Liebe Maria, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Das frühe Aufstehen wegen der Kinder erhält mir glücklicherweise die Tagesstruktur, dennoch fühlt sich alles anders an. Das Leben ist gewissermaßen geschrumpft worden, und die Reduktion auf die eigenen vier Wände als „Input“ nervt. Das Unterrichten an der
Schauspielschule findet m.o.w. virtuell statt, stundenlanges Sitzen vor dem Bildschirm ist eigentlich genau das, was ich nie wollte, und ersetzt den Live-Unterricht niemals. Zudem nehme ich Hörbücher auf (wieder vor dem Kastl)… Außerdem war ich zu dieser Jahreszeit noch nie so viel draußen wie jetzt und alle Wege mach ich mit dem Fahrrad, trotz Kälte. Nach Weihnachten beginne ich mit Proben, nicht wissend, wann und wie dann gespielt werden darf, trotzdem ist die Vorfreude riesig.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Nicht in geistige Isolation zu verfallen, sich, auch wenn es manchmal
Überwindung kostet, auszutauschen!
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater, Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Ich glaube, es wird wichtig sein die Spaltung in der Gesellschaft, das gegenseitige Verurteilen, das so stark spürbar ist, wieder aufzulösen. Und wie immer wird hoffentlich das Theater dazu beitragen diese Spannungen zu thematisieren, zu übersetzen und eine Möglichkeit bieten, sie auch abzubauen, und sei es nur für den/die Einzelne(n).
Was liest Du derzeit?
„Kaputt“ von Curzio Malaparte, über den Untergang Europas im 2.
Weltkrieg.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Time, thou must untangle this…!“
Vielen Dank für das Interview liebe Maria, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an KünstlerInnen:
Maria Fliri, Schauspielerin
Maria Fliri – Schauspielerin | Aktuell
Fotos_Elisa Unger
22.12.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.