„Ganz kurz: Stay tuned!“ Martin Meyer, Schriftsteller, Bamberg/D 12.2.2021

Lieber Martin, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Da ich meinen erlernten Beruf gesundheitsbedingt habe aufgeben müssen, hat sich mein Tagesablauf durch Corona nur wenig verändert. Ich schreibe vor allem am späten Vormittag und späten Nachmittag; dazwischen erledige ich Sachen, die man eher beiläufig tut, Social Media zum Beispiel. Doch steht durch Corona nun einmal in der Woche Home-Schooling an, nicht bei uns daheim, sondern bei Nichten und Neffen. Da ich wegen einer schweren Erkrankung meiner Frau stets koche, einkaufe und chauffiere, ist es nicht an allen Tagen gleich.

Martin Meyer, Schriftsteller, Musiker

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Geduld und Empathie. Geduld ist in unserer globalisierten, schnelllebigen Welt zu einem arg knappen Gut geworden, desgleichen die Empathie. Jeder und jede Einzelne sowie auch die Gesellschaft als Ganzes bedürfen dieser Tugenden in diesen Zeiten mehr als je zuvor. Sie sind daher auch conditio sine qua non dafür, dass Individuum und Gesellschaft unbeschadet, hoffentlich sogar gestärkt, aus dieser Krise hinauskommen.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Musik, der Kunst an sich zu?

Kunst aller Gattungen ist seit jeher ein Seismograph des Mikrokosmos Mensch und des Makrokosmos Gesellschaft – ob Literatur oder Musik, bildende Kunst, Theater, Tanz oder Architektur. In der Kunst kann sich Individuelles ungehindert und schöpferisch Bahn brechen in dieser globalisiert uniformen Welt. Daher ist mir um den einzelnen Künstler, die einzelne Künstlerin nicht bange. Mehr Sorge beschleicht mich über die institutionelle Kunst, die Theater, Orchester, Ballette und Museen. Auch hier ist aber jeder einzelne Künstler, jede einzelne Künstlerin mit in der Pflicht. Wir zusammen müssen darauf dringen, dass es solche Räume der Kunst auch nach Corona ungeschmälert gibt.

Was liest Du derzeit?

Als Sachbuch lese ich gerade „Salon Deutschland. Geist und Macht 1900-1945“ von Wolfgang Martynkewicz.

An Romanen „Lügenbilder“ von Kerstin Lange, das ist ein aktueller Krimi, der im pfälzischen Speyer spielt und in die Nazizeit zurückreicht. Und „Die Ewigkeit des Augenblicks“ von Stefanie Hohn, ein überaus lesenswerter Roman, der von dem französischen Bildhauer Rodin inspiriert ist.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ganz kurz: Stay tuned! Mir gefällt dieser Impuls, weil er mehr meint als nur das Durchhaltevermögen. Mit ihm ist man auch stets gut gestimmt, ähnlich wie bei „Good vibes/vibrations“. Ich bin ja auch Musiker, ich weiß genau, wovon ich da spreche.

Martin Meyer, Schriftsteller, Musiker

Vielen Dank für das Interview lieber Martin, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Musikprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

Ich habe zu danken.

5 Fragen an Künstler*innen:

Martin Meyer, Schriftsteller

Martin Meyer – Autor Martin Meyer (sprachklangwelten.de)

Fotos_Manuela Obermeier

19.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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