„Romy Schneider war immer alles“ Phoebe Violet, Musikerin _ 40.Todesjahr Romy Schneider _ Wien 16.10.2022

Phoebe Violet_Musikerin, Malerin _
acting Romy Schneider, Schauspielerin (*1938 Wien +1982 Paris)

Liebe Phoebe, welche Bezüge, Zugänge gibt es vonDir zu Romy Schneider?

Als Kinder haben wir zu Hause die Sissi Trilogie ungefähr 500 mal gesehen.

Gibt es einen Film von Romy Schneider, den Du hervorheben möchtest und warum?

 “L’Enfer” von Henri-Georges Clouzot. Der Film wurde nie vollendet, aber Teile davon sind online verfügbar. Dieser Film ist für mich ein Gesamtkunstwerk, sie natürlich auch.

Romy Schneider spielte in ihren Filmrollen sehr intensiv und ausdrucksstark, auch körperlich, und ging bis an die Grenzen des persönlich Möglichen. etwa in den Filmen „Nachtblende“, „Trio infernale“ oder „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“. Wie siehst Du als Künstlerin die Darstellerin Romy Schneider in Ihrem Kunstgenre?

Unfassbar. Die Farbpalette, die sie von sich zeigte, war immer anders, immer auf der Suche nach Neues. Ich mache mir fast Sorgen um sie, wenn ich sie auf der Leinwand anschaue. Es geht so tief hinein, wie sie spielt. Sie nimmt alles auf, da gibt es keine Wände.

Müssen Mensch und Kunst sich immer ganz nah, intensiv berühren, um das Publikum erreichen und auch berühren zu können?

Die Frage finde ich seltsam gestellt. Weil Kunst und Mensch sind nicht zwei voneinander getrennte Sachen. Kunst entsteht in einem; durch einen. Somit kann ich nicht sagen, dass ich “nah zur Kunst stehe”, wenn Kunst aus mir kommt. Es ist einfach immer da. Kunst macht man nicht für ein Publikum. Kunst macht man, weil es aus einem raus muss. Diese Eile ist so voll mit Leidenschaft und Ehrlichkeit, dass es andere berührt. Oder nicht. Weiss ich nicht…

Gibt es Momente in der Kunst, in der sich gleichsam die Kontrolle im Kunstprozess verlieren kann? Und wenn ja, was holt einen dann zurück?

Die von der Gesellschaft festgestellte Realität.

Würdest Du einen Film von Romy Schneider gerne spielen und wenn ja, warum?

 Nein.

Es gibt von Romy Schneider sehr viele Fotoserien. Gibt es eine Serie, die Du hervorheben möchtest?

Ich kenne nicht viele, aber es gibt eine Fotoserie von der deutschen Fotografin Helga Kneidl: Romy Schneider ganz entspannt, Schneidersitz, in einem Blumenkleid, schulterlos, Zigarette in der Hand. Diese Leichtigkeit finde ich wunderschön.

Wie siehst Du Romy Schneider vor der Fotokamera? Ist sie da Schauspielerin oder Privatperson oder beides?

Ich glaube, sie war immer alles.

Auch unser Projekt ist ein szenisches Foto/Interviewprojekt. Wie hast Du Dich im Vorfeld darauf vorbereitet und was ist Dir dabei wichtig?

Ich dachte an Kleidung. Und durchwühlte mein Kleiderschrank. Las auch ein bisschen über sie. Aber nicht viel. Da kommt so viel Tratsch und private Sachen, die ich nicht erfahren will.

Wie siehst Du das Spannungsverhältnis von Öffentlichkeit und Schauspielberuf bei Romy Schneider wie an sich (Kunstberuf)?

Ich glaube, es gibt eine Schwelle des Ruhmes, wo es sehr schwer wird, das eigene Leben für sich zu behalten. Mir stört es sehr, wenn interessante Persönlichkeiten und KünstlerInnen durch ihr Privatleben zerstört werden. Es ist, als ob sich die Masse erfreut, wenn sie erfahren, dass diese unfassbare Person in Wirklichkeit doch leidet. Dann wird sie „normal“. Ich kann mir vorstellen , dass es für den meisten unvorstellbar ist, dass Menschen so pervers sein können, Genuss in der Qual anderer zu finden. Aber angeblich ist das Verkaufen vom Verfall des eigenen Privatlebens ein tolles Geschäft. „Skandal“ bedeutet „viel kassieren“. Und Geld bezahlt die Rechnungen; nicht Menschlichkeit. Der Umgang mit Romy Schneider war ja nicht anders.

Romy Schneider wechselte nach großen Schauspielerfolgen in den 1950er das Filmgenre wie das Land. Wie siehst Du die Möglichkeiten persönlichen Entwicklungsweges im Kunstberuf?

Das Leben besteht aus persönlicher Weiterentwicklung. Wenn das aufhört, ist man tot. Wie zuvor gesagt, Kunst und Mensch-sein gehen Hand in Hand. Kunst für mich ist eine Reflexion oder Darstellung von eigenen Prozessen oder Prozessen anderer, die man internalisiert und kristallisieren möchte. Ohne persönliche Entwicklung findet nichts statt.

Wie war Dein Weg zur Kunst und welche Erfahrungen hast in Wien gemacht?

Ich bin mit Kunst aufgewachsen. Wir – meine Schwester und ich – hatten einen sehr respektvollen und gleichzeitig sehr zugänglichen Bezug zur Welt der Kunst. Das habe ich meiner Mutter zu verdanken. Wien hat meine künstlerische Ader auf jeden Fall unterstützt. Es sind 20 Jahre Erfahrungen in Österreich, davon 16 in Wien. Da wusste ich nicht, wo ich anfangen würde.

Was wünscht Du Dir für den Kunstberuf?

 Ich habe keine Wünsche. Nur viele Ideen, die ich umsetzen werde.

Was sind Deine kommenden Projekte?

Es entstehen gerade mehrere. Ich möchte erst darüber sprechen, wenn sie klarer sind.

Was möchtest Du Kunststudenten*innen mitgeben?

Gar nichts. Sie sollen es selbst herausfinden.

Wie siehst Du die Umstände des Todes von Romy Schneider?

Ich habe mich damit nicht befasst. Ich sehe nur, was sie als Künstlerin hinterlassen hat. Und das ist wunderschön.

Was würdest Du Romy Schneider sagen, fragen wollen?

Ob sie mit mir auf einen Kaffee gehen möchte.

Was kann eine Künstlerin von Romy Schneiders Werk und Leben mitnehmen?

Ihre Perspektive.

Phoebe Violet_Musikerin, Malerin _
acting Romy Schneider, Schauspielerin (*1938 Wien +1982 Paris)

40.Todesjahr _ Romy Schneider, Schauspielerin (*1938 Wien +1982 Paris) _ im Gespräch und szenischem Fotoporträt:

Phoebe Violet_Musikerin, Malerin

https://www.phoebeviolet.com/news

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _Wien_10.2022

https://literaturoutdoors.com

Walter Pobaschnig 10_22

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s