Gerd Scherm, Schriftsteller und bildender Künstler
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Gerd Scherm, Schriftsteller und bildender Künstler
Zur Person _
Gerd Scherm *1950 ist freischaffender Schriftsteller und bildender Künstler, lebt in einem alten Fachwerkgehöft auf der Frankenhöhe. Sein reiches literarisches Spektrum umfasst Theaterstücke, Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten, Satiren, Lyrik und Essays. Mehrere Komponisten vertonten seine Texte von Songs bis zur abendfüllenden Oper.
Zu Gerd Scherms bekanntesten Werken gehören die Nomadengott-Saga und seine Dramen. Er wurde u.a. mit dem Wolfram-von-Eschenbach-Förderpreis und dem Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnet und war Stipendiat des Auswärtigen Amtes in Italien und Schottland.
Nach der Trennung von Max Frisch im Frühjahr 1963 bezieht Ingeborg Bachmann eine Wohnung in Berlin/Grunewald/Königsallee 35.
„Ich ziehe am 1.Juli in den Grunewald/Königsallee 35, momentan stehen dort noch saumselige Maurer herum und flicken Wände und Türen…“
Brief Ingeborg Bachmann an Max Frisch
„Ich fange an, mich einzurichten in den Fakten und der Zeit, in der keine Wunder geschehen, und ich wünsche nichts mehr, nur Ruhe, um jeden Preis Ruh, und ich muss der geringsten Aufregung aus dem Weg gehen – es gibt immer noch genug, auch wenn man kein Telefon hat und sich vergräbt wie eine Maus…“
Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.
Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.
Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.
Den Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.
Umrisse unbenannter Ufer
Neigen nachts neuen
Driften durch Dämme, Deiche, Docks
In irrsinnige Inseln
Nächtlicher Narzissen, nasser Nymphen.
Empfangendes Element, ertrinkende Erde
Gebiert gestrandete Gewässer
Eine Erinnerung eilt
Hebt hagere Hand
Teichrose taumelt, tiefgrüner Traum
Barbara Deissenberger, 17.10.2023
Liebe Barbara Deissenberger, wie liest Du den Text „Undine geht“ von Ingeborg Bachmann? Welche Grundaussagen gibt es da für Dich?
Es ist eine Parabel über Männer, ihre Welt, ihre Beziehungen zu Frauen, ihre Ratio, ihre Rücksichtslosigkeit, ihre Sprache, ihr Machtstreben und die Lockung, all dem und allen ein Ende zu bereiten. Für diese Lockung steht allegorisch Undine: die Nymphe, die Sirene. Zuerst lockt ihr Gesang Männer in Momenten der Verlorenheit und jähen Erkenntnis, später klagt er sie als Verräter an. Aber die anklagende Undine will ihnen in ihrem Urteil auch Gerechtigkeit widerfahren lassen. So wie sie zuvor die Schrecklich- und Lächerlichkeiten einer patriarchalen Welt genannt hat, lobt sie gegen Ende das Streben des Geistes, den Wunsch (die Welt) zu retten, zu helfen, Begeisterung und Sprache der Technik und Wissenschaft, wie Männer sie pflegen.
Wie siehst Du „Undine“?
Undine ist die Ahnung der Möglichkeit einer anderen Welt, die Männer manchmal anweht und lockt. Diese Möglichkeit würden sie in der Erzählung Frauen niemals zugestehen. Aber Undine ist ja das Andere schlechthin, ein anders mächtiges Gegenteil ihrer Weltsicht und -ordnung. Undine kann allegorisch als die Erkenntnis oder die Kunst gelesen werden. Wenn Männer insgeheim darum wissen, dass doch vieles nicht so wichtig ist, das sie aufbauen und auf das sie bauen, hören sie den lockend wehklagenden Gesang der Erkenntnis. Und durch Kunst weht sie die Ahnung einer anderen als der materiellen Macht an. Der Kunst kann man(n) sich nicht immer entziehen. Sie verführt und zeigt die Wahrheit schonungslos anders als das Rationale. Das sind für mich die zwei Seiten von Undine: Weisheit-Geist und Kunst-Seele.
„Undine geht“ wurde vor gut 60 Jahren veröffentlicht. Was hat sich seit damals im Rollenbild von Frau und Mann verändert und was sollte sich noch ändern?
Das hängt von der jeweiligen Gesellschaft ab. Im Iran werden Frauen, die ihre Kopfbedeckung angeblich nicht korrekt tragen, von der Sittenpolizei verschleppt, gefoltert und sogar ermordet. Dass solche Vergehen ungestraft in der Welt vorkommen, schreibt man in westlich zivilisierten Gesellschaften anderen und/oder weniger entwickelten Kulturen zu. Was man dabei gern vergisst und in unserer offiziellen Geschichtsschreibung so nicht fortschreibt: Es gab auch bei uns keine „natürliche“ Entwicklung, kein einfaches Voranschreiten „der Moderne“, die eine Besserstellung der Frau bewirkten. Es waren immer Aufstände, Ausschreitungen und Revolutionen, die mit den Forderungen und Petitionen der Frauen einhergehen mussten. Sonst hätte sich auch in unserer Zivilisation an den Rollenbildern nichts geändert. Heute dürfen sich Frauen und Männer in Rollen versuchen, in denen sie früher nichts verloren hatten: die einen in Führungspositionen und technischen Berufen, die anderen in Fürsorgepositionen und sozialen Berufen. Was sich noch ändern sollte, kann man etwa daran ablesen, wie oft Frauen in höchster leitender Position arbeiten und wie oft Männer mehrere Jahre in Karenz gehen. Es braucht psychisch und real die passenden Bedingungen, damit neue Rollenbilder gelebt werden können.
Der Monolog geht mit der patriarchalen Gesellschaftswelt schonungslos ins Gericht. Wie siehst Du die Situation patriarchaler Macht heute?
Die patriarchale Macht wirkt heute in westlichen Gesellschaften mehr oder weniger unterschwellig weiter. Sie ist oft schwerer zu erkennen, aber sie ist da. Auch in nicht wieder gutzumachenden Spuren aus der Vergangenheit besteht sie fort. Ich durfte die ersten zehn Jahre nicht bei meiner Mutter leben: ein uneheliches Kind, dessen Vormund das Jugendamt war. Meine Mutter und ich hatten keinerlei Recht zu bestimmen, ob wir zusammen leben wollten. Wir wollten. Die Amtsvormundschaft für uneheliche Kinder wurde in Österreich erst 1989 abgeschafft.
Der Text drückt auch viel Trauer über das Scheitern der Liebe und eines Miteinander der Geschlechter im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben aus. Welche Auswege siehst Du da?
Um Bachmann, die auch Philosophin war, zu ehren, versuche ich es mit folgender Antwort: Persönlich führt kein Weg am „Erkenne dich selbst“ vorbei. Ein lebenslanger Prozess, aber vielleicht der einzige Weg, um sich jemand anderem wahrhaft nähern zu können. Gesellschaftlich müsste ein radikales Umdenken stattfinden. Ein Systemwechsel weg von immer noch kolonialistisch-imperialistischen Kapitalismus-Strukturen, hin zu einer anderen Definition, was Wohlbefinden, Wohlstand, Lebensqualität und Glück bedeuten. Das könnte Bedingungen für ein besseres Miteinander der Geschlechter schaffen.
Was kannst Du als Frau und Künstlerin von „Undine geht“ in das Heute mitnehmen?
Als Frau: Ich möchte nicht untergehen in einer von Männern dominierten Welt. Möchte vielmehr wahrhaben, dass sich etwas geändert hat für uns, zum Besseren.
Als Künstlerin: die Eindringlichkeit von Sprache und Aussage.
Was bedeutet Dir Natur?
Mein Ursprung, mein Rückzugsort, meine letzte Ruhestätte. Das, was lang vor uns war. Das, was uns überleben soll. Das zu Bewahrende, Erste und Letzte.
Was bedeutet Dir das Element Wasser?
Leben. Überleben. Sinnlichkeit. Meditation. Das ausgleichende Element schlechthin. Es nimmt jede vorgegebene Form an und verformt doch hartes Gestein. Ich wohne nah an einem Naturgewässer und gehe das ganze Jahr über fast jeden Tag ins Wasser.
Wie lebst Du den Kreislauf der Jahreszeiten?
Intensiv, seit ich in Lobau-Nähe wohne und einen Garten habe. Im Frühjahr fange ich wieder mit Schwimmen draußen an, genieße das zunehmende Grün und halte mich wegen Insekten und Igel zurück, nicht zu früh das Laub im Garten zusammen zu kehren. Im Sommer bin ich täglich mindestens eine Stunde in der Lobau und im Wasser, feiere das Licht, die lauen Nächte, Blühen und Schatten im Garten. Im Herbst sammle, ernte und trockne ich Kräuter, schwimme kürzere Strecken und bade in den Farben des Indian Summers. Im Winter gehe ich meist zu Fuß in die Au statt mit dem Rad zu fahren und das Schwimmen geht in Eisbaden über. Im Garten freu ich mich mit den Amseln über die Efeu-Beeren und liebe mehr noch als sonst die Fichte, meinen immergrünen Freund vorm Haus.
Wie kann der moderne Mensch in Harmonie zur und mit der Welt leben?
Reichtum dürfte nicht mehr als das, was wir uns als Einzelne an Materiellem aneignen, empfunden werden. Wir sind reich, wenn wir etwas von dem, das uns in Wahrheit ausmacht, leben können. Was das materielle Sein betrifft: Wir sind ein Teil der Natur. Das sollten wir nicht als einen durch Technik zu überwindenden Atavismus sehen.
Was braucht Liebe immer, um zu wachsen, blühen?
Offenheit und Entwicklung. Zu sehen, was da ist und werden kann.
Was lässt Liebe untergehen?
Nur mehr zu sehen, was nicht oder nicht mehr ist.
Wie war Dein Weg zur Literatur?
Wahrscheinlich habe ich als Kind angefangen, Geschichten gegen die Tristesse der Wirklichkeit zu erfinden. In der Volksschule log ich jedenfalls bereits „wie gedruckt“. Als Jugendliche habe ich – typischer Weise – versucht, Texte der Art, die ich vom Lesen kannte, zu schreiben. Leider hatte ich länger großteils keinen Zugang zu guter Literatur. Erst, als ich mir selber Bücher kaufen konnte, gelangte ich an den Apfel der Erkenntnis und lernte Gutes von Schlechtem zu unterscheiden. Trotzdem las und lese ich querbeetein vieles, das mir unterkommt. Es gibt keinen Dünkel bei mir. Eskapismus spielte sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben von Literatur immer eine Rolle.
Welche aktuellen Projektpläne hast Du?
Ich schreibe an meinem dritten Roman. Er ist im Bereich Climate Fiction angesiedelt. Hat also wie mein voriger Roman „Eine Geschichte in Weiß“ wieder viel mit Natur und dem Umgang der Menschen mit ihr zu tun. Die Handlung spielt in naher Zukunft, 2049. Ich greife einige Romanfiguren und ihre Nachfahren aus meinen vorigen Büchern auf. Malika etwa wird eine nicht unwichtige Rolle spielen. Diesmal als alte Frau.
Welches Zitat aus „Undine geht“ möchtest Du uns mitgeben?
„Wenn dir nichts mehr einfiel zu deinem Leben, dann hast du ganz wahr geredet … Dann sind alle Wasser über die Ufer getreten, die Flüsse haben sich erhoben, die Seerosen sind gleich hundertweis erblüht und ertrunken, und das Meer war ein machtvoller Seufzer, es schlug, schlug und rannte und rollte gegen die Erde an …“
Darf ich Dich zum Abschluss zu einem Akrostichon zu „Undine geht“ bitten?
Unumwunden
Nimm
Doride
Ich
Nicht
Engels
Gleich
Einer
Haarlocke
Tropfen
Undine geht _ Barbara Deissenberger, Schriftstellerin _ Wien _ Thematisch-szenisches Fotoshooting _ „Undine geht“ Ingeborg Bachmann (1961) _ 50.Todesjahr_Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)
Liebe Laura Elisa Nunziante, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Grübeln, arbeiten, grübeln, Essen, Schreiben, Lesungen planen, mich mit Chat GPT streiten, aufregen, grübeln, rauchen, lachen, doofe Sprüche machen, nachdenken, ohne Handy einschlafen wollen und kläglich scheitern. Träumen. Ganz wild und frei träumen.
Laura Elisa Nunziante, Autorin
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Sich selber richtig unangenehm schlau, schön und bedeutsam finden. Und mit dieser Einstellung die Welt retten.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Wesentlich wird sein, den Aufbruch auf eine Stunde am Tag zu minimieren. So ein Neubeginn, der schlaucht. Den Rest des Tages möglichst viel Literatur konsumieren, sie lenkt ab und gibt uns die Illusion zurück, dass wir die Welt doch noch retten können, sofern wir nur das passende Zitat dazu finden.
Was liest Du derzeit?
Virgina Cowles – Looking for Trouble
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
“Whatever we do, someone is going to take the time to say it’s shit.” – Virginie Despentes
Vielen Dank für das Interview, liebe Laura Elisa, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Laura Elisa Nunziante, Autorin
Zur Person _Creative Writing an der London Met, Vergleichende Literaturwissenschaften an der Uni Wien. Reportagen bei Droemer Knaur, in der WIRED, ZEIT, STANDARD.
Rom/Ospedale Sant’Eugenio _ Ingeborg Bachmann starb hier am 17.10.1973
In der Nacht vom 25. auf den 26. September 1973 erlitt Ingeborg Bachmann in ihrer römischen Wohnung _ Via Giulia 66/Palazzo Sacchetti – schwerste Brandverletzungen. Sie wurde in das Krankenhaus Ospedale Sant`Eugenio/Rom gebracht und verstarb hier am 17.10.1973.
Ingeborg Bachmann _ Foto in der Via de Notaris 1F/Rom_ Heinz Bachmann, 1962 (folgende)
Ingeborg Bachmann bezog mit Max Frisch im Frühjahr 1961 die gemeinsame Wohnung in der Via de Notaris 1F/Rom.
Ostern 1962 kamen Ingeborg Bachmanns Eltern und ihr Bruder Heinz auf Besuch. Ingeborg Bachmann sagte ihrem Bruder „mach` Fotos von mir“. So entstand eine Portraitserie, welche die umfangreichste der Schriftstellerin ist.
Ingeborg Bachmann _ im Hintergrund ihre Eltern Matthias und Olga Bachmann
Im Herbst desselben Jahres trennt sich Max Frisch von Ingeborg Bachmann. Es gibt kein gemeinsames Foto (mehr).
„…dass du (Max Frisch, Anm.) mich so schnell abgetan hast, während ich teilen wollte, mitgehen und mitfühlen wollte.“
Brief Ingeborg Bachmanns an Max Frisch, 13.November 1962.
Via de NotarisWohnung von Ingeborg Bachmann und Max Frisch _ 1961-62Ingeborg Bachmann _ Fotos in der Via de Notaris 1F/Rom_ Heinz Bachmann, 1962
„Aber es ist schon so tiefe Nacht, und es kommen mir immer weniger Worte…
Und es fällt mir ein, dass ich heute für Dich (Max Frisch, Anm.) Häuser gesucht habe den ganzen Tag und Dir darüber berichten muss, das kann ich jetzt nicht mehr…
Ich bin sicher, dass Marianne mit Dir leben möchte und könnte – es hängt nur von Dir ab. Das wollte ich Dir noch sagen, glaube ich…
Seid umarmt, Du und Marianne, und denkt manchmal an Euren Narren.
Addio.
Ingeborg“
Brief Ingeborg Bachmanns an Max Frisch, 13.November 1962.
Station bei Bachmann_ Birgit Radeschnig, Kabarettistin, Musikerin, Schauspielerin_Wien_ acting _ Romanschauplatz/Lebensort Ingeborg Bachmanns in Wien _ 50.Todestag_Ingeborg Bachmann_Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)
Ingeborg Bachmann bezog 1946 ihre Wohnung in der Beatrixgasse 26, Wien 1030. Es folgten an diesem Ort entscheidende Jahre des literarischen Werdeganges wie der persönlichen Begegnung.
Die in Wien lebende und wie Ingeborg Bachmann in Kärnten geborene Künstlerin Birgit Radeschnig, Kabarettistin, Musikerin, Schauspielerin, wurde im Sommer 2023 zu einer Spurensuche, Fototermin, Performance an diesem Wohnort Ingeborg Bachmanns eingeladen – herzlichen Dank!
Birgit Radeschnig, Kabarettistin, Musikerin, Schauspielerin _ Wien Birgit Radeschnig _ Briefmarkenserie „Malina“ zum 50.Todestag Ingeborg Bachmanns _ 2023
„Nichts ist mir sicherer als dieses Stück der Gasse, bei Tag laufe ich die Stiegen hinauf, in der Nacht stürze ich auf das Haustor zu, mit dem Schlüssel schon in der Hand, und wieder kommt der bedankte Moment, wo der Schlüssel sperrt, das Tor aufgeht, die Tür aufgeht, und dieses Gefühl von Nachhausekommen, das überschwemmt mich in der Gischt des Verkehrs und der Menschen schon im Umkreis von hundert, zweihundert Metern, in dem alles mir mein Haus ankündigt, das natürlich nicht mir gehört, sondern einer AG. gehört oder irgendeiner Spekulantenbande, die dieses Haus wiederaufgebaut hat, zusammengeflickt vielmehr…“ Malina
Malina, Ingeborg Bachmann. Roman, 1971.
Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.
Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Performance, Diskussion ineinandergreifen.
Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.
Den Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.
„…ich könnte tagelang durch das ausgestorbene, sich erhitzende Wien gehen oder hier herumsitzen, ich bin geistesabwesend, mein Geist ist abwesend, ich kann mich hinsetzen, wo ich will…ich könnte mich freuen, weil ich entkommen bin und wieder in der Abwesenheit lebe. Ich bin heimgekehrt in mein Land, das auch abwesend ist, mein Großherzland, in das ich mich betten kann…“
Malina
„Wie bitte?
Nein?
Dann habe ich mich nicht richtig ausgedrückt.
Es muss ein Irrtum sein.
Die Nummer ist 723144.
Ja, Ungargasse 6.
Nein, gibt es nicht.
Hier ist keine Frau.
Ich sage doch, hier war nie jemand dieses Namens.
Es gibt sonst niemand hier…“
Malina
Station bei Malina_Roman Ingeborg Bachmann_Wien_1971
acting Malina _ Romanschauplatz/Lebensort Ingeborg Bachmanns in Wien: