Liebe Elisabeth, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Im Sommer stand ich um 6 Uhr auf. Nach ein paar Sammlungsmomenten mit Kaffeegeschmack begab ich mich ins Atelier zur Vorbereitung auf die Workshops für meine Sommercampkinder. Und so glitt der Tag voran und ich in ihm – unter Trost, Zuspruch, Ermunterung und Fokus auf das Tun.
Mit Dankbarkeit stellte ich mich dem Erwartungsfluss junger, gelangweilter Menschen, holte sie ab und fuhr sie hin zum Eigenen, manchmal auch Sperrigen, Widerständigen. Um 16 Uhr schloss das Camp und ich war erschöpft, glücklich, müde, beschenkt.
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Sich selbst wahrzunehmen im Kontext der Welt und niemals mit einer Selbstflucht voller Projektionen zu handeln und anderen – Dingen, wie Menschen – dadurch zu schaden, weil man den eigenen Seelenpalast nicht eingerichtet hat.
Wichtig ist hinzuhören, hinzusehen, hinzuspüren. Was braucht die Welt an Heilung? Was ich? Was wir alle?
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Textilkunst, der Kunst an sich zu?
Ein Neubeginn kann dort stattfinden, wo etwas Altes zu Ende ist.
Ich kann nicht sehen, dass die Gier endet, die Dummheit, die Manipulation der Massen und die daraus folgende Zerstörung gewachsener Natur und Kultur.
Wesentlich ist aber trotzdem, nicht zu resignieren. Immer wieder das „Gewirke“ des eigenen Herzens spüren. Woraus bin ich selbst „gestrickt“ und in welchem Zustand befindet sich meine „linke“ Stoffseite, meine „verkehrte“ Seite.
Sich mit Textilien zu beschäftigen heißt pure Achtsamkeit, Langsamkeit, heißt das Werden spüren, das Mögliche wahrnehmen, den roten Faden stets im Auge behalten, das Gesamte erahnen und es gleichzeitig erst wachsen lassen. Das kann die Textilkunst.
Was liest Du derzeit?
„Wut“ von Salman Rushdie
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Peter Handke
„Lass dich ein und verachte den Sieg.“
Vielen Dank für das Interview liebe Elisabeth, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen vielfältigen Kunst- und workshop Projekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an KünstlerInnen
Elisabeth Rössler_Künstlerin
Alle Fotos_Elisabeth Rössler
12.8.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.
Ich hab eine große Freude dich zu kennen und dass du bei uns mit deiner galerie im Haus bist! Weiters viel Erfolg!
Wünscht dir fritz
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Lieber Fritz – es ist ein schönes Gefühl so toll von den Menschen in meiner Umgebung geachtet und angenommen zu werden!!! Danke!
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