Liebe Isabella, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Mein Tagesablauf hat sich nicht wesentlich verändert. Durch den Lockdown habe ich jedoch der Achtsamkeit wieder mehr Gewicht zukommen lassen. Ich nehme mir für alles bewusst mehr Zeit. Mehr Zeit für meine Kunst,, mehr Zeit zu recherchieren, skizzieren, für Literatur, mich weiterzubilden.

Ich genieße es, in Kärnten leben zu dürfen. Wir haben die Möglichkeit, die Natur quasi vor der eigenen Haustüre genießen zu können.

Die Vorweihnachtszeit lädt zudem ja wie immer dazu ein, sich wieder mehr an das Zuhause, an und über sich selbst zu besinnen.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Weiterzumachen mit dem, was einem wichtig ist. Gegenseitiger Respekt, mehr füreinander da zu sein. In meinem Umfeld spüre ich eine deutliche Veränderung im Miteinander. Menschen, die darauf zurückkommen, sich gegenseitig zu helfen, zu stützen. Die Ellbogentechnik hat meiner Meinung nach ausgedient. Wir haben erfahren, dass wir alle verletzbar sind. Im Grunde genommen erleben wir alle dasselbe, nur wie wir damit umgehen, macht uns aus! (… um an Viktor Frankl zu erinnern. )

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst zu?
Am meisten lernt man in Krisenzeiten und ich denke, dass sich derzeit alles im Umbruch befindet. Alles, was bisher „richtig“, bzw. wichtig war, hat heute schon kein Gewicht mehr. Das verunsichert die Menschen und ich denke gegenseitige Empathie und Vertrauen können uns Sicherheit geben.

Durch die physische Distanz gewinnt die emotionale Nähe wieder mehr an Bedeutung.

Kunst geht mit dem Leben und sie wird in Zukunft weiterhin die Zeit widerspiegeln, in der wir leben, auf welche verschiedensten Arten auch immer. Das Leben und diese herausfordernde Zeit macht etwas mit uns und das wird sich auch in der Kunst zeigen.

Dazu fällt mir ein Zitat ein, dessen Herkunft mir nicht bekannt ist: „Wenn du sie liebst, dann mach sie nicht kaputt!“
Und das ist so mit der Kunst, der Erde, dem Klima, der Umwelt, der Natur, den Menschen, den Tieren.
Jeder Tag ist ein Neuanfang, mit der Chance, es wieder ein wenig besser machen zu können.

Was liest Du derzeit?
Ich lese derzeit ein Buch von Michaela Carter DIE SURREALISTIN
Ein Roman , der das Leben und Lieben der Surrealistin Leonora Carrington und deren Einstieg in die Pariser Künstlerszene mit Max Ernst, Picasso, Dali …. in den 1940er Jahren beschreibt. Ein wundervoller Roman über und von einer wundervollen Frau!
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„So viele ihrer Visionen sind hier ausgestellt – es ist ein bisschen, als habe sie vergessen, ihre eigene Haut überzuziehen. „
„Ich habe lange genug gelebt, um noch mitzubekommen, dass die Welt wenigstens beginnt, uns wahrzunehmen – als Künstlerinnen, meine ich, nicht als Inspiration für Kunst, diese fürchterliche Vorstellung von einer Muse!“

Vielen Dank für das Interview liebe Isabella, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an KünstlerInnen:
Isabella Paier, Künstlerin
Alle Fotos_Isabella Paier.
13.12.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.