Liebe Edda Petri, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Weil mein Beruf ja ein sehr abwechslungsreicher ist, ist auch mein Tagesablauf -Gott sei Dank! 😊– nie gleich. Im Moment habe ich viele Einsätze als Synchronsprecherin für den deutsch-französischen TV-Sender arte. Auch betreue ich ein Soziokulturprojekt mit benachteiligten Kindern und inszeniere mit ihnen Kindermusicals. Daneben kommt natürlich auch meine Tätigkeit als Bühnenkünsterin nicht zu kurz. Ich spiele aktuell das Stück „Peggy Guggenheim-Woman before a Glass“ von Lanie Robertson, das ich selbst übersetzt habe. Meine Freizeit verbringe ich gerne mit meinen Kindern, ich habe 2 Söhne, und mache lange Spaziergänge mit meinem Hund (einem Collie).
Edda Petri, Schauspielerin
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Wir müssen mit Entschiedenheit antidemokratischen Tendenzen in unserer Gesellschaft entgegen treten und wieder zu mehr WIR-Gefühl kommen. Ich beobachte mit Sorge, wieviel rauer und auch intoleranter der Ton in Diskussionen geworden ist. Ich wünsche mir von allen Seiten ein besseres Zuhören können.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Theater war immer ein Raum des Zusammenrückens und der Auseinandersetzung und Konzentration auf Themen, die uns alle angehen. Ich glaube aber, dass es wichtig und richtig ist, dass die Institutionen Theater/Museen/Festivals sich mehr öffnen, also mehr aktiv auf die Menschen/Besucher zugehen und sie auch .B. in Jugendtheater-Clubs integrieren und an Entstehungsprozessen lassen. Der Theaterbesuch gehört nicht mehr „automatisch“ zur Freizeitgestaltung von heute mit dazu, sondern wir sollten die Menschen wieder dazu „verführen“.
Was liest Du derzeit?
John Irvings Roman: „Der letzte Sessellift“ und Robert Seethaler:“Das Café ohne Namen“
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Schauspieler sollen die Zuschauer nicht belehren, sondern berühren.“
Vielen Dank für das Interview liebe Edda, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Edda Petri, Schauspielerin
Zur Person _ Edda Petri absolvierte ihre Schauspielausbildung in München. Parallel hierzu erhielt sie Gesangs- und Tanzunterricht. Schon während ihrer Ausbildung spielte sie an den Münchner Kammerspielen in Dieter Dorns Faust. Nach einem ersten dreijährigen Festengagement am Pfalztheater Kaiserslautern, spielte sie erneut an den Kammerspielen in München, diesmal in der Uraufführung von Herbert Achternbuschs „Auf verlorenem Posten“ an der Seite von Edgar Selge und Lambert Hamel. Im Anschluss hieran wirkte Edda Petri auch in zwei Kinofilmen von Achternbusch mit. Von 1991-1995 war sie Ensemblemitglied am Saarländischen Staatstheater; bis 1996 spielte sie dort noch als Gast. Seit 1996 arbeitet sie freischaffend. Sie war Mitglied der Geschäftsleitung der Musik & Theater Saar GmbH und Dramaturgin und Programmchefin der „Oper im Zelt“ in Merzig. Edda Petri ist bekannt aus zahlreichen Film- und TV-Produktionen (u. a. Tatort, Ein Fall für 2, RTL Stadtklinik, Balko, Zeit der Monster) und spielte an zahlreichen Theatern wie dem Grand Theâtre Luxemburg, dem Theater Trier, dem Theâtre des capucins, Kaleidoskoptheater und dem Mierscher Kulturhaus in Luxemburg,dem Admiralspalast Berlin, am Theater 11 in Zürich und im Museumsquartier in Wien.
Seit 2013 arbeitet sie auch im Bereich Musiktheater und war Musicaldarstellerin u.a. als Audrey in „Der kleine Horrorladen“, Janet und Magenta in der „Rocky Horror Show“, Jenny in Bertholt Brechts „Dreigroschenoper“, Velma van Tussle in „Hairspray“, Fürstin Anhilte in „Die Csardasfürstin“, sowie Violet in der deutschen Erstaufführung von Dolly Parton’s Musicalkomödie „9 TO 5“. In der Rolle der Morticia ging sie mit der „Addams Family“ mehrere Jahre auf Tour. 2016 sang und spielte sie unter der Regie von Claude Mangen, die Hauptrolle der Sally Adams in Irving Berlins Musical „Call me Madam“ in englischer Sprache.2022 wr sie Mitglied des Korso.Op. Kollektivs und spielte das Stück“Bang,Bang Tender“in Saarbrücken. Aktuell tourt sie mit dem Solostück „Peggy Guggengeim- Woman before a glass“ durch Deutschland.
Darüber hinaus ist Edda Petri auch als Sprecherin für Hörfunk / Hörspiele sowie als Synchronsprecherin für arte tätig.
Foto_privat
20.7.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.
Liebe Nasima Razizadeh wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ein guter Zufall, gerade jetzt gefragt zu werden, und ich befürchte andererseits schon vorab, die eigentliche Frage in der Frage zu verfehlen. In der Gegenwart, hier, jetzt, geht der Tag zwar zügigen Schrittes, läuft jedoch, endlich einmal wieder, weder bloß ab noch davon, und so hefte ich mich ihm ohne nachzudenken an die Fersen und allerlei huscht vorüber und umhüllt dennoch jeweils so gänzlich, dass man meinen könnte, es stemme sich Einer irgendwo gegen den – den! – Minutenzeiger und die Zeit müsse sich also aufstauen, sodass die Augenblicke von Stunde zu Stunde eine höhere Konzentration an aufgestauter Zeit enthalten.
Wie sieht das aus? Grelles kreisendes gefiedertes Gekreische von schräg oben (und dabei bin ich schon hoch oben im Dachgeschoss) und gedämpftes Licht morgens, wenn der Vorhang noch zugezogen ist, drei Schritte hinüber zum Wasserkocher tappen, kleine rasche Schlucke eigentlich noch zu heißen Kaffees, Melange aus Noch-Müdigkeit und Schon-Ungeduld, Buch im Bett, Notizheft neben dem Kopfkissen, Notizheft in der Hand, Buch in der Hand, Augen beim Wiederzuklappen erwischen, zwei oder drei Tassen Kaffee später: ans Meer gehen, augenblicklich ruhiger, beinah als hätte zuvor die Sorge bestanden, jemand könne es zwischenzeitlich weggenommen haben, gleißendes sanftes Licht unten am Wasser, Stille, ab und zu gerufene Worte in fremder Sprache, kaum Konturen, fast nur Flächen, durch die Gezeiten abwechselnd breite lange Flächen, blasse Farben, Rhythmen, Spuren, Sprache, das andere Buch mit Sand zwischen den Seiten, lichttrunken, sprachtrunken, Notizheft, lesen, schreiben, kritzeln, korrespondieren, aufsehen, durchstreichen, weiterlesen, anstreichen, emphatisch einkringeln, Tinte, Kugelschreiber, Bleistift, Daumen, weitergehen, im Kopf formulieren, Rätsel aufgebende Objekte am Strand betrachten, über den Himmel flackerndes auf der Wasseroberfläche schimmerndes beinahe kicherndes Licht, Vergessen des Vorformulierten, an einen Fels lehnen, an den Sand schmiegen, zeugenlos, Sandkörner auf der Haut und Kleidung wie unzählige winzige blinde Passagiere dulden, ins Meer gehen, im Meer taumeln, im Meer schwimmen, Sirenen hören aber nicht gehorchen, das Licht nun zu einer kleinen runden weißen Scheibe verdichtet, zu frieren beginnen, die Uhrzeit nicht kennen, an den Ein oder Anderen denken, zerzaust und fröstelnd „nach Hause“ stapfen abends, von Katzen am Straßenrand angestarrt werden, freundlich zurückstarren, Blickkontakt sonst meist meiden, Stille, Kirschbier hin und wieder, Pfirsiche aus dem Carrefour Express Supermarkt an der Rue de l‘Impératrice, Fleur de Sel, Sprache, Halbdunkel, Musik, rotes Blinken des kleinen neuerdings immerzu Akkunotstand simulierenden Lautsprechers, Minztee, ruhiges schwarzes Tropfen draußen, es regnet verlässlich jede Nacht, Sprache, vergessener lauwarmer Minztee, Dunkel, gute Erschöpfung. Alles ist einfach. Einfacher. Was nicht einfach ist, das tägliche Sich-Verlaufen, entzieht sich hier, wie sonst, dem Tagesablauf. Das zufällig getroffene Zeitfenster, aus dem heraus ich diesen präferierten, leider aber atypischen Tagesablauf beschreibe, ist, gemessen an der Festung eines ganzen Jahres, kaum mehr als eine Scharte, doch während ich nun schreibend hindurchblinzle durch meine schmale opake Sommer-Scharte, löst sich die restliche Jahresfestung auf und ganz kurz ist alles Fenster, ohne Glas.
Es ist Ende Juli. Ich bin in Berck sur Mer.
Nasima Sophia Razizadeh, Schriftstellerin
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Von Zeit zu Zeit allein wegzufahren.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ich könnte als Leserin, Betrachterin, Beobachterin antworten, allerdings bin ich mir da keines anderen Aufbruchs und Beginns bewusst als des Aufbruchs und des Beginns, die Literatur und Kunst immer waren und immer aufs Neue auf die alte Weise sind.
Ich antworte also als Schreibende. Das Geschriebene ist eine Entscheidung für das Wort an sich und für die jeweils konkreten Worte, ist, allen vorangehenden Unsicherheiten zum Trotz, letztlich: Entschiedenheit. Ich erlebe hierin statt eines Aufbruchs eine nicht enden wollende Kaskade an Einbrüchen zurzeit, wohlwissend, dass dieses zurzeit zu allen Zeiten genutzt worden ist und genutzt werden wird, und mein Erleben durch intentionale Ignoranz sicherlich übersäht ist von blinden Flecken. Die Literatur scheint mir aber hier ein Exempel statuieren zu können, zu müssen, indem sie sich für die Wortwahl, den Wortwillen, das Wortwagnis, für Gewähltheit und Gewandtheit, mal für Zugewandtheit, mal für Abwendung, entscheidet. Das Wort ist kostbar. Das Wort, wie so vieles andere Verkannt-Kostbare, will, scheint mir, viel häufiger, und sei es bloß spielerisch, auf die Goldwaage gelegt werden.
Literatur muss nicht nur geschrieben, sondern auch gedruckt werden. Hierbei darf doch der Betrieb nicht vergessen, dass er nicht nur die Verantwortung trägt, den Nachttisch mit neuer (guter) Lektüre zu beliefern, sondern auch dem Schreibtisch die abgeschlossenen (guten) Manuskripte abzunehmen und also Raum zu schaffen für neue Texte. Das Herzstück dieses Kreislaufs bleibt aber der phantasierende, Worte wählende, sie verwebende, und ihnen, indes, in seiner Wildnis, auf eigene Kosten, Wohnraum gewährende Kopf.
Und Literatur muss nicht nur geschrieben und gedruckt, sondern auch gelesen werden, denn das Schreiben nährt sich davon, vom Gelesenwerden, wenn auch nur behutsam, wie in Spurenelementen. Dem Leser ist der Autor also ohnehin und auf alle Zeiten verbunden, zärtlich verbunden. Vielleicht sollte, dennoch und deshalb, der Graben wieder größer werden zwischen der Seite, auf der das Schreiben stattfindet, und der, auf der das Lesen stattfindet. Das Stimmengewirr ist allzu betäubend manchmal, und am wenigsten noch für die Ohren. Und gerad durch Rückzug, Distanz, Trennung würde womöglich der ungeheure Reiz von Begegnungen, Berührungen, Irritationen und Gesprächen anlässlich des Texts, des geschriebenen und des gelesenen, im Leben wieder spürbarer. Es hat schließlich das Schreiben, zumindest nicht allen Lesarten gegenüber, keine Entenfedern, die Erfahrung perlt nicht gänzlich an ihm ab. Das ergibt einen Anspruch, vor dem sich der Leser nicht verstecken kann. Primär aber ist es ein tröstlicher Gedanke, denn die Sprache kann sich doch auch manchmal ganz unantastbar geben, als sei sie fernes, fremdes Mondgestein in uns. Es gibt nichts Wesentlicheres, scheint mir, als dass keine Müdigkeit vorgetäuscht und dieses tropfnasse Mondgestein immer wieder aufs Neue aufgebrochen und behutsam ausgegossen wird.
Was liest Du derzeit?
Hölderlins Hyperion – weil es dieses spezifische, intensive und sanfte, Licht hier braucht, ein wunderschön unverhüllt bedürftiges Buch.
Und zum zweieinhalbsten Mal, aber, endlich, zum ersten Mal in der Übersetzung von Swetlana Geier, Strafe und Verbrechen, und zum ersten Mal, und nur deshalb erwähne ich es hier, habe ich die Mordszene unter freiem Himmel gelesen, am Strandrand, und fing in der Tat an, mich selbst schuldig und leicht paranoid zu fühlen, und hatte gleichzeitig vorübergehend Schwierigkeiten Raskolnikow nicht mit Meursault zu verwechseln, weil das fiktive Sankt Petersburg, die vierte Etage, die Schlaufe im Mantel, die blutige Socke und der reale Hochsommer, das Meer, die Sonne, die Schatten sich kurzzeitig verwirrend vermischten beim Lesen. Eine Empfehlung – oder Warnung!
Derzeit im weiteren Sinne:
Letztes Jahr zur genau gleichen Zeit am genau gleichen Ort: Celans Briefe an Diet Kloos-Barendregt – nur erwähnt, weil die Erwähnung so lohnenswert erscheint.
Kurz vor der Abreise: dekarnation von Eva Maria Leuenberger, draußen, nachmittags, und Van Gogh, der Selbstmörder durch die Gesellschaft von Antonin Artaud, drinnen, abends.
Bald: den neuen Roman von Patrick Modiano, Unterwegs nach Chevreuse, der, noch nicht aufgeschlagen, doch immer griffbereit liegt, auch jetzt. Man weiß ja bei Modiano schon im Vorhinein, was man lesen wird, und liest es gerade daher so ungemein gern.
Und, immer wieder mal, T.S. Eliot, parallel zu der Zeit.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„And indeed there will be time” (T.S. Eliot)
Vielen Dank für das Interview liebe Nasima Sophia, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Nasima Sophia Razizadeh, Schriftstellerin
Zur Person_ Nasima Sophia Razizadeh, geboren 1991 in Frankfurt a.M., studierte Biologie und war seither in Forschung und Lehre tätig, um die Arbeit am Eckschreibtisch, die zentral und Enklave zugleich ist, zu schirmen. Nennenswerte Lebensorte sind bzw. waren Köln, Heidelberg, Wien und Edinburgh. Ihre Texte wurden durch die Literaturhäuser Salzburg (H.C.-Artmann-Stipendium), Stuttgart und Wuppertal ausgezeichnet und waren u.a. in den Zeitschriften poet und mosaik zu lesen. Voraussichtlich im Herbst dieses Jahres erscheint bei Matthes & Seitz Berlin/ Rohstoff ihr Debüt Sprache und Meer.
Es ist ein schillerndes, dramatisches, geheimnisvolles wie faszinierendes Leben, das am 23.April 1907 in New York seinen Anfang nimmt und um die ganze Welt in Krieg und Frieden führen sollte. Immer dabei die Kamera. Zunächst selbst vor der Kamera als gefeiertes Model für Vanity Fair und Vogue und dann hinter der Kamera als Bildreportern an den Kriegsschauplätzen des II.Weltkrieges in Europa und der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Dachau. Ihre Kriegsreportagen für die Vogue etablierten ihren Status als eine der renommiertesten Fotografen:innen. Ein Leben mit der Kamera in aller Vielfältigkeit, allem Glamour und aller eindrücklichen erschütternden Dokumentation.
Ihr Name: Lee Miller, Model, Kriegsreporterin, Journalistin, Künstlerin.
Der vorliegende Ausstellungskatalog der aktuellen Präsentation (in Zusammenarbeit mit dem Museum für Gestaltung Zürich und den Lee Miller Archives) im Hamburg_Bucerius Kunst Forum 10.06.2023 – 24.09.2023 bietet einen fundierten – einführenden wie vertiefenden – Überblick über das fotografische Werk Lee Millers. Anhand von 150 ausgestellten Werken, entstanden im Zeitraum von 1929 bis 1951, wird sowohl die Künstlerin wie auch die zahlreichen Kooperationen, Inspirationen, Einflüsse und damit ihr ästhetisches Profil und ihr Werdegang präsentiert und in Verbindung von biographischen Stationen erläutert.
„Das Leben und Werk Lee Millers ist eines der faszinierendsten Zeugnisse moderner Kunst, Fotografie und Reportage.“
„Lee Miller, Fotografin zwischen Krieg und Glamour“ Hg. Kathrin Baumstark. Hirmer Verlag 2023
Beiträge von A. Bouhassane, E. Bronfen, K. Gimmi, C. Hug, K. Menzel-Ahr
Während der Arbeitswoche beginnt der immer mit ein paar Minuten Sport, damit ich munter werde, ehe ich ins Auto steige, um damit zum Zug, zum Rad und weiter zur Arbeit zu kommen. Da berate ich die Kunden, die es wünschen, und fahre am Abend dann mit dem Rad zum Zug, zum Auto und damit nachhause.
Wenn ich frei habe, startet mein Tag irgendwann zwischen neun Uhr morgens und ein Uhr nachmittags bei einem feinen Kaffee und etwas Gutem zum Lesen.
Eva Jirsa, Schriftstellerin
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Dass wir wirklich zuhören, ist meiner Meinung nach wichtiger denn je! Weil ich merke es jeden Tag in der Arbeit, dass die Leute sich geistig mit zig Sachen gleichzeitig beladen und gar nicht einmal mehr registrieren, dass ihre Frage schon zweimal beantwortet wurde. Es würde auch sehr vielen Missverständnissen vorbeugen, das bewusste Zuhören.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Wesentlich wird dabei sein, dass wir alle endlich überreißen, dass wir uns gerade selbst wie ein Virus verhalten (Erderschöpfung) und unseren Lebensraum, gar die Erde zerstören. Wir brauchen nicht so viel, wie es uns vorgelebt wird oder es zeitweise begehren. Gerade wenn man „Aussteiger“ befragt, die ihre gut bezahlten Bank- oder Managementjobs hinter sich gelassen haben und auf einmal Bauern wurden, sagen diese oft, dass dieses härtere und spärlichere Leben sich besser anfühlt. Und wer braucht schon ein Haus, wenn er / sie dafür nur noch länger arbeiten muss und es dadurch nicht genießen kann?
Die Literatur ist da dann essenziell, finde ich, weil sie unsere „gestressten“ Gedanken auf etwas lenkt, wo sie verloren gehen, und jeden Menschen wieder aufatmen lässt. Sei es eine phantastische Welt, in der man mit einer fremden Person mitfiebert, oder einfach nur ein Gedicht, in dem der Herbst gepriesen wird, all diese Werke helfen den seelischen Frieden wiederzufinden.
Was liest Du derzeit?
Ui… Eigentlich etwas, das sonst nicht meinem Geschmack entspricht: „Die Wahrheit über Eva“ von van Schaik und Michel. Es ist quasi ein Sachbuch, aber sehr interessant geschrieben! Normalerweise nehme ich sonst Fantasy- und New Adult-Romane.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Wenn es eines sein soll, das auch mein Wesen beschreibt, wäre es Goethes Mephistopheles‘ mit „Allwissend bin ich nicht, doch Vieles ist mir bewusst.“
Sonst würde ich sagen einfach optimistisch bleiben oder im Kärntnerisch-Bayrischen ausgedrückt: „Schau ma mal, dann seh ma schon!“
Vielen Dank für das Interview liebe Eva, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
Lieber Dietmar Gnedt, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Als Sozialpädagoge bin ich seit 5 Jahren in Pension. Als Schriftsteller ist in diesen 5 Jahren vieles passiert. Ein Theaterstück erlebt seine Uraufführung in Italien, ein Roman ist auf Verlagssuche, ein zweiter Roman geht derzeit durchs Lektorat. Viele Lesungen… Freude!
Dietmar Gnedt, Schriftsteller, Bibliothekar und Sozialpädagoge
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Weg vom Neoliberalismus, um die brennenden Probleme zu lösen: Armut, Erderhitzung, Gleichstellung der Frauen, Bildung, Gesundheit, Kultur, …
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Notwendige Veränderungen bedürfen engagierter Künstler:innen. Sie bilden ab, was passiert, geben Visionen Raum und Farbe. Kunst ist nicht ihrer selbst wichtig, sie bekommt Bedeutung durch ihr Engagement, ihr Vorangehen.
Was liest Du derzeit?
Ich lese Ivan Turgenev, Aufzeichnungen eines Jägers.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Wir alle sind Flüchtlinge in dieser Welt!“ Zu hören beim Bühnenprojekt „Durchreisende“.
Vielen Dank für das Interview lieber Dietmar Gnedt, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Dietmar Gnedt, Schriftsteller, Bibliothekar und Sozialpädagoge
Zur Person_Dietmar Gnedt, geb. 13.6.1957 lebt in Petzenkirchen (NÖ), Schriftsteller, Bibliothekar und Sozialpädagoge.
Zahlreiche Veröffentlichungen (siehe Publikationsliste im Anhang). Übersetzungen ins Italienische, Slowenische und Serbische.
„Wiener Werkstattpreis“ 2000: Dritter Platz der Publikumswertung.
„Literaturpreis Forum Land“ 2011: Veröffentlichte Arbeit
2014: Auszeichnung durch den italienischen „Mario-Rigoni-Stern-Preis“
Diverse Stipendien (Arbeits-, Reise-, Projektstipendien), Bühnenprojekte und Lesungen in Österreich, Italien, Serbien und Deutschland. Zusammenarbeit mit Milo Dor: Projekt „aqua mediterran“.
2014: Bühnenprojekt: DER NACHLASS DOMENICO MINETTIS gemeinsam mit Gandalf (www.gandalf.at).
David Bronski, Pressefotograf, hat sich zurückgezogen in die Berge. Es ist Winter, eine einsame Hütte ist jetzt sein Raum, in dem Leben und Tod in seiner vielfältigen Bilderwelt der Stadt, die seine ist, die er liebt und die er miterschafft, weit weg erscheint. Hier versucht er im Kopf sein Leben zu ordnen. Wege zu finden, aus den Bildern seines Lebens, einen Rahmen für Arbeit und Leben zu erstellen und weiterzugehen in Beruf und Liebe…
Doch dann findet er eine Tote am Weg. Sofort reagiert sein Spürsinn und er versucht Umstände des Todes der jungen Frau unmittelbar zu erkennen. Eine große Wunde am Kopf fällt ihm auf. Wie kam es dazu? Wie kam sie hierher?
Auch hier in den Bergen holt Bronski nun der Tod in all seiner Wucht, Macht und seinem Geheimnis ein…und ein spannendes Verwirrspiel beginnt…
Bestsellerautor Bernhard Aichner legt einen weiteren Bronski Krimi vor, der alle Ingredienzien dieser Erfolgsserie – Spannung, Sprachkraft und Überraschung – enthält und diese zu einem neuen Thriller Zaubertrank mixt. Und dies geht sensationell auf. Leserin/Leser kippen sofort in die ab- wie hintergründige story bis zum begeisternden Finale.
„Ein Krimi als Feuerwerk von Spannung und Sprachkraft!“
„Bildrauschen“ Bernhard Aichner. Ein Bronski Krimi. Btb Verlag.
Paperback , Klappenbroschur, 288 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
Zur Person _ Anne Mai, Autorin und Lyrikerin, lebt und schreibt in Mandelbachtal, Saarland, in einer UNESCO Biosphärenlandschaft. Seit 2009 veröffentlicht sie Lyrik und Prosa, darunter einen Gedichtband, zwei Reisebücher sowie regelmäßige Beiträge in Anthologien und Literaturzeitschriften, so in 2023 in der eXperimenta, bei Edition Maya und im Poesiealbum neu der Lyrikgesellschaft Leipzig. Im September 2021 erschien ihr historischer Roman „Pfauenschreie in Treveris“.
Trier, das spätrömische Treveris, 380 n. Chr.:Die bedeutendste Stadt nördlich der Alpen ist die Residenz des jungen Westkaisers Gratian. Hier treffen Macht und Religion, Liebe und Intrigen aufeinander. Nach glanzvollen Jahren fürchtet der Dichter und Politiker Ausonius um Gratians Sicherheit und um das friedliche Leben an der Mosella. Auch der städtische Magistrat Armitari und seine Gemahlin Julia ahnen diebevorstehende Zeitenwende. Kann das Augustusfest die Kaisertreue stärken?Da geschieht etwas Ungeheuerliches.Der Roman taucht tief ein in die großartige römische Historie der Moselstadt Trier und in das Dasein einiger Menschen, die hier um ihre Zukunft und ihr Glück kämpfen. (Klappentext)
Da ist Eva, Filmemacherin. Und es beginnt mit einem, ihrem Traum:
„Das Telefon läutet, und ich stürze in den Flur, wo es wie ein Relikt aus vergangener Zeit auf dem Schubladenschränkchen ausharrt…“Komm, Eva, es ist soweit: Dreh deinen Film…“
Doch dann ist da bei Tag der Schreibtisch der Produktionsfirma und dahinter Herr Nölle, hoch oben –
„…nun sitze ich vor seinem Schreibtisch, beziehungsweise knieend darunter, und schaue Jochen Nölle aus der Froschperspektive ins Gesicht…zu jemanden…der sich unter meinen Blicken in einen überhöhten Gott verwandelte…“
Und die Reise zum Traum des eigenen Films geht weiter, Stationen in Begegnungen, Gespräch, Hoffnung und Enttäuschung, Weitergehen und Nicht-Aufgeben…
Und dann bleibt noch Barcelona und der Filmemacher Dany. Eva bricht auf zu all ihren Träumen, mit ihren Träumen, zu ihrem Film…
Corinna Antelmann, vielfach ausgezeichnete, aus Bremen gebürtige und in Oberösterreich lebende, Schriftstellerin, legt mit „Barcelona Dream“ ein spannendes Vexierspiel von Traum und Realität(en) zu Kunst und Leben vor, das in Sprachvirtuosität, Spannung wie tiefgehenden Reflexionsebenen zu Mensch, Kunst und Gesellschaft begeistert. Die wechselnden Textebenen, raschen szenischen Schnittfolgen erzeugen eine Lebendigkeit des Erzählens, die von Beginn an mitreißt.
Das Thema selbst, das Leben als Künstlerin in allen Ingredienzien von Mut, Angst, Enttäuschung und Ausdauer, um eine Vision Realität werden zu lesen und einen Traum zu leben, wird schonungslos existentiell wie gesellschaftskritisch offengelegt. Ein packender Roman als faszinierendes wie wegweisendes Leseerlebnis.
„Ein faszinierender Roman, der Mensch, Kunst und Gesellschaft schonungslos den Spiegel vorhält.“
Alexandra Lüthen wurde 1977 in Westfalen geboren. Heute lebt sie in Berlin. Sie schreibt Kurzprosa, Romane und Sachbücher in Standardsprache und Einfacher Sprache.
Viele ihrer Texte wurden mit Preisen ausgezeichnet und zur Förderung ihrer Arbeit hat sie ein Stipendium des Landes Berlin bekommen. Sie findet: Literatur soll offen für alle sein. Weil Lesen ein großes Vergnügen ist und ein großes Vergnügen sehr wichtig für ein glückliches Leben.
PARADIES·FEDERN Alexandra Lüthen Broschur/Fadenheftung, 72 Seiten ISBN 978-3-945653-30-2, € 12,50
Märchen sind nicht nur für Kinder. Märchen sind für alle, die an Wunder glauben. Und noch mehr für die, die das nicht mehr können. Vielleicht gibt es sie wirklich: Einen ziemlich dicken Mops mit wirklich weisen Gedanken. Eine Krake, die mit Tee fast alles heilen kann. Nur sich selbst nicht. Einen Drachen mit empfindlichen Ohren. Ein Monster, das noch an Kinder glaubt. Oder den uralten Urwald, in dem erstaunliche Tiere zu Hause sind. Außerdem ordentlich viele Prinzessinnen, einen Mann, der im Internet lebt, eine kuchensüße Blumenfrau, eine ganze Menge Rum und sehr viel blaues Wasser. Wer weiß?
Paradiesfedern, 2021, Passanten Verlag, ISBN 978-3-945653-30-2
Lieber Wolfgang Fehse, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Morgens, nach Spaziergang und Einkauf, Beginn der Arbeit, Versuch derEinfühlung in die aktuelle literarische Aufgabe. Schreiben. Mittags Kochen.Telefonate, Ruhen. Begegnungen. Abends Kulturelles.
Wolfgang Fehse, Schriftsteller
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Selbsterkenntnis. Erkenntnis der Realität.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Inhaltliche und psychische Klarheit. Sensibilisierung durch Kunst.
Was liest Du derzeit?
Heine
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Die Zukunft wird wissen, wie wichtig es ist, den Spiel-Raum für die Menschen zu vergrößern…. Prosa hält die Erinnerung an eine Zukunft in uns wach, von der wir uns bei Strafe des Untergangs nicht lossagen dürfen“ (Ch. Wolf, 1968)
Vielen Dank für das Interview lieber Wolfgang, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!