Liebe Nora, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Beim Milchkaffee schaue ich, was es in der Welt Neues gibt, am Vormittag schreibe ich per Hand, am Nachmittag erledige ich Dinge digital. Der Abend ist der Kultur und dem sozialen Leben vorbehalten.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Freundschaften, Familie, Freundlichkeit sich selbst und anderen gegenüber.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ich glaube, es ist ganz grundsätzlich wichtig, das Denken in Gegensätzen und Ideologien zu überwinden, damit gemeinsam nach Lösungen gesucht werden kann.
Kunst ist immer ein Spiegel; Literatur kann Zugänge eröffnen zum Anderen, Fremden, weitet den Blick, regt zur Auseinandersetzung an mit dem Eigenen und dem Fremden, zeigt die Welt, zeigt uns in all unseren Widersprüchen. So wird sie wahrhaftig, lädt Verstand und Gefühl zu mehr Offenheit ein, die wir brauchen, um Veränderungen zu leben.
Was liest Du derzeit?
Rachel Cusk: Coventry; aus dem Englischen von Eva Bonné
Javier Marias: Tomás Nevinson; aus dem Spanischen von Susanne Lange
Ulrike Hermann: Das Ende des Kapitalismus
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Unbekleidet kann die Wahrheit verletzlich, unansehnlich und schockierend sein; übertrieben aufgemacht wird sie zur Lüge.” (Rachel Cusk: Coventry)
Vielen Dank für das Interview liebe Nora, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Nora Lachmann, Schriftstellerin
Zur Person_Nora Lachman, geboren in Berlin. Ummauert aufgewachsen — erst Bücher und dann die Ferne entdeckt. Immer zurückgekehrt. 2014 erschien der Roman „Die Quintessenz von Staub”. Seit 2019 im Vorstand des Netzwerks Freie Literaturszene Berlin. Passionierte Fahrtenseglerin und Reisende mit dem Blog Positionsmeldung:
http://www.noralachmann.de
Foto_Claudia Haarmann
22.3.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.