Liebe Kerstin Ablasser, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Um das nötige Kleingeld zu verdienen, arbeite ich in einer Parfümerie. Das bedeutet früh aufstehen und ca. 9 bis 10 Stunden im Geschäft verbringen. An den freien Tagen übe ich zurzeit an meiner Rolle für ein Theaterstück. Im Moment noch alleine, demnächst endlich im Team.
Kerstin Ablasser, Schauspielerin, Model _ Wien _ Fotos: „Undine geht“ Literatur outdoors 6/24
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Dass wir uns von der Künstlichen Intelligenz im Feld der Kunst (und auch sonst) nicht einschüchtern lassen. Der Mensch in der Kunst ist durch nichts zu ersetzen. Alles, was wir erleben, fühlen, lernen und lieben fließt in das, was wir erschaffen mit ein.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Ich denke, das Theater bzw. die Kunst können einen großen Einfluss auf die Gesellschaft ausüben. Gerade jetzt ist es wichtig, die Welt wachzurütteln. Krieg, Geld und Macht sind Themen, die omnipräsent sind und darum behandelt werden müssen. Damit wir gemeinsam einen Weg finden mit der Angst, Verzweiflung und auch Wut umzugehen. Und mit dem Ziel vor Augen, ein friedvolles Miteinander schaffen zu können.
Was liest Du derzeit?
Zurzeit lese ich „Die Häupter meiner Lieben“ von Ingrid Noll. Ich liebe Kriminalromane!
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Verschwende keine Zeit auf Mauern einzuschlagen, in der Hoffnung sie in eine Tür zu verwandeln.“ – Coco Chanel
Kerstin Ablasser, Schauspielerin, Model _ Wien _ Fotos: „Undine geht“ Literatur outdoors 6/24
Vielen Dank für das Interview, liebe Kerstin, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Kerstin Ablasser, Schauspielerin, Model _ Wien
Alle Fotos _ „Station bei Undine“ Literatur outdoors _ Walter Pobaschnig 6/24
Liebe Irmgard Sonnen, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ab dem Vormittag arbeite ich in meinem Atelier. Es befindet sich direkt über meiner Wohnung. Hier gibt es genügend Raum, um die Entwürfe für meine neuen Buchprojekte auszubreiten. Seite für Seite.
Innenseite Lustwandeln für Flaneure und Landstreicher Szenarien eines Spaziergangs Queredo-Verlag
Irmgard Sonnen ist Kommunikations-Designerin, Künstlerin, Herausgeberin, Honorarprofessorin für Typografie und Editorial Design an der Hochschule Düsseldorf.
Zur Zeit ist der Andruck für eine neue Publikation auf dem Tisch ausgebreitet: Buchräume öffnen Denkräume. Editorial Design – Lehren, Lernen und Forschen sind für mich untrennbar miteinander verbunden und stellen im Rückblick nach 38 Jahren Lehre eine enorme Bereicherung in fachlicher und zwischenmenschlicher Hinsicht dar. Die Auseinandersetzung mit dem Medium Buch stand unter anderem im Fokus meiner Lehre:
»Wir betreten den Raum des Buches, die Seite scheint fast leer zu sein, doch die Zeichen verleihen dem Weiß Bedeutung, das Zeichen ist zu lesen als die Schwelle zu einem Raum, den wir als Leser betreten können«, so der niederländische Typograf Walter Nickels…
Innenseite Balancieren auf dem Gedankenstrich zwischen Reden und Schweigen Queredo-Verlag
Die Nähe zu Sprache und Literatur ist in meinen Arbeiten immer zentral. Typografie kann Sprache sichtbar machen.
Da ich tagsüber viel lese, nachdenke oder am Computer arbeite, treibe ich zum Ausgleich regelmäßig Sport und fahre sehr gern mit dem Rad. Die Wege am Rheinufer bieten dazu Weite und Raum. Sehen und Bewegen ist dabei eine ideale Verbindung. Immer wieder entstehen dabei auch fotografische Arbeiten. Auch das Gehen und Lustwandeln in der Landschaft oder das Flanieren im urbanen Raum gehört zu meinem Ausgleich. Beim Gehen erschließen wir uns die Welt auf allen Sinneskanälen. Der Spaziergänger befindet sich auch immer auf einer Schwelle des Weges. Wir kommen an. Ist es ein Ende oder ein Neuanfang?
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Inmitten der Schwierigkeit liegt die Möglichkeit. (Einstein)
Wir dürfen nicht aufhören nach Lösungen zu suchen.
Solidarität, Akzeptanz, Empathie, das Eintreten für eine soziale und gerechte Gesellschaft, ein geeintes Europa sind wichtige Kernthemen.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst zu?
Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen, so Pablo Picasso. Immer wieder neue Perspektiven und Sichtweisen aufzuzeigen, bedeutet ständigen Neubeginn.
Was liest Du derzeit?
Roger Willemsen, Wer wir waren
John Cage, Silence
Tanizaki Jun’ichirō, Lob des Schattens
Welches Zitat, welche Textstelle möchtest Du uns mitgeben?
Was inspiriert?
„Die Kunst ist die wichtigste Inspiration. Auch in unserem Beruf kommt ursprünglich alles aus der Kunst. Aus der Malerei, aus der Bildhauerei und aus der konzeptionellen Kunst. Sie gibt einem immer wieder Impulse und sagt einem auch, wie klein wir eigentlich sind. Die Kunst inspiriert mich und gibt mir Mut. Am meisten gefällt es mir, wenn die Grenzen zwischen Kunst und Kommunikation aufgehoben werden.“ (Klaus Hesse, Designer)
in: Irmgard Sonnen, Anna Blume ist rot. Farbe als Ereignis, Queredo-Verlag
Vielen Dank für das Interview, liebe Irmgard, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Irmgard Sonnen, Kommunikations-Designerin, Künstlerin, Herausgeberin, Honorarprofessorin für Typografie und Editorial Design an der Hochschule Düsseldorf.
Zur Person: Irmgard Sonnen ist Kommunikations-Designerin, Künstlerin, Herausgeberin, Honorarprofessorin für Typografie und Editorial Design an der Hochschule Düsseldorf. Sie gestaltet Bücher und Kataloge an der Schnittstelle von Literatur, Poesie, Bildender Kunst und Design.
Sie wurde 1954 geboren und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Für ihre Arbeiten erhielt sie und ihre Studierenden zahlreiche internationale Auszeichnungen.
Bibliographie
Irmgard Sonnen
Zur Poesie des Augenblicks
Ein Tagebuch für 365 Zeitpunkte
Düsseldorf 2004
Irmgard Sonnen
Anna Blume ist rot. Farbe als Ereignis
Düsseldorf 2007
Irmgard Sonnen
Balancieren auf dem Gedankenstrich
zwischen Reden und Schweigen
Düsseldorf 2009
Dieter Fuder
Der Funke der Semantik
Designtheorie als Erkenntnismethodik
Hg. Irmgard Sonnen/Hochschule Düsseldorf 2013
Sprache als Ereignis
Ein allegorischer Liebesbrief
Ausstellungskatalog
»Ideen. Das Buch Le Grand«
von Heinrich Heine
Peter Behrens School of Arts,
Fakultät Design
Hg. Irmgard Sonnen/Hochschule Düsseldorf 2016
Hans Georg Lenzen
Mit leichter Hand
Die szenische Metaphorik des Zeichnerischen Hg. Irmgard Sonnen/Hochschule Düsseldorf 2019
„Immer wenn ich durch die Lichtung kam und die Zweige sich öffneten, wenn die Ruten mir das Wasser von den Armen schlugen, die Blätter mir die Tropfen von den Haaren leckten, traf ich auf einen, der Hans hieß…“
Undine geht, Ingeborg Bachmann, 1961, f.
″Guten Abend.″
″Guten Abend.″
″Wie weit ist es zu dir?″
″Weit ist es, weit.″
″Und weit ist es zu mir.″ […]
„Ja, diese Logik habe ich gelernt, dass einer Hans heißen muss, dass ihr alle so heißt, einer wie der andere, aber doch nur einer. Immer einer nur ist es, der diesen Namen trägt, den ich nicht vergessen kann, und wenn ich euch auch alle vergesse, ganz und gar vergesse, wie ich euch ganz geliebt habe…
Und wenn eure Küsse und euer Samen von den vielen großen Wassern – Regen, Flüssen, Meeren – längst abgewaschen und fortgeschwemmt sind, dann ist doch der Name noch da, der sich fortpflanzt unter Wasser, weil ich nicht aufhören kann, ihn zu rufen, Hans, Hans …„
„Ihr Monstren mit den festen und unruhigen Händen, mit den kurzen blassen Nägeln, den zerschürften Nägeln mit schwarzen Rändern, den weißen Manschetten um die Handgelenke, den ausgefransten Pullovern, den uniformen grauen Anzügen, den groben Lederjacken und den losen Sommerhemden!…“
„Es gibt keine Fragen in meinem Leben.
Ich liebe das Wasser, seine dichte Durchsichtigkeit, das Grün im Wasser und die sprachlosen Geschöpfe (und so sprachlos bin auch ich bald!), mein Haar unter ihnen, in ihm, dem gerechten Wasser, dem gleichgtültigen Spiegel, der es mir verbietet, euch anders zu sehen. Die nasse Grenze zwischen mir und mir …“
„Ich habe keine Kinder von euch, weil ich keine Fragen gekannt habe, keine Forderung, keine Vorsicht, Absicht, keine Zukunft und nicht wusste, wie man Platz nimmt in einem anderen Leben. Ich habe keinen Unterhalt gebraucht, keine Beteuerung und Versicherung, nur Luft, Nachtluft, Küstenluft, Grenzluft, um immer wieder Atem holen zu können für neue Worte, neue Küsse, für ein unaufhörliches Geständnis: Ja. Ja.
Wenn das Geständnis abgelegt war, war ich verurteilt zu lieben; wenn ich eines Tages freikam aus der Liebe, musste ich zurück ins Wasser gehen, in dieses Element, in dem niemand sich ein Nest baut, sich ein Dach aufzieht über Balken, sich bedeckt mit einer Plane. Nirgendwo sein, nirgendwo bleiben. Tauchen, ruhen, sich ohne Aufwand von Kraft bewegen – und eines Tages sich besinnen, wieder auftauchen, durch eine Lichtung gehen, ihn sehen und ″Hans″ sagen. Mit dem Anfang beginnen…“
„…wenn ich eines Tages freikam aus der Liebe, musste ich zurück ins Wasser gehen, in dieses Element, in dem niemand sich ein Nest baut, sich ein Dach aufzieht über Balken, sich bedeckt mit einer Plane. Nirgendwo sein, nirgendwo bleiben. Tauchen, ruhen, sich ohne Aufwand von Kraft bewegen – und eines Tages sich besinnen, wieder auftauchen, durch eine Lichtung gehen…“
Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.
Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.
Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.
Liebe Kerstin Ablasser, wie liest Du den Text „Undine geht“ von Ingeborg Bachmann? Welche Grundaussagen gibt es da für Dich?
Der Text vermittelt mir ein starkes Aufbegehren. Ein Ruf nach Veränderung, der Wunsch Grenzen zu überschreiten sowie gesellschaftliche und politische Zustände nicht einfach hinnehmen zu wollen.
Wie siehst Du „Undine“?
Undine ist für mich weiblich konnotiert – vielleicht weil ich mich selbst in ihr sehen möchte. Sie ist ein geheimnisvolles Wesen, das mit einer inneren Unruhe zu kämpfen hat. Sie will sich spüren, will alles und jeden aufwühlen, will genießen und aus dem Vollen schöpfen, will erobern und erobert werden…
„Undine geht“ wurde vor gut 60 Jahren veröffentlicht. Was hat sich seit damals im Rollenbild von Frau und Mann verändert und was sollte sich noch ändern?
Das Konzept der Frau, die sich lediglich um das Wohl des Gatten und der Kinder kümmert und den Haushalt führt, ist mittlerweile veraltet. Aber dennoch hat sich dieses Bild der perfekten und aufopfernden Frau/Mutter/Gattin immer noch in vielen Köpfen manifestiert. Genauso wie das Bild des immer starken Mannes, der das Geld nach Hause bringen muss. Ja, es gibt bereits viele Ansätze und Versuche, dieses Konstrukt zu durchbrechen, aber es liegt noch ein steiniger Weg vor uns. Wir müssen uns alle gegenseitig mehr unterstützen, einander zuhören und respektieren.
Der Monolog geht mit der patriarchalen Gesellschaftswelt schonungslos ins Gericht. Wie siehst Du die Situation patriarchaler Macht heute?
Beängstigend, vor allem wenn es um Gewalt gegen Frauen geht. Zum heutigen Stand (Juni 2024) gab es bereits 12 Femizide und 25 schwere Fälle von Gewalt gegen Frauen in Österreich. Tendenz leider steigend.
Der Text drückt auch viel Trauer über das Scheitern der Liebe und eines Miteinander der Geschlechter im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben aus. Welche Auswege siehst Du da?
Ein gute Kommunikation zwischen den Parteien ist das A und O. Und was macht eine gute Kommunikation aus? – Zuhören und nachfragen, wenn etwas unklar ist. Keine Schuldzuweisungen. Und wichtig: einfühlsam sein oder es zumindest versuchen.
Was kannst Du als Frau und Künstlerin von „Undine geht“ in das Heute mitnehmen?
Dass man Gegebenheiten nicht einfach akzeptieren, sondern für sich und seine Meinung einstehen sollte.
Was bedeutet Dir Natur?
Natur bedeutet für mich abschalten zu können, Gedanken nachzuhängen, sich zu spüren.
Was bedeutet Dir das Element Wasser?
Wasser schenkt mir Freiheit, ein Gefühl der Glückseligkeit.
Wie lebst Du den Kreislauf der Jahreszeiten?
Das wird viele schockieren. Ich bin kein Fan vom Sommer, obwohl ich im Sommer geboren wurde. Die Hitze erdrückt mich, ich bin unfähig, etwas zu tun und das beunruhigt mich. Schon im Winter fürchte ich mich vor dem Sommer. Ich weiß nicht, wo diese Furcht ihren Ursprung hat, ich weiß nur, dass sie da ist. Aber ich versuche, dieser Furcht Herr zu werden, um endlich genießen zu können.
Wie kann der moderne Mensch in Harmonie zur und mit der Welt leben?
Ich denke, es ist wichtig, sorgsam mit unseren Ressourcen umzugehen. In der westlichen Welt werden zum Beispiel tagtäglich Unmengen an Lebensmitteln einfach weggeworfen, obwohl sie anderswo noch einen guten Zweck erfüllen würden.
Was braucht Liebe immer, um zu wachsen, blühen?
Geduld, Verständnis und viele Streicheleinheiten (verbal und physisch)
Was lässt Liebe untergehen?
Gleichgültigkeit dem anderen gegenüber.
Wie war Dein Weg zum Schauspiel?
Ich war immer schon auf der Suche nach dem gewissen Etwas. Ich habe vieles ausprobiert, habe mich aber irgendwie nie richtig „satt“ gefühlt. Das Schauspielen hat mich auf meinen Wegen sozusagen begleitet. Zunächst nur durch Workshops, später (mit 27 Jahren) habe ich eine richtige Ausbildung begonnen.
Welche aktuellen Projektpläne hast Du?
Ich werde kommendes Frühjahr die Rolle der Sophie Gladwell in „Ein Fall für Pater Brown“ bei „Unser Theater“ im 19.Bezirk in Wien spielen.
Welches Zitat aus „Undine geht“ möchtest Du uns mitgeben?
„Wohl euch! Ihr werdet geliebt, und es wird euch viel verziehen. Doch vergesst nicht, dass ihr mich gerufen habt in die Welt, dass euch geträumt hat von mir, der anderen, dem anderen, von eurem Geist und nicht von eurer Gestalt, der Unbekannten, die auf euren Hochzeiten den Klageruf anstimmt, auf nassen Füßen kommt und von deren Kuss ihr zu sterben fürchtet, so wie ihr zu sterben wünscht und nie mehr sterbt: ordnungslos, hingerissen und von höchster Vernunft.“
Darf ich Dich zum Abschluss zu einem Akrostichon zu „Undine geht“ bitten?
Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.
Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.
Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.
Kerstin & Thomas Ablasser & Cosmo – herzlichen Dank für die spontanen Gastrollen lieber Thomas&Cosmo!
Liebe Erika Swoboda, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Wann immer es mein Programm zulässt, beginne ich seit ca. 50 Jahren meinen Tag mit Yoga-Übungen. Sie stabilisieren mich für den weiteren Tag. Mag da kommen was will: arbeiten, lesen, informieren, Freunde treffen, mich ärgern, mich wundern, an den Tod denken und mich freuen, dass ich noch da sein darf.
Erika Swoboda,, Künstlerin
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Lassen wir uns nicht, und unter keinen Umständen auseinanderdividieren, und stehen wir für den Frieden
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?
Die Kunst der Künste in unserer Zeit ist es, bei sich und der eigenen Überzeugung zu stehen, aber auch flexibel zu sein, und sich belehren lassen, indem man fake und fakt unterscheiden lernt. Menschen mit anderen Überzeugungen und Meinungen mit Respekt begegnen. Über allen Ideologien und Meinungen steht der Mensch.
Was liest Du derzeit?
Alle paar Jahre lese ich Dostojewski. Jetzt ist es mal wieder so weit!
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Ein Sprichwort aus meiner Kindheit fällt mir ein:
„Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu“!
Erika Swoboda,, Künstlerin
Vielen Dank für das Interview, liebe Erika, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Erika Swoboda, Künstlerin
Zur Person: Erika Swoboda,„Ich über mich“
Ich wuchs auf in einem jener Altwiener Häuser, an dem sich auf der Rückseite, dem Fußgänger verborgen, ein etwas verwilderter herrlich duftender Garten befand.
Das Schönste an diesem Garten aber war der riesige Maulbeerbaum, der unter Naturschutz stand. Wenn ich die Augen schließe, vermeine ich den Geschmack der schwarzen, saftig süßen Früchte zu spüren, und Bilder der Vergangenheit steigen aus meinem Inneren empor.
In diesem Baum war ich daheim, jeder Ast war mir bekannt und blind hätte ich ihn erklettern können. In seinem dichten Blattwerk hatte ich Obdach genommen, und seine Ästen schützten und verbargen mich.
Erst vor wenigen Jahren habe ich mir den Duft der Kindheit wieder zurückgeholt. Vor meinem Haus gibt es Jasmin und Schwertlilien, und wenn ich aus dem Fenster schaue so sehe ich einen Maulbeerbaum, noch klein, aber immerhin, es gibt schon Früchte.
Ich glaube, dass in jener frühen Zeit, in der ich eingehüllt war von Duft, Frucht und Blatt eine natürliche Prägung entstanden ist, der ich meine heutige Hingezogenheit zu Kräutern, Wurzeln und Blüten verdanke.
Die Natur hat mich aber nicht gleich eingeholt, war ich doch eine echte Großstadtpflanze – ein Nachtschattengewächs, wie einer meiner Freunde es treffend ausdrückte.
In der Wiener Szene war ich zwischen Hawelka und Vanilla daheim, befreundet mit vielen Malern, Literaten und Filmemachern.
Meine Vision war mit Menschen in einer Gemeinschaft zusammenzuleben und zu arbeiten. Das begann in Wien, wo ich in mehreren Kommunen gelebt habe, und hat am Sternhof für zwei Jahrzehnte seine Fortsetzung gefunden.
Ich erinnere mich noch lebhaft des sonnigen Tages im August 1974, als mein Mann und ich Wien den Rücken kehrten und in die Südsteiermark fuhren. Bei bestem Wetter parkten wir zum ersten Mal unser Auto neben dem 250 Jahre alten Bauernhaus, das seit jeher „Sternhof“ hieß und von nun an unser neues Zuhause sein sollte. Ich war schwanger und wir wollten unserem Kind die Möglichkeit geben, fern von Asphalt und Lärm aufzuwachsen.
Zur gleichen Zeit begann eine große Stadtflucht. Viele Freunde aus Wien kamen. Einige blieben, andere gingen wieder. Es kamen auch viele junge Menschen, die vom Sternhof gehört hatten und wissen wollten, wie man trotz kaum vorhandener äußerer Arbeitsmöglichkeiten, eine eigenständige Existenz am Land aufbauen kann. Andere waren auf der Suche nach neuen Formen des Zusammenseins und inspirierenden Lebensmodellen. In Kommunen zu wohnen war für mehr als zwei Jahrzehnte mein Lebensmodell, denn kollektiv zu leben, mit vielen verschiedenen Menschen auf kleinstem Raum auszukommen und gemeinsam Probleme zu lösen, war meine wichtigste Sozialisation.
Es ist ein besonders literarisches wie literaturgeschichtliches Gedenkjahr, welches den 100.Todestag Franz Kafkas in zahlreichen Veranstaltungen, Buchneuerscheinungen, Symposien, Kunstprojekten in den Mittelpunkt stellt.
Der am 3. Juli 1883 in Prag geborene und am 3. Juni 1924 in Kierling/Klosterneuburg/AUT verstorbene Schriftsteller Franz Kafka hat in seinem literarischen Werk Bahnbrechendes für Wort und Virtuosität, Existenz und Gesellschaft, Reflexion und Spannung geleistet und bis heute fasziniert und inspiriert sein Werk.
Peter-André Alt, Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin, legt nun eine viel beachtete Biographie Kafkas vor, die vor allem in ihrer lebens- und werk-, wie zeitgeschichtlichen Fülle, Darstellung und Zusammenschau beeindruckt. In 20.Kapitel werden Leserin und Leser zu einer Spurensuche eingeladen und dabei ist es eine große Stärke des renommierten Literaturwissenschaftlers gleichsam ein Panorama entstehen zu lassen, das film-, bühnengleich Leben und Werk veranschaulicht.
Ein ausführlicher Anhang mit Bibliographie, Personenregister, Bildquellen laden zu weiteren Wegen zu Kafka ein.
„Eine Biographie als großartiges literarisches, existentielles wie zeitgeschichtliches Panorama!“
„Franz Kafka“ Alt, Peter-André. Der ewige Sohn. Eine Biographie. Sonderausgabe. C.H.Beck Verlag
Es sind Fotos von Meer, Sonne in der märchenhaften Kulisse einer Traumstadt, die ihren Weg auf verschiedensten Bildkanälen Tag für Tag in das Internet finden. Und die Begeisterung für den Zauber der Lagunenstadt ist auch ein Stolz der Bewohner:innen selbst…
Doch da tauchen plötzlich auch Bilder von Raufereien, Gewalt, Zerstörung junger „Gangs“ auf. Und jetzt wird es zum Fall für die Polizei und Commissario Brunetti ist nun in seiner ganzen Erfahrung und seinem Fingerspitzengefühl gefragt…genau sein Fall…
Die amerikanische Bestsellerautorin Donna Leon, die seit Jahrzehnten in Italien lebt, legt mit ihrem neuen Brunetti Krimi wieder eine begeisternde Sommerlektüre vor, die in Liegestuhl, am Strand wunderbar in die unerträgliche Leichtigkeit des Lebens spannend, hintergründig wie humorvoll ein- und auftauchen lässt.
„Ein sommerliches Leseerlebnis genau zur richtigen (Entspannungs)Zeit!“
„Feuerprobe“ Donna Leon. Commissario Brunettis dreiunddreißigster Fall. Diogenes Verlag.
Ich erinnere mich, was meine Großmutter Elisabeth, eine begnadete Sängerin, die sich und ihre drei Kinder während des Krieges mit einem Marktstand durchbrachte, mich gelehrt hat: „Was Du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu.“ Das hilft, Frieden zu schaffen.
Jane Wels, 20.6.24
Jane Wels, Schriftstellerin
Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:
Jane Wels, Lyrikerin
Zur Person_Jane Wels, Lyrikerin
Geboren 1955 in Mannheim. Lebt in Baden-Baden.
1989 entstehen erste Gedichte „Crashes“. Debüt „Schwankende Lupinen “im Verlag „edition offenes feld“, Hrsg.: Jürgen Brôcan
Sie ist ein Superstar des beginnenden Jahrtausends und setzte neue Maßstäbe in der Verbindung von Musik, Kunst und öffentlicher, digitaler Sensation. Ganz neue Welten öffneten sich und die Künstlerin gehört bis heute zu den erfolgreichsten Musiker:innen der Geschichte.
Der Welt der Bühne, des Glitzers und Glamour stehen aber auch die Schattenseiten der allgegenwärtigen Aufmerksamkeit gegenüber, der sich die Künstlerin stellen musste. Auch das ein schonungsloses Moment einer beispiellosen Karriere…
Sehr lange wurde nun die Memoiren der Künstlerin erwartet und die nun vorliegende Autobiographie „Meine Geschichte“ gibt Einblicke in ein Künstlerinleben in allen Farben und Schattierungen von Erfolg und dem Leben darin und damit.
„Die Biographie des amerikanischen Superstars in schonungsloser Offenheit.“
„The Woman in Me“ Britney Spears. Meine Geschichte. (deutsche Ausgabe) Hardcover. Penguin Verlag.
Übersetzt von Karsten Petersen, Karlheinz Dürr, Astrid Gravert, Sylvia Bieker, Anke Wagner-Wolff
Hardcover mit Schutzumschlag, 288 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, 16 farbige Abbildungen
Liebe Jane Wels, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Keiner meiner Tage läuft ab. Seit ich nicht mehr in meiner Praxis arbeite, lasse ich Strukturen einfach ineinander verlaufen. Schaue ihnen zu, wie einem Aquarell, welches seinen Goldenen Schnitt selbst formt.
Als Lyrikerin besteht meine Arbeit aus vielen Farben und Schattierungen, aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, aus Eigenem und noch mehr Fremden. Die dichterische Annäherung an das Unbekannte nimmt eine besondere Rolle ein. Mich ihm zu nähern, seine Dimensionen zuzulassen, aufzuschreiben und zu veröffentlichen, das ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Es braucht meinen ganzen Mut. Ich arbeite viele Stunden, wenn man Lesen, Denken, Kritzeln, Träumen und künstlerischen Austausch zum Schreiben dazuzählt.
Jane Wels, Schriftstellerin
Was ist jetzt für uns alle wichtig?
Weder kann ich für alle sprechen, noch eine allgemein gültige Antwort geben. Das liegt möglicherweise an meinen nun bald siebzig Lebensjahren. Früher wäre ich sicher vollmundiger gewesen. Jederzeit! Erlauben Sie mir jetzt, eine sehr persönliche Antwort zu geben. Nicht nur was die literarische Arbeit angeht, wünsche ich mir mehr Solidarität statt Konkurrenz und verstärkten Einsatz gegen den Ausschluss marginalisierter Gruppen. Damit meine ich nicht zuletzt auch gealterte Autor:Innen. Was für uns alle jederzeit wichtig ist? Packt euer Stück Leben am Schopf! Es gehört euch.
Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Unsere Welt steht immer vor einem Aufbruch. Diesem Thema kann ich hier nicht gerecht werden. Die Aufgabe der Kunst sehe ich darin, Oberflächenbetrachtungen aufzurauen, um Bewegung zu ermöglichen, die weiterführt. Aktuell schreibe ich an einem fragmentarischen Text, der sich keiner literarischen Form fügen mag. Er ist ein bisschen, wie ich.
Was liest Du gerade?
„Die Bilder, die im Kopf entstehen, sind genauso wichtig, wie die die Bilder an der Wand“, aus Johann König, „Der Blinde Galerist“. Das Buch beschreibt, wie es ist, nicht sehen zu können und Galerist zu werden. Ich lese immer mal wieder darin. Vor dem Erscheinen meines Debüts hat es mich motiviert, zu schreiben. Wenn du gealtert bist und keine Literaturwissenschaftlerin oder Ähnliches, hast du eine Menge Ressentiments zu überwinden. Mit Herausgebern wie Jürgen Brôcan, der sich rein am Text orientiert, kann es gelingen.
Welches Zitat, welche Textstelle aus Deinem neuen Roman möchtest Du uns mitgeben?
Dieser Morgen fühlt,
fühlt sich an,
wie ein Kind.
Die Welt fliegt,
fliegt hoch,
streut sich aus,
wie ein Vogelschwarm im Bauch.
Vielen Dank für das Interview, liebe Jane, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Jane Wels, Lyrikerin
Zur Person_Jane Wels, Lyrikerin
Geboren 1955 in Mannheim. Lebt in Baden-Baden.
1989 entstehen erste Gedichte „Crashes“. Debüt „Schwankende Lupinen “im Verlag „edition offenes feld“, Hrsg.: Jürgen Brôcan