„Malina“ – dieser Roman ist ein Spiegel von Mensch und Welt, in dem ich mich auch selbst gut erkennen kann. Diese Klarheit der Worte, der Sprache hat bis heute nichts an Bedeutung verloren.
Ich habe Ingeborg Bachmann in diesem szenischen Fotoprojekt auf den Spuren des Romans „Malina“ jetzt neu entdeckt. Sie ist eine Autorin, die mitreißend wie mitfühlend schreibt.
Ingeborg Bachmann beschreibt im Roman „Malina“ das Verliebtsein in allem Enthusiasmus der „rosaroten Brille“ aber auch den Realismus darin. Da ist sehr viel Menschen- und Gesellschaftsbild wie auch Psychologie.
Ich sehe mich selbst zwischen diesen Polen von Träumerin und Realistin. Diese Spannung trägt ja auch den Roman. Da ist wohl der Grund warum dieses Kunstprojekt in Verbindung von Fotografie und Text so bewegt.
Der Roman lädt ein, den eigenen Gefühlen nachzugehen, dem Glück wie dem Unglück, den Prozessen von Liebe und Freundschaft. Unseren Ansprüchen daran und auch unserem Scheitern. Das ist eine spannende künstlerische Herausforderung und Aufgabe.
Es ist für mich eine ganz besondere Erfahrung in diese Romanrolle einzutauchen. Dieses Haus erzählt gleichsam selbst eine/seine Geschichte. Es hat Ansprache, die stark wirkt.
Es ist an diesem Romanschauplatz in der Ungargasse das literarische Vermächtnis zu spüren, dieser Ort hat eine sehr starke Präsenz.
Kunst kann eine besondere Präsenz des Augenblicks ausdrücken. Dieser Moment umfängt wie befreit Mensch, Leben, Welt in starker Kraft. Das fasziniert mich.
Ein Kunstprojekt wie dieses lässt nach dem Innersten fragen und dieses reflektieren. Die eigene Empfindung ist ja in der Szene zunächst in Distanz. Das Posieren, setzen der Texte, bewegt dann ganz. Daraus bildet sich ein persönlicher Dialog, der sich fortsetzt – ins Leben hinein. Ich denke dies ist auch ganz die Intention Bachmanns.
Diese Rolle hier ist für mich nicht so sehr ein Spiel. Es ist eher eine Begegnung. Gerade auch mit mir selbst. Der Roman lässt ja viele Zugänge zu.
Bachmann trifft im Roman diesen Zwiespalt des Lebens, der Liebe punktgenau. Dem nachzugehen – im Lesen oder Spielen – ist immer auch ein Schritt zu sich selbst.
Wenn ich vor der Kamera stehe dann mit ganzer Persönlichkeit. „Malina“ fordert das ja auch und lässt es nicht anders zu. Wie das Schreiben Bachmanns an sich.
Leidenschaft ist das Feuer, das bewegt. In der Liebe, der Kunst, dem Leben. Es ist eine Richtung, die nach Vorne weist. Unmittelbar, direkt. So entsteht Begeisterung. Bewegung für sich und andere.
Ich habe keinen Ort, von dem ich sagen würde, ich würde alles dafür geben diesen niemals zu verlieren. Jeder Ort hat Schönheit, auch in aller Unscheinbarkeit.
Es kommt darauf an im Leben die Augen zu öffnen. Für Orte. Für die Geschichten, die sie zu erzählen haben.
Persönlich liebe ich Italien. Kultur, Sprache, diese Lebendigkeit. Eine große Inspiration. Das verbindet mich wohl auch stark mit Bachmann.
An Wien liebe ich Kunst und Kultur. Auch die Überraschungen und die Geheimnisse dieser Stadt im Entdecken von Tradition und Moderne.
Ich lese viel und gerne. Schätze Rilke und Dichtung an sich. Auch Philosophie und die psychologische Thematisierung, Analyse des Menschen im Verhalten und Erleben interessiert mich.
Musik und Tanz sind mir auch sehr wichtig. Es gibt keinen Tag ohne Musik.
Liebe und Leidenschaft lassen oft im Moment ja nur einen Weg zu. Eine Art dies zu leben. Damit gilt es dann im Ende Frieden zu schließen. Irgendwann. Und mit der Schönheit dieser Erinnerung zu leben.
Die Löwen an den Haustoren hier erinnern auch an das existentielle Kämpfen im Leben, wenn es um viel oder alles geht. Dem Herz zu folgen. Mit ganzem Herzen oder gar nicht. So ist es in Liebe und Leben. Sollte es sein.
Im Leben braucht es wohl beides – Stärke und Sanftheit. Den Löwen und die Behutsamkeit der Tür und der Schritte. In jedem Fall Mut und Begeisterung.
Vielen Dank liebe Yvonne für Dein großartiges Bemühen in der Vorbereitung in Kostüm, Requisite wie Textzugängen und das wunderbare gemeinsame Umsetzen der Romanszenerie und das interessante Gespräch!
Station bei Bachmann _ Roman Malina _ Yvonne Schneider, Tanzpädagogin, Model _ Wien_Romanschauplatz 18.2.2020
Idee, Regie, Interview und alle Fotos _ Walter Pobaschnig 2_20
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