„Theater ist ein Raum der Freiheit“ Doris Drechsel, Schauspielerin _ Wien 4.12.2024

Liebe Doris Drechsel, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich stehe um 6 Uhr in der Früh auf, frühstücke mit meiner Familie. Wenn die Kinder in der Schule sind, studiere ich Text. Anschließend koche ich Mittagessen. Nachdem ich mich mit den Hausaufgaben der Kinder beschäftigt habe, bereite ich das Abendbrot vor und gehe anschließend zur Probe oder zur Vorstellung. Das alles funktioniert nur, weil mein Mann Heinz Arthur Boltuch (Schauspieler) und ich schon ein sehr eingespieltes Team sind.

Doris Drechsel, Schauspielerin und Sopranistin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Das Wissen, dass jede Kultur auch ihre positiven Seiten hat. Der Wille diese auch in unsere Kultur einfließen lassen zu können. Ein Einheitsgefühl und kein Separierendes.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Ein Raum der Freiheit. Im Theater zum Beispiel darf man alles sein und man sollte dafür nicht verurteilt werden, sowohl im Zuschauerraum wie auch auf der Bühne.

Was liest Du derzeit?

Einer der wichtigsten Säulen meines Lebens, Humor, darum:

Joachim Meyerhoff

Man kann auch in die Höhe fallen

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Es ist simpel und doch so schwer: Fange bei dir selbst an, dann funktioniert das auch meistens beim Mitmenschen. Wenn alle mehr in die Richtung gehen, leben wir mehr Verständnis, Liebe, Freiheit und Zusammenhalt. Miteinander anstatt gegeneinander. Klingt alles sehr ideologisch, aber ich möchte so gerne daran glauben, dass es funktioniert. Anfangen muss man halt.

Doris Drechsel, Schauspielerin und Sopranistin

Vielen Dank für das Interview, liebe Doris, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Musikprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Doris Drechsel, Schauspielerin, Sopranistin, Sprecherin

Zur Person/über mich: Doris Drechsel, die österreichische Sopranistin und Schauspielerin mit Sologesangsausbildung an der Universität der Musik und darstellenden Kunst, absolvierte die Studien Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Musikwissenschaft mit summa cum laudae in Wien. Sie ist die Gewinnerin des Otto‐Edelmann‐Preises.

Ihre Engagements der letzten Jahre umfassten Stücke wie Wer hat Angst vor Virginia Woolf (Martha), Der Weibsteufel, Nora oder ein Puppenheim (Nora), Baumeister Solness (Aline), Kaiserfleisch (Schrotti), Tor und Tod (das junge Mädchen), Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies (Marei), Der Kreidekreis (Tschang Haitang), Alma Mahler (Die Windsbraut oder Almschi Mahler liegt Modell, Szenen einer Leidenschaft), Der ideale Gatte (Lady Chiltern), Peter und der Wolf (Erzählerin), Die Unheil bringende Krone (Atritia), Joseph Haydn und die Frauen (Luigia Polzelli), Der Vater (Laura), Vipria in Die gefesselte Phantasie (ORF/ 3SAT Fernsehaufzeichnung) und Radioliveübertragungen von Ö1. Im Musiktheater trat sie in Rollen wie etwa die Lisa (Land des Lächelns) im Musiktheater Vorarlberg, Pepi (Wiener Blut) beim Operettensommer Zug, Pamina und Papagena (Die Zauberflöte), Blondchen (Die Entführung aus dem Serail) bei diversen Tourneen in Österreich, Deutschland, Schweiz und Südtirol auf, Operettentourneen, Konzerte und Beethovens 9. Symphonie in der Staatsoper Tiflis mit Peter Edelmann, Open Air Konzerte in Tel Aviv, im Konzertsaal in Akko, Nazareth, im Rathaus von Jerusalem, Rosentage Baden (Rosalinde), Stift Dürnstein und Bregenz. Zusammenarbeit mit unter anderem Kirill Petrenko, Giorgio Jordania, Philippe Arlaud, Karl Markovics, Jochen Kowalski und Gregor Seberg.

Doris Drechsel war an der Volksoper Wien engagiert und gastierte an verschiedenen Häusern wie, Stadttheater Baden, Raimundspiele Gutenstein, Festspielhaus St. Pölten, Theater Arche, Freie Bühne Wieden, Sommerspiele Sitzenberg, Sommerspiele Grein, Sommerspiele Gumpoldskirchen, Schönbrunner Schlosstheater und im Theater Experiment.

In AMS Mutris Welt (Regie Paul Harather) war die Rolle der Lisbeth Bösch ihr ORF Serien Debut. Kontinuierliche Werbesprechertätigkeiten in Radio und Fernsehen, sowie Liederabende mit Lesung unter dem Titel PoeSisi in Bad Ischl. Demnächst ist sie im Tatort-Messer (Regie Gerald Liegel) zu sehen.

Momentan steht sie mit den Valentinaden im Theater Experiment auf der Bühne.

Aktuelle Produktion mit Doris Drechsel im Theater experiment
Liechtensteinstr. 132
1090 Wien

Karl Valentin „Ich bin ein armer magerer Mann“ _ weitere Valentinaden

mit Doris Drechsel und Erwin Bail

Regie: Fritz Holy und Erwin Bail

Dass die Valentinaden bis heute nichts an Wirkung verloren haben, liegt an der Virtuosität, mit der Valentin die Sprache zum Medium seines Humors gemacht hat.

Valentins Biograph Michael Schulte schrieb:
„Karl Valentin ist der Charlie Chaplin des Wortes. Verfängt sich Chaplin hoffnungslos in einer Drehtür, so verheddert sich Valentin gleichermaßen hoffnungslos in den Tücken der Sprache…“

Mit Elisabeth Wellano fand Valentin 1911 eine ideale Partnerin. Gemeinsam wählten sie für sie den Künstlernamen Liesl Karlstadt. Schon bald waren die beiden nicht nur auf der Bühne ein Paar.

Zu Valentins Bewunderern zählten Thomas Mann, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky und Samuel Beckett. „Ich habe Karl Valentin 1937 in einem Café-Theater am Stadtrand gesehen und viel und voll Trauer gelacht“.

Das Theater Experiment bringt nach dem Erfolg der „Valentinaden“ im Herbst 2023 nun weitere Szenen und Monologe aus der Feder dieses Großmeisters der „Traurigen Komik“

Gespielt wird bis 7. Dezember 2024,  Dienstag bis Samstag um 19:30 Uhr

Kassa an Spieltagen ab 18 Uhr.

https://www.theater-experiment.com/spielplan/aktuell.html

Fotos: Walter Pobaschnig

Walter Pobaschnig 12/24

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Mein gelbes U-Boot. Jón Kalman Stefánsson. Roman. Piper Verlag.

Das Leben beginnt, nimmt seinen Lauf. Der Blick in die Welt. Erste Versuche zu sehen und zu verstehen…

„Meine Mutter, die mir oft vorlas, sagte manchmal, Bücher seien klüger als Menschen. Nicht alle, setzte sie hinzu, aber in den besten finden wir Antworten. Was für Antworten, Mama, fragte ich, doch da starb sie schon und redete überhaupt nicht mehr mit mir…“

Und jetzt gilt es noch mehr zu verstehen. Den Tod, den Verlust, den Schmerz. Der Besuch der Sonntagschule, die Bibel, Gespräche, und die Suche geht weiter, durch Jahrtausende, Kulturen, Vermächtnisse…

Und führt schließlich in einem Londoner Park, wo der mittlerweile gewordene Schriftsteller Paul McCartney sieht und die Welt der Musik und die Erinnerungen nun aufleben und sich verbinden zu einem bunten Reigen der Erfahrungen, Phantasien, Enttäuschungen und Visionen des Lebens in allen schillernden wie auch tief dunklen Farben…

Jón Kalman Stefánsson, geboren 1963 in Reykjavík, ist einer der bedeutendsten Schriftsteller Islands. Mit „Mein gelbes U-Boot“ gelingt ihm ein beeindruckendes existentielles roadmovie durch Sinn und Zeit, das individuelle Erfahrungen mit kulturellen Meilensteinen wie Perspektiven einmalig verbindet.

„Ein Roman über Mensch und Welt mit Witz, Sinn, Charme und Melone, der rundum begeistert!“

Mein gelbes U-Boot. Jón Kalman Stefánsson. Roman. Piper Verlag.

Erschienen am 29.08.2024

Übersetzt von: Karl-Ludwig Wetzig

368 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag

EAN 978-3-492-07289-2

€ 24,00 [D], € 24,70 [A]

Walter Pobaschnig 11/24

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„Hamlet“ Spannende, mutig-mitreißende Inszenierung _ Burgtheater Wien 29.11.2024

Hamlet _ Burgtheater Wien _ 29.11.2024 folgende

Es sind Geister, welche zu Beginn die Bühne und auch den Zuschauerraum nach und nach füllen. In der Mitte ein junger Mann, Prinz Hamlet, der nun von diesen zur Tat, der Rache an den Mord des Vaters aufgefordert wird und der mit diesem Auftrag an Leib und Seele ringt…

So weit auch in dieser Inszenierung der klassische Beginn eines der berühmtesten Dramen der Theatergeschichte von William Shakespeare, welches in einem Reigen und Rausch des Todes sein tragisches wie berühmtes Finale findet.

Doch dann nimmt jemand sein Geisterleintuch ab, steigt aus der Szene aus,  und gibt Hamlet in seiner Darstellung ein Feedback und Rollenkritik. Und diese weitet sich aus und wird zu einem Statement des Bühnenverständnisses. Wie nun den Hamlet spielen und überhaupt Verrat, Mord, Rache auf die Bühne bringen? Das ist hier nun die Frage. Für einen Moment, denn die Szene setzt sich fort und Hamlet geht seinen Weg in vielen Spiegelbildern einer Persönlichkeit in dieser unmöglichen überfordernden Situation zwischen Wort und Tat, Blut und Gewalt…

Regisseurin Karin Henkel und dem exzellenten Ensemble gelingt ein genialer Kunstgriff, der einerseits den Hamletstoff im Kreislauf von Rache und Tod als freie Dramalinie setzt und dazu grundsätzliche Fragen nach der Darstellung von Gewalt, Blut, Mord auf der Bühne stellt, andererseits gerade sehr präzise und erschütternd Gewalt als Kontinuum von Mensch und Gesellschaft über Zeiten hinweg bei der Wurzel zu packen und Gewalt als Teil von Selbstverständnis und Wert patriarchaler Machtstruktur zu entlarven wie auch in der Metakritik im Spiel selbst das Momentum der Satire sprühend zu setzen weiß. So entsteht eine Szenerie, die mehrere Spielebenen in großartiger Darstellung zu mixen weiß und dem Dramastoff mutig frei öffnet wie selbstbewusst zeitübergreifend folgt. Ein Experiment, das voll aufgeht. Ein „Hamlet“, der zum Mit- und Weiterdenken anregt, auffordert und damit bestes Theater bietet.

„Hamlet als mutiger, variantenreicher Dramen-, Satirebogen, der in Regie und Spiel extrem beeindruckt!“

„Hamlet“ Burgtheater Wien

Deutsch von Angela Schanelec und Jürgen Gosch

Regie: Karin Henkel

Ensemble: Tim Werths, Marie Luise Stockinger, Alexander Angeletta, Katharina Lorez, Kate Strong, Michael Maertens, Benny Claessens.

Bühne: Katrin Brack

Kostüme: Teresa Vergho

Musik: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel

Chorleitung: Alexander Weise

Licht: Michael Hofer

Dramaturgie: Thomas Jonigk, Christina Schlögl

Weitere Spieltermine:

Montag   09.12.2024 19:30 Uhr

Donnerstag 02.01.2025 19:30 Uhr

Donnerstag30.01.2025 19:30 Uhr   

Hamlet | Burgtheater

Fotos: Lalo Jodlbauer

Walter Pobaschnig  12/24

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„Gulaschsuppe“ Roland Rauschmeier, Künstler _ Give Peace A Chance _ Wien 1.12.2024

GIVE PEACE A CHANCE

Gulaschsuppe

Idi Amin

Vonnegut

Efeu


Pflanzendünger

Einzeller

Achtsamkeit

Cevapcici

Einer


Alle


Chrysanthemen

Hodenhochstand

Allein

Nichtigkeitsklage

Chlamydien

Energiewende



Roland Rauschmeier, 27.11.2024

Roland Rauschmeier, Künstler

Give Peace A Chance_Akrostichon for peace

Roland Rauschmeier, Künstler

Zur Person/über mich: Roland Rauschmeier lebt und arbeitet in Wien. Der gebürtige Augsburger besuchte dort die Akademie der bildenden Künste und gründete mit der französischen Tänzerin und Choreografin Anne Juren die Wiener Tanz- und Kunstbewegung. Seine Arbeiten als bildender Künstler sind in der Artothek des Bundes vertreten, die seit 1948 im Rahmen der Kunstförderungsankäufe Kunstwerke erwirbt. Seine Performancearbeiten waren bisher zu sehen u.a. im brut Wien, WUK performing arts und Volkstheater Wien. Er kooperiert mit dem deutschen Film- und Videokünstler Ulu Braun unter dem Pseudonym BitteBitteJaJa und arbeitet an einem genreübergreifenden Oeuvre.

Aktuelle Produktion von Roland Rauschmeier im Theater am Werk Petersplatz, 1010 Wien:

„ADRIAN!“

Die Performance „ADRIAN!“ – Allein gegen Allem zeigt unter anderem einen als Döner verkleideten Boxsack, einen Bierkampf ohne Festzelt und ein verschwollenes Auge vor Buñuels Rasierklinge. Der Titel spielt auf die legendäre Schlussszene des Films Rocky (1976) an, in der der von Sylvester Stallone verkörperte Boxer und „Italian Stallion“ Rocky Balboa am Ende eines brutalen Kampfes den Namen seiner Geliebten „Adrian!“ ruft. Wiederkehrende Motive sind auch dem Werk des bayerischen Multikünstlers Herbert Achternbusch entlehnt. In seinem Film Atlantikschwimmer (1977) prägte er das berühmte Zitat: „Du hast keine Chance, also nutze sie.“ Dieses rebellische Lebensmotto und die Leidenschaft für die Malerei verbinden Achternbusch und Stallone auf eine für manche überraschende, aber auch überragende Weise.

An drei Abenden ( jeder anders als der andere!) erwartet das Publikum eine künstlerische Collage aus Raum, Bild und Performance, die große Themen mit Mut zur pathetischen Selbstzerstörung wortwörtlich abklopft. Der einsame Kampf des Einzelnen gegen sich selbst steht oft im Zentrum. Die Bühne vereint Elemente eines Zoos, einer Sporthalle und eines Bierzelts – ein Ort, an dem die Performer*innen sowohl körperlich als auch emotional an ihre Grenzen stoßen und „ihr Fett abkriegen“.

„We’ll have a good time, a real good time, Adrian.“ (Sylvester S. in Rocky)

Spieltermine:

04.12.2024 – „ADRIAN!“ – Episode I – Allein gegen Allem

06.12.2024 – „ADRIAN!“ – Episode II – Zur Verzweiflung bereit

07.12.2024 – „ADRIAN!“ – Episode III – Der Herausforderer ist dem Herausgeforderten sein Alptraum

Credits

Konzept, Bühne, Video: Roland Rauschmeier

Video; Theo Seidel

Dramaturgie: Claus Philipp

Licht: Andreas Lendais

Maske: Franziska Fröhlich

Musik/Ton: Tom Indge

Mit Maximilian Brauer, Mara Niang, Roland Rauschmeier, Nicola Schößler

Die drei Vorstellungen von „ADRIAN!“ sind unterschiedlich und zeigen Variationen des Themas.

Alle, die bereits eine Vorstellung besucht haben, können unter Vorlage ihres Tickets an der Abendkassa eine oder beide der Folgevorstellungen um einen ermäßigten Preis von €12,- besuchen. Bitte reservieren Sie Ihre Tickets im Vorhinein unter reservierung@theater-am-werk.at.

https://www.theater-am-werk.at/de/productions/adrian-allein-gegen-allem

Petersplatz 1
1010 Wien
Abendkassa
Telefon +43 1 535 32 00
reservierung@theater-am-werk.at

Foto: privat

Walter Pobaschnig 11/24

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