„neue Formen der Gemeinschaft entdecken“ Birgit Ebbert, Schriftstellerin _ Hagen/D 10.2.2022

Liebe Birgit, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Der Ablauf meines Schreiballtags ist in der Pandemie gleich geblieben, ich sitze am Schreibtisch und schreibe. Ich habe eher mehr Zeit dafür, allerdings fallen teilweise Recherchen vor Ort weg oder sind komplizierter. Je nach Phase der Pandemie hat sich der Anteil an Außenterminen für Lesungen, Workshops und Recherche geändert. Was mir aber auffällt, dass ich insgesamt mehr Zeit zum Nachdenken, Lesen und Recherchieren habe, weil Freizeitaktivitäten außer Haus seltener sind.

Birgit Ebbert, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

In der aktuellen Situation ist es, glaube ich, besonders wichtig, nicht den Mut zu verlieren und kreativ zu sein, neue Formen der Gemeinschaft zu entdecken und neue Wege für schöne Erlebnisse auszuprobieren. Beziehungen im Herzen und schöne Bilder im Kopf geben Kraft, die außergewöhnliche Zeit zu bewältigen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Der Aufbruch und Neubeginn wird einerseits befreiend, aber in manchem auch belastend werden. In der Pandemie haben wir viele Menschen und berufliche PartnerInnen neu kennengelernt, positiv oder auch negativ. Das will verarbeitet und gleichzeitig müssen Ideen und Energie entwickelt werden, da können Literatur und Kunst helfen. Für mich war Literatur immer einerseits Mittel zur Flucht aus dem Alltag, mit dem ich neue Energie getankt habe, und andererseits Inspiration für mein Leben. Beides werden wir benötigen verbunden mit dem Optimismus, dass Arbeit und Leben gut oder sogar besser werden können, auch wenn sie anders sind und von dem Gewohnten abweichen.

Was liest Du derzeit?

Genau aus dem Grund, den ich in der vorherigen Frage genannt habe, lese ich derzeit vor allem Biografien und Romanbiografien, vor allem über Frauen in Zeiten, in denen Frauen es nicht leicht hatten. Ganz aktuell ist das „Fast Girls“ von Elise Hooper über drei amerikanische Sportlerinnen, die 1936 in Berlin bei den olympischen Spielen angetreten sind.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch.“ Das Epigramm von Erich Kästner ist für mich ein Lebensmotto und in dieser Zeit ist es nicht das Schlechteste gelegentlich offen, neugierig, unvoreingenommen und energiegeladen zu sein wie ein Kind.

Vielen Dank für das Interview liebe Birgit, viel Freude weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Birgit Ebbert, Schriftstellerin

https://www.birgitebbert.de/

Foto_privat.

6.1.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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