50.Todestag Christine Lavant, Schriftstellerin _ „Sie war in die Sprache verliebt“ _ Christine Lavant revisited _7.6.2023

Yvonne Brandsteter, Schauspielerin _ acting Christine Lavant _
50.Todestag Christine Lavant, Schriftstellerin _Christine Habernig, geb. Thonhauser; * 4.Juli 1915  in Großedling be St.Stefan im Lavanttal +7.Juni 1973 Wolfsberg
St.Stefan/Lavanttal _ Kärnten
„Christine Lavant“ Schule in St.Stefan

Mein Name ist Hans Lintschnig, meine Eltern waren die Quartiergeber Christine Lavants in St.Stefan (ab 1951 Anm.). 1950 vergrößerten wir unsere Gemischtwarenhandlung und konnten Christine eine kleine Wohnung zur Verfügung stellen. Wir haben sie Christl genannt, mit meiner Mutter spielte Christine Karten.

Sie war unsere unauffällige Mitbewohnerin und es war nicht abzusehen, dass aus Ihr eine solche Berühmtheit wird.

Hans Lintschnig zeigt auf die Wohnung Christine Lavants im 1.Stock des Hauses
Geburtshaus von Christine Lavant

„In diesem Haus in St. Stefan erblickte die Schriftstellerin Christine Lavant (eigentlich Christine Habernig, geb. Thonhauser) am 4. Juli 1915 das Licht der Welt. Das einstige Wohnhaus der Familie wurde später verkleinert und zu einer Garage umgebaut.
Das Haus befindet sich kurz nach der südlichen Ortseinfahrt von St. Stefan auf der linken Seite im Ortsteil Großedling.
Ca. 600 Meter weiter Richtung Norden, befindet sich auf der rechten, östlichen Straßenseite das Haus der Familie Lintschnig, auf dessen nördlicher Fassade eine Gedenktafel daran erinnert, dass Christine Lavant dort von 1951 bis zu ihrem Tode am 7. Juni 1973 gelebt hat.

Das Haus in Großedling trug vormals die Bezeichnung „Bäcklkeusche“. Erich Kucher, ein Neffe von Christine Lavant, beschrieb die Wohnsituation der Familie Thonhauser folgendermaßen: „Drei Kinder schliefen bei der Mutter im Bett, eines auf dem alten Diwan, zwei auf einem Bett im Keller und das Kleinste in einer großen Schublade, die tagsüber unter das Bett geschoben wurde.“

http://www.kleindenkmaeler.at/detail/christine_lavant_geburtshaus 6.6.2023

Hans Lintschnig : In ihrem Kontakt zur Nachbarschaft war ihr Solidarität wichtig. Sie war eine bemitleidenswerte Frau, die niemand etwas Böses wollte.

Sie war in die Sprache verliebt, auch in Wörter, die im Alltag nicht üblich waren. Als Beispiel etwa, sie bezeichnete die Straßenlaternen als „Kandelaber“. Oder die Scheibtruhen der Bauarbeiter waren für sie die „Kaijola“.

Ihr Lieblingsgetränk war Tee, schwarzer Tee. Geraucht hat sie sehr starke filterlose Zigaretten.

Mit Werner Berg und seiner Frau Mauki verband sie eine enge Freundschaft. Wie eng, intensiv diese war, spielt ja keine Rolle mehr. Ich denke, dass nicht alles zutrifft, was gemutmaßt wird.

Christine lebte hier bei uns mit Ihrem Ehemann, dem Kunstmaler, Benedikt Habernig. Es war ein großer Altersunterschied, aber der Tagesrhythmus war ein verschiedener. Ihr Mann ging fast täglich nach Wolfsberg und zurück, wohl zu geselligen Treffpunkten. Christine kochte für ihn. Es war eine einfache Kost von Kartoffeln, Nudl. Nicht Käsnudl, da es damals kaum Topfen gab.

Sie lebte sehr zurückgezogen und hielt sich gerne hier im Garten auf. Sie schätzte auch den Blick auf die Koralm sehr.

Hans Lintschnig im Garten seines Hauses

Ihre Reise nach Instanbul bewirkte auch eine „Verunsicherung“ ihres traditionellen christlich-katholischen Glaubens. Die Symbolik des Mondes, auch auf ihrem Grab, weist für mich darauf hin. Ihr Mann soll ja in den letzten Jahren zum evangelischen Glauben übergetreten sein.

Standort des ehemaligen Wohnhauses von Christine Lavant in St.Stefan_
1951 Umzug zur Familie Lintschnig

In den 1960er Jahren übersiedelte sie kurz nach Klagenfurt in ein modernes mehrstöckiges Wohnhaus. Ein Reporter besuchte sie damals. Alle Fenster bis auf eines nach Osten waren mit Vorhängen verdunkelt. Auf die Frage des Reporters warum, antwortete sie, dass das eine freie Fenster nach Osten und in das Lavanttal weise.

Sie kehrte daraufhin bald nach St.Stefan zurück.

In der Zeit des Nationalsozialismus war sie in ihrer gesundheitlichen Konstellation sehr gefährdet. Da ein Onkel von ihr Bürgermeister von St.Stefan war, war sie geschützt und wurde nicht wie viele andere im Euthanasie Programm ermordet.

Gegen Ende ihres Lebens übersiedelte sie in ein Pflegeheim nach Wolfsberg, wo sie auch starb.

Grab von Christine Lavant in St.Stefan
50.Todestag Christine Lavant, Schriftstellerin _
Christine Habernig, geb. Thonhauser; * 4.Juli 1915  in Großedling be St.Stefan im Lavanttal +7.Juni 1973 Wolfsberg

Yvonne Brandsteter, Schauspielerin _ acting Christine Lavant

Yvonne Brandsteter, Schauspielerin _ Wien

Alle Fotos/Interview _ Walter Pobaschnig

Fotos_acting Christine Lavant_Grand Mercure Biedermeier Hotel Wien _ herzlichen Dank für die Kooperation!

Literatur outdoors 6/23

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