Es beginnt in einem Supermarkt. Wie jeder Tag für Rita. Die Lieferung der Bananen ist angekommen. Jetzt gilt es die Kartons zu öffnen. Die Plastikfolie zurückzuschlagen und dann die Bananen auszupacken und in das Regal zu sortieren. Für Rita die tägliche Arbeit. Alles wie automatisiert.
Doch während sie die Fracht aus Südamerika für den Verkauf bereit macht, träumt sie. Vom Meer, vom Strand und dem Himmel darüber und einem anderen Leben voller Überraschungen und Phantasie. Sie schließt die Augen…
Und dann passiert das gänzlich Unerwartete. Im Karton erscheint nicht das vertraute Gelb der Bananen sondern ein Weiß blitzt auf, in Plastik verpackt. Kokain. Rita reagiert schnell. Das könnte ein Weg zum Himmel sein. Jetzt, mit 53 Jahren. Neu beginnen, ein neues Leben, irgendwo…
Und Rita folgt dieser Versuchung und jetzt wird sich alles verändern. Wie sie es nie erträumt hätte…
Bestsellerautor Bernhard Aichner ist mit „Der Fund“ ein Ausnahme-Thriller gelungen, der in Spannung wie dramaturgischer Konzeption zu überraschen wie begeistern weiß. Es ist eine wunderbare Erzählregie, die in Rückblenden, Interviews, Gesprächen Leben, Liebe und Verhängnis einer Person nachzeichnet und Leser und Leser so auf eine Thrillerreise mitnimmt, die alles zu bieten hat, was dieses Genre auszeichnet.
„Ein Thriller, der in Erzählspannung wie dramaturgischem Konzept begeistert!“
„Der Fund“ Bernhard Aichner. Thriller. btb Taschenbuch. 2023
Lieber Johannes Sautner, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Zurzeit spiele ich gerade in 3 Stücken bei den Komödienspielen Porcia in Spittal an der Drau. Das ist nicht wenig Arbeit, bereitet mir aber viel Freude! Ich stehe für gewöhnlich auf, trinke zu viel Kaffee und versuche, 1-2 To-Do‘s als Vorbereitung für meine nächsten Projekte weiterzubringen. Wenn das Wetter mitspielt mache ich dann einen Drauspaziergang oder fahre mit dem Motorrad an den Millstätter See. Dann geht‘s ab ins Schloss Porcia zur (Doppel-)Vorstellung. Ich spiele in „Der Weltuntergang“, „Ziemlich beste Freunde“ und „Schneewittchen“. Abschließend folgt noch das wohlverdiente Feierabendbier mit den liebgewonnenen Kolleg:innen im Stammlokal.
Johannes Sautner, Schauspieler
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Dass wir lernen, zuzuhören. Sich selbst, dem eigenen Körper, Expertinnen und Experten; vor allem einander. Dass wir anfangen, Verbindendes vor Trennendes zu stellen und uns die Chance geben, zueinander zu finden.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Das kommt für mich darauf an, worauf man diese großen Begriffe bezieht. In vielen Dingen wie beispielsweise der Klimakrise habe ich leider nicht das Gefühl, dass wir unmittelbar vor einem Aufbruch stehen. Andererseits sorge ich mich anhand mancher (geo-)politischen Entwicklungen und Strömungen vor einer Art „Alt“beginn bei dem wir als Gesellschaft wieder in Muster und Denkweisen zurückfallen, die wir eigentlich seit Jahrzehnten überwunden geglaubt haben. Hier spielt das Theater meiner Meinung nach eine entscheidende, vorbeugende Rolle, denn es regt den/die Zuseher:in in einer Zeit, in der Menschen laufend via Social-Media-Algorithmen ect. in Ihren Ansichten bestärkt werden zu selbständigem Denken, zur kritischen Auseinandersetzung, zur Selbstreflexion und -entwicklung an.
Was liest Du derzeit?
„Med ana schwoazzn Dintn“ – Gedichte von H.C. Artmann
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Soll der Mensch in uns sich einst befreien,
Gibt‘s dafür ein Mittel nur allein:
Stündlich fragen, ob wir Menschen seien,
Stündlich uns die Antwort geben: Nein!
– Jura Soyfer, Lied des einfachen Menschen
Johannes Sautner, Schauspieler
Vielen Dank für das Interview lieber Johannes, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
Johannes Sautner, Schauspieler
5 Fragen an Künstler*innen:
Zur Person_Johannes Sautner ist in Wien geboren und aufgewachsen und hat seine Schauspielausbildung in New York und an der Schauspielschule Krauss in Wien absolviert. Seit 2017 ist er in Österreich und Deutschland als Schauspieler, Sänger und Sprecher tätig und konnte bereits in über 30 Produktionen in der Theaterlandschaft Fuß fassen, die von Engagements an Sprechbühnen über diverse Lesungen bis hin zum Musiktheater reichen.
Bisherige Wegstationen waren unter anderem das Theater Nestroyhof Hamakom, Scala Wien, Werk X, Wiener Stadthalle, Off-Theater, Comödie Dresden, Stadttheater Mödling, Komödie Graz und die Festspiele Schloss Tillysburg.
Seit 2022 ist Johannes Sautner Ensemblemitglied bei den allsommerlichen Komödienspielen Porcia in Kärnten in Spittal an der Drau, wo am 05. Oktober 2023 auch sein erstes eigenes Programm „Es geht um nix“, ein bunter Abend gemeinsam mit Claudia Waldherr und Severin Salvenmoser Premiere feiern wird.
Not only for the present, but as a present for people we don’t know yet.
Calling peace our chance.
Every day anew.
Sarah Dvorak, 13.8.23
Sarah Dvorak, Schauspielerin und Sprecherin
Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:
Sarah Dvorak, Schauspielerin und Sprecherin
Zur Person _Sarah Dvorak, ich bin gebürtige Wienerin, in Niederösterreich aufgewachsen und mit einer Liebe zur hochdeutschen Sprache erzogen. 2018 habe ich meine Schauspielausbildung erfolgreich abgeschlossen und arbeite seitdem im Theater in der freien Szene, hinter dem Mikrofon und als Leiterin von eigenen kleinen Projekten. Nebenbei schreibe ich Kurzgeschichten und Gedichte.
Liebe Anna-Elisabeth Mayer, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Nachdem mein Kind in die Schule gebracht und das Hündlein ausgeführt wurde, setze ich mich an meinem Schreibtisch (zuhause) und komme von dort wieder am Nachmittag zurück. Manches Mal verbringe ich auch die Nacht dort – während alle anderen schlafen.
Anna-Elisabeth Mayer, Schriftstellerin
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Das Denken benützen – fürs Umdenken.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Wesentlich werden dabei sein Armutsbekämpfung, Klimaschutz/Umweltachtung, Stopfung von Steuerschlupflöchern bzw. eine generelle Umverteilung (Nord-Süd/Reich-Arm).
Literatur & Kunst kommen dabei die Rolle des Sichtbarmachens zu, der Differenzierung und des Aufzeigens von alternativen Räumen des Seins bzw. der Möglichkeit einer Sphäre, welche nicht der eines Bankomaten gleicht.
Was liest Du derzeit?
Oktoberkind – Linda Boström Knausgard
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Es beginnt der Tag.
Tasse geht zu Boden und
der Tee. Auch ich bin
abwaschbar; von innen nicht.“
(aus: Anja Utler, Es beginnt – Trauerrefrain)
Vielen Dank für das Interview liebe Anna-Elisabeth Mayer, Schriftstellerin, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Anna-Elisabeth Mayer, Schriftstellerin
Zur Person _ Anna-Elisabeth Mayer, geboren 1977 in Salzburg, lebt als Schriftstellerin in Wien. Studium der Philosophie und Kunstgeschichte. Für ihr Debüt Fliegengewicht wurde sie mit dem Literaturpreis Alpha 2011 ausgezeichnet. 2014 folgte der Roman Die Hunde von Montpellier über einen französischen Anatomen des 16. Jahrhunderts. 2015 erhielt sie den Reinhard-Priessnitz-Preis. 2017 erschien ihr Roman Am Himmel, in dem anhand eines Wiener Kriminalfalles des 19. Jahrhunderts, das bis ins Heute reichende Gefälle zwischen Arm und Reich aufgezeigt wird. Im Frühjahr 2023 veröffentlichte Schöffling & Co ihren Roman Kreidezeit, der das Verhältnis von Digitalisierung, Bildung und Geld auslotet.
Aktueller Roman _ „Kreidezeit“ Anna-Elisabeth Mayer, Roman. Schöffling Verlag 2023
Als Martha Kopetzky die E-Mail vom Bildungsministerium bekommt, ist sie sofort alarmiert. Ihre Schüler:innen sollen fortan durch die digitale Lernplattform KREIDE – Kreative Intelligenz durch E-Learning – beim Lernen überwacht werden. Aus einer Beschwerdemail wird ein ausgewachsenes politisches Engagement: Martha versucht den Einsatz der KREIDE mit einer Petition zu verhindern und wirbelt damit viel Staub auf. Schließlich hat sie nicht vor, die Kinder kampflos den Tech-Giganten zu überlassen. Aber auch ihrem Gegenspieler Anatol Penzel aus dem Bildungsministerium kommen immer mehr Zweifel an dem Vorhaben. Mit der Zeit werden die beiden immer weiter miteinander verstrickt, getrieben vom gemeinsamen Aufbegehren gegen eine zutiefst digitalisierte Welt.
Mit bissiger Ironie und überaus unterhaltsam erzählt Anna-Elisabeth Mayer vom Zusammenleben zwischen Mensch und Maschine in unserer schönen neuen Welt.
„Es ist ein Abfahren mit verinnerlichter Strecke, mit vorgezeichneten Freuden. Eine nach der anderen zählen, überprüfen, die vorbeiziehende Landschaft: ob alles noch da, dasselbe Empfinden…“
Eine Reise zu „generationen und gegenwart“, Bilder sind im Kopf – des Lebens der Vorfahren hier an Fluss und Promenade. Schritt für Schritt zurück am Erinnerten und vielleicht Gebliebenem?
„Willkommen am Luftkurort“
Die Rückkehr zum Ort der Kindheit, die Fragen außen und innen am Weg…
„gehst über die brücke der seewiese ihr
feuchtes holz…“
Bilder, Gerüche kehren zurück und es ist ein Weitergehen im Leben zwischen Erinnerung, Finden, Abschiednehmen und neuen Horizonten…
„…aus dem großen boot steigt niemand ein
niemand aus
in dieses endlich greifbare
anhalten…“
Sophia Lunra Schnack, Wiener Schriftstellerin, legt mit „feuchtes holz“ ein fulminantes Romandebüt vor, das im vielschichtigen Themenbogen und der virtuosen literarischen Form begeistert.
In mitreißender Erzählkraft werden Leserin und Leser auf eine Reise zu Orten der Kindheit mitgenommen, in denen sich ein poetischer wie kritischer Dialog zu Ort und Existenz, Familie und Geheimnis, Geschichte und Verdrängung zwischen Vergangenheit und Gegenwart öffnet. Dabei gelingt gleichsam ein Gespräch zwischen Schriftstellerin und Leserin/Leser, das Impulse, Inspiration, persönliche Erfahrung aufnimmt und reflektiert wie viel Raum gibt, der Wort, Herz und Sinn still ruhen lässt am persönlichen Weg durch Raum und Zeit.
Ein mutiges wie gelungenes Romanexperiment als dialogischer „Leseweg“, der sich im und je nach persönlichem Tempo als rundum großer Gewinn erweist – in Freude an der einmaligen Sprachvirtuosität wie den so tiefsinnigen, leichten wie schweren, Gedankenwegen, die einladen mitzugehen zum Spannungsbogen von Erinnerung, Weg und Sinn – auf der „long and winding road“ zu sich selbst.
„Ein Romandebüt, das in einmaliger literarischer Virtuosität und unendlicher Zärtlichkeit Herz und Sinn verbindet!“
„feuchtes holz“ Sophia Lunra Schnack. Roman. Otto Müller Verlag
Zur Person_ Sophia Lunra Schnack (*1990) lebt und schreibt überwiegend in Wien. Sie verfasst Lyrik und (lyrische) Prosa, die bisher u.a. in den Manuskripten, in der Poesiegalerie, in Das Gedicht oder in den Signaturen publiziert wurden.
Ihre Texte rücken Materialität, Musikalität und Sensualität von Sprache ins Zentrum.
Die Autorin schreibt sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch. Immer wieder sucht sie eine klanglich-atmosphärische Annäherung zwischen beiden Sprachen.
2022 erhält sie den rotahorn-Förderpreis.
Im August 2023 erscheint im Otto Müller Verlag ihr Debütroman „feuchtes holz“.
Johann Seidl, Poet und Autor, Lieder- und Bildermacher, Naturgärtner
Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:
Johann Seidl, Poet und Autor, Lieder- und Bildermacher, Naturgärtner
Zur Person _ Zur Person_ Johann Seidl, geboren 15.12.1960, hat sich schon früh als Liedermacher und Lyriker engagiert. Er malt, fotografiert und schreibt Gedichte und Kurzgeschichten, die in zahlreichen Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht wurden. Im November 2022 wurde er in der Sparte Lyrik beim Literaturwettbewerb der Bonner Buchmesse Migration mit dem 2. Preis ausgezeichnet. Er kocht mit Leidenschaft und ist passionierter Naturgärtner mit einem gut besuchten Garten/Food-Blog. Johann Seidl war einige Jahre Herausgeber des noch heute regelmäßig erscheinenden SF-Magazins “Andromeda- Nachrichten” und arbeitet als Pressesprecher einer Umwelt-Forschungseinrichtung.
Veröffentlichungen
Zwei Gedichte erschienen in Literaturzeitschrift Neue Literarische Pfalz (NLP) 49, Juli 2023
Zwei Balladen erschienen in Literaturzeitschrift Dichtungsring, Juni 2023
Konkrete Poesie, erschienen in experimenta – Magazin für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Feb. 2023
Drei Gedichte erschienen in Anthologie Ortswechsel: Vom Kommen und Gehen, Dez. 2022
Literaturpreis: 2. Platz beim Literaturwettbewerb der Bonner Buchmesse Migration, Nov. 2022
Gedicht erschienen in der Anthologie Traumfabrik, Nov. 2022
Essay, erschienen in Goethe – eine Streitschrift. Der Dichterfürst in der Kontroverse, August 2022
Kurzgeschichte erschienen in Literaturmagazin introspektiv, Ausgabe #3 (Juli 2022)
SF-Story erschienen in SF-Magazin Gegen Unendlich (Juni 2022)
Lieber Stefan Schweers, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Aufstehen, Schreiben, Arbeiten (der lästige Broterwerb), abends ein Bier oder zwei und Gespräche mit der Lebensgefährtin. Oder: Aufstehen, in der Stadt herumwandern, fotografieren, Notizen machen, abends ein Bier oder zwei…
Stefan Schweers, Schriftsteller, Fotograf
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Geduld und guter Wille.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Der Kunst kommt die Aufgabe zu, den Menschen zu befragen und zu verstehen. Nicht, ihn zu formen.
Was liest Du derzeit?
Stefanie vor Schulte, Junge mit schwarzem Hahn.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Jeder Mensch lächelt und schweigt auf seine Weise.
Vielen Dank für das Interview lieber Stefan, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
Stefan Schweers, Schriftsteller, Fotograf
5 Fragen an Künstler*innen:
Zur Person_Stefan Schweers lebt und arbeitet in Berlin. Auf seiner Website zweifelkunstundglaube.blog kombiniert er Fotografie mit poetischen Texten, die auch, aber nicht nur den Zweifel und den Glauben behandeln und die Kunst als Mittler zwischen und Darsteller von beiden.
Alle guten Dinge sind drei – dies trifft auch auf diese besondere Buchausgabe zu. Die Ausnahmeschriftstellerin Christine Lavant, deren vielfach und höchst ausgezeichnete Lyrik zu den herausragendsten Werken deutschsprachiger Literatur seit Jahrzehnten zählt, ist ebenso eine großartige Erzählerin.
Die vorliegende Taschenbuchausgabe vereint drei herausragende Prosawerke Christine Lavants, die ihre einmalige Sprachvirtuosität, Zeit- und Gesellschaftskritik wie eindringliche Thematisierung unmittelbarer Lebenserfahrung wunderbar vorstellen.
Christine Lavant (geb. 1915 als Christine Thonhauser in einer Großfamilie im Kärntner Lavanttal) in schwierigen sozialen Bedingtheiten wie persönlicher Krankheit aufgewachsen, nimmt in ihrem Schreiben das Leben in allen Facetten in den offenen Blick und begeistert mit zeitkritischer Treffsicherheit, Eindringlichkeit wie Erzählspannung.
„Ein Lesereignis x3 einer der spannendsten Schriftsteller:innen moderner deutschsprachiger Literatur!“
Das Kind. Das Wechselbälgchen. Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus. Drei Erzählungen in einem Band. Christine Lavant, Klaus Amann (Hrsg.). btb Verlag.
Alexandra Streit-Weinrich, Künstlerin _ Wien _ Station bei Maria Lassnig, Künstlerin (*8.9.1919 in Kappel/Krappfeld Kärnten +6.5.2014 Wien) _ Fotos Atelier-, Wohnhaus Maria Lassnig _ Wien/Margarethen.
Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.
Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.
Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.
Den Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.
Liebe Alexandra Streit-Weinrich, wir sind hier im Atelier- und Wohnhaus von Maria Lassnig in Wien/Margareten. Sind Dir die Orte hier vertraut?
Als geborene Wienerin kenn ich mich hier ganz gut aus, auch wenn der 5. Bezirk einer der wenigen ist, in dem ich nie gewohnt habe. Meine erste eigene Wohnung war aber quasi gegenüber im 6. Bezirk in der Turmburggasse. Eine kleine Dachgeschosswohnung ohne Lift, dafür mit einem externen Abstellraum mit Zugang auf´s Dach und herrlichem Ausblick. Auch ein sehr schöner Altbau und Erinnerungen an eine sehr schöne Zeit. Ich bin dir jedenfalls sehr dankbar für´s Aufspüren dieser kaum bekannten „Lassnig Station“ und freue mich auf unser Projekt.
Atelier-, Wohnhaus Maria Lassnig _ Wien/Margarethen
Welche Eindrücke hast Du vom Haus, in dem Maria Lassnig lebte und arbeitete?
Wenn ich an die Platznot denke, unter der viele junge KünstlerInnen heute leiden, dann muss ich feststellen, dass Maria Lassnig glücklicherweise an einem Ort mit viel Flair arbeiten konnte – und zwar zu einer Zeit, als ihr „Mutting“; wie sie ihre Mutter nannte, noch Lebensmittel nach Wien schicken musste. Das wirft allerdings Fragen auf, die uns vom eigentlichen Thema wegführen würden.
Bemerkenswert finde ich die noch erhaltene Klingel zum Atelier, nicht nur aufgrund ihrer Ästhetik, sondern auch aufgrund des fehlenden Verweises zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen dieses Landes. Und dass ich den Eindruck hatte ihre Anwesenheit dennoch zu spüren. Möglicherweise ein Wunschdenken, aber als ich eintraf war ich sofort in „Lassnig Mood“ und das, obwohl ich aufgrund wetterbedingter „Migräne Mood“ den Termin bereits absagen wollte.
Die Tatsache, dass dieser typische Wiener Jahrhundertwende Altbau seine Schönheit erst im Inneren entfaltet, da sicher Teile der Fassade dem Krieg zum Opfer gefallen sind, ergibt jedenfalls schon eine durchaus passende Metapher zum Werk Maria Lassnigs.
Welche Bezüge und Zugänge gibt es von Dir zu Maria Lassnig?
Ich wollte ursprünglich bei ihr studieren. Ich ließ es mir ausreden, da das Gerücht umging, sie wäre den Studentinnen gegenüber stutenbissig und würde ihre männlichen Schüler bevorzugen. Ich bin dann zum Frohner gegangen. Nicht dass ich es bereue bei Frohner gewesen zu sein! Ich finde es lediglich schade, nicht bei Lassnig gewesen zu sein. Den großartigen Roman „Maria malt“ von Kirstin Breitenfellner, sowie eine nicht minder großartige Privatführung durch die Lassnig Stiftung, in der ich viel Persönliches durch ihren langjährigen Begleiter und Assistenten, so wie heutigen Leiter der Privatstiftung Hans Werner Poschauko über sie erfahren konnte, haben mir posthum die Person näher gebracht , deren Werk ich schon als sehr junge Frau bewundert habe. Und sehr schnell wurde mir auch der Mensch Maria Lassnig nahe und nachvollziehbar. Ich werde zwar nie wissen, ob sie gebissen hätte oder nicht, aber ich freue mich auf eine weitere Spurensuche.
Wie siehst Du den Weg Maria Lassnig als Künstlerin? Welche Herausforderungen gab es da?
Auch wenn das jetzt ein wenig platt klingen mag: ich denke, die größte Herausforderung war wohl, dass sie eine Frau war und noch dazu unübersehbar talentiert! In einer Zeit, als Kriegsheimkehrer damit beschäftigt waren, ihr Territorium zurückzuerobern und sich um ihre Traumata zu kümmern. Hinzu kam, dass sie ein in Armut aufgewachsenes Bauernkind war, das sich nicht in die Riege der „Söhne und Töchter“ einordnen konnte. Ausgestattet mit einem spröden Charakter, wenig interessiert an Smalltalk und Selbstdarstellung und dem Kunstmarkt, aber einer echten Leidenschaft für die Kunst. Vielleicht hat sie ja ihre Abneigung gegenüber der Selbstvermarktung noch stärker zu ihrem großen Thema der Selbstwahrnehmung geführt. Ich denke, sie war einer der Menschen, die ich persönlich Verstärker nenne – ausgestattet mit einer verstärkten Sinneswahrnehmung, hochsensibel würde man wohl sagen. Aber auch verschmitzt und selbstironisch. Ich finde es ist alles sehr gut sichtbar in Ihrer Kunst, die ich gar nicht durch zu viel Worte verdünnen möchte.
Wie war Dein Weg zur Kunst und was sind Deine derzeitigen Projektpläne?
Meine Eltern haben sich beim Pinselauswaschen auf der Akademie kennengelernt. Also hab` ich die Malerei lange meine persönliche Erbsünde genannt. Gemalt hab` ich immer. Meine Schwester nicht. Eine Fährte dorthin, dass es wirklich „meins“ ist, aber das hat gebraucht. Wir sind als Kinder nicht Schwammerl suchen gegangen, sondern auf Vernissagen. Da hab` ich mich sehr nach dem Wald gesehnt. Maturiert hab` ich schon mit Schwerpunkt auf bildnerische Erziehung bei Herwig Zens. Und wollte dann Jus studieren, weil ich damals auswendig gelernt habe wie eine Maschine und dachte, es hätte etwas mit Gerechtigkeit zu tun – richtig putzig aus heutiger Sicht. Es gab dann ein großes Gezeter im ganzen Umfeld, die Juristin wollte mir niemand abkaufen. Also dachte ich, ich mach mal die Aufnahmsprüfung, die ich sowieso nicht schaffen werde, damit ich mich dann in Ruhe der Gerechtigkeit widmen kann. Dass ich mir dann doch intensiv überlegt habe, bei wem ich „scheitern“ möchte, zeigt schon, dass ein Teil von mir schon wusste, wo er hingehört. Ich hab` also nicht entschieden, Malerin zu werden, sondern bin irgendwann draufgekommen, dass ich es bin – und das meine ich sehr unromantisch. Die Aufnahmsprüfung habe ich dann mit Bomben und Granaten geschafft, nach 2 statt 3 Tagen. Aber das ist eine andere, wenn auch sehr lustige Geschichte.
Aktuell befindet sich mein Tagebuchprojekt „a monkey a day“ in der finalen Phase mit dem 100. Affen und einer Installation, die die Geschichte quasi fertig erzählt, Daneben entstehen laufend neue Projekte, aber alles zu seiner Zeit.
As a visual artist my art is my language.
Was wünscht Dir für Deinen Beruf als Künstlerin?
Dass ich mit weniger als 50 nicht umgesetzten Ideen von dieser Welt gehe und viele inspirierte und inspirierende Sammlerinnen und Sammler
Wie siehst Du die Möglichkeiten als Künstlerin in Wien?
Toll, weil Wien so überschaubar ist und schwierig, weil Wien so klein ist. Ich möchte ja nicht jammern, aber immer dieses Gejammere! Ein wenig Staubwischen und etwas mehr Umsetzungsenergie wären wünschenswert.
Was möchtest Du Künstler:innen am Anfang Ihres Weges mitgeben?
Man kann nicht everybody´s darling sein! Bleibt euch und eurer Selbstwahrnehmung treu, verirrt euch nicht im Kunstmarkt und werdet nicht gefällig. Versucht nicht originell zu sein, sondern ehrlich, dann werdet ihr einzigartig. Lernt die Regeln gut, damit ihr wisst WIE ihr sie brechen müsst.
Hättest Du mit Maria Lassnig gerne einen Tag in Wien verbracht und wenn ja, wie würde dieser aussehen?
Auf jeden Fall! Mit der jungen wäre ich gerne tanzen gegangen, sie hat es geliebt, so wie ich. Mit der älteren zeichnen in den Tiergarten, obwohl ich eingesperrte Lebewesen schrecklich finde. Um der Maria Lassnig beim Zeichnen zuzusehen, würde ich eine Ausnahme machen. Die alte Lassnig hätte ich vom Atelier abgeholt. Wenn es ihr nicht unangenehm gewesen wäre, hätten wir uns ihre Arbeiten angesehen. In jedem Fall hätte ich sie zu einem bombastischen Essen eingeladen, mit Champagner und allem was dazu gehört. Ihr Leben war so von Armut und Geldsorgen geprägt, dass sie es auch als reiche Frau nicht geschafft hat ihre Ernte zu genießen. Das finde ich sehr traurig.
Darf ich Dich abschließend zu einem Akrostichon bitten?
Malen
Atmen
Rumpf
Innenschau
Atelier
Losgelöst
Arnulf
Singen
Sessel
New York
Informell
Gedicht
Alexandra Streit-Weinrich, Künstlerin _ Wien _ Station bei Maria Lassnig, Künstlerin (*8.9.1919 in Kappel/Krappfeld Kärnten +6.5.2014 Wien) _ Fotos Atelier-, Wohnhaus Maria Lassnig _ Wien/Margarethen.
Station bei Maria Lassnig_Atelierwohnung Wien.
Alexandra Streit-Weinrich, Künstlerin _ Wien _ performing
Als wollte uns die welt vor augen führen, wie das mit der halbwertszeit politischer denkmodelle ist. das SUBJEKT DES FRIEDENS IN EUROPA war bis – werweiß, ‘95? ‘01? – die pazifistische linke im westen, und waren die post-a
Chtundsechtziger-dissidentennetzwerke im osten. und auf einmal ist das subjekt der gedanken, die von unserem (!!!) frieden
Handeln, bloß die bevölkerung eines landes unter w
Affen, vo
Ndem bis vor eineinhalb-zwei jahren niemand so re
Cht wusste, wo und was es eigentlich sei. und wir sind‘s nämlich nicht mehr – und damit komm mal klar,
Europa!
Stefan Schmitzer, 6.8.23
Stefan Schmitzer, Schriftsteller
Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:
Stefan Schmitzer, Schriftsteller
Zur Person _Stefan Schmitzer, *1979, lebt als Autor in Graz und ist Mitherausgeber und Redakteur von perspektive – hefte für zeitgenösische literatur … Zuletzt erschienen: „boring river notes.“ (Graz: Keiper [Reihe Keiper Lyrik #19]); „Zweitausendachtzehn. Vier Moritaten“ (2019); „okzident express. falsch erinnerte lieder“ (2019); „liste der künstlichen objekte auf dem mond. gedicht“ (2021); „Wild On. Posse“ (2022)
„boring river notes“ keiper lyrik 19 _ Stefan Schmitzer (mit Zeichnungen von Rainer Prohaska),
Am Anfang stand ein Reisefilm des in Krems an der Donau geborenen, ebendort und in Wien lebenden Objektkünstlers Rainer Prohaska. Das Objekt in diesem Fall: ein Selbstbauboot, ein Trimaran, auf dem Prohaska mit seiner Crew von Melk bis nach Sulina im rumänischen Donaudelta schipperte. Das Thema des experimentellen Dokumentarfilms: die Dekonstruktion eines Kulturraums, der zu sein dem Donauraum aus so unterschiedlichen Beweggründen wie Habsburgnostalgie, pragmatischem Umgang mit EU-Förderkriterien oder sogar paneuropäischem Idealismus vielfach unterstellt worden ist. Tatsächlich präsentiert sich der Strom als träge Naturgewalt, begleitet von Zweckbauten und Investment-Ruinen – eine marode Szenerie, die wohl kaum ein Bild kultureller Identität, sondern weit mehr eines der Bedeutungsarmut, ja der Langeweile vermittelt. In einer frühen, funktionalen Version des vorliegenden Texts gaben Stefan Schmitzers boring river notes jenem Film eine Textebene, derer die thematisch gruppierten Bewegtbilder von der Reise, dem Boot, seiner Besatzung und Fracht bedurften, um ganz sicher nicht als numinoses Ergriffenheitsepos fehlgedeutet zu werden.
Für unsere Lyrikreihe hat Schmitzer, der sich als vielseitiger und politisch hellwacher Autor, Kritiker und Performer längst einen Namen gemacht hat, dieses Material in eine literarische Form gebracht, die sich aus dem filmischen Zusammenhang emanzipiert. Mit sprachlicher Virtuosität und gewitzter Ironie schickt er uns auf eine raffiniert langweilige Reise den Strom hinunter und dekonstruiert dabei den Bedeutungsraum des Gedichts nicht weniger wirksam als jenen vermeintlichen Kulturraum.