„im eigenen Umfeld und Bekanntenkreis bestmöglich zu leben und zu wirken“ Philipp Létranger, Autor _ München 13.4.2023

Lieber Philipp, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich stehe recht regelmäßig auf, im Winter später und schwerer als im Sommer, und gehe noch am gleichen Tag zu Bett. Das Schreiben, das Lesen und die Kommunikation drumherum (ich muss euch hier nicht erklären, was ich meine ;)) nehmen breiten Raum ein, sind aber keiner festen Tagesroutine unterworfen. Ich sehe das nicht als Arbeit. Ich bin ja im „Brotberuf“ bereits im Ruhestand, erlebe das Schreiben als Muße und Spätberufung.

Ich gehe täglich mit meinem Hund spazieren, und unterhalte mich gerne mit meiner Frau. Wir machen gerne Ausflüge in die Umgebung, hin und wieder eine kurze Reise. Regelmäßig scheitere ich daran, alles zu erledigen, was das schnöde Leben an Beschäftigungen und Verrichtungen einfordert.

Ich schreibe das meiste auf einen Block oder direkt in mein Tablet, unterwegs auch mal ins Handy. Daher bin ich örtlich und zeitlich in Bezug auf das Schreiben ungebunden.

Philipp Létranger, Autor, Lyriker

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich scheue solche Gedanken und Aussagen. Vermutlich ist es mit Recht völlig individuell, was gerade besonders wichtig ist.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Vieles deutet anscheinend darauf hin, dass die Welt, wie wir sie kennen, auf schwere Krisen zugeht, vielleicht sogar untergeht. Gleichzeitig ist jeder einzelne Mensch dagegen völlig machtlos. Vielleicht ist das Beste, in dieser Wahrnehmung der Situation nicht der Rückzug ins Private, aber die Konzentration darauf, dort im eigenen Umfeld und Bekanntenkreis bestmöglich zu leben und zu wirken.

Oft frage ich mich, ob das Schreiben oder die Ausübung einer Kunstform einer Rechtfertigung bedarf. „Weshalb schreibst du, anstatt die Welt zu retten?“. Da läge es nahe, zu antworten, dass ich mit meinem Schreiben einen Beitrag zum Guten und Besseren leiste.

Vielleicht tue ich das sogar, indem ich Muße pflege und mit meinen Worten an den scheinbar wohlgeordneten Gedankenstäben unserer Wahrnehmung rüttele. Schön wärs.

Was liest Du derzeit?

Ich lese vieles, aber nicht wirklich viel. Täglich lese und kommentiere ich Gedichte in einem kleinen geschlossenen Forum von Dichtern, in dem ich wirken darf. Zusätzlich lese ich gerne aus öffentlich zugänglichen Quellen wie lyrikline.org oder deutschelyrik.de, auch in Facebook.

Es liegen immer ein paar Lyrikbände herum, derzeit zum Beispiel von Elke Erb und Jürgen Brôcan. Da liegt ein Buch über Poetik „Minima Poetica“, und der Romanklassiker „Manhattan Transfer“ .

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ich erlaube mir, ganz unbescheiden, eine Strophe aus einem eigenen Gedicht, passend zur kommenden Jahreszeit:

im straßencafé

küsst mich dein lachen

die stühle blühen

Vielen Dank für das Interview lieber Philipp, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Philipp Létranger, Autor, Lyriker

Foto_privat

Walter Pobaschnig _ 6.3.2023

https://literaturoutdoors.com

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