Liebe Doris Drechsel, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ich stehe um 6 Uhr in der Früh auf, frühstücke mit meiner Familie. Wenn die Kinder in der Schule sind, studiere ich Text. Anschließend koche ich Mittagessen. Nachdem ich mich mit den Hausaufgaben der Kinder beschäftigt habe, bereite ich das Abendbrot vor und gehe anschließend zur Probe oder zur Vorstellung. Das alles funktioniert nur, weil mein Mann Heinz Arthur Boltuch (Schauspieler) und ich schon ein sehr eingespieltes Team sind.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Das Wissen, dass jede Kultur auch ihre positiven Seiten hat. Der Wille diese auch in unsere Kultur einfließen lassen zu können. Ein Einheitsgefühl und kein Separierendes.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Ein Raum der Freiheit. Im Theater zum Beispiel darf man alles sein und man sollte dafür nicht verurteilt werden, sowohl im Zuschauerraum wie auch auf der Bühne.

Was liest Du derzeit?
Einer der wichtigsten Säulen meines Lebens, Humor, darum:
Joachim Meyerhoff
Man kann auch in die Höhe fallen
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Es ist simpel und doch so schwer: Fange bei dir selbst an, dann funktioniert das auch meistens beim Mitmenschen. Wenn alle mehr in die Richtung gehen, leben wir mehr Verständnis, Liebe, Freiheit und Zusammenhalt. Miteinander anstatt gegeneinander. Klingt alles sehr ideologisch, aber ich möchte so gerne daran glauben, dass es funktioniert. Anfangen muss man halt.

Vielen Dank für das Interview, liebe Doris, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Musikprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen: Doris Drechsel, Schauspielerin, Sopranistin, Sprecherin
Zur Person/über mich: Doris Drechsel, die österreichische Sopranistin und Schauspielerin mit Sologesangsausbildung an der Universität der Musik und darstellenden Kunst, absolvierte die Studien Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Musikwissenschaft mit summa cum laudae in Wien. Sie ist die Gewinnerin des Otto‐Edelmann‐Preises.
Ihre Engagements der letzten Jahre umfassten Stücke wie Wer hat Angst vor Virginia Woolf (Martha), Der Weibsteufel, Nora oder ein Puppenheim (Nora), Baumeister Solness (Aline), Kaiserfleisch (Schrotti), Tor und Tod (das junge Mädchen), Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies (Marei), Der Kreidekreis (Tschang Haitang), Alma Mahler (Die Windsbraut oder Almschi Mahler liegt Modell, Szenen einer Leidenschaft), Der ideale Gatte (Lady Chiltern), Peter und der Wolf (Erzählerin), Die Unheil bringende Krone (Atritia), Joseph Haydn und die Frauen (Luigia Polzelli), Der Vater (Laura), Vipria in Die gefesselte Phantasie (ORF/ 3SAT Fernsehaufzeichnung) und Radioliveübertragungen von Ö1. Im Musiktheater trat sie in Rollen wie etwa die Lisa (Land des Lächelns) im Musiktheater Vorarlberg, Pepi (Wiener Blut) beim Operettensommer Zug, Pamina und Papagena (Die Zauberflöte), Blondchen (Die Entführung aus dem Serail) bei diversen Tourneen in Österreich, Deutschland, Schweiz und Südtirol auf, Operettentourneen, Konzerte und Beethovens 9. Symphonie in der Staatsoper Tiflis mit Peter Edelmann, Open Air Konzerte in Tel Aviv, im Konzertsaal in Akko, Nazareth, im Rathaus von Jerusalem, Rosentage Baden (Rosalinde), Stift Dürnstein und Bregenz. Zusammenarbeit mit unter anderem Kirill Petrenko, Giorgio Jordania, Philippe Arlaud, Karl Markovics, Jochen Kowalski und Gregor Seberg.
Doris Drechsel war an der Volksoper Wien engagiert und gastierte an verschiedenen Häusern wie, Stadttheater Baden, Raimundspiele Gutenstein, Festspielhaus St. Pölten, Theater Arche, Freie Bühne Wieden, Sommerspiele Sitzenberg, Sommerspiele Grein, Sommerspiele Gumpoldskirchen, Schönbrunner Schlosstheater und im Theater Experiment.
In AMS Mutris Welt (Regie Paul Harather) war die Rolle der Lisbeth Bösch ihr ORF Serien Debut. Kontinuierliche Werbesprechertätigkeiten in Radio und Fernsehen, sowie Liederabende mit Lesung unter dem Titel PoeSisi in Bad Ischl. Demnächst ist sie im Tatort-Messer (Regie Gerald Liegel) zu sehen.
Momentan steht sie mit den Valentinaden im Theater Experiment auf der Bühne.
Aktuelle Produktion mit Doris Drechsel im Theater experiment
Liechtensteinstr. 132
1090 Wien
Karl Valentin „Ich bin ein armer magerer Mann“ _ weitere Valentinaden
mit Doris Drechsel und Erwin Bail
Regie: Fritz Holy und Erwin Bail
Dass die Valentinaden bis heute nichts an Wirkung verloren haben, liegt an der Virtuosität, mit der Valentin die Sprache zum Medium seines Humors gemacht hat.
Valentins Biograph Michael Schulte schrieb:
„Karl Valentin ist der Charlie Chaplin des Wortes. Verfängt sich Chaplin hoffnungslos in einer Drehtür, so verheddert sich Valentin gleichermaßen hoffnungslos in den Tücken der Sprache…“
Mit Elisabeth Wellano fand Valentin 1911 eine ideale Partnerin. Gemeinsam wählten sie für sie den Künstlernamen Liesl Karlstadt. Schon bald waren die beiden nicht nur auf der Bühne ein Paar.
Zu Valentins Bewunderern zählten Thomas Mann, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky und Samuel Beckett. „Ich habe Karl Valentin 1937 in einem Café-Theater am Stadtrand gesehen und viel und voll Trauer gelacht“.
Das Theater Experiment bringt nach dem Erfolg der „Valentinaden“ im Herbst 2023 nun weitere Szenen und Monologe aus der Feder dieses Großmeisters der „Traurigen Komik“
Gespielt wird bis 7. Dezember 2024, Dienstag bis Samstag um 19:30 Uhr
Kassa an Spieltagen ab 18 Uhr.
https://www.theater-experiment.com/spielplan/aktuell.html
Fotos: Walter Pobaschnig
Walter Pobaschnig 12/24












