Ingeborg Bachmann zu spielen – Sandra Pascal in „Ein Geschäft mit Träumen“ _ Uraufführung_Theater auf der Heunburg_Kärnten 2018 – ist wie eine Unterwelt zu betreten. Ein Spiel mit Träumen und Sehnsucht. Wie ein Portal. Ich habe diese Welt geliebt. Es hat was von Schamanismus. Ist eine Energie, in die man eintaucht. Das ganz Besondere sind dann die Momente, wenn etwas aus einem heraustritt, das intellektuell nicht herstellbar ist. Schönheit und Erschütterung. Das ist das Theater und das ist Bachmann

Die Erzählerin in Malina ist stark im Moment, kann eintauchen in Atmosphäre, das ist pure Achtsamkeit, das ist wunderschön. Das ist ein Liebesbekenntnis an das Leben trotz aller Zerstörung, trotz allem Wahn.

Ingeborg Bachmann ist eine beeindruckende Persönlichkeit voller Widersprüche. Einerseits ist da Faszination anderseits auch Erschütterung, Distanz.
Gerade auch im Lesen von „Malina“ wird dies deutlich. Diese Verlorenheit, diese Abhängigkeit, diese unglaubliche Sehnsucht, Neugier, Angst, die sich im Roman vermittelt – es ist schwer Worte dafür zu finden.

Es ist düster. Ziemlich düster und dunkel. Ist das Liebe oder eine einzige Verzweiflung?

Eine absolute Kraft und Macht der Hingabe steckt im Roman. Wer traut sich so etwas schon?
Es ist eine ganz feine Art zu sehen, zu beschreiben in ihren Texten.

Malina sieht sie nicht wirklich. Deshalb sucht sie, Ivan sieht sie zumindest mehr als Malina.
Auch wenn Malina ein Spiegel-Ich ist, ist das Gesehen-Werden von außen und innen in der Sehnsucht nach Liebe zentral. Also das „Erkennen“, das ja im Jüdischen das Wort für Liebe ist.

Sie sehnt sich danach, nach diesem „im Licht sein“ und sie zerbricht daran.

Die Männer stehen auf dem Podest, Ivan wie Malina, sind unerreichbar, und sie selbst genügt nicht, ist nicht, nie gut genug. Muss sich verstecken, ist voller Angst, auch Wut, muss wieder in ihr Nest flüchten.





Dieses Warten, dieses Knien vor dem Telefon, Dieses stundenlange Warten, dieses Nicht-Atmen-Können bis er anruft. Und dann nur lieblose Halbsätze, weil sie sich nicht traut Dinge auszusprechen.

Hauptsache er spricht. Hauptsache, er wendet sich an sie. Diese unglaubliche Abhängigkeit. Das ist spannend als Schauspielerin zu spielen, aber als Mensch, Frau, ist das furchtbar anstrengend – ich will so eine Liebe nicht!


Malina ist ein Ruhepol, sie braucht auch das. Er ist ein Fels. Aber auch kalt wie ein Fels.
Ivan hat auch eine Leichtigkeit. Das ist viel.


Unglück ist zeitlos. Es gibt auch heute Frauen und Männer, die darum kreisen.

Man braucht Kraft, um diesen Roman zu lesen.

Ingeborg Bachmann schreibt, weil sie schreiben muss.



Mich interessiert das Schöne, die Hoffnung, die Neugier. Ich will sinnstiftende Geschichten spielen.

Liebe muss eine aufrechte Begegnung sein. Den Anderen wirklich sehen, nicht nur sein Bild. Wirklich sehen, so wie er ist. Sich mit sehr viel Respekt und Liebe begegnen.

In absoluter Freiheit lieben. Das können nur ganz wenige.

Die meisten Menschen sind zu ängstlich für die Liebe.

50 Jahre Malina _ Roman _ Ingeborg Bachmann _ im Gespräch:
Sandra Pascal, Schauspielerin _Station bei Ingeborg Bachmann.
Alle Fotos/Interview_Walter Pobaschnig _ Hotel Regina_Wien_24.2.2021

Walter Pobaschnig _ 3_2021