
Da ist das Kind. Unten. Und oben ist die Welt. Die Worte der Anderen. Erzählungen. Und das Kind fragt nach. Zupft an der Kochschürze, der karierten. Oma!
Und die Oma erzählt. Vom Tanz des Jugo im November. Nackt. Auf den Gräbern. Sein Name: Dragan Dschomba. Aber zum Erzählen bleibt nicht viel Zeit. Das Leben geht weiter.
Da und dort. Im Wirtshaus und überall. Es wird erzählt, gelacht, getrunken. Nur auf dem Friedhof nicht. Da ist ein Geheimnis. Das Geheimnis der Toten. Und nun der Tanz der Toten mitten im Leben, mitten im Aufwachsen, mitten in den vielen Fragen und den Blicken nach Oben und überallhin geht weiter….
Karin Peschka, Publikumspreisträgerin beim Ingeborg Bachmannpreis 2017, legt mit „Dschomba“ einen Roman vor, der in großartiger Sprach- und Erzählkraft Leserin und Leser mitten in ein heranwachsendes Leben und dessen Wunderkraft des Sehens, Hörens, Fragens und Schreibens mitnimmt.

Publikumspreisträgerin beim Ingeborg Bachmannpreis 2017
Eine Kleinstadt und das vertraute Leben und seine Besonderheiten, welche den Tageslauf unterbrechen, stehen dabei im Mittelpunkt. Zentral ist dabei die Ankunft eines Fremden, sein Geheimnis, das bald zum Geheimnis dieser Stadt wird und die Neugierde der Wirtshaustochter, welche die hellen und dunklen Farben des Lebens immer mehr kennenlernt am Weg dieses Geheimnisses wie in den Erfahrungen, Erlebnissen der Kindheit und Jugend.
Karin Peschka verbindet in ihrem begeisternden neuen Roman eine hintergründige, spannende wie gesellschaftskritisch tiefsinnige story mit einem faszinierenden Zeitpanoptikum im Heranwachsen und der gesellschaftlichen Sozialisation der 1970/80er Jahre. Die Frage nach Fremdheit und Vertrautheit wird dabei im außergewöhnlichen literarischen Kunstgriff zum existentiellen wie gesellschaftlichen Thema und fragt so nach dem Menschsein in Sinn, Würde und Gemeinschaft über Zeiten und Generationen hinweg.
Ebenso ist die inhaltliche Erzählperspektive der Kindheit, in der es eine sehr starke Sprach-, Frage-, Dialogkraft in der Sehnsucht nach Wissen gibt, eine spannende Rückfrage auf Möglichkeiten, Chancen wie Herausforderungen gegenwärtiger Kindheitserfahrungen im digitalen Zeitalter, das zudem von Krise und Krieg erschüttert wird. Das Fragen, Erfahren, Erleben der Wirtshaustochter im Roman ist auch ein Plädoyer für eine neugierige, frage-, und sprachorientierte Kindheit, der sich die Erwachsenenwelt in allen Herausforderungen täglich neu zu stellen hat.
„Zufrieden sein für den Moment, sich lösen von der Großmutter, die eine Arbeit wieder aufnehmen will, die vor allem das Enkerl loswerden will und es verscheucht:“ Geh jetzt.“
„Karin Peschkas Sprachreich ist ein Wunderland des Lebens, das überrascht, fasziniert und bereichert.“
„Dschomba“ Karin Peschka. Otto Müller Verlag. 2023.
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Fotos_Walter Pobaschnig