
Da ist die Leinwand. Da ist Marius. Und da ist die Farbe. Und das Bild im Kopf und in der Bewegung des Pinsels über dem alles umfassenden Weiß vor ihm. Er sieht jetzt die Umrisse der Frau bevor er sie malt. Und er hat Angst…
„Er hat Angst, dass sie ihr Gesicht zeigen könnte, und deshalb wird er sie nur von hinten malen, von der Seite vielleicht, aus allen möglichen Perspektiven. Nur nicht von vorne. Nur nicht so, wie er sie zuletzt gesehen hat…“
Hier ins Atelier hat er sich zurückgezogen. Er absolviert nur die notwendigsten Wege nach draußen. Einkaufen, Behörden…
Er ringt hier mit seinen Bildern. Denen auf der Leinwand und denen im Kopf. Erinnerungen wie Hirnwindungen. Unsichtbar und präsent, fordernd. Das Kindsein. Die Mutter. Das Dunkle….
Und da ist Colette. Und die Sehnsucht ganz zu werden. Wie geflochtenes Haar. Wie jenes der Mutter…
Die Wiener Schriftstellerin Elke Steiner legt mit ihrem neuen Roman „Die Frau im Atelier“ eine hintergründige wie mitreißende Spurensuche nach dem Menschsein in Verlust und Neubeginn vor. Es ist beeindruckend wie fein und aufmerksam hier Gedanken, Erinnerungen im persönlichen Ringen gleichsam sprachlich gewoben werden und einen leuchtenden Sprachteppich wie ebenso ein umfangendes Spinnennetz in Spannung und Neugierde ergeben. Da trifft in einzigartiger Weise eine Kraft und Zärtlichkeit der Sprache auf das Leben in aller Zerbrechlichkeit wie gemeinsamer Kraft der Schönheit.
„Elke Steiner fasst und erfasst das Herz von Sprache und Menschsein in einzigartiger Weise – tiefgründig, spannend, mitreißend!“
Walter Pobaschnig 10_21