Liebe Angela Köstler, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Da ich Lehrerin an einem Gymnasium, kann man sich meinen Tagesablauf gut vorstellen, da ja jeder einmal selbst eine Schule besucht hat: 6 Uhr aufstehen, Frühstück, Aufbruch von Moosburg nach Landshut ans Hans-Carossa-Gymnasium, 4-6 Std Unterricht, am Nachmittag korrigieren oder vorbereiten (oder Nachmittagsunterricht).
Ich veranstalte aber auch regelmäßig Kunstevents an unserer Schule – alle zwei Jahre Literaturtage mit renommierten KünstlerInnen und AutorInnen sowie Theateraufführungen – momentan leite ich unser Oberstufentheater und habe im März „Die Physiker“ von Dürrenmatt inszeniert.
Früher bin ich auch auf Poetry Slams aufgetreten und habe immer noch Kontakte in die Szene. Meine Fächer sind D, E und Spanisch. Künstlerisch tobe ich mich in meinen P-Seminaren für die Oberstufe aus: Momentan leite ich ein P-Seminar LiteraTOUR Berlin, ich hatte aber auch schon Poetry-Slam-P-Seminare, außerdem beispielsweise auch eines mit dem Thema Latin Dance, da ich einen Basic-Trainerschein Zumba besitze.
Am Wochenende oder in den Ferien nähe ich gerne und entwerfe u.a. auch Kleider – gelegentlich gemeinsam mit einer Kollegin.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Zeit, Liebe, gute Gespräche, Freundschaften
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Ich denke, nur die Kunst kann die Wertigkeit des Lebens erhöhen: ein gutes Buch, das uns zum Nachdenken anregt, eine Theateraufführung, die neben den rationalen Seiten auch unsere emotionalen, affektiven Seiten anspricht, ein tolles Konzert, das uns kurzzeitig von den Alltagssorgen erlöst. (um nur wenige Beispiele zu nennen)
Was liest Du derzeit?
Momentan lese ich „Last Night at the Telegraph Club” von Malinda Lo, da ein Kollege und ich die Autorin über das White Ravens Festival nach Landshut an unsere Schulen holen wollen. Und Peter Stamms „In einer dunkelblauen Stunde“ lese ich, unter anderem weil Stamm einer meiner Lieblingsautoren ist.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Peter Stamm „In einer dunkelblauen Stunde“ S. 239: „Es geht um die Präsenz […] ganz da zu sein in diesem Moment, an diesem Ort. Man kann es nicht wirklich erklären, aber wenn es geschieht, dann weiß man es, dann ist man sich so sicher, wie man sich noch nie vorher sicher war. Dabei ist es nichts Großartiges, es kann jederzeit geschehen. Jede und jeder kennt das: dass sich alles richtig anfühlt. Dann kann man ganz Paris mit einem Apfel in Erstaunen versetzen, dann braucht es gar nicht mehr. Nicht einmal mehr Worte.“

Vielen Dank für das Interview liebe Angela, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Angela Köstler _Schriftstellerin, Kulturarbeiterin und Pädagogin
Zur Person_Angela Köstler _ 1973 in Landshut geboren
Studium der Germanistik, Anglistik und Romanistik an der LMU München
1 Jahr Auslandsstudium in Salmanca
1 Jahr Auslandsstudium in Aberdeen
Freie Mitarbeiterin bei Lokalzeitungen im Raum Freising
Nach dem 1. Staatsexamen Volontariat beim Kinder- und Jugendbuchverlag Löwe in Bayreuth
Referendariat in München am Oskar-von-Miller Gymnasium
Anstellung am Michaeli-Gymnasium München
Seit 2007 am Hans-Carossa-Gymnasium in Landshut tätig
Fotos_privat.
22.4.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.