Erinnerung an Barbara Frischmuth _ „weltoffen, modern, poetisch, klug“ Valerie Springer, Schriftstellerin _ Wien 31.3.2025

Erinnerung an_ Barbara Frischmuth, Schriftstellerin  *5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Interview _  Valerie Springer, Schriftstellerin

Liebe Valerie, welche Erinnerungen hast Du an Barbara Frischmuth als Kollegin? Gab es persönliche Begegnungen und wie hast Du diese erlebt?

Ich war traurig, als ich die Nachricht erhalten habe, dass diese großartige österreichische Schriftstellerin verstorben ist. Und ich bin traurig, dass ich ihr nie persönlich begegnet bin, ich hätte sie sehr gerne kennengelernt. Nähergebracht haben mir Frischmuth die Interviews, die sie gegeben hat, ihre Klugheit, ihre Wärme und diese charmante, kritische Selbstreflexion. Das hat für mich fast etwas wie Kennenlernen geschaffen, eine Nähe über die Distanz hinaus.

Was macht für Dich das Werk von Barbara Frischmuth aus und wie ist dieses in die österreichische Literaturgeschichte einzuordnen?

Frischmuths Werk lebt für mich von einer faszinierenden Verbindung aus klarer Sprache, spielerischer Fantasie und kluger Reflexion gesellschaftlicher Themen. Bemerkenswert finde ich, wie sie kulturelle Grenzen überschreitet, unterschiedliche Welten öffnet und dennoch immer ganz nah bei den Menschen bleibt. In der österreichischen Literaturgeschichte hat sie einen wichtigen Stellenwert, ich sehe sie dort als weltoffen, modern, poetisch, klug und von Kritik und Leserschaft zutiefst respektiert.

Gibt es ein Lieblingsbuch von ihr und warum dieses?

Mein Lieblingsbuch von Barbara Frischmuth: „Die Mystifikationen der Sophie Silber“. Ich war damals noch nicht einmal volljährig, als ich es gelesen habe, und ich erinnere mich, wie sehr es mich hingerissen hat: Die beschwingte und beschwingende (scheinbare) Leichtigkeit der Geschichte hat mir gezeigt, wie viel Freiheit Literatur schenken kann.

Welche Inspiration hinterlässt ihr Schreiben, ihre Weltsicht, ihr Künstlerinsein?

Barbara Frischmuths Werk inspiriert mich durch ihre Neugier und ihre Fähigkeit, das Bekannte neu zu sehen, neue Welten zu öffnen und dabei kritisch zu bleiben. Ihre zutiefst bewegende Weltoffenheit und Liebe zu allem Menschlichen begleiten mich seit langer Zeit. Ihr Drang nach immer neuen Erfahrungen und Erkenntnissen, verbunden mit der feinen Einsicht in unsere menschlichen Grenzen sind für mich als Schreibende durchaus ein Vorbild.

Gibt es ein Zitat/eine Textstelle von ihr, die Du uns noch mitgeben möchtest?

Mein Lieblingszitat von ihr stammt aus einem Interview zu ihrem 70. Geburtstag im „Standard“:

„Mir ist leider nichts genug, aber die Physis setzt Grenzen.“

Dieser Satz hat mich schon damals, 2011, an mein eigenes Begrenztsein gemahnt, er ist wahrhaftig, reflektiert und zugleich tröstlich, er zeigt, wie leicht es trotz allem sein kann, die eigenen Grenzen anzunehmen, ohne jemals aufzuhören, von mehr zu träumen.

Vielen Dank für das Interview!

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin 
*5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin

geboren 1941 in Altaussee, studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und war seitdem freie Schriftstellerin. Die mehrfach ausgezeichnete Autorin lebte seit 1999 wieder in Altaussee. Zu ihren größten Erfolgen zählen die Romane „Die Klosterschule“ (1968), „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ (1976) oder „Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979), aber auch ihre zahlreichen Gartenbücher. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: „Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen“ (2021)„Schaufel, Rechen, Gartenschere“ in der Reihe „Dinge des Lebens“ (2023) und „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ (2025).    Der Residenz Verlag trauert um Barbara Frischmuth  31.3.2025

Valerie Springer, Schriftstellerin

Zur Person_ Valerie Marie Springer, 1958 in München geboren, Gym und Abi/Matura in der Schweiz, seither Österreich als Homebase. Nach abgebrochenem Studium in vielfältigsten Bereichen tätig, lange Zeit auf Reisen: Jamaika, USA, Indien, Lateinamerika, Nordafrika und Europa.

Ausbildung zur Schriftstellerin formlos und unkonventionell, geprägt von zahllosen Brotjobs – u.a. als Sektbar-Besitzerin, Kulturredakteurin, Komparsin bei Hollywood-Produktionen, Gründerin und Managerin einer Hotelanlage in Goa, Betreiberin einer Werbeagentur, Montessori-Französischlehrerin, Privat-Spanischlehrerin, Yogalehrerin (ja, Yoga-Alliance-zertifiziert!), Radio-Aktivistin und als unspektakulär-büroangestellte Allrounderin.

Schreibt Features, Essays, Gedichte für Kinder, Lyrik für Erwachsene, Kindergeschichten, Erwachsenenbelletristik, Radiobeiträge, Spanischlehrbücher. Und natürlich Romane. Nimmt das Schreiben ernst, betrachtet es gleichzeitig mit Skepsis. Lehnt es ab, sich auf ein Genre oder eine bestimmte Art von Publikation festlegen zu lassen (auch nicht auf eine bestimmte Art von Leben).

Privates: verheiratet (erfolgreich, seit Jahrzehnten), zwei erwachsene Kinder. Lebt im Sommer am Attersee, im Winter ist sie auf Reisen oder in Südspanien, wo sie ihre Liebe zur spanischen Kultur (Essen, Wein, Sprache) zelebriert. Fast alle Erlebnisse mit ihrem Mann und ihren damals noch minderjährigen Kindern (homeschooling) geteilt. Süchtig nach Wissen, Lesen und Schreiben, macht Yoga, wandert, meditiert, kocht gern, genießt gern, lacht gern.

Kennt menschliche Schicksale (Eltern, Großeltern, ihre eigenen), private Dramen, Verlust und Wiederhochzappeln, lebensbedohliche Krankheit, Verkehrsunfälle, Fremdsein und das Gefühl, nie wirklich anzukommen. Und lacht trotzdem immer noch gern.

https://www.valerie-springer.at/

Neuerscheinung von Valerie Springer _

ÜBER DIE ANMUT DER ZUFÄLLIGKEITEN

Gereimtes und Ungereimtes

im Verlagshaus Hernals

https://www.valerie-springer.at/

Fotos_

Portrait Barbara Frischmuth: Franz Johann Morgenbesser

Portrait Valerie Springer: Walter Pobaschnig _ Station bei Malina _ 2021

Walter Pobaschnig 31.3.2025

https://literaturoutdoors.com

Erinnerung an Barbara Frischmuth _ „Feministin, Grenzgängerin, Vermittlerin“ Franziska Bauer, Schriftstellerin _ Großhöflein/AT 31.3.2025

Erinnerung anBarbara Frischmuth, Schriftstellerin  *5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Interview _ Franziska Bauer, Schriftstellerin _ Großhöflein/AT

Liebe Franziska, welche Erinnerungen hast Du an Barbara Frischmuth als Kollegin? Gab es persönliche Begegnungen und wie hast Du diese erlebt?

Persönlich habe ich Barbara Frischmuth nie kennengelernt, aber ich habe sie als Schriftstellerin, Übersetzerin und Neuphilologin immer sehr geschätzt und bewundert.

Was macht für Dich das Werk von Barbara Frischmuth aus und wie ist dieses in die österreichische Literaturgeschichte einzuordnen?

Die Bibliographie und die Liste der Preise und Auszeichnungen der Autorin Barbara Frischmuth sind allein schon vom Umfang her beeindruckend. Darüber hinaus kann
Barbara Frischmuth durchaus als Feministin verstanden werden und wird zu Recht als Grenzgängerin zwischen Okzident und Orient und Vermittlerin zwischen den Kulturen bezeichnet. Ihre Romane, Erzählungen, Essays, Hör- und Fernsehspiele, Kinderbücher, Essays ihre literarischen Gartenbücher sind nicht nur humor- und phantasievoll, sondern auch bestechend genau recherchiert.

Gibt es ein Lieblingsbuch von Ihr und warum dieses?

Neben ihren Kinderbüchern fällt mir da der erst im Februar im Residenz Verlag erschienene Erzählband „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ ein, der uns humorvoll darauf hinweist, dass die Spezies Mensch als Teil der Natur nur dann überleben kann, wenn sie achtsam mit ebendieser Natur umgeht.

Welche Inspiration hinterlässt Ihr Schreiben, Ihre Weltsicht, Ihr Künstlerinsein?

Das Werk Barbara Frischmuths inspiriert durch seine erstaunliche Bandbreite und Naturverbundenheit und durch die Bereitschaft der Autorin, Grenzen zu überschreiten.

Gibt es ein Zitat/eine Textstelle von Ihr, die Du uns noch mitgeben möchtest?

Ein Zitat, das mir spontan einfällt, weil es so sehr meiner eigenen Lebenseinstellung entspricht, lautet: “Was kannst du dir denn sonst vom Leben mitnehmen als das Lachen!”

Vielen Dank für das Interview!

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin 
*5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin

geboren 1941 in Altaussee, studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und war seitdem freie Schriftstellerin. Die mehrfach ausgezeichnete Autorin lebte seit 1999 wieder in Altaussee. Zu ihren größten Erfolgen zählen die Romane „Die Klosterschule“ (1968), „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ (1976) oder „Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979), aber auch ihre zahlreichen Gartenbücher. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: „Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen“ (2021)„Schaufel, Rechen, Gartenschere“ in der Reihe „Dinge des Lebens“ (2023) und „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ (2025).    Der Residenz Verlag trauert um Barbara Frischmuth  31.3.2025

Franziska Bauer, Schriftstellerin _ Großhöflein/AT

Franziska Bauer, Schriftstellerin

Zur Person_Franziska Bauer, geb. 1951, Studium der Russistik und Anglistik in Wien, wohnhaft im Burgenland, pensionierte Gymnasiallehrerin, Schulbuchautorin, schreibt Lyrik, Essays und Kurzgeschichten für Zeitschriften und Anthologien, zwei Lyrikbände beim Apollon Tempel Verlag, Gewinnerin des 10. Bad Godesberger Literaturpreises

Publikationen und Lesungen:
www.galeriestudio38.at/Franziska-Bauer
youtube-Kanal:
https://www.youtube.com/channel/UC5pC-XIT48NhDDWbeTSSXxA
Facebookseite:
https://www.facebook.com/franziska.bauer.56211
Verlagshomepage:
https://www.apollontempelverlag.com/verlag/autoren/franziska-bauer

https://www.pohlmann-verlag.de/

DONA NOBIS PACEM, mit Originalen und Übersetzungen von Franziska Bauer und Mary Nikolska in drei Sprachen; Druck: Buchschmiede, Großebersdorf © 2022 Franziska Bauer
Vertrieb: E. Weber Verlag, www.eweber.at, ISBN 978-3-85253-780-1

Fotos_

Portrait Barbara Frischmuth: Franz Johann Morgenbesser

Portrait Franziska Bauer: privat

Walter Pobaschnig 31.3.2025

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Erinnerung an Barbara Frischmuth _ „Dass man nichts unversucht lassen soll.“ Felix Kucher, Schriftsteller _ Klagenfurt 31.3.2025

Erinnerung an_ Barbara Frischmuth, Schriftstellerin  *5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Interview _ Felix Kucher, Schriftsteller _ Klagenfurt/Wien.

Lieber Felix, welche Erinnerungen hast Du an Barbara Frischmuth als Kollegin? Gab es persönliche Begegnungen und wie hast Du diese erlebt?

Persönliche Begegnungen im engeren Sinne gab es leider keine. Ich erinnere mich aber an eine Lesung, die ist aber mindestens 15 Jahre her.

Was macht für Dich das Werk von Barbara Frischmuth aus und wie ist dieses in die österreichische Literaturgeschichte einzuordnen?

Ich tu mir mit dem Begriff „das Werk“ ein wenig schwer, weil es für mich so viele Barbara Frischmuths gibt: Von der frühen Autorin der Klosterschule und den Mystifikationen der Sophie Silber (Werke, die ich als Jugendlicher vor 40 Jahren gelesen habe) bis zur Gartenschriftstellerin der 2000er Jahre, von der Kinderbuchautorin (Ida – und Ob – auch das eine Kindheitserinnerung!) bis zur Theater- und Hörspielautorin.  Über die Einordnung in die österreichische Literaturgeschichte sollen Berufenere urteilen.

Gibt es ein Lieblingsbuch von Ihr und warum dieses?

Immer noch Die Klosterschule. Erster Eindruck, der geblieben ist.

Welche Inspiration hinterlässt Ihr Schreiben, Ihre Weltsicht, Ihr Künstlerinsein?

Vielleicht: Dass man nichts unversucht lassen soll.

Gibt es ein Zitat/eine Textstelle von Ihr, die Du uns noch mitgeben möchtest?

Habe jetzt keines parat (sitze im Büro!)

Vielen Dank für das Interview!

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin 
*5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin

geboren 1941 in Altaussee, studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und war seitdem freie Schriftstellerin. Die mehrfach ausgezeichnete Autorin lebte seit 1999 wieder in Altaussee. Zu ihren größten Erfolgen zählen die Romane „Die Klosterschule“ (1968), „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ (1976) oder „Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979), aber auch ihre zahlreichen Gartenbücher. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: „Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen“ (2021)„Schaufel, Rechen, Gartenschere“ in der Reihe „Dinge des Lebens“ (2023) und „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ (2025).    Der Residenz Verlag trauert um Barbara Frischmuth  31.3.2025

Felix Kucher, Schriftsteller _ Klagenfurt/Wien.

Felix Kucher, Schriftsteller

Aktueller Roman „Von Stufe zu Stufe“ Picus Verlag

https://www.picus.at/produkt/von-stufe-zu-stufe/

https://felix.kucher.at/

Fotos_

Portrait Barbara Frischmuth: Franz Johann Morgenbesser

Portrait Felix Kucher: Walter Pobaschnig

Walter Pobaschnig 31.3.2025

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Erinnerung an Barbara Frischmuth _ „Sie fehlt uns gerade auch in diesen Zeiten sehr“ Klaus Kastberger, Juryvorsitzender Bachmannpreis _ Graz 31.3.2025

Erinnerung an_ Barbara Frischmuth, Schriftstellerin  *5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Interview _ Klaus Kastberger, Professor für neuere deutschsprachige Literatur am Franz-Nabl-Institut der Universität Graz und Leiter des Literaturhauses Graz. Juryvorsitzender Bachmannpreis seit 2024; Jurymitglied Bachmannpreis seit 2015.

Lieber Klaus, was macht für Dich die Persönlichkeit und das Werk von Barbara Frischmuth aus? Wie ist dieses in die österreichische Literaturgeschichte einzuordnen?

Barbara Frischmuth war eine der ersten und wichtigsten Frauen, die es im Umfeld der österreichischen Avantgarde zu Anerkennung gebracht hat. Die sanft wirkende, dabei aber immer absolute unnachgiebige Art und Weise, in der sie das mit der Art ihres Schreibens geschafft hat, nötigt dem deutschsprachigen Literaturbetrieb bis heute höchsten Respekt ab. Mit ihrem Roman Die Klosterschule hat sie dem emanzipatorischen Schreiben eine breite und neue Leserschaft erschlossen. Viele außergewöhnliche Bücher, die auch andere kulturelle Räume verständlich gemacht haben, sind dem nachgefolgt. Frischmuths Leben und Schreiben waren von Haltung geprägt. Es war eine große Freude, mit ihr zu sprechen und sie als eine höchst markante Person zu erleben. Ihr Werk gehört zum Besten, was die österreichische Literatur hervorgebracht hat. Auch der österreichischen Politik hat sie ihre Meinung gegeigt. Sie fehlt uns gerade auch in diesen Zeiten sehr.  

Vielen Dank für das Interview!

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin 
*5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin

geboren 1941 in Altaussee, studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und war seitdem freie Schriftstellerin. Die mehrfach ausgezeichnete Autorin lebte seit 1999 wieder in Altaussee. Zu ihren größten Erfolgen zählen die Romane „Die Klosterschule“ (1968), „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ (1976) oder „Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979), aber auch ihre zahlreichen Gartenbücher. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: „Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen“ (2021)„Schaufel, Rechen, Gartenschere“ in der Reihe „Dinge des Lebens“ (2023) und „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ (2025).    Der Residenz Verlag trauert um Barbara Frischmuth  31.3.2025

Klaus Kastberger

Klaus Kastberger, Professor für neuere deutschsprachige Literatur am Franz-Nabl-Institut der Universität Graz und Leiter des Literaturhauses Graz. Juryvorsitzender Bachmannpreis seit 2024; Jurymitglied Bachmannpreis seit 2015.

https://www.literaturhaus-graz.at/

https://bachmannpreis.orf.at/

Fotos_

Portrait Barbara Frischmuth: Franz Johann Morgenbesser

Portrait Klaus Kastberger: Konstantin Tzivanopoulos

Walter Pobaschnig 31.3.2025

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„Rücksicht“ David Stöckl, Schauspieler _ Wien 31.3.2025

Lieber David Stöckl, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Sehr voll, aber auch unterschiedlich: manchmal habe ich Kindertheater am Morgen, dann
natürlich unsere Proben für „Gefährliche Gedanken“. Jetzt gerade bin ich auch mit einer
anderen Produktion in den Endproben – also es gibt immer etwas zu tun!

David Stöckl, Schauspieler und Sprecher

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Rücksicht aufeinander nehmen. Keiner weiß zu 100% was im Leben des anderen los ist, mal ist es stressiger, mal entspannter. Besonders in den stressigen Zeiten tun sich oft körperliche und mentale Schwierigkeiten auf, die man selbst unterdrückt und dann kann es schnell einmal zu viel werden. Gegenseitige Nachsicht macht dies auf jeden Fall leichter.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Kunst ist ein Ventil sich auszudrücken, war es schon immer. Ich würde gar nicht akut von
„Aufbruch und Neubeginn“ sprechen, denn eigentlich ändert sich ständig etwas. Allerdings
können wir mit Hilfe der Kunst mit diesen Änderungen besser umgehen und sie verarbeiten.

Was liest Du derzeit?

Ich lese zurzeit „Warum in Wien das Römische Reich unterging und Vorarlberg nicht hinterm
Arlberg liegt“
von Fritz Dittlbacher. Es sind die verschiedensten Schmankerl aus allen Ecken
der österreichischen Geschichte.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Have a break, have a KK. 😉

Vielen Dank für das Interview, lieber David, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: David Stöckl, Schauspieler und Sprecher

Zur Person/über mich: David Stöckl, geboren 2001 in Mistelbach, ist ausgebildeter Schauspieler und Sprecher.

Im Weinviertel aufgewachsen, entdeckte er während seiner Oberstufenzeit die Leidenschaft für das Theater. Nach Abschluss der Matura und seines Zivildienstes besuchte er ab 2021 die Schauspielschule Krauss in Wien, die er 2024 mit Diplom abschloss.

Derzeit spielt er Theater für Volksschulen und Unterstufen mit dem Kontaktiertheater und probt nebenbei für Auftritte im Stadttheater Mödling und in der Scala Wien.

Aktuelle Produktion mit David Stöckl„Gefährliche Gedanken“ von Benedikt Wallner – _Regie: Jacky Surowitz _ Aera Wien 1.,Gonzagagasse 11 _ 6.4.2025 20.30h

Foto Portrait: privat

Walter Pobaschnig 30.3.2025

https:literaturoutdoors.com 

„Honiggelb“ Die Biene in der Kunst. Von der Renaissance bis in die Gegenwart. Hg. Andreas Henning  für das Museum Wiesbaden. Hirmer Verlag

Hans Thoma, Der Bienenfreund,
1863, Öl auf Leinwand, 62,5 × 50,5 cm _
Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle

Honiggelb. Die Biene in der Kunst. Von der Renaissance bis in die Gegenwart. Hg. Andreas Henning  für das Museum Wiesbaden. Hirmer Verlag.

Es ist ein ganz besonderes Kunst-Highlight, welches das Museum Wiesbaden aktuell bis 22.6. bietet. Der über Jahrhunderte so inspirierende Dialog zwischen Kunst und Natur fokussiert sich dabei auf die so vielfältige Darstellung der Biene in der Kunst der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.

140 Exponate – Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Grafik, Kunstgegenstände, Medaillen und Illustrationen aus den bedeutendsten europäischen Museen wie aus Privatsammlungen – Rijksmuseum/Amsterdam, Staatliche Museen/Berlin, British Museum/London, Germanisches Nationalmuseum/Nürnberg, Musée du Louvre/Paris oder dem Musei Reali/Turin – laden zu einem Kennenlernen, Genießen des Bienenfluges in die Kunstgeschichte und deren vielfältigen Referenzen in Religion, Natur und Gesellschaft wie Kunst und Leben ein.

Lucas Cranach d. Ä., Venus mit Amor als Honigdieb, 1527, Schwerin, Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern.
Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Dem außergewöhnlichen Kunstgenuss der Ausstellung begleitet in gewohnt großartiger Form der renommierte Münchner Hirmer Kunstverlag in Wort/Essay/Bild.

Es ist eine Freude der kompakten Information zu Natur, Bedeutung der Biene im Lebenskreislauf wie ihres Werdeganges in der Kunst von der Mythologie der Antike, der Symbolik in der Religion wie der ganz offenen, breitgefächerten Palette der Darstellung in der Kunstgeschichte in Vergangenheit und Gegenwart  Seite um Seite zu folgen, zu entdecken und genießen zu können.

https://www.hirmerverlag.de/de/titel-87-2/honiggelb-2694/

„Eine wunderbare Reise zu Natur und Kunst in Wort und Bild!“

Honiggelb. Die Biene in der Kunst. Von der Renaissance bis in die Gegenwart. Hg. Andreas Henning  für das Museum Wiesbaden. Hirmer Verlag.

Beiträge von D. Berrens, V. Epple, S. Goertz, U. Pfisterer, J. Tautz u. a.

272 Seiten, 269 Abbildungen
25 x 30 cm, gebunden

ISBN: 978-3-7774-4509-0  

49,90 € [D] | 51,30 € [A]

Veranstaltungsdaten:

Honiggelb — Die Biene in der Kunst

Von der Renaissance bis in die Gegenwart

Die Biene ist die Sympathieträgerin des 21. Jahrhunderts. Die große Frühjahrsausstellung gibt einen umfassenden Einblick in die spannende Geschichte der Biene in der Kunst, von der Renaissance bis in die Gegenwart.

Wiesbaden | Hessisches Landesmuseum für Kunst & Natur

07.03.2025 – 22.06.2025   

Honiggelb — Die Biene in der Kunst – Museum Wiesbaden

Walter Pobaschnig  3/25

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„Good intentions“ Alyona Pynzenyk, Geigerin _ Give Peace A Chance _ Wien 30.3.2025

GIVE PEACE A CHANCE

Good

Intentions

Volume

Energy


Perhaps

Everyone

Around

Could

Establish


Amusing


Calmness

Here

And

Now

Collectively

Encouraging


Alyona Pynzenyk, 29.3.2025

Alyona Pynzenyk, Geigerin

GIVE PEACE A CHANCE

Alyona Pynzenyk, Geigerin

Zur Person/über mich: Alyona Pynzenyk ist eine in Wien lebende ukrainische Geigerin, die sich auf freie Improvisation, zeitgenössische Musik und Performance spezialisiert hat. Ihre künstlerische Überzeugung ist, dass die Zusammenarbeit und Interaktion zwischen Künstlern eine große Quelle der Inspiration, der Entdeckung, der Selbstreflexion, des gegenseitigen Wachstums und vor allem der Freude ist.

Sie ist als Solistin und Ensemblemitglied tätig und arbeitet regelmäßig mit renommierten nationalen und internationalen Ensembles für zeitgenössische Musik zusammen, wie z.B. Klangforum Wien, NeuRaum, Schallfeld, Kollektiv Ensemble Coincidence (Mitbegründerin).

In ihren eigenen Projekten, die meist auf frei improvisierter und zeitgenössischer Musik basieren, erforscht sie immer wieder neue Ansätze der Improvisation und Klangästhetik. Dazu gehören die einzigartige Gruppenprojektreihe Impro Gang, das Duo VV mit Stefan Voglsinger (Elektronik), das Duo mit Philipp Kienberger (Bass), das Trio Pynzenyk/Duit/Rosilio (Violine/Schlagzeug/Bass) und andere.
In den letzten Jahren spielte Alyona bei renommierten europäischen Festivals und Konzertreihen.
Dazu gehören die Salzburger Festspiele, das Festival Wien Modern, das Impuls Festival Graz, die Open music Reihe für zeitgenössische Musik in Graz, das STIO Festival für Neue und Improvisierte Musik, die Styriarte (AT) und das Mixtur Festival (ES).

Alyona ist dafür bekannt, dass sie in ihren Auftritten verschiedene Musikstile kombiniert, sei es klassische, zeitgenössische oder Theatermusik. Dieselbe Flexibilität wendet sie auch auf ihre Arbeitserfahrungen an, z.B. als Substitutin im Grazer Philharmonischen Orchester (AT) (bis 2023), als Assistentin an der Doktoratsschule für künstlerische Forschung (KUG, Graz AT) (bis 2022), als Lehrerin an der Musikschule Zentrum für Musikvermittlung in Wien (derzeit) oder als Performerin/Geigerin in der Volkstheaterproduktion Villa Orlofsky“ (2025).

Ihre klassische Musikausbildung absolvierte sie in der Ukraine (Uzhgorod Zador Music College, Mykola, Lysenko Lviv National Music Academy) und in Österreich (Universität für Musik und darstellende Kunst Graz), wo sie ein Bakkalaureat in klassischer Musik und einen Magister in Performance and Practice in Contemporary Music (PPCM) unter der Leitung des Ensembles Klangforum Wien erwarb.

www.alyonapynzenyk.com

https://www.alyonapynzenyk.com/

Foto: Valerie Maltseva

Walter Pobaschnig 30.3.2025

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„Musik ist wie eine Blume“ Alyona Pynzenyk, Geigerin _ Wien 30.3.2025

Liebe Alyona Pynzenyk, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus

Ich mag gut und viel frühstücken, wenn möglich mit verschiedenen Geschmäcken, Früchten und gutem Kaffee. Dann gibt es ein paar Variationen des Tages, die die Länge meines Frühstücks beeinflussen: Arbeitstag (mit dem Plan vom aktiven Proben, freiberufliche Büroarbeit, Unterrichten oder Reisen) und Freizeittag, wo ich versuche, nichts zu planen (es ist sehr schwierig) und den Tag so zu erleben, wie er von selbst geht und was er anbietet.


Ich liebe es, mit Menschen zusammen etwas zu schaffen. Das kann alles sein, von wahnsinnig komplexen Stücken zusammen zu üben und nach dem genauesten und schönsten Ergebnis zu suchen, oder ganz intuitiv miteinander zu improvisieren und sich auch im Prozess besser kennenzulernen. Auch das Unterrichten macht mir sehr viel Spaß. Meine Schüler (meistens Kinder 6-12) sind die kreativsten und lustigsten Menschen, die nicht nur das Geigenspiel von mir lernen, sondern auch als Bonus immer die schönsten und freeminded Geschichten mit mir teilen.


So, zwischen Menschenaustausch und Projektgestaltung vergeht mein Tag. Wenn ich es schaffe auch, Vogelsang am Tag zu genießen und ein paar Bäume anzuschauen oder ein paar Minuten in Stille mit meinem Freund zu sitzen, dann kann es jeden Tag, egal ob es ein Arbeitstag oder ein freier Tag ist, gut beeinflussen. Das einzige was noch fehlt ist ein eigener Garten und die Katze.

Alyona Pynzenyk, Geigerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Um sich selbst achten, um anderen bewusst und respektvoll sein, miteinander reden, sich gegenseitig unterstützen, Komplexitäten des Lebens teilen und voneinander lernen.  Sich gemeinsam um die Zukunft des Planeten kümmern, dabei durchatmen und sich erinnern, die kleinen Momente hier und jetzt genießen.  Und schließlich manchmal wie Kinder spielen, ohne Sinn und Gewinn, aber mit Neugierde.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Musik, der Kunst an sich zu?

Ich glaube, wir waren schon immer an diesem Punkt, aber jetzt ist es kritisch geworden. Als ob wir als Menschheit jetzt eine Prüfung bestehen müssen. Die Themen sind z.B.: Verantwortung, Selbstvertrauen, Mitgefühl, Recycling von unnötigen Ängsten und Befreiung von blockierenden Emotionen, Vertrauen, Neugier, Spiel, alles was die Qualität des Lebens beeinflusst, jetzt oder später.
Musik und Kunst sind immer dabei, bei all diesen Themen kann man sie als Reflexions- und Ausdrucksmittel benutzen.

Musik ist wie eine Blume. Direkt macht sie manchmal keinen Sinn, aber durch das Beobachten (Hören) des Schönen findet sie ihren Weg und verbindet etwas im Gehirn des Schauenden.

Was liest Du derzeit?

Zur Zeit lese ich das Buch „Das Schreckliche, das Schöne und das Hässliche von Tschornobyl“ von Olena Pareniuk (Doktorin der Strahlenbiologie) und Kateryna Shavanova (Doktorin der biologischen Wissenschaften in Genetik).

Das Buch ist auf Ukrainisch erhältlich, aber ich hoffe, dass es übersetzt wird.

Es geht nicht nur darum, die Grundlagen der Strahlenwissenschaft zu entdecken und die Menschen kennenzulernen, die sich mit den Folgen der Katastrophe beschäftigen. Man beginnt zu verstehen, was in Tschornobyl passiert und wie die Zukunft der Strahlung und der nuklearen Sicherheit in der Welt aussehen könnte, wenn der Krieg in der Ukraine vorbei ist. Tschornobyl ist auch der einzige Ort auf der Welt, wo dasselbe Territorium und dieselben Menschen mit den Folgen der Tragödie, der Besetzung durch die russische Armee und dem Schutz der ganzen Welt vor radioaktiver Strahlung zu kämpfen haben.

Auf der anderen Seite fängt man irgendwann an sich zu bewundern, wie stark und potentiell die Kraft der Natur ist, um sogar die schrägsten Fehler der Menschheit ins Leben zu recyceln (es geht um neue Stämme von Bakterien und Pilzen, die die Strahlung verbrauchen).

Schließlich finde ich, dass die Katastrophe von Tschornobyl und wie die Menschheit damit umgeht (Verantwortlichkeit, Schutz, sich gegenseitig zu unterstützen und ein Land nicht mit der Verantwortung allein zu lassen) genau das widerspiegelt, was schön und gleichzeitig hässlich an unserer menschlichen Natur ist. Die Tragödie dient als Mikroskop der menschlichen Natur.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Mein Großvater war ein auf den ersten Blick ganz normaler Lehrer in einem kleinen Dorf. Aber er war auch einer der besten Menschen in meinem Leben, ein Vorbild an Freigeist mit eigener Lebensphilosophie, eigenen Ideen und Selbstvertrauen in diese, Neugier und Empathie.

Er erwähnte immer das Zitat des berühmten ukrainischen Philosophen Hryhorii Skovoroda (1722 – 1794). Es lautet: „Svit lovyv mene, ale ne spijmav“, „Die Welt hat versucht, mich zu fangen, aber es ist ihr nicht gelungen“. Wie ich es verstehe, bedeutet es: der eigenen Freiheit treu zu bleiben, sie zu pflegen und mit sich selbst ehrlich zu sein.

Alyona Pynzenyk, Geigerin

Vielen Dank für das Interview, liebe Alyona, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Musikprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Alyona Pynzenyk, Geigerin

Zur Person/über mich: Alyona Pynzenyk ist eine in Wien lebende ukrainische Geigerin, die sich auf freie Improvisation, zeitgenössische Musik und Performance spezialisiert hat. Ihre künstlerische Überzeugung ist, dass die Zusammenarbeit und Interaktion zwischen Künstlern eine große Quelle der Inspiration, der Entdeckung, der Selbstreflexion, des gegenseitigen Wachstums und vor allem der Freude ist.

Sie ist als Solistin und Ensemblemitglied tätig und arbeitet regelmäßig mit renommierten nationalen und internationalen Ensembles für zeitgenössische Musik zusammen, wie z.B. Klangforum Wien, NeuRaum, Schallfeld, Kollektiv Ensemble Coincidence (Mitbegründerin).

In ihren eigenen Projekten, die meist auf frei improvisierter und zeitgenössischer Musik basieren, erforscht sie immer wieder neue Ansätze der Improvisation und Klangästhetik. Dazu gehören die einzigartige Gruppenprojektreihe Impro Gang, das Duo VV mit Stefan Voglsinger (Elektronik), das Duo mit Philipp Kienberger (Bass), das Trio Pynzenyk/Duit/Rosilio (Violine/Schlagzeug/Bass) und andere.
In den letzten Jahren spielte Alyona bei renommierten europäischen Festivals und Konzertreihen.
Dazu gehören die Salzburger Festspiele, das Festival Wien Modern, das Impuls Festival Graz, die Open music Reihe für zeitgenössische Musik in Graz, das STIO Festival für Neue und Improvisierte Musik, die Styriarte (AT) und das Mixtur Festival (ES).

Alyona ist dafür bekannt, dass sie in ihren Auftritten verschiedene Musikstile kombiniert, sei es klassische, zeitgenössische oder Theatermusik. Dieselbe Flexibilität wendet sie auch auf ihre Arbeitserfahrungen an, z.B. als Substitutin im Grazer Philharmonischen Orchester (AT) (bis 2023), als Assistentin in der Doktoratsschule für künstlerische Forschung (KUG, Graz AT) (bis 2022), als Lehrerin an der Musikschule Zentrum für Musikvermittlung in Wien (derzeit) oder als Performerin/Geigerin in der Volkstheaterproduktion Villa Orlofsky“ (2025).

Ihre klassische Musikausbildung absolvierte sie in der Ukraine (Uzhgorod Zador Music College, Mykola, Lysenko Lviv National Music Academy) und in Österreich (Universität für Musik und darstellende Kunst Graz), wo sie ein Bakkalaureat in klassischer Musik und einen Magister in Performance and Practice in Contemporary Music (PPCM) unter der Leitung des Ensembles Klangforum Wien erwarb.

www.alyonapynzenyk.com

https://www.alyonapynzenyk.com/

Fotos: Valerie Maltseva

Walter Pobaschnig 30.3.2025

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Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur. Wittstock, Uwe. C.H.Beck Verlag

Marseille 1940. Eine Stadt und ein Jahr, die zu einem dramatischen europäischen Fluchtpunkt nach der Invasion deutscher Truppen in Frankreich werden. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, den sich Jüdinnen und Juden, wie weitere politisch und ideologisch Verfolgte ohne Gewissheit in die Freiheit zu gelangen zu können, stellen müssen.  

Darunter sind auch viele Schriftsteller:innen, die mittels Fluchthilfe oder auf eigene Faust zu entkommen suchen. Es sind Monate, Tage und schließlich Stunden voller Angst, bis es gelingt in die rettende Freiheit zu gelangen oder das grausame Ende in Verfolgung und Tod erleiden zu müssen.

Uwe Wittstock, renommierter Schriftsteller und Autor,legt ein bestens recherchiertes literaturhistorisches Buch vor, welches Stationen und Wege deutschsprachiger Schriftsteller:innen in schlimmster Wendezeit mitreißend darstellt und erzählt.

„Eine beeindruckende Zeitreise zu dunkelsten wie mutigsten Tagen deutschsprachiger Literatur zwischen Flucht, Freiheit und Verhängnis“

Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur. Wittstock, Uwe. C.H.Beck Verlag

978-3-406-81490-7

Auch als Hörbuch (DAV) lieferbar.

Erschienen am 15. Februar 2024

10. Auflage, 2024

351 S., mit 28 Abbildungen und 2 Karten

Hardcover

Hardcover 26,00 €

e-Book 19,99 €

Walter Pobaschnig  3/25

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„Wie möchte ich erinnert werden? Wer möchte ich gewesen sein?“ Monica Cantieni, Schriftstellerin _ Wettingen/CHE 29.3.2025

Liebe Monica Cantieni, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Als würde ich in ein Büro gehen. Körperpflege und danach ein Cappuccino. Ich versuche, keine Mail zu lesen früh am Morgen, wenn ich dabei bin, an einem Text zu schreiben. Dann habe ich die Recherche schon erledigt, wenn ich schreibe oder ich brauche so wenig Recherche für den Text, dass ich sie beim Schreiben erledigen kann. Zwischendurch. Bei einer Kurzgeschichte, wie ich sie schrieb für die nationale Veranstaltungsreihe MENSCH SEIN | BEING HUMAN, Autor*innen gegen Hass, die noch bis Herbst 2025 läuft – die letzte Station ist im November in Lausanne –  habe ich nur Details recherchieren müssen. Die Fragen taten sich beim Schreiben auf. Ich las Statistiken. Mehr brauchte es nicht. Aber beispielsweise beim spartenübergreifenden Projekt «Alberi arrabiati/Wütende Bäume», einer Installation im Park des Museo Villa dei Cedri in Bellinzona recherchierten das Künstlerpaar Hemauer / Keller und ich parallel wissenschaftliche Texte zu Vorgängen in Bäumen. Wie sie trinken, wie Buchen auf die Klimaerwärmung reagieren, was die neuesten Erkenntnisse sind, ob und falls ja: wie sie kommunizieren. Wie sich der Stress bei ihnen zeigt, weil es zu warm und somit zu trocken ist, wie sie sich zu wehren versuchen. Erst danach konnte ich die Monologe des Baums schreiben, der in fünf Eskalationsstufen immer wütender wird und spricht, flucht, lästert und uns schlussendlich die Pest an den Hals wünscht. Die Audios werden ausgelöst durch ein Feuchtigkeitsmessgerät, das am Baum angebracht ist. Je schlechter es dem Baum geht, desto mehr flucht und wütet er – gegen uns, die Menschen.

Lange Texte verlangen einen anderen Atem. Er muss länger halten. Es ist wie Apnoetauchen ohne den Wunsch nach einem neuen Rekord. Es ist ein Aufgehen im Text, ein Kennenlernen und Erfahren des Textes beim Schreiben, sogar für das Meer um mich bin ich zuständig; immer mit dem Wissen, dass ich wieder auftauchen muss und auch soll. Je nach Mix der Textsorten und auch Arbeiten, die wohl die meisten von uns tun, um zusätzliches Geld zu verdienen, kann ich also nicht sagen, dass mein Tagesablauf ein geregelter ist. Er beginnt immer um 08.00 Uhr. An Schulen – mit einem Workshop oder dem Jugendbuch unter dem Arm –  selbstverständlich auch früher. Das schon. Aber danach ist vieles offen und wird laufend angepasst. Immer an das, was es braucht.   

Monica Cantieni, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Darüber nachzudenken, in welcher Gesellschaft wir leben wollen, wer wir als Gesellschaft und als Einzelne sein wollen. Menschlich und auf unsere Umwelt bezogen.

Wollen wir ökologisch weiter Raubbau betreiben? Unsern Kindern und Enkel*innen Wüsten und Trümmer hinterlassen?

Wollen wir eine Gesellschaft sein, die dem Märchen von der Lügenpresse aufsitzt und aktiv daran mitarbeitet, die Pressefreiheit abzuschaffen? Wer würde dann berichten über sozialisierte Verluste und personalisierte Gewinne, kostspielige Missstände über Gemauschel auf Kosten der Steuerzahler*innen, von denen viele ärmer werden und sehr wenige immer reicher?

Wollen wir eine Gesellschaft sein, die weiterhin dem Aufstiegsmärchen hinterherrennt, nur um irgendwann feststellen zu müssen, dass das Versprechen ein leeres ist und wir aus Wut und Frustration gewillt sind, ohne einen Funken von Menschlichkeit Schwächere und Geschwächte zu treten? Wollen wir eine Gesellschaft werden, welche Empathie und demokratische Werte für Schwäche hält, eine Gesellschaft, die so hochgradig individualisiert lebt, dass wir als Individuen nicht mehr fähig sind oder uns in der Lage sehen, Gemeinsinn zu pflegen; eine Gesellschaft, die Minderheiten nicht schützt sondern ausgrenzt und sie zunehmender Gewalt ausliefert? Dazu gehören auch Frauen, die beileibe keine Minderheit sind. Möchten wir da dabeigestanden haben? – Beim Rückschritt? Beim Einschüchtern, bei Prügel, dem Blut, der Demütigung, der Angst, einem ersten Toten, dann einem nächsten, später vielen? So lange, bis es unsere Liebsten trifft oder uns selbst – aus irgendeinem Grund, den wir nicht verstehen?

Möchten wir also eine Gesellschaft sein, die Menschenrechte mit Füssen tritt, die Gesetze, die sie uns garantieren, wieder ersetzen durch das Recht des Stärkeren? Um dann die Würde ganzen Menschengruppen einfach willkürlich abzusprechen, zu Hause oder am Stammtisch zu entscheiden, wer letztendlich ein Existenzrecht hat und wer nicht und danach die Exekution in Auftrag zu geben, zu exekutieren oder der Exekution billigend beizuwohnen? Ob nun ökonomisch oder mit einer Waffe in der Hand.

Wollen wir unsere Freiheit wahrnehmen, die wir alle haben?. Unsere Verantwortung darin – oder lieber nicht? Hier. In noch weiten Teilen Europas.

Wir sind an einem Scheideweg.

Manchmal hilft es mir, mir vorzustellen, wie ich erinnert werden möchte? Wer möchte ich gewesen sein? Möchte ich jemand sein, für den sich meine Kinder, meine Enkel*innen mit dem Abstand eines halben Jahrhunderts schämen, wenn sich der Wertekompass wieder erholt hat oder möchte ich jemand sein, von dem sie gerne erzählen? Ich frage mich tatsächlich nie, was meine Nachbarn von mir denken. Aber wie die Geschichte in Form meiner Enkel*innen auf mich zurückschaut sehr wohl.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Sie soll unbestechlich Zeuge sein. Stark soll sie sein wie der Espresso an jedem italienischen Autogrill, süss und schmerzhaft wie die erste glückliche Liebe und frech wie der Wellensittich meine Tante Tilde.

Was liest Du derzeit?

Asal Dardan, Traumaland, Hoffmann und Campe (Sachbuch)

Paul Lynch, Das Lied des Propheten, Klett-Cotta (Roman)

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Nicht müde werde, Hilde Domin

Nicht müde werden

sondern dem Wunder

leise

wie einem Vogel

die Hand hinhalten

Monica Cantieni, Schriftstellerin

Vielen Dank für das Interview, liebe Monica, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Monica Cantieni, Schriftstellerin

Zur Person/über mich: Monica Cantieni, Schriftstellerin, wohnt in Wettingen. Ihr Roman Grünschnabel, Schöffling & Co, Frankfurt a.M., 2011 wurde für den Schweizer Buchpreis nominiert, sowie – in seiner englischen Übersetzung 2015 – für den First Book Award des Edinburgh International Book Festivals. Der Roman ist in sechs Sprachen übersetzt. Für SRF baute sie das Onlineangebot der Abteilung Kultur auf und leitete es mehrere Jahre. Ihre Filmplattform Frischfilm gewann den Grimme Online Award. Ihr erstes Jugendbuch, Zwischen Leben, erschien 2023 bei da bux und ist in Bangla und Mararthi übersetzt. 

Sie ist Mitbegründerin von «MENSCH SEIN | BEING HUMAN, Autor*innen gehen Hass», einer nationalen Lese-Veranstaltungsreihe gegen Hass und ferner Mitglied der «Creative Climate Leadership Switzerland», die mit künstlerischen Projekten auf die Klimaveränderung aufmerksam macht.  Zum Beispiel mit dem Künsterduo Hemauer / Keller im Museo Villa dei Cedri, Bellinzona mit der Parkinstallation «Alberi arrabiati/Wütende Bäume». 

https://www.monicacantieni.com

„Mein Vater hat mich für 365.- Franken von der Stadt gekauft.“ So beginnt die Geschichte eines Kindes, das, zur Adoption freigegeben, bei neuen Eltern im Immigrantenmilieu der 1970er Jahre landet. Inmitten dieser bunt gemischten Umgebung versucht das Kind Fuß zu fassen und sich, mit Hilfe einer Wörtersammlung in vielen Streichholzschachteln, zurechtzufinden. Was nicht so einfach ist; und richtig groß werden die Probleme, als es beim italienischen Gastarbeiter im Kleiderschrank eine Entdeckung macht, die eine Lawine auslöst.

GRÜNSCHNABEL besticht durch ungewöhnlichen Bilderreichtum, eine eigenwillige Erzählweise und lakonische Dialoge.

Monica Cantieni wurde für diesen Roman vom Aargauer Kuratorium gefördert. Felicitas Hoppe urteilte als Mitglied der Jury: „Der tragisch-komische Ton bricht mit vertrauten realistischen Erzählmustern und öffnet, Traditionen osteuropäischer Literatur folgend, bei aller Zeitgenossenschaft imaginäre Räume jenseits von Ort und Zeit.“

https://www.schoeffling.de/produkt/gruenschnabel/

Monica Cantieni, Grünschnabel. Roman. Schöffling&co.

240 Seiten | gebunden

€ (D) 19,95 | sFr 28,– | € (A) 20,60

ISBN 978 3 89561 345 6

E-Book

240 Seiten | E-Book

€ (D) 9,99 | sFr 10,– | € (A) 9,99

ISBN 978 3 89561 978 6

Fotos: Ayse Yavas

Walter Pobaschnig 27.3.2025

https:literaturoutdoors.com