Lieber Peter, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Da ich oft viele Projekte gleichzeitig habe, muss ich meine Tage fix strukturieren, um nicht die Übersicht zu verlieren. Wenn ich nicht gerade von Kärnten nach Wien oder Liechtenstein pendle, um meiner Arbeit als Sprecher oder Schauspielpädagoge nachzugehen sieht mein Tag, im schönen Kärnten, normalerweise so aus:
Mein Wecker klingelt um 06:45, ich stehe auf putz mir die Zähne und gehe eine Stunde laufen, danach dusche ich, zieh mich an und beginne meinen Tag mit einer Probe als Schauspieler oder Regisseur, als Lektor für Phonetik an der Universität Klagenfurt oder als Sprecher für das ÖSD.
Um 12:30 komme ich normalerweise dazu meine erste Mahlzeit zu mir zu nehmen. Nachmittags wenn es die Zeit erlaubt und ich gerade keine Termine habe, gehe ich schwimmen oder verbringe Zeit mit meiner Tochter.
Gegen 18:30 mache ich mich auf zu meiner nächsten Probe bei der ich Regie führe. 22:30 endet die Probe, ich fahre nach Hause und denke auf dem Nachhauseweg nochmal über die Szenen nach. Zuhause angekommen, versuche ich bei einem Film/Serie oder einem Videospiel abzuschalten. Nach der üblichen Hygiene-Routine lege ich mich ins Bett und lese noch 20 Seiten eines Buches bevor ich ins Reich der Träume entgleite.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Auch auf die Gefahr hin, dass es abgedroschen klingt, aber es ist die Liebe! Es war und ist das Einzige, das wichtig ist. Wir brauchen Liebe. Unsere Gesellschaft ist gerade durch die Corona Krise gespalten wie noch nie und Liebe ist die Brückenbauerin, die uns wieder vereint. Wir müssen bei diversen Themen, die die Welt bewegen, nicht immer einer Meinung sein. Wir sollten uns mit Liebe, Respekt und Wertschätzung begegnen, um unsere Gräben zu überbrücken.
Vor einem Aufbruch stehen wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater, Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Theater ist seit jeher ein Ort der Reflexion. Ob wir spielen oder zuschauen, das Theater führt uns immer zu uns selbst. Es rüttelt an unseren Moralvorstellungen, an unseren Überzeugungen und festigt oder zerstört diese. Gerade in unserem von Social Media geprägten Zeitalter habe ich im Gespräch mit Menschen immer öfter das Gefühl, dass ich nicht die tiefste Überzeugung eines Menschen zu hören bekomme, sondern eher den Algorithmus, der diese Person gefangen hält.
Das Theater, aber auch die Kunst im Allgemeinen durchbricht diese Barriere und spricht den Menschen direkt an. Es zwingt den Menschen, mit sich selbst ins Gericht zu gehen und setzt ihm dabei den härtesten Richter vor und zwar sich selbst. Bevor wir die Welt verbessern, sollten wir uns selbst verbessern.

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Dramatisches schreiben von Lajos Egri.
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Vielen Dank für das Interview lieber Peter, viel Freude weiterhin für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Peter Paul Beck_Schauspieler, Schauspielpädagoge, Theaterregisseur
Fotos_1 Wilfried Gebeneter ; 2 Mike Kunstek; 3 Alex Settari
13.7.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.