
Lieber Juan, herzliche Gratulation zum Kelag Preis 2022!
Wo liegen Wurzeln, Inspirationen des ausgezeichneten Textes?
Die Wurzeln sind vielleicht das Nachdenken, Fragen über die Vorstellung was wir mit „der Menschheit“ meinen, wenn wir von „der Menschheit“ sprechen. Als Gegenstück zum Konstrukt des Individuums, das in bestimmten Kontexten relevant gemacht wird. Das ist natürlich eine sehr hohe Flughöhe, von der ich mich dann der Erzählung genähert habe, auf der maximalen Abstraktionsebene dieser Fragen.



Wie siehst Du das Verhältnis von „Ich und Wir“ heute?
Es ist da auch genau diese Frage gestellt, wann adressieren wir uns als „Ich“? Das Individuum ist natürlich eine Konstruktion im Kontext.
Es gibt auch dieses Bild: zehn Menschen werden auf zehn Inseln gesetzt und sie machen alle dasselbe – Feuer, Kokosnüsse, pinkeln. Werden zehn Menschen auf dieselbe Insel gesetzt, denken sie arbeitsteilig und agieren im gesellschaftlichen Kontext.
Das Wir und Ich konstruiert sich aufgrund der Umstände. Der Gegensatz von Wir und Ich ist absurd. Weil es ein Wir gibt, gibt es ein Ich.

Wann hast Du zu schreiben begonnen?
Als ich angefangen habe zu lesen, mit siebzehn oder so.
Wie hast Du den 46.Bachmannpreis in Klagenfurt erlebt?
Super. Ich hatte nicht so viel Wissen darüber, wie es läuft. Sehr unterhaltsam in allem, das finde ich toll.
Wie hast Du die Jurydiskussion wahrgenommen?
Gut. Ich hätte gedacht, ich bekomme mehr auf die Nase. Gerade weil auch Hannes Stein im Text Phantastik hatte, mehr als ich, dachte ich, da falle ich in denselben Eimer. Das war aber nicht ganz so, oder nur halb.

Lieber Juan, herzlichen Dank für das Interview und das Dabeisein in Klagenfurt, viel Freude und Erfolg weiterhin!
Im Interview _ Juan S. Guse (D), KELAG-Preisträger 2022
46.Bachmannpreis _ Klagenfurt 22. – 26.6.2022
Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _
Walter Pobaschnig 6_22