Österreich_Gastland Leipziger Buchmesse 2023
Interview _ Eva Schreiber, Schriftstellerin_Wien

Liebe Eva Schreiber, ist Österreich als Gastland die vorauseilende Revanche für den deutschen (Sommer) Gast?
Ich komm nicht drauf, wie die Frage gemeint ist. Ok, es ist 05:26 nach drei intensiven Tagen.
Was zeichnet einen österreichischen Gast aus?
Er führt sich halbwegs anständig auf, wenn er sehr sehr nett behandelt wird.
Wird Leipzig das Literatur-Cordoba für Österreich?
Öhm, das bräuchte jetzt noch einen Edi Finger, den sen. Aber es war schon sehr schön.
Ist „Meaoiswiamia“ als majestetischer Plural gemeint mit dem WIR geschickt Deutschland narzisstisch überlisten?
Interessante Idee. So hab ichs noch gar nicht gelesen. Jedenfalls hatte ich das Vergnügen, mit etlichen BesucherInnen ins Gespräch zu kommen, die vergeblich versucht haben, „meaoiswiamia“ auszusprechen. Wies genau gemeint ist, tja, darüber haben wir dann gemeinsam nachgedacht. Lautmalerisch ists jedenfalls wunderschön.
…oder als Selbstkritik des Literaturbetriebes?
Haha. Vielleicht als Lob an den Gastgeber, quasi als Einladung an potenzielle Sommergäste.
Was nimmt ein österreichischer Gast aus Deutschland mit. Offiziell und inoffiziell.
Offiziell: Großartige Organisation, wunderbare Veranstaltungen, großzügige Gastgeber – der Empfang im Gewandhaus, das hatte schon was.
Inoffiziell: Ich lass eine Bitte da: Bitte alle Klo-Kabinen offiziell für alle BesucherInnen vorsehen, dann fühlt man sich nicht so komisch, wenn man aufs Männerklo geht, um die Schlange vor dem Frauenklo etwas abzukürzen.
Wer kann besser lesen – Deutschland oder Österreich?
3:2 für Österreich. Aber warum klingen bloß viele junge AutorInnen aus Österreich wie junge AutorInnen aus Deutschland?
Herzlichen Dank!
Zur Person_Schreiber Eva wurde 1962 geboren und wuchs in Mannersdorf am Leithagebirge in Niederösterreich auf. Sie studierte in Wien und Linz und war 30 Jahre lang als Journalistin, Pressereferentin und Konsumentenschützerin in den Arbeiterkammern für NÖ und später für das Burgenland tätig. Seit 2003 lebt sie in Winden am See, seit 2018 ist sie freie Autorin.
Nach Reportagen aus der Arbeitswelt und Reiseberichten begann Eva Schreiber mit dem Verfassen von literarischen Texten. Erste Veröffentlichungen waren 2017 Nobody saw me writing this über die Künstlerin Fria Elfen (ORF Burgenland) und 2019 Mein Abenteuer Motorsport, die Biografie eines Rennfahrers. Mit dem Text Leermeldung war Eva Schreiber auf der Shortlist des Ö1-Literaturwettbewerbes 2017. Mit Trude und Amalie gewann sie 2019 den ersten Platz beim Literaturpreis der Energie Burgenland. Ihre Kurzgeschichte Schau, da unten sind die Indianer … war auf der Longlist des FM4 Literaturwettbewerbes Wortlaut 2021. Eine Ahnung vom Ende des Glücks ist ihre erste Buchveröffentlichung.
https://shop.lexliszt12.at/brand/126-schreiber-eva
Aktuelles Buch_Eva Schreiber, Eine Ahnung vom Ende des Glücks. Kurzgeschichten. Edition lexliszt12. 2022

„Eva Schreibers Kurzgeschichten handeln vom Vergessen und Vergehen, von der Brüchigkeit menschlicher Beziehungen, aber auch von den Absurditäten des Alltags. Die Autorin schildert all das mit einem wertschätzenden Blick auf ihre Figuren, einem angedeuteten Augenzwinkern und in einer angenehm knappen Sprache, die ohne überflüssige Verzierungen auskommt. Nicht nur die Titelgeschichte vermittelt dabei das, was in Eva Schreibers literarischem Universum allgegenwärtig mitschwingt: eine Ahnung vom Ende des Glücks.
Man muss in Würde sterben können, sag ich immer. Ich wär schon dafür, dass die Ärzte was machen können, wenn man keine Lebensqualität mehr hat. Das Schwierige ist nur, wann ist der Moment? Ich hätt Angst, dass ich den Moment versäum.
Aus der Kurzgeschichte: Um einen Strich in der Hose hat man sich nicht gekümmert …“
Eva Schreiber, Eine Ahnung vom Ende des Glücks. Kurzgeschichten. Edition lexliszt12. 2022
Coverbild: Manu Tober Artikel-Nr.: 978-3-99016-223-1 20,00 € Bruttopreis
https://shop.lexliszt12.at/lyrikprosa/10-eine-ahnung-vom-ende-des-gluecks.html
Foto_Birgit Machtinger
Walter Pobaschnig 30.4.2023