schaffen. Es ist sehr wichtig diesen zu finden. Als Prozess und als persönliches „Heimkommen“. Es gilt diese Tür zur inneren Heimat zu finden und den Mut zu haben diese zu öffnen.
Kunst hat mir die Tür zu meiner inneren Heimat geöffnet
Der Weg Ingeborg Bachmanns in Literatur und Leben hat mich schon früh ergriffen. Es ist bis heute ein Finden und Entdecken. Nicht zuletzt meiner selbst. Es hat für mich etwas Großes geöffnet und ich weiß, ich stehe hier erst am Anfang.
Orte sind ganz wichtig. Aber es sind immer Menschen, die Orte beseelen. Die erleben, erinnern und festhalten lassen.
Bei Texten von Ingeborg Bachmann stehen wir als LeserInnen und KünstlerInnen immer am Anfang. Es ist der Anfang des Staunens über die Kraft und den Anspruch von Sprache. Und damit über die Erkenntnis des Lebens, des eigenen und des Lebens mit und um uns.
Da ist in den Texten soviel Bewegung in Sprache, Reflexion und Emotion – das ist unverwechselbar Ingeborg Bachmann.
Kunst führt in einen besonderen Raum, der ganz bei sich sein lässt.
Schauspiel, Tanz sind da ganz wichtige Kunstformen für mich. Im Improvisation- und Ausdruckstanz etwa ein Thema erarbeiten, entwickeln und zu erleben, das bedeutet für mich auch Freiheit – einen Raum zu haben und gestalten, inszenieren zu können.
Ich bin sehr dankbar die Inspiration und Intention der Kunst in mir entdeckt und auch zugelassen zu haben.
Ich bin sehr neugierig auf meine weitere Reise in der Kunst, gerade auch zu Ingeborg Bachmann und damit zu mir selbst.
Daniela Turner, Schauspielerin_ Station bei Bachmann_Klagenfurt 16.11.2019.
Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig-
Herzlichen Dank an Heinz Bachmann für das so freundliche Willkommen!