Bachmannpreis 2022_ „Dass dieses Etwas, das mitgeteilt werden möchte, das Wichtigste bleibt“ Ana Marwan_Schriftstellerin _ Wolfsthal/NÖ 18.6.2022

Liebe Ana Marwan, herzliche Gratulation zur Teilnahme am Ingeborg Bachmannpreis 2022!

Wie gestalte sich der Text- und Bewerbungsprozess und wie hast Du Deine Teilnahmebekanntmachung erlebt? Welche Reaktionen gab es?

Mein Verlag hat mich gefragt, ob ich eine Geschichte für den Wettbewerb schreiben möchte, und ich habe mich gefreut, eine Aufgabe und eine Frist zu bekommen, denn es war Winter und ich habe wieder widerwillig hiberniert. Der Vorschlag war für mich ich also eine Motivation, mich wieder an den Schreibtisch zu setzen, und das war gleichzeitig auch schon das Ziel. Dass ich tatsächlich zum Wettbewerb eigeladen werde, hielt ich, angesichts der Anzahl der Autoren und einer noch größeren Anzahl guter Texte, für sehr unwahrscheinlich. Also war ich, und bin es immer noch, erstaunt, nach Klagenfurt eingeladen zu werden. Normalerweise werden Dinge, sobald sie passieren, schnell selbstverständlich; in diesem Fall kann ich das nicht behaupten.

Ana Marwan_Schriftstellerin 

Wie gehst Du jetzt auf den Wettbewerb zu? Welche besonderen Vorbereitungen wird es geben?

Ich bereite mich nicht besonders vor, ich habe meinen Text zweimal meinem Hund vorgelesen und einmal meinem Mann, damit ich die vorgeschriebenen 25min nicht überschreite, und ich habe mir ein Paar Samtschuhe gekauft. Sonst wüsste ich nicht, wie ich mich vorbereiten könnte. Für mich ist das eine Art Ereignis, für das man nie wirklich bereit seit kann, weil so vieles daran unvorhersehbar ist.

Ingeborg Bachmann sagte zu den Anfängen Ihres Schreibens: „Manchmal werde ich gefragt, wie ich, auf dem Land großgeworden, zur Literatur gefunden hätte. – Genau weiß ich es nicht zu sagen; ich weiß nur, dass ich in dem Alter, in dem man Grimms Märchen liest, zu schreiben anfing, dass ich gern am Bahndamm lag und meine Gedanken auf Reisen schickte…“

Wo bist Du geboren, aufgewachsen und wo liegen die Anfänge, Wurzeln, Inspirationen Deines Schreibens?

Ich habe schon als Kind vor dem Schlafengehen Dinge auf kleine Telefonzettel notiert und sie unter dem Polster aufbewahrt. Rückblickend denke ich, es war schon immer klar, dass ich Schriftstellerin werde. Nach vorne blickend hatte ich jedoch bis vor drei Jahren keine Ahnung gehabt, was ich „werden möchte“. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens geglaubt, ich bin noch nicht, ich werde etwas. Jetzt fühle ich mich als Schriftstellerin. Ich glaube aber gleichzeitig auch: Wenn ich z.B. Gärtnerin geworden wäre, würde ich auch einen Weg sehen, der sich seit meiner Kindheit bis heute klar durchziehen würde und als offensichtlichste Wahl erscheint.

Was ist Dir in Deinem Schreiben wichtig und welche aktuellen Projekte gibt es?

An meinem Schreiben ist mir wichtig, dass es weiterhin aus meinem eigenen Bedürfnis, etwas mitzuteilen, entsteht. Dass dieses Etwas, das mitgeteilt werden möchte, das Wichtigste bleibt und weder dem Mitteilenden noch dem Empfänger Vorrang gibt.

Ich würde auch echt ungern ein tour de main, eine Handfertigkeit entwickeln, die mir das Schreiben leicht machen würde. Eine künstlerische Geste kann man leicht nachmachen, die ist dann aber von allen möglichen leeren Gesten die unnötigste.

Was kommt unbedingt auch in den Reisekoffer für Klagenfurt?

Meine neuen Samtschuhe. Ich möchte nicht oberflächlich klingen, aber alle meine Schuhe sind dreckig, ich gehe seit Jahren sehr wenige Asphaltwege, und ich erfreue mich ihrer sanften Unbenutztheit.

Vielen Dank für das Interview! Viel Freude und Erfolg in Klagenfurt!

Bachmannpreis 2022 _ Teilnehmer:innenvorstellung:

Ana Marwan_Schriftstellerin 

Foto_Marijan Močivnik

Walter Pobaschnig 6_22

https://literaturoutdoors.com

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