
Romanschauplatz Malina_Wien
Orte sind für mich meist mit Entspannung verbunden. Ich bin sehr gerne in der Natur. Es ist ein Ruhefinden von den Aufgaben des Alltags. Da ist auch viel Neugierde, Entdecken dabei. Orte eröffnen immer etwas, das man mitnehmen kann.

Jeder Ort hat eine Einzigartigkeit und diese inspiriert. Es ist ein Zauber.


An Orten entfaltet sich unser Menschsein. Es ist ein gutes oder negatives Gefühl, welches zu sich selbst bringt. Es ist eine Selbstfindung. Ich suche mir auch bewusst Orte aus.

Ich bin sehr spontan. Ich lasse mich gerne überraschen von Orten. Es ist spannend was es auslöst.

Bestimmte Orte, Städte schätze ich sehr. Etwa London, aufgrund der Möglichkeiten in Tanzstudios wie auch der Offenheit der Menschen. In Rom bezaubert mich die Architektur, die Gassen, die kleinen Cafès, einfach das Flanieren.





Ich bin sehr dankbar in Österreich, Wien aufgewachsen zu sein. Das betrifft Lebensqualität, Bildung, Gesundheitssystem, Kultur. Ich schätze das sehr, auch als Künstlerin. Es gibt viele Möglichkeiten.

Die Musikwelt Wiens genieße ich sehr und ich freue mich, da auch als Tänzerin einen Beitrag leisten zu dürfen.

Ich komme aus einer musikalischen Familie. Mein Vater ist Musiker und meine Eltern bemerkten früh mein Interesse für Musik und Bewegung. Ich war dann zehn Jahre in einer Tanzschule. Mit neunzehn Jahren habe ich dann einen Tanzverein gegründet und wir haben da verschiedenste Aktivitäten von Events bis Meisterschaften. Weitere Schritte waren dann eine Ausbildung im zeitgenössischen Tanz wie Tanzpädagogik. Ich bin ständig dabei mich tänzerisch weiterzuentwickeln, weil ich merke, dies ist das was mir Freude bereitet. Ich gehe aber auch einer weiteren Erwerbsarbeit nach, da der Berufsweg in der Kunst nicht einfach ist, um davon leben zu können. Aber ich spüre, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Der Tanz selbst ist sehr vielfältig. Es geht um Ausdruck, Gefühl wie um Performance, starke Linien. Es ist immer anders und schön seinen Körper kennenzulernen. Wo sind meine Grenzen, wie weit kann ich gehen und sich selbst dabei neu zu entdecken. Jede Herausforderung ist ein Schritt in der eigenen Entwicklung. Das ist in jedem Tanzstil so und für mich faszinierend.


Zu Ingeborg Bachmann gab es bisher wenig Bezüge. Jetzt in der Vorbereitung dieses Projektes, ist sie mir als sehr interessante Persönlichkeit begegnet.


50 Jahre nach Erscheinen des Romans gibt es gesellschaftlich noch immer viele Ungerechtigkeiten was Mann und Frau betrifft, etwa die Gehaltsschere. Diese ist nach wie vor sehr groß und sehr zu bedauern.

Es gibt immer wieder Erfahrungen, in denen es heißt „das kann eine Frau nicht, das kann man einer Frau nicht zumuten“, etwa in der Vergabe von Führungspositionen oder auch in der Selbständigkeit. Da gibt es immer wieder Bemerkungen, wie „Schaffst Du das? Kannst du das?“ Und ich denke mir, warum sollte ich das nicht können?

Es gibt Momente, in denen man es gesellschaftlich stark zu spüren bekommt, eine Frau und damit nicht dem Mann gleichgestellt zu sein.

Frauen setzen immer mehr deutliche Zeichen, um gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Ich bin froh jetzt zu leben.



Ich war in der Schule Gender-Beauftragte. Feminismus und die Möglichkeiten der Frau zu verbessern, sind mir nach wie vor ein Anliegen. Ich bin da auch sehr stur, wenn es um dieses Thema geht.



Ich spüre, dass wir in einem gesellschaftlichen Wandel sind, was die Sichtweisen von Frau und Mann betrifft, der noch lange andauern wird. Es ist ganz wichtig hartnäckig zu sein. Im eigenen Denken und dem Umdenken bei anderen. Das betrifft auch weitere gesellschaftliche Themen wie den Klimaschutz. Dahinterstehen und hartnäckig bleiben, heißt es da. Eine Aussage ist wichtig, aber Kontinuität ist dann entscheidend. In Gesellschaft wie Leben, und natürlich auch der Kunst.

Das Bild der „Frau am Herd“ hat sich zwar bei uns doch geöffnet und auch verändert. Aber weltweit ist der Stellenwert der Frau in vielen Regionen der Welt nach wie vor sehr gering.

Ich habe sehr starke Frauen in meinem Freundinnen Umfeld, welche die Erfüllung in der Partnerschaft als ein wesentliches Thema, das A und O sehen. Veränderung ist da ein großes Thema, das auch klar kommuniziert wird – „ich bin bereit zu Veränderungen, machen wir es gemeinsam aber wenn nicht, ich kann auch auf eigenen Beinen stehen:“ Es ist ein riesiges Thema.

Als Frau bin ich heute bereit zu sagen „es passt und es passt nicht“ und ich kann in einer erfüllten Partnerschaft oder auch als Individuum meinen Weg gehen.

Ein Lebenspartner ist jemand, der nicht nur eine bestimmte Bedürfnisrolle periodisch erfüllt, sondern es ist jemand, der einem im Leben in jeder Entwicklung begleitet, die man durchmacht, als Lebenswegbegleiter.

In Partnerschaft, Beziehung gibt es immer ein gemeinsames Bestreben nach Veränderung, Wachstum. Das ist im besten Falle ein gemeinsames Verändern.

Wenn es keine offene Kommunikation gibt, ist es oft ein Vorbeileben, in dem man die Bedürfnisse nicht mitbekommt.

Einen Menschen in den verschiedenen Lebensstadien an seiner Seite zu haben, ist sehr viel wert. Jeder Mensch kann einen solchen Partner finden. Ich sehe das nicht hoffnungslos (lacht).

Vertrauen, Verständnis, Ehrlichkeit, Unterstützung. Unsere Welt ist sehr schnelllebig, daher das sind essentielle Eigenschaften, die beide in eine Beziehung mitbringen sollten.

Liebe auf den ersten Blick wie im Roman? Ich bin da relativ kitschig. Das gibt es (lacht). Ich bin überzeugt, dass ein Mensch einen auf den ersten Blick, das erste Wort verzaubern kann. Es ist da nicht das braune oder blonde Haar sondern die Ausstrahlung, die einen umhaut. Für mich gibt es das auf jeden Fall (lacht).

Romanschauplatz Malina_Wien
50 Jahre Malina _ Roman _ Ingeborg Bachmann _ im Gespräch und szenischem Fotoporträt:
Lisa Karner_Tänzerin, Choreografin, Tanzpädagogin_Wien
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Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _Wien_6_2020.