„Literatur, Theater, Kunst ermöglichen eine Verfeinerung der Sinne“ Antje-Kathrin Mettin, Schriftstellerin, _ Leipzig 30.6.2023

Liebe Antje-Kathrin Mettin, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Unstet, zum Glück. Oft ein illustrer Wechsel aus: Konzentrierter Vertiefung, Lektüre und dem Versuch, Gedanken und Beobachtungen in tragfähige Worte zu fassen, dem Versuch, Korrespondenzen zu tätigen, dem Versuch, lauter sich türmenden Aufgaben nachzukommen und dem Drang nach anderem – nach Leichtigkeit, Unterbrechung, Luft, Gesang, danach, auch den bisher nicht untergekommenen, drängenden Worten Freigang zu gewähren in Ton und Text. Und dem Drang nach Wörtern, die etwas zu sagen haben, nach schillernden Wörtern, wie sie sich in guter Literatur, in schönen Gesprächen finden lassen. Ein Tag voller Versuch|ung|en also & lauter Drängen. Endet er glücklich, dann verlässt ein wenig Unruhe mich abends – wenn nicht, nehme ich sie mit in die Nacht.

Antje-Kathrin Mettin, Schriftstellerin,
Theatermacherin, Literatur- und Theaterwissenschaftlerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Zu erkennen, dass die Dinge zwar komplex sind, aber nicht kompliziert zu verstehen, wäre hilfreich: Es ist nicht kompliziert zu begreifen, dass man niemandem ein Leid zufügen soll, es ist nicht kompliziert zu begreifen, dass jeder Wünsche hat, die erfüllt werden möchten, es ist nicht schwer zu begreifen, dass Leid und Kummer Unglück und Härte befördern, und es ist nicht schwer zu begreifen, dass das Leben glücklicher wird, wenn man spielerisch, freundlich, undogmatisch zu sein sich erlaubt. Die Frage, wie sich diese Dinge verwirklichen lassen, mag komplex sein – zumal wenn man bedenkt, wie verschlungen Naturgeschichte und Geschichte der Gesellschaft sind und wie lange sie einander schon durchdringen –, die Dinge zu erforschen ist unabdingbar – sie zu verkomplizieren und dadurch implizit zu negieren aber ist grausam und beschwört exakt die Scheußlichkeiten herauf, wie sie uns in Wort und Tat allenthalben in Vergangenheit und Gegenwart begegnen.

Kurzum: Die Frage danach, was jetzt besonders wichtig für uns alle ist, lässt sich vielleicht mit ähnlichen Worten beantworten wie jenen, die der Erzählung nach Rabbi Hillel jenem Mann gegeben hat, der ihn bat, er möge ihm die Tora lehren, während er auf einem Bein stehe: »Was Dir zuwider ist, das tu keinem anderen an. Das ist die ganze Tora. Geh jetzt und lerne alle Gebote, damit du weißt, was du tun sollst und was du nicht tun darfst.«

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Es wäre schön, es gäbe tatsächlich einmal einen Aufbruch – und nicht ein permanentes Verwandeln alter Verhärtungen in neuer Aufmachung. Diese Dynamik wird sich aber wohl nur ändern können, wenn ein Leben ermöglicht wird, das nicht unter dem Druck permanenter Produktivität steht. Wenn permanent produziert werden muss, um leben zu können, dann ändert sich überhaupt nichts, dann dreht alles sich in einer Spirale immer weiter und schraubt sich immer weiter ins Katastrophale. Die Kunstszene folgt darin leider oft dieser Dynamik. Der einzelne Künstler hat kaum die Möglichkeit, sich anders zu verhalten, sonst gerät er freilich unter die Räder. Aber wenn er das permanente Produzierenmüssen verherrlicht, wird es erschreckend.

Ich denke, wir brauchen nicht permanente Produktion, sondern sinnvolle. Was das aber sein könnte: eine sinnvolle Produktion, kann ohne eine Verfeinerung der Wahrnehmung, ohne eine Resensibilisierung der Sinne – des Hörens, Sehens, Riechens, Schmeckens, Fühlens, Sprechens, Denkens, Träumens,… – kaum beantwortet werden. Zur Resensibilierung gehörte auch ein scharfes Bewusstsein für die eigene Materialität, die eigene Vergänglichkeit, die Kostbarkeit des Augenblicks, für Schönheit. Und es gehörte die Fähigkeit zur Utopie dazu: Ein Drängen nach einem glücklichen Leben, nach einem Leben ohne Tod, ohne Zwang. Literatur, Theater, Kunst gehören, so wie sie historisch geworden sind, heute zu den wenigen Bereichen, in denen eine solche Verfeinerung der Sinne potentiell überhaupt noch möglich ist – es müssten nicht die einzigen Bereiche sein und allzu oft wird auch hier nicht verfeinert, sondern vergröbert und paralysiert.

Was liest Du derzeit?

Unstet ist auch mein Lesen – auch hier, zum Glück, oftmals ein illustrer Wechsel: Ich lese versetzt die letzten Seiten von Gisela von Wysockis ›Der hingestreckte Sommer‹, E.T.A. Hoffmanns ›Der goldene Topf‹, Prosastücke aus Robert Walsers ›Kleinen Dichtungen‹, Soma Morgensterns ›Joseph Roths Flucht und Ende‹, Jörg Wickrams ›Rollwagenbüchlein‹, August Klingemanns ›Die Nachtwachen des Bonaventura‹, Gedicht-Fragmente von Sappho, Märchen aller Art, freilich immer wieder Walter Benjamins wundervoll poetische Texte, dazu Ernst Schöns ›Der Verlust der Sinnlichkeit/ oder die Verwandlungen des Lesers‹ über die Ursprünge unseres heute doch arg entsinnlichten und verdisziplinierten Lese- und Literaturverständnisses, und aus aktuellem Anlass – meiner Beschäftigung mit frühen ›Zeitungensformen‹ – gerade auch immer wieder in der Schedelschen Weltchronik von 1493. Dies sind Lektüren, für die ich selbst mich entscheiden kann. Um das permanente Lesen kommt man sonst ja, leider, kaum herum: Alles ist voller Buchstaben, überall Zettel, überall Äußerungen, überall zweifelsfreies Meinen – als wären Sprache und Buchstaben nichts Kostbares, als wären diese Schlangenlinien, die Bilder formen, als wären die Laute, die Klangbilder formen, nichts, was es zu deuten gälte. Um diese Art des suggestiven Lesens drücke ich mich, so gut es geht – und lese lieber in den Dingen, der Welt, den Augen, in Mimik und Gestik, in den Farben, Formen und Klängen – dort, wo ich deuten kann und darf.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ein Zitat aus Gisela von Wysockis ›Der hingestreckte Sommer‹, das auf den Punkt bringt, was hoffnungsvolles Sprechen, Schreiben und Mitteilen wäre. Wysocki fragt sich nämlich, warum die Texte Peter Altenbergs auf sie als Elfjährige einen solch überwältigenden Reiz ausüben konnten und gelangt zur Vermutung: »Es könnte ein Reiz davon ausgegangen sein, kein Verstehen aufgetischt zu bekommen. Sondern die Suche danach. Das wird es vielleicht gewesen sein. Für das Kind, beim Umblättern der Seiten. Es wird keine Ruhe gefunden haben und keine Klarheit.« Man könnte mit Wysocki selbst noch hinzufügen: Es wird außerdem daran gelegen haben, dass Altenbergs Worte »ruhelose Wörter« sind – Wörter, die aussprechen wollen, »was ihnen ins Auge sticht. An sich reißen, was sie kriegen können. Aus den letzten Winkeln kehren sie sich ihr Zeug zusammen. Es käme einer Täuschung gleich, ihnen etwas vorzuenthalten. Dafür würden sie sich rächen, sich in ihre Reviere zurückziehen. Eiskalt machen sie dicht und schweigen. Weil sie nicht nur ruhelose sind, sondern selbst Getriebene.« Das aber hat es mit jedem wirklich gelungenen Sprechen und Schreiben auf sich: Dass in ihm ruhelose, getriebene Wörter am Werk sind – und nicht vorgeplante, absichernde Suggestionen, die kein Deuten leiden mögen.

Vielen Dank für das Interview liebe Antje-Kathrin, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literatur-, Theater-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler*innen:

Antje-Kathrin Mettin, Schriftstellerin,
Theatermacherin, Literatur- und Theaterwissenschaftlerin

Zur Person_Antje-Kathrin Mettin _ geboren 1989 am Niederrhein, lebt derzeit in Leipzig und ist als Schriftstellerin, Theatermacherin, Literatur- und Theaterwissenschaftlerin tätig. Im Entstehen inbegriffen sind derzeit mehrere Gedichtzyklen: ›Durchbrüche – oder auch: Epiphanien im Bade‹, ›Schwesternschaften‹, ›Farbsuche‹ und ›Mikroskopie : Krustentiere‹ sowie ihre ›Mikrogramme‹ – lyrische Continuationen, die sie laufend bei Instagram veröffentlicht. Parallel dazu arbeitet sie derzeit an einem Buch zu Walter Benjamins Idee des Erzählens sowie an verschiedenen Theaterprojekten – darunter aktuell gemeinsam mit Juliane Harberg eine Aufführung von Paul Scheerbarts ›Okurirasûna‹ sowie Experimente zu einer neuen Form des Licht- und Schattentheaters. Sie studierte, gefördert durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes, Literatur- und Theaterwissenschaft in Leipzig und Paris. Es folgten Lehr- und Forschungstätigkeiten an der Universität Leipzig sowie der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy.

Fotos_privat

26.5.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com/

„das zu reflektieren und zu befragen, was ist“ Julia Novacek, Performance- und Videokünstlerin _ Wien 29.6.2023

Liebe Julia Novacek, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich bin Frühaufsteherin, meist beginne ich direkt nach dem ersten Kaffee mit der Arbeit. Das ist für mich die produktivste und liebste Zeit.

Theaterproben starten meist gegen 10 Uhr, davor habe ich dann noch Zeit, die Proben zu reflektieren und sie vorzubereiten.

Neben der Arbeit an Performanceprojekten mache ich Filme und arbeite viel am Computer, da kann ich es mir einteilen wie ich will, was ich sehr schätze.

Abends gehe ich oft ins Theater und schaue mir Stücke von Kolleg:innen an

Julia Novacek, Performance- und Videokünstlerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Immer aktueller werden Fragen nach der Zusammenarbeit von Menschen und nicht-menschlichen Akteur:innen, wie zum Beispiel Künstlicher Intelligenz. Spätestes mit der Einführung von ChatGPT ist das Thema in der Gesellschaftsmitte angekommen.

Philosoph:innen und Wissenschaftler:innen prognostizieren eine politische Landschaft, die zunehmend durch die Fortschritte der technologischen Entwicklung der künstlichen Intelligenz geprägt wird.

Wichtig ist es, denke ich, offen zu sein für Neues, sich zu informieren und kritisch zu hinterfragen, nützliche Schnittstellen in der Kooperation von Menschen und nicht-menschlichen Akteur:innen zu fördern, die beispielsweise in der Medizin nicht mehr wegzudenken sind.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Aufgabe der Kunst ist es meiner Meinung nach, das zu reflektieren und zu befragen, was ist, und den gesellschaftlichen Konsens künstlerisch zu hinterfragen und zu bearbeiten. In meinen Projekten geht es im ersten Impuls darum, etwas zu verstehen. So entstehen Projekte, die mit einem sehr dokumentarischen Interesse an einem Thema beginnen. Für mich bietet das Theater die Möglichkeit, mit künstlerischen Strategien gemeinschaftliche Erfahrungen zu schaffen, neue Denkanstöße mitzunehmen und in den Austausch mit anderen Disziplinen und mit dem Publikum zu kommen.  

Was liest Du derzeit?

Aktuell lese ich „Critique and the Digital“- herausgegeben von Erich Hörl, Nelly Y.Pinkrah und Lotte Warnholt im Diphanes Verlag, 2021. 

Der vielstimmige philosophische Band gibt Einblick in den kritischen Diskurs zur Politik und Ästhetik der „Computational Media“. Mich interessieren die politischen und philosophischen Implikationen unseres digitalen Lebens. Das Buch zeigt spannende kritische Reaktionen vor dem Hintergrund der politischen und technologischen Transformationen, die allgegenwärtig sind. Empfehlung!

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ein schönes Zitat aus dem aktuellem Stück STREAMS.Catching caches: „In dieser Laborsituation, in dieser wissenschaftlichen, entwickeln wir uns gemeinsam mit den Systemen weiter, also künstliche Intelligenz wird auf jeden Fall nicht nur auf technischer Seite entwickelt, sondern wir entwickeln auch eine Art künstliche Intelligenz dabei, das darf man nicht vergessen. Also wir werden auch zum Teil, wenn man das jetzt so blöd in diesem Dualismus sagen möchte, wir werden auch ein bisschen künstlicher dadurch. Es ist immer die Frage: Was weiß man, was kann man wissen, was will man wissen und ab wann muss ich nur mehr blind vertrauen und was brauchts wiederum, damit ich blind vertrauen kann?“ – Katja Mayer, Wissenschafts- und Technikforscherin (Interview, Juni 2021)

Vielen Dank für das Interview lieber Julia, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Kunstprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler*innen:

Julia Novacek, Performance- und Videokünstlerin

Zur Person_Julia Novacek, geboren 1989 in Wien, ist Performance- und Videokünstlerin. Sie studierte Kunst und digitale Medien sowie Kunst und Film an der Akademie der Bildenden Künste Wien und Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Sowohl filmisch als auch performativ ist der feministische Blick leitend in ihrem Schaffen. Sie setzt sich mit der medialen Konstruktion und Brechung von Authentizität auseinander.
Gezeigt wurden ihre Arbeiten sowohl auf internationalen Film- und Performancefestivals als auch in vielen deutschen Produktionshäusern.

Neben ihren Soloarbeiten wie „Dosta, Dosta (genug, genug)“ kooperierte Julia Novacek in Projekten wie „Nach dem Ende der Versammlung“ am Künstlerhaus Mousonturm oder der Performance „RAGE. A Tennis Western“ ebenda, die 2021 mit dem Hessischen Theaterpreis ausgezeichnet wurde. Ihre eigenen Werke waren u. a. zu sehen in der Klosterruine Berlin 2020, am SON/TON Festival (Brüssel) 2018, flausen+festival 2018, Kasseler Dokfest 2017, im Casa del Sol (Los Angeles) 2017, den Hessischen Theatertagen 2017, am brut Konzerthaus (Wien) und dem Nakt Festival / K3 Kampnagel (Hamburg).


Seit 2019 arbeitet und recherchiert sie mit ihrem Frauenkollektiv Studio Studio an ortsspezifischen filmisch-performativen Projekten zwischen Fiktion und Dokumentation mit Fokus auf die Darstellung und Analyse des Wandels der Lebens- und Alltagskultur im ländlichen Raum.


2018 erhielt Novacek ein FLAUSEN-Stipendium mit Artemiy Shokin, 2019 das Start-Stipendium für Musik und Darstellende Kunst vom Bundeskanzleramt Österreich und 2020 ein Reload-Stipendium der Kulturstiftung des Bundes.

julianovacek.com

Julia Novacek

Aktuelle Produktion _ Streams.Catching Caches

Eine performative Stückentwicklung von Julia Novacek & Artemiy Shokin

Werk – X Petersplatz Wien 1010

STREAMS. Catching Caches

Fotos_Apollonia Theresa Bitzan

27.6.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

„Die Kunst führt uns zu uns selber zurück“ Marcus Fischer, Schriftsteller _Wien 28.6.2023

Lieber Marcus Fischer, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Wenn`s keine dringenden Termine gibt, nach dem Aufwachen liegen bleiben und schreiben – das ist oft meine produktivste Zeit.

Am späteren Vormittag wird dann „gehackelt“, d.h. Brotarbeit, Redigieren von Artikeln für das Magazin, für das ich arbeite, Termine organisieren, Layouts besprechen etc. Meistens wird’s dann am späteren Nachmittag ruhiger und ich geh mit dem Hund ins Kaffeehaus, wo ich weiterschreibe.

Marcus Fischer, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Uns Gutes tun, damit wir Kraft haben, um dem zu stellen, was gemacht gehört.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Die Kunst führt uns zu uns selber zurück. Wenn ich einen starken literarischen Beitrag auf Ö1 höre, schwingt der den ganzen mit, ich erinnere mich daran wie an einen intensiven Traum.

Was liest Du derzeit?

Ich hab gerade Ursula Krechel, Der Übergriff, fertiggelesen, ein sehr intensives Buch mit einer kraftvollen poetischen Sprache. Zum Einschlafen lese ich gerade Alice in Wonderland. 🙂

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ Franz Kafka. Ein Buch muss natürlich gar nichts sein, aber wenn es dieser Eisbrecher ist, auch nur in Ansätzen, ist es großartig. 

Vielen Dank für das Interview lieber Marcus, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler*innen:

Marcus Fischer, Schriftsteller

Zur Person_Marcus Fischer wurde in Wien geboren und ist hier aufgewachsen. Germanistik-Studium in Berlin, danach Lehrer für Deutsch als Fremdsprache und freier Texter. Seit 2013 intensive Schreibtätigkeit. 2015: 1. Platz beim fm4 Kurzgeschichten-Wettbewerb Wortlaut. Absolvent der Leondinger Literaturakademie, Publikationen in Literaturzeitschriften, Anthologien und im Hörfunk. 2022 erschien sein Debütroman „Die Rotte“ (Leykam), der 2023 mit dem Rauriser Literaturpreises für das beste deutschsprachige Debüt ausgezeichnet wurde.

Preise

  • 1. Platz beim fm4 Kurzgeschichten-Wettbewerb „Wortlaut 2015“ mit dem Text Wild Campen
  • erostepost Literaturpreis 2016 mit dem Text Schwarzwild
  • Der Keiler Siegertext beim Literatur Festival Stuttgart 2019
  • Rauriser Literaturpreis 2023für Die Rotte

Bisherige Publikationen (Literaturzeitschriften)

  • Die gute Haut in: D.U.M. Literaturzeitschrift Nr. 71/2014
  • Wild campen in VOLLTEXT 3/2015 sowie DER STANDARD Album 26.9.2015
  • Schwarzwild in: erostepost Nr. 52
  • Das ganze Grünland ein Scheißhaus in: UND #10 (Mai 2021)

Buchpublikation (Anthologien)

  • Wild campen in: Wortlaut 2015, Luftschacht Verlag, Wien, September 2015
  • Das Steinkind in: Zeilenlauf Literaturwettbewerb 2015 (Baden/NÖ)
  • Der Keiler in: Literatur Festival Stuttgart, Texte 2019

Buchpublikation

„Elfi Reisinger, eine junge Bäuerin, lebt Anfang der 1970er Jahre mit ihren Eltern auf einem kleinen Hof in der Rotte Ferchkogel, einer abgelegenen Siedlung im Voralpenland. Ihr Vater verschwindet eines Nachts, die Gendarmerie geht von Selbstmord aus. Durch den Tod des Bauern verschiebt sich das Gefüge in der Rotte. Die anderen im Dorf trauen den beiden Frauen nicht zu, den ärmlichen Hof weiterzuführen. Der Nachbar will den Grund für einen Spottpreis kaufen und setzt die Frauen immer mehr unter Druck. Als mit Elfis Hochzeit endlich wieder ein Mann an den Hof kommt, spitzt sich die Lage weiter zu und Elfi muss einen Weg finden, um sich aus diesem Machtgefüge zu befreien….“ https://www.leykamverlag.at/produkt/die-rotte/#description

Sonstiges

  • Jänner 2020: Die Texte Wildblumeninselund Marmeladenland werden im Rahmen

des Ö1 Kunstsonntags gesendet, gelesen von Michael Dangl.

Foto_Christian Fischer

12.6.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

Station bei Malina _ „Ingeborg Bachmann regt dazu an, Geschlechterrollen und -identitäten neu zu denken“ Christina Cervenka, Schauspielerin _Wien 28.6.2023

Christina Cervenka, Schauspielerin _ Romy Nominierung 2023 _ acting Malina
Romanschauplatz „Malina“ Ingeborg Bachmann (1971) Wien  
50.Todesjahr_Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)
Christina Cervenka, Schauspielerin _ Romy Nominierung 2023 _ acting Malina
Romanschauplatz „Malina“ Ingeborg Bachmann (1971) Wien  
50.Todesjahr_Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.

Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.

Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.

Den Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.

50 Jahre – Malina – 1971 – 2021 – Roman _ Ingeborg Bachmann

Liebe Christina Cervenka, herzliche Gratulation zur Romy Nominierung 2023 für Deinen Film „Immerstill“ (2023, Landkrimi)!

Vielen Dank! Es war eine große Ehre dafür nominiert zu werden und ich bin dankbar, dass ich diesen wundervollen Film machen durfte!

Wir sind hier an literarischen Bezugsorten des Romans „Malina“ (1971) von Ingeborg Bachmann in Wien. Sind Dir die Orte hier vertraut?

Tatsächlich bin ich an den Schauplätzen immer wieder mal vorbeispaziert, doch zuvor ohne Bezug zum Roman von Bachmann. Jetzt, da ich ihn gelesen habe, werde ich die Ungargasse immer damit verbinden.

Welche Bezüge und Zugänge gibt es von Dir zu Ingeborg Bachmann und dem Roman Malina?

Wie Bachmann bin auch ich in Kärnten aufgewachsen und habe sie als Literatin bereits in meiner Schulzeit kennen gelernt. Ihren Roman „Malina“ habe ich aber erst vor Kurzem gelesen.

Sie war eine faszinierende Person – diese Tragik und Zerbrechlichkeit in ihrem Inneren ist für mich als Schauspielerin sehr interessant. Manchmal ist sie auch einfach nicht fassbar, unerklärbar. Aber genau das ist ja das Spannende an ihr!

Ihre poetische Sprache und die Auseinandersetzung mit so großen Themen wie Liebe, Tod, Krieg, Gewalt und die Rolle der Frau machen sie in meinen Augen zu einer zeitlosen Autorin.

Eine kleine Anekdote: Meine Oma hat als junge Schauspielerin – damals als Traute Servi im Berufsleben – „Ein Geschäft mit Träumen“ von Ingeborg Bachmann für das Radio aufgenommen.

Welche Eindrücke hast Du von den Schauplätzen in der Ungargasse, die wir besucht haben?

Rein äußerlich betrachtet sind es wunderschöne alte Häuser – mit den Löwenköpfen und dieser schweren Tür! Sie strahlen eine starke Eleganz aus.

Natürlich verbinde ich jetzt durch den Roman eine gewisse Schwere damit, als ob die Geschichte hier immer noch lebt und mitschwingt. Die Umgebung hat eine ganz spezielle Energie, die ich nicht leicht in Worte fassen kann.

Wie siehst Du den Aufbau und das Konzept des Romans?

Im ersten der drei Teile steht die Liebe zu Ivan im Mittelpunkt – eine problematische und belastende Beziehung! Es gibt ein starkes Machtungleichgewicht und sie ist emotional abhängig von seiner Zuneigung.

Im zweiten Teil geht es hauptsächlich um die Beziehung zu Malina, mit dem sie zusammenlebt. Er ist ruhig und rational, genau das Gegenteil von Ivan. Ich empfinde ihre Verbindung als stabil und gleichmäßig, aber dafür eher monoton und emotionslos. Es beginnen die Träume von Mord und Gewalt, sie sieht immer wieder ihr eigenes Verschwinden oder ihren Tod kommen.

Gegen Ende, vor allem im letzten Kapitel löst sich die Struktur des Romans immer mehr auf – ihre Fantasie und die Realität vermischen sich. Als Leserin spüre ich eine starke existenzielle Angst, einen Wahn, der mich auch während des Lesens sehr mitgenommen hat.

Was sind für Dich zentrale Themen und Aussagen des Romans?

Im Mittelpunkt steht für mich ihre permanente Suche nach dem „Glücklichsein“, auch nach Selbstbestimmung. Ihre Beziehungen zu Männern definieren Großteils ihre Identität. Es schwingt immer eine Abhängigkeit von anderen mit – ein sich selbst in Anderen finden, das doch nie möglich sein wird.

Liebe und Beziehungen sind somit auch ein wichtiges Thema im Roman, aber meiner Meinung nach immer in Verbindung mit Machtverhältnissen und Unterdrückung. Ihr Umgang mit anderen erzeugt für mich ein Gefühl der

Schwere und Enge.

Gewalt und Mord spielen auch eine zentrale Rolle, oft kommen Anspielungen auf Kriegserlebnisse vor. Es verschwimmen gegen Ende die Grenzen zwischen Realität und Fantasie.

Wie ist die Beziehung zwischen Mann und Frau im Roman dargestellt und wie ist dies heute zu sehen?

Die Beziehungen zu Ivan und Malina sind sehr unterschiedlich. Doch in beiden Verbindungen ist sie abhängig von den Taten oder Handlungen der Männer. Bei Ivan ist es eine mehr emotionale Abhängigkeit, von Malina braucht sie Stabilität und ist auch in gewisser Weise finanziell an ihn gebunden.

Dennoch habe ich oft das Gefühl, dass sie versucht selbstbestimmt ihren Weg zu gehen und sich nicht beirren zu lassen. Was ihr immer wieder stark zusetzt, ist, dass sie ständig von den Männern in ihrem Leben überschattet wird und Schwierigkeiten hat, ihre eigene Identität und ihr Selbstwertgefühl in sich – ohne Beziehungen zu Anderen – zu finden.

Sicher hat sich die Beziehung zwischen Mann und Frau verändert, ich spüre heute weniger Abhängigkeit. Jedoch gibt es immer noch ein großes Ungleichgewicht – vor allem wenn man über die Grenzen von Europa hinausblickt.

Wie beurteilst Du die Protagonisten Ivan, Malina, Ich-Person in Ihrem literarischen Kontext bzw. dem Kontext der Autorin und Ihrer Biographie?

Die Ich-Person teilt viele Gemeinsamkeiten mit Bachmann. Auch sie ist eine Schriftstellerin, eine intellektuelle Frau in Wien. Sie hat eine intensive emotionale Sensibilität und ist von den Traumata des Krieges und der Nachkriegszeit geprägt.

Ivan wird als sehr dominant gezeigt und die Erzählerin ist in vieler Hinsicht abhängig von ihm. Er könnte für die schwierigen Beziehungen stehen, die Bachmann selbst in ihrem eigenen Leben hatte.

Malina hingegen, der als stabil aber distanziert beschrieben wird, könnte vielleicht ihren eigenen Wunsch nach Stabilität verkörpern. Er ist die Konstante, die sich durch ihr Leben zieht, unterstützt sie, aber geht wenig auf ihre emotionale Art ein.

Welches Frauen- und Männerbild spricht Ingeborg Bachmann in Malina an und wie aktuell ist dies heute?

Auffallend finde ich, dass die Erzählerin meist eine untergeordnete Position zu den Männern in ihrem Leben einnimmt. Sie wird oft als passiv und abhängig dargestellt. Ihr Selbstwert und ihre eigene Identität scheinen eng mit ihrer Beziehung zu den Männern in ihrem Leben verknüpft zu sein.

Beide Männer üben – auf unterschiedliche Weise – Macht und Kontrolle über sie aus. Ivan eher auf der emotionalen Ebene, Malina durch seine Stabilität, die sie sehr braucht, und durch seine dominante Rolle in der Beziehung.

Bachmann zeigt die schädlichen Auswirkungen der Rollenbilder einer patriarchalischen Gesellschaft auf das Selbstbild und die Unabhängigkeit von Frauen. Sie regt dazu an, Geschlechterrollen und -identitäten neu zu denken – viele dieser alten Strukturen sind nach wie vor aktuell.

Welchen Einfluss hatte und hat der Roman auf die Entwicklung von Literatur, Kunst und Emanzipation und Gesellschaft?

Bachmanns kritische Darstellung von Machtverhältnissen in Beziehungen und Geschlechterrollen, hat sicherlich zur Diskussion über Emanzipation und Gleichberechtigung beigetragen. Auch hat sie durch ihren innovativen Erzählstil viele Autor*innen inspiriert.

Wie siehst Du das Ende des Romans?

Die Ich-Person verschwindet am Ende in einem Riss in der Wand ihres Hauses. Bachmann lässt uns als Leser*innen Raum für unsere eigenen Gedanken dazu. Das Verschwinden könnte für eine Art Selbstauflösung in den unterdrückenden Machtstrukturen in ihren Beziehungen stehen. Oder aber auch für eine Befreiung von ihnen! Für mich symbolisiert es auch die Erkenntnis, dass für sie keine Beziehung mehr möglich ist.

Gab es in Deinen Schauspielprojekten Berührungspunkte zu Ingeborg Bachmann?

Tatsächlich hatte ich in meinem Berufsleben noch keine Berührung mit Ingeborg Bachmann. Selbstverständlich haben wir im Studium über sie gesprochen oder ihre Texte gelesen, aber zu einer Aufführung mit Werken von ihr, ist es in meiner Karriere noch nicht gekommen. Hoffentlich in Zukunft!

Wie war Dein Weg zum Schauspiel?

Seit ich denken kann, wollte ich Schauspielerin werden – Filme und Theater haben mich immer fasziniert. Das ist auch ein bisschen familiär vorbelastet – wie gesagt: auch meine Oma und ihre Schwester waren Schauspielerinnen und mein Uropa Dramaturg am Burgtheater. Das war mir als Kind alles nicht so klar, aber vielleicht habe ich da unterbewusst etwas mitbekommen.

Als Jugendliche habe ich in Kärnten schon viel Theater gespielt und dann während des letzten Schuljahrs an Schauspielunis vorgesprochen.

Mein erstes Vorsprechen in Graz hat dann gleich geklappt – das war natürlich total aufregend!

Was bedeutet Dir Wien und welche Erfahrungen hast Du hier als Schauspielerin gemacht?

Nach der Uni bin ich für 4 Jahre ans Burgtheater – zuerst als Gast und dann für 2 Jahre ins fixe Engagement. Dadurch habe ich viel Zeit in Wien verbracht und die Stadt besser kennen gelernt. Zuvor hatte ich nie soviel Bezug dazu, hab mich mehr als Fremde oder „Gast“ hier gefühlt. Heute habe ich mehr Verbindung zur Stadt und auch meine liebsten Plätze.

Man spürt die Geschichte und die großen Persönlichkeiten die hier gelebt haben noch sehr stark und ich denke die Stadt ist auch sehr stolz auf „ihre“ Künstler*innen.

Was sind Deine derzeitigen Projektpläne?

Mich hat die Faszination für das Drehen nie losgelassen – in den letzten Jahren habe ich mich mehr auf Film und Fernsehen fokussiert.

Gerade habe ich eine Episodenhauptrolle für „Die Toten vom Bodensee“ abgedreht und bereite mich momentan auf eine spannende Rolle im Sommer vor: Ich spiele Gretl Csonka, eine junge Frau, die von ihren Eltern wegen ihrer sexuellen Orientierung unverstanden, zu Freud in Therapie geschickt wird und sich mühevoll ihren eigenen Weg erkämpft. Eine wahre Geschichte! Fritz Kalteis wird Regie führen und Freud wird von Karl Markovics verkörpert. Ich freue mich schon sehr auf dieses – für mich erste – historische Filmprojekt!

Die Arbeit vor der Kamera gibt mir viel Energie und ich bin gespannt, welche Projekte in nächster Zeit noch auf mich warten. Auf jeden Fall bin ich sehr dankbar diesen wundervollen Beruf so ausüben zu dürfen!

Hättest Du mit Ingeborg Bachmann gerne einen Tag in Wien verbracht und wenn ja, wie würde dieser aussehen?

Gerne wäre ich mit ihr durch den 3. Bezirk, durch ihr „Ungargassenland“ spaziert und hätte ihr einfach nur zugehört, oder sie beim Erleben „ihrer“ Wege und „ihrer“ Häuser beobachtet. Vielleicht wäre ich auch mit ihr in ein Wiener Kaffeehaus gegangen und hätte sie in ihrer Rätselhaftigkeit auf mich wirken lassen.

Ende Juni beginnt der Bachmannpreis in Klagenfurt. Verfolgst Du den Wettbewerb? Warst Du schon vor Ort?

Tatsächlich war ich noch nie selbst vor Ort, bin aber sehr gespannt, welche Texte die Autor*innen dieses Jahr vortragen werden. Wenn ich Zeit habe, werde ich sicherlich die eine oder andere Lesung online oder im TV verfolgen.

Darf ich Dich abschließend zu einem Malina – Ingeborg Akrostichon bitten?

Machtstrukturen

Albtraum und Fantasie

Launenhaft vergessen

Instabil im Wandel

Namenlos

Am Ende doch unsichtbar

Im Leben

Nicht zu fassen

Gegen jede Konformität

Existenziell

Bruchstückhafte Erinnerungen

Obsession und Kampf

Reife Verirrungen

Gleichgewicht in Disbalance

Vielen Dank, liebe Christina, für Deine Zeit in Wort und szenischem Bild im „Ungargassenland“, alles Gute für alle Projekte!

Christina Cervenka, Schauspielerin _ Romy Nominierung 2023 _ acting Malina
Romanschauplatz „Malina“ Ingeborg Bachmann (1971) Wien  
50.Todesjahr_Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Station bei Malina_Roman Ingeborg Bachmann_Wien_1971

im Interview und szenischem Fotoportrait_acting Malina

Christina Cervenka, Schauspielerin _ Wien _

2023 _ 50.Todesjahr_Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Interview und alle Fotos_Romanschauplatz _ Malina_Wien _ Walter Pobaschnig

Walter Pobaschnig, 6_23

https://literaturoutdoors.com

„Gegner, nennst du mich“ Insa Segebade, Schriftstellerin _ Give Peace A Chance _ Groningen/NL 27.6.2023

GIVE PEACE A CHANCE

Gegner, nennst du mich

Ich dachte, dich zu kennen

Von woher,

Es fällt mir nicht mehr ein


Platz soll ich machen

Einengen würde ich dich

Anfangs nanntest du mich Freund

Chansons hörten wir abends

Ein Glas Wein dazu


Allein bin ich nun, bin ich wieder


Charisma hat der andere

Hetzte dich auf gegen mich

Aus blieb dein Leugnen

Nein, hättest du sagen sollen

Chance vertan

Elender


Insa Segebade, 26.6.2023

Insa Segebade, Schriftstellerin

Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:

Insa Segebade, Schriftstellerin

Zur Person: Insa Segebade, geboren 1969 in Leer, hat Literatur und kreatives Schreiben bei Hanns-Josef Ortheil sowie Musik an der Universität Hildesheim studiert. Sie ist ausgebildete Sängerin und hat klassischen Gesang bei Dörte Blase sowie Jazzgesang bei Elena Brandes und Nanni Byl studiert. Als Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung hat sie am Musikinstitut der Universität Hildesheim darüber promoviert, wie Rockstars im Spielfilm und in Printmedien dargestellt werden. Mit Rockmusik beschäftigt Insa Segebade sich schon seit langem – nach einem längeren Aufenthalt in Paris war sie im Musikmanagement tätig, hat Tourneen organisiert und begleitet. Seit 1999 arbeitet Insa Segebade hauptberuflich als Schriftstellerin, Journalistin und Dozentin für kreatives Schreiben an verschiedenen Hochschulen u.a. Bildungseinrichtungen im In- und Ausland.

www.insasegebade.com

Foto_privat

Walter Pobaschnig _ 26.6.2023

https://literaturoutdoors.com

„den Mut von allen Seiten in der Musikbranche, Missstände, Gefahren offen an- bzw. auszusprechen“ Tanja Scheichl-Ebenhoch, Musikerin _ Götzis/AT 27.6.2023

Liebe Tanja Scheichl-Ebenhoch, wie siehst Du die aktuelle Debatte rund um männlichen Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen an Frauen in der Rock`n`Roll Musikbranche?

Ich denke, gerade als Musikerin, auch als klassische, kommt man nicht um die momentane Diskussion herum. Und, um es gleich vorwegzunehmen: sollte man auch nicht.

Wie in anderen Branchen ist es meiner Ansicht nach ebenso im Musikbusiness längst überfällig, alte Strukturen zu überdenken und sich auf eine seriöse Debatte rund um das Thema Machtmissbrauch einzulassen. Leider geschieht das bei Musiker:innen, Künstler:innen recht wenig. Zu heiß ist das Thema, denn Musikmanager, Plattenbosse, gut im Geschäft stehende Vorzeigebands und andere (männliche) Mächtige der Branche lauschen schließlich mit. Sie könnten sich daran stören, wenn die Kritik zu heftig wird. Ein Machtgefälle zwischen weiblichem Fan und Rock’n Roller ist doch „normal“ und gehört in gewisser Weise seit jeher zum Business, oder?

Die „Schuldfrage“ objektiv zu klären, ist Aufgabe der Juristen und Anwälte. Darüber hinaus ist eine falsch-veraltete Nostalgie von Sex Drugs and Rock’n Roll, die in einem abstoßenden Machotum verhaftet ist, zu thematisieren. Eben in einer, in der ein Machtgefälle zum (weiblichen) Fan zumindest toleriert wird.  Eine gefährliche „Nostalgie“, in der es dem (Alt-)rocker seines Erachtens zynischerweise doch wohl erlaubt sein muss, „etwas Spaß“ zu haben. Im schlechtesten Fall bedeutet es also, dass derjenige überhaupt nicht verstanden hat, was Mannsein, Frausein, Demokratie, Freiheit und Menschenrechte tatsächlich bedeuten.

Wer diese Zusammenhänge nicht versteht oder verstehen will, der ist geistig noch nicht in unserem Jahrhundert angekommen. Der versteckt sich feige hinter dem Vorwand des pseudocoolen „Rock’n Rollertums“ auf Kosten unserer Musikkultur, der Humanität im allgemeinen und nicht zuletzt auf Kosten der Akzeptanz der Frau als gleichberechtigten Partner.

Tanja Scheichl-Ebenhoch, Musikerin, Autorin und Pädagogin

Was braucht es jetzt in dieser Debatte?

Ich denke, es braucht jetzt in erster Linie den Mut und die Bereitwilligkeit von allen Seiten, Missstände, Gefahren offen an- bzw. auszusprechen. Und vonseiten der Musiker:innen Verantwortungsbewusstsein den Kollegen:innen, dem Publikum/Fans, der Bedeutung Musik und Kunst generell gegenüber. Für mich enden der Kunstbegriff die künstlerische Freiheit genau dort, wo Macht, Gewalt ins Spiel kommen. Handeln im Sinne der Menschlichkeit und wie Aretha Franklin schon sagte: RESPECT sind dabei sicher die besten Ratgeber.     

Wie stehst Du zu einer Konzertabsage diesbezüglich?

Tja, wie ich zum jetzigen Zeitpunkt zu einer Konzertabsage stehe, ist nicht einfach zu beantworten. Die Untersuchungen laufen ja derzeit noch und der Sachverhalt muss erst restlos geklärt werden. In einem solchen Fall ein Konzert abzusagen, wäre juristisch gesehen vermutlich eine komplexe, annähernd unlösbare Sache. Denn wer zahlt bei einer Absage des „Millionenunterfangens Rockkonzert auf Großbühne“ wann, an wen was und warum (nicht)…

Hinzu kommt, dass ich mir als Musikerin und Autorin oft selber die Frage stelle, was mir in meiner Kunst wichtig ist. Was möchte ich mit meiner Kunst erreichen und/oder ausdrücken. Es sind jedenfalls Dinge, hinter denen ich als Person stehen kann. Dinge, die mein Herz berühren und die ich gerne weitergeben möchte. Frauenverachtende Texte und Gewaltverherrlichung als rein künstlerische Provokation anzusehen, fällt mir daher sehr schwer.          

Was hast Du selbst erlebt als Musikerin und Fan?

Ich bemerke, dass mir vor allem meine männlichen Musikerkollegen heute mit mehr Respekt begegnen als noch in jungen Jahren. Das sehe ich eindeutig als Vorteil an, gerade in der Musikbranche. Meist werden Vorschläge/Ideen ernst genommen. Auch ein „nein“, egal in welchem Bereich, wird eher akzeptiert.

Untergriffige sexuelle verbale Anspielungen und “Vergriffe“ im Ton in der Orchester- und Ensemble-Hierarchie von oben nach unten habe ich des Öfteren in meinem direkten Umfeld erlebt. Jede einzelne hat mich befremdet und angewidert, selbst dann, wenn ich nicht selber betroffen war.

Heute mache ich allerdings mein „eigenes Ding“ mit Soloauftritten zu Lesungen, Vernissagen, genreübergreifenden (Musik-)Projekten etc. Daher bin ich auch weniger von anderen abhängig und mein eigener Chef. Diesbezüglich sicher kein Nachteil…

Wie sieht es in der klassischen Musik bezüglich Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen aus?

Ein heikles Thema. Da wir in der Klassik mit unseren Konzerten nicht die gleiche Reichweite haben, wie im Rock/Popbereich, gibt es meist auch nicht denselben Hype. Doch auch wenn unsere Töne leiser sind, ist der Bereich der Klassik ebenso keine Insel der Seligen.

Was braucht es in der Musikbranche für alle Beteiligten?

Ich glaube dennoch, dass wir insgesamt auf dem richtigen Weg zu mehr Sensibilität im Umgang mit heiklen Themen wie sexueller Gewalt und Machtmissbrauch sind. Und dass die ganze Diskussion nicht wie ein Gewitter einfach wieder „vorbeizieht“. Dass junge Frauen sich endlich in die Öffentlichkeit trauen und wenigstens zum Teil auf offene Ohren und Unterstützung stoßen, ist zumindest ein gutes Zeichen. Wenn auch immer noch erst der Anfang eines dringend benötigten Umdenkens und einer neuen Bewusstseinsbildung in der Musikbranche.

Tanja Scheichl-Ebenhoch, Musikerin, Autorin und Pädagogin

Interview: Tanja Scheichl-Ebenhoch, Musikerin, Autorin und Pädagogin

Foto 1_huber-images; 2,3 Sagmeister.

Walter Pobaschnig _ 26.6.2023

https://literaturoutdoors.com

„Wichtig ist, den Blick für das Schöne nicht zu verlieren“ Insa Segebade, Schriftstellerin _ Groningen/NL 27.6.2023

Liebe Insa Segebade, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich vermeide bewusst, gleich morgens Emails zu lesen oder Nachrichten zu hören. Die ersten Stunden des Tages sollen ganz mir gehören, ich schirme mich vom Außen ab. Nach einem ersten Spaziergang mit dem Hund – Irlanda, ein ehemaliger Straßenhund aus Sizilien – wird der Vormittag zum Schreiben genutzt, zum Versinken in fiktive Welten, die doch auf den zweiten Blick sehr real sind, nur in ihren einzelnen Ebenen etwas verschoben.

Die Wirklichkeit hält dann ab dem Nachmittag wieder konkreter Einzug – mit Nachrichten, der Arbeit im Garten (wie herrlich, mit bloßen Händen in der Erde zu wühlen), meinen Studierenden von der Hochschule Emden, dem Schreiben von Artikeln. Letzteres beschränkt sich seit ein paar Jahren auf Fachartikel übers Schreiben, die Literatur. Vom Tagesjournalismus habe ich mich schon vor längerer Zeit verabschiedet. 

Insa Segebade, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Den Blick für das Schöne nicht zu verlieren. Und das gibt es nach wie vor. Überall. In der Kunst. In der Natur. Im Alltag, in flüchtigen Momenten. Vor ein paar Tagen beispielsweise fuhr ich auf dem überfüllten Stadtring von Antwerpen. Von links überholte mich ein Kleinlaster, für ein paar Sekunden war er auf gleicher Höhe mit meinem roten Peugeot. Ich sah den Beifahrer, der zu mir herüberblickte und lächelte. Ich lächelte zurück. Gerade noch rechtzeitig bevor der Kleinlaster an mir vorbeizog. Dieses kurze Lächeln eines Fremden, den man vermutlich nie wieder sieht, begleitete mich den ganzen Tag – und auch jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, zaubert mir die Erinnerung daran wieder ein kleines Lächeln ins Gesicht. 

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Der Literatur, der Kunst an sich kommt dabei eine ganz elementare Rolle zu. Da ist zum einen die Kraft der Phantasie, die über der Wahrnehmung der Realität stehen kann. Dabei muss ich gerade an Marcel Proust denken, der schrieb: „… es ging mir wie denen, die sich auf die Reise begeben, um mit eignen Augen eine Stadt ihrer Sehnsucht zu schauen, und sich einbilden, man könne der Wirklichkeit den Zauber abgewinnen, den die Phantasie uns gewährt.“  („In Swanns Welt“) Das soll jetzt kein Aufruf dazu sein, allein in der Phantasie zu leben, aber regelmäßige Ausflüge in diese können neue Energie schenken. Nicht vergessen dürfen wir zum anderen, dass die Phantasie sich ja auch aus der Realität speist, die durch sie zu einem formbaren Material wird. Sie lässt uns Dinge aus anderen Blickwinkeln sehen, was tröstend und heilsam sein kann, aber auch neue Lösungswege offenlegen kann.  

Was liest Du derzeit?

Ich lese gerade „Die schöne Stille. Venedig, Stadt der Musik“ von Elke Heidenreich. Hier kommen die zwei von Proust angesprochenen Elemente zusammen:Phantasie und Realität. Ich kenne die Stadt und hoffe, dort eines nicht mehr fernen Tages zu leben. Bis es soweit ist, kann ich mit Elke Heidenreich dorthin reisen. Ich weiß, wie gut es sich anfühlt, allein durch das nächtliche Venedig zu laufen, vor allem im Winter. Davon zu lesen, ist wie ein Katalysator für die Phantasie, die mich flugs an diesen wunderbaren Ort bringt, der niemals enttäuscht.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Von all den Dingen, die zu ihrem Troste wir ersannen, ist doch das Einzige, was funktioniert, die Morgendämmerung. Wenn Dunkelheit wie feiner Ruß der Luft entrieselt und mählich sich von Osten her das Licht ausbreitet, regt selbst im jämmerlichsten aller Menschenkinder sich frisches leben.“

(aus: John Banville „Unendlichkeiten“, übersetzt von Christa Schuenke)

Vielen Dank für das Interview liebe Insa und viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Insa Segebade, Schriftstellerin

Zur Person: Insa Segebade, geboren 1969 in Leer, hat Literatur und kreatives Schreiben bei Hanns-Josef Ortheil sowie Musik an der Universität Hildesheim studiert. Sie ist ausgebildete Sängerin und hat klassischen Gesang bei Dörte Blase sowie Jazzgesang bei Elena Brandes und Nanni Byl studiert. Als Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung hat sie am Musikinstitut der Universität Hildesheim darüber promoviert, wie Rockstars im Spielfilm und in Printmedien dargestellt werden. Mit Rockmusik beschäftigt Insa Segebade sich schon seit langem – nach einem längeren Aufenthalt in Paris war sie im Musikmanagement tätig, hat Tourneen organisiert und begleitet. Seit 1999 arbeitet Insa Segebade hauptberuflich als Schriftstellerin, Journalistin und Dozentin für kreatives Schreiben an verschiedenen Hochschulen u.a. Bildungseinrichtungen im In- und Ausland.

www.insasegebade.com

Foto_privat

26.6.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

„Literatur und Kunst können ziemlich viel: informieren, sensibilisieren, konfrontieren, polarisieren, schockieren“ Jürgen Polinske, Schriftsteller _ Berlin 26.6.2023

Lieber Jürgen Polinske, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Aufstehen, Wetterlage checken (vor der Haustür durch Augenschein und in der politischen Welt per Internet), mich mit Kaffee dopen und dann je nach Wochentag und Uhrzeit unterschiedlichsten kulturellen, gesellschaftlichen Aktivitäten* nachgehen, wenn möglich eine kreative Mittagsruhe nur für mich einhalten, Entspannung im Grünen suchen und zum Tagesausklang in einen friedlichen Schlaf finden

*in Literaturkreisen, Malgruppen, Bürgerinitiativen, Förderung und Mitarbeit in verschiedensten Vereinen

Jürgen Polinske, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Frieden, Frieden, Frieden.

Keinerlei Waffenlärm, nirgends in der Welt

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Wüchsen weltweit das Bewusstsein der Menschen, Bildung, der Wissensstand zu Zusammenhängen, dürfte ich optimistischer in die Zukunft schauen.

Literatur und Kunst können ziemlich viel: informieren, sensibilisieren, konfrontieren, polarisieren, schockieren, Augen öffnen für Hintergründe, Ursachen, Zusammenhänge.

Was liest Du derzeit?

Lyrik, Lyrik und immer noch Lyrik von alten und neuen Freunden aber auch Sachliteratur zu politischen, ökonomischen, kulturellen Entwicklungen.

(„Die Farbe der Ferne“ und mehrfach Daniela Dahn)

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Mir zum Nutzen, Niemandem zum Schaden oder Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem andern zu.

Vielen Dank für das Interview lieber Jürgen und viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Jürgen Polinske, Schriftsteller

Zur Person: Jürgen Polinske, 1954 in Potsdam geboren, 1973 Abitur NVA, Kristallographiestudium (nicht beendet), Dienst an der Staatsgrenze der DDR Fachschulstudium, Bibliotheksfacharbeiter, verheiratet, zwei Kinder. Von 1990 bis April 2018 Obermagaziner der Zentralen Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, jetzt Rentner

Werke:

„in guter Gesellschaft“

 „stürmische Umarmung“

„Infinitamente Azul y Sabor a Cacao / ursprüngliches Blau und Geschmack von Kakao“

“Am Ende der Siesta / AlFinal de la Siesta“

„Erborgtes Licht mit geborgten Worten von den Brüdern Humboldt“ Gedichte / mehrsprachig

„Dos huellas en el agua / zwei Spuren im Wasser ; collección Plegar orillos2

Frühe Veröffentlichungen und erste Artikel schon in der Schulzeit; Später verstärkt Lyrik in Zeitschriften wie „neues leben“, in verschiedenen Anthologien während der Armeezeit, in diversen Zeitungen wie z.B. „Hellersdorfer“, „Humboldt“

Seit 1998/99 öfter in Anthologien u.a.

– Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes, ausgewählte Werke

– der Anthologie der Frankfurter Bibliothek der Brentanogesellschaft

– die Literareon Lyrik Bibliothek

– „seltenes Spüren“, „So weit so grün“

sowie in spanischsprachigen Anthologien: „palabras de la tierra“ ; „El abrazoo del Nogal de Daimuz / Antologia Lorquiana“; „Letras de Babel 4“ ; für das 1. Internationale Festival der Poesie für den Frieden in Paris vom 19.09. bis 23.09.2007 miterarbeiteten Anthologie „… am Leben gewinnen wir“ des Karlshorster Dichterkreises

Herausgeber    mehrerer Anthologien zur internationalen Dichterbegegnung „Cita de la Poesia“; „was wir zu sagen haben“, „Arboretum“; „Dulcinea lebt, Herr Quijote“ ; „brennen auf den Nägeln und der Seele“; „LiebeSünde – Amor Pecado“; „Unter Kiefern und Königspalmen – Entre Pinos y Palmeras“ (dt.-kubanische Anthologie); „Ich will alles von der Welt“ zur 25. Cita und für Elisabeth Hackel, ihren letzten Gedichtband; „Tage ohne Geländer“; „Interrogantes del viento _ Fragen des Windes“ für Maria Nancy Sanchez Perez,

Foto_privat

6.4.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

Hedy Lamarr _Filmgöttin, Antifaschistin, Erfinderin _ Michaela Lindinger. Molden Verlag Wien

Es ist ein ganz außergewöhnliches Leben zwischen Glanz, Glamour, Krieg und Tragik in Kunst, Wissenschaft wie Leben, das am 9.November 1914 in Wien seinen Anfang nimmt.

Hedwig Eva Maria Kiesler, in Hollywood nimmt sie Ende der 1930er Jahre den Künstlerinnamen Hedy Lamarr an, ist schon in ihrer Kindheit im großbürgerlichen Wiener Bezirk Döbling von Musik, Film, Kunst umgeben und ihr Weg führt bald in die Filmstudios und begeistert das Publikum. Dabei scheut sie es nicht, Tabus zu brechen. Ihre Nackt-, wie Liebesszenen in „Symphonie der Liebe“ (Ekstase) von 1933 werden zum Skandal und sorgen für Aufsehen über Jahrzehnte hinweg.

Berühmt wird die Tochter des Präsidenten des Wiener Bankvereins und einer Konzertpianisten, die Ende der 1930er Jahre emigriert, auch mit der Erfindung  eines Frequenzsprungverfahrens, im Zweiten Weltkrieg zur Torpedosteuerung gedacht, das auch weltweite spätere Anerkennung der Wissenschaft erhält wie vielfältige Verwendung in der modernen Kommunikation bis heute findet.

So weit die großen faszinierenden Lebenslinien, denen die Wiener Autorin und Kuratorin, Michaela Lindinger, folgt und viele spannende Details des „Mythos Hedy Lamarr“ ans Licht bringt.

Großes historisches Fachwissen zu Zeit und Leben verbinden sich mit mitreißender Erzählform, die von Beginn an begeistert und gleichsam einem Leben in Licht und Schatten wie auf der Leinwand fasziniert folgen lässt. Viele Fotos geben zudem einmalige persönliche Einblicke in ein in vielem unbekanntes wie geheimnisvolles Leben.

„Eine Biographie als ganz großes Kino von Kunst und Leben zwischen Glamour und Tragik!“

Michaela Lindinger, Autorin, Kuratorin
@Sabine Hauswirth

Hedy Lamarr _Filmgöttin, Antifaschistin, Erfinderin _ Michaela Lindinger. Molden Verlag Wien

Hardcover, mit SW-Abbildungen

15,5 x 22,5 cm; 304 Seiten

ISBN 978-3-222-15039-5

Molden Verlag Wien

€ 28,00

Walter Pobaschnig 6/23

https://literaturoutdoors.com

„Reise“ MirASchmitt, Schriftsteller _ Give Peace A Chance _ Hansen/D 25.6.2023

GIVE PEACE A CHANCE

Reise ins Herz der Finsternis

Gestern schlich ein Tier ins Haus,

Ich hab´s nicht wollen seh´n.

Voll Kleinmut war mein Sinnen nur:

Ehre? – Nein! –Ein Kekslein Glück!!


Pfählern steigt der Wald empor:

Ebenholzig, schartig, starr.

Alles birgt Gefahr, birgt Tod,

Camoufliert zwar, doch so nah.

Etwas lässt mich trotzdem schrei´n:


Alors, Louis, nous sommes où?“

Calebassen tropfen Blut,

Horch, ein Pantherfauchen,

Affenschreie in der Nacht,

Nebelrauch am Morgen.

Céline – schlammentstiegen – lacht:

Eh bien, finalement en enfer!“

Im Gedenken an Louis-Ferdinand Céline und Joseph Conrad, die beide in Kolonialismus und Imperialismus die Triebfedern für Kriege erkannten und in ihren Romanen den Höllensturz des modernen Menschen schilderten.

MirASchmitt, 19.6.23

MirASchmitt, Schriftsteller

Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:

MirASchmitt, Schriftsteller

Fotos_Natalie Campell, Schriftstellerin, Tänzerin _ acting „Malina“ _ Walter Pobaschnig 6/2023 _

Walter Pobaschnig _ 21.6.2023

https://literaturoutdoors.com