„Ich bin neugierig auf Geschichten“ Sophie Mashraki, Regie, Künstlerin. Station bei Bachmann_Malina _ 10.3.2020

IMG_3266mkuzt

 

Jeder Ort hat eine Geschichte, eine Story. Hat Qualität und Besonderheiten. 

 

IMG_1687iu87zt

 

Orte laden zu Aufmerksamkeit ein. Den Menschen und die Kunst.

 

IMG_2567nhzt

 

 

Ein Ort entwickelt sich auch im künstlerischen Prozess. Menschen kommen hinzu und es entsteht eine Dynamik, ein Ereignis. Es ist sehr spannend dies vorzubereiten und aufzunehmen.

 

IMG_1462nhzt - Kopie

 

Wenn ich als Regisseurin Geschichten erzähle, möchte ich Menschen in meine Welt einladen. Für das Publikum ist es eine neue, andere Welt. Diese Begegnung ist ganz wichtig. Für beide Seiten. 

 

IMG_1959oiui87

 

Ich frage mich derzeit wie und was kann ich erzählen? Was kann ich aufnehmen und zurückgeben? Welche Form wird sich dafür finden? Das experimentelle Schreiben bei Ingeborg Bachmann in „Malina“ ist dabei auch eine interessante Inspiration. 

 

IMG_2428iuzt

 

Ich suche derzeit einen Ort in Wien für meine Pläne, Projekte. Das ist herausfordernd und spannend. Es gibt viele Orte, die gleichsam auf die Kunst warten.

 

IMG_3125iu876

 

Ich bin Regisseurin. Es ist eine große Liebe für Geschichten und deren Inszenierung. Ich liebe auch die Wahrnehmung der Reaktion des Publikums. Und ich bin auch neugierig auf ihre Geschichten. Es geht da um den Transformationsprozess.

 

IMG_1347oiu87

 

Die Gemeinschaft der KünstlerInnen ist etwas besonders. Da ist eine große Unterstützung und auch so viele persönliche Geschichten, die inspirieren und motivieren.

 

IMG_1923987loi987

 

Der Ort hier, der Romanschauplatz von „Malina“, hat etwas Schweres und auch Verstecktes. Da ist vielleicht so etwas wie ein Geheimnis eines Rückzuges. Aber auch ein Lächeln, eine Leichtigkeit. Das spiegelt sich ja auch im Text und der Persönlichkeit Ingeborg Bachmanns.

 

IMG_2949iuzt

 

Ich bewundere wie Ingeborg Bachmann ihre künstlerische Richtung, die Form, auch selbstbewusst veränderte. Sie war da sehr entwicklungsorientiert und auch persönlich mutig.

 

IMG_2211mkuiuz

 

Ingeborg Bachmann ging ihren Weg als Künstlerin und als Frau. Sie hat ihre Kunst geatmet.

 

IMG_1466uztr

 

Ich liebe Wien. Das Klassische und das Punkige in dieser Stadt. Den Reichtum der Kunstszene.

 

IMG_2244kjuz

 

Sophie Mashraki , Regie/Produktion, Künstlerin _ Fotos am Romanschauplatz „Malina“_Wien_Station bei Bachmann _ 10.3.2020.

Vielen Dank liebe Sophie für Dein großartiges Bemühen in der Vorbereitung in Kostüm, Requisite wie Textzugängen und das beeindruckende Umsetzen der Romanszenerie und das interessante Gespräch!

 

Station bei Bachmann _ 10.3.2020.

Idee, Regie, alle Fotos_Walter Pobaschnig

„Theater ist ein Spiel aus dem Herzen ohne Urteil“ Miriam Strasser, Schauspielerin_Szenische Darstellung_Malina_Wien

 

IMG_2259aa

 

Schon mit zwei Jahren wollte ich auf der Bühne stehen. Meine Mutter musste immer den großen Koffer bringen und ich stellte mich drauf und spielte. Das war meine erste Bühne.

 

IMG_2216gfn

 

Nach der Matura habe ich Biologie studiert und wurde nach dem Bachelor eingeladen auf der Uni Wien mitzuarbeiten. Es gab für mich auch ein Angebot für ein Stipendium zum Masterstudium einer Universität aus den USA. Ein Professor hat mich dazu eingeladen. Der Weg in die Wissenschaft war auch lange ein für mich interessanter. Ich habe aber zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, dass mein Weg ein anderer sein sollte. So lehnte ich die Angebote der Universitäten dankend ab und ging nach Spanien, um eine Schauspielausbildung zu machen. Ich habe damals konsequent angefangen, dies zu machen was ich immer machen wollte. Was ich schon mit zwei Jahren wusste. So ist es bis zum heutigen Tag.

Manchmal gibt es eine Wehmut, dass ich nicht schon früher in Richtung der Kunst gegangen bin. Aber ich misse auch die Jahre des Studiums nicht, weil ich da sehr viel lernen und erfahren durfte.

 

IMG_2339a

 

Ingeborg Bachmanns Texte sind mir erstmals in der Schule begegnet. Es ist ein großer Name der österreichischen Literatur. Immer wieder hörte und höre ich von ihr. Ich habe großen Respekt vor ihr als Autorin. Ihre Themen finde ich sehr wichtig.

Das „Verschwinden“, das ich hier im Lebensraum Ingeborg Bachmanns in Wien darstelle, hat eine starke Symbolik aber auch immer wieder neue ganz reale aktuelle Bezüge, wenn es darum geht in einer Gesellschaft gesehen, gehört, wahrgenommen zu werden. Bachmann schreibt davon – von der Angst und Unsicherheit aber auch von Mut und Vision.

 

Szenische Darstellung „Verschwinden“ – Stadtpark Wien.

 

IMG_3835a

 

 

IMG_3514m

 

Ein Ort kann inspirierend sein aber dieser ist eigentlich nur eine Art Kulisse für Menschen, Begegnungen, Handlungen – also das was um Orte herum passiert, das ist mir sehr wichtig.

 

 

IMG_3496am

 

Ein schöner Ort gewinnt seine Bedeutung, seine schöne Form durch Menschen und Ihre Wege, ihre Träume, Ideen.  Ein Ort kann aber auch sehr angstvoll besetzt sein – durch Erfahrungen, Ereignisse.

 

IMG_3611k

 

 

 

IMG_3634n

 

Es ist eine Wehmut in den Texten Bachmanns zu spüren und ich verstehe woher das kommt. Es ist ein wichtiger Generationenweg, den Bachmann da gegangen ist.

 

IMG_3651n

 

In der Kunst ist es mir sehr wichtig innere Prozesse darzustellen, in abstrakter Form zu erzählen. Ich schätze sehr das Groteske, also das was wir nicht gerne zeigen, nicht gerne fühlen, verdrängen – dies sichtbar zu machen, ist sehr spannend und ganz wichtig. Um auch dahinzukommen, dass wir an unseren Schatten, Dämonen arbeiten, diese öffnen und damit diese vielleicht auch verschwinden zu lassen. Das ist ja auch der Weg des Schreibens bei Ingeborg Bachmann.

 

IMG_3771uzt

 

Clownerie schätzte ich sehr. Die Absurdität des Seins, das absurde Spiel, welches ja eine große Offenheit erfordert. Auf der Bühne und im Publikum. Das ist mir sehr wichtig, diese verletzlichen, zerbrechlichen Seiten des Menschseins zu zeigen. Gerade in einer Gesellschaft, die dies verdrängt.

 

IMG_3682

 

Theater ist ein Spiel aus dem Herzen ohne zu verurteilen. Zu beurteilen. Das ist eine große Schönheit und Stärke.

 

IMG_3672a

 

Der Überlebenswille im Kampf zwischen den Welten – davon spricht der Roman Malina. Es sind Fragen, die da geöffnet werden: Wie kann ich trotz allem einen Weg der Existenz finden? Wie findet der Mensch, ein Mensch seinen Lebensraum und behauptet diesen? Wo ist die Nische für mich, wie die einer Blume, die in der Stadt aus dem Asphalt ihren Weg zum Licht sucht und findet?

 

IMG_3671a

 

Realität und Surrealität im Roman Malina von Bachmann erinnert mich auch an die japanische Butoh Kunstform. Gerade auch der Blick in die Seele im Ineinander von Raum, Zeit und Existenz.

 

IMG_3744a

 

 

Butoh habe ich in Spanien kennengelernt. Es ist eine sehr transformatorische japanische Kunstform. Es geht dabei etwa im tänzerischen Ausdruck um die pure Existenz, um Leben und Tod. Um Achtsamkeit und Wahrnehmung, um Schönheit und Dunkelheit der Seele und der Zeit. Das Unbewusste ist dabei ganz wichtig. Auch in Wien gibt es ein sehr engagiertes Butoh Theater. Ein wichtiger künstlerischer Weg für mich. 

 

Gefühle sind immer universell und zugänglich.

 

IMG_3864aj

 

Die Themen Bachmanns, etwa Geschlechterrollen und Macht sind immer noch brisante, wichtige Themen. Etwa der Sexismus.

 

IMG_3870a

 

Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für die Kunst in unmittelbarer Anerkennung und Ermöglichung. Kunst wird gerne gesehen aber es ist dann oft kein Geld dafür da. Kunst, das ist viel Arbeit und viel Energie, die KünstlerInnen aufbringen. Das ist auch wichtige Seelenarbeit für eine Gesellschaft.

 

IMG_3246ia

 

Kunst ist Seelennahrung jeder Gesellschaft.

 

IMG_2423aan

 

Miriam Strasser in der szenischen Rolle der „Eiskönigin“ und dem „Verschwinden in der Wand“ _ im Roman Malina, Ingeborg Bachmann.

 

Vielen Dank liebe Miriam für Dein großartiges Bemühen in der Vorbereitung in Kostüm, Requisite wie Textzugängen und das beeindruckende Umsetzen der Romanszenerie und das interessante Gespräch!

 

Station bei Bachmann _ Roman Malina _ Miriam Strasser, Schauspielerin _ Wien_Romanschauplatz 11.2.2020

Herzlichen Dank an den Eislaufverein Wien für die freundliche Kooperation!

 

Idee, Regie, Interview und alle Fotos _ Walter Pobaschnig 2_20

https://literaturoutdoors.com/

„Kunst muss da sein und etwas bewegen“ Ino Matsou, Schauspielerin _ Station bei Bachmann, Wien_6.3.2020

InkedIMG_0149bhztnhztr_LI

 

Ich liebe die Atmosphäre von Orten. Das gestaltete Leben in Geschichte und Gegenwart, die Architektur und die Bewegungen des Lebens darin, herum. Es ist eine Ansprache, die mich fasziniert.

 

IMG_0186iuz

 

Grundsätzlich bin ich eher ein Stadtmensch. Städte bedeuten mir sehr viel. Ich brauche Menschen und das Überraschende. Die Dynamik und das Entdecken im um die Ecke biegen, sehen.

 

IMG_0220bgt78bgz

 

Ich bin 2009 nach Wien gekommen. Dieser neue Lebensraum war nicht Liebe auf den ersten Blick. Aber es ist in den Jahren für mich eine faszinierende Stadt in Stil, Geschichte und Moderne und eine tiefe, starke Liebe geworden.

 

IMG_0091bhzt76

 

Als Schauspielerin in einer neuen Stadt gibt es Träume und Erwartungen. Natürlich auch die Realitäten. Ich kann mich durchaus einfühlen in das Ankommen von Ingeborg Bachmann in Wien. Ihr Weg und Wille sich künstlerisch auszudrücken, auch unter schwierigen Voraussetzungen, das ist auch mein Wunsch, mein Anspruch.

 

IMG_0057nhzt09

 

Als ich nach Wien kam, habe ich meine Master Ausbildung in Zahnmedizin abgeschlossen und wurde auch eingeladen an der Universitätsklinik Wien tätig zu sein. Dann kam meine Tochter auf die Welt. Und als ich in Griechenland dann in einem Theater saß, dachte ich über meine Ziele, mein Leben nach und wusste – ich will auf die Bühne. Das tat ich dann auch und bin bis heute glücklich mit diesem Weg.

 

IMG_8804bgtr

 

Ein griechisch-österreichisches Theaterensemble ermöglichte mir dann den Weg auf die Bühne in Wien. Ich bin jetzt seit vielen Jahren Ensemblemitglied. 

Ich habe die Bühnenreifeprüfung in Wien absolviert. Das war natürlich eine große Freude und Motivation. Jetzt bin ich eine diplomierte Schauspielerin und gespannt auf die kommenden Möglichkeiten und Herausforderungen.

 

IMG_7615bgt

 

Aktuell probe ich für das Stück „Die strahlende Blume“ im Theater Arche, Wien. Es ist ein mythologischer Stoff. Es geht auch um Verliebtsein, das erste Verliebtsein. Das ist ganz wunderbar.

Ich spiele hier in Wien in verschiedenen Sprachen – Deutsch, Englisch, Griechisch. Ich liebe das.

 

IMG_7631nbz78

 

Musik war mir schon in der Kindheit wichtig. Da habe ich mit der Bürste in der Hand gesungen. Allerdings war ich da noch etwas schüchtern und habe das Rampenlicht einer Bühne gemieden. Später änderte sich das und ich war als Sängerin teil einer Band. Elektronische Popmusik – diese Live Gigs waren eine interessante Erfahrung.

 Besonders auch der Tanz ist eine große Leidenschaft von mir.

 

IMG_7652bgtr

 

Mein Weg zum Theater war verschlungen. Ich bin ausgebildete Zahnmedizinerin. Gemeinsam mit einer Freundin entschieden wir uns dann für eine Schauspielausbildung. Das hat auch meine Persönlichkeit sehr bereichert. Ich habe dann immer wieder in einem Ensemble gespielt. Mein Beruf war aber Zahnärztin. Ich war eine theaterspielende Zahnärztin. Das war super. Einerseits Geld und anderseits Bewunderung und Applaus.

 Ich habe mich schon in meinem Beruf als Zahnärztin sehr für die Menschen, die zu mir kamen, interessiert. Meine PatientInnen schätzten diese Aufmerksamkeit. Da ist auch viel Psychologie in diesem Beruf und natürlich auch eine Präsenz, die an Theater und Bühne erinnert.

 

IMG_7480ztr

 

Mein Beruf als Schauspielerin ist für mich auch ein persönlicher Rollenwechsel. Ich musste da erst neu zu mir selbst finden. Mich mit inneren Fragen, Konflikten auseinandersetzen und mich einer offenen Wahrnehmung stellen.

 Es ist als Schauspielerin in Wien nicht einfach. Die Möglichkeiten sind nicht so groß. Aber ich liebe diesen Beruf und mache es mit Leidenschaft.

 

IMG_8023bgt

 

In der Wissenschaft braucht es Beweise. Theater, Kunst kommt vom Herzen. Es geht um das Spüren und den Ausdruck. Um Emotionen.

 

IMG_7968zt654zt65

 

Momentan ist es eine schwierige Phase für das Theater was Produktionsprojekte und Rollenangebote betrifft. Das ist weltweit so. Interessanterweise blüht in Griechenland das Theater derzeit. Es ist für Menschen in Krisensituationen sehr wichtig. Es gibt tolle Produktionen in Athen und vielen Städten.

 

IMG_7427bgtbg98

 

 

Kunst findet und öffnet in Krisen Chancen. Das ist ganz wesentlich für jede Gesellschaft.

 

IMG_7415bgtr

 

Die Europäische Union ist ganz wichtig. Für die Idee vom Menschen an sich, für die Werte, die wir haben. Etwa Solidarität. Leider sehe ich das derzeit nicht.

 

IMG_7374bgtr

 

Menschen können sich nicht selbst lieben. Damit beginnen das Leiden und auch der Hass in einer Gesellschaft. Der Weg, die Sicht zu anderen Menschen sind versperrt.

 

IMG_7371

 

Kunst ist ein Spiegel der Gesellschaft in ihrer Schönheit und den Dunkelheiten. 

 

IMG_7364tre4

 

Für mich ist das Leben eine Reise. Darin liegt der Sinn. Erfahrung und Entwicklung. Nicht Stehenzubleiben.

Im Moment zu sein. Das ist im Theater wie im Leben sehr wichtig. Da-Zu-Sein, erleben. Die Folge von Momenten annehmen, annehmen können.

 

IMG_8039bgtr

 

Der Mensch sucht den Ausdruck. Kunst beginnt da. Auf allen Lebens- und Gesellschaftsebenen.

 

IMG_8586bgtr

 

Es gibt als Frau in der Gesellschaft den Druck schön zu sein. Es gibt ganz viele unterschiedliche Vorgaben. Du bist zu groß, zu dick, zu sexy, zu fad. Ich sage – wurscht. Es hat wurscht zu sein.

 Ich bin eine glückliche Frau.

 

IMG_9548bgtr

 

Als Frau müssen wir immer an alle Frauen in der Welt denken. Es hat sich vieles verbessert aber es ist ein Kampf und wir müssen weitermachen. Wir haben viel erreicht aber es ist nicht alles.

 

IMG_8825bgtr

 

 

 

In der Kunst lernst Du ständig. Du bist nie ohne ein Buch. Und es hört nie auf. Du lernst und lernst und lernst. Das ist toll.

 

 

IMG_9598bzt

 

Orte sind mir wichtig. Das Sommerhaus der Kindheit am Meer in Griechenland hat eine ganz besondere Bedeutung. Ich bin auch in Gedanken oft dort. Es ist ein großes Gefühl von Geborgenheit. Damals wie heute.

Das Meer, die Sonne, der leichte Wind – da ist so viel Ruhe. Auch in meiner Arbeit als Schauspielerin ist dieser Ort in Entspannung oft bei mir. Es ist Schönheit, die Raum gibt und Räume öffnet. Ganz real und im Kopf. Ich reise immer wieder in der Phantasie dorthin.

 

 

IMG_8508bgtr

 

Ingeborg Bachmann war eine mutige Feministin. Im Schreiben wie im Lebensstil.

 

IMG_0698bhztnbhz

 

Ingeborg Bachmann, damit verbinde ich auch wesentlich Selbstbewusstsein. Weitermachen gegenüber und in Schwierigkeiten.

Da war auch viel Schmerz im Leben dieser beeindruckenden Schriftstellerin. Sie versuchte damit umzugehen. Stellte sich diesem Schmerz mit allem was ihr möglich war. Die Kunst hat da auch eine Kraft der Verwandlung.

 

IMG_0840uztnbztr

 

Das Theater ist im Prozess der Veränderung. Es kommt etwas Neues, es ist zu spüren. Es bewegt sich sehr viel in den Möglichkeiten von Theater, Film, Video, Fernsehen und ich bin sehr neugierig was kommt.

 

IMG_0407bgzt

 

 

Die Herausforderungen moderner Kommunikation und Unterhaltung für die Bühne können auch ein push, ein Anstoß für das Theater sein. Theater muss gewinnen. Immer.

 

IMG_9423nhz

 

Künstler sind Kinder im Körper von Erwachsenen. Eine Gesellschaft braucht diese Phantasie um sich Herausforderungen zu stellen und Neues entwickeln zu können.

 

IMG_9429bgtr

 

Das künstlerische Reisen im Theater, der Kunst zu Epochen und Menschen ist faszinierend. Es ist ein Traum, diese Möglichkeit zu bekommen. 

 

IMG_9394bgtr

 

Für mich ist die Sprache ein ganz wesentlicher Zugang zu einem Bühnenstück. Das eigene Anderssein trifft sich mit dem der Sprache. Sprache ist ein Zauber.

Die deutsche Sprache ist eine große Inspiration. Sie lehrt auch Genauigkeit, eine gewisse Langsamkeit. Ich spreche selbst Griechisch, Deutsch, Englisch und Französisch, Slowakisch.

 

IMG_0268bgzt

 

Ohne Kunst wäre das Leben so fad.

 

IMG_0807bgtr

 

Vielen Dank liebe Ino Matsou für das Interview und Dein wunderbares szenisches Spiel bei Ingeborg Bachmann – viel Freude und Erfolg für alle Projekte und Träume!

Station bei Bachmann _ Ino Matsou, Schauspielerin, 6.3.2020, Wien. 

 

IMG_9388tre

 

Interview, szenische Regie und alle Fotos_Walter Pobaschnig _ 6.3.2020.

https://literaturoutdoors.com/

 

 

 

 

 

 

 

 

„Das zweite Schwert“ Peter Handke. Suhrkamp Verlag.

 

„Das zweite Schwert“ Peter Handke. Suhrkamp Verlag.

Jetzt ist der Morgen gekommen. Die stille Ansprache vor dem Spiegel wird zum Impuls des Aufbrechens. Des Nachgehens der Worte der Anderen. Das Verletzende im Wort und der Schrift. Das Unvergessene und jetzt im eigenen Spiegelbild fordernde…

Davor war er umhergewandert. Zurückhaltend wie immer mit dem Nachausekommen. Dem Ankommen im Herkommen. Schon seit der Kindheit. Lieber Unterwegsein. Irgendwo sein, besser als da wo alles anfing sein…

Doch nach drei Tagen war er zurück. Und der Rachegedanke da. Es ist die Zeit nach Ostern. Der Frühling. Der Aufbruch von allem….

Das Wort gegen ihn und gegen die Mutter. Jetzt ist alles wieder im Kopf. Fest und schmerzhaft. Dunkel und laut. Der Weg zur Frau, die das geschrieben hat was heute Morgen im Spiegelbild zu lesen war. Die Schritte zur Station der Straßenbahn. Die Fahrt. Und dann der Weg zu ihr…

Es gibt keinen Plan und niemand weiß was geschehen wird…

 

Peter Handke, Nobelpreisträger 2019, legt seine erste Erzählung nach der Entgegenahme des höchsten Literaturauszeichnung in Stockholm vor. Es ist eine poetische Reise in das Wunder der Verwandlung. Im Dunklem wie im Lichtem. Der Autor nimmt dabei auf die christliche Auferstehungsbotschaft Bezug und nimmt die Aussage des Evangeliums von Gnade, Umkehr und Veränderung als narrativen Impuls für den persönlichen Umgang mit Groll und Rache. Die innere Verwandlung wird zu einer Verwandlung der Welt, die nun vom Schauplatz der Rache zum Raum der Begegnung und der Weite und Freude des Lebens wird. Eine Erzählung, die auf die Kraft des Menschen zu Verwandlung und Veränderung setzt und dies der Schwere von Kränkung und dem Impuls der Rache entgegensetzt.

 

„Ein sprachliches Geschenk und eine persönliche Einladung zu Milde und Vergebung. In allem. Peter Handke, ein moderner Prophet im besten Sinne“

 

Walter Pobaschnig 2_20

https://literaturoutdoors.com/

„Weiblichkeit ist eine große Stärke“ Monika Jantschnig _Model, Performance Künstlerin_ Station bei Bachmann _ Romanschauplatz Malina _Wien_ 21.2.20

IMG_2835mklo

 

Orte sind in der Kunst ganz wichtig. Inspiration, Ausdruck, Stimmung hängen wesentlich damit zusammen. Dies trifft für einen Roman, ein Gemälde oder den Tanz, eine Performance zu.

 

IMG_4461a

 

Das „Ungargassenland“ Bachmanns habe ich jetzt in diesem Projekt neu entdeckt. Ich habe es bisher in Spaziergängen gestreift. 

 

IMG_4369a

 

IMG_4349a

 

Mir war es wichtig in diesem Projekt an der Authentizität der Rolle in Vorbereitung und Umsetzung zu arbeiten. Mein erster Zugang war dabei die Mode. Ich bin selbst Absolventin der Modeschule Wien_Hetzendorf. Dazu kommt eine grundsätzliche Begeisterung in verschiedene Rollen zu schlüpfen.

 

IMG_1703m

 

Ich finde den Zugang zum Roman mittels der Psychoanalyse Sigmund Freuds sehr spannend. Die Instanzen des Freud_Modells in ES, ICH, ÜBER-ICH im Kontext zu den Romanfiguren zu sehen, ist ein ganz interessanter Zugang und hat mir auch die szenischen Rollen hier nähergebracht.

Der Roman „Malina“ thematisiert auch unsere verschiedenen Persönlichkeitsanteile.  Es ist ein literarisches wie direktes Nachdenken darüber. Ein ganz wichtiges.

 

IMG_2156a

 

IMG_3487uz

 

 

IMG_2088a

 

 

Im freudschen Modell geht es um Prozesse der Entwicklung des Ichs, der Persönlichkeit. Dem ES kommt dabei eine sehr elementare Bedeutung zu. Die Symbolik des Wassers trifft dies auch gut. Das ÜBER-ICH stellt ja die gesellschaftlichen Einflüsse, Konditionierungen dar. Darin, in diesen Voraussetzungen und Gegebenheiten, bildet sich, hat sich das Ich zu formen. Das ist eine Aufgabe in allem Risiko. Davon erzählt auch der Roman.

 

IMG_5320uio

 

Was bin ich? Wer ist dieses Ich eigentlich? Woher kommt es, wohin geht es? Der Roman stellt diese Fragen eindringlich.

 

IMG_3019a

 

Im Roman geht es um Unabhängigkeit. Auch um Erinnerung und Trauer.

 

IMG_2808s

 

Sinnlichkeit und Leidenschaft, ihre letztliche Unerfüllbarkeit, sind ganz wesentliches Thema im Roman. 

 

 

IMG_2548io

 

Es ist eine Summe von Erfahrung und Erleben, die zu Stärke führt. Ich sehe dieses Thema im Roman. Als Frau aber für den Menschen an sich.

 

 

IMG_2583z

 

Der Roman spricht vom Scheitern aber auch stark vom Zutrauen der Frau. Das ist auch in der Gegenwart ganz wichtig. In der Kunst wie im Leben.

 

IMG_2601ad

 

Die Männlichkeit ist im Roman in der Beziehungspolarität sehr stark präsent, auch übermächtig. Ivan, Malina, der Vater. Die anonyme Ich-Erzählerin ringt damit. Aber sie ist stark genug dies zu tun. Und stark genug einen Ausgleich, eine Einheit, eine Lebensform zu finden.  

 

IMG_3156io

 

IMG_5326ij

 

Weiblichkeit ist eine große Stärke. Es geht um die Besinnung darauf. Das ist weniger ein Kampf gegen etwas als ein Leben davon und dafür.

 

 

 

IMG_3692iu

 

Widerstände sind ständige Herausforderungen. Es ist auch wichtig vor Wänden nicht stehenzubleiben sondern weiterzugehen, umzukehren – was auch immer. 

 

IMG_5609a

 

IMG_5630a

 

IMG_5552io

 

Der Roman ist ein Spiegel von Gesellschaft und spricht das Marionettenhafte eines Lebens an. Die angstvolle Rolle, die Unfreiheit.

 

klo

 

Es ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben.

 

IMG_1740a

 

„Ich glaube Dir kein einziges Wort. Ich glaube dir nur alle Worte zusammen“ – Ich finde diese Worte von Malina im Roman besonders schön. Es geht dabei um die Macht von Worten aber auch um das Verstehen von Persönlichkeit, auch um Empathie.

 

IMG_2882ki

 

Der Romanschauplatz selbst hier bringt das Buch sehr nahe. Es ist eine künstlerische Zeitreise der ganz besonderen Art.

 

IMG_3170iu

 

Ingeborg Bachmann, das ist für mich Tiefgründigkeit aber auch Melancholie.

 

IMG_4413a

 

Ingeborg Bachmann ist eine einzigartige Autorin und Persönlichkeit und sie hat Literatur und Kunst stark beeinflusst, bis heute. Der jährliche Ingeborg Bachmann Preis in Klagenfurt ist etwa ganz anschaulicher Ausdruck davon.

 

IMG_23510

 

Wir sind die Summe unserer Erfahrungen – schlussendlich.

 

 

IMG_2464aklo

 

 

Vielen Dank liebe Monika  für Dein großartiges Bemühen in der Vorbereitung in Kostüm, Requisite wie Textzugängen und das wunderbare gemeinsame Umsetzen der Romanszenerie und das interessante Gespräch!

 

IMG_4368a

 

Station bei Bachmann _ Roman Malina _ Monika Jantschnig, Modedesignerin, Performerin_ Wien_Romanschauplatz 21.2.2020

 

Idee, Regie, Interview und alle Fotos _ Walter Pobaschnig 2_20

https://literaturoutdoors.com/

 

 

 

 

 

 

 

 

„In einem selbst kann’s sehr leise werden“ Valerie Fritsch_Schriftstellerin_Fotografin, Interview_3_20

DSC_0560nhzt

 

Liebe Valerie Fritsch,

 in Ihrem neuen Roman „Herzklappen von Johnson&Johnson“ steht das Werden und Vergehen menschlichen Lebens um die dunkle Mitte des Krieges als traumatische bestimmende Erinnerung im Mittelpunkt. Wie gelingt es einer Generation gut mit dem Krieg der Großeltern „als unfreiwilliges Erbe“ umzugehen oder zertrümmert der Krieg alles und jeden über Zeit und Ort hinweg?

Valerie Fritsch: Ich denke, man muss eine Ahnung davon haben, was einem da vermacht wird, was man antritt, in erster Linie wohl die Tatsache, dass Familien hochkomplizierte Systeme und Gebilde sind, die durch die Autobiographien, die großen Schmerzen, Verluste, Sehnsüchte ihrer einzelnen Mitglieder geprägt sind. In denen unbewusst weitergegeben wird, was man kennt. Ein Krieg ist eine Kultur der Vernichtung, eine existentielle Erfahrung, er beschädigt die Menschen, manche ein bisschen, manche irreparabel. Wunden einerseits anzuerkennen, andererseits zu wissen, für manche gibt es keinen Trost. Und ich glaube, sich auszusöhnen mit der Unvermeidlichkeit von Herkunft, eine Idee davon zu haben, woher man kommt, kann frei machen, auch in alle anderen Richtungen weiterzugehen. Zum Beispiel vorwärts.

 

20161101_092044

 

Die junge Alma greift nach dem Leben und muss sich während der Erzählungen des Großvaters unter dem Tisch verstecken, weil es sie gleichsam erdrückt in übermächtiger Schwere und Dunkelheit. Erinnerungen weitergeben und Leben stärken – wie kann dies in jeder Generation neu gelingen?

Valerie Fritsch: Vielleicht in Form von Gesprächen, in denen man einander auch etwas zumutet. Mit einer Art Durchlässigkeit für die Welt, für andere, fremde, alte, neue Geschichten, ohne erhobenen Zeigerfinger, aber mit dem Brennglas der offenen Augen, und mit einem Zuhören, das ergebnisoffen ist, und nicht denkt, dass es schon alles weiß.

 

DSC_0561bgt

 

Welche Rolle kommt heute in diesem Generationenprozess der Aufarbeitung und Erinnerung der Kunst zu?

Valerie Fritsch: Da sie ausgelagert ist, nicht mitten in einer Familie steht, nicht einen alleine höchstpersönlich betrifft, kann Kunst einen unverbindlicheren Weg anbieten, sich diese Themen anzuschauen.

 

Koffer_Straße _ Motiv Walter Pobaschnig

 

Den Erzählungen des Krieges steht die Sprachlosigkeit im Alltag gegenüber. Was braucht es, um eine neue Sprache nach dem Krieg zueinander zu finden?

Valerie Fritsch: Vielleicht Zeit, Zufall, und Glück, dass man über ein paar Worte stolpert, die die richtigen sind.

 

IMG_3576a

 

Das Leben um Sie nimmt Alma als Inszenierung wahr. Ist dies grundsätzlich ein Spiegelbild unserer Zeit – gesteigerte soziale Inszenierung und verkümmerndes authentisches Leben?

Valerie Fritsch: Ich weiß nicht, ob man so streng sein muss mit Authentizität, wo fängt sie an, und wo hört sie auf, und wer bewertet das. Es ist jedenfalls zweifelsohne so, dass viele Menschen eine ernsthafte Freude an skurrilen Theaterstücken ihrer selbst haben, und gerne ihre Hintern, oder ihre Fruchtsäfte, oder worauf man sonst noch stolz ist, für alle Welt in die Kamera halten. Und auch wenn der Hintern falsch wäre, die Lust an der Aufmerksamkeit, die Bereitschaft für diesen Wahnsinn ist echt, authentisch sozusagen.

 

IMG_20200106_143533

 

Die verlorene Stille – wie und wo ist diese heute (noch) zu finden?

Valerie Fritsch: In einem selbst kann’s sehr leise werden, und in großen, weiten Landschaften auch.

 

_20180818_091228

 

Sie sind Autorin und Fotografin. Wie verbinden Sie dies im Kunstprozess?

Valerie Fritsch: Aus der Kamera kommen Bilder, und aus mir kommen Sprachbilder heraus.

 

DSC_0567btr

Valerie Fritsch_vor der Lesung_Bachmannpreis 2015.

 

82075903_10220620881735676_4489267669396094976_o

Foto_Valerie Fritsch _ Wintermeer

 

Liebe Valerie Fritsch, vielen Dank für das Interview und viel Freude und Erfolg für Ihren neuen Roman wie Ihre Fotoprojekte!

„Herzklappen von Johnson&Johnson“ Valerie Fritsch. Roman. Suhrkamp Verlag

Besprechung : https://literaturoutdoors.com/2020/02/27/herzklappen-von-johnsonjohnson-valerie-fritsch-roman-suhrkamp-verlag/

 

 

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _ Bachmannpreis 2015_Motive  _ Model_Barbara Dibon_

https://literaturoutdoors.com/