„Jedenfalls möchte ich keinen Corona-Roman lesen“ Marcus Jensen, Schriftsteller_Berlin 6.2.2021

Lieber Marcus, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Glücklicherweise wenig anders als sonst. Ich schreibe an eigenen Texten, und zum Broterwerb lektoriere ich Texte anderer. Meine Frau – selber Autorin – wohnt schräg über die Straße, wir sehen uns täglich, treffen zur Zeit selten Freunde, gehen halt ab und zu einkaufen. Das ist der Vorteil, wenn man eh schon ‚HomeOffice‘ betreibt und Katzen statt Kinder hat.

Marcus Jensen, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich muss tatsächlich oft daran denken, dass meine Eltern – beide über achtzig – den Zweiten Weltkrieg überlebt haben und die Nachkriegszeit. Das prägt. Das hilft im Lockdown. Wir sollten cool bleiben. Und hoffen, dass die Impfungen so richtig losgehen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Besonders hart trifft es gerade die, die das Beste tun, die eng am Menschen sind. Und ich fürchte, wesentlich wird sich nichts ändern, Impfungen und Medikamente werden das Problem lösen. Was die Literatur betrifft: Lassen wir uns wie immer überraschen, jedenfalls möchte ich keinen Corona-Roman lesen.

Was liest Du derzeit?

Josef Winklers ‚Domra‘ und Jean Lopez‘ ‚Den Zweiten Weltkrieg verstehen‘ und Chet Van Duzers „Sea Monsters on Medieval and Renaissance Maps“. Schöne krasse Mischung, aber das ist immer so.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ein Zitat von Richard Nixon. Meine erste politische Kindheitserinnerung ist nicht Brandts, sondern Nixons Rücktritt, wenige Monate später. Die Amerikaner haben eben diese Inszenierungs-Gabe, die einem Siebenjährigen imponiert. Sein rattenartiges Grinsen, sein halb verächtliches Winken, bevor er hinter dem Weißen Haus in den Hubschrauber stieg und entflog. 1974 dachten doch alle, schlimmer könne es nicht werden. In seinem berühmten Interview mit David Frost drei Jahre danach entlarvte Nixon sich selbst: „Well, when the president does it … that means that it is not illegal.“ Und was für ein Intellektueller war dieser Mann im Vergleich zum jetzigen Präsidenten, der noch immer ein paar Tage Zeit hat, um der Welt zu zeigen, wer er ist.

Vielen Dank für das Interview lieber Marcus, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Marcus Jensen, Schriftsteller

https://mj67.de

Marcus Jensen – Autorenlexikon (literaturport.de)

Foto Porträt_Gerald Zörner. Text_Marcus Jensen.

13.1.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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