
am Romanschauplatz_Malina_Wien
Orte sind für mich immer etwas zum Kennenlernen, Entdecken. Ich verbinde sie ganz stark mit Reisen.

Ich fühle mich auch schnell an Orten zuhause, weil ich immer viel unterwegs war.
Ich habe viel Tourneetheater gemacht und dabei verschiedenste Orte kennengelernt. Das ist sehr spannend und ich möchte auch bald wieder auf Tournee gehen. Es gibt konkrete Pläne dafür.

Ich liebe Wien, es ist eines meiner Daheims (neben meiner Geburtsstadt Linz und der Stadt Leipzig, in der ich aktuell lebe), ich habe lange hier gewohnt, immer liebend gerne. Es ist eine wunderschöne Stadt.


Ein Großteil meiner Freude lebt in Wien, dieser kulturell unglaublich tollen Stadt. Ich liebe den Wiener Schmäh, den Humor und habe hier auch für mehrere Kabarett-Programme Regie geführt. Ich mag die Mehlspeisen (lacht).

An vertrauten Orten, versuche ich, Menschen wiederzusehen und schöne Erinnerungen aufleben zu lassen, die mich wieder an diese Orte führen.

Neue Orte entdecke ich meist, indem ich vom Bahnhof rausgehe und mich dann immer geradeaus halte. Die meisten Städte, besonders in Deutschland, sind so angelegt, dass der Weg vom Bahnhof direkt in die Innenstadt führt. Da braucht es auch kein Fragen, sondern ich lasse mich da von meinem Gefühl leiten und wenn mich eine Gasse anspricht, spaziere ich da durch. Am besten einen Tag lang spazieren und einfach schauen in einer neuen Stadt (lacht).

Mich interessieren die Sehenswürdigkeiten in einer Stadt, die ich noch nicht kenne, aber mehr noch wie die Menschen leben und wie die normalen Gassen der Stadt aussehen.


Die Verbindung zu Menschen – auch an entfernten Orten – ist für mich stark mit direktem Kontakt, Reisebesuchen, verbunden. Ich war vor Corona oft hier in Wien und in Linz, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Dann waren es Telefongespräche, Verbindung über soziale Medien, die Besuche ersetzen mussten, aber den Kontakt hielten. Das war auch ein gegenseitiges Energiegeben. Ein Motivieren durchzuhalten. Einfach trotzdem füreinander da sein und Teil des Lebens der jeweils anderen Person bleiben.


Bei richtig guten Freunden ist es egal wie lange man sich nicht gesehen hat. Man trifft sich und es kommt einem vor, es wäre gestern gewesen als man sich zuletzt gesehen hat. Und man knüpft wieder an, das ist das Schönste (lacht).

Ich telefoniere auch gerne vor beruflichen Entscheidungen mit einer guten Freundin. Es ist hilfreich und gut da einen Austausch zu haben, auch mit jemandem, der nicht in der Kunst tätig ist.

Ingeborg Bachmann ist eine unglaublich beeindruckende Frau und Schriftstellerin. Ich mag ihre Sprache sehr.

Kunst führt für mich mehr zu sich selbst als dass man sich von sich selbst entfernt. Die Erarbeitung einer Rolle und deren Umfeld ist immer auch eine Selbstreflexion. Ich stelle mir immer auch die Frage: „Was habe ich mit dieser Person gemeinsam?“ Der Anspruch des Verstehens einer Rolle ist immer auch ein Blick in den Spiegel.




Reflexion ist im Theater und Schauspiel allgemein sehr wichtig, um sich nicht zu verlieren, die Bodenhaftung zu verlieren. Das ist etwa der Fall, wenn es Rollenabsagen oder auch viele Angebote gibt.



Der Weg zum Schauspiel – da gibt es tausend Möglichkeiten.








Ich habe mit sechszehn Jahren am Linzer Landestheater in einer der Jugendgruppen begonnen zu spielen und auch selbst Texte geschrieben. Und dann war es für mich sehr schnell klar, dass es das ist, was ich mein Leben lang machen will. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. In jedem anderen Beruf würde ich wahrscheinlich irgendwann krank und traurig werden, weil mir das Spielen und die Menschen im Theater und beim Film fehlen würden. Das würde ich gern verhindern (lacht).


Meine erste Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule klappte nicht, da ich frisch verliebt und mein Kopf ganz woanders war (lacht). Ich begann dann ein „Vernunftstudium“, habe aber ständig nebenbei gespielt, Workshops besucht, Privatlehrer gehabt, Veranstaltungen moderiert, Jonglageshows gemacht und alles getan, um zur Bühne zu kommen. Und dann mit 25 Jahren – einem Alter, in dem man an den meisten Schauspielschulen schon nicht mehr genommen wird – ergab sich durch einen Workshop die Möglichkeit, doch noch eine Schauspielausbildung zu machen – sogar mit staatlich anerkanntem Abschluss – und ich habe sofort alles hingeschmissen und mich ganz ins Schauspiel gestürzt. Ich habe das bisher keinen Tag bereut. Ich hatte auch das Glück, dass es nach der Ausbildung sehr schnell gut weiterging und ich davon leben konnte.







Ich bin von Linz nach Wien gezogen, um hier zu studieren, aber auch weil mich diese tolle Stadt einfach angezogen hat und habe hier auch die Schauspielschule besucht und bin dann noch einige Jahre geblieben. Natürlich gibt es in Wien viele Schauspielerinnen und Schauspieler und ich habe mich dann im ganzen deutschsprachigen Raum beworben. Ich habe viele Engagements in Deutschland bekommen und pendelte erstmal, bis ich nach Deutschland, jetzt Leipzig, zog. Ich habe da sehr viel mit der Kulturschule Leipzig, einem Kinder- und Jugendtheater, zusammengearbeitet und war etwa mit dem Stück „Ich.Anne“ auf Tourneereise an Schulen. In dem Stück hatte ich die Ehre, Anne Frank zu spielen. Auch Präventionstheater war da ein Schwerpunkt. Leipzig ist auch eine schöne Stadt und die Leute sind sehr gut gelaunt (lacht). Ich war aber auch mit anderen Tourneetheatern in ganz Österreich und ganz Deutschland unterwegs.

Der Roman Malina thematisiert das Leben, die Position der Frau in einer Männerwelt. Kann man sich als Frau da behaupten? In den 1960/70er geschrieben, ist das auch heute noch ein Thema. Es gibt noch viel zu tun und zu überwinden, aber ich denke, dass sich da auch hoffentlich noch ganz viel ändern wird.


Bei mir persönlich war die Position Frau/Mann beruflich nicht so ein Thema bisher. Ich verdiente etwa immer dasselbe wie meine Kollegen. Auch privat hatte ich selten mit dem Thema zu kämpfen, aber ich kriege rundherum sehr viel mit, was anderen Frauen passiert und bin darüber häufig ganz schön schockiert. In der Schulzeit begegnete mir mal ein Lehrer der sagte, das Fach Informatik wäre nichts für Frauen. So etwas weckt bei mir immer meinen Ehrgeiz und nach einem halben Jahr sagte er das nicht mehr (lacht). Auch so sind mir ab und zu mal Machos begegnet, aber zum Glück recht selten und ich wurde im Normalfall ganz gut mit ihnen fertig. (lacht) Was mir manchmal auffällt ist die Dreistigkeit mancher Männer in den sozialen Medien.




Das Thema Vernunft und Sehnsucht ist auch ein wesentliches Thema des Romans. Und wem ist da zu folgen? Malina oder Ivan?

Malina ist Mitbewohner, bester Freund, Supporter, der ihr hilft, ihr beisteht, mit dem sie über ihre Probleme reden kann, der sie aber auch nicht zu100 % versteht, wie auch, ihr Problem ist ja jenes einer Frau in einer Männerwelt, unter anderem, neben vielen Problemfeldern.

Malina ist die emotionale, positive Komponente. Aber da ist auch eine Strenge.
Ivan, da ist große Sehnsucht und Begehren, wie das Scheitern daran.

Ivan ist ein unerreichbares Wunschziel, das sie ständig vor Augen hat. Das ist ein kleines Bisschen vergleichbar mit einer Sachertorte in einer Vitrine, deren Schlüssel jemand weggeworfen hat. Und ich als Naschkatze sitze davor und komme nicht dran. (lacht)


Ivan macht es ihr nicht leicht. Er kann nicht aus seiner Haut wie sie nicht aus ihrer kann.

Es ist ein so großes Verlangen nach Ivan und sie kann über Alternativen nicht nachdenken.




Sie bekommt nicht das zurück, was sie Ivan gibt.








Wenn man merkt, dass man in einer Situation nicht glücklich werden kann, sollte man diese ändern. Auch wenn eine Änderung erstmal weh tut, irgendwann hört der Schmerz auf und die neue Situation ist dann hoffentlich viel besser als die vorige und bietet neue Möglichkeiten. Und wenn nicht, wird es eben Zeit, nach einer weiteren Alternative zu suchen.

Es ist für viele schon schwer einen ungeliebten Job aufzugeben und bei einer hochemotionalen Beziehung ist es natürlich doppelt schwer.



Ihr Ausweg ist Ausweglosigkeit. Es geht in Richtung Selbstmord.



Ich bin ein Mensch, der immer Auswege, Möglichkeiten zu sehen und zu gehen sucht und versucht, immer auch das Gute und Schöne zu sehen und wenn noch kein neuer Weg da ist, dann muss man sich eben einen schaffen. Wenn man wirklich will und mit ein Bisschen Optimismus an die Sache geht, dann gelingt das in den meisten Fällen.




Im Normalfall kann man heute sozial gesehen, persönlich wie gesellschaftlich, eine Beziehung auch beenden. Das ist anders als vor 50 Jahren mit den vielen noch größeren sozialen Abhängigkeiten.

Die Partner/innenauswahl ist heute ungleich größer, was es auch schwieriger machen kann. Das wirkt sich auch auf die Problemlösungsfähigkeit in einer Beziehung und den Willen dazu aus. Man „wischt“ da schnell weiter.




am Romanschauplatz_Malina_Wien
50 Jahre Malina _ Roman _ Ingeborg Bachmann _ im Gespräch und szenischem Fotoporträt:
Daniela Mitterlehner_Schauspielerin_Leipzig
https://filmmakers.de/daniela-mitterlehner
Station bei Ingeborg Bachmann_Romanschauplatz_Malina.
Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _Wien_9_2021.
Einfach Wunderbar 🤗🙏🥰
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