Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023
Interview _ Gabriele Kögl, Schriftstellerin_Wien
Ist Österreich als Gastland die vorauseilende Revanche für den deutschen (Sommer) Gast?
Nicht nur für den Gast, auch für die vielen deutschen Hackler und Hacklerinnen. Wie wir wissen, stellen die Deutschen den größten Anteil an Gastarbeitern und Gastarbeiterinnen dar. Jetzt hackeln wir einmal ordentlich in Leipzig auf der Buchmesse und sind heuer dort wohl die meisten Gastarbeitenden.

Was zeichnet den österreichischen Gast aus?
Das Klischee: Grantig sein, jammern, alles mit daheim vergleichen und draufkommen, dass es dort eh am Besten ist, wo man herkommt. Und im Ausland wäre es nur wirklich schön, wenn es die Ausländer nicht gäbe.
Manchmal muss man sich als Gast aber auch richtig bemühen, das Klischee zu erfüllen, um die Gastgeber oder das Gastland in der Erwartung nicht zu enttäuschen. Das wird in Leipzig nicht anders sein. Wir werden ihnen schon zeigen, wo der Bartl den Most holt mit unserem Österreichisch.
Wird Leipzig das Literatur-Cordoba für Österreich?
Ich habe es ja schon miterlebt, als Österreich in Frankfurt Gastland war. Damals gab es Leipzig in dieser Form noch gar nicht. Seither sind wir zweimal Weltmeister geworden (LNP)und haben zweimal in Frankfurt gesiegt (DBP). Insofern können wir diesem Medienspektakel gelassen entgegenschauen. Wir haben nichts zu verlieren.
Ist „Meaoiswiamia“ als majestetischer Plural gemeint, um Deutschland geschickt narzisstisch zu überlisten, oder als Selbstkritik am Literaturbetrieb?
Ich hoffe, irgendjemand in Deutschland versteht es. Wenn wir schon in unserer Geheimsprache dort auftreten, hätte ich gesagt: Meaoiswiamiasanmia. Vielleicht besteht die Überlistung darin, die unüberwindliche Tiefe zwischen der deutschen und der österreichischen Sprache zu manifestieren. Also doch ganz narzisstisch: Miasanmia (und nur die Eingeweihten kriegen es mit, also nur mia söba).
Henne oder Ei? Wer zuerst? Wer war literarisch zuerst da? Österreich oder Deutschland – Wer ist literarische Henne oder literarisches Ei?
Ich glaube, Österreich war immer der Gockel, der alle befruchtet.
Herzlichen Dank!
Zur Person_Gabriele Kögl wurde in Graz geboren und wuchs in der Weststeiermark auf. Sie absolvierte ein Lehramtsstudium in Graz sowie ein Studium an der Filmakademie Wien. Sie verfasste Drehbücher für Kurz- und Dokumentarfilme, seit 1990 schreibt sie literarische Texte: Romane, Theaterstücke und Hörspiele. Gabriele Kögl erhielt zahlreiche Preise, zuletzt wurde sie 2019 für ihr Hörspiel »Höllenkinder« mit dem Prix Europa für das beste europäische Hörspiel des Jahres ausgezeichnet. Im Picus Verlag erschien 2020 ihr Roman »Gipskind«. members.aon.at/gkoegl
https://www.picus.at/autoren/gabriele-koegl/
Aktueller Roman_

Gabriele Kögl, Gipskind, Picus Verlag
Einband gebunden, 336 Seiten
Format 13,5 x 21,0
ISBN 978-3-7117-2098-6
Ersch.Datum August 2020
€26,00kaufen
E-Book €19,99E-Book kaufen
Gipskind
Foto_privat
28.4.2023_Interview_Walter Pobaschnig.