„Auf ein Wort“ ist das erste Gedicht dieses neu erschienen Bandes der Rauriser Schriftstellerin und Fotografin Susanne Rasser betitelt und umreißt damit bereits metaphorisch Inhalt und Stil dieses außergewöhnlichen Werkes, welches die Kraft und den Zauber poetischer Sprache mit Leben und Zeit in allen Schattierungen verbindet.
Die poetische Sprache Susanne Rassers zeichnet eine Klarheit, Direktheit wie Aufmerksamkeit für das Leben in Gegenwart, Erinnerung und Ausblick aus. Das Wort ist dabei ein Impuls des Sehens und Wahrnehmens und miteinander Teilens. Dies kann ein Gespräch oder eine Feststellung sein. Ein Fragen oder Aussagen über Mut, Traurigkeit, Verlust oder Hoffnung. Immer ist sehr viel Behutsamkeit für Sprache und Leben dabei. Eine gleichsam literarische Beobachtung im Innen und Außen voll umfassender zärtlicher Empathie.
„Atme den Himmel“ ist ein poetisches Vademecum zu jeder Tages-, Nachtzeit, welches das Leben in großer Aufmerksamkeit zu fassen und auszudrücken vermag. Es ist ein Plädoyer für das „Wort“, für seine Kraft und Wirkung, von dem Ingeborg Bachmann sagte „Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht“.
Susanne Rasser steht mit Ihrem Gedichtband in großer Tradition deutschsprachiger Literatur, die direkt und gehaltvoll Leben und Welt benennt und dabei der Sprache alles zutraut.
„Ein Gedichtband, der in Form und Inhalt begeistert und zur rechten Zeit kommt“
Lieber Markus, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Morgens aufwachen, hoffen, dass die Zeitung gute Nachrichten überbringt, in der Regel enttäuscht sein und mich dann meiner kleinen Welt widmen, in Gedanken daran, was in der großen Welt geschieht.
Mein Tagesablauf ist streng durchgetaktet durch Familie und juristische Arbeit. Es überrascht mich immer wieder, dass doch neue Texte geschrieben werden, und zwar von mir selbst und keinem Ghostwriter.
In den letzten Wochen habe ich meine Schreibzeit in die Finalisierung meines Debütromans „Die Dringlichkeit der Dinge“ investiert. Davor hätte ich mich – basierend auf dem, was ich täglich so getan habe – als Vater, Autor und Jurist bezeichnet. Mit dem ersten Buch sind nun weitere Funktionen hinzugetreten, weil es ja um mehr geht als den Text – um ein Cover, um Werbung und um Lesungen sowie Veranstaltungen. Es ist eine neue Erfahrung. Der Reiz ist aber groß, wieder zum Anfang, also zum Schreiben und zum Lesen, zurückzufinden.
Markus Grundtner Schriftsteller
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Nicht resignieren. Mit schweren Situationen wachsen. Immer wieder durchatmen. Ich will nichts kleinreden in diesen Zeiten von Krieg und Krankheit, aber in meinem Alltag merke ich, dass ich auftauchende Hürden grundsätzlich höher bewerte als sie in Wahrheit sind. Wichtig finde ich, jedem Problem die Energie zu widmen, welche es zu seiner Lösung braucht – nicht mehr, nicht weniger – um nicht leer zu laufen und das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Aus den Erfahrungen der letzten zwei Jahre ließe sich der Schluss ziehen: Selbst, wenn eine Herausforderung akut ist, kehren Menschen immer wieder zu alten und wenig hilfreichen, ja, kontraproduktiven Verhaltensmustern zurück. Oder anders gesagt: Es gibt kein Lernen aus Fehlern. Einen Schritt weitergedacht: Wenn das Handeln schon nicht zielführend ist bei Bedrohungen, die der Menschheit aktuell auf der Brust hocken, mit welchem Erfolgsgrad sollen dann jene bewältigt werden, die sich gerade erst am Horizont zeigen?
Literatur und Kunst können hier schaffen, einen anderen Blickwinkel zu geben, die Menschen immer wieder daran zu erinnern, dass man wirklich alle Dinge anders sehen kann und dass nicht immer alles gleich bleiben muss wie bisher. Es geht darum in der Trostlosigkeit nie den Glauben daran zu verlieren, dass Vernunft und Zusammenhalt irgendwann nicht mehr nur flüchtige Erscheinungen sind, sondern Bestand haben.
Was liest Du derzeit?
In meiner antrainierten Rolle als Simultanleser besteht mein Bücherstapel aktuell aus: „Ein Giro in Triest“ von Christian Klinger, „Justizpalast“ von Petra Morsbach, „Das Journal der Valerie Vogler“ von Constantin Schwab, „Die Frau im Atelier“ von Elke Steiner und „Und das Universum schweigt“ von Johanna Wurzinger.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Einen Gedanken, der für Juristen und Nicht-Juristen gleichermaßen fruchtbringend sein kann – aus dem letzten Interview von Roger Willemsen auf die Frage, worin der Sinn des Lebens besteht: „Der Sinn besteht darin, die gegebene Frist sinnvoll zu nutzen.“
Vielen Dank für das Interview lieber Markus, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
Liebe Monika, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Mein Tagesablauf sah im letzten Jahr meistens recht gleich aus, meistens hieß es mein verschlafenes Schulkind aus dem Bett zu locken und fertig für die Schule zu machen – aber wir waren sehr froh, dass Schule überhaupt stattfand. Denn die Homeschooling-Phasen waren für meinen Sohn recht entspannend, für mich aber sehr unproduktiv. Nach 7:30 ging es dann los mit eigenem Tagesplan, meistens fuhr ich in mein Atelier um an neuen Bildern zu arbeiten. Das war eigentlich das Positivste an der ganzen Corona-Zeit: dass ich kontinuierlich an meinen Serien arbeiten konnte. Das kannte ich eigentlich so gar nicht. Denn in den Jahren davor hatte ich immer nebenberufliche Tätigkeiten, die oft viel Energie und Zeit kosteten. Natürlich waren sie spannend. Aber man kommt eben nicht so schnell voran, da bleibt schon manches liegen.
Monika Herschberger, Künstlerin
Aktuell arbeite ich gerade an einem Zyklus, der von klassischer Musik inspiriert ist. Begonnen hat dies schon im Herbst 2021, als ich im Rahmen eines Live-Paintings die Liebe zur Musik wiederentdeckte, denn Musik war einige Jahre ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, ich habe u.a. sechs Jahre Jazzgesang studiert. Nun möchte ich mich auf eine Entdeckungsreise begeben und die Wechselwirkung von Klang, Bewegung und Komposition erforschen. Beim Live-Painting ist dies eine spezielle Herausforderung denn man hat ja nur einige Minuten Zeit dafür, den musikalischen Moment einzufangen, und in Farbe wiederzugeben. Gemalt habe ich zu Improvisation der Musikerin Agnes Haider.
Es sind Kompositionen zu Debussy, die mich in ihrer Zartheit anrühren und die ich in Malerei umsetze. Damit schaffe ich eine Verbindung zweier Welten – um damit auch andere Menschen zu berühren. Und zwischendurch arbeite ich an Auftragsbildern, dafür benötige ich vor allem Konzentration und handwerkliches Können und natürlich den richtigen „Flow“.
Freedom Acryl auf Leinwand / 2021 120 x 150 cm
Was war an den anderen Tagen? Man macht ja als Künstlerin heute oft alles selber: Pressetext schreiben, Website betreuen, Social Media Postings vorbereiten, Portfolio gestalten, Ausstellungen organisieren, … Langweilig wird mir eigentlich nie. Besonders da ich mit meiner Künstlerkollegin Karin Czermak ein ambitioniertes Projekt ins Leben gerufen habe, den Artshop feiner Kunst. (www.derfeineartshop.com) Mit allem Drum und Dran. Diese Allianz entstand, weil wir so viel gleiche Themen hatten… vor allem der Wunsch auf die Ausstellungsabsagen zu reagieren und eine direkte Verkaufsmöglichkeit für die Kunstwerke zu schaffen. Wir haben auch schon einige Ausstellungen gemeinsam gestaltet und schaffen eigene Editionen an kleinformatigen Papierarbeiten, die mehrmals / Jahr erscheinen. Link: https://www.derfeineartshop.com/ Es ist schön, so eine Freundschaft zu haben, das ist in der Kunstwelt nicht häufig. Wie es weitergeht werden wir sehen, jede entwickelt sich. Ständig. Was sicher ist, dass ich meinem Weg treu bleibe, “die Dinge selber in die Hand zu nehmen“. Und ich freue mich über alle, die mich dabei unterstützen.
Wie geht es weiter mit meinem Tag? So um ca. 15 h hole ich meinen Sohn ab, dann geht es los mit dem kindertauglichen Programm – oft landen wir im Park, manchmal darf es ein Museums- oder Zoobesuch zur Abwechslung sein. Manchmal nehme ich meinen Sohn auch mit, wenn ich Bilder transportiere oder abhole, das mag er nicht besonders. Mir hingegen ist das wichtig. Ich möchte, dass er sieht was ich tue. Denn Kunst ist mein Beruf. Abends löst mich dann mein Mann ab, und ich arbeite noch am Computer, mache Yoga oder lese etwas. Manchmal darf es auch eine Serie sein. Und ab und zu gehe ich auch auf Vernissagen. Schlafen? So kurz vor Mitternacht. Der Tag ist einfach zu kurz. Trotzdem: es war ein feines Jahr, ich hatte aufgrund eines finanziellen Polsters die Chance meinen Traum zu leben und ich arbeite noch immer daran, freiberufliche Künstlerin zu sein. Manchmal gibt es Monate ohne Einkommen, dann interessieren sich plötzlich wieder einige Leute für meine Kunstwerke. Es ist ein ständiges Auf und Ab.
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ich wünsche mir sehr, dass wir wieder weg von dieser oberflächlichen Welt kommen, und uns auch unsere Stärken konzentrieren. Oft geht es nur um Selbstoptimierung und man vergisst dabei ganz, dass man Teil einer Gemeinschaft ist. Auch in der Kunst: Was kreieren wir und für wen tun wir das? Bediene ich als Produzent einen Markt? Oder möchte ich wirklich jemanden in seinem Innersten berühren? Das ist jedenfalls mein persönliches Ziel.
Leichtigkeit Acryl auf Leinwand / 2020 100 x 120 cm
Und für uns alle? Dass wir den anderen real wahrnehmen, und nicht nur das Bild, das wir von ihm/ihr haben. Meine Blase, deine Blase. Wer hat recht? Darf man anderer Meinung sein, ohne einen Stempel aufgedrückt zu bekommen? Ist derzeit nicht leicht. Hab das selber schon erlebt. Wichtig ist für mich auch: Für unsere Kinder diese Krise gut zu überwinden und auch an anderen Zukunftsthemen zu arbeiten. Das Leben geht ja weiter, auch wenn Corona viel ausgebremst hat.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?
Ich hoffe, dass die Klimapolitik endlich in Taten umgesetzt wird, denn das macht mir am meisten Sorgen. Und auch dass das ganze Geld, dass nun in das Testen & die Hilfen geflossen ist, auch für die Bildung zur Verfügung steht. Denn dort sitzt die Zukunft. Und es macht mich oft echt wütend, wie wenig da in den letzten Jahren passiert ist. Was mich persönlich noch reizen würde: das bedingungslose Grundeinkommen – ich denke, viele würden dann anders leben. Leisten könnten wir es uns.
Floral I Acryl auf Leinwand / 2020 80 x 120 cm
Meine persönliche Rolle als Künstlerin sehe ich darin, Menschen mit ihren Emotionen zu verbinden und sie zu inspirieren. Einen „Raum der Inspiration“ zu schenken, einen Rückzugsort von dieser ganzen anstrengenden Welt.
Was liest Du derzeit?
Viel Tageszeitungen. Zuletzt habe ich das Buch „Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig gelesen, das hat mich sehr angesprochen. Darin geht es um eine Frau, die ihres Lebens überdrüssig wird und versucht sich umzubringen. Sie landet aber in er Art Bibliothek, wo sie ständig neue Chancen bekommt, alte Entscheidungen zu revidieren. Und in neue Lebensvarianten zu schlüpfen. Wie würde man das wohl selbst entscheiden?
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Laß dich nicht davon abbringen, was du unbedingt tun willst. Wenn Liebe und Inspiration vorhanden sind, kann es nicht schiefgehen.“
―Ella Fitzgerald
Monika Herschberger, Künstlerin
Vielen Dank für das Interview liebe Monika, viel Freude weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
Geschichte wird gemacht, das ist Alltag, so wie Tote im Berufsverkehr. In die fleischlose Zeit befiehlt ein zynischer Diktator einen Angriffskrieg und plötzlich ist die Welt eine andere. Auf allen Kanälen ist Krieg, das Ende aller Sicherheiten. Welttheater schon zum Frühstück. Ein Albtraum aus dem wir nicht entkommen. Schon jetzt an Herz und Seele wund. Wenn zukünftige Archäologen sich durch Schutt und Leichenberge gegraben haben, werden sie eine Wahrheit finden: Es war zu wenig immer wieder nur NIE WIEDER zu sagen statt aus Geschichte zu lernen und mit sich in Frieden zu leben.
Christoph Kleinhubbert, 23.3.2022
Christoph Kleinhubbert, Schriftsteller
Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:
Christoph Kleinhubbert, Schriftsteller_Emscherdelta/D